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biogas kann's - Fachverband Biogas e.V.

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BIOGAS KANN‘S<br />

Informationen, Argumente und Potenziale<br />

1


IMPRESSUM<br />

www.<strong>biogas</strong>.org<br />

Redaktion:<br />

Andrea Horbelt,<br />

Manuel Maciejczyk,<br />

Bastian Olzem,<br />

Stefan Rauh<br />

<strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> e. V.<br />

V.i.S.d.P.: Claudius da Costa Gomez<br />

Konzept/Gestaltung:<br />

Gröschel_Geheeb_ Responsible Branding<br />

GmbH, Berlin<br />

Bilder:<br />

Grafiken und Abbildungen soweit nicht anders<br />

angegeben <strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> e.V.<br />

Druck:<br />

DMZ Druckmedienzentrum, Moosburg<br />

<strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> e. V.<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

85356 Freising<br />

Tel.: 08161 - 98 46-60<br />

Fax: 08161 - 98 46-70<br />

E-Mail: info@<strong>biogas</strong>.org<br />

Hauptstadtbüro<br />

Schumannstr. 17<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030 - 27 58 179-0<br />

Fax: 030 - 27 58 179-29<br />

E-Mail: berlin@<strong>biogas</strong>.org<br />

INHALT<br />

Stand: Oktober 2011 Erläuterung der Farben im Text:<br />

Graue Textpassagen erklären die Hintergründe,<br />

schwarze beinhalten Basisinformationen<br />

zur <strong>Biogas</strong>nutzung.<br />

INHALTSVERZEICHNIS Seite 3<br />

BIOGAS IN ZAHLEN Seite 4-5<br />

WAS IST BIOGAS Seite 6-8<br />

WAS KANN BIOGAS Seite 9-13<br />

LANDWIRTSCHAFT, NATUR-<br />

UND KLIMASCHUTZ Seite 14-21<br />

FARBE INS FELD Seite 22-23<br />

WIRTSCHAFTSMOTOR Seite 24-27<br />

RAHMENBEDINGUNGEN Seite 28-31<br />

POTENZIAL UND Seite 32-33<br />

PERSPEKTIVEN<br />

FAKTEN STATT VORURTEILE Seite 34-37<br />

DAS 1X1 DES BIOGAS Seite 38<br />

KONTAKT Seite 39<br />

3


4<br />

BIOGAS IN ZAHLEN<br />

<strong>Biogas</strong> trägt zur Stromversorgung bei<br />

Im Jahr 2011 werden rund 18 Milliarden Kilowattstunden<br />

(kWh) Strom aus <strong>Biogas</strong> erzeugt.<br />

Dies entspricht knapp 18 Prozent des Stroms aus<br />

Erneuerbaren Energien und rund 3,5 Prozent<br />

des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland.<br />

Im Durchschnitt werden 2011 mehr als fünf Millionen<br />

Haushalte mit Strom aus <strong>Biogas</strong> versorgt.<br />

<strong>Biogas</strong> versorgt uns mit Wärme<br />

Bei der Stromproduktion im Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) entsteht als Koppelprodukt Wärme – im<br />

Jahr 2011 sind es rund 18 Milliarden kWh. Damit<br />

werden schon heute mehr als 530.000 Haushalte<br />

CO 2 -neutral beheizt.<br />

<strong>Biogas</strong> macht mobil<br />

Zu Biomethan aufbereitetes <strong>Biogas</strong> kann wie Erdgas<br />

als Kraftstoff genutzt werden. Der Einsatz von<br />

Biomethan in Erdgasfahrzeugen ist ohne technische<br />

Anpassungen möglich. Anfang 2011 waren<br />

mehr als 90.000 mit Erdgas betriebene Kraftfahrzeuge<br />

in Deutschland zugelassen. Knapp 200<br />

der rund 900 hiesigen Erdgastankstellen bieten<br />

bereits einen Biomethan-Anteil zwischen fünf<br />

und 100 Prozent an.<br />

<strong>Biogas</strong> als Erdgasersatz<br />

Aufbereitetes <strong>Biogas</strong> kann problemlos ins Erdgasnetz<br />

eingespeist werden. Damit lässt sich<br />

einerseits der Ort der Gaserzeugung vom Ort<br />

der Verwertung entkoppeln und andererseits<br />

das Gasnetz als riesiges Speicher- und Transportmedium<br />

nutzen. Ende 2011 speisen rund 60<br />

Anlagen circa 260 Millionen Normkubikmeter<br />

Biomethan ins deutsche Erdgasnetz.<br />

<strong>Biogas</strong> ist gut für´s Klima<br />

Mit der Substitution von Strom und Wärme aus<br />

fossilen Energieträgern durch <strong>Biogas</strong> können im<br />

Jahr 2011 knapp zwölf Millionen Tonnen klimaschädliches<br />

CO 2 eingespart werden. Bei der Verwendung<br />

von Gülle für die <strong>Biogas</strong>produktion<br />

werden zusätzlich die stark klimaschädlichen<br />

Methanemissionen aus der Güllelagerung und<br />

-ausbringung weitgehend vermieden.<br />

Gärprodukte ersetzen industriell<br />

hergestellten Mineraldünger<br />

Beim Vergärungsprozess in <strong>Biogas</strong>anlagen bleiben<br />

die mineralischen Nährstoffe erhalten und<br />

werden als hochwertiger Dünger wieder auf den<br />

Acker ausgebracht. Damit werden regionale Stoffkreisläufe<br />

geschlossen. Durch den Ersatz eines<br />

Kilogramms mineralischen Stickstoffdüngers können<br />

mehr als sechs Kilogramm CO 2 eingespart<br />

werden, die bei der Produktion des Mineraldüngers<br />

entstanden wären.<br />

<strong>Biogas</strong> ist ein Multitalent:<br />

Aus <strong>Biogas</strong> lässt sich sowohl Strom<br />

und Wärme als auch Kraftstoff<br />

gewinnen. Ebenso kann es als Erdgasäquivalent<br />

genutzt werden.<br />

<strong>Biogas</strong> ist regionaler Mittelstand<br />

Zwei Drittel des Branchenumsatzes fließen direkt<br />

in die Region und unterstützen damit die regionale<br />

Wertschöpfung. Der Branchenumsatz, der<br />

durch Neubau, Reparaturen, Betrieb und Substratbereitstellung<br />

im Jahr 2011 erwirtschaftet<br />

wird, beträgt knapp sechs Milliarden Euro.<br />

Sichere Arbeitsplätze durch <strong>Biogas</strong><br />

Im Jahr 2011 sind mehr als 40.000 Menschen<br />

im Anlagenbau, im Service und Betrieb, bei der<br />

Wartung der <strong>Biogas</strong>anlagen und im Anbau der<br />

Energiepflanzen tätig. Diese Arbeitsplätze entstehen<br />

vor allem regional und in der Landwirtschaft.<br />

Für den Landwirt bedeutet der Betrieb<br />

einer <strong>Biogas</strong>anlage eine sichere und langfristig<br />

kalkulierbare Perspektive. Durch die im Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) festgeschriebene<br />

garantierte Vergütung über 20 Jahre lassen<br />

sich Agrarpreis-Schwankungen in der konventionellen<br />

Landwirtschaft mit der <strong>Biogas</strong>anlage<br />

ausgleichen.<br />

Errichtung einer <strong>Biogas</strong>anlage<br />

Deutsche <strong>Biogas</strong>-Unternehmen sind<br />

weltweit führend<br />

<strong>Biogas</strong> „Made in Germany“ ist gefragt. Als Weltmarktführer<br />

in dieser zukunftsweisenden Technologie<br />

sind deutsche Firmen in vielen Ländern<br />

der Erde tätig. Im Jahr 2011 generieren sie rund<br />

zehn Prozent ihres Umsatzes (500 Millionen<br />

Euro) durch das Auslandsgeschäft.<br />

5


6<br />

WAS IST BIOGAS<br />

SO ENTSTEHT BIOGAS:<br />

<strong>Biogas</strong> entsteht in <strong>Biogas</strong>anlagen durch den<br />

