FMT-MAGAZIN

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RALPH
LOSEMANN
Nachschlag
Die Graupner-Powerservos DS 8411, 8511 und DS 8811
Es war einmal: „Was haste auf den Rudern drauf?“
„8411 komplett!“, lautete der verbale Gegenschlag auf die
erste Frage, und damit war klar: Das Beste ist gerade gut
genug! Doch dieses Gespräch hatte vor fünf Jahren Gültigkeit
und könnte so wohl heute nicht mehr erfolgen. Aus
der quasi Monopolstellung in diesem Servosegment ist ein
harter Konkurrenzkampf geworden. Mehrere Hersteller
entwickeln in diesem Bereich und zwingen auch Graupner
zum Nachschlag. Beanspruchen die neuen DS 8511
und DS 8811 wieder den Thron in der Spitzenklasse?
Zum Lieferumfang
des DS 8511
und des DS 8811
gehört neben dem
Befestigungsmaterial
und den
Standard-Hebeln
auch ein verstärkter
Nylon-Hebel
Äußerlichkeiten
Ja wie heißen sie denn nun? Die
hier geläufi gen Bezeichnungen
stammen von der Firma Graupner.
Weltweit haben die von der Firma
JR produzierten Servos eine andere
Bezeichnung: Das DS 8511 heißt
dort DS 8611 und das DS 8811
wird als DS 8611A gehandelt
– schon ein Hinweis auf die Verwandtschaft
der Servos. Interessant
sind auf alle Fälle die Charakterisie-
rungen auf den Verpackungen. Ist
eigentlich „High-Power“ weniger
als „Super-Power“? Kommt da in
Zukunft „Hyper oder Mega“?
Den Servos liegt ein Befestigungsset
bei, bestehend aus
Schrauben, Gummis und Tüllen.
Beim DS 8511 und DS 8811 liegt
neben den Standardhebeln ein verstärkter
Nylonhebel bei.
Die Abmessungen der neuen
Generation sind leicht gestiegen.
Die Abmessung
des 8511 und des
8811 sind gegenüber
dem 8411
leicht gestiegen

Die DS 8511
und 8811 besitzen
weiche
Endanschläge
aus Gummi
und schonen
so das Getriebe
(links DS 8411,
rechts DS 8811)
Zwischen 1 und 2 mm mehr Platz
benötigt sie in jede Richtung. Beide
Servos präsentieren sich mit einem
äußerst verwindungssteifen und
druckfesten Gehäuse und mit zwei
zusätzlichen Verschraubungen auf
der Oberseite.
Ungereimtheiten gibt es im Vergleich
von Katalogangaben und Messungen.
So haben beide neuen Servos
eine nahezu gleiche Masse von
56 g (ohne Befestigungselemente
Bei allen drei
Typen ist die
erste Zwischenwelle
in Messing
gelagert – die
stärkeren Gehäuse
des DS 8511
und 8811 sind
hier gute erkennbar
(von
links: DS 8411,
DS 8511
und DS 8811)
und Hebel). Im Katalog werden sie
mit 60 g und 65 g angegeben. Auch
die Gehäuse sind von den Abmessungen
vollkommen gleich. Im Katalog
wird das DS 8511 aber mit den
kleineren Maßen des DS 8411 angegeben.
Fatal, wenn das Servo dann
nicht den Servorahmen passt.
Innere Werte
Die Demontage zeigt sofort, in
welche Richtung die Entwicklung
geht. Die Gehäusesteifi gkeit und
die Abmessungen rühren von einer
Vergrößerung der Gehäusewandstärke
her. Die sehr präzise gefertigten
Teile sind so ineinander verzahnt,
dass eine Gummidichtung
zwischen den Gehäuseteilen nicht
mehr nötig ist. Auch die Liebe
zum Detail wird sofort deutlich.
