Bioenergie aus Kurzumtriebsplantagen und Miscanthus - ist das ...
Bioenergie aus Kurzumtriebsplantagen und Miscanthus - ist das ...
Bioenergie aus Kurzumtriebsplantagen und Miscanthus - ist das ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Landwirtschaftlicher Hochschultag Landinfo 5/2011<br />
Kl<strong>aus</strong> Mastel, LTZ Augustenberg<br />
<strong>Bioenergie</strong> <strong>aus</strong> <strong>Kurzumtriebsplantagen</strong> <strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong><br />
- <strong>ist</strong> <strong>das</strong> nachhaltig?<br />
1. Anbauflächen <strong>und</strong><br />
Produktionstechnik<br />
Die Erzeugung von <strong>Bioenergie</strong><br />
<strong>und</strong> der Anbau der <strong>Bioenergie</strong>pflanzen<br />
hat in den vergangenen<br />
Jahren eine dynamische Entwicklung<br />
erfahren. 2010 erreichte der<br />
Anbau von <strong>Bioenergie</strong>pflanzen mit<br />
1,83 Mio. ha (16 % der Ackerfläche)<br />
in Deutschland einen neuen<br />
Höchststand.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>ist</strong> die Anlage<br />
von <strong>Kurzumtriebsplantagen</strong><br />
(KUP) <strong>und</strong> der Anbau von <strong>Miscanthus</strong><br />
mit ca. 4.000 ha noch unbedeutend.<br />
In Baden-Württemberg<br />
wurden 2010 insgesamt 462 ha,<br />
davon 271 ha <strong>Miscanthus</strong> <strong>und</strong> 191<br />
KUP angebaut. KUP <strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong><br />
sind Dauerkulturen. Daher<br />
sind der Anbau dieser Dauerkulturen<br />
durch andere pflanzenbauliche<br />
28<br />
<strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Kennwerte<br />
(siehe Tab. 1) gekennzeichnet<br />
als der Anbau einjähriger Kulturen.<br />
2. Nachhaltigkeit<br />
Die Enquête-Kommission des<br />
Deutschen B<strong>und</strong>estages (1) beschreibt<br />
Nachhaltigkeit als „Konzeption<br />
einer dauerhaft zukunftsfähigen<br />
Entwicklung der ökonomischen,<br />
ökologischen <strong>und</strong> sozialen<br />
Dimension menschlicher Ex<strong>ist</strong>enz.<br />
Diese drei Säulen der Nachhaltigkeit<br />
stehen miteinander in Wechselwirkung<br />
<strong>und</strong> bedürfen langfr<strong>ist</strong>ig<br />
einer <strong>aus</strong>gewogenen Koordination.“<br />
Entsprechend diesen Vorgaben <strong>ist</strong><br />
die Erzeugung von <strong>Bioenergie</strong> <strong>aus</strong><br />
KUP <strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong> dann nach-<br />
haltig, wenn sie wirtschaftlich,<br />
umweltverträglich <strong>und</strong> sozial gerecht<br />
erfolgt.<br />
3.1 Wirtschaftlichkeit<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit der <strong>Bioenergie</strong>erzeugung<br />
<strong>aus</strong> KUP <strong>und</strong><br />
<strong>Miscanthus</strong> <strong>ist</strong> im Wesentlichen<br />
abhängig von der Erzeugerpreisentwicklung<br />
für die Marktfrüchte<br />
des Ackerb<strong>aus</strong>, der Preisentwicklung<br />
für Energieträger fossiler<br />
Herkunft, von den realisierbaren<br />
Erträgen <strong>und</strong> den Transportentfernungen.<br />
Das Förderrecht hat eine<br />