biologischen Abbau von Biomasse – vor allem<br />

von landwirtschaftlichen Substraten wie Gülle<br />

und Stallmist oder Energiepflanzen (Mais, Roggen,<br />

Zuckerrüben, etc.). Neben den genannten<br />

Stoffen kann <strong>Biogas</strong> auch aus organischen<br />

Reststoffen aus Landkreisen, Städten und Gemeinden,<br />

beispielsweise aus Rasenschnitt, Speiseresten<br />

und Nebenprodukten aus der Lebensmittelherstellung<br />

erzeugt werden.<br />

In luftdicht abgeschlossenen Gärbehältern – den<br />

sogenannten Fermentern – entsteht durch den<br />

Vergärungsprozess mit Hilfe von Bakterien in<br />

mehreren Abbaustufen das <strong>Biogas</strong>. Die Bakterien<br />

gleichen denjenigen, die auch im Verdauungstrakt<br />

einer Kuh vorhanden sind.<br />

Gärprodukt<br />

als Dünger<br />

Gülle und Mist aus der<br />

Viehhaltung sowie Futterreste,<br />

Energiepflanzen und weitere<br />

organische Substrate<br />

Gärproduktlager<br />

Fermenter<br />

Blockheizkraftwerk<br />

produziert Strom<br />

und Wärme<br />

<strong>Biogas</strong>aufbereitungsanlage<br />

Gasnetzanschluss<br />

Erdgasnetz<br />

Privathaushalte werden<br />

mit Strom und Wärme<br />

versorgt<br />

Industrie und Gewerbe<br />

werden mit Strom und<br />

Wärme versorgt<br />

Tankstellen werden<br />

mit Biomethan beliefert<br />

7


8<br />

WAS IST BIOGAS<br />

BESTANDTEILE VON BIOGAS<br />

Wesentlicher, Energie bestimmender Bestandteil<br />

von <strong>Biogas</strong> ist wie beim fossilen Erdgas das<br />

brennbare Gas Methan (CH 4 ). In Abhängigkeit von<br />

den in einer <strong>Biogas</strong>anlage eingesetzten Gärsubstraten<br />

schwankt der Methangehalt des <strong>Biogas</strong>es<br />

zwischen 50 und 65 Prozent. Der zweite Hauptbestandteil<br />

von <strong>Biogas</strong> ist Kohlendioxid (CO 2 ) mit<br />

einem Anteil von 35 bis 50 Prozent.<br />

CHEMISCHE ANTEILE VON BIOGAS<br />

38% Kohlenstoffdioxid<br />

(CO 2 )<br />

55% Methan (CH 4 )<br />

Dabei handelt es sich um Klima neutrales CO 2 ,<br />

das die Energiepflanzen zuvor bei ihrem Wachstum<br />

der Atmosphäre entnommen haben. Weitere<br />

Inhaltsstoffe von <strong>Biogas</strong> sind Wasser (H 2 O),<br />

Sauerstoff (O 2 ) und Spuren von Schwefel (S 2 ) und<br />

Schwefelwasserstoff (H 2 S). Wird das <strong>Biogas</strong> in einer<br />

<strong>Biogas</strong>aufbereitungsanlage zu Biomethan mit<br />

einem Methangehalt von ca. 98 Prozent aufbereitet,<br />

so ist dieses Biomethan identisch mit den<br />

Eigenschaften von Erdgas.<br />

5% Wasser (H 2 O)<br />

1% Sauerstoff (O 2 )<br />

1% andere<br />

WAS KANN BIOGAS<br />

ANLAGENZAHL UND INSTALLIERTE ELEKTRISCHE LEISTUNG<br />

6000<br />

5000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

274<br />

450<br />

850<br />

1.300<br />

1.750<br />

2.680<br />

4.984<br />

7.000<br />

1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2010 2011<br />

STROM UND WÄRME<br />

50<br />

182<br />

333<br />

<strong>Biogas</strong> wird derzeit in Deutschland vor allem zur<br />

gleichzeitigen Strom- und Wärmeproduktion in<br />

Blockheizkraftwerken (BHKW), der so genannten<br />

Kraft-Wärme-Kopplung, genutzt. Im Jahr 2011<br />

liefern die rund 7.000 <strong>Biogas</strong>anlagen Strom<br />

für mehr als fünf Millionen durchschnittliche<br />

Haushalte, was einer Strommenge von knapp<br />

18 Milliarden Kilowattstunden (kWh) entspricht.<br />

Die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme<br />

wird entweder vor Ort zur Stall- und Wohnraumbeheizung<br />

oder zur Holztrocknung genutzt oder<br />

650<br />

3.711<br />

1.271<br />

1.893<br />

2.291<br />

5.905<br />

2.728<br />

Prognose<br />

2.200<br />

2.000<br />

1.800<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Anzahl <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

installierte elektrische Leistung (MW)<br />

über Nahwärmeleitungen an benachbarte Häuser<br />

verteilt. Mit Hilfe von innovativen Nachverstromungseinrichtungen<br />

wie Organic-Rankine-<br />

Cycle(ORC)-Anlagen kann aus der entstehenden<br />

Wärme zusätzlicher Strom gewonnen werden.<br />

Bei größeren Entfernungen zwischen Wärmeabnehmer<br />

und <strong>Biogas</strong>anlage kann das <strong>Biogas</strong> auch<br />

über so genannte Mikrogasleitungen zum BHKW<br />

geleitet werden. Diese „Satelliten-BHKW“ stellen<br />

eine effiziente und zukunftsträchtige Option dar.<br />

0<br />

9


10<br />

WAS KANN BIOGAS<br />

Es bestehen vielfältige Verwendungsmöglichkeiten<br />

für die Wärme, zum Beispiel<br />

• Beheizen von:<br />

– Wohnhäusern<br />

– Schulen<br />

– Industriegebäuden<br />

– Schwimmbädern<br />

– Gewächshäusern<br />

• Nutzung in industriellen Prozessen<br />

(Dampf, Trocknen, Kühlen)<br />

• Düngerherstellung<br />

• Nachverstromung<br />

Schwimmbäder sind gute<br />

Abnehmer für <strong>Biogas</strong>-Wärme<br />

BIOMETHAN ALS ERDGASERSATZ<br />

Statt vor Ort verstromt zu werden kann <strong>Biogas</strong><br />

auch durch CO 2 -Abscheidung und Reinigung<br />

aufbereitet und als so genanntes Biomethan<br />

direkt in das öffentliche Gasnetz eingespeist<br />

werden.<br />

Von dort wird es in der Regel auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) zur gekoppelten<br />

Strom- und Wärmenutzung in externen BHKWs<br />

eingesetzt. Die Entnahme des Biomethans aus<br />

dem Gasnetz geschieht an Stellen, wo eine optimale<br />

Wärmenutzung gewährleistet ist.<br />

Die Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt,<br />

bis zum Jahr 2020 jährlich sechs Milliarden Kubikmeter<br />

Biomethan ins Gasnetz einzuspeisen.<br />

Das entspricht knapp sieben Prozent des heutigen<br />

Erdgasverbrauchs in Deutschland. Bis 2030<br />

sollen es zehn Milliarden Kubikmeter sein.<br />

Bislang kommen jedoch die Biomethaneinspeisung<br />

und der Biomethanmarkt nur sehr schleppend<br />

in Gang. In erster Linie hängt dies mit dem<br />

unsicheren Investitionsrahmen für <strong>Biogas</strong>einspeiseprojekte<br />

zusammen. Um das Angebot an<br />

und die Nachfrage nach Biomethan anzukurbeln<br />

bedarf es eines Anschubinstruments, das die<br />

bislang fehlende Investitionssicherheit schafft.<br />

Die <strong>Biogas</strong>branche hat in einem achtmonatigen<br />

Entwicklungsprozess mit Unterstützung einer<br />

der führenden Kanzleien im Energierecht und<br />

unter Einbeziehung zahlreicher Marktakteure<br />

das Konzept für ein solches Anschubinstrument<br />

entwickelt.<br />

Mit dem Erneuerbaren Gas Einspeise- und<br />

Speichergesetz (EEGasG) würde über eine<br />

Abnahmepflicht und effiziente Vergütung mit<br />

Marktkomponente die für Investitionen in <strong>Biogas</strong>einspeiseprojekte<br />

notwendige Sicherheit<br />

geschaffen. Dadurch käme es zu einer Marktbelebung,<br />

die sowohl die Angebots- als auch die<br />

Nachfrageseite in einem Wechselbeziehungsprozess<br />

stärken wird. Ohne EEGasG würden<br />

die Ziele der Bundesregierung bei der <strong>Biogas</strong>einspeisung<br />

nicht annähernd erreicht werden.<br />

Aktuell sind etwa 60 <strong>Biogas</strong>einspeiseprojekte in<br />

Betrieb, weitere 20 befinden sich in Planung beziehungsweise<br />

im Bau. Der Anteil von Biomethan<br />

am Erdgasverbrauch liegt derzeit bei weniger als<br />

einem Prozent.<br />

GASNETZ ALS LANGZEITSPEICHER FÜR<br />

ERNEUERBARE ENERGIE<br />

Das gerade beschriebene Konzept des EEGasG<br />

bezieht nicht nur Biomethan ein, sondern auch<br />

Wasserstoff und Methan aus der Windstromelektrolyse<br />

bzw. der nachgeschalteten Methanisierung<br />

des „Windwasserstoffes“. Mit der Einspeisung<br />

dieses Erneuerbaren Gases ins Gasnetz<br />

kann die Energie über einen langen Zeitraum (ein<br />

Jahr) gespeichert werden. Da das Gasnetz über<br />

eine riesige Speicherkapazität verfügt, können so<br />

jahreszeitliche Schwankungen der Windstromerzeugung<br />

ausgeglichen werden.<br />

Über das EEGasG würde erstmals das zweite<br />

bereits vorhandene Energienetz – das Gasnetz<br />

– als Transportsystem und als riesiger sofort verfügbarer<br />

Langzeit-Speicher für Erneuerbare Energie<br />

in großem Umfang nutzbar gemacht. Die<br />

Kopplung von Strom- und Gasnetz wird helfen, die<br />

Herausforderungen der Energiewende an Speicher<br />

und Übertragungsnetzkapazitäten zu meistern.<br />

11


12<br />

WAS KANN BIOGAS<br />

KRAFTSTOFF<br />

Das aufbereitete Biomethan kann auch als<br />

hocheffizienter und klimafreundlicher Kraftstoff<br />

für Erdgas- beziehungsweise <strong>Biogas</strong>autos eingesetzt<br />

werden. Die Nutzung erfolgt zum Beispiel<br />

über die bestehenden Erdgastankstellen – Fahrzeugbesitzer<br />

tanken ein „virtuelles“ Gemisch<br />

aus Biomethan und Erdgas. Oder sie erhalten<br />

reines <strong>Biogas</strong> an einer Tankstelle, die direkt an<br />

eine <strong>Biogas</strong>anlage angeschlossen ist.<br />

100 Prozent Biomethan an der Erdgastankstelle München Flughafen<br />

Die erste reine <strong>Biogas</strong>tankstelle Deutschlands<br />

wurde 2006 im niedersächsischen Jameln eröffnet.<br />

Mittlerweile bieten knapp 20 Erdgas-<br />

Tankstellen 100 Prozent Biomethan an, rund<br />

175 weitere mischen Biomethan zu einem Anteil<br />

zwischen fünf und 50 Prozent zum Erdgas hinzu.<br />

Mit dem <strong>Biogas</strong> aus einem Hektar Mais fährt ein<br />

Erdgasauto rund 70.000 Kilometer.<br />

Damit ist <strong>Biogas</strong> der effizienteste biogene Kraftstoff<br />

mit einer nahezu CO 2 -neutralen Bilanz.<br />

Im Vergleich zu Benzin- und Dieselfahrzeugen<br />

reduziert Biomethan den Schadstoffaustausch<br />

(Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid, Stickoxide,<br />

etc.) um bis zu 80 Prozent und schont<br />

gleichzeitig den Geldbeutel aufgrund geringerer<br />

Betriebs- und Kraftstoffkosten im Vergleich zu<br />

fossilen Kraftstoffen.<br />

Roh<strong>biogas</strong> entsteht im Fermenter Foto: FHgitarre (flickr.com)<br />

