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Drogenkonsum in der Kontrollgesellschaft

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Drogen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kontrollgesellschaft</strong> – was rauchfreie Unis und Fixerräume mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zutun haben 1Aldo LegnaroÜber <strong>Drogenkonsum</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgesellchaft möchte ich sprechen, und das wirft gleich e<strong>in</strong>igeFragen auf. Nehmen wir an, wir wüssten leidlich genau, was wir unter Drogen und was wir unter<strong>Drogenkonsum</strong> verstehen - beides unterstelle ich jetzt mal -, dann werden Sie sich immer nochfragen, was ich mit <strong>Kontrollgesellschaft</strong> me<strong>in</strong>e, und wie sich <strong>Drogenkonsum</strong> unter ihrenBed<strong>in</strong>gungen denn wohl verän<strong>der</strong>n kann. Es gab doch schon immer Kontrolle, was also ist neu,und warum verän<strong>der</strong>n sich heute <strong>der</strong> Konsum und die E<strong>in</strong>stellungen zum Konsum von Drogen?Ich will <strong>in</strong> aller Kürze e<strong>in</strong>e Antwort darauf versuchen und verdeutlichen, auf welche Weise sichdie gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen gewandelt haben und wie sich unsere Vorstellungen -sowohl unsere drogenpolitischen wie unsere therapeutischen Vorstellungen - unter solch verän<strong>der</strong>tenBed<strong>in</strong>gungen ebenfalls gewandelt haben. Me<strong>in</strong>e Grundfrage ist dann: welche Verhaltensweisengegenüber dem <strong>Drogenkonsum</strong> ergeben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, die Flexibilisierung undIndividualisierung auf ihre Fahnen geschrieben hat und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eigenverantwortung zumSchlüsselbegriff geworden ist? Denn es wäre jedenfalls unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass solcheVerän<strong>der</strong>ungen des gesellschaftlichen Diskurses, die auch verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen ankonformes Verhalten mit sich br<strong>in</strong>gen, nicht auch auf die E<strong>in</strong>stellungen zum <strong>Drogenkonsum</strong> ihreWirkungen haben, und diese Wirkungen werde ich zu beschreiben versuchen.Was sich verän<strong>der</strong>t hat, das lässt sich mit zwei Begriffen fassen, nämlich mit Diszipl<strong>in</strong>argesellschafte<strong>in</strong>erseits und <strong>Kontrollgesellschaft</strong> an<strong>der</strong>erseits. Die 'Diszipl<strong>in</strong>argesellschaft' ist jenegesellschaftliche Formation, aus <strong>der</strong> wir herkommen, und was damit geme<strong>in</strong>t ist, können Sienachvollziehen, wenn Sie sich die Stellung des <strong>Drogenkonsum</strong>s <strong>in</strong> den letzten 200 Jahren <strong>in</strong>Er<strong>in</strong>nerung rufen. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t erleben wir das Entstehen <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>en, die sich zue<strong>in</strong>em Gesellschaftstyp verfestigen: e<strong>in</strong>e Gesellschaft <strong>der</strong> Industrialisierung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Individuengleichförmig zu arbeitsteiligen Rädchen erzogen und diszipl<strong>in</strong>iert werden, e<strong>in</strong>e Gesellschaftmit Normalarbeitszeit, Normalbiographien, e<strong>in</strong>er Konzeption vom normalen Leben; das ist e<strong>in</strong>eGesellschaft, die Bauman 2 als die 'solide Mo<strong>der</strong>nität' kennzeichnet, und sie ist heute ke<strong>in</strong>eswegsvöllig verschwunden. In e<strong>in</strong>er Gesellschaft dieses Typs wird Abweichung als e<strong>in</strong>e Fehlfunktionsanktioniert, auf die mit Versuchen <strong>der</strong> Normalisierung reagiert werden muss. Es ist ganzfolgerichtig, dass das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> Konzept von Sucht erf<strong>in</strong>det: sie gilt als e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischesund soziales Syndrom, das behandelt werden muss. Das verleiht jedem Konsum vonDrogen e<strong>in</strong>e hochgradig ambivalente Stellung zwischen Selbstkontrolle e<strong>in</strong>erseits und demRausch an<strong>der</strong>erseits, <strong>der</strong> <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten zeitlichen Phasen <strong>in</strong>tegriert und legitimiert ist - denkenSie an Karneval, Familienfeiern u.ä. Dem entspricht die soziale Verachtung des Süchtigen undse<strong>in</strong>er Unfähigkeit zur verlangten Balance zwischen Kontrolle und Entäußerung, und nichtzuletzt f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Rationalisierung dieser Verachtung <strong>in</strong> Prozessen <strong>der</strong> Medikalisierung undTherapeutisierung statt, die ja immer das ganz An<strong>der</strong>e zu behandeln und zu re-normalisierensuchen. All dies hat <strong>in</strong> den Zeiten <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne gegolten, und diese Zeiten s<strong>in</strong>d ja ke<strong>in</strong>eswegsvöllig vorbei. Aber dennoch leben wir <strong>in</strong> den Wandlungen h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er späten Mo<strong>der</strong>ne: nunherrschen im Sozialen De-Institutionalisierung, Enttraditionalisierung und Individualisierung, imÖkonomischen Flexibilisierung und Rationalisierung, im Politischen De-Regulierung,Privatisierung und e<strong>in</strong>e abnehmende Legitimation des Sozialstaats, eben jene Mo<strong>der</strong>nität, dieBauman als liquide und verflüssigt kennzeichnet. Dass alles Ständische verdampft, hatten schonMarx und Engels 1848 im Kommunistischen Manifest prophezeit - wir stehen heute mitten dr<strong>in</strong>1