Die neuen Servos besitzen weiche
Endanschläge aus Gummi und
schonen so z.B. bei ruppigen Trans-
Die Getriebe der
Test-Servos,
von links:
DS 8811, DS 8511
und DS 8411
Die letzte
Getriebestufe
des DS 8511 und
8811 besitzt ein
feineres Modul
und der Abtriebsvielzahn
ist
deutlich höher
(links DS 8411,
rechts DS 8811)
portaktionen das Getriebe und die
Ruder. Der wichtige Knickschutz
der Kabel ist gut, keine Einheitlichkeit
herrscht jedoch bei der Menge
der verwendeten Vergussmasse für
die Elektronik. Das DS 8811 war
sehr sparsam vergossen.
Überraschungen dann beim Getriebe:
diese sind beim DS 8511
und DS 8811 identisch. Aber
auch beim „alten“ DS 8411 sind
die Zahnräder bis auf das Paar
Die Kabel-
Anschlüsse an die
Servoelektronik
sind sicher vergossen,
wenn auch
beim DS 8811
deutlich weniger
Vergussmasse
verwendet wird
(von links: DS 8411,
DS 8511
und DS 8811)
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Versuchaufbau
zur Messung der
Stellzeit
Diese Alu-Hebel
sind bei Graupner
als Zubehör
erhältlich
Sehr gut gelöst
– die Hebel
werden auf dem
Abtriebszahnrad
zusätzlich geklemmt
am Abtrieb gleich zu den anderen
beiden Servos. Die Zähne der
neuen Servos sind am Abtrieb etwas
feiner, die Zahnräder haben
ein kleineres Modul. Das DS 8411
zeigte im rauen Alltagsbetrieb
schnell ein recht deutliches Spiel.
Eine feinere Verzahnung am Abtrieb
könnte dieses Spiel bei den
beiden neuen Servos vermindern.
Insgesamt laufen alle Getriebe butterweich.
Bei älteren DS 8411 hat sich die
Lagerung der ersten Zwischenwelle
als Schwachpunkt herausgestellt.
Hier sind nun beim DS 8511 und
DS 8811 Messingbuchsen ins Gehäuse
eingelassen. Damit ist auch
hier Spielfreiheit über lange Zeit
gesichert. Aber hoppla: Auch die
erste Zwischenwelle des DS 8411
besitzt eine Messingbuchse zur
Lagerung. Das war doch früher
nicht so! Und das ist noch nicht
alles. Nachdem ich mir zwei ältere
DS 8411 zum Vergleich besorgt
hatte, zeigte sich noch ein
Unterschied im ersten Zahnrad
nach dem Antriebsmotor. Dieses
war im mit etwa fünf Jahren ältesten
Servo komplett aus Kunststoff,
im mittleren und neuen DS 8411
ist das kleine Zahnrad jetzt aus
Metall und in das Kunststoffteil
eingepresst. Es erfolgt also eine
Produktpfl ege und das fi nde ich
gut! Wer ein gebrauchtes DS 8411
kauft, sollte sich daher über das
Alter aufklären lassen, es gibt Unterschiede!
Stellmoment und Stellzeit
Das Fernsteuerequipment wurde
vom letzten Servo-Test (Hitec-Servos
HS-5955MG, HS-5945MG und
HS-5745MG, FMT 05.2005, S.
28ff) übernommen und stellt mit
einem Sender JR-PCM10X, einem
Empfänger SMC19DS und der Akkuweiche
Power Box Competition
ein bewährtes System dar, welches
praxisrelevante Messergebnisse ermöglicht.
Die Spannung beträgt für
alle Tests 5,9 Volt. Diese wird von
der Powerbox vorgegeben. Alle
anderen Einrichtungen stammen
aus einem Physiklabor und haben
für den Test eine ausreichende
Genauigkeit. Jede Messung wurde
zehnmal wiederholt, die Angaben
stellen das jeweilige Mittel unter
Ausschluss der Extremwerte dar.
Das Servo drückt mit einem
15 cm langen Hebel auf eine Waage.
Die Geschwindigkeit gibt das Servotestprogramm
des Senders vor und
ist damit immer gleich. Die so ermittelte
Kraft wird nun hinreichend genau
in die Stellkraft umgewandelt,
mit der Vereinfachung, dass 1 kg
einer Kraft von 10 N entsprechen.
