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Film nach dem Film - Syberberg

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FIlM naCh DeM FIlM. Das bUCh<br />

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Unterschied, um den es hier geht, wird greifbar in den zwei Versionen der<br />

Marquise, einmal im rohmer’schen schaubühnen-ensemble und dann als solo<br />

aller Figuren in ihr als Monolog. Und es ist nicht nur der Unterschied zwischen<br />

Teil und ganzem der Figuren. nicht dass sie ohne reale hinter gründe von Projektionen<br />

oder Kulissen oder realitäten im nichts, nicht austauschbar, sich zu<br />

bewegen oder einfach still zu sein imstande ist, ist hier zu erkennen. In jener<br />

Nacht 1984 im Théâtre des amandiers in Paris (Chéreau) war, vorher abgelehnt<br />

von der schaubühne steins, wie später im burgtheaters Peymanns die Penthesilea,<br />

jenes geheimnis geboren, von <strong>dem</strong> bei ihrer Kunst zu reden ist. Und was alle<br />

immer gewollt.<br />

jene meditative energie, aus der alles kommt, als Transgression von einer Figur<br />

in die andere, ohne Maske, aus sich, aus Figuren in die Dinge, wie aus <strong>dem</strong> Festen<br />

ins Weiche, und wie aus licht atem wird, wohin alles führt, was sich realisiert, um<br />

aus <strong>dem</strong> Verlust der geschichte ins Imaginäre des realen zu münden. Die elemente<br />

anrufend werden wir des Urgrunds gewiss, wenn wir von leben reden und<br />

Tod, ganz anderer ernte, säend und einfahrend die Tragik des seins. Denken kann<br />

man das allein, machen nur zusammen. alles im Dienste jener Koordinaten der<br />

Welt, die Form aus <strong>dem</strong> geiste sind, jene ewigkeit, aus der wir kommen und in<br />

die wir gehen, wovon sie weiß, in blicken und Worten und bewegungen, oder jene<br />

stille, in der sie flehend ruft oder schreit und in sich ruht, in den großaufnahmen<br />

des gesichts geborgen, raumfüllend in den Totalen der bühne. sie hat den Parsifal<br />

durch meditative Konzentration im budget gerettet, mit drei achtminuteneinstel-<br />

lungen an einem Tag, und die nur einmal aufgenommen. Die Monologe wurden<br />

dahin konzipiert, hin auf einen schwarzen raum, ohne alles, was sonst <strong>Film</strong> be-<br />

lastet, aber kostbar, wie vorher die Projektionen von ludwigs schlössern oder<br />

Wagners Phantasien und des ganzen Deutschen reiches Untergang. nur aus<br />

sich und <strong>dem</strong> entwurf, der das dann möglich machte.<br />

7<br />

Man kann es auch so sagen: Da alle häuser unserer Welt verschlossen und wir<br />

also befreit waren und auf <strong>dem</strong> Teppich zu hause geprobt werden musste wie im<br />

studio im lichtkasten ohne Wände, blieb allein die Vorstellung, im schwarzen<br />

lichtgehäuse des Dunkels den Verlust zu üben der Welt für das Theater mit den<br />

schriften an der Wand (in Paris wurde der gesamte Text <strong>nach</strong>prüfbar an die Wand<br />

hinter <strong>dem</strong> licht der fremden Worte projiziert), und es blieb die Virtualität des

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