<strong>Messung</strong> <strong>von</strong> <strong>Antennenimped<strong>an</strong>zen</strong> <strong>und</strong> <strong>deren</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>50</strong> Norbert Graubner, DL1SNG2. <strong>Messung</strong> komplexer Imped<strong>an</strong>zenNachdem wir jetzt alle wissen, was eine Imped<strong>an</strong>z ist, stellt sich im zweiten Teil dieses Vortrags dieFrage, wie m<strong>an</strong> eine solche Imped<strong>an</strong>z messen k<strong>an</strong>n.Meßschaltung 1den Ableitwiderst<strong>an</strong>d in einem der beiden Brückenzweige.Da uns bei unseren Antennen dieImped<strong>an</strong>z immer bei einer bestimmtenFrequenz interessiert, brauchen wir aufjeden Fall einen HF-Generator miteinstellbarer Frequenz. Und weil uns diezu messende Imped<strong>an</strong>z vor allem in derNähe <strong>von</strong> <strong>50</strong> interessiert, verwendenwir zur <strong>Messung</strong> eine Brückenschaltung,die bei <strong>50</strong> am genauesten arbeitet.Dabei bildet die zu messende Imped<strong>an</strong>zM<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich diese Schaltung aufgeteilt denken in zwei einzelne normale Sp<strong>an</strong>nungsteiler. DieFormel für die Ausg<strong>an</strong>gssp<strong>an</strong>nung des linken Sp<strong>an</strong>nungsteilers lautet:Ux = U1 * Rx / (R1 + Rx)Und da die beiden Widerstände im rechten Brückenzweig genau gleich sein sollen, bekommen wir <strong>an</strong>diesem Punkt der Schaltung g<strong>an</strong>z einfach die halbe Brückenspeisesp<strong>an</strong>nung:U3 = U1 / 2Wenn wir nun die Sp<strong>an</strong>nung U2 in der Brückendiagionalen haben wollen, müssen wir einfach nur dieDifferenz bilden:U2 = Ux – U3Wenn wir Ux <strong>und</strong> U3 einsetzen <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n die Formel nach Rx umstellen, erhalten wir:Rx = R1 · (U1 + 2 · U2) / (U1 – 2 · U2)Meßschaltung 2Die Formel verändert sich dabei nur geringfügig:Zx = R1 * (U1 + 2 U2) / (U1 – 2 U2)Diese Formel gilt natürlich auch, wenn essich bei U1 <strong>und</strong> U2 um Wechselsp<strong>an</strong>nungenh<strong>an</strong>delt. Und sie gilt auch fürkomplexe Widerstände, also fürImped<strong>an</strong>zen! Wir müssen d<strong>an</strong>n nur, wievorhin, die Sp<strong>an</strong>nungen U1 <strong>und</strong> U2ebenfalls komplex einsetzen. Also mitihrem Wirk- <strong>und</strong> Blind<strong>an</strong>teil.Weil es sich aber mit Gleichsp<strong>an</strong>nungeneinfacher rechnet, sagen wir einfach, wirfrieren die beiden Wechselsp<strong>an</strong>nungengenau in dem Moment ein, indem dieBrückenspeisesp<strong>an</strong>nung U1 gerade ihrenpositiven Scheitelwert hat. D<strong>an</strong>nbrauchen wir nur noch die Wirk- <strong>und</strong>Blindkomponente der Messsp<strong>an</strong>nung U2<strong>und</strong> haben die gesuchte Imped<strong>an</strong>z.Die Unterstreichung deutet <strong>an</strong>, dass diese Größe vektoriell einzusetzen ist, d.h. dieser Vektor bestehtwie vorhin aus den Komponenten Ui <strong>und</strong> Uq.Vortrag <strong>von</strong> Norbert Graubner, DL1SNG zur HAM-RADIO 2012 [Script zusammengestellt <strong>von</strong> DL2LTO] Seite 6 <strong>von</strong> 24
<strong>Messung</strong> <strong>von</strong> <strong>Antennenimped<strong>an</strong>zen</strong> <strong>und</strong> <strong>deren</strong> <strong>Anpassung</strong> <strong>an</strong> <strong>50</strong> Norbert Graubner, DL1SNGWir brauchen also eine Schaltung, mit <strong>deren</strong> Hilfe m<strong>an</strong> die vektorielle Messsp<strong>an</strong>nung U2 in einembeliebigen Moment einfrieren k<strong>an</strong>n, so dass wir die Komponenten Ui <strong>und</strong> Uq als Gleichsp<strong>an</strong>nungmessen <strong>und</strong> weiterverarbeiten können. Genau