geringe Bedeutung, da die Erzeugung<br />
von Wärme <strong>aus</strong> Festbrennstoffen<br />
über <strong>das</strong> Erneuerbare<br />
Energien Gesetz (EEG) nicht gefördert<br />
wird. Um <strong>aus</strong> Sicht des<br />
Landwirtes aktuell den Anbau von<br />
KUP <strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong> mit dem An-<br />
Tabelle 1: Pflanzenbauliche <strong>und</strong> betriebswirtschaftliche Kennwerte für KUP <strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong><br />
KUP (Weiden, Pappeln, Robinien) <strong>Miscanthus</strong> giganteus<br />
Kulturarten C 3-Pflanzen, relativ winterhart, Pflanzung<br />
in Frühjahr, 0,8 - 2 Pfl./m 2, geringe<br />
Düngungsintensität<br />
C 4-Pflanze, wärmeliebend, wassereffizient,<br />
geringe Winterhärte, Pflanzung in<br />
Frühjahr, 1 Pfl./m 2 , geringer N-<strong>und</strong> hoher<br />
K-Bedarf<br />
1. Nutzung, N.-intervalle nach dem 3. - 6. Jahr, 3 - 6 Jahre nach dem 2. Jahr, jährlich<br />
Nutzungsdauer (Jahre) bis 20 ? > 20 !<br />
Ernte Ernte im Winter, mit Fäll-Bündel-<br />
Legetechnik oder spez. KUP-Häcksler<br />
Ernte März - April, Maishäcksler<br />
Erträge (dt TM/ha*a) 7 - 15 11 - 25<br />
Wassergehalt (%) zur Ernte 50 - 55 12 - 25<br />
Verwendung Als Hackschnitzel (hohe Volumina) oder Pellet zur Wärme- <strong>und</strong>/oder Stromerzeugung,<br />
BtL-Kraftstoff<br />
Arbeitsaufwand Im 1. Jahr pflegeintensiv (Anwachsen <strong>und</strong> Beikrautregulierung), danach sehr geringer<br />
Arbeitsaufwand (nur Ernten <strong>und</strong> Düngen) je Flächeneinheit<br />
Betriebswirtschaft Hohe Investitionskosten im 1. Jahr, langfr<strong>ist</strong>ige Flächen- <strong>und</strong> Kapitalfestlegung, <strong>das</strong><br />
Kapital fließt einschließlich Zinsen jährlich (Misc.) bzw. alle 3 - 6 Jahre (KUP) zurück
Landinfo 5/2011 Landwirtschaftlicher Hochschultag<br />
Abbildung 1: Netto-CO 2äq-Vermeidung je Hektar (3)<br />
bau von Marktfrüchten des Ackerb<strong>aus</strong><br />
zu vergleichen, sind die Deckungsbeiträge<br />
der verschiedenen<br />
Verfahren heranzuziehen. Die<br />
durchschnittlichen Deckungsbeiträge<br />
von Winter- <strong>und</strong> Sommergerste,<br />
Winterraps, Winterweizen<br />
<strong>und</strong> Körnermais bewegten sich in<br />
Baden-Württemberg bei den relativ<br />
hohen Erzeugerpreisen ex Ernte<br />
2010 zwischen 500 <strong>und</strong> 950<br />
€/ha <strong>und</strong> ex Ernte 2009 zwischen -<br />
120 <strong>und</strong> 200 €/ha (niedrige Erzeugerpreise).<br />
Laut Berechnungen<br />
des LTZ betragen die Deckungsbeiträge<br />
von KUP (10 - 15 t<br />
TM/ha*a, 70 - 100 €/t TM) 10 - 600<br />
€/ha*a <strong>und</strong> bei <strong>Miscanthus</strong> (12 -<br />
18 t TM/ha*a, 70 - 100 €/t atro)<br />
200 - 900 €/ha*a. Diese Zahlen<br />
zeigen, <strong>das</strong>s der Anbau von KUP<br />
<strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong> durch<strong>aus</strong> mit den<br />
Marktfrüchten des Ackerb<strong>aus</strong> mithalten<br />
kann. Dies wird begünstigt<br />
durch die derzeit hohen Hackschnitzelpreise.<br />
Die Landwirte<br />
scheuen jedoch die langjährige<br />
