Handy! Handy! - GEW Landesverband Bayern
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schaftsbeziehungen genutzt, zum anderen hilft sie bei der<br />
Organisation des mobilen Alltags.<br />
Die Einbettung in soziale Netze<br />
Das <strong>Handy</strong> verknüpft die Jugendlichen mit ihren Peers<br />
und die Beliebtheit einer Person innerhalb der sozialen Gruppe<br />
scheint messbar geworden zu sein: Die Zahl der empfangenen<br />
SMS oder die Dauer und Häufigkeit der Telefonate,<br />
die man führt, werden dabei zu Indikatoren für das<br />
Maß der Einbettung einer Person. Wer einen VIP-Klingelton<br />
zugeordnet bekommt, hat gewonnen. Wer jedoch gar<br />
kein <strong>Handy</strong> hat, kann an der Kommunikation mit den Peers<br />
unter Umständen nicht mehr<br />
teilnehmen. Das Mobiltelefon<br />
dient also nicht nur der Einbettung<br />
in das Cliquengeschehen,<br />
sondern wird gar zum<br />
notwendigen Instrument zur<br />
Vermeidung der eigenen sozialen<br />
Exklusion.<br />
Die funktionale Vielfalt<br />
des <strong>Handy</strong>s wirkt bei der Einbettung<br />
unterstützend. Der<br />
Fotoversand bietet beispielsweise<br />
Gelegenheit, den Kommunikationspartner<br />
noch stärker<br />
an der eigenen Umgebung<br />
und der eigenen Befindlichkeit<br />
teilnehmen zu lassen. Gleichzeitig<br />
können die Fotos der<br />
jüngsten Erlebnisse, Bekanntschaften,<br />
zusammen mit den<br />
gespeicherten Lieblingssongs<br />
und den schönsten Nachrichten<br />
des aktuellen Schwarms<br />
das <strong>Handy</strong> zu einer Datenbank<br />
für die wichtigsten Anknüpfungspunkte<br />
im Jugendalltag<br />
machen.<br />
Bedürfnis nach sozialer Nähe<br />
Doch beim <strong>Handy</strong> geht es nicht einfach nur um ein Gespräch<br />
oder eine Mitteilung, sondern um Erreichbarkeit,<br />
dabei insbesondere um die direkt persönliche Erreichbar-<br />
3 In Deutschland ist die Zahl der versandten SMS in den letzten Jahren massiv<br />
angestiegen. Laut dem »Verband der Anbieter von Telekommunikations- und<br />
Mehrwertdiensten« wurden in Deutschland im Jahr 2004 mehr als 30 Milliarden<br />
SMS verschickt, davon etwa zwei Drittel von <strong>Handy</strong>nutzerInnen. Für die<br />
Telefongesellschaften ist das »Simsen« ein lukratives Geschäft. Pro SMS werden<br />
im Schnitt 0,19 Euro verlangt. Beim durchschnittlichen Versand von 3,9<br />
SMS täglich je NutzerIn stellen die Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren<br />
eine bedeutsame Zielgruppe für die Marketingaktivitäten von Netzbetreibern<br />
und Anbietern diverser Zusatzdienste wie dem Herunterladen von Klingeltönen,<br />
<strong>Handy</strong>logos, Flirtlines, etc. dar (vgl. MPFS 2004: JIM-Studie 2004, S.55).<br />
4 Tully, C. J.: Alltagslernen in technisierten Welten: Kompetenzerwerb durch<br />
Computer, Internet und <strong>Handy</strong>. In: Wahler, P./Tully, C. J./Preiß, C.:<br />
Jugendliche in neuen Lernwelten. Wiesbaden 2004.<br />
keit. Am besten lässt sich das an der gerade bei Jugendlichen<br />
beliebtesten Kommunikationsoption nachvollziehen:<br />
dem SMS-Dienst. 3 Ursprünglich zur Überbrückung von<br />
Funklöchern für Geschäftsleute konzipiert 4 , haben sich die<br />