STOFFLICHE VERWERTUNG<br />

Nach der Trennung von Methan (CH 4 ) und Kohlendioxid<br />

(CO 2 ) aus dem Roh<strong>biogas</strong> können<br />

beide Gasfraktionen stofflich verwertet werden.<br />

Methan beispielsweise lässt sich über chemische<br />

Synthesen zu Methanol, Wasserstoff oder anderen<br />

Kohlenwasserstoffe umwandeln. CO 2 kann<br />

als hochwertiger Pflanzendünger, Rohstoff für<br />

die Trockeneisherstellung oder als Grundlage für<br />

die Methanisierung von Wasserstoff aus Wind-<br />

oder PV-Strom zum Einsatz kommen.<br />

BIOGAS ALS SÄULE DER ENERGIEWENDE<br />

Aus <strong>Biogas</strong> kann kontinuierlich Energie (Biomethan,<br />

Strom und Wärme) erzeugt werden. Da<br />

sich <strong>Biogas</strong> gut speichern lässt, kann die Stromproduktion<br />

bei hohem Verbrauch im Stromnetz<br />

gezielt erhöht bzw. bei geringem Verbrauch<br />

gedrosselt werden. Die Strom- und Wärmeproduktion<br />

aus <strong>Biogas</strong> ist also sowohl grund- wie<br />

auch spitzenlastfähig.<br />

Als wichtiger Bestandteil der Erneuerbaren<br />

Energien ist <strong>Biogas</strong> eine entscheidende Regelgröße,<br />

die das erneuerbare Stromangebot<br />

komplettiert. <strong>Biogas</strong> kann Schwankungen der<br />

Stromproduktion aus Wind- oder Solaranlagen<br />

ausgleichen und trägt somit zu einer regenerativen<br />

Energievollversorgung maßgeblich bei.<br />

Dadurch reduziert <strong>Biogas</strong> die Abhängigkeit von<br />

fossiler Energie erheblich.<br />

13


14<br />

LANDWIRTSCHAfT, NATUR-<br />

UND KLIMASCHUTZ<br />

BIOGAS ALS EINKOMMENSALTERNATIVE<br />

IN DER LANDWIRTSCHAFT<br />

Die Produktion von <strong>Biogas</strong> gewinnt nicht nur<br />

als Zusatzeinkommen sondern auch als Haupteinkommensquelle<br />

in der Landwirtschaft an<br />

Bedeutung. Durch die im EEG festgelegten garantierten<br />

Vergütungssätze für 20 Jahre können<br />

landwirtschaftliche Betriebe eine Stabilisierung<br />

ihres Einkommens sicherstellen.<br />

Die regelmäßig eingehenden Stromerlöse bieten<br />

die interessante Option, mit dem Betriebszweig<br />

<strong>Biogas</strong> niedrige Erzeugerpreise (z. B. Milch, Getreide,<br />

etc.) auszugleichen. Das EEG fördert dabei<br />

im besonderen Maß Anlagenkonzepte, bei denen<br />

die am Standort vorhandene Gülle sinnvoll in der<br />

<strong>Biogas</strong>anlage genutzt wird.<br />

Foto: pixelio zunami<br />

NUTZEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT<br />

Die Verwendung von Energiepflanzen entlastet<br />

die klassischen Nahrungsmittelmärkte. Aufgrund<br />

der Überproduktion in der EU sanken<br />

die Preise für Agrarprodukte seit Mitte der 80er<br />

Jahre kontinuierlich. Mit dem Ausbau der <strong>Biogas</strong>nutzung<br />

entwickelte sich ein neuer Absatzmarkt,<br />

von dem eine positive Wirkung auf die<br />

gesamte Landwirtschaft ausgeht.<br />

<strong>Biogas</strong> bietet eine Reihe hervorragender Wechselwirkungen<br />

gerade im Hinblick auf die Produktionsverfahren<br />

der Tierhaltung. Insbesondere die<br />

Viehhaltungsbetriebe mit Schweinen und Geflügel<br />

haben einen erheblichen Wärmebedarf. Hier<br />

kann die bei der Stromerzeugung in <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

als Koppelprodukt anfallende Wärme zur<br />

Stallbeheizung genutzt werden. Das gilt nicht<br />

nur für den landwirtschaftlichen Betrieb mit <strong>Biogas</strong>anlage,<br />

sondern in besonderer Weise auch<br />

für benachbarte Tierhaltungsbetriebe, die mit<br />

Wärme aus der <strong>Biogas</strong>anlage versorgt werden,<br />

z.B. über eine Wärme- oder Mikrogasleitung.<br />

Seit dem EEG 2009 fördert der Gesetzgeber<br />

besonders die Nutzung von Wirtschaftsdüngern<br />

(Gülle, Mist). Dieser Anreiz unterstützt<br />

eine enge Kooperation zwischen <strong>Biogas</strong>anlage<br />

und Tier-haltung. Gleichzeitig werden die klimaschädlichen<br />

Methanemissionen aus offenen Güllebehältern<br />

durch die energetische Nutzung der<br />

Gülle in <strong>Biogas</strong>anlagen weitgehend vermieden.<br />

Aktuell werden etwa 15 bis 20 Prozent der in<br />

Deutschland anfallenden Gülle in <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

vergoren.<br />

BIOGAS IM EINKLANG MIT DER<br />

LANDWIRTSCHAFT<br />

In vielen landwirtschaftlichen Familienbetrieben<br />

reichen die Kapazitäten häufig nicht aus,<br />

um eine <strong>Biogas</strong>anlage als zusätzliches Standbein<br />

zu betreiben: in Milchviehbetrieben sind<br />

die Arbeitskapazitäten mehr als ausgelastet, in<br />

Bullenmastbetrieben fehlen die Substratflächen<br />

und in Veredelungsbetrieben wirkt besonders die<br />

Kapitalverfügbarkeit begrenzend.<br />

Aus diesen und ähnlichen Gründen stellt der<br />

gemeinsamschaftliche Betrieb einer <strong>Biogas</strong>anlage<br />

eine interessante Alternative dar. Beteiligte<br />

Tierhaltungsbetriebe erreichen durch den<br />

Vergärungsprozess eine Aufwertung ihrer Gülle<br />

und können – bei zu starkem Tierbesatz und<br />

damit Gülleaufkommen – die <strong>Biogas</strong>anlage als<br />

„Börsenplatz“ für gülleverwertende Ackerbaubetriebe<br />

nutzen.<br />

15


16<br />

LANDWIRTSCHAfT, NATUR-<br />

UND KLIMASCHUTZ<br />

ENERGIEPFLANZEN<br />

In <strong>Biogas</strong>anlagen können vielfältigste Energiepflanzen<br />

eingesetzt werden. Neben klassischen<br />

<strong>Biogas</strong>substraten wie Maissilage, Getreide-GPS<br />

(Ganzpflanzensilage) oder Grassi lage werden<br />

vermehrt auch alternative Kulturen angebaut.<br />

Beispiele hierfür sind Rüben und Hirsen, aber<br />

auch ganz neue Pflanzenarten wie die Durchwachsene<br />

Silphie, Szarvasigras oder Wildpflanzen,<br />

deren Anbau und Einsatz derzeit erprobt<br />

werden. Häufig werden Energiepflanzen als<br />

alleinige Hauptfrucht angebaut. In manchen<br />

Regionen bietet sich aber auch der Anbau von<br />

zwei Kulturen nacheinander an: Beispielsweise<br />

kann nach der Ernte von Grünroggen im späten<br />

Frühjahr noch Mais oder Hirse eingesät und im<br />

Herbst geerntet werden. Entscheidend für einen<br />

langfristig hohen Biomasseertrag ist die Zusammenstellung<br />

einer sinnvollen Fruchtfolge, die<br />

dafür sorgt, dass die Fruchtbarkeit des Bodens<br />

erhalten bleibt.<br />

Einen Baustein können dabei auch Zwischenfrüchte<br />

und Untersaaten bilden, die im Winter<br />

den Boden bedecken und damit die Erosion<br />

verringern. Positiver Nebeneffekt ist, dass der<br />

Aufwuchs ebenfalls in einer <strong>Biogas</strong>anlage energetisch<br />

genutzt werden kann. Selbstverständlich<br />

erfolgt auch der Anbau der Energiepflanzen nach<br />

den Vorgaben der guten fachlichen Praxis sowie<br />

den Vorgaben der EU (Cross Compliance).<br />

MAISANBAU IN DEUTSCHLAND 2011<br />

Futtermittel, Sonstiges<br />

74% (1,85 Mio. Hektar)<br />

Quellen: Statistisches Bundesamt, FNR e.V.<br />

<strong>Biogas</strong><br />

26%<br />

(0,65 Mio. Hektar)<br />

BIOMASSEERTRÄGE IN TONNEN<br />

TROCKENMASSE JE HEKTAR<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

30<br />

13<br />

Mais<br />

15<br />

8<br />

Getreide-GPS<br />

Hauptfrucht Neue Kulturen<br />

(Versuchsergebnisse)<br />

20<br />

13<br />

Rüben<br />

16<br />

10<br />

25<br />

18<br />

Hirse<br />

Grünroggen und Mais<br />

Quelle: <strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> e.V. – eigene Zusammenstellung<br />

