12.07.2015 Aufrufe

Neu aufgetauchte - Tschaikowsky-Gesellschaft.de

Neu aufgetauchte - Tschaikowsky-Gesellschaft.de

Neu aufgetauchte - Tschaikowsky-Gesellschaft.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Neu</strong> <strong>aufgetauchte</strong> Briefe Čajkovskijs an Raïssa Boulanger, Adèle Bohomoletz und Eugène d’Eichthalerweisen, <strong>de</strong>nn die eigenen Werke, die Turgenev nach 1862 schrieb, erschienen fast alle infranzösischer Übersetzung bei Hetzel.Hetzel verdankte es sich auch, dass Camille Depret im Jahre 1872 die Ehrenlegionverliehen wur<strong>de</strong>. Dem französischen Innenminister hatte er folgen<strong>de</strong> Zusammenfassungvon Deprets Verdiensten um die französische Nation geschickt:Hören Sie mir gut zu: hier sind seine Leistungen: er ist russischer Konsul, er hat ein riesiges Geschäft inMoskau und während <strong>de</strong>s [<strong>de</strong>utsch-französischen] Krieges hat er in dieser Stadt allein eine Spen<strong>de</strong> fürFrankreich von beinahe 200.000 Francs aufgebracht; er war <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> dieser Aktion. Sein Haus inMoskau ist ein Zufluchtsort für alle Franzosen, die sich dort aufhalten. Er ist kein Franzose, son<strong>de</strong>rnRusse, was die ganze Sache erleichtern dürfte. Er ist ein Schwiegersohn von Bixio [d.h. von Jacques-Alexandre Bixio (1808 –1865), einem französischen Arzt und Politiker italienischer Herkunft, <strong>de</strong>ssenjüngerer Bru<strong>de</strong>r Nino Bixio (1821–1873) einer von Garibaldis tapfersten Mitstreitern war]. 20Dass hier Camille Depret als „Russe“ bezeichnet wird, ist bemerkenswert: obwohl bei<strong>de</strong>Elternteile Belgier waren, hatte wohl die Tatsache, dass er in Russland geboren wur<strong>de</strong>, zurFolge, dass er nach russischem Recht die Staatsbürgerschaft seines Geburtslan<strong>de</strong>s erhielt.So erklärt es sich auch, warum <strong>de</strong>ssen jüngere Schwester Adèle, die ebenfalls in Moskauzur Welt kam, von Čajkovskij beinahe als eine Landsmännin aufgefasst wur<strong>de</strong>, als er ihrwährend seines Pariser Aufenthalts im Sommer 1886 zum ersten Mal begegnete. DerTagebucheintrag über die Soiree am 7. / 19. Juni 1886, die Adèle Bohomoletz ihm zuEhren in ihrem Haus veranstaltete – eine Soiree, auf <strong>de</strong>r Čajkovskij die Bekanntschaft u.a.von Fauré und einem <strong>de</strong>r frühesten Vorkämpfer seiner Musik in Frankreich, CamilleBenoît, machte – ist im Kommentar zu Čajkovskijs Brief an Madame Boulanger zitiertwor<strong>de</strong>n. Čajkovskij erwähnte das Ereignis auch in einem Brief an seinen Bru<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>st:„Eine gewisse Mme Bohomoletz, eine reiche halbrussische Dame, gab mir zu Ehren einDiner und eine Soiree, auf <strong>de</strong>r mein Quartett gespielt ( Marsick, Brandukov) und meineRomanzen gesungen wur<strong>de</strong>n.“ 21Auf <strong>de</strong>m Abend war auch Adèles älterer Bru<strong>de</strong>r zugegen, wie Čajkovskij im Tagebuchvermerkte: „Rauchen und Gespräche mit Camille Depret.“ 22 Es war sicherlich dieseBegegnung mit <strong>de</strong>m Firmeneigentümer in Paris, die Čajkovskij dazu veranlasste, bald nachseiner Rückkehr in die Heimat, am 22. Juni / 4. Juli 1886 – d.h. am selben Tag, als erMoskau verließ, um sich nach Hause nach Majdanovo zu begeben – <strong>de</strong>m weitgerühmtenWeinla<strong>de</strong>n einen Besuch abzustatten, wie er in seinem Tagebuch notierte: „Weinkäufe undEssen bei Lapin und Depret.“ 23Camilles Schwester Adèle fühlte sich <strong>de</strong>r russischen Kultur nicht bloß <strong>de</strong>shalb so engverbun<strong>de</strong>n, weil sie in Moskau aufgewachsen war und weil ihr Ehemann, Michel Bohomoletz,weißrussischer Abstammung war, 24 son<strong>de</strong>rn auch weil sie sich in Paris aktiv dafür20 “Écoutez bien, voilà ses titres : il est consul <strong>de</strong> Russie, il a un vaste établissement à Moscou et pendant laguerre il a suscité dans cette seule ville une souscription <strong>de</strong> près <strong>de</strong> 200.000 francs pour la France ; il étaitprési<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> l’œuvre. Sa maison à Moscou est la ressource <strong>de</strong> tout ce qui est français par là-bas. Il n’est pasfrançais, il est russe, cela doit rendre la chose plus facile. Il est gendre <strong>de</strong> Bixio.” Zitiert nach: A. Parménieund C. Bonnier <strong>de</strong> la Chapelle, Histoire d’un éditeur et <strong>de</strong> ses auteurs. P.-J. Hetzel (Stahl) , Paris 1953,S. 569. Dort wer<strong>de</strong>n mehrere weitere Briefe von Hetzel an Camille Depret und <strong>de</strong>ssen Frau Hélène (geb.Bixio) zitiert.21 Brief vom 11. / 23. Juni 1886 an Mo<strong>de</strong>st Čajkovskij, ČPSS XIII, S. 366.22 Tagebücher, S. 74. Der <strong>de</strong>utsche Text von Hans-Joachim Grimm ist hier nochmals leicht korrigiertwor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Name dieser belgischen Familie schrieb sich „Depret“ und nicht „Depré“ wie a.a.O.23 Ebenda, S. 79. Lapin war <strong>de</strong>r Inhaber eines ebenfalls beliebten Fleisch- und Gemüsegeschäfts in Moskau.24 Dass ihr Ehemann Michel hieß, wissen wir aus einer Notiz in einer belgischen Zeitung, in <strong>de</strong>r die Zeugenbei <strong>de</strong>r notariellen Registrierung einer neuen Aktiengesellschaft von Tuchfabrikanten aufgezählt wer<strong>de</strong>n,darunter auch: „De M me Adèle Depret, et <strong>de</strong> son époux, M. Michel Bohomoletz, rentiers, <strong>de</strong>meurant à Paris,136

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!