38zett 3–10 / vermittlungraus aus ateliersundwerkstätten!Im Rahmen <strong>der</strong> Projekte in Kooperation mitexternen Partnern treten Studierende undDozierende des Studieng<strong>an</strong>gs Bachelor inVermittlung von Kunst und Design nach aussenund bespielen vielfältige Fel<strong>der</strong> von Kulturund Bildung. Stef<strong>an</strong> Wettstein*Mit »Tr<strong>an</strong>sfer« <strong>wird</strong> <strong>das</strong> 6. Semester des BA in Vermittlungvon Kunst und Design überschrieben. Die Studierenden habenzu diesem Zeitpunkt ihre Ausbildungspraktika hinter sich,und ihr Entscheid, ob sie weiterstudieren o<strong>der</strong> ins Berufsfeldeinsteigen wollen, ist gefällt. Dieses letzte Semester beinhaltet<strong>das</strong> umf<strong>an</strong>greichste Modul des Studiums (20 ECTS) undrichtet den Fokus konsequent nach aussen. In den Projekten inKooperation entwickeln Dozierende aus allen Fachbereichenzusammen mit den Studierenden neue Formate <strong>der</strong> Vermittlung.Partner für diese Projekte sind Institutionen, welche dieInnovationskraft des Studieng<strong>an</strong>gs erk<strong>an</strong>nt haben. Dabei giltein wesentlicher Grundsatz: Wir fragen nicht <strong>an</strong>, son<strong>der</strong>n wirwerden <strong>an</strong>gefragt!Innerhalb des Curriculums sind die Projekte in Kooperationzum eigentlichen Innovationsfeld geworden. Hier <strong>wird</strong> bewusstNeul<strong>an</strong>d betreten. Da dies immer mit einem gewissenRisiko verbunden ist, <strong>wird</strong> von allen Beteiligten grosse Offenheiterwartet. Eine abschliessende Projektevaluation und-sicherung gar<strong>an</strong>tiert, <strong>das</strong>s die entsprechenden Erkenntnissezurück in die Lehre fliessen.Bild oben: Projekt »Kunstvermittlung in Tr<strong>an</strong>sformation«. Indirekte Vermittlung:eine eingeweihte »Trägerschaft« im Alltag vermittelt. Studentin: MayaGoepfert.Links und rechts oben: Projekt »Traumwendeschlaufe«. Jugendliche imGespräch mit Studierenden <strong>der</strong> Vermittlung im B86 Werdhölzli. Studierende:Fr<strong>an</strong>ziska Baumgartner, Vera Egloff, Lise Caroline Heinz, Anya Testino
vermittlung / zett 3–1039Nachfolgend werden vier Projekte vorgestellt,die 2010 durchgeführt wurdenund im Frühjahr 2011 eine Fortsetzungfinden.Pocket-Böögg – eine ErfolgsgeschichteDie RGZ-Stiftung (für Menschen mit cerebralen Bewegungsstörungen)beschäftigt in ihren Ateliers undWerkstätten in Zürich rund 30 Personen – Menschen,die darauf <strong>an</strong>gewiesen sind, sinnstiftende Arbeiten <strong>an</strong>einem ihrem H<strong>an</strong>dicap entsprechend gestalteten Arbeitsplatzauszuführen. Diese Werkstätten sind heutesehr gefor<strong>der</strong>t. Sie müssen rentabler werden undzunehmend eigene Produkte generieren, da viele <strong>der</strong>Arbeiten, die sie bis <strong>an</strong>hin ausführten, durch den globalisiertenMarkt abw<strong>an</strong><strong>der</strong>n.Der Pocket-Böögg, eine Mini-Taschenausgabe des Sechseläutenbööggs,entst<strong>an</strong>d in intensiver Zusammenarbeit mit denWerkstattleitungen <strong>der</strong> Stiftung vor Ort. Das Produkt ist eingebettetin eine Serie von Erzeugnissen, die unter dem Label»Symptom« auftreten. Der Pocket-Böögg löste ein grossesMedienecho aus: Die erste Serie war in nur vier Tagen ausverkauft!In Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Stiftung Bühl Wädenswil und dem<strong>So</strong>zialamt <strong>der</strong> Stadt Zürich <strong>wird</strong> 2011 ein weiteres Projekt zurProduktentwicklung durchgeführt. Stef<strong>an</strong> Wettstein* Stef<strong>an</strong> Wettstein ist Dozent im Bachelor in Vermittlung von Kunst und Designam Departement Kultur<strong>an</strong>alysen und Vermittlung. Er leitet die FachgruppePraxis Kunst und Design (stef<strong>an</strong>.wettstein@z<strong>hdk</strong>.ch).Klubschule Migros – neue Angebote in Kunstund DesignDie Klubschule Migros ist <strong>der</strong> grösste Player auf dem SchweizerWeiterbildungsmarkt. Durch eine Diplomausstellung desBA in Vermittlung von Kunst und Design wurde die Klubschuleauf den Studieng<strong>an</strong>g aufmerksam. Gute Gründe, einProjekt in Kooperation zu l<strong>an</strong>cieren, liegen auf <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d.Die Vertiefung Ästhetische Bildung und <strong>So</strong>ziokultur ist berufsbefähigend,die AbsolventInnen können direkt nach demAbschluss als KursleiterInnen bei <strong>der</strong> Klubschule einsteigen.Diese ist auf