nach Conrad 2010; Conrad 2011; FNR 2010;<br />

Geißendörfer 2011; Karpenstein-Machan 2005; LWG<br />

2011; Vetter et al. 2009<br />

Wildpflanzen<br />

16 17<br />

10<br />

13<br />

Szarvasigras<br />

27<br />

10<br />

Durchwachsene Silphie<br />

20<br />

Grünland/Ackerfutter<br />

6<br />

gute Anbaubedingungen<br />

durchschnittliche Anbaubedingungen<br />

schlechte Anbaubedingungen<br />

17


18<br />

LANDWIRTSCHAfT, NATUR-<br />

UND KLIMASCHUTZ<br />

TELLER, TROG UND TANK<br />

Weltweit besteht ein riesiges, ungenutztes Potenzial<br />

an Flächen für die Produktion von Biomasse<br />

zur Nahrungsmittel- oder Energieerzeugung.<br />

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Agrarflächen,<br />

deren Ertragspotenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft<br />

wird. Trotz allem werden Ackerflächen<br />

aufgrund des Klimawandels, der steigenden<br />

Weltbevölkerung und geänderter Konsumgewohnheiten<br />

eine knappe Ressource bleiben.<br />

Daher ist es wichtig, die Erzeugung so effizient<br />

wie möglich zu gestalten. Es geht darum, Teller,<br />

Trog und Tank zu füllen. Neue Energiepflanzen<br />

und neue Anbausysteme leisten hierbei einen<br />

entscheidenden Beitrag.<br />

Die problematische Ernährungssituation in vielen<br />

Entwicklungsländern ist nicht dem Anbau von<br />

Energiepflanzen geschuldet. Vielmehr ist Hunger<br />

auf eine Vielzahl von Ursachen zurückzuführen:<br />

Fehlende Investitionen zur Weiterentwicklung der<br />

Landwirtschaft, Preisspekulationen, fehlender<br />

Marktzugang und Exportsubventionen. Darüber<br />

hinaus hat die Überproduktion an Agrarerzeugnissen<br />

in den 80er und 90er Jahren dazu geführt,<br />

dass arme Länder zu Nahrungsmittelimporteuren<br />

wurden.<br />

Der Anbau von Nahrungsmitteln im eigenen<br />

Land wurde unrentabel, was dazu geführt hat,<br />

dass viele Flächen brach liegen. Deshalb gilt es in<br />

erster Linie, dort die landwirtschaftlichen Strukturen<br />

wieder aufzubauen und die Probleme bei<br />

der Verteilung der Lebensmittel zu lösen. Zudem<br />

wird die Biomasse zur <strong>Biogas</strong>erzeugung in aller<br />

Regel in Deutschland angebaut und nicht aus<br />

dem Ausland importiert.<br />

Zunehmend wird die <strong>Biogas</strong>erzeugung auf Basis<br />

von Reststoffen auch in Entwicklungsländern als<br />

interessante Option zur dezentralen Bereitstellung<br />

von Energie angewendet. Darüber kann ein<br />

wichtiger Beitrag zu wirtschaftlichen Entwicklung<br />

der Länder sowie zum Klimaschutz geleistet<br />

werden.<br />

Unabhängig davon existieren in Deutschland<br />

nach wie vor Potenziale für eine Ausweitung des<br />

Anbaus von Energiepflanzen. Derzeit werden<br />

sie auf rund zwei Millionen Hektar angebaut.<br />

Bis zum Jahr 2020 könnten aufgrund kontinuierlicher<br />

Ertragssteigerung zwischen 2,7 und 3,9<br />

Millionen Hektar für den Energiepflanzenanbau<br />

zur Verfügung stehen, ohne die Nahrungsmittelproduktion<br />

einzuschränken.<br />

GESCHLOSSENE KREISLÄUFE<br />

Durch die Vergärung von Gülle und Biomasse<br />

in <strong>Biogas</strong>anlagen werden die in den Substraten<br />

enthaltenen Nährstoffe in eine für Pflanzen besser<br />

nutzbare Form umgewandelt. Darüber hinaus<br />

sind die Geruchsemissionen von Gärprodukten<br />

um ein Vielfaches geringer als die von unvergorener<br />

Gülle. Das kommt besonders den Anwohnern<br />

in Regionen mit hoher Viehdichte zu Gute.<br />

Mit Hilfe von <strong>Biogas</strong>anlagen lassen sich zahlreiche<br />

Kreisläufe schließen. Das in <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

entstehende Gärprodukt kann teure, industriell<br />

hergestellte Düngemittel ersetzen. Das<br />

Gärprodukt wird als wertvoller Dünger zurück<br />

auf die landwirtschaftlichen Flächen gebracht.<br />

Somit schließt sich der natürliche Nährstoffkreislauf<br />

der Region.<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen sind zudem ideal für die energetische<br />

Verwertung von organischen Reststoffen<br />

und Bioabfällen (z. B. Rasenschnitt, Inhalte der<br />

Biotonne oder Speisereste) geeignet. Auch hier<br />

lässt sich das Gärprodukt als hochwertiger Dünger<br />

einsetzen. <strong>Biogas</strong> verbindet Nahrungskreisläufe<br />

und Energieproduktion miteinander.<br />

Dabei spielt die standortangepasste Dimensionierung<br />

der <strong>Biogas</strong>anlage eine entscheidende<br />

Rolle. Deren Größe muss in die landwirtschaftlichen<br />

und naturräumlichen Strukturen passen.<br />

19


20<br />

LANDWIRTSCHAfT, NATUR-<br />

UND KLIMASCHUTZ<br />

AKTIVER KLIMASCHUTZ<br />

Das bei der energetischen Verwertung von <strong>Biogas</strong><br />

freigesetzte Kohlendioxid entspricht der CO 2 -<br />

Menge, die die Pflanzen während ihres Wachstums<br />

der Atmosphäre entzogen haben. Dadurch<br />

wurden im Jahr 2010 mehr als elf Millionen Tonnen<br />

klimaschädliche CO 2 -Emissionen vermieden.<br />

Folgende Komponenten tragen hierzu bei:<br />

• Ersatz fossiler Energieträger<br />

• Substitution von mineralischen Düngemitteln<br />

durch den Nährstoffkreislauf innerhalb von<br />

<strong>Biogas</strong>betrieben<br />

• Reduktion der Methanemission<br />

(23-mal klimaschädlicher als CO 2 ) aus der<br />

Lagerung tierischer Exkremente durch deren<br />

Einsatz in <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

• Vermeidung schädlicher Klimagase durch die<br />

Vergärung kommunaler Abfälle<br />

Die auf Seite 21 dargestellte 190-kW-<strong>Biogas</strong>anlage<br />

erzeugt jährlich etwa 1,5 Millionen Kilowattstunden<br />

Strom und 350.000 kWh Wärme.<br />

Sie versorgt damit etwa 430 Haushalte mit Elektrizität<br />

und 30 mit Heizenergie. Eingesetzt werden<br />

knapp 7.000 Tonnen Substrate (davon 2.500<br />

Tonnen Rindergülle).<br />

Die bei der Bereitstellung der Substrate (Anbau,<br />

Düngung, Transport) entstehenden Treibhausgasemissionen<br />

summieren sich dabei auf 200<br />

Tonnen. Hinzu kommen weitere Emissionen<br />

beim Bau und Betrieb der Anlage, so dass insgesamt<br />

455 Tonnen CO 2 anfallen.<br />

Würde die gleiche Menge an Strom und Wärme<br />

durch fossile Energieträger bereitgestellt, entstünden<br />

1.100 Tonnen CO 2 . Damit ergibt sich<br />

über die Nutzung von <strong>Biogas</strong> eine Netto-Einsparung<br />

von 650 Tonnen CO 2 pro Jahr. Durch den<br />

Einsatz von Gülle oder Rest- und Abfallstoffen<br />

können sogar noch weitaus höhere Einsparpotenziale<br />

generiert werden. Eine Ausweitung der<br />

Wärmenutzung verbessert die Bilanz zusätzlich,<br />

so dass Einsparpotenziale von nahezu 100 Prozent<br />

möglich sind.<br />

Neben der Klimabilanz ist auch die Energiebilanz<br />

einer <strong>Biogas</strong>anlage in der Regel eindeutig positiv:<br />

es wird bis zu fünfmal mehr Energie erzeugt<br />

als verbraucht.<br />

TREIBHAUSGASEMISSIONEN EINER<br />

190-KW-BIOGASANLAGE<br />

IM VERGLEICH ZU EINEM FOSSILEN KRAFTWERK<br />

GLEICHER LEISTUNG<br />

STROM UND WÄRME AUS BIOGAS STROM UND WÄRME AUS<br />

fOSSILEN QUELLEN<br />

Substratbereitstellung<br />

Betriebsstoffe und<br />

Energieeinsatz<br />

Anlagentechnik<br />

und Bau<br />

Diffuse Emissionen<br />

Methanschlupf<br />

200 t CO 2<br />

120 t CO 2<br />

50 t CO 2<br />

50 t CO 2<br />

35 t CO 2<br />

Gesamtemissionen: 455 t CO 2<br />

Fossiler Strom<br />

Fossile Wärme<br />

1000 t CO 2<br />

100 t CO 2<br />

Gesamtemissionen: 1.100 t CO 2<br />

21


22<br />

fARBE INS fELD<br />

BIOGAS SCHÜTZT DIE UMWELT<br />

<strong>Biogas</strong> ist gut für die Umwelt. Nicht nur, weil<br />

die endlichen Ressourcen unseres Planeten<br />

geschont werden und gleichzeitig aktiver Klimaschutz<br />

betrieben wird. Durch die Auswahl<br />

verschiedener Energiepflanzen kann auch ein<br />

abwechslungsreicher Bewuchs auf den Feldern<br />

entstehen, der das Landschaftsbild bereichert<br />

und verschiedensten Tierarten als Nahrungs- und<br />

Rückzugsareal dient.<br />

Besonders Winterzwischenfrüchte oder Wildpflanzenmischungen<br />

sorgen dafür, dass auch in<br />

der kalten Jahreszeit alternative Lebensräume für<br />

Wildtiere zur Verfügung stehen. Darüber hinaus<br />

bieten vor allem Wildpflanzen oder Blühstreifen<br />

von Frühling bis Herbst zusätzliche Nahrungsquellen<br />

für Bienen und andere Insekten.<br />

Vor diesem Hintergrund hat der <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>Biogas</strong> im Jahr 2010 das Projekt „Farbe ins<br />

