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Schule in ihrer Zeit – Stationen aus hundert Jahren Schulgeschichte

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12e<strong>in</strong>heitlich Verordneten tragen fast alle Schüler lange Haare, Jeans und Pullover und e<strong>in</strong>enParka, den man anständigerweise <strong>aus</strong> Armeebeständen kaufte, der deswegen auf demOberarm e<strong>in</strong>en Aufnäher mit den Nationalfarben besaß und den man mit dem Peace-Symbolzu dekorieren hatte. Die eigenen Zimmer von uns Schülern der frühen siebziger Jahre s<strong>in</strong>dmittlerweile museumsreif geworden. Als das Museumsdorf Cloppenburg vor e<strong>in</strong>igen Monatene<strong>in</strong>e Ausstellung über diese <strong>Zeit</strong> veranstaltete, hatte man solche Zimmer als Rekonstruktionen<strong>in</strong> die Ausstellung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gebaut. Wohl gefühlt habe ich mich nicht, als ich me<strong>in</strong>e eigeneJugend im Museum wieder fand.Kenner der Uelzener Szene des Jahres 1974 wussten, wo man auch <strong>in</strong> der Nähe des neuenSchulgebäudes <strong>in</strong> der Albertstraße Drogen erhielt, aber die Mehrzahl der Schüler betrachtetees schon als <strong>aus</strong>reichend, im Konsum von Bier und Korn mit den Vätern gleichzuziehen undmit dem Trecker zur Abiturprüfung zu fahren. Sie sehen: Der professionelle Historiker ist<strong>Zeit</strong>genosse gewesen, und das macht mich befangen. Eigene Er<strong>in</strong>nerung, womöglich dieVorstellung von dem, was eigentlich doch wohl so gewesen se<strong>in</strong> müsste, auch wenn es <strong>in</strong>Wahrheit ganz anders war, verstellt den Blick auf diese Vergangenheit. Auch das ist e<strong>in</strong>ebesondere Eigentümlichkeit derjenigen Geschichte, an der man selbst beteiligt war, dass dieseGeschichte jedem Beteiligten nahe bleibt se<strong>in</strong> Leben lang. Die Jüngeren unter Ihnen s<strong>in</strong>d zuanderen <strong>Zeit</strong>en sozialisiert worden, aber auch Sie werden diese Er<strong>in</strong>nerung Ihr Leben langnicht loswerden.1984: Die Gegenwart rückt näher. Das ist allen denen von Ihnen, die im Moment als Schülerdas Herzog-Ernst-Gymnasium besuchen, schwer verständlich, denn die ältesten von Ihnenwerden 1984 gerade erst geboren se<strong>in</strong>. Dennoch wird <strong>Schule</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en und auch diese<strong>Schule</strong> im Speziellen umso schwerer analytisch beschreibbar, je näher die Gegenwart rückt.Die Beteiligten werden jeweils eigene E<strong>in</strong>teilungen dieser Geschichte wählen. Was dem e<strong>in</strong>endie Beförderung zum Oberstudienrat im Jahre 1984 war, war für die junge Schüler<strong>in</strong> derKlasse 7 der E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die neue Welt des Gymnasiums. So ist e<strong>in</strong> und dasselbe Jahr, je nachder Perspektive, die man wählt, mit sehr unterschiedlichen Er<strong>in</strong>nerungen verknüpft.Die ständigen Reformen der Reformen der Oberstufenreformen g<strong>in</strong>gen ungebremst weiter.Deutlich sichtbar wurde <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung um Reform<strong>in</strong>halte, dass zu allen <strong>Zeit</strong>enund nun besonders immer auch Vorstellungen wünschenswerter oder abzulehnender gesellschaftlicherVeränderungen mitgedacht und mitbetrieben worden waren und immer nochwerden. Mittlerweile aber hatte sich die Richtung verändert: Der neue Bundeskanzler HelmutKohl, im Amt seit 1982, hatte e<strong>in</strong>e „geistig-moralische Wende“ <strong>aus</strong>gerufen. Die

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