12.07.2015 Aufrufe

vIeL - SMZ Liebenau

vIeL - SMZ Liebenau

vIeL - SMZ Liebenau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schwerpunkt „ZU VIEL"Epidemie oder Diskriminierung?Kritische Anmerkungen zur Gewichtsdebatte<strong>SMZ</strong> INFO dezember 2010Wenn eine Epidemie ausgerufen wird, sollteman vorsichtig sein: Auch beim H1N1-Virusdefinierte die WHO zuerst neu, eine Pandemiebestehe schon dann, wenn eine weltweiteVerbreitung gegeben ist und der Passus„Gefährlichkeit der Erkrankung“ wurdegestrichen. Ist das auch beim Gewicht so?Eine ausgeprägte Adipositas mit einem BMI(Body Maß Index) über 40 ist offensichtlicheine Krankheit. Aber wie schaut es mit gesundenMenschen aus, die übergewichtigsind?Erstaunlicherweise sind die Daten dazu unscharf:ein steigender BMI ist statistisch miteiner steigenden Sterblichkeit assoziiert 1 ,aber eine Definition von Grenzwerten gehtnicht daraus hervor, diese werden in Gremiendefiniert und verändert: gibt es in Europajetzt mehr Übergewichtige als vor 25 Jahrenoder nicht?Kranke Übergewichtige gehören behandelt,aber sind Kampagnen gegen einen Risikofaktorsinnvoll oder haben sie selbst Nebenwirkungenwie z.B. die DiskriminierungÜbergewichtiger?Leichtes Übergewicht bringt VorteileGleichzeitig wissen wir, dass sich im Laufedes 20. Jahrhunderts die Lebenserwartungauch in Österreich ungefähr verdoppelt hat:Bei Männern ist die Lebenserwartung alleinzwischen 1997 und 2007 um 2 Jahre, beiFrauen um 1,5 Jahre gestiegen! VerbesserteLebens-, Ernährungs- und Arbeitsbedingungen,verbesserte Versorgung chronischKranker und alter Menschen haben das bewirkt;allein die Sterblichkeit an der koronarenHerzkrankheit als „Killer Nummer 1“ hatsich zwischen 1980 und 2004 halbiert. 2Das sogenannte „Adipositasparadox“ zeigt,dass Hochbetagte, Herz-, NierenpatientInnenund andere chronisch Kranke mit höheremBMI sogar einen Überlebensvorteil gegenüberMenschen mit geringerem Gewichthaben können, wofür es auch gute medizinischeGründe gibt. 3Fokus auf Adipositas nicht gesundheitsförderlichBei der 12. Österreichischen Präventionstagungdes Fonds Gesundes Österreichmusste konstatiert werden, dass Adipositaspräventionin Schule und Kindergartenniederschmetternde Ergebnisse ohne jeglicheAuswirkungen auf das Gewicht zeitigt,vor allem wenn es mit Zielen „schönund schlank“ oder „etwas leisten können“verknüpft ist. „Spaß haben können“ oder„zusammen mit Freunden sein können“hat dagegen auch gesundheitlichen Erfolg.Wirksame Strategien zielen auf die Arbeitmit Eltern und auf „health at any size“. 4Irrationale Schönheits- und Gesundheitsidealesetzen sich durch und finden vor allembei Kindern hohe Resonanz, allein dieZufriedenheit mit dem eigenen Körper verschlechtertsich dramatisch: 44%der befragtenMädchen stufen sich als übergewichtigein, obwohl nur 6 % es tatsächlich waren,80% hatten etwas Angst bis starke Angstzuzunehmen, 89% waren mit dem eigenenKörper unzufrieden (65% der Burschen). 5Anti-Dick-Kampagnen werden diesen Trendleider noch verstärken.Menschen mit geringem sozialen Statusund geringer Bildung haben ein höheresFettleibigkeitsrisiko. Aber :Hochraffinierte Nahrungsmittel mit hochgesättigtenFettsäuren, energiedicht,nährstofffrei und leicht zu produzieren,machen die Sonderangebote in denSupermärkten aus, gesundes Essen istteuer.Die groSSen Konzerne geben die Normenfür Nahungsmittel vorAchtung: In der Kommission des CodexAlimentarius, der weltweit Normen für Nahrungsmittelregelt, sitzen neben Vertreterndes öffentlichen Interesses neuerdings Mitgliederder Nahrungsmittelindustrie. 6 Auchdie deutsche Bundesregierung baut auf10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!