Flächenfestlegung, da sie die<br />
Marktchancen, die sich durch den<br />
Anbau von einjährigen Marktfrüchten<br />
mit hohen Erzeugerpreisen<br />
während der Festlegungszeit bieten,<br />
nicht nutzen können.<br />
Die Bereitstellung von Häckselgut<br />
<strong>ist</strong> im Vergleich zu Heizöl oder<br />
Erdgas günstig. Holzhackschnitzel<br />
<strong>aus</strong> dem Wald wurden im 1. Quartal<br />
2011 mit durchschnittlich 97 €/t<br />
bei 35 % Feuchte gehandelt (2).<br />
Die Hackschnitzelmenge, die einem<br />
Liter Heizöl (Kosten am<br />
28.05.2011 (3): 82 Cent/l) entspricht,<br />
kostete demnach 31,09<br />
Cent. Da sich die Vollkosten zur<br />
Bereitstellung der Hackschnitzel<br />
<strong>aus</strong> KUP <strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong> zwischen<br />
40 <strong>und</strong> 100 €/t (35 %<br />
Feuchte) bewegen, kann die<br />
Landwirtschaft den Holzhackschnitzelpreis<br />
einhalten <strong>und</strong> dabei<br />
Gewinne erzielen.<br />
Entscheidend für die Vorzüglichkeit<br />
der <strong>Bioenergie</strong> sind nicht nur<br />
die Rohstoffkosten sondern auch<br />
die Kosten der Heizanlage (Investitionskosten,<br />
laufende Kosten einschließlich<br />
Arbeitsaufwand). Vor<br />
allem die hohen Lagervolumina<br />
sind wegen der geringen Schüttdichte<br />
des Häckselgutes zu berücksichtigen.<br />
Daher sind weite<br />
Transportwege zu vermeiden <strong>und</strong><br />
dezentrale „kleine“ Einheiten erforderlich.<br />
Erste Praxisbeispiele<br />
wie <strong>das</strong> Nahwärmenetz der <strong>Bioenergie</strong><br />
Hoffenheim (auf Mis-<br />
canthusbasis) zeigen, <strong>das</strong>s sich<br />
die <strong>Bioenergie</strong>erzeugung (Anbau<br />
<strong>und</strong> energetische Verwertung)<br />
durch Festbrennstoffe sowohl für<br />
den Wärmeanbieter als auch für<br />
den Wärmek<strong>und</strong>en wirtschaftlich<br />
darstellen lässt.<br />
3.2 Umweltverträglichkeit<br />
Bei den Umweltzielen hat die Verringerung<br />
des Neueintrages von<br />
Treibh<strong>aus</strong>gasen in die Atmosphäre<br />
bei der energetischen Verwertung<br />
von Biomasse hohe Priorität.<br />
Laut wissenschaftlichem Beirat der<br />
B<strong>und</strong>esregierung (4) we<strong>ist</strong> die Energieerzeugung<br />
<strong>aus</strong> Hackschnitzeln<br />
die höchsten Netto-CO2äq-<br />
Vermeidengsmengen (Abb. 1) <strong>und</strong><br />
die geringsten CO2äq-Vermeidungskosten<br />
(nicht abgebildet)<br />
auf.<br />
Bei der Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
sind neben der Klimarelevanz<br />
die Wirkungen auf Boden (Humush<strong>aus</strong>halt,Erosionsgefährdung),<br />
Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> Oberflächengewässer<br />
(Eintrag von Nähr-<br />
<strong>und</strong> Schadstoffen) sowie die Biodiversität<br />
zu prüfen.<br />
29
Landwirtschaftlicher Hochschultag Landinfo 5/2011<br />
Tabelle 2: Vorräte an organischem Kohlenstoff (C org) im Boden unter den verschiedenen Kulturen (5)<br />
Kultur Chinaschilf Weiden Pappeln *)<br />
Art/ Sorte M. giganteus Björn Tora Max 4 AF 2 Hybride 275<br />
Pflanzjahr 1989 1994 2009 1994 1994 2009 2007 2009 2007 2009 2007 2009<br />