Kurznachrichten zu einem von Jugendlichen kulturell besetzten<br />
Stilmittel entwickelt. Im Gegensatz zur Telefonfunktion<br />
ist die SMS eine recht unaufdringliche Form der Kommunikation.<br />
Die technische Begrenzung der Mitteilungen<br />
auf 160 Zeichen erfordert von den TeilnehmerInnen mehr<br />
Kreativität und Reflexivität – sowohl beim Lesen als auch<br />
beim Schreiben. Obwohl das Verfassen und Senden einer<br />
Nachricht seine Zeit braucht, ermöglicht eine SMS reziproke<br />
»Unterhaltung« in Echtzeit, auch über Distanzen hinweg.<br />
Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus www.lizzynet.de: Die ultimativen SMS-Kürzel<br />
In der Kürze liegt die Würze<br />
Durch die Begrenzung auf 160 Zeichen pro SMS ist man gezwungen, möglichst alles Wichtige kompakt<br />
in einer Kurznachricht zu verpacken. Deshalb hat sich im Laufe der Zeit eine eigene SMS-Sprache<br />
entwickelt, die hauptsächlich aus Buchstabenkürzeln und Smileys besteht. »SMS« kann dann schon mal<br />
zu »Schreib mir schnell« werden und »MU« macht auch die Kuh, bedeutet aber in diesem Falle »miss<br />
you«, also vermisse dich. Smileys sagen manchmal mehr als tausend Worte. Und ein lächelnder Smiley<br />
bedarf in der Regel keiner Erklärung :-)<br />
Hier eine Liste mit den wichtigsten SMS-Kürzeln:<br />
Kürzel Bedeutung<br />
8ad achte auf dich!<br />
3n nein! niemals! nie! (stärkste Verneinung)<br />
AL alles liebe!<br />
bb bis bald!<br />
bg breites grinsen<br />
bhb bis hoffentlich bald!<br />
bsu bin schon unterwegs!<br />
bvis bin voll im stress!<br />
dad denke an dich!<br />
dg dumm gelaufen!<br />
fiue für immer und ewig<br />
fg freches grinsen<br />
GDB ganz dickes bussi<br />
giE ganz im ernst!<br />
gn8 gute nacht!<br />
HdOs halt die ohren steif!<br />
hddMa heul doch den mond an!<br />
hdg hab dich gern!<br />
hdgdl hab dich ganz doll lieb!<br />
ian ich auch nicht<br />
Das Bedürfnis, den Kontakt zu emotional wichtigen<br />
Personen, besonders zu FreundInnen, während Mobilitätshandlungen<br />
herzustellen, ist allerdings kein Substitut für den<br />
persönlichen Kontakt. Denn während des Sozialisationsprozesses<br />
brauchen Jugendliche neben den virtuellen Räumen<br />
konkrete Erfahrungsräume und physische Nähe, um<br />
die eigene Wirkung auf andere zu erleben.<br />
Veränderte Organisation<br />
des »Sich Treffens«<br />
Kürzel Bedeutung<br />
ihkBm ich habe keinen bock mehr!<br />
ikd ich küsse dich!<br />
ild ich liebe dich!<br />
ivd ich vermisse dich!<br />
kA keine ahnung!<br />
LaK lust auf kino?<br />
lg liebe grüße!<br />
lz lebenszeichen<br />
n& na und?!<br />
n8 nacht<br />
nfd nur für dich!<br />
pg pech gehabt!<br />
rdma ruf doch mal an!<br />
sdedg schön, daß es dich gibt!<br />
sgutws schlaf gut und träum was<br />
schönes!<br />
sTn schönen tag noch!<br />
twu treffen wir uns?<br />
vmn vergiß mich nicht!<br />
wswuw wann sehen wir uns wieder?<br />
Was das <strong>Handy</strong> aber durchaus verändert hat, ist die Art<br />
und Weise, wie der persönliche Kontakt organisiert wird.<br />
Das <strong>Handy</strong> hat auf die Entscheidungsfindung im Hinblick<br />
auf Freizeitaktivitäten Jugendlicher in der Gruppe großen<br />
DDS Juni 2006 4