<strong>in</strong> den Nebelschwaden, die das Erodieren des bislang Selbstverständlichen erzeugt.Im Vergleich mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nität, die uns vertraut ist, hat sich nicht grundlegend alles geän<strong>der</strong>t;es än<strong>der</strong>n sich jedoch Akzentuierungen <strong>der</strong> ideologischen Fundierung, Subtilitäten von Selbstwahrnehmungund Selbststilisierung und - nicht zuletzt - technische Potentiale. Und es än<strong>der</strong>tsich - teils unmerklich, teils sichtbar - die Handhabung des Rausches: er büßt se<strong>in</strong>e bisherigeAmbivalenz e<strong>in</strong> und gew<strong>in</strong>nt die duale Qualität zweier sich selbst rechtfertigen<strong>der</strong> Selbstverständlichkeiten,ist Erlebnis und Lust o<strong>der</strong> Erlebnis und Qual, ist aber nichts mehr, was <strong>der</strong>(moralisch o<strong>der</strong> sonstwie gefärbten) Erläuterung, Erklärung o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>ordnung bedürfte. DerRausch hat Konsequenzen, <strong>in</strong>dividuelle und soziale, dies nach wie vor, aber er steht aufneuartige (und zugleich sehr alte) Weise <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em eigenen Recht da, ist Markierung vonDifferenz und eben deswegen legitim wie jede an<strong>der</strong>e Markierung von Differenz auch. DieSucht löst sich auf, weil sie als solche niemanden mehr <strong>in</strong>teressiert (außer denjenigen, die aufSucht professionell angewiesen s<strong>in</strong>d, versteht sich): sie verliert <strong>in</strong> dem Moment ihre Eigenartigkeit,<strong>in</strong> dem die Präsentation von Eigenartigkeit <strong>in</strong> Lifestyle und persönlicher Stilisierungzum Selbstzweck sozialer Darstellung wird.Wenn denn aber die Konturen zwischen Rausch und Konformität verschwimmen und dieAbgrenzung von Abweichung und Normalität an Trennschärfe e<strong>in</strong>büsst, dann gew<strong>in</strong>nenMechanismen an Bedeutung, die sich <strong>in</strong>sgesamt - mit e<strong>in</strong>em Begriff des französischenPhilosophen Gilles Deleuze 3 - als <strong>Kontrollgesellschaft</strong> kennzeichnen lassen. E<strong>in</strong>e solche<strong>Kontrollgesellschaft</strong> hat, wenngleich <strong>der</strong> Begriff das nahe legt, wenig mit e<strong>in</strong>er Überwachungsgesellschaftzu tun: Überwachen orientiert sich schon auf das Strafen als e<strong>in</strong>e möglicheKonsequenz h<strong>in</strong>, während Kontrolle e<strong>in</strong>en präventiven Mechanismus bildet, dessen Folgenweniger <strong>in</strong> Strafe bestehen als <strong>in</strong> <strong>der</strong> freiwilligen Anpassung aus eigenem Interesse. DieserUnterschied wird noch deutlich werden, wenn ich Ihnen drei Aspekte von <strong>Kontrollgesellschaft</strong>vorführe, die - denke ich - ihre wesentlichen Charakteristika ausmachen. Da ist, erstens, dieFlexibilisierung <strong>der</strong> normativen Gerüste, zweitens die Ortung <strong>der</strong> Körper und drittens die Ent-Moralisierung <strong>der</strong> Konsequenzen. Diese drei Aspekte will ich im folgenden durchdekl<strong>in</strong>ieren,und Sie werden dabei sehen, auf welche Weise sich <strong>Drogenkonsum</strong> und se<strong>in</strong>e soziale Bedeutung<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kontrollgesellschaftlichen Szenario verän<strong>der</strong>n.Die Flexibilisierung <strong>der</strong> normativen Gerüste als erster Aspekt. L<strong>in</strong>k 4 hat von e<strong>in</strong>em 'Flexibilitäts-Normalismus' gesprochen, bei dem die statischen Treppengelän<strong>der</strong>, an denen man sich unterdiszipl<strong>in</strong>argesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen entlang hangeln konnte und auch entlang hangelnmusste, durch situative normative Orientierungen ersetzt werden. Normen s<strong>in</strong>d dann nicht mehrvorgegebene Strukturen, an die man sich bei Strafe zu halten hat, son<strong>der</strong>n flexible undauszuhandelnde Netze, die möglichst von den Individuen selbst hergestellt werden. Wie dasfunktioniert, lässt sich an e<strong>in</strong>em Modell wie <strong>der</strong> 'Gläsernen Schule' ablesen, die seit 1993 annorddeutschen Schulen von diversen Institutionen <strong>der</strong> Suchtprävention propagiert unddurchgeführt wird. Die Grundidee besteht dar<strong>in</strong>, die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler e<strong>in</strong>en ausführlichenFragebogen ausfüllen zu lassen und die Ergebnisse anonymisiert <strong>der</strong> jeweiligen Schulezur Verfügung zu stellen. 5 Diese Fragebögen verb<strong>in</strong>den Sozial-, allgeme<strong>in</strong>e Gesundheits- undDrogenanamnese, erkundigen sich u.a. nach Alter, Größe und Gewicht, dem Verhältnis zu denEltern und dem Taschengeld, <strong>der</strong> Freizeitgestaltung und dem Selbstkonzept, dem Konsum vonTabak, Alkohol und <strong>der</strong> gesamten Palette illegalisierter Drogen und den E<strong>in</strong>stellungen dazu, <strong>der</strong>Gesundheitsaufmerksamkeit und den Zufriedenheiten <strong>in</strong> verschiedenen Lebensbereichen. DieNorm, lässt sich hieran sehen, ist nicht vorab festgelegt, son<strong>der</strong>n sie etabliert sich <strong>der</strong>art erst2


e<strong>in</strong>mal über die Erfassung des Modalen. Das Modale ist jener Wert, <strong>der</strong> am häufigstenvorkommt, und diese Daten stellen e<strong>in</strong>e Art von benchmark<strong>in</strong>g bereit, das sich zu Vergleichszweckennutzen lässt: rauche ich mehr o<strong>der</strong> weniger als die An<strong>der</strong>en, kriege ich mehr o<strong>der</strong>weniger Taschengeld, b<strong>in</strong> ich m<strong>in</strong>destens so zufrieden wie sie? Zwar werden die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pubertätwirklich wichtigen D<strong>in</strong>ge - welche Turnschuhe und Unterhosen müssen gerade auf welcheWeise getragen werden, b<strong>in</strong> ich physiologisch normal ausgestattet, wie stilisiere ich michattraktiv und cool - hier nicht erhoben, das überlasst man weiterh<strong>in</strong> <strong>der</strong> Modalitätsschule <strong>der</strong>soap operas des Fernsehens und Bravo, aber dennoch entfalten sich hier die sozialisatorischenWirkungen des Modalen - die Norm wird generiert durch die Erhebung dessen, was <strong>der</strong> Fall ist,auf welche Weise es dann se<strong>in</strong>e eigene diszipl<strong>in</strong>ierende Wirkung entwikelt - <strong>in</strong> aller Anonymitätund Freiwilligkeit, versteht sich. Man steht hier vor e<strong>in</strong>er pädagogisch unterstützten undangeleiteten Entwicklung des Normativen aus dem Modalen. Am Beispiel <strong>der</strong> 'GläsernenSchule' lässt sich allerd<strong>in</strong>gs auch sehen, dass das Modale die Normen nicht <strong>in</strong> jedem Falle quasiautomatischgeneriert, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> dieser Generierung auch gelenkt und bee<strong>in</strong>flusst werden kann.Das ist immer dann gegeben, wenn das Modale als das Nicht-Erwünschte gilt und die Orientierungan den, sagen wir, durchschnittlich 17,3 Zigaretten, die