Tiefe (cm) Corg-Menge (t/ha)<br />
Zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit<br />
dürfen die Humusbilanzen auf<br />
Dauer nicht negativ <strong>aus</strong>fallen. Da<br />
bei <strong>Bioenergie</strong>pflanzen in der Regel<br />
die gesamte oberirdische<br />
Pflanzenmasse abgefahren wird,<br />
sind bei fehlender organischer<br />
Düngung die Auswirkungen auf<br />
den Humusgehalt im Boden negativ.<br />
Dies gilt jedoch nur für einjährige<br />
Kulturen. Untersuchungen des<br />
LTZ (5) zeigen, <strong>das</strong>s die Umstellung<br />
der Ackernutzung von einjährigen<br />
Kulturen auf Dauerkulturen<br />
(<strong>Miscanthus</strong> <strong>und</strong> KUP) zu einer<br />
beträchtlichen Anreicherung an<br />
organischem Kohlenstoff im Boden<br />
führt (Tab. 2). Die durchschnittlichen<br />
jährlichen Zunahmen<br />
an Corg liegen in der Größenordnung<br />
von 1 t Corg/ha*a (0 - 90 cm<br />
Bodentiefe). Zumindest kurz- <strong>und</strong><br />
mittelfr<strong>ist</strong>ig kann <strong>das</strong> Treibh<strong>aus</strong>gas<br />
CO2 in beträchtlicher Menge klimaunschädlich<br />
im Boden geb<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
Durch den Bewuchs der Fläche<br />
<strong>und</strong> durch die organische Substanz<br />
auf der Bodenoberfläche <strong>ist</strong><br />
die Erosionsgefährdung als sehr<br />
gering einzustufen.<br />
Für <strong>Miscanthus</strong> lässt sich zusätzlich<br />
ein positiver Beitrag für den<br />
Wasserschutz nachweisen (6). In<br />
30<br />
0-5 19,3 16,1 7,3 18,4 17,1 3,8 15,9 7,5 13,5 7,3 15,1 7,2<br />
5-10 13,0 12,5 7,1 12,5 12,3 3,8 13,0 7,4 12,1 7,8 12,5 7,2<br />
10-20 18,4 19,4 13,5 19,3 17,1 7,6 15,6 14,7 14,6 15,5 16,2 14,1<br />
20-30 17,0 17,8 14,0 15,2 14,9 8,1 13,4 14,0 10,1 15,1 12,6 14,5<br />
30-50 8,9 9,6 14,9 8,1 9,5 10,2 11,2 9,7 4,8 9,6 4,8 10,4<br />
50-90 10,3 6,7 11,2 7,3 3,4 8,9 9,7 9,3 7,3 9,7 7,3 7,2<br />
0-90 86,8 82,1 68,0 80,8 74,3 43,3 78,8 62,6 62,4 65,2 68,5 60,5<br />
*) auf den 2007 bepflanzten Pappelflächen standen 1994 bis 2004 bereits Kurzumtriebshölzer, 2006 <strong>und</strong> 2007 folgte mehrjähriges<br />
Kleegas, <strong>das</strong> nicht genutzt wurde, dann die Pappelpflanzung.<br />
einem fünfjährigen Projekt (1994 -<br />
1999) wurde die N-Verlagerung<br />
unter Acker, Grünland <strong>und</strong> <strong>Miscanthus</strong><br />
untersucht. Lt. ROHMANN<br />
et al. (7) zeigen die Untersuchungen,<br />
<strong>das</strong>s der <strong>Miscanthus</strong>anbau<br />
eine äußerst gr<strong>und</strong>wasserschonende<br />
Landbewirtschaftung darstellen<br />
kann <strong>und</strong> ein verstärkter<br />
Anbau, insbesondere in Wasserschutzgebieten<br />
mit nitratbelastetem<br />
Gr<strong>und</strong>wasser gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
wünschenswert wäre.<br />
<strong>Kurzumtriebsplantagen</strong> können<br />
vielen Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten einen<br />
Lebensraum bieten, insbesondere<br />
im Bereich zwischen den<br />
Gehölzreihen. Wichtige Faktoren,<br />
die einen Einfluss auf die Vielfalt<br />