Feld“ (FiF) ins Leben gerufen, um den Anbau<br />

von Blühstreifen und Wildpflanzen zu forcieren.<br />

Neben den ökologisch wertvollen Auswirkungen<br />

für die Tier- und Pflanzenwelt und der Vermeidung<br />

von Bodenerosionen verbessern derartige<br />

Maßnahmen den optischen Eindruck der Energiepflanzenfelder<br />

und führen zu einer verbesserten<br />

Kommunikation zwischen Passanten und<br />

Anlagenbetreibern. Für die Jäger bedeuten Blühstreifen<br />

zudem eine wertvolle Jagdschneise für<br />

Wildschweine.<br />

Durch die Mithilfe zahlreicher ideeller Unterstützer<br />

konnte das Projekt in diesem Jahr weiter<br />

vorangebracht und bekannter gemacht werden.<br />

Fünf Saatguthersteller bieten für die Mitglieder<br />

des <strong>Fachverband</strong>es <strong>Biogas</strong> Sonderkonditionen<br />

an und tragen damit zu einer zusätzlichen Erhöhung<br />

der Anbaufläche bei.<br />

Über den „Wettbewerb der Regionen und <strong>Biogas</strong>anlagenbetreiber“<br />

wird das Projekt zusätzlich<br />

gefördert. Hierbei wird die Region Deutschlands<br />

gesucht, deren Anlagenbetreiber am meisten<br />

Blühflächen angebaut haben sowie der Anlagenbetreiber,<br />

der die artenreichsten und schönsten<br />

Blühstreifen angelegt hat.<br />

Ideelle Unterstützer:<br />

Saatguthersteller:<br />

Neben Blühstreifen und Wildpflanzen verbessert<br />

das Anlegen sogenannter „Lerchenfenster“ die<br />

Lebensqualität vieler bodenbrütender Vögel: Der<br />

Landwirt lässt dabei innerhalb seiner Ackerfläche<br />

ein „Fenster“ von wenigen Quadratmetern frei,<br />

auf denen keine Kulturpflanzen ausgesät und<br />

geerntet werden. In diesen Ruhezonen können<br />

speziell Lerchen und andere Bodenbrüter ungestört<br />

ihren Nachwuchs aufziehen.<br />

www.farbe-ins-feld.de<br />

23


24<br />

WIRTSCHAfTSMOTOR<br />

BIOGAS<br />

UMSATZ ANLAGENBAU PRO JAHR<br />

2.500.000.000 €<br />

2.000.000.000 €<br />

1.500.000.000 €<br />

ANZAHL BIOGASANLAGEN<br />

GESAMT<br />

1.000.000.000 €<br />

1.750<br />

2.050<br />

910 TSD€<br />

1.600<br />

1.300<br />

500.000.000 €<br />

351 TSD€<br />

231 TSD€<br />

222 TSD€<br />

199,5 TSD€<br />

0 €<br />

684 TSD€<br />

424 TSD€<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

ERFOLGSGESCHICHTE BIOGAS<br />

2.680<br />

Die <strong>Biogas</strong>branche zählt inzwischen zu<br />

einem der wichtigsten Wirtschaftsmotoren<br />

in Deutschland. Bis Ende 2011 werden etwa<br />

7.000 <strong>Biogas</strong>anlagen in Betrieb sein und eine<br />

elektrische Leistung von rund 2.700 Megawatt<br />

(MW) zur Verfügung stellen. Die deutsche <strong>Biogas</strong>industrie<br />

ist bis heute unangefochtener<br />

Weltmarktführer bei der Verbreitung und Entwicklung<br />

der <strong>Biogas</strong>technologie. Grundlage<br />

dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte ist eine<br />

auf dem EEG basierende innovative klein- und<br />

mittelständische Branche.<br />

3.500<br />

1.575 TSD€<br />

3.711<br />

3.891<br />

ARBEITSPLÄTZE<br />

4.984<br />

5.906<br />

2.064 TSD€<br />

7.000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

ca.2.000 TSD€ 4000<br />

1.673 TSD€<br />

Prognose<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Allein im Jahr 2011 setzt die <strong>Biogas</strong>branche in<br />

Deutschland knapp sechs Milliarden Euro um<br />

und sichert damit mehr als 40.000 Arbeitsplätze.<br />

Von der ersten Idee bis zur fertigen Anlage und<br />

deren professionellen Betrieb sind zahlreiche<br />

Spezialisten nötig. Über 700 klein- und mittelständische<br />

Firmen bieten Wartungs- und Servicearbeiten<br />

an, sorgen für die Bereitstellung von<br />

Substraten (z.B. Energiepflanzenanbau) und die<br />

Verwertung des Outputs (<strong>Biogas</strong>, Strom, Gärprodukte).<br />

Allein mit dem Betrieb der rund 7.000<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen sind circa 10.000 Personen beschäftigt.<br />

Damit wird der heimische Mittelstand<br />

in den ländlichen Regionen gestärkt.<br />

0<br />

EXPORTSCHLAGER BIOGAS<br />

Die weltweite Technologieführerschaft der deutschen<br />

<strong>Biogas</strong>unternehmen eröffnet äußerst<br />

interessante Export- und Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Zahlreiche andere Länder entdecken<br />

die Vorteile der <strong>Biogas</strong>technologie und bieten<br />

nach dem Vorbild Deutschlands attraktive Vergütungsstrukturen,<br />

z.B. Italien, Großbritannien,<br />

Frankreich, Spanien, Österreich und die Slowakei.<br />

REGIONALE EFFEKTE<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen sind dezentrale Anlagen, die gespeicherte<br />

Sonnenenergie in Form von Biomasse<br />

aus der Region für die Region bereitstellen.<br />

Die Wertschöpfung durch den Bau und Betrieb<br />

einer <strong>Biogas</strong>anlage kommt nicht nur dem Anlagenbetreiber<br />

und dem Energieabnehmer zu<br />

Gute, sondern der gesamten Region. In Zeiten<br />

sinkender Gewerbesteuereinnahmen sorgen<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen für stabile und kalkulierbare Einkommen<br />

in den Kommunen. Durch die Einbindung<br />

regionaler Handwerker und Dienstleister<br />

bei Planung, Bau und Betrieb der <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

bleibt Kapital, das andernfalls an die Exporteure<br />

fossiler Energieerzeuger ins Ausland wandert, in<br />

der Region und stärkt damit die Wirtschaft im<br />

ländlichen Raum. Regionales Handwerk bedeutet<br />

regionale Arbeitsplätze, Gewerbesteuern und<br />

Kapital. Auf der Internetseite der Agentur für Erneuerbare<br />

Energien können mit Hilfe des Online-<br />

Wertschöpfungsrechners die monetären Einnahmeeffekte<br />

für die Region ermittelt werden.<br />

ENTWICKLUNG DER KOMMUNALEN<br />

WERTSCHÖPfUNG DURCH<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

MRD. €<br />

6,8<br />

5,5<br />

10,5<br />

9,2<br />

8,9<br />

7,5<br />

2009 2010* 2011*<br />

gesamte kommunale Wertschöpfung<br />

davon Strom<br />

* Berechnung auf Basis Zubauprognose des BEE<br />

Quelle: IÖW; Stand 10/10<br />

25


26<br />

WIRTSCHAfTSMOTOR<br />

BIOGAS<br />

VERLÄSSLICHE UND BEZAHLBARE ENERGIE<br />

Energie aus <strong>Biogas</strong> ist eine verlässliche und über<br />

das EEG kalkulierbare Energiequelle. Extreme<br />

Preisaufschläge wie bei Rohöl oder Erdgas<br />

und deren Folgeprodukten sind somit ausgeschlossen.<br />

Die Energie stammt aus der Region<br />

und unterliegt keinen Lieferschwankungen aus<br />

Krisenregio-nen beziehungsweise Spekulationen.<br />

Addiert man die positiven Effekte aus<br />

der dezentralen Stromeinspeisung: vermiedene<br />

Netznutzungsentgelte plus Grundlastfähigkeit<br />

und eingesparte Treibhausgase, so liegen die<br />

Vergütungen für <strong>Biogas</strong>strom bereits heute nah<br />

am durchschnittlichen Strompreis, den ein Haushalt<br />

pro kWh in Deutschland bezahlt.<br />

ENERGIE FÜR DIE REGION AUS DER REGION<br />

Durch die dezentrale Einspeisung wird eine<br />

zunehmende Erweiterung der Stromerzeugung<br />

weg von zentralistischen Strukturen möglich.<br />

Die Energie für die Region entsteht in standortangepassten<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen in der Region und<br />