e<strong>in</strong> 14-Jähriger an <strong>der</strong> Schule Xtäglich raucht, ke<strong>in</strong>eswegs die Norm generieren, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong> abschrekendes Beispiel geltensoll. In solchen Fällen werden all jene Formen <strong>der</strong> situativen Prävention e<strong>in</strong>gesetzt, die sich bei<strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alprävention bewährt haben - man erhöht die Preise, seien es die tatsächlichen, seienes die symbolischen o<strong>der</strong> sozialen. Dann versieht man die Zigarettenschachteln mit dem H<strong>in</strong>weis,Rauchen könne tödlich se<strong>in</strong> (wenngleich e<strong>in</strong>en merkwürdigerweise niemand vor demLeben warnt, das doch immer tödlich endet), zäunt die Raucher e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Raumo<strong>der</strong> verbannt sie nach New Yorker Modell auf die Strasse, startet Kampagnen für dies o<strong>der</strong>gegen jenes, versucht e<strong>in</strong>e neue Modalität zu produzieren, die die gewünschte Norm generierenkönnte. Die pädagogischen Intentionen s<strong>in</strong>d immer identisch - tue dies und lasse jenes -, und siebauen zuvör<strong>der</strong>st auf die freiwilligen Anpassungen <strong>der</strong> Individuen. Denn das ist das Signum von<strong>Kontrollgesellschaft</strong>, wenn irgend möglich auf diszipl<strong>in</strong>ierende E<strong>in</strong>griffe zu verzichten undAnreizstrukturen zu schaffen, die zum jeweils 'richtigen' Verhalten motivieren - die Individuensollen nicht diszipl<strong>in</strong>är gezwungen werden, son<strong>der</strong>n aus sich selbst heraus die erwünschteKonformität generieren. Die 'schwarze Pädagogik' <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>argesellschaft ist hier abgelöstdurch e<strong>in</strong>e 'weisse Pädagogik', die auf präventive Anstrengungen setzt, die Individuen <strong>in</strong> dieGenerierung <strong>der</strong> Normen e<strong>in</strong>bezieht und weitaus nachdrücklichere Wirkungen erzielen kann.Diese Entwicklungen stehen komplementär zu den Verän<strong>der</strong>ungen des dom<strong>in</strong>anten Persönlichkeitsbildes.Das hat sich weit entfernt vom Bild des abhängig Beschäftigten, <strong>der</strong> achtStunden lang se<strong>in</strong>e Arbeit abliefert und dabei tut, was man ihm sagt. Sie wissen, dass sich mit<strong>der</strong> heute permanent gefor<strong>der</strong>ten Flexibilisierung als wesentliche Verhaltensanfor<strong>der</strong>ung undgeradezu als e<strong>in</strong>e Tugend das eigene Unternehmertum verb<strong>in</strong>det. Die E<strong>in</strong>zelnen unternehmensich selbst, sie unternehmen sich als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Selbst, 6 und was früher <strong>in</strong> Prozessen <strong>der</strong>Diszipl<strong>in</strong>ierung erzwungen wurde - <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozeß <strong>der</strong> Außensteuerung, auf den die Individuenzu reagieren hatten - das wird nun e<strong>in</strong>e aktiv erbrachte Leistung unternehmerischerLebensführung. Das ist <strong>der</strong> Stil von Lebensführung des 'flexiblen Menschen', dessen Problememit <strong>der</strong> Aufrechterhaltung von Stabilität und biographischer Kohärenz Richard Sennett 7 e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichbeschrieben hat. Dieser flexible Mensch ist <strong>der</strong> an die Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es flexiblenKapitalismus unter neoliberalem Regime angepasste Mensch: risikobereit, zur autonomenEigensteuerung fähig, se<strong>in</strong> Leben e<strong>in</strong>em Kosten-Nutzen-Kalkül unterwerfend, sich unternehmerisch<strong>in</strong>szenierend, mobil h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Arbeitsprojekte, Wohnorte und B<strong>in</strong>dungen.Das Selbst wird damit zum Standort <strong>der</strong> gesellschaftlichen Konkurrenzen, die die Individuen als3


E<strong>in</strong>zelne untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausfechten.Solche Verhaltensanfor<strong>der</strong>ungen und die Fähigkeit, sie zu gewährleisten, s<strong>in</strong>d die Grundbed<strong>in</strong>gungendes ökonomischen und somit auch des sozialen Überlebens. Wenn dies so ist, o<strong>der</strong>vielleicht besser: zunehmend so se<strong>in</strong> wird, so dient die eigene Selbstkontrolle dem Individuumals bedeutsamer und unentbehrlicher Produktionsfaktor. Das gibt <strong>der</strong> Selbstkontrolle e<strong>in</strong>enneuen, gegenüber den traditionalen Anfor<strong>der</strong>ungen noch verstärkten Stellenwert; 'Funktionieren'heißt nicht mehr nur - gesteuert durch Gebote, Verbote und Belohnungsstrukturen - denAnfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Außenwelt nachzukommen, son<strong>der</strong>n - darüber h<strong>in</strong>aus - <strong>in</strong>nengeleitet dieseAußenwelt durch Darstellung des Selbst und unternehmerisches Handeln zu bearbeiten und zubee<strong>in</strong>flussen, und dieses Selbst ist jetzt e<strong>in</strong>e Ressource von Produktion und darstellerisch verspielterKonsumtion. 8Und wenn das Individuum davor versagt? Die Antwort ist e<strong>in</strong>fach. Traditionell wird e<strong>in</strong>Versagen <strong>der</strong> Selbstkontrolle mit Formen <strong>der</strong> Pathologisierung wie Medikalisierung undPsychiatrisierung, oft begleitet von moralischer Verachtung bestraft, unter den Bed<strong>in</strong>gungene<strong>in</strong>es allgegenwärtigen Marktes aber erübrigen sich solche psychisch und materiell aufwendigenReaktionen. An ihre Stelle tritt <strong>der</strong> unternehmerische Konkurs, und das ist we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>emoralische noch e<strong>in</strong>e pathologisierende Kategorie, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e ökonomische: gefragt ist we<strong>der</strong>Verantwortung noch Verschulden, we<strong>der</strong> Therapie noch Sozialarbeit, son<strong>der</strong>n allenfalls dieHaftung für Schulden und als Konsequenz <strong>der</strong> - jedenfalls momentane - Ausschluß von <strong>der</strong>Teilnahme am Markt. Dieses Programm zielt somit explizit nicht auf Normalisierung, wie es diesozialpolitische Programmatik mithilfe von Therapie versucht hatte, es kommt aber doch nichtohne Kontrolle aus. Zwar unterstellt es den Individuen pr<strong>in</strong>zipiell marktförmig-rationale