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INTERVIEW<br />

22<br />

Pfarrer im Interview<br />

Wir stellten folgende Fragen: 1.Wie gestalten Sie Ihre Fastenzeit? Worauf verzichten Sie?<br />

2.Welche Bedeutung hat das Fasten für den modernen Menschen? 3.Welche Tipps für eine<br />

gelungene Gestaltung der Zeit bis Ostern haben Sie für Familien mit Kindern usw.?<br />

„Die Fastenzeit durch bewusstes<br />

Leben und Konsumieren<br />

kann unseren Blick auf das<br />

Wesentliche lenken.“<br />

Mag. Klaus Doppler,<br />

Gallneukirchen<br />

1.<br />

Ich habe mir zunächst für heuer vorgenommen<br />

auf Alkohol und Süßigkeiten<br />

zu verzichten. Auf dem Hintergrund<br />

des massiven Energieverbrauchs in unserer<br />

westlichen Gesellschaft und der Katastrophe<br />

in Japan möchte ich aber auch noch<br />

mehr auf umweltbewusstes und nachhaltiges<br />

Handeln achten – von der Nutzung<br />

des Autos über Nichtannahme unnötiger<br />

Plastiksackerl beim Einkauf bis hin zum<br />

Stromverbrauch im Haushalt.<br />

2.<br />

Wir sind heute darauf aus, alles zu jeder<br />

Zeit in bester Qualität ganz selbstverständlich<br />

zu haben bzw. zu fordern.<br />

Woher die Güter kommen, unter welchen<br />

Bedingungen sie produziert werden und<br />

wem wir alles verdanken, spielt dabei oft<br />

keine Rolle. Die Fastenzeit durch bewusstes<br />

Leben und Konsumieren kann unseren<br />

Blick auf das Wesentliche lenken, worauf<br />

es ankommt, damit alle Menschen gut<br />

leben können. Schon im Alten Testament<br />

werden die Israeliten gewarnt, nicht überheblich<br />

zu werden und nicht zu meinen, sie<br />

könnten alle Sicherheit und allen Reichtum<br />

sich selbst zuschreiben. Abspecken also<br />

nicht nur im Blick auf die Waage, sondern<br />

überall dort, wo wir maßlos leben – das ist<br />

für mich ein Gebot der Stunde.<br />

3.<br />

Auch mit Kindern liegt für mich der<br />

Schwerpunkt darauf, bewusst zu leben<br />

– also zu wissen, was ich kaufe, esse,<br />

im Fernsehen anschaue, auf dem Computer<br />

spiele,…<br />

Die Fastenzeit mit Karwoche und Ostern<br />

erinnert uns Christen aber auch an unser<br />

großes Vorbild: Jesus ist den Weg der<br />

Liebe bis zur äußersten Konsequenz gegangen<br />

und Gott zeigt gerade in Jesus,<br />

dass er auch den leidenden Menschen<br />

nicht fallen lässt – auch wenn er nicht<br />

vor Dunkel, Leid und Tod bewahrt. Dem<br />

Kreuz als Zeichen des Auferstandenen<br />

könnte in dieser Zeit besonderes Augenmerk<br />

geschenkt werden.<br />

GUSENBLICK<br />

‚„Für Familien bedeutet<br />

das vor allem, sich für<br />

einander Zeit zu nehmen<br />

und einander Zeit zu geben.“<br />

Hubert Puchberger,<br />

Altenberg<br />

1.<br />

Ich beantworte diese Frage mit Gedanken<br />

meiner Predigt zum<br />

Aschermittwoch:<br />

Die Fastenzeit ist wie jede dieser Vorbereitungszeiten<br />

eine Zeit der Vorbereitung auf<br />

ein kirchliches Fest. In diesem Fall handelt<br />

es sich um das größte Fest der Kirche,<br />

nämlich Ostern. Ostern ist das Fest der Auferstehung<br />

Jesu, also ein Fest des Lebens.<br />

In der Vorbereitungszeit steht daher die<br />

Frage im Vordergrund: Was bedeutet für<br />

mich Leben? Lebe ich mein Leben, oder<br />

lebe ich das, was mir Werbung und verschiedene<br />

Zweige der Wirtschaft als Leben<br />

