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schwerpunkt „ZU VIEL"Sich schön machen zwischen Für und WiderFortsetzung» Körpermärkte sind auch profitabel: 13,15 Milliarden US-Dollar wurden inden USA im Jahr 2007 für schönheitsmedizinische Eingriffeausgegeben. In Deutschland wurden im Jahr 2006 rund 11,4 Milliarden Euro fürKörperpflege- und Kosmetikprodukte ausgegeben und miteinem Aufwand von 1,36 Milliarden Euro beworben.Moralisch schwierig ist auch die Verteilungvon Verantwortung: Wenn Models tot vomLaufsteg fallen oder eine Frau als Folgeeiner Schönheitsoperation stirbt (wie 2009eine Österreicherin), wer ist dann schuld?Niemand? Nur die Frau selbst? Alle Beteiligtenein bisschen? Oder geht es gar nichtum Schuld? Wie Bettina Bock von Wülfingenin ihrer Analyse der Reproduktionsmedizinaufzeigt, spiegeln sich bei Technologienimmer auch die Interessen verschiedenerAkteurinnen und Akteure wider, „durchderen Auseinandersetzung diskursiv neueGegenstände hervorgebracht werden, währendandere in den Hintergrund treten“.Nutzerinnen der Angebote nur manipuliertwerden, sind Anbieter nur manipulativ.„Ist die Erneuerung des Menschen gesollt?“und „Ist die Erneuerung des Menschen erlaubt?“sind, um mit den Worten LudwigSieps zu sprechen, zwei grundsätzlicheFragen, die sich stellen und die nicht einfachmit „Nein“ zu beantworten ist. Der Wunschnach Körperveränderung wird dergestalt einerseitskonstruiert. Andererseits ist er Bestandteildes modernisierten Lebens. Denner bringt das Streben des Menschen nachSchaffung des Selbst und nach den Grenzenseiner Möglichkeiten zum Ausdruck.<strong>SMZ</strong> INFO dezember 2010Fakt ist: Körpermärkte sind auch profitabel:13,15 Milliarden US-Dollar wurden in denUSA im Jahr 2007 für schönheitsmedizinischeEingriffe ausgegeben. In Deutschlandwurden im Jahr 2006 rund 11,4 MilliardenEuro für Körperpflege- und Kosmetikprodukteausgegeben und mit einem Aufwandvon 1,36 Milliarden Euro beworben.Die profitierenden Industrien vermarktenihre Produkte und Dienstleistungen gemäßdem Zeitgeist als Ausdruck der Freiheitund als Mittel der Steigerung von Selbstbewusstsein,psychischem Wohlbefindenund Erfolgschancen. Die Slogans reichenvon „Weil ich es mir wert bin“ über „Tu´s fürdich“ bis zu „Schönheit ist ein gutes Gefühl“.Ein unterschwelliger Defizitblick auf den eigenenKörper wird dabei ebenso propagiertwie die Inszenierung von Körpermanipulationenals „normal“. Immer jedoch, und dasist die zweite Seite der Medaille, kommenProduzenten von Verschönerungstechnologienauch Bedürfnissen nach, die Funktionenfür modernisierte Menschen erfüllen.Sie befriedigen auch Bedürfnisse, die tatsächlichexistent sind. Genauso wenig wieInsgesamt lässt sich der Befund einer intellektuellenund emotionalen Entkoppelungvon Schönheit und Gesellschaft und imGegenzug dazu eine Bindung von Verschönerungenund Individuum treffen. WerdenMenschen gefragt, für wen sie sich schönmachen, so antworten sie in den meistenFällen „für mich selbst“. Aber beim Aussehengeht es immer auch ums Gesehen-Werden, also um einen sozialen Bezug.Diese beinahe kollektive Interpretation vonVerschönerungen macht es schwierig, sichdem Konstrukt Schönheitsideal zu nähern.Wie nähert man sich einem Thema, von demdie Mehrheit der Menschen der Meinung ist,es beträfe allenfalls „die Anderen“, keinesfallsjedoch einen selbst? Wie nähert mansich einem Thema, das für sich genommenkein Thema zu sein scheint, sondern vielmehrdie wortwörtliche Verkörperung hochbewerteter Fähigkeiten wie Fitness, Authentizitätund Wohlfühlen darstellt?Heute kann sich kaum jemand vorstellen,auf ein eigenes Autos zu verzichten, obwohlsowohl die Produktion als auch die Entsor-16

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