Entscheidungen,rechnet aber immer auch mit <strong>der</strong>en Versagen. '<strong>Kontrollgesellschaft</strong>' verzichtetzwar, soweit es irgend geht, auf die Diszipl<strong>in</strong>ierung ihrer Mitglie<strong>der</strong>, unterwirft sie aber dafüre<strong>in</strong>er allgegenwärtigen Kontrolle.Diese Kontrolle beruht auf <strong>der</strong> Vorstellung, dass alle Gesellschaftsmitglie<strong>der</strong> ökonomischrational und nach Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten handeln. Führt man diese Perspektive fort, solässt sich ohne Mühe <strong>der</strong> Konsum von Drogen und auch jede Form <strong>der</strong> Abhängigkeit und Suchtebenfalls als e<strong>in</strong>e rationale Wahl begreifen. Die Individuen, die gerade diese Option wählen,nehmen wie mit je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Option auch Vorteile und Nachteile <strong>in</strong> Kauf, und ob sie im obenbezeichneten S<strong>in</strong>ne bankrottieren, ist sowieso ihre Sache, aber auch nicht notwendig ausgemacht.Mehr als die Praxis des Umgangs mit Sucht hat die Theorie darauf bereits reagiert. Solöst Herwig-Lempp 9 konsequent jede Begrifflichkeit von Sucht und Abhängigkeit auf un<strong>der</strong>setzt das bisher vorherrschende Erklärungspr<strong>in</strong>zip 'Abhängigkeit' durch das Erklärungspr<strong>in</strong>zip'Autonomie': <strong>der</strong> Konsum von Drogen wird dabei als autonom und selbstbestimmt betrachtetund gilt nur dann als therapiebedürftig, wenn die Person dies selbst für sich so sieht. AlleFormen von 'akzeptieren<strong>der</strong> Drogenarbeit' lassen sich als e<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong> diese Richtung werten.Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Süchtige unter dem Gesichtspunkt von Risikokalkülen auch 'irgendwie'gefährlich, und das färbt immer auch die Kontrollformen, die man ihnen gegenüber anwendet.Denn mit <strong>der</strong> rationalen Wahl <strong>der</strong> Individuen zu rechnen, bedeutet letztlich ja nicht, auf ihreKontrolle zu verzichten; es bedeutet, die Konsequenzen aus jenen Verhaltensweisen zu ziehen,die sie bei solchen Kontrollen offenbaren.Kontrolle im spätmo<strong>der</strong>nen S<strong>in</strong>ne bedeutet dabei vor allem Kontrolle von Sichtbarkeit, und dasist <strong>der</strong> zweite Aspekt, <strong>der</strong> <strong>Kontrollgesellschaft</strong> auszeichnet: die Ortung <strong>der</strong> Körper. Politik sucht4


deswegen Fixer und den Akt ihrer Drogene<strong>in</strong>nahme 'unsichtbar' zu machen. 10 Und so richtet sichdie Kontrolle vorrangig auf die situative und ortsgebundene Regelung von Verhaltensweisenund auf die Körper und <strong>der</strong>en Ortung: "Das Individuum muss nicht mehr diszipl<strong>in</strong>iert, son<strong>der</strong>nnur noch lokalisiert werden." 11 , mit e<strong>in</strong>em Zitat von Haesler. Das ist e<strong>in</strong>e Form des Risiko-Managements,wie es die spätmo<strong>der</strong>ne Kontrollpolitik bestimmt, eben des Risikos <strong>der</strong> ungeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenWahrnehmbarkeit. Was gesundheitspolitisch 'harm reduction' heißt, erfüllt nicht zuletzt -wenngleich ganz nebenbei und ke<strong>in</strong>eswegs als solcher benannt - den Zweck <strong>der</strong> Kontaktreduktion:die versuchte Isolierung des Fixens <strong>in</strong> Fixerräumen stellt unter diesem Gesichtspunkte<strong>in</strong> effektvolles Situationsmanagement dar. Es ist e<strong>in</strong> Irrtum, dies für Sozial- o<strong>der</strong>Gesundheitspolitik im eigentlichen S<strong>in</strong>ne zu halten; vielmehr handelt es sich um urbaneStrukturpolitik, die sich e<strong>in</strong>es gesundheitspolitisch rationalisierbaren Instruments bedient.Wenn das Problem <strong>der</strong> Sichtbarkeit mithilfe solcher Ordnung des Raumes gelöst ist, dann ist daszugrundeliegende Problem - auf spätmo<strong>der</strong>ne Weise - auch schon gelöst. Was allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>everän<strong>der</strong>te Behandlung von Sucht und mittelfristig wohl auch e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te E<strong>in</strong>stellung ihrund dem Konsum von Drogen gegenüber mit sich br<strong>in</strong>gt. 12 Denn ihre Unsichtbarmachung erfor<strong>der</strong>tauch e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Akzeptanz und damit - trotz <strong>der</strong> angestrebten optischen und sozialenExklusion - <strong>in</strong>klusive Verfahrensweisen, zum<strong>in</strong>dest die Bereitstellung von Örtlichkeiten,Personal, Gerätschaften, teilweise ja auch von Drogen. Wir erleben e<strong>in</strong>e gewisse 'Normalisierung'des Konsums auch von illegalen Drogen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Veralltäglichung: <strong>der</strong> Charaktervon Abweichung relativiert sich immer mehr. So lassen sich Fixerräume <strong>in</strong> etwa betrachten wieBordelle: versteckt und beargwöhnt, aber rege genutzt und letztlich Bedürfnissen dienend, dieallen vertraut s<strong>in</strong>d - öffentliche Orte außerhalb <strong>der</strong> Öffentlichkeit, Orte <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sheit, an denendas An<strong>der</strong>e ungestört an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong> darf - dort, aber auch nur dort, denn dort und auch nur dortunterliegt es <strong>der</strong> Kontrolle.Auf paradoxe Weise wirkt die E<strong>in</strong>richtung solcher Räumlichkeiten unter <strong>der</strong> Prämisse vonpräsenter Kontrolle aber auch befreiend. Die Organisation von <strong>Drogenkonsum</strong>, die solcheFixerräume erf<strong>in</strong>det, will nichts ungeschehen machen o<strong>der</strong> abschaffen, will lediglich Ordnung<strong>in</strong>s Unvermeidliche br<strong>in</strong>gen und verzichtet auf ideologische Grabenkämpfe. 