haben, sind die Flächengröße <strong>und</strong><br />
-<strong>aus</strong>wahl, die Form <strong>und</strong> Struktur<br />
der Bestände (klein, langgestreckt),<br />
die Wahl der Baumart<br />
bzw. Sorte, die Länge der Umtriebszeit<br />
(Bestandesalter), die<br />
Pflanzdichte sowie die Intensität<br />
der Bewirtschaftung (8, 9).<br />
Die Dauerkulturen dürfen <strong>aus</strong><br />
Sicht des Naturschutzes <strong>und</strong> des<br />
Landschaftsbildes (10) nicht auf<br />
Magerrasen, Feuchtwiesen, Bachauen,<br />
Waldwiesen, Mooren oder in<br />
der im Schwarzwald <strong>aus</strong>gewiesenen<br />
Mindestflur etabliert werden.<br />
3.3 Sozialverträglichkeit<br />
Folgende Vorteile sind allen <strong>Bioenergie</strong>trägern<br />
gemeinsam: Es<br />
werden fossile Energieträger <strong>und</strong><br />
Devisen eingespart sowie ein Beitrag<br />
zur Sicherung der Energieversorgung<br />
gele<strong>ist</strong>et. Die Wirtschaft<br />
erzielt eine zusätzliche<br />
Wertschöpfung.<br />
Durch Exporte von EE-Technik<br />
(EE: Erneuerbare Energien), durch<br />
Investitionen <strong>und</strong> durch den Betrieb<br />
von EE-Anlagen werden Arbeitsplätze<br />
gesichert <strong>und</strong> neue geschaffen.<br />
Für den Verbraucher sind die teilweise<br />
deutlich höheren Kosten der<br />
<strong>Bioenergie</strong> bei Strom <strong>und</strong> Kraftstoffen<br />
nachteilig. Dies <strong>ist</strong> bei der<br />
Erzeugung von Wärme <strong>aus</strong> <strong>Miscanthus</strong><br />
bei Beachtung der relevanten<br />
Kriterien jedoch nicht der<br />
Fall (siehe unter Nr. 3.1).<br />
In Europa <strong>und</strong> in Deutschland stehen<br />
Acker- <strong>und</strong> Grünlandflächen<br />
zur Verfügung, die nicht für die Erzeugung<br />
von Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln<br />
gebraucht werden (11).<br />
Aus ethischen Gründen darf die<br />
Diskussion zu Tank <strong>und</strong>/oder Teller<br />
nicht nur für Deutschland geführt<br />
werden. Auf jeden Fall sind<br />
die Ausbauziele für <strong>Bioenergie</strong> un-
Landinfo 5/2011 Landwirtschaftlicher Hochschultag<br />
6000 l Heizöläq./ha*a<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
ter Berücksichtigung der Flächenkonkurrenz<br />
zur Erzeugung von<br />
Nahrungsmitteln mit dem geringst<br />
möglichen Flächenanspruch zu<br />
realisieren, d. h. die <strong>Bioenergie</strong>erzeugung<br />
je Flächeneinheit <strong>ist</strong> zu<br />
optimieren. Aus Abbildung 2 sind<br />
die realisierbaren Biomasse- <strong>und</strong><br />
Energieerträge in Baden-Württemberg<br />
ersichtlich.<br />
Der vergleichsweise hohe Energieertrag<br />
von <strong>Miscanthus</strong> ergibt<br />
sich einerseits <strong>aus</strong> dem Biomasseertrag<br />
<strong>und</strong> andererseits auf<br />
Gr<strong>und</strong> des geringen Wassergehaltes<br />
zum Erntezeitpunkt. Der Energieertrag<br />
(frei Feld) von schnellwachsenden<br />
Hölzern <strong>ist</strong> insbesondere<br />
wegen des hohen Wassergehaltes<br />
zum Erntezeitpunkt niedriger.<br />
4. Fazit<br />
0<br />
Getreidestroh Getreidestroh ** ** (6 (6 t) t)<br />
