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Schule in ihrer Zeit – Stationen aus hundert Jahren Schulgeschichte

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14demnächst ablegen werden, s<strong>in</strong>d gewissermaßen me<strong>in</strong>e Kundschaft. Und deswegen will ich <strong>in</strong>diesem Abschnitt formulieren, welche Bedeutung das Abitur heute für die Hochschulen hat,auf die – sofort oder nach Zwischenstationen – etwa 75-80 % der Abiturient<strong>in</strong>nen undAbiturienten übergehen werden. – Ich will nur zwei Feststellungen formulieren, bei denensicherlich nicht alle unter Ihnen mir zustimmen werden.1. Das Abitur ist heute e<strong>in</strong> Massenprodukt geworden. Das hat Folgen für die Inhalte und dieQualität. Es muss Folgen haben für se<strong>in</strong>e Anerkennung. Die Zahl derer, die heute das Abiturablegen, beläuft sich nahezu auf e<strong>in</strong> Drittel e<strong>in</strong>es Schülerjahrgangs. Die Zahl der Abiturientenan e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Gymnasium pro Jahr ist <strong>in</strong> der Regel dreistellig. Unter diesen Umständenist das Abitur ke<strong>in</strong> Eliteabschluss für die Wenigen, sondern e<strong>in</strong> selbstverständlicher Abschlussfür die Vielen geworden. Das hat das durchschnittliche Niveau zwangsläufig gesenkt, aber beiweitem nicht <strong>in</strong> allen Fächern. Spitzenleistungen der Abiturienten <strong>in</strong> manchen Naturwissenschaftenstehen eher bescheidene Leistungsnive<strong>aus</strong> <strong>in</strong> anderen Fächern gegenüber.Die Bere<strong>in</strong>igung der Lehrpläne um verme<strong>in</strong>tlich Entbehrliches hat e<strong>in</strong>e tabula rasa manchmalauch dort h<strong>in</strong>terlassen, wo vor wenigen <strong>Jahren</strong> wenigstens noch e<strong>in</strong> paar Halme gewachsens<strong>in</strong>d. Denken Sie an Bereiche wie Literatur, an die Breite der Kenntnisse <strong>in</strong> Fächern wieGeschichte und Erdkunde, denken Sie aber auch an Botanik und manches andere. Wenn dasAbitur <strong>in</strong> den Inhalten spezieller wird, wenn <strong>in</strong> den Qualitäten des Abiturs exzellenteKenntnisse im e<strong>in</strong>en Fach neben eher dürftiger Ausbildung im anderen Fach stehen, dannwird das Abitur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hoch spezialisierten Ausbildungs- und Berufswelt zunehmend se<strong>in</strong>enWert als Nachweis allgeme<strong>in</strong>er Bildung verlieren. Konkreter gesagt: Was nützt me<strong>in</strong>emKollegen vom Biologischen Institut e<strong>in</strong> Abiturient mit e<strong>in</strong>em Schnitt von 1,7, aber mitLeistungskursen völlig anderer Fächer?Die Tendenz der Bildungspolitik geht dah<strong>in</strong>, den Universitäten die Auswahl der künftigenStudierenden zu überlassen. Dann wird das Abitur nur noch e i n e Vor<strong>aus</strong>setzung für dasErlangen e<strong>in</strong>es Studienplatzes se<strong>in</strong>, sicherlich die wichtigste, aber eben nur e<strong>in</strong>e nebenanderen, etwa neben fachbezogenen Tests und Auswahlgesprächen.Um e<strong>in</strong> Missverständnis gleich <strong>aus</strong>zuräumen: Das hat nichts mit e<strong>in</strong>em generellen Misstrauender Universitäten gegenüber der <strong>Schule</strong>, den Lehrern und den e<strong>in</strong>zelnen Abiturienten zu tun.Es bedeutet nur, dass die Übergangsphase zwischen <strong>Schule</strong> und Universität mehr durchdachtwerden muss als bisher. Es reicht nicht, beim Nachdenken im Kultusm<strong>in</strong>isterium mit dem Tagder Abiturzeugnisvergabe aufzuhören und beim Nachdenken im Wissenschaftsm<strong>in</strong>isteriummit dem Tag der Immatrikulation anzufangen. Dabei können wir alle mite<strong>in</strong>ander zusammen-

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