'Sucht' ist ke<strong>in</strong>moralisches Gebrechen mehr, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e merkwürdige Verhaltensweise unter vielen an<strong>der</strong>en,e<strong>in</strong>e Verhaltensweise, die auf Wunsch auch therapeutisch behandelt wird, letztlich aber persönlicheEigenheit und e<strong>in</strong>e Option unter vielen darstellt. Zwar bleibt e<strong>in</strong> Dunst von Verachtungerhalten: Fixerräume s<strong>in</strong>d sterile Orte für hygienisch arrangierten <strong>Drogenkonsum</strong>, Verweilen istwe<strong>der</strong> gewünscht noch möglich, und sie s<strong>in</strong>d je<strong>der</strong> Ästhetisierung bar. Sie s<strong>in</strong>d auch bar allerpositiv bewerteten dist<strong>in</strong>ktiven Merkmale, sie s<strong>in</strong>d 'mono-symbolisch', und ihr e<strong>in</strong>ziges dist<strong>in</strong>ktivesMerkmal besteht dar<strong>in</strong>, dort und nur dort tun zu dürfen, was man an<strong>der</strong>enorts nichtöffentlich tun darf. Das zeichnet sie positiv und negativ gleichermaßen aus; sie stellen ebensoNormalisierung her wie sie Abweichung bekräftigen.Doch geht e<strong>in</strong>e solche Normalisierung <strong>der</strong> Sucht auch mit ständigem Mißtrauen e<strong>in</strong>her. Sie tutsich kund als e<strong>in</strong>e permanente Kontrolle von Zugängen und Berechtigungen: Methadon nurgegen Ur<strong>in</strong>, neue Spritzen nur gegen alte Spritzen, Hero<strong>in</strong> nur gegen Ausweis. Immerh<strong>in</strong> habenwir es hier mit e<strong>in</strong>er vordef<strong>in</strong>ierten Gruppe zu tun, den amtlich anerkannten, den sozialbestallten Süchtigen. Von m<strong>in</strong>destens gleicher Bedeutung aber ist die Kontrolle über den Alltag<strong>der</strong> Unauffälligen, <strong>der</strong>jenigen, die gar ke<strong>in</strong>e Drogen nehmen, nur legale o<strong>der</strong> die illegalen aufe<strong>in</strong>e Weise, die niemand bemerkt. Was man tut, ist dem Suchtregime letztlich völliggleichgültig, und auch das Wie ist privatisiert: unter <strong>der</strong> Prämisse <strong>der</strong> weitgehenden Un-5


sichtbarkeit ist erlaubt, was gefällt. Nur über den momentanen Zustand <strong>der</strong> Individuen wirdBuch geführt - vielmehr selbstredend e<strong>in</strong>e Datei, und aus diesem Zustand werden Folgerungengezogen.Diese Dateiverwaltung ist e<strong>in</strong>e sowohl private wie öffentliche Angelegenheit, sie geht das Selbstwie die An<strong>der</strong>en gleichermaßen an. Zum e<strong>in</strong>en - aus <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Sicht - ist 'Gesundheit' e<strong>in</strong>Mechanismus <strong>der</strong> Selbstregulation geworden, die den Individuen nicht nur als e<strong>in</strong>eselbstverständliche Verpflichtung auferlegt ist; aktives Unternehmertum hat sie zur notwendigenVoraussetzung. 13 Das impliziert ke<strong>in</strong>eswegs die Abst<strong>in</strong>enz von Drogen und Rausch. Esimpliziert aber die Fähigkeit zur Unterscheidung, aktiven Aneignung und stilisierten Darstellung<strong>der</strong> dist<strong>in</strong>ktiven Symbolik, die sich mit unterschiedlichen Drogen verb<strong>in</strong>det. Mit dem Konsumvon 'life-style-Drogen' reklamiert man Zugehörigkeit und stellt sich als e<strong>in</strong>e Verkörperung desTypus cooler Mo<strong>der</strong>nität dar. Das gilt für Koka<strong>in</strong> und Ecstasy, das gilt auch für Zigarren,möglichst lang und möglichst teurer Provenienz. Gerade letztere bilden e<strong>in</strong>en aufschlußreichenBeleg für die Kraft <strong>der</strong> dist<strong>in</strong>ktiven Mechanismen: das Rauchen von Zigaretten ersche<strong>in</strong>tzunehmend als e<strong>in</strong> unangenehm berührendes Verhalten, das e<strong>in</strong>en durchaus negativenRückschluss auf die Persönlichkeit des Rauchers zulässt, und dieses Rauchen gerät immer mehr<strong>in</strong> das Licht mil<strong>der</strong> Verächtlichkeit und wird entwe<strong>der</strong> vor die Türe verbannt o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong>Deutschen Bahn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Waggon konzentriert. Zigarren h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d vorzeigbar: sie dist<strong>in</strong>guierenihren Raucher als e<strong>in</strong>e Person von Geschmack und elitärer Genußfähigkeit, und dieZigarrenbars, die es neuerd<strong>in</strong>gs gibt, simulieren e<strong>in</strong>erseits den Mechanismus <strong>der</strong> Fixerräume undverwandeln ihn an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong> positive Dist<strong>in</strong>ktion.Im Gegensatz zu den life-style-Drogen stehen die Drogen des 'trash', Hero<strong>in</strong> vor allem. Strahlendie e<strong>in</strong>en positive Dist<strong>in</strong>ktion aus, so die an<strong>der</strong>en negative Dist<strong>in</strong>ktion, dies weitgehendunabhängig von ihren Wirkungen. Denn die Unterscheidungen nach symbolisch-dist<strong>in</strong>ktivenWertigkeiten richten sich nicht notwendig nach den Erfahrungen, die unter Drogen zu machens<strong>in</strong>d, sie richten sich auch nicht nach 'Gefährlichkeit', 'Suchtpotential' o<strong>der</strong> vergleichbarenmediz<strong>in</strong>isch gefärbten Argumentationen, sie richten sich nach <strong>der</strong> Aura e<strong>in</strong>er Droge, ihrenApplikationsweisen, dem Zyklus von Moden und dem Kultstatus von Pionierkonsumenten.Insoweit s<strong>in</strong>d langfristig die zugeschriebenen Dist<strong>in</strong>ktionen verän<strong>der</strong>bar, und Hero<strong>in</strong> muß nichtnotwendig auf immer das Image <strong>der</strong> Schmuddeldroge behalten. Schon das Rauchen dieserDroge wirkt ja wesentlich eleganter und ist durchaus partyfähig.So s<strong>in</strong>d Drogen dazu da, 'wellness' zu beför<strong>der</strong>n, zu unterstreichen und symbolisch vorzuzeigen;sie s<strong>in</strong>d nicht dazu da, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Bedrohung <strong>der</strong> Darstellungsfähigkeit und den zwanghaften Ernst<strong>der</strong> Abhängigkeit geraten zu lassen. Gerade dann, wenn e<strong>in</strong>em bei <strong>der</strong> Herstellung eigenerBef<strong>in</strong>dlichkeiten Eigenverantwortung zugeschrieben wird, liegt es allerd<strong>in</strong>gs nahe, 'Sucht' mit'Willensschwäche' <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu br<strong>in</strong>gen, und man wäre wie<strong>der</strong> bei altetablierten Interpretationsfolien.14 Solche Folien s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>eswegs völlig verschwunden, doch schließlich ist jedeund je<strong>der</strong> <strong>der</strong> sharehol<strong>der</strong> des eigenen Körpers und bestimmt über die erwünschte Lustdividende.Rauschhaftes Erleben und <strong>Drogenkonsum</strong> können dann auch Ausweis von Differenz undautonomer An<strong>der</strong>sheit se<strong>in</strong>; es ist <strong>der</strong> eigene Kapitalstock, mit dem man umgeht, und die eigeneEntscheidung, auf welche Weise man ihn bewirtschaftet. Für solche Ver-Körperung des Selbstbildet <strong>der</strong> Rausch e<strong>in</strong> Medium <strong>der</strong> Inszenierung und Darstellung; er konstituiert e<strong>in</strong> Erlebnis-Bewußtse<strong>in</strong>,15 mit dessen Verfügbarkeit im persönlichen Repertoire man Teilnahme an den Spielen<strong>der</strong> Dist<strong>in</strong>ktion - sogar an den Spielen <strong>der</strong> negativen Dist<strong>in</strong>ktion - signalisiert und sich se<strong>in</strong>ereigenen reflexiven coolness im Umgang mit dem zur Schau gestellten Überschreiten <strong>der</strong> Selbst-6


