12.07.2015 Aufrufe

Neu aufgetauchte - Tschaikowsky-Gesellschaft.de

Neu aufgetauchte - Tschaikowsky-Gesellschaft.de

Neu aufgetauchte - Tschaikowsky-Gesellschaft.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Neu</strong> <strong>aufgetauchte</strong> Briefe Čajkovskijs an Raïssa Boulanger, Adèle Bohomoletz und Eugène d’Eichthaleinsetzte, wie nun näher zu erörtern ist. In einem Brief vom 12. / 24. August 1871 anseinen nunmehrigen französischen Hauptverleger schrieb Turgenev aus Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n:Erinnern Sie sich an ein Manuskript, das Sie mir vor einiger Zeit gegeben haben? Es war dieÜbersetzung einer russischen Erzählung <strong>de</strong>s Grafen L. Tolstoj mit <strong>de</strong>m Titel „Polikuška“. Eine Dame,<strong>de</strong>ren Namen ich nicht weiß, hatte diese Übersetzung gemacht, aber sie wur<strong>de</strong> nicht veröffentlicht – icherinnere mich nicht mehr warum. 25Weiter erklärte Turgenev Hetzel in diesem Brief, wie <strong>de</strong>r berühmte, in Paris und Londonwirken<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche Augenarzt Richard Liebreich (1830–1917), <strong>de</strong>r anscheinend mit dieserDame befreun<strong>de</strong>t war, ihn, Turgenev, mehrmals um die Zurückerstattung diesesManuskripts angegangen war, ohne ihm allerdings die Adresse jener Dame mitzuteilen.Deswegen hoffe er, Hetzel könne ihm hier weiterhelfen.Im Kommentarteil und im Namensverzeichnis <strong>de</strong>r ersten aka<strong>de</strong>mischenGesamtausgabe von Turgenevs Briefen (1961–1968) wur<strong>de</strong> über die Urheberschaft dieserfranzösischen Übersetzung von Tolstojs tragischer Erzählung Polikuška (1863) Folgen<strong>de</strong>smitgeteilt:Die Übersetzung <strong>de</strong>r Erzählung Polikuška stammt von [Frau] Bohomoletz, einer geborenen Depret(Mitteilung von M. Parturier). Es liegen keine Angaben zu einer Publikation dieser Erzählung vor. 26Maurice Parturier (1888 –1980), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Herausgebern von Turgenevs Briefen dieseInformation mitgeteilt hat, war in seinem Hauptberuf Arzt, doch er widmete sich auch <strong>de</strong>rMérimée-Forschung und gab ein wertvolles Buch über Prosper Mérimées Beziehungen zuTurgenev heraus, aus <strong>de</strong>m u.a. das Interesse <strong>de</strong>s Letzteren an <strong>de</strong>r Bewegung <strong>de</strong>r Altgläubigenund <strong>de</strong>ren Rolle in <strong>de</strong>r russischen Geschichte zu ersehen ist, was im Hinblick aufTurgenevs spätere Begeisterung für Mo<strong>de</strong>st Musorgskijs historische Opern von großemInteresse ist. 27 Über welche Informationen zu Adèle Bohomoletz’ Übersetzung Parturierverfügte, ließ sich bislang nicht ermitteln. 28Hetzel hat Turgenev offenbar geraten, das Manuskript <strong>de</strong>r Übersetzung einfach an Dr.Liebreich in London zu schicken, damit dieser es weiterbeför<strong>de</strong>re. Soviel geht aus einemspäteren Brief Turgenevs an seinen Pariser Verleger hervor:boulevard Malesherbes, n o 174 [sic]“ ( Le Moniteur Belge, 7. September 1869; über Google Bookseingesehen). Dass Michel Bohomoletz einer weißrussischen, jedoch seit einigen Generationen polonisiertenFamilie entstammte, entnehmen wir <strong>de</strong>r kurzen biographischen Notiz über Adèle Bohomoletz in: MyriamChimènes, Mécènes et musiciens, Paris 2004, S. 250–251. Dort wird auch die Be<strong>de</strong>utung ihres Salons imPariser Musikleben kurz erläutert. Eine ähnliche Notiz über Frau Bohomoletz fin<strong>de</strong>t sich in Marguerite <strong>de</strong>Saint-Marceaux. Journal 1894–1927, hrsg. von Myriam Chimènes, Paris 2007, S. 1293. Ansonsten wissenwir lei<strong>de</strong>r so gut wie gar nichts über ihren Gatten. Es liegt die Vermutung nahe, dass Adèle Bohomoletz zu<strong>de</strong>m Zeitpunkt, als Čajkovskij ihre Bekanntschaft machte, seit mehreren Jahren verwitwet war.25 „Vous souvient-il d’un manuscrit que vous m’avez donné il y a pas mal <strong>de</strong> temps? C’était la traductiond’une nouvelle russe du c[om]te L. Tolstoï, intitulée «Polikouchka». Une dame dont j’ignore le nom avait faitcette traduction. Elle <strong>de</strong>vrait être publiée – mais elle ne le fut pas, je ne me rappelle plus pourquoi.“Turgenev, 2. Gesamtausgabe, Pis’ma, Bd. XI, S. 124.26 „Перевод рассказа «Поликушка» принадлежал Богомолец, урождённой Депре (сообщено М.Партюрье). Сведений о публикации этого перевода не обнаружено.“ I. S. Turgenev, Polnoe sobraniesočinenij i pisem, 28 Bän<strong>de</strong>, Leningrad 1960–1968 [= Turgenev, 1. Gesamtausgabe], Pis’ma, Bd. IX, S. 504.27 Dazu siehe weiter Abram Gozenpud, I. S. Turgenev. Issledovanie, Sankt Petersburg 1994, S. 92; sowieTurgenevs Brief an Pauline Viardot vom 21.–22. Mai / 2.–3. Juni 1874 in Turgenev, 2. Gesamtausgabe,Pis’ma, Bd. XIII, S. 85.28 Natal’ja Generalova hat sich freundlicherweise bereit erklärt, nach <strong>de</strong>m Brief Parturiers, in welchem erihren Vorgängern am Puškinskij dom diese Information über Frau Bohomoletz mitgeteilt hat, zu suchen,doch bis jetzt lei<strong>de</strong>r ohne Erfolg.137

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!