innovative Kurs<strong>an</strong>gebote <strong>an</strong>gewiesen, will sie imstark umkämpften Markt weiterhin die Lea<strong>der</strong>position halten.In den verg<strong>an</strong>genen zwei Jahren haben Studierende vielfältigeKurs<strong>an</strong>gebote ausgearbeitet, die von <strong>der</strong> Klubschule aufgenommenwurden. Die Kooperation, die im Frühjahr 2011 in diedritte Runde geht, bietet eine eigentliche Win-Win-Situation:Die AbsolventInnen erhalten eine Anstellung, die Klubschulebleibt mit zeitgemässen Angeboten up to date. Andreas KohliProf. Andreas Kohli ist Dozent im Bachelor in Vermittlung von Kunst undDesign. Er lehrt im Bereich Praxis Kunst und Design am Departement Kultur<strong>an</strong>alysenund Vermittlung (<strong>an</strong>dreas.kohli@z<strong>hdk</strong>.ch).Schlaufe Werdhölzli – partizipative KunstinterventionenDas Tiefbauamt <strong>der</strong> Stadt Zürich will die TramwendeschlaufeWerdhölzli am Westende des Grünauquartiers in Zürich-Altstetten aufwerten. Mit dieser stadtpl<strong>an</strong>erischen Absichtist die Idee verbunden, den Ort temporär für künstlerischeEingriffe zu nutzen. <strong>So</strong> machten 17 Studierende die Schlaufezum Ausg<strong>an</strong>gs-, Wende- und Fluchtpunkt für reale und fiktiveGeschichten, die sie in Zusammenarbeit mit AnwohnerInnenentwickelten. Zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung war die Verknüpfungkünstlerischer und sozialer Prozesse. Es wurden Formen<strong>der</strong> Mitwirkung erprobt, die stabile o<strong>der</strong> flüchtige Bil<strong>der</strong>,Installationen und Aktionen hervorbrachten. Dabei warendie Ansätze sehr unterschiedlich: Jugendliche setzten ihreeigenen Vorstellungen <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nten Quartieraufwertung inein Stadtmodell aus Recyclingmaterial um. Ein Team machteGeschichten von Seniorinnen vernehmbar. Der eingeschlafeneRobinsonspielplatz wurde durch künstlerische Aktionenre<strong>an</strong>imiert. In Form von labilen Skulpturen materialisiertensich Wünsche von Pass<strong>an</strong>tInnen auf dem Brachstück <strong>der</strong>Tramwendeschlaufe, nun umben<strong>an</strong>nt in »Traumwendeschlaufe«.Schliesslich entdeckte ein Team Orte mit dem NamenGrünau in Europa und Afrika. Es verb<strong>an</strong>d diese virtuell durchden Vers<strong>an</strong>d geheimnisvoller Post <strong>an</strong> <strong>der</strong>en BewohnerInnen.Die Schlaufe wurde damit Teil einer globalen Geografie.H<strong>an</strong>nes Rickli und Thomas SieberProf. H<strong>an</strong>nes Rickli ist Künstler und Dozent im Bachelor in Vermittlung vonKunst und Design am Departement Kultur<strong>an</strong>alysen und Vermittlung. Er istProjektleiter am Institut für Gegenwartskünste <strong>der</strong> <strong>ZHdK</strong> (h<strong>an</strong>nes.rickli@z<strong>hdk</strong>.ch). Prof. Thomas Sieber ist Kulturwissenschaftler und Kulturvermittler.Er lehrt im Fachbereich Art Education am Departement Kultur<strong>an</strong>alysen undVermittlung (thomas.sieber@z<strong>hdk</strong>.ch).Kunstvermittlung in Tr<strong>an</strong>sformationIm Kooperationsprojekt »Kunstvermittlung in Tr<strong>an</strong>sformation«erarbeiteten Studierende vermittlungsspezifische Angeboteund Interventionen in/um/durch/gegen die AusstellungPap(i)er Fashion im Museum Bellerive. Die Entwicklung <strong>an</strong>gemessenerVermittlungsstrategien wurde als künstlerische Produktionverst<strong>an</strong>den. Die Projekte »Normkleid – Meinkleid«,»ZündStoff«, »le sac« und »Vom Kopf in den Kragen« wurdenvon den Studierenden in den Ausstellungsräumen des Museums,in Quartierläden im Seefeld und im öffentlichen Raum<strong>der</strong> Stadt Zürich durchgeführt.Mit dieser Kooperation entst<strong>an</strong>d eine Intensivierung <strong>der</strong> bestehendenZusammenarbeit mit dem Museum Bellerive alsPlattform für innovative Vermittlungsprojekte. <strong>So</strong> wurdenerstmals Ergebnisse künstlerischer Vermittlungsstrategienals Teil <strong>der</strong> Ausstellung gezeigt. Zudem besteht eine Verbindungmit dem Forschungsprojekt »Kunstvermittlung inTr<strong>an</strong>sformation« am Institute for Art Education <strong>der</strong> <strong>ZHdK</strong>.Emilio ParoniEmilio Paroni ist Dozent im Bachelor in Vermittlung von Kunst und Design amDepartement Kultur<strong>an</strong>alysen und Vermittlung. Er ist Mitglied des ForschungsprojektsKunstvermittlung in Tr<strong>an</strong>sformation (emilio.paroni@z<strong>hdk</strong>.ch).