kontrolle vergewissert.Allerd<strong>in</strong>gs vertraut die <strong>Kontrollgesellschaft</strong> nicht ausschließlich auf die Eigenkontrolle <strong>der</strong>Individuen. Nach wie vor müssen Bed<strong>in</strong>gungen von Funktionalität e<strong>in</strong>gehalten werden, umMarktförmigkeit des Lebens herzustellen und zu garantieren. Deswegen wird die 'duty to bewell', wie Greco das e<strong>in</strong>mal genannt hat 16 abgestützt durch die freundlich-bestimmte Unauffälligkeite<strong>in</strong>es Kontrollregimes, das dual selektiv wirkt - '<strong>in</strong>' o<strong>der</strong> 'out'. Das lässt sich beson<strong>der</strong>sdeutlich im H<strong>in</strong>blick auf permanente Drogenkontrollen am Arbeitsplatz zeigen. Was solcheKontrollen angeht, ist die Bundesrepublik allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong> Entwicklungsland. Seit Mitte <strong>der</strong>achtziger Jahre s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den USA jedoch Drogenkontrollen am Arbeitsplatz ('random drugtest<strong>in</strong>g'), sowohl im öffentlichen Dienst wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaft, Teil des Alltags. 17 Derzunehmenden Eigenverantwortung <strong>der</strong> Individuen für ihr unternehmerisches Selbst korrespondierensomit althergebrachte, allerd<strong>in</strong>gs erheblich verfe<strong>in</strong>erte Techniken <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierung. Siestehen jedoch - und das ist das Neue an <strong>der</strong> <strong>Kontrollgesellschaft</strong> - <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Kontext alsfrüher: die althergebrachten Techniken <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierung hatten zum Ziel, Abweichung zuerkennen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge dann Abweichung zu re-normalisieren, durch Therapie, Resozialisation,Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung. Darauf verzichtet <strong>Kontrollgesellschaft</strong> weitgehend, und diestrukturelle Unterschiedlichkeit besteht im Verzicht auf jegliche Exklusion, die sich mit<strong>in</strong>kludierenden Absichten verb<strong>in</strong>det: nicht um Abson<strong>der</strong>ung zur Besserung geht es, son<strong>der</strong>n umAbson<strong>der</strong>ung zur Unschädlichmachung, und die Mechanismen e<strong>in</strong>er 'e<strong>in</strong>schließenden Exklusion',wie Kronauer das genannt hat, 18 richten sich primär auf die Ortung sowie sichereVerwahrung <strong>der</strong> Körper. Das hat zur Voruassetzung den dritten Aspekt, von dem ich gesprochenhabe, die Entmoralisierung <strong>der</strong> Konsequenzen.Denn die Gesamtheit <strong>der</strong> Entwicklungen, die durch solche Kontrollszenarien angezeigt werden,läuft auf etwas h<strong>in</strong>aus, was mit dem Begriff <strong>der</strong> Zugangsgesellschaft ('access society'), gekennzeichnetworden ist. 19 In diesem Gesellschaftstyp geht es bar je<strong>der</strong> moralischen Bewertung umdie Kontrolle von Zugängen; zugangsgeregelt s<strong>in</strong>d Örtlichkeiten ebenso wie <strong>der</strong> Zugang zuRessourcen, etwa die Kredithöhe <strong>der</strong> Kreditkarte o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abschluß e<strong>in</strong>er Lebensversicherungspolice.Die Regeln klassifizieren, und Berechtigung wird verteilt o<strong>der</strong> versagt, aber ke<strong>in</strong>e Aussageüber den moralischen Wert o<strong>der</strong> Unwert getroffen. Das gilt auch für <strong>Drogenkonsum</strong>;positive Testergebnisse können zum Ausschluß führen, doch das exkludiert nur partiell, vone<strong>in</strong>em bestimmten Marktsegment. Ansonsten s<strong>in</strong>d alle frei, ihr Angebot auf an<strong>der</strong>en Märkten zumachen, und über die Darstellung des Selbst wird mithilfe dieses Kontrollmechanismus barje<strong>der</strong> Generalisierung e<strong>in</strong>zig das Urteil gefällt, dass e<strong>in</strong>e solche Darstellung <strong>in</strong> dieser Situationunerwünscht ist.Solche Kontrollen bilden e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation höchst moralischer wie höchst a-moralischerElemente. Die Individuen haben <strong>in</strong> neoliberalen Gesellschaften e<strong>in</strong>e Verantwortung für ihreVerhaltensweisen und eben deswegen auch für ihre Krankheiten, die aus psychosomatischemBlickw<strong>in</strong>kel ja 'selbst gemacht', 'gewählt' s<strong>in</strong>d. Das gilt für Sucht weiterh<strong>in</strong>; Sünde ist sie schonlange nicht mehr, Krankheit ist sie immer noch, aber darüber h<strong>in</strong>aus ist sie potentiell auch e<strong>in</strong>eArt des moralischen Bankrotts, e<strong>in</strong>e Verweigerung des Selbst zum eigenverantwortlichenUnternehmertum. Freilich nur potentiell, denn sie kann ebenfalls als e<strong>in</strong>e Caprice <strong>der</strong> Selbst-Gestaltung wahrgenommen werden und mag als e<strong>in</strong>e Bizarrerie unter an<strong>der</strong>en gelten. Schon diepositive Bewertung von Unterschiedlichkeit, die Dist<strong>in</strong>ktion <strong>der</strong> Differenz, trägt zur Normalisierung<strong>der</strong> Sucht bei, <strong>der</strong>en Betrachtung <strong>in</strong>soweit entmoralisiert wird Und wenn noch etwassanktioniert wird, dann nicht Sucht, son<strong>der</strong>n die mangelnde Fähigkeit, sie zu ästhetisieren und7