Durch den senkrechten Kraftangriff
kann diese Kraft mit den 15 cm des
Hebels multipliziert werden und
ergibt das gesuchte Drehmoment
mit der Einheit Ncm.
Im kalten Zustand liegt das Stellmoment
ca. 10% über den Katalog-
Angaben. Mit jedem Messvorgang,
der mit einer zunehmenden Erwärmung
des Servomotors einhergeht,
nimmt das Stellmoment ab. Nach
vier, direkt aufeinanderfolgenden
Messdurchgängen geht das Stellmoment
nicht weiter nennenswert
zurück. Bei kurzzeitigem Abruf
der Maximalkraft, also ohne langwieriges
Blockieren, stagniert die
Stellkraft nach etwa vier bis fünf
Messdurchgängen in der Größenordnung
der Katalogangaben – das
ist sehr gut.
Das DS 8811 drückt schon gewaltig
und wird so zum stärksten Servo
in dieser Größenklasse. Spätestens
wenn man sich beim Experimentieren
die Finger einklemmt, merkt
man, welche enormen Kräfte die
Servos heute entwickeln können.
Das DS 8511 kommt dem nahe
und liegt ca.10% unterhalb der
Stellkraft des DS 8811. Bei riesigen
Rudern, die mit mehreren DS 8411

angesteuert wurden, kann die Anzahl
der Servos mit den DS 8811
quasi halbiert werden.
Interessant ist auch der Vergleich
der drei Generationen der DS 8411.
Die weisen über die Jahre eine sehr
konstante Stellkraft auf.
Im lastfreien Zustand haben alle
Servos eine nahezu gleiche Stellzeit
von ca. 0,16 s für einen Drehwinkel
von 60 Grad. Der Katalog weist
hier unterschiedliche Zeiten auf, das
konnte ich nicht feststellen. Unter
Last sieht die Geschichte schon anders
aus. Mit steigendem aufzubringendem
Drehmoment setzen sich
die beiden neuen Servos deutlich
vom DS 8411 ab. Trotzdem, auch
dieses zieht im Bereich seiner maximalen
Kraft zwar langsam, aber
sauber durch.
Porsche
mit schmalen Reifen?
Das ganze Testprogramm wurde
durch ein deutliches Knacken unterbrochen.
Was war passiert? Die
Verzahnung der im Test verwendeten
runden Scheibe brach bei der
Stellzeitmessung des DS 8811 unter
Last. Hier gibt es nur eine Schlussfolgerung:
die einfachen Hebel sind
nicht tauglich für diese Servos und
sollten raus aus der Verpackung!
Niemand wird mit einem DS 8811
einen Vergaser anlenken, aber an
einem großen Ruder können diese
Hebel die Ursache für einen Absturz
sein. Zumal wir hier nicht über Eco
oder Standard, sondern über High
End sprechen, was auch mit einem
entsprechenden Preis gekoppelt ist.
Der mitgelieferte verstärkte Hebel
hielt den Belastungen stand, der
Kunststoff ist aber auch nicht sonderlich
hart. Ich fi nde, dass diese Servos
serienmäßig einen Aluminiumhebel
verdienen! Würden Sie einen Porsche
mit 125er Reifen kaufen?
Der Servokiller Nummer eins
ist das ständige Blockieren des Abtriebes.
Es schmerzt schon beim
Testen, wenn sich ein Servo 20
Sekunden bei Blockierstromaufnahme
quält. Zumal hier auch kein
Aluminiumgehäuse die Wärme
wegleiten kann. Im Besonderen
ist die Elektronik gefährdet. Und
da haben die Entwickler die Hausaufgaben
gemacht! Die Elektronik
bleibt auch bei diesem brutalen
Test kalt. Das ist sehr gut! Der Mo-
tor wird natürlich extrem heiß, 18
Watt ergeben bei Stillstand eben
schon eine gute Heizung. Zu keinem
Zeitpunkt konnte aber ein
Defekt oder auch nur der typische
„Elektrikgeruch“ bei Überlastung
festgestellt werden. 18 Watt Verlustleistung
beim DS 8811 entstehen
bei einer Spannung von 6 Volt
durch einen Stromfl uss von 3 Ampere.