2474<br />
Getreidekorn Getreidekorn (7 (7 t) t)<br />
2835<br />
Heu Heu Heu (5,5 (5,5 (5,5 t t t TM) TM) TM)<br />
1996<br />
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.<br />
Die dezentrale Erzeugung <strong>und</strong><br />
energetische Verwertung von <strong>Miscanthus</strong><br />
<strong>und</strong> KUP <strong>ist</strong> hinsichtlich<br />
Klima-, Boden- <strong>und</strong> Wasserschutz,<br />
Biodiversität <strong>und</strong> Sozialverträg-<br />
3446<br />
KUP KUP (12 (12 t t TM, TM, 60 60 % % TS) TS)<br />
6200<br />
<strong>Miscanthus</strong> <strong>Miscanthus</strong> (15 (15 t t TM, TM, 85 85 %TS) %TS)<br />
4945<br />
Mais Mais Mais Mais (17 (17 (17 (17 t t t t TM) TM) TM) TM)<br />
3952<br />
*: potenziell erreichbare Energieerträge frei Feld (1 – 5), nach Erzeugung von Biogas <strong>und</strong> Biokraftstoffen (6 – 11), die jedoch nichts über die<br />
realisierbaren Wirkungsgrade <strong>aus</strong>sagen.<br />
**: Heizwert fester Biomassen berechnet in Abh. vom Wassergehalt nach Leitfaden <strong>Bioenergie</strong> 2005<br />
Getreide Getreide Getreide Getreide (12 (12 (12 (12 t t t t TM) TM) TM) TM)<br />
lichkeit insgesamt positiv zu beurteilen.<br />
Wie erste Praxisbeispiele<br />
zeigen, lässt sich die <strong>Bioenergie</strong>erzeugung<br />
<strong>aus</strong> <strong>Miscanthus</strong> bei<br />
Beachtung relevanter Kriterien<br />
wirtschaftlich darstellen.<br />
Im Vergleich zu den flüssigen <strong>und</strong><br />
gasförmigen <strong>Bioenergie</strong>trägern<br />
führt die <strong>Bioenergie</strong> <strong>aus</strong> KUP <strong>und</strong><br />
<strong>Miscanthus</strong> in Deutschland noch<br />
ein Schatten<strong>das</strong>ein. In Skandinavien,<br />
den britischen Inseln <strong>und</strong> in<br />
den baltischen Staaten werden<br />
diese schnellwüchsigen Dauerkulturen<br />
auf mehreren zehnt<strong>aus</strong>end<br />
Hektar angebaut <strong>und</strong> energetisch<br />
verwertet. Das Johann Heinrich<br />
von Thünen-Institut (12) kommt im<br />
Rahmen einer europäischen Forschertagung<br />
im April 2011 zur klimaverträglichen<br />
Nutzung von <strong>Bioenergie</strong>pflanzen<br />
zu dem Schluss:<br />
„Während die <strong>aus</strong> Sicht des Klimaschutzes<br />
effizientesten mehrjährigen<br />
Energiepflanzen in<br />
Deutschland noch erforscht werden<br />
müssen, sind sie in vielen<br />
Ländern bereits praxisreif. Die<br />
deutsche <strong>Bioenergie</strong>förderung hat<br />
2765<br />
Grassilage Grassilage Grassilage Grassilage (9 (9 (9 (9 tt tt TM) TM) TM) TM)<br />
Biodiesel<br />
Biodiesel<br />
(Rapskörner (Rapskörner 3,99 3,99 t) t)<br />
1700<br />
die effizientesten Klimaschutzwege<br />
bisher vernachlässigt“.<br />
Literatur<br />
Ethanol Ethanol Ethanol<br />
(Getreide (Getreide (Getreide 7 7 7 t) t) t)<br />
1627<br />
Ohne Bewertung<br />
von Raps-extr.schrot<br />
bzw.<br />
Schlempe <strong>und</strong><br />
Stroh<br />
Abbildung 2: Realisierbare Energieerträge (l Heizöläquivalent/ha*a) in Baden-Württemberg<br />
BtL<br />
2600<br />
6 6 t t G.-stroh G.-stroh + + 7 7 t t G.G.körnerkörner (1) DEUTSCHER BUNDESTAG,<br />