entsprechend darzustellen. Dies ist <strong>der</strong> Sündenfall <strong>der</strong> späten Mo<strong>der</strong>ne.Entmoralisierung gilt ebenfalls für die Mechanismen <strong>der</strong> Kontrolle selbst, handele es sich umDrogentests, Videoüberwachung o<strong>der</strong> Zugangsprüfungen. Sie alle s<strong>in</strong>d und funktionieren völligwertneutral, technologisieren die Kontrolle <strong>der</strong> <strong>Kontrollgesellschaft</strong> und registrieren lediglichsituativ, was <strong>der</strong> Fall ist. Dennoch führen paradoxerweise solche Prozesse <strong>der</strong> Entmoralisierungzu e<strong>in</strong>er neuen, durchaus moralisch befrachteten Ordnung. So s<strong>in</strong>d Drogentests zwar e<strong>in</strong>erseits -und das macht die spezifischen Verschränkungen aus - e<strong>in</strong>e entmoralisierte Technologie, diedar<strong>in</strong> geknüpften Konsequenzen jedoch s<strong>in</strong>d von zutiefst moralischem Charakter. Auf solcheWeise verhüllen a-moralische Kontrollpraktiken das, was tatsächlich geschieht. Es geschehennämlich Prozesse <strong>der</strong> sozialen Selektion, die auf e<strong>in</strong>e technologisierte und ganz a-moralischdaherkommende Weise die Bevölkerung sortieren, lokal, sozial, ökonomisch. Nicht nurdeswegen, weil die Kontrollformen sich a-moralisch geben, lösen sich dabei allerd<strong>in</strong>gstraditionelle Stigmazuschreibungen, wie die Sucht e<strong>in</strong>e darstellt, tendenziell auf; ihreNormalisierung geschieht auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass die Konsequenzen dieses Selektionsprozessesnicht mehr mit moralischen Bewertungen verbunden, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> zynischerSachlichkeit lediglich verbucht werden. Gerade <strong>der</strong> Verzicht auf Normalisierung im S<strong>in</strong>ne vonKorrektur ermöglicht auch e<strong>in</strong>e gewisse Veralltäglichung. Denn nicht <strong>Drogenkonsum</strong> ist das,was <strong>der</strong> Kontrolle unterliegt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Aufenthalt <strong>der</strong> Konsumenten im Raum - <strong>in</strong> Fixerräumens<strong>in</strong>d sie zugelassen, <strong>in</strong> Innenstadtbereichen nicht; nicht <strong>der</strong> Rausch muß kontrolliertwerden, son<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>e angemessene Stilisierung an den rechten Orten und se<strong>in</strong>e Darstellung alsMedium <strong>der</strong> Dist<strong>in</strong>ktion. Der flexible Mensch hat neue Regeln für den Umgang mit sich und <strong>der</strong>Welt und nicht zuletzt auch im Umgang mit se<strong>in</strong>er Selbstkontrolle zu lernen: er hat sich situationsgerechtzu verkörpern, dabei das Erlebnis-Bewußtse<strong>in</strong> des Rausches zu generieren unddennoch reflexive Distanz beizubehalten. Mißl<strong>in</strong>gt ihm das, hat er sich <strong>in</strong> die Marg<strong>in</strong>alität <strong>der</strong>Räume zurückzuziehen, die als Reservate des Mißl<strong>in</strong>gens bereitgestellt s<strong>in</strong>d - ohne Stigma, aberauch ohne Chancen sozialer Partizipation.Lassen Sie mich zum Schluss e<strong>in</strong>en historischen Bogen schlagen. Wir wissen, wie wenigrestriktiv, wie normativ ungehemmt und den Notwendigkeiten e<strong>in</strong>er ver<strong>in</strong>nerlichten Selbstkontrolleenthoben das Tr<strong>in</strong>ken von Alkohol im Mittelalter stattgefunden hat. 20 Es kann natürlich -nicht davon die Rede se<strong>in</strong>, nun brächen wie<strong>der</strong> mittelalterliche Verhältnisse an; e<strong>in</strong> Element <strong>der</strong>Wie<strong>der</strong>holung aber liegt dar<strong>in</strong>, dass tatsächlich e<strong>in</strong>ige Restriktionen des Rausches, die dieMo<strong>der</strong>ne aus funktionalen Gründen etabliert hat, nun aufgehoben s<strong>in</strong>d und <strong>der</strong> Rausch, mehr als<strong>in</strong> den letzten zweihun<strong>der</strong>t Jahren <strong>der</strong> Fall, wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Medium von Selbstdarstellung wird. DieTechniken <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierung, die die Mo<strong>der</strong>ne zur Bändigung unvermittelter Triebkräftee<strong>in</strong>setzte, s<strong>in</strong>d nicht völlig verschwunden, aber sie werden zunehmend ersetzt durch e<strong>in</strong>e a-moralisch daherkommende Kontrollstrategie, die nicht mehr auf E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und korrigierendeKontrolle <strong>der</strong> Individuen setzt, son<strong>der</strong>n lediglich auf konstatierende Kontrolle, aus <strong>der</strong> dann ggf.exkludierende, also ausschliessende Konsequenzen gezogen werden. <strong>Kontrollgesellschaft</strong>etabliert durchaus neue Freiheitsspielräume, die es vorher nicht gab, und sie verzichtetweitgehend auf jene normierenden Grenzen, die auch den Rausch e<strong>in</strong>gebunden und diszipl<strong>in</strong>ierthaben. Genau dies lässt sich als e<strong>in</strong>e Farce <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung auffassen: bildet das Mittelalter dieZeit vor <strong>der</strong> Individualisierung <strong>der</strong> Individuen und ihrer diszipl<strong>in</strong>är gesteuerten E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung, e<strong>in</strong>eZeit <strong>der</strong> rauschhaften Ungebundenheit vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er ständischen Ordnung, sobildet die späte Mo<strong>der</strong>ne die Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich solche rauschhafte Ungebundenheit wie<strong>der</strong>etablieren kann - als e<strong>in</strong> Mittel <strong>der</strong> Individuierung, Selbststilisierung und Herstellung vonDifferenz. Diszipl<strong>in</strong>ierung als dom<strong>in</strong>antes Ziel <strong>der</strong> Kontrolle dagegen schw<strong>in</strong>det, und ständische8


Ordnung wird durch räumliche Trennungen und E<strong>in</strong>grenzungen simuliert. Es ist e<strong>in</strong>e durch unddurch kontrollierte Freiheit, die damit etabliert wird - e<strong>in</strong>e Lockerung gegenüber <strong>der</strong> Ordnung<strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>en und e<strong>in</strong>e Ordnung, die auf die Selbstverantwortung <strong>der</strong> Individuen setzt,nötigenfalls allerd<strong>in</strong>gs je<strong>der</strong>zeit auch das alte Instrumentarium <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>ierung wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>setzt, e<strong>in</strong>e Gesellschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freiheiten und Zwänge auf neue Weise <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verwobens<strong>in</strong>d.9