sorgt somit für ein stärkeres Identitätsgefühl der<br />

ländlichen Räume.<br />

BIOENERGIEDÖRFER<br />

Anhand beispielhafter Bioenergiedörfer zeigt sich,<br />

wie der regionale Gemeinschaftsgedanke konsequent<br />

in die Praxis umgesetzt werden kann. Die<br />

Bürger planen und betreiben ihre autarke Energieversorgung<br />

aus Sonne, Wind und Biomasse selbst<br />

und profitieren auf allen Ebenen davon. Weitere<br />

Informationen hierzu auch unter:<br />

www.deenet.org oder<br />

www.kommunal-erneuerbar.de<br />

WÄRMEABGABE AN NACHBARN<br />

Idealerweise werden bei <strong>Biogas</strong>anlagen, die das<br />

Gas vor Ort verstromen, frühzeitig alle potenziellen<br />

Wärmeabnehmer ins Boot geholt und an<br />

den vielfältigen positiven Effekten beteiligt. Mit<br />

Hilfe von Nahwärmeleitungen – die auch von<br />

den Anwohnern selbst betrieben werden können<br />

– kann der Schulterschluss zwischen den<br />

Anlagenbetreibern und deren Nachbarn realisiert<br />

werden.<br />

LANDSCHAFTSPFLEGE UND ERHALT<br />

LÄNDLICHER STRUKTUR<br />

Aufgrund extrem volatiler Agrarpreise sind viele<br />

Flächen aus der wirtschaftlichen Nutzung gefallen.<br />

In einigen Regionen sind Grünlandflächen<br />

nur noch schwer zu verpachten und bleiben<br />

häufig ungenutzt. Mit <strong>Biogas</strong>anlagen kann der<br />

Aufwuchs dieser frei werdenden Flächen wieder<br />

effizient und nachhaltig genutzt und gleichzeitig<br />

die Landschaft gepflegt werden. Landwirte können<br />

sich für derartige Gemeinschaftsaufgaben die<br />

Kosten für die Pflegemaßnahmen bezahlen lassen.<br />

ABNAHME VON GRÜNSCHNITT<br />

In Gärten, Parks, Grünanlagen und auf Sportplätzen<br />

fallen jährlich große Mengen an energiereicher<br />

und vergärbarer Biomasse an. Durch die<br />

verstärkte energetische Verwertung dieser bisher<br />

kaum genutzten Energiequellen profitieren<br />

neben den abgebenden Personen – Kommunen<br />

und Privathaushalte – auch die Anlagenbetreiber<br />

und die Umwelt. Hier schließt <strong>Biogas</strong> regionale<br />

Kreisläufe.<br />

27


28<br />

RAHMENBEDINGUNGEN<br />

ENERGIEWENDE IN DEUTSCHLAND<br />

Nach den Ereignissen in Fukushima im März<br />

2011 hat die deutsche Bundesregierung den mit<br />

dem Energiekonzept vom September 2010 eingeschlagenen<br />

Weg der Laufzeitverlängerung für<br />

Atomkraftwerke (AKW) verlassen.<br />

Im Juni 2011 wurde mit dem so genannten Energiewendepaket<br />

ein Bündel an gesetzlichen<br />

Regelungen verabschiedet, das den Umbau des<br />

Energiesystems in Deutschland weg von der<br />

Atomkraft und fossilen Brennstoffen, hin zu Erneuerbaren<br />

Energien ermöglichen soll.<br />

Der Fahrplan sieht vor, schrittweise alle Atomkraftwerke<br />

spätestens bis zum Jahr 2022 stillzulegen.<br />

Gleichzeitig soll der Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien (EE) forciert werden. Ziel ist es,<br />

den Anteil erneuerbaren Stroms am Bruttostromverbauch<br />

bis 2020 auf 35 Prozent zu steigern.<br />

Bis 2050 sind 80 Prozent EE-Strom anvisiert.<br />

Gleichzeitig will die Bundesregierung die Treibhausgasemissionen<br />

bis zum Jahr 2020 um 40<br />

Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 senken.<br />

Über weitere Zwischenziele soll die Reduktion<br />

2050 80 bis 95 Prozent betragen.<br />

DAS ERNEUERBARE-ENERGIEN-GESETZ (EEG)<br />

Die externen Kosten der Stromerzeugung aus<br />

fossilen Energieträgern und Uran werden in<br />

den derzeitigen Strompreisen nicht abgebildet.<br />

Auch im Wärme- und Kraftstoffmarkt spiegeln<br />

die Marktpreise nicht die Aufwendungen wieder,<br />

die nötig wären, um beispielsweise die<br />

durch die Förderung und Verbrennung fossiler<br />

Energieträger entstehenden Klima- und Umweltschäden<br />

auszugleichen. Daher sind Strom,<br />

Kraftstoff und Wärme aus <strong>Biogas</strong> heute noch<br />

teurer als aus nicht erneuerbaren Quellen.<br />

Um den Anteil von <strong>Biogas</strong> und anderer Erneuerbarer<br />

Energien an der Versorgung in Deutschland<br />

zu erhöhen braucht es daher effiziente<br />

Fördersysteme. Das weltweit erfolgreichste<br />

und (kosten-)effizienteste Fördersystem zum<br />

Ausbau der Erneuerbaren Energien im Strombereich<br />

ist das deutsche Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz (EEG).<br />

Im ersten Halbjahr 2011 betrug der Stromanteil<br />

aus Erneuerbaren Energien in Deutschland 20,8<br />

Prozent, gegenüber sechs Prozent im Jahr 2000.<br />

Auch im <strong>Biogas</strong>bereich hat das EEG eine grandiose<br />

Entwicklung ermöglicht. Bis zum In-Kraft-<br />

Treten des Gesetzes im Jahr 2000 standen in<br />

Deutschland gut 1.000 <strong>Biogas</strong>anlagen mit einer<br />

Gesamtleistung von 65 Megawatt (MW). Ende<br />

2011 erzeugen rund 7.000 Anlagen mit einer<br />

Leistung von über 2.700 MW ca. 18 Milliarden<br />

Kilowattstunden <strong>Biogas</strong>strom im Jahr.<br />

Damit können rund 13 Prozent der 40 Millionen<br />

Privathaushalte in Deutschland zuverlässig<br />

mit erneuerbarem Strom versorgt werden.<br />

Entscheidende Faktoren dieses Gesetzes, das<br />

mittlerweile 46 Länder der Welt kopiert haben,<br />

sind die gesicherte Einspeisevergütung über 20<br />

Jahre, die Pflicht des Stromnetzbetreibers zum<br />

vorrangigen Anschluss von EE-Anlagen und der<br />

Vorrang der Einspeisung Erneuerbarer Energien<br />

vor den Konventionellen. Diese Rahmenbedingungen<br />

schaffen eine Investitionssicherheit, die<br />

zu einer einzigartigen Technologieentwicklung<br />

in Deutschland geführt hat.<br />

WÄRME- UND GÜLLENUTZUNG IM EEG<br />

Die Verwertung der bei der Stromerzeugung im<br />

Blockheizkraftwerk (BHKW) anfallenden Abwärme<br />

wird über das EEG seit der ersten Gesetzesnovelle<br />

im Jahr 2004 angereizt: sinnvolle<br />

Wärmenutzungskonzepte erhielten bis zum EEG<br />

2009 den so genannten KWK-Bonus für die<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (gleichzeitige Nutzung<br />

von Strom und Wärme) in Höhe von zwei bzw.<br />

drei Cent. Seitdem gehen in Deutschland kaum<br />

noch Anlagen ohne sinnvolles Wärmekonzept in<br />

Betrieb. Im EEG 2012 ist eine Pflicht zur Nutzung<br />

von 60 Prozent der anfallenden Wärme enthalten,<br />

die den bisherigen KWK-Bonus ablöst.<br />

Die Vergärung von Gülle vermeidet nicht nur<br />

Treibhausgasemissionen durch den Ersatz von<br />

Strom und Wärme aus fossilen Energieträgern,<br />

sie verhindert zudem die Methanausgasung aus<br />

offenen Güllelagern. Die Güllevergärung ist daher<br />

besonders Klima schonend und förderwürdig.<br />

Der fehlerhaft ausgestaltete so genannte<br />

„Güllebonus“ des EEG 2009 wurde im EEG 2012<br />

korrigiert.<br />

29


30<br />

RAHMENBEDINGUNGEN<br />

Eine Kumulation der Bonus-Vergütungen ist ab<br />

2012 nicht mehr möglich. Somit dürften sich die<br />

Diskussionen um <strong>Biogas</strong> vor allem in den Intensivviehhaltungsgebieten<br />

Deutschlands entspannen.<br />

Ende 2006 ging bei München die erste <strong>Biogas</strong>-<br />

Einspeiseanlage ans Netz, die das zu Biomethan<br />

aufbereitete <strong>Biogas</strong> direkt ins Erdgasnetz einspeist.<br />

Seither sind knapp 60 Anlagen diesem<br />

Beispiel gefolgt. Insgesamt strömen derzeit<br />

(Herbst 2011) rund 260 Millionen Normkubikmeter<br />

Biomethan durch das deutsche Erdgasnetz<br />

– im Jahr 2020 sollen es nach den Zielen der<br />

Bundesregierung sechs Milliarden sein.<br />

Wie auf Seite 11 ausgeführt, ist nach Ansicht des<br />

<strong>Fachverband</strong>es <strong>Biogas</strong> zur Erreichung der gesetzten<br />

Einspeiseziele die Implementierung des<br />

Erneuerbaren Gas Einspeise- und Speichergesetz<br />

(EEGasG) zwingend erforderlich.<br />

Mit der Etablierung eines liquiden Biomethanmarktes<br />

durch das EEGasG stünde dann Biomethan<br />

sowohl zur Direktverstromung mit Wärmenutzung<br />

vor Ort als auch zur KWK-Nutzung an<br />

beliebiger Stelle, als Erdgas-Ersatz und als Kraftstoff<br />

für Erdgasfahrzeuge zur Verfügung.<br />

ERNEUERBARE ENERGIEN WÄRMEGESETZ<br />

Das 2009 eingeführte Erneuerbare Energien<br />

Wärmegesetz (EEWärmeG) verpflichtet Bauherren<br />

dazu, einen bestimmten Anteil der Wärmebereitstellung<br />

im Neubau über Erneuerbare<br />

Energien zu realisieren. Ersatzweise kann die<br />

Gebäudehülle auch besser gedämmt werden als<br />

die Energieeinsparverordnung (EnEV) dies vorschreibt.<br />

Im <strong>Biogas</strong>bereich hatte das Regelwerk<br />

nach Einschätzung des <strong>Fachverband</strong>es <strong>Biogas</strong> so<br />

gut wie keinen Anschubeffekt. Um den mit rund<br />

50 Prozent am Endenergieverbauch größten Energiesektor<br />

wirkungsvoll auf EE umzustellen ist<br />

ein neues Instrument erforderlich.<br />

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)<br />

hat das „Wärme-Prämien-Modell“ erarbeitet,<br />

das die unsteten Mittel des Marktanreizprogramms<br />

(MAP) für die Bezuschussung von Investitionen<br />

in EE-Wärmetechnik haushaltsunabhängig<br />

und zuverlässig gestaltet. Mit der<br />

Wärme-Prämie können bei entsprechender Ausgestaltung<br />

auch leitungsgebundene Konzepte<br />

mit <strong>Biogas</strong>wärme umgesetzt werden.<br />

BIOKRAFTSTOFFQUOTENGESETZ<br />

Über das Biokraftstoffquotengesetz kann Biomethan<br />

im Kraftstoffmarkt auf die Quotenverpflichtungen<br />

zum Einsatz von regenerativen Kraftstoffen<br />

angerechnet werden. Diese Möglichkeit<br />

gewinnt zunehmend an Bedeutung. Da jedoch<br />

der Markt für Erdgasfahrzeuge mit 90.000 Kfz<br />

in Deutschland (noch) sehr klein ist, sind die<br />

Absatzmöglichkeiten für Biomethan beschränkt.<br />

Um eine wirksame Beschleunigung des Biomethan-/Erdgas-Kraftstoffmarktes<br />

zu erreichen,<br />

fordert der <strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> die Dienstwagenbesteuerung<br />