einreden? In der Fastenzeit ist in den liturgischen<br />

Texten öfter von Sünde die Rede,<br />

darunter sind nicht irgendwelche lächerlichen<br />

Kleinigkeiten zu verstehen, sondern<br />

alles, was das Leben mindert.<br />

Es geht also in dieser Vorbereitung nicht in<br />

erster Linie um den Verzicht, sondern das<br />

Bemühen, dem Leben zu dienen. Der Ver-<br />

In der Fastenzeit möchte ich mich bemühen,<br />

Zeiten der Stille und der Besinnung zu halten<br />

und dabei die Schriftlesungen der einzelnen<br />

Tage zu bedenken. Verzichten möchte ich<br />

soweit als möglich auf Alkohol, auch Wasser<br />

schmeckt gut.<br />

Durch das Fasten kann und soll sich der<br />

Mensch einüben in das Loslassen. Wir leben<br />

ja im Überfl uss. Das bewusste Verzichten<br />

zicht ist nur dann sinnvoll, wenn er sich auf<br />

etwas bezieht, was dem Leben abträglich<br />

ist und daher vermieden werden soll.<br />

c. Ich bin berufsbedingt viel zum Sitzen<br />

genötigt, daher ist mein Vorsatz, möglichst<br />

viel Bewegung zu machen, weil ich dadurch<br />

meiner physischen und psychischen<br />

Gesundheit diene.<br />

Damit beantworte ich auch Ihre zweite<br />

Frage: Welche Bedeutung hat das Fasten<br />

für den modernen Menschen?<br />

Fasten hat etwas mit Konsumieren zu tun,<br />

vielleicht kann sich unsere moderne Gesellschaft<br />

wieder mehr darauf besinnen,<br />

Lebenswerte zu entdecken und auch als<br />

Gesellschaft zu leben, z.B. von der quantitativen<br />

Leistung zur Lebensqualität durch<br />

kreative Tätigkeit, durch Gemeinschaft und<br />

auch durch Auseinandersetzung mit religiösen<br />

Fragen zu fi nden.<br />

Für Familien bedeutet das vor allem,<br />

sich füreinander Zeit zu nehmen und<br />

einander Zeit zu geben. Wenn möglich, gemeinsame<br />

Ausfl üge zu unternehmen, miteinander<br />

zu spielen, miteinander zu essen<br />

und einander zuzuhören.<br />

Ich habe so gut als möglich auf Ihre Fragen<br />

geantwortet. Wenn notwendig, stehe ich<br />

gerne für weitere Fragen zur Verfügung.<br />

„Durch das Fasten kann<br />

und soll sich der Mensch<br />

einüben in das Loslas-<br />

sen“<br />

Josef Etzlsdorfer,<br />

Katsdorf<br />

kann uns helfen, das Notwendige besser zu sehen. Wir können dabei die Erfahrung<br />

machen, dass weniger tatsächlich oft mehr ist. Beim Fasten erfüllen wir die Aufforderung<br />

des Barockdichters Angelus Silesius: „Mensch werde wesentlich !“ Das Fasten hat auch<br />

eine soziale Seite, wir verzichten, um mit anderen zu teilen. „Teilen macht stark“, wird uns<br />

am Familienfasttag gesagt.<br />

In meiner Kindheit haben wir in der Fastenzeit in der Familie täglich den Rosenkranz<br />

gebetet. Das geht heute nicht mehr. Die Familien könnten in der Fastenzeit ähnlich wie im<br />

Advent einmal wöchentlich eine Feier halten, gemeinsam beten und singen und sich so<br />

zum Wochenende auf den Sonntag einstimmen. - In der Fastenzeit könnte man mit den<br />

Kindern regelmäßig in der Kinderbibel lesen und über die einzelnen Erzählungen reden. -<br />

Man könnte mit Kindern einmal die Kreuzwegbilder in der Kirche genauer anschauen und<br />

über den Leidensweg Jesu sprechen. - In den Kartagen gibt es vielfach eigene Feiern, zu<br />

denen die Kinder eingeladen sind.<br />

2.<br />

3.

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