1. Vgl. zum Thema ausführlicher me<strong>in</strong>en Aufsatz, Der flexible Mensch und se<strong>in</strong>e Selbstkontrolle, <strong>in</strong>:Aldo Legnaro und Arnold Schmie<strong>der</strong> (Hrsg.), Jahrbucht Suchtforschung I, Suchtwirtschaft, Münster-Hamburg-London 19992. Zygmunt Bauman, Liquid Mo<strong>der</strong>nity, Cambridge 20003. Siehe Gilles Deleuze, Das elektronische Halsband. Innenansicht <strong>der</strong> kontrollierten Gesellschaft,Krim<strong>in</strong>ologisches Journal 3, 1992, S. 181-186. Vgl. zudem unter an<strong>der</strong>en Robert Castel, From dangerousnessto risk, <strong>in</strong> : Graham Burchell, Col<strong>in</strong> Gordon und Peter Miller (Hrsg.), The Foucault Effect.Studies <strong>in</strong> Governmentality, London-Toronto 1991; Francois Ewald, Insurance and Risk. In : Burchellet al. (1991), S. 197-210; Pat O'Malley, Conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g our Excitement : Commodity Culture and the Crisisof Discipl<strong>in</strong>e, Studies <strong>in</strong> Law, Politics, and Society vol. 13, 1993, S. 159-186; Feeley, Malcolm und JonathanSimon, Actuarial Justice : the Emerg<strong>in</strong>g New Crim<strong>in</strong>al Law. In : David Nelken (Hrsg.), The Futuresof Crim<strong>in</strong>ology, London-Thousand Oaks-New Delhi 1994, S. 173-201; Clifford Shear<strong>in</strong>g, Gewaltund die neue Kunst des Regierens und Herrschens. Privatisierung und ihre Implikationen. In Trutz vonTrotha (Hrsg.), Soziologie <strong>der</strong> Gewalt, Son<strong>der</strong>heft 37 <strong>der</strong> Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,Opladen 1997, S. 263-278; Jock Young, The Exclusive Society. Social Exclusion, Crimeand Difference <strong>in</strong> Late Mo<strong>der</strong>nity, London 19994. Jürgen L<strong>in</strong>k, Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird, Opladen 19975. E<strong>in</strong>e kurzgefasste Darstellung des Modells und die Themen des Fragebogens unter www.koss-sh.de.6. Vgl. Günter Voß und Hans J. Pongratz, Der Arbeitskraftunternehmer. E<strong>in</strong>e neue Grundform <strong>der</strong>Ware Arbeitskraft ? Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 1, 1998, S. 131-1587. Richard Sennett, Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus, Berl<strong>in</strong> 19988. Vgl. hierzu vor allem Nikolas Rose, Invent<strong>in</strong>g our selves. Psychology, power, and personhood, Cambridge-NewYork-Melbourne 1996; Sarah Nettleton, Govern<strong>in</strong>g the risky self. How to become healthy,wealthy and wise. In : Alan Petersen und Rob<strong>in</strong> Bunton (Hrsg.), Foucault, Health and Medic<strong>in</strong>e, London-NewYork 1997, S. 207-2229. Johannes Herwig-Lempp, Von <strong>der</strong> Sucht zur Selbstbestimmung. <strong>Drogenkonsum</strong>enten als Subjekte,Dortmund 199410. In welchem Ausmaß 'Sichtbarkeit' den Wunsch nach Kontrolle über Verhaltensweisen und Populationenauslöst, zeigt prägnant Wilfried Breyvogel, Der "gefährliche Jugendliche" auf <strong>der</strong> "Bühne <strong>der</strong>Sichtbarkeit". Sichtbarkeit und Transparenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediengesellschaft. In : Breyvogel, Wilfried (Hrsg.),Stadt, Jugendkulturen und Krim<strong>in</strong>alität, Bonn 1998, S. 84-111.11. Aldo J. Haesler, Irreflexive Mo<strong>der</strong>ne. Die Folgen <strong>der</strong> Dematerialisierung des Geldes aus <strong>der</strong> Sichte<strong>in</strong>er tauschtheoretischen Soziologie. In: Deutschmann, Christoph (Hrsg.), Die gesellschaftliche Machtdes Geldes, Leviathan Son<strong>der</strong>heft 21/2002, Wiesbaden 2002, S. 177-200, hier S. 195; vgl. auch MichaelL<strong>in</strong>denberg und Henn<strong>in</strong>g Schmidt-Semisch, Sanktionsverzicht statt Herrschaftsverlust: Vom Übergang<strong>in</strong> die <strong>Kontrollgesellschaft</strong>, Krim<strong>in</strong>ologisches Journal 1, S. 2-17.12. Scheerer konstatiert aufgrund ähnlicher Überlegungen im H<strong>in</strong>blick auf die neuartigen Formen <strong>der</strong>Kontrolle die beg<strong>in</strong>nende Auflösung <strong>der</strong> sozialen Kategorien des 'Krim<strong>in</strong>ellen' und des 'Geisteskranken'.Vgl. Sebastian Scheerer, The Del<strong>in</strong>quent as a Fad<strong>in</strong>g Category of Knowledge. In : Ruggiero, V<strong>in</strong>cenzo,Nigel South und Ian Taylor (Hrsg.), The New European Crim<strong>in</strong>ology. Crime and Social Or<strong>der</strong> <strong>in</strong>Europe, London-New York 1998, S. 425-44213. Monica Greco, Psychosomatic subjects and the 'duty to be well' : personal agency with<strong>in</strong> medical ra-


tionality, Economy and Society 3, 1993, S. 357-37214. Vgl. für e<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Entwicklungen <strong>in</strong> den letzten 150 Jahren Mariana Valverde,Diseases of the Will. Alcohol and the Dilemmas of Freedom, Cambridge-New York-Oakleigh199815. Vgl. auch me<strong>in</strong>en Aufsatz: Auf dem Weg zum Erlebnis-Bewußtse<strong>in</strong> : Drogen und Rausch im Europades ausgehenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. In : Hamburgisches Museum für Völkerkunde (Hrsg.), Das geme<strong>in</strong>sameHaus Europa. Handbuch zur europäischen Kulturgeschichte, München 1999, S. 877-84416. Monica Greco, Psychosomatic subjects and the 'duty to be well' : personal agency with<strong>in</strong> medical rationality,Economy and Society 3, 1993, S. 357-37217. Vgl. John Gilliom, Rights & Discipl<strong>in</strong>e : Compet<strong>in</strong>g Modes of Social Control <strong>in</strong> the Fight OverEmployee Drug Test<strong>in</strong>g, Polity vol. 24 Nr. 4, 1992, S. 591-613; Pat O'Malley und Stephen Mugford,Moral Technology : The Political Agenda of Random Drug Test<strong>in</strong>g, Social Justice 4, 1991, S. 122-14618. Mart<strong>in</strong> Kronauer, Exklusion. Die Gefährdung des Sozialen im hoch entwickelten Kapitalismus.Frankfurt/M.-New York, 200219. Der Begriff stammt von Jonathan Simon, The Emergence of a Risk Society : Insurance, Law, andthe State, Socialist Review 95, 1987, S. 61-8920. Aldo Legnaro, Alkoholkonsum und Verhaltenskontrolle - Bedeutungswandlungen zwischen Mittelalterund Neuzeit <strong>in</strong> Europa. In : Gisela Völger und Kar<strong>in</strong> von Welck (Hrsg.), Rausch und Realität -Drogen im Kulturvergleich, Re<strong>in</strong>bek 1982, S. 153-175; Hasso Spode, Die Macht <strong>der</strong> Trunkenheit.Kultur- und Sozialgeschichte des Alkohols In Deutschland, Opladen 1993

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