Wenn die Stromaufnahme
ins Verhältnis zur Stellkraft gesetzt
wird, dann ist hier eine ordentliche
Proportionalität zwischen den
Servos erkennbar.
Alle Servos lösen sehr genau
auf, auch mit einem 30 cm langen
Hebel sind keine Rückstellungenauigkeiten
erkennbar – gute Voraussetzung
für ein exaktes Steuern.
Gut ist auch die Einstellung der
„Härte“ um den Nullpunkt. Alle
Servos stellen nachdrücklich, ohne
Neigung zu Regelschwingungen, in
die Nulllage zurück.
Die Servos gehen jetzt in verschiedene
Modelle zum Dauereinsatz.
Insbesondere wird dort die
Frage, ob sich ein Getriebespiel
einschleicht, beantwortet.
Nachschlag gelungen?
Alle Servos entsprechen in ihrer
Konstruktion und Verarbeitung den
aktuellen Anforderungen an Servos
der Spitzenklasse. Das DS 8411 ist
durch die Produktpfl ege für viele
Anwendungen weiterhin eine gute
Wahl. Erste Wahl für große Modelle
sind das DS 8511 und das
DS 8811. In der Stellkraft erobert
das DS 8811 den Thron des momentan
stärksten Servos in dieser
Größenklasse. Der Nachschlag
ist also gelungen! Aber in dem
Maße, wie sich ein Produkt entwickelt,
muss sich auch das Zubehör
entwickeln. Das darf der Kunde
erwarten! Markentreue kommt
immer auch aus dem Bauch heraus,
und beim Bauchgefühl kann
ein serienmäßiger Aluminiumhebel
eine Menge bewirken! Dann kann
der „Gegenschlag“ 2006 getrost
heißen: „8811 komplett!“
Technische Daten und Messergebnisse im Überblick
Typ Maße in mm
(L×B×H)
Masse (mit Befestigung,
ohne Hebel)
Stellkraft im Versuchsaufbau
Typ 1. Durchgang 2. Durchgang 3. Durchgang 4. Durchgang
DS 8411 (4 Jahre) 129 Ncm 120 Ncm 116 Ncm 113 Ncm
DS 8411 ( 2 Jahre) 128 Ncm 122 Ncm 117 Ncm 114 Ncm
DS 8411 neu 128 Ncm 122 Ncm 117 Ncm 113 Ncm
DS 8511 207 Ncm 192 Ncm 180 Ncm 174 Ncm
DS 8811 236 Ncm 219 Ncm 210 Ncm 206 Ncm
Stellzeit für 60 Grad im Versuchsaufbau
Typ Lastfrei konstante Last: 55 Ncm konstante Last: 110 Ncm
DS 8411 (4 Jahre) 0,16 s 0,31 s 0,70 s
DS 8411 ( 2 Jahre) 0,16 s 0,30 s 0,70 s
DS 8411 neu 0,16 s 0,30 s 0,70 s
DS 8511 0,17 s 0,25 s 0,40 s
DS 8811 0,16 s 0,22 s 0,36 s
Max. Stellmoment
(bei 5,9 V)
Stellzeit für 60°
(lastfrei, bei 5,9 V)
Max. Stromaufnahme
(Blockierstrom bei 5,9 V)
Empfohlener Preis
DS 8411 38,8×19,2×39,2 59 g 128 Ncm 0,16 s 1,9 A 139,- Euro
DS 8511 40,3×20,8×39,6 65 g 207 Ncm 0,17 s 2,8 A 149,- Euro
DS 8811 40,3×20,8×39,6 65 g 236 Ncm 0,16 s 3 A 159,- Euro
Produktpfl ege beim
DS 8411: links
ein neues Servo,
rechts ein älteres
Modell – noch
ohne Messinglager
Weiterentwicklung
auch am Getriebe
des 8411: links
ein neues Servo
mit Metallzahnrad
(zweite Untersetzung),
rechts
ein älteres Modell
Blick auf die Elektronik
von drei
Generationen des
DS 8411 – das älteste
(rechts zu sehen)
ist etwa vier
Jahre alt – der aktuelle
Serienstand
ist links zu sehen
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