zugunsten von Gasantrieben zu<br />

ändern, den Biomethananteil im Erdgaskraftstoff<br />

bis 2015 auf 50 und bis 2020 auf 100 Prozent<br />

zu erhöhen, die Zahl der Gastankstellen bis 2015<br />

um 50 pro Jahr aufzustocken sowie die Preisauszeichnung<br />

an der Tankstelle so zu vereinheitlichen,<br />

dass der Preisvorteil von Erdgas/Biomethan<br />

gegenüber Otto-Kraftstoff direkt für den Verbraucher<br />

sichtbar wird.<br />

31


32<br />

POTENZIAL UND<br />

PERSPEKTIVEN<br />

BIOGASPOTENZIAL BIS 2030<br />

Auf der Basis der Daten des KTBL (2010) für die<br />

Potenziale bei den Abfall- und Reststoffen sowie<br />

der Annahme eines Anbaus von Energiepflanzen<br />

für die <strong>Biogas</strong>produktion auf zwei Millionen<br />

Hektar kommt der <strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> e.V. auf<br />

ein Potenzial von gut 7.800 MW installierbarer<br />

elektrischer Leistung.<br />

BIOGASPOTENZIAL BIS ZUM JAHR 2030<br />

Quelle: eigene Berechnungen;<br />

Datengrundlage: KTBL 2010<br />

Bei einem Stromeigenbedarf von acht Prozent<br />

sowie 8.000 Volllaststunden könnten somit<br />

57,6 Terra-wattstunden Strom erzeugt werden,<br />

was etwa elf Prozent des heutigen Stromverbrauchs<br />

in Deutschland darstellt.<br />

Produkte Potenzial<br />

Installierbare Leistung [MW]<br />

Energiepflanzen 3.750<br />

Wirtschaftsdünger (Gülle, Mist, etc.) 1.545<br />

Landwirtschaftliche Nebenprodukte<br />

(Rübenblatt, Stroh, etc. 1.503<br />

Rein pflanzliche Nebenprodukte (Rapskuchen, etc.) 562<br />

Bioabfälle 337<br />

Tier. Nebenprodukte (Tierblut, Fette, etc.) 126<br />

Summe 7.823<br />

Berechnung unter folgenden Annahmen:<br />

Vier Millionen Hektar Ackerflächen stehen für<br />

den Anbau von Energiepflanzen zur Verfügung,<br />

davon zwei Millionen Hektar für <strong>Biogas</strong>; 8.000<br />

Volllaststunden und acht Prozent Eigenstrombedarf.<br />

BIOGASPERSPEKTIVEN<br />

<strong>Biogas</strong> ist derzeit der einzige regenerative Energieträger,<br />

der zu geringen Kosten über das Erdgasnetz<br />

oder Folienspeicher bei <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

gespeichert werden kann. Um die Spitzen und<br />

Täler der Stromproduktion aus Windkraft- und<br />

Photovoltaikanlagen im künftigen Energiesystem<br />

managen zu können, bedarf es einer steuerbaren<br />

erneuerbaren Stromerzeugungsoption.<br />

Zumindest teilweise kann <strong>Biogas</strong> diese Funktion<br />

in den nächsten Jahren übernehmen. Daher wird<br />

<strong>Biogas</strong> bei der Umsetzung der Energiewende<br />

eine zentrale Rolle einnehmen.<br />

Neben der bedarfsgerechten Stromproduktion<br />

wird auch die Bedeutung von <strong>Biogas</strong> als Kraftstoff<br />

in Erdgasfahrzeugen zunehmen. <strong>Biogas</strong>-<br />

Kraftstoff reduziert die Treibhausgasemissionen<br />

im Vergleich zum Benzin deutlich. So hilft <strong>Biogas</strong><br />

auch den Automobilherstellern ihre Flottenemissionen<br />

zu senken.<br />

Darüber hinaus wird <strong>Biogas</strong> zukünftig auch beim<br />

Ersatz von Erdgas in der stofflichen Verwertung<br />

eine zunehmend größere Rolle spielen. In vielen<br />

industriellen Anwendung wird Erdgas benötigt,<br />

das nach und nach durch eine erneuerbare Alternative<br />

ersetzt werden muss.<br />

33


34<br />

fAKTEN STATT VORURTEILE<br />

PACHTMÄRKTE UND -PREISE<br />

Eine realistisch geplante und betriebene <strong>Biogas</strong>anlage<br />

kann keine übertrieben hohen Pachtpreise<br />

über einen längeren Zeitraum zahlen. Der<br />

Betreiber ist für 20 Jahre an die im EEG festgeschriebenen<br />

Entgelte für die Stromeinspeisung<br />

gebunden und muss in Jahren mit niedrigen Biomassepreisen<br />

Rücklagen für schlechtere Zeiten<br />

bilden. Wenn es in manchen Regionen dennoch<br />

zu Pachtpreisen von 800 Euro und mehr kommt,<br />

liegen die Gründe hierfür nicht allein im Ausbau<br />

der <strong>Biogas</strong>nutzung: Gestiegene Preise für Agrarprodukte<br />

- vor allem für Marktfrüchte - und die<br />

flächenabhängige Prämienzahlung seitens der<br />

EU wirken sich ebenfalls auf die Pachtpreise aus.<br />

In manchen Gegenden ist die Situation traditionell<br />

angespannt. Vor allem in Regionen mit<br />

einem hohen Viehbestand wie beispielsweise<br />

dem Kammergebiet Weser-Ems, wo die Zahl der<br />

Schweinemastplätze im Jahr 2010 noch zugenommen<br />

hat. Um Konflikte um Flächen zu vermeiden,<br />

rät der <strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong>, neue <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

standortangepasst zu planen und zu<br />

bauen. Die Größe der Anlage sollte sich an der in<br />

der Region vorhandenen Substratmenge orientieren.<br />

Falls zusätzliche Energiepflanzen benötigt<br />

werden ist ein Substratzukauf der Flächenpacht<br />

vorzuziehen. Grundsätzlich bringt der Bau von<br />

Gemeinschaftsanlagen viele positive Synergieeffekte<br />

mit sich!<br />

DER STROMPREIS<br />

Die Vergütung für Strom aus Erneuerbaren<br />

Energien wird über ein EEG-Umlageverfahren<br />

auf den allgemeinen Strompreis und damit<br />

verursachergerecht auf den Verbraucher<br />

übertragen. Im Jahr 2011 liegen die durch<br />

das EEG verursachten Mehrkosten bei 3,53<br />

Cent je Kilowattstunde. Laut Studie sinken<br />

diese Kosten bis zum Jahr 2030 auf 0,3 - 0,7<br />

Cent. Trotz eines starken Zubaus von <strong>Biogas</strong>-<br />

und Photovoltaikanlagen im Jahr 2011 steigt<br />

die EEG-Umlage im Jahr 2012 nach Angaben<br />

der Bundesnetzagentur nur um 0,062 Cent/<br />

kWh auf 3,592 Cent/kWh.<br />

Dabei sind die vermiedenen externen Kosten<br />

noch gar nicht eingerechnet: Über die<br />

Substitution fossiler Energieträger durch<br />

regenerative Quellen konnten im Jahr 2010<br />

rund 120 Millionen Tonnen CO 2 vermieden<br />

werden. Das entspricht einer Einsparung von<br />

mehr als acht Milliarden Euro an Klima- und<br />

Umweltschäden.<br />

PROGNOSE ZUR ENTWICKLUNG<br />

DER EEG-UMLAGE<br />

Cent pro Kilowattstunde<br />

3,0 2,9-3,0<br />

2,2-2,8<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

2,4<br />

1,3-2,1<br />

0,3-0,7<br />

0<br />

2010 2015 2020 2025 2030<br />

Quelle: DLR/IWES/IfnE; Stand: 12/2010<br />

Den Berechnungen liegt ein aktualisiertes Ausbauszenario<br />

für die erneuerbaren Energien zugrunde., das<br />

insbesondere das starke Wachstum der Photovoltaik ab<br />

2009 berücksichtigt. Die Bandbreite der Umlage ergibt<br />

sich aus unterschiedlichen Annahmen zur Entwicklung<br />

der Stromgroßhandelspreise<br />

Substratzufuhr<br />

GERUCH UND GERÄUSCHE<br />

Durch die Vergärungsprozesse im Fermenter<br />

verringert sich die Geruchsintensität bei der<br />

Ausbringung von Gülle und Mist erheblich. Geruchsemissionen<br />

aus <strong>Biogas</strong>anlagen können nur<br />

dann auftreten, wenn die Biomasse vor oder<br />

nach dem Prozess nicht sachgerecht gelagert<br />

wird, der biologische Prozess aus dem Gleichgewicht<br />

kommt oder schlecht vergorenes Material<br />

auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht<br />

wird. Die korrekte Anlagenplanung und die kontrollierte<br />

Betriebsführung rücken deshalb immer<br />

mehr in den Vordergrund der Projektierung von<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen.<br />

