Film nach dem Film - Syberberg
Film nach dem Film - Syberberg
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fungiert für die Mitmenschen als dämonisches Du und steht <strong>dem</strong>entsprechend für<br />
Unheil. Für buber war napoleon ein beispiel für einen derartigen herrn des Zeit-<br />
alters. Im <strong>Film</strong> zeigt sich Wagner als Vorläufer eines noch schlimmeren herrn des<br />
folgenden jahrhunderts, obwohl syberberg den Zusammenhang nicht betont. Das<br />
braucht er nicht. schon in Hitler, ein <strong>Film</strong> aus Deutschland hatte er diese rolle<br />
Wagners in der szene, in der hitlers geist aus Wagners grab steigt, äußerst wir-<br />
kungsvoll dargestellt. sie liefert das am häufigsten veröffentlichte Foto aus <strong>dem</strong><br />
<strong>Film</strong>. In anderen szenen von Hitler steht der namenlose Wagner stellvertretend<br />
für den ebenfalls unbenannten heine und mehrmals kontrapunktisch zu ihm. The-<br />
matisch spielt richard Wagner auch in mehreren anderen <strong>Film</strong>en syberbergs eine<br />
rolle, wo er wie in Winifred Wagner seinen einfluss als wichtige, aber problemati-<br />
sche gestalt ausübt. Man kann sich deshalb fragen, warum syberberg ein Werk<br />
von Wagner als Inhalt für seinen Opernfilm wählte. Und warum entschied er sich<br />
ausgerechnet für Parsifal? Obwohl Wagner den entwuf zu Parsifal viele jahre mit<br />
sich herumtrug, veröffentlichte er das libretto als Drama erst 1877 und vollende-<br />
te die Partitur 1882, ein jahr vor seinem Tod. Man könnte also vermuten, dass die-<br />
ses Werk seine reifsten einsichten ausdrückt. In der Wagner-literatur findet sich<br />
jedoch eine Vielfalt einander widersprechender Interpretationen von Parsifal, und<br />
das vor allem wegen derselben Vorurteile, die man in der Nacht aus Wagners Mund<br />
kennenlernt. Das Wagner-Thema in syberbergs <strong>Film</strong>en zeigt, dass die Problematik<br />
dieser gestalt den <strong>Film</strong>emacher lange beschäftigt hat. am gründlichsten und<br />
radikalsten befasst hat er sich mit ihr in seinem <strong>Film</strong> Parsifal.<br />
Dieser <strong>Film</strong> aus <strong>dem</strong> jahr 1982 bewahrt jeden Ton der Partitur und jedes Wort<br />
des li bret tos. Insofern ist er ein treuer Opernfilm, obwohl die handlung nicht auf<br />
einer bühne stattfindet, sondern in einem <strong>Film</strong>studio, und zwar in Wagners Kopf.<br />
Vor allem die visuelle gestaltung dient als Vehikel für syberbergs Deutung des<br />
Werkes. Mit dieser Interpretation begibt syberberg sich auf weitgehend unbekanntes<br />
Terrain. In Interviews und im buch zum <strong>Film</strong> hütet er sich, darauf einzugehen.<br />
nur im buch weist er wiederholt darauf hin, dass er mit <strong>dem</strong> <strong>Film</strong> Wagner retten<br />
wolle. Wieso Wagner retten? Oder sollte man fragen, welchen Wagner – den<br />
Künstler oder das Individuum?<br />
Um <strong>dem</strong> <strong>Film</strong> gerecht zu werden, muss man etwas in Wagners lebenslauf berück-<br />
sichtigen, was nicht in jeder biografie erwähnt wird. über viele jahre hinweg pfleg-