1998: „Schutz des Menschen<br />
<strong>und</strong> der Umwelt – Ziele <strong>und</strong><br />
Rahmenbedingungen für eine<br />
nachhaltig zukunftsverträglichen<br />
Entwicklung“; Abschlussbericht<br />
der Enquête-<br />
Kommission des Deutschen<br />
B<strong>und</strong>estages, Drucksache<br />
131120 vom 26.06.1998<br />
(2) CARMEN, 2011: „Preisentwicklung<br />
von Waldhackschnitzeln“;http://www.carmenev.de/dt/energie/bezugsquelle<br />
n/hackschnipreise.html,<br />
27.05.2011<br />
(3) TECSON HEIZÖLPREISE<br />
2011: „Aktuelle Entwicklung<br />
der Heizölpreise“;<br />
http://www.tecson.de/tecsonheizoel-500.html,<br />
28.05.2011<br />
31
Landwirtschaftlicher Hochschultag Landinfo 5/2011<br />
(4) WISSENSCHAFTLICHER BEI-<br />
RAT Agrarpolitik beim B<strong>und</strong>esmin<strong>ist</strong>erium<br />
für Ernährung,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz, November<br />
2007: „Nutzung von Biomasse<br />
zur Energiegewinnung<br />
– Empfehlungen an die Politik<br />
– http://www.bmelv.de<br />
(5) DELLER B, MASTEL K., 2011:<br />
„Humusanreicherung unter<br />
Dauerkulturen nachwachsender<br />
Rohstoffe“; landinfo Nr. 3<br />
(6) STOLZENBURG K., 2011:<br />
„Anbau von Schilfgras (<strong>Miscanthus</strong><br />
giganteus) auf Acker-<br />
<strong>und</strong> Grünlandflächen unter<br />
dem Aspekt der Nitratverlagerung“;<br />
landinfo Nr. 3<br />
(7) ROHMANN U., Ball T.,<br />
HIERSCH M., 1999: „Ökologische<br />
Landnutzung durch den<br />
Anbau von Schilfgras im<br />
32<br />
Schutzgebiet des Zweckverbandes<br />
Mühlbach“; Abschlussbericht<br />
des Technologiezentrum<br />
Wasser Karlsruhe<br />
zum Projektzeitraum 1994 -<br />
1998 (unveröffentlicht).<br />
(8) KROIHER F., BAUM S., BOLTE<br />
A., 2010: „Pflanzenvielfalt“; In:<br />
DBU (Hrsg.) <strong>Kurzumtriebsplantagen</strong><br />
- Handlungsempfehlungen<br />
zur naturverträglichen<br />
Produktion von Energieholz<br />
in der Landwirtschaft<br />
(9) SCHULZ U., BRAUNER O.,<br />
GRUß H., MANNHERZ C.,<br />
2010: „Zoodiversität - Förderung<br />
der Tierwelt auf <strong>Kurzumtriebsplantagen</strong>.“;<br />
In: DBU<br />
(Hrsg.) <strong>Kurzumtriebsplantagen</strong><br />
- Handlungsempfehlungen<br />
zur naturverträglichen<br />
Produktion von Energieholz in<br />
der Landwirtschaft<br />
(10) NERLICH K., 2010: „Wirkungen<br />
von Kurzumtriebshölzern<br />
auf die Umwelt“, Tagung für<br />
Natur-schutzbeauftragte der<br />
Land- <strong>und</strong> Stadtkreise am<br />
19.05.2010 an der Akademie<br />
für Natur- <strong>und</strong> Umweltschutz<br />
Baden-Württemberg<br />
(11) BUNDESMINISTERIUM FÜR<br />
UMWELT, NATURSCHUTZ <strong>und</strong><br />
REAKTORSICHERHEIT, B<strong>und</strong>esmin<strong>ist</strong>erium<br />
für Ernährung,<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz, 2009:<br />
„Nationaler Biomasseaktionsplan<br />
für Deutschland“,<br />
http://www.bmelv.de<br />
(12) JOHANN HEINRICH von Thünen-Institut,<br />
2011: “Energiepflanzen<br />
sind unterschiedlich<br />
klima-fre<strong>und</strong>lich“; Pressemitteilung<br />
vom 19.04.2011,<br />
http://www.vti.b<strong>und</strong>.de