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I g o r K a m e n z - Gesellschaft Freunde der Musik

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Als <strong>der</strong> junge Tzvi Avni nach Palästina kam, gab es nochkeine israelische <strong>Musik</strong>. In den 20er und 30er Jahren hattenVolksliedkomponisten versucht, einen authentischenpalästinensischen Stil zu schaffen, <strong>der</strong> bis dahin den starkenrussischen Einfluß ablösen sollte. Mehr als 100 israelischeVolkslie<strong>der</strong> aus diesem Fundus hat Avni später fürOrchester bearbeitet.Nach dem Zweiten Weltkrieg - als Avni seinen künstlerischenWerdegang begann - wurde in Israel um eineNationalmusik gestritten. Jede Komposition wurdedanach beurteilt, ob und wie weit sie zur Entwicklung <strong>der</strong>Nationalmusik etwas beitrug. „Die nationaljüdischeBewegung, <strong>der</strong> Zionismus, proklamierte die Rückkehrzum Osten, wobei <strong>der</strong> Osten in bezug auf musikalischeParameter nur vage und unterschiedlich als die <strong>Musik</strong>nahöstlicher, hauptsächlich jemenitischer, irakischer o<strong>der</strong>persischer jüdischer Gemeinden beschrieben wurde; aberauch Begriffe wie Sephardische Juden, Arabische <strong>Musik</strong>,sogar generell Mediterrane <strong>Musik</strong> wurden genannt. Überdieswar man allgemein wenig geneigt, sich vom europäischenErbe loszusagen, und so wurde ein subtiles Ost-West-Gleichgewicht angestrebt.“ (5) Der Klang und dieRhetorik des mo<strong>der</strong>nen Hebräischen sowie die Szenerieund das Licht <strong>der</strong> Mittelmeersonne sollten die charakteristischenMerkmale <strong>der</strong> israelischen <strong>Musik</strong> sein, wie <strong>der</strong>Komponist Alexan<strong>der</strong> Boskovitch for<strong>der</strong>te (6).Avnis künstlerischer Weg wurde von diesen Diskussionenum die nationalen Strömungen israelischer <strong>Musik</strong> beeinflußt.Abel Ehrlich und Mordechai Secher - beide warenin Deutschland geboren und emigrierten in den 30erJahren nach Palästina - wurden seine ersten Lehrer. Sieschrieben wie Paul Ben-Haim, ein ehemaliger Assistentvon Bruno Walter und Hans Knappertsbusch, Avnis dritterLehrer, im sogenannten mediterranen Stil, <strong>der</strong> sichneoklassisch gab, modale Tonleitern nutzte und von arabischenAnklängen geprägt war.Avnis Frühwerk stand damals aber auch unter demEinfluß <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> von Béla Bartók, Maurice Ravel undClaude Debussy. Doch früh schon - vor allem durch denKontakt mit Oedon Partos - wurde Avni, <strong>der</strong> immer neugierigwar, von <strong>der</strong> europäischen Avantgarde <strong>der</strong> erstenHälfte unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts, von <strong>der</strong> <strong>Musik</strong> <strong>der</strong> ZweitenWiener Schule beeinflusst, von Anton Webern undArnold Schönberg. Daneben setzte sich bei ihm ein Willezur Weiterentwicklung jüdischer <strong>Musik</strong> durch, die ausseiner Überzeugung heraus vor allem durch das melodischeMoment geprägt ist. „Ich denke, daß die Juden einbeson<strong>der</strong>es Bedürfnis nach Melodie haben, mehr als nachHarmonie“(7). Den modischen Mittelmeer-Stil wollte erdabei überwinden und weiterführen. Er sah die Gefahrdes Provinziellen in dieser Synthese von nahöstlichenIdiomen. Es drängte ihn, mehr von <strong>der</strong> Avantgardeaußerhalb Israels zu erfahren: Ab 1962 setzte er seineStudien in den Vereinigten Staaten von Amerika fort, amColumbia-Princeton Electronic Music Center beiVladimir Ussachevsky und in Tanglewood bei AaronCopland und Gunter Schuller. In Amerika traf er sogarnoch Edgard Varese, kurz vor dessen Tod. Varese hatteihm geraten, er solle sich mit elektronischer <strong>Musik</strong> befassen.Und Copland hatte ihm in Tanglewood gesagt: „Youare going to be mixed up here“.(8).Die USA-Reise brachte sein musikalisches Weltbild insWanken. Es war aber ein heilsamer Schock, wie Avnimeinte (9). Der USA-Aufenthalt eröffnete weite, neueHorizonte. Er lernte die Lektion <strong>der</strong> Avantgarde gut. Für56

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