das macht ein Synchrongleichrichter.SynchrongleichrichterWir können einen g<strong>an</strong>z normalen Double Bal<strong>an</strong>cedMixer, also eine Gilbert-Zelle, alsSynchrongleichrichter verwenden. Dazu muss m<strong>an</strong>ihn nur mit einem Oszillator-Signal <strong>an</strong>steuern, dasdieselbe Frequenz <strong>und</strong> dieselbe Phase wie seineEing<strong>an</strong>gssp<strong>an</strong>nung hat. Der normale Funkamateurwürde sagen:Das ist ein Direktmischer, da kommt dieZwischenfrequenz Null Hertz heraus! Und das stimmtauch, aber es ist noch mehr. Denn wenn m<strong>an</strong> ineinem Ged<strong>an</strong>kenexperiment die Phase des Lokal-Oszillator-Signals l<strong>an</strong>gsam gegen dasEing<strong>an</strong>gssignal verschiebt, erhält m<strong>an</strong> am Ausg<strong>an</strong>gdes Mixers eine Gleichsp<strong>an</strong>nung, <strong>deren</strong> Höhe cosinusförmig mit der Phasendifferenzzusammenhängt. Und das ist genau das, was wir brauchen!Denn wenn wir die Phase des Lokal-Oszillatorsignals nicht auf die Eing<strong>an</strong>gssp<strong>an</strong>nung des Mischers,sondern auf die Phase der Brückenspeisesp<strong>an</strong>nung U1 beziehen, d<strong>an</strong>n liefert der Mischer bei 0°Phasendifferenz genau denjenigen Amplituden<strong>an</strong>teil aus U2, der IN Phase zurBrückenspeisesp<strong>an</strong>nung U1 liegt. Das ist die Amplitude der Sp<strong>an</strong>nung Ui, also der Realteil. Und bei90° Phasendifferenz liefert er den um 90° versetzten Anteil <strong>von</strong> U2. Das ist die Amplitude <strong>von</strong> Uq,d.h. der Imaginärteil, Fertig!Wir brauchen also zwei Oszillatoren mit gleicher Frequenz, aber mit einstellbarer Phasendifferenz.Der eine speist mit konst<strong>an</strong>ter Phase die Messbrücke <strong>und</strong> der <strong>an</strong>dere mit einer um 90° umschaltbarenPhase den Lokal-Oszillator-Eing<strong>an</strong>g des Mischers. Das macht m<strong>an</strong> zweckmäßigerweise mit einemdigitalen DDS-Synthesizer-IC in Verbindung mit einem Mikrocontroller. Der übernimmt d<strong>an</strong>n auchgleich die Steuerung <strong>und</strong> die Verarbeitung der <strong>an</strong>fallenden Messdaten.Nun ist so eine <strong>Messung</strong> auf einer einzelnen Frequenz noch ziemlich l<strong>an</strong>gweilig.Eine wirklich aussagefähige Darstellung, speziell bei Antennen, erhält m<strong>an</strong> erst, wenn m<strong>an</strong> sich denVerlauf der Imped<strong>an</strong>z über einem frei wählbaren Frequenzbereich in Form <strong>von</strong> Kurven betrachtet.In Wahrheit muss m<strong>an</strong> dazu den Frequenzbereich in eine endliche Anzahl konkreter Punkteunterteilen <strong>und</strong> diese einzelnen Punkte zu einer Kurve verbinden. Hier in diesem Gerät sind dasgenau 267 Messpunkte.Diese Zahl ergab sich aus den für die Grafik verfügbaren Bildpunkten in x-Richtung. Wie das d<strong>an</strong>n aufdem Display des Geräts aussieht, zeigt dieses Beispiel-Foto.Als Messobjekt dient hier dieReihenschaltung einer Spule mit einemKondensator <strong>von</strong> 200 pF. M<strong>an</strong> erkenntsehr schön die Serienreson<strong>an</strong>z bei etwa2 MHz <strong>und</strong> eine Parallelreson<strong>an</strong>z beietwa 10 MHz. Diese entsteht als Folgeder Schaltkapazität der Spule.Anzufügen wäre noch, dass m<strong>an</strong> aus denImped<strong>an</strong>zwerten auch weitere Datenableiten k<strong>an</strong>n, z.B. das, was ich vorhinQuälerei mit Pythagoras <strong>und</strong>Trigonometrie gen<strong>an</strong>nt hatte, nämlich denso gen<strong>an</strong>nten Scheinwiderst<strong>an</strong>d mitPhasenwinkel.Vortrag <strong>von</strong> Norbert Graubner, DL1SNG zur HAM-RADIO 2012 [Script zusammengestellt <strong>von</strong> DL2LTO] Seite 7 <strong>von</strong> 24