Reformationstag 31.10.2006 - Bad Muskau
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16 MUSKAUER ANZEIGER NR. 194 VOM 23. OKTOBER 2006<br />
Erdbeben, Brände und Not<br />
Die Chronisten haben schon vor Jahrhunderten Not und Elend,<br />
Brände und Hungersnot in ihren Chroniken aufgeschrieben und<br />
damit für die Nachkommen erhalten. Einer von ihnen war<br />
Halke aus Gablenz, der vermerkte, dass am 17. August 1553<br />
nach einer großen Dürre und Hitze in Budussin (Bautzen) fast<br />
alle Gebäude erbebten, sonderlich der Michaelis-Turm, dass er<br />
abgetragen werden musste.<br />
Am 15. September 1590 verspürte man in der ganzen Niederlausitz<br />
eine Erschütterung der Erde, dass alle Gebäude und<br />
Wände gekracht haben. Diese Erscheinungen waren wohl sehr<br />
selten, aber Brände kamen häufig vor. Die meisten Gebäude<br />
waren aus Holz gebaut und wurden sehr schnell ein Raub der<br />
Flammen. So brannten 1598 nahe dem Kirchhof in <strong>Muskau</strong> 16<br />
Scheunen ab. 1634 vernichtete ein Brand Teile der Stadt vom<br />
Rathaus bis hin zur Stadtkirche. Schwedische Soldaten zerstörten<br />
1643 das Neue Schloss und die Stadtkirche. Von 1645 bis<br />
1660 wurden diese Gebäude wieder aufgebaut. Das war vor<br />
allem dem Fleiß und dem Können der Handwerker zu verdanken.<br />
1686 vernichtete ein Großfeuer 30 Wohnhäuser, die Kirche und<br />
die Schule in <strong>Muskau</strong>. Nach den Feuersbrünsten von 1733 gab<br />
es am 2. April 1766 in <strong>Muskau</strong> einen großen Brand, der fast die<br />
Stadt vernichtete, auch die Schule und das Rathaus. Darüber<br />
berichtete Christian Gottlieb Langner. An diesem Tage brach<br />
am Nachmittag in einem Haus in der Schmelze, vor dem<br />
„Schmelzthore“, durch „Verwahrlosung“ ein Feuer aus. Der<br />
Wind trug das Feuer von der Vorstadt nach der Stadt. Die<br />
Häuser waren meistenteils aus Holz gebaut. In wenigen<br />
Stunden verwandelte das Feuer die Stadt <strong>Muskau</strong> „in einen rauchende<br />
Schutt- und Aschenhaufen.“<br />
Wie Johann Bernoullis berichtete, wurde das Städtchen „Durch<br />
Hilfe der landesherrlichen Baubegnadigungen“ nach und nach<br />
wieder massiv aufgebaut. Es gab Vorschriften, wonach massiv<br />
und feuerfest zu bauen war. Steinhäuser mit Ziegeldächern entstanden<br />
anstatt der bisherigen Holzhäuser.<br />
Die Brände betrafen nicht nur <strong>Muskau</strong>, sondern auch Dörfer<br />
der Standesherrschaft wie Gablenz, Jämlitz und Klein Düben.<br />
So heißt es in Halkes Chronik, dass am 20. Juli 1805 in Gablenz<br />
bei dem Bauern Janz ein Feuer ausbrach, das Janzes, Köpsteins<br />
und Metasches Wohnungen, Ställe und Hausrat vernichtete.<br />
Viele <strong>Muskau</strong>er Bürger erinnern sich noch an die letzten Tage<br />
des furchtbaren II. Weltkrieges. Im Frühjahr 1945 fielen viele<br />
Gebäude den Flammen zum Opfer. Das Neue Schloss, das<br />
Rentamt oder Alte Schloss, die Kirchen und mehr als 100<br />
Wohnhäuser wurden durch Brände zerstört. Noch heute sind in<br />
der Stadt <strong>Bad</strong> <strong>Muskau</strong> zahlreiche Folgen der Zerstörung zu<br />
sehen. Umso erfreulicher ist es, dass viele Hausbesitzer ihre<br />
Häuser wieder aufgebaut und schön gestaltet haben. Das Alte<br />
Schloss konnte wieder instand gesetzt werden und dient wichtigen<br />
Einrichtungen der Stadt. Das Neue Schloss erblüht dank<br />
der Fürst-Pückler-Stiftung und findet die Aufmerksamkeit sehr<br />
vieler Bürger unserer Stadt und Touristen, die immer zahlreicher<br />
kommen, um den wunderbaren Fürst-Pückler-Park zu<br />
besuchen.<br />
Noch immer gibt es in <strong>Bad</strong> <strong>Muskau</strong> sehr viel zu tun. Ein jeder<br />
wünscht sich und hofft, dass das Stadtzentrum, der Marktplatz,<br />
die Kureinrichtungen in absehbarer Zeit Gestalt annehmen, so<br />
dass die Unterschiede zwischen Park und Stadtbild verschwinden<br />
und die Stadt mit vollem Recht <strong>Bad</strong> <strong>Muskau</strong> heißt.<br />
Georg Häusler