Analog zu den Geruchsemissionen ist auch der<br />

Bereich der Lärmemissionen über entsprechende<br />

rechtliche Vorgaben ausreichend geregelt. <strong>Biogas</strong>anlagen<br />

müssen demnach die gesetzlichen<br />

Grenzwerte einhalten. Durch erfahrene Planer<br />

und die richtige Standortwahl, die Verwendung<br />

geräuscharmer Komponenten (schallisolierte<br />

BHKW-Räume oder Antriebe) und Schallschutzmaßnahmen<br />

(Erdwall, Einhausung, Gebäudeanordnung,<br />

etc.) lassen sich Lärmemissionen<br />

vermeiden.<br />

35


36<br />

fAKTEN STATT VORURTEILE<br />

VERKEHRSAUFKOMMEN<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen erfordern eine gewisse Logistik,<br />

um die Biomasse zur Anlage zu transportieren<br />

und die Gärprodukte anschließend auf die landwirtschaftlichen<br />

Flächen auszubringen. Dieses<br />

Verkehrsaufkommen ist mit dem in der klassischen<br />

Landwirtschaft vergleichbar und wird von<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen nicht erhöht: Die Anbauflächen<br />

würden auch ohne <strong>Biogas</strong>anlage bewirtschaftet<br />

und Gülle fällt in der Viehhaltung ohnehin an.<br />

Entsprechend der aktuell verfügbaren Transporttechnik<br />

lässt sich der Lieferverkehr auf wenige<br />

Fahrten und kleine Zeitfenster reduzieren.<br />

Mit der Planung der Anlage sollte ein Logistikkonzept<br />

(Anfahrt, Umgehungen, etc.) abgestimmt<br />

werden. Betreiber und Anwohner können<br />

sich über maximale Lenkzeiten in den Nächten,<br />

angepasste Geschwindigkeiten und andere<br />

freiwillige Maßnahmen zur Reduzierung des<br />

Verkehrs abstimmen. Das vermeidet potenzielle<br />

Verkehrsbelastungen und schafft Vertrauen und<br />

Akzeptanz bei der Bevölkerung. Praktische Tipps<br />

gibt der „Fahrerknigge” vom <strong>Biogas</strong>forum Bayern<br />

(www.<strong>biogas</strong>-forum-bayern.de)<br />

TELLER UND TANK<br />

Aktuell werden in Deutschland rund 850.000 der<br />

insgesamt 17 Millionen Hektar landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche zum Energiepflanzenanbau für<br />

<strong>Biogas</strong> genutzt. Das entspricht knapp fünf Prozent<br />

der Fläche. Realistische Untersuchungen<br />

gehen von einer potenziell nutzbaren Fläche von<br />

zwei Millionen Hektar für <strong>Biogas</strong> aus – ohne die<br />

Lebensmittelherstellung zu gefährden. In Zeiten<br />

ruinöser Agrarpreise und Überkapazitäten am<br />

Lebensmittelmarkt sorgt die Flächennutzung zu<br />

energetischen Zwecken für eine Preisstabilisierung<br />

in der Landwirtschaft. Damit ist eine gleichzeitige<br />

Nutzung der Fläche für Teller und Tank<br />

nicht nur unproblematisch – sie ermöglicht den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben langfristig eine<br />

sichere Existenz und realistische Agrarpreise.<br />

Dass es trotz ausreichender Flächenkapazitäten<br />

zu Hungerkatastrophen kommt hat nichts mit<br />

<strong>Biogas</strong> und dem Anbau von Energiepflanzen zu<br />

tun. Es ist ein Problem der Massenproduktion in<br />

einer globalisierten Ernährungsindustrie. In vielen<br />

Entwicklungsländern wurde die Agrarstruktur<br />

und damit die Eigenversorgung durch den<br />

Import billiger, subventionierter Lebensmittel<br />

systematisch über Jahrzehnte zerstört.<br />

In den sogenannten entwickelten Ländern<br />

scheint die Wertschätzung von Nahrungsmitteln<br />

hingegen immer mehr zu sinken: Schätzungen<br />

zufolge landet in Deutschland rund die Hälfte<br />

aller angebauten und produzierten Lebensmittel<br />

- bis zu 20 Millionen Tonnen im Jahr - im Müll.<br />

Das meiste schon auf dem Weg vom Acker in den<br />

Laden.<br />

ANLAGENSICHERHEIT<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen werden nach geltenden gesetzlichen<br />

Grundlagen gebaut und betrieben; sie<br />

werden in regelmäßigen Abständen gewartet<br />

und Instand gesetzt. Erst nach erfolgter Prüfung<br />

durch eine befähigte Person oder eine zentrale<br />

Genehmigungsbehörde geht eine <strong>Biogas</strong>anlage<br />

in Betrieb. Dabei wird der ordnungsgemäße Zustand<br />

der <strong>Biogas</strong>anlage unter anderem hinsichtlich<br />

Montage, Installation und Aufstellungsbedingungen<br />

sicher gestellt.<br />

Werden diese gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

eingehalten, besteht bei einer <strong>Biogas</strong>anlage keine<br />

Verpuffungs- oder Explosionsgefahr. Da eine<br />

<strong>Biogas</strong>anlage aufgrund der Verfahrensweise ein<br />

geschlossenes System darstellt, ist die Bildung<br />

eines explosionsfähigen Gemisches im Normalbetrieb<br />

nahezu ausgeschlossen.<br />

Um die Sicherheit der <strong>Biogas</strong>anlagen noch weiter<br />

zu erhöhen bietet der <strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> e.V.<br />

regelmäßig Sicherheitsschulungen für Anlagenbetreiber<br />

an, in denen vor allem das korrekte Verhalten<br />

bei außergewöhnlichen Vorkommnissen<br />

wie Fermenterreinigung oder Reparaturarbeiten<br />

erklärt wird.<br />

KlIMABILANZ<br />

<strong>Biogas</strong>anlagen weisen eine eindeutig positive<br />

Klimabilanz auf. Bei der Erzeugung einer Kilowattstunde<br />

Strom entstehen nach Berechnungen<br />

des <strong>Fachverband</strong>es <strong>Biogas</strong> e.V. 290 g CO 2 . Im Vergleich<br />

dazu werden für die gleiche Strommenge<br />

durch einen fossilen Energiemix 720 g CO 2 freigesetzt.<br />

Unterm Strich spart die <strong>Biogas</strong>anlage also pro<br />

erzeugter Kilowattstunde 430 g CO 2 bzw. 60<br />

Prozent des Klimagases ein. Kommen Abfall-<br />

und Reststoffe zum Einsatz, verbessert sich<br />

diese Bilanz noch weiter. Durch den Einsatz von<br />

Rindergülle in <strong>Biogas</strong>anlagen werden zudem<br />

Methan-Emissionen vermieden, die in der herkömmlichen<br />

Lagerhaltung entstanden wären.<br />

37


38<br />

DAS 1X1 DES BIOGAS<br />

GAS- UND STROMERTRÄGE:<br />

1 Kubikmeter (m³) <strong>Biogas</strong> =<br />

50 bis 75 Prozent Methan<br />

30 bis 50 Prozent Kohlendioxid + Restgase<br />

5,0 bis 7,5 kWhgesamt Energie<br />

1 m³ <strong>Biogas</strong> =<br />

1,5 bis 3 kWh Strom<br />

1 Hektar Silomais =<br />

7.800 bis 10.000 m³ <strong>Biogas</strong> =<br />

16.000 bis 18.000 kWh Strom =<br />

Strom für 4,5 bis 5 Haushalte<br />

10 bis 20 m³ Faulraum<br />

1 Tonne (t) Silomais = 0,8 t Gärprodukt<br />

1 Rind =<br />

20 m³ Gülleanfall pro Jahr =<br />

650 m³ <strong>Biogas</strong>/Jahr=<br />

0,15 kW elektrische Dauerleistung<br />

(oder umgekehrt: für 100 kW wird die Gülle von<br />

fast 700 Rindern benötigt)<br />

Eine durchschnittliche 190 kW el. <strong>Biogas</strong>anlage<br />

versorgt 450 Haushalte mit Strom und rund 30<br />

Haushalte mit Wärme. Dabei werden pro Jahr<br />

durchschnittlich 650 Tonnen CO 2 vermieden<br />

und 20.000 Kilogramm mineralischer Dünger<br />

ersetzt.<br />

INVESTITIONSBEDARF:<br />

Je nach Anlagengröße:<br />

4.000 bis 7.000 Euro pro kWel. Investitionskosten einer 190-kW -<strong>Biogas</strong>-<br />

el.<br />

anlage im Durchschnitt: 900.000 Euro<br />

TECHNISCHE DATEN:<br />

Wirkungsgrade Blockheizkraftwerk<br />

elektrisch: 35 bis 45 Prozent<br />

thermisch: 35 bis 60 Prozent<br />

gesamt: etwa 85 Prozent<br />

Durchschnittliche Betriebsstunden<br />

einer <strong>Biogas</strong>anlage<br />

7.500 bis 8.500 Stunden pro Jahr<br />

Strombedarf der <strong>Biogas</strong>anlage<br />

5 bis 10 Prozent<br />

Wärmebedarf der <strong>Biogas</strong>anlage<br />

20 bis 35 Prozent<br />

Durchschnittliche Anlagengröße<br />

390 kWel. Arbeitszeitbedarf für den Betrieb<br />

der <strong>Biogas</strong>anlage<br />

3 bis 7 Arbeitskraftstunden pro kW pro Jahr<br />

el.<br />

KONTAKT<br />

FACHVERBAND BIOGAS E. V.<br />

www.<strong>biogas</strong>.org<br />

www.<strong>biogas</strong>tagung.org<br />

www.farbe-ins-feld.de<br />

www.<strong>biogas</strong>-kanns.de<br />

Quellenangaben:<br />

Eine ausführliche Liste mit allen<br />

Quellenangaben finden Sie auf<br />

der Seite www.<strong>biogas</strong>-kanns.de<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Angerbrunnenstr. 12<br />

85356 Freising<br />

Tel.: 08161 - 98 46-60<br />

Fax: 08161 - 98 46-70<br />

E-Mail: info@<strong>biogas</strong>.org<br />

Hauptstadtbüro<br />

Schumannstr. 17<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030 - 27 58 179-0<br />

Fax: 030 - 27 58 179-29<br />

E-Mail: berlin@<strong>biogas</strong>.org<br />

39


Der <strong>Fachverband</strong> <strong>Biogas</strong> e.V. ist die größte Interessenvertretung für <strong>Biogas</strong> in Europa.<br />

Die hauptamtlichen Mitarbeiter in Freising, Berlin und in den Regionalbüros<br />

werden von zahlreichen ehrenamtlich Aktiven in 23 Regionalgruppen uterstützt.<br />

Das Ziel ist der weitere nachhaltige Ausbau der <strong>Biogas</strong>nutzung in Deutschland.

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