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Schule in ihrer Zeit – Stationen aus hundert Jahren Schulgeschichte

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4herabgestuft worden und hatte damit ke<strong>in</strong>e Möglichkeit mehr bieten können, hier am Orte dasAbitur abzulegen, das die unabd<strong>in</strong>gbare Vor<strong>aus</strong>setzung für den Besuch der aufstrebendenUniversitäten des 19. Jahr<strong>hundert</strong>s darstellte. Das hatte sich auch nach 1866 nicht wesentlichgeändert, als das Königreich Hannover durch Preußen annektiert worden war. So konnte man<strong>in</strong> Uelzen an der „1. Bürgerschule für Knaben“, wie die Anstalt amtlich hieß, zwar dasExamen zum E<strong>in</strong>jährig-freiwilligen Militärdienst ablegen – etwa der Mittleren Reifevergleichbar –, nicht aber das Abitur. E<strong>in</strong>e Lehrplanreform des Jahres 1882 führte immerh<strong>in</strong>dazu, dass die <strong>Schule</strong> die neue Bezeichnung „Realprogymnasium“ verliehen bekam, aber daswar es dann auch schon: e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> „anstelle e<strong>in</strong>es Gymnasiums“ oder „vor e<strong>in</strong>emGymnasium“, wie man die Bezeichnung wohl übersetzen darf.In den <strong>Jahren</strong> zwischen 1882 und 1900 wurde dieser Zustand, <strong>in</strong> Uelzen ke<strong>in</strong>e Hochschulzugangsberechtigungerwerben, also ke<strong>in</strong> Abitur ablegen zu können, als zunehmend unhaltbarangesehen. Künftige Abiturienten mussten bis dah<strong>in</strong> Gymnasien <strong>in</strong> Lüneburg, Celle oderSalzwedel besuchen. Die aufstrebende und <strong>in</strong>dustriell wie gewerblich <strong>in</strong> rascher Entwicklungbegriffene Stadt Uelzen stand dah<strong>in</strong>ter zurück und erlebte das, was man <strong>in</strong> der Bildungspolitikheutiger Tage e<strong>in</strong>en bra<strong>in</strong> dra<strong>in</strong> nennt: Gerade die Besten unter den jungen Männernwanderten ab, wurden schon <strong>in</strong> der Oberstufe des Gymnasiums zunehmend auf die Nachbarstädteh<strong>in</strong> orientiert, und es bestand die ernsthafte Gefahr, dass sie für Uelzen dauerhaftverloren gehen würden. In Uelzen selber aber nahm die Nachfrage nach akademischGebildeten so sehr zu, wie das überall im wilhelm<strong>in</strong>ischen Deutschland galt. Insbesondere imgewerblich-technischen Bereich erlebte das <strong>aus</strong>gehende 19. Jahr<strong>hundert</strong> e<strong>in</strong>en Umfang vonNachfrage nach Hochschulabsolventen, wie es ihn vorher nicht gegeben hatte. Die Gründungvieler Technischer und Kaufmännischer Hochschulen war die Antwort darauf. Auch imnichttechnischen Bereich machte sich die steigende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Steigerung der Studentenzahlen bemerkbar. Alles das aber drohte, an Uelzenvorbeizugehen. Die Stadt würde, so sah es kurz vor 1900 <strong>aus</strong>, ihren Söhnen nicht diejenigenBildungsvor<strong>aus</strong>setzungen mitgeben können, die die moderne Welt des wilhelm<strong>in</strong>ischenDeutschland so nötig brauchte.Dagegen bildete sich e<strong>in</strong>e breite Interessengeme<strong>in</strong>schaft <strong>aus</strong> den Lehrern des Realprogymnasiumsselber, <strong>aus</strong> Industriellen und Gewerbetreibenden der Stadt und <strong>aus</strong> der politischenSpitze Uelzens, <strong>in</strong>sgesamt also im Wesentlichen <strong>aus</strong> den Eltern der bisherigenSchüler. Es gab allerd<strong>in</strong>gs auch Opposition dagegen: Das städtische Kle<strong>in</strong>gewerbe, vor allemaber die Arbeiterschaft hielt die Investition <strong>in</strong> höhere Bildung für entbehrlich und falsch. Waskonnte diesen Kreisen der Uelzener E<strong>in</strong>wohnerschaft e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> bedeuten, auf die ihre

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