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Frei von Tabak - Bundesärztekammer

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<strong>Frei</strong> <strong>von</strong> <strong>Tabak</strong>: Raucherberatung und Rauchertherapie in der Arztpraxis<br />

Messung der Nikotin-Abhängigkeit In der Praxis kann die Stärke der Nikotinabhängigkeit mit dem<br />

Fragebogen nach Fagerström 4 abgeschätzt werden (siehe<br />

S. 42). Indirekte Hinweise für den Grad der Abhängigkeit geben<br />

Nikotinabhängigkeit ist<br />

vergleichbar mit Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

Heroin<br />

Nikotin: Pharmakokinetik und<br />

-dynamik<br />

auch das CO in der Ausatmungsluft oder das CO-Hämoglobin.<br />

Nikotinabhängigkeit weist pharmakologisch und<br />

verhaltensmäßig viele Gemeinsamkeiten mit Alkohol-, Heroin-<br />

und Kokainabhängigkeit auf: 1,2 rasche Entwicklung körperlicher<br />

Abhängigkeit mit Toleranz, Dosissteigerung, Entzugssyndrom<br />

und ähnlich hohe Rückfallrate nach Aufhören. 5<br />

Nach Inhalation erreicht Nikotin innerhalb wenigen Sekunden<br />

das Gehirn. Die subjektive Nikotinwirkung kann also praktisch<br />

sofort nach einem Zug verspürt werden. Sie fällt rasch wieder ab<br />

wegen Redistribution und Toleranzzunahme, was zu erneuter<br />

oder verstärkter Inhalation führt und daraus sehr oft zu einer<br />

intensiven Selbstmedikation mit der psychoaktiven Substanz<br />

Nikotin (rund 400 Einzeldosen pro Tag oder 70.000 pro Jahr bei<br />

20 Zigaretten). 2<br />

Bei regelmäßigem Rauchen akkumuliert das Nikotin. Der<br />

regelmäßige Raucher ist damit den Nikotineffekten 24 Std. pro<br />

Tag ausgesetzt.<br />

Wie wirkt Nikotin? Nikotin wirkt via spezifische Rezeptoren im ZNS (Kortex und<br />

tiefere Hirnregionen), in den autonomen Ganglien und in den<br />

Nebennieren (Mark und Rinde). Beeinflusst werden<br />

insbesondere:<br />

### endokrine und neuroendokrine Systeme:<br />

Katecholamine, Dopamin, Serotonin, Vasopressin, ACTH<br />

und STH<br />

### Herz und Kreislauf: Anstieg <strong>von</strong> Herzfrequenz und<br />

Blutdruck mit dadurch erhöhtem myokardialem<br />

Sauerstoffbedarf, erhöhte Gerinnungsneigung<br />

### Stoffwechsel: <strong>Frei</strong>setzung freier Fettsäuren, erniedrigte<br />

HDL- und erhöhte VLDL-Lipoproteine, vermehrt atherogenes<br />

Lipidprofil. 6 Steigerung der Thermogenese,<br />

Appetithemmung. 1,2<br />

### Psyche: Anxiolyse, Leistungsstimulation,<br />

Stimmungsbeeinflussung und Appetithemmung /<br />

Behandlung der<br />

Nikotinabhängigkeit<br />

Literatur<br />

1. US Surgeon General 1988<br />

2. Benowitz 1988<br />

3. US Surgeon General 1987<br />

4. Fagerström 1978<br />

5. Hunt 1971<br />

6. Pomerleau 1988<br />

7. Schwartz 1987<br />

Gewichtskontrolle.<br />

Hohe Rückfallneigung und Entzugssymptome erfordern<br />

verhaltensgerichtete Beratung, allein oder mit zusätzlicher<br />

pharmakologischer Unterstützung<br />

(v. a. Nikotinsubstitution), wobei<br />

Mehrkomponenteninterventionen erfolgreicher sind (z. B.<br />

Selbstbelohnung, Gruppenunterstützung). Nikotinsubstitution<br />

erleichtert die Entzugsphase und kann auch den Langzeiterfolg<br />

positiv beeinflussen. Langzeitaufhörraten bei<br />

Intensivprogrammen um<br />

40 %, in der Arztpraxis bis 27 %. 1,7

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