Warum nicht ein Geschenk aus dem TJV-Shop? - Tiroler ...
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Geheimnisvolle Zeit von Johann Nussbaumer<br />
Spät im Dezember ist es geworden<br />
und das Jagdjahr neigt sich <strong>dem</strong> Ende<br />
zu. Weihnachten steht vor der Tür<br />
und rührt auch - und gerade - den Jäger<br />
an. Eigentlich ist die Winterzeit<br />
hauptsächlich Hegezeit. Aber auch<br />
Zeit, das Jahr zu überdenken und Pläne<br />
für das neue Jahr zu schmieden.<br />
Dies geschieht am besten auf <strong>ein</strong>er<br />
<strong>ein</strong>samen Jagdhütte.<br />
Bleigrau und schwer liegt düsteres<br />
Schneegewölk über <strong>dem</strong> Land, als ich<br />
zur Hütte aufsteige. Lautlos taumeln<br />
welche, weiße Flocken zur Erde und<br />
dämpfen den Tritt der groben Schuhe.<br />
Anstrengend ist der Weg, doch<br />
mit <strong>ein</strong>em Mal liegt die Hütte vor<br />
mir, hin<strong>ein</strong>geduckt in den dunklen<br />
Bergwald.<br />
Eine schmale Spur, wie aufgereihte<br />
Perlen, führt unweit von der Hütte in<br />
das Unterholz. Hier war der Fuchs<br />
unterwegs. Hinter <strong>dem</strong> Gebüsch sind<br />
<strong>ein</strong>ige Flocken Hasenwolle zu finden<br />
und etwas Schweiß. Ja, Neuschnee<br />
und Altschnee zeigen <strong>dem</strong> Jäger vielerlei<br />
an Fährten, Spuren und Geläu-<br />
fen. Aber sie verraten ihm auch, wo<br />
sich das Gesetz der Natur vollzogen<br />
hat . . .<br />
Das Hüttendach ächzt unter der<br />
drückenden Schneelast, doch beruhigend<br />
präsentiert sich, im Bewußts<strong>ein</strong><br />
s<strong>ein</strong>er schützenden Bedeutung, das<br />
Hirschgeweih am Giebel, von alters<br />
her schon dazu verwendet, den Menschen<br />
vor Unheil zu schützen, aber<br />
auch, um als Opfer- oder Weihegeschenk<br />
der Jagdgottheit zu dienen.<br />
Der Hirsch war aber auch Unterweltstier.<br />
In der bretonischen Dichtung<br />
liest man von <strong>ein</strong>em Helden, der auf<br />
der Jagd von <strong>ein</strong>em Hirsch ins Feenreich<br />
gelockt wird, wo er der Feen<br />
Liebe genießt. Der Hirsch kann aber<br />
auch in den tiefen Wald, in den Abgrund<br />
zur Waldfrau, zur weißen<br />
Jungfrau, zu den Riesen, zu den Hexen,<br />
ins Zauberland und zum Totenreich<br />
und Totenheer führen. Dies<br />
weist ihn als Führer in die Unterwelt<br />
<strong>aus</strong>. Dem Tode Verfallene reiten auf<br />
Hirschen, ebenso wie dämonische<br />
Wesen, etwa der Wilde Jäger.<br />
Nicht mehr allzu weit ist die Zeit der<br />
zwölf Rauhnächte, die zwischen<br />
Weihnachten und Heiligendreikönig<br />
liegen. Auch diese geheimnisvolle<br />
Zeit ist <strong>dem</strong> Jäger <strong>ein</strong> Symbol. Geht<br />
doch in diesen Tagen die Wilde Jagd<br />
um, die der Jäger wohl kennt, weil sie<br />
ihn vielleicht schon selbst versuchen<br />
oder verleiten wollte. Geister ersch<strong>ein</strong>en<br />
und wollen gebannt werden<br />
durch Licht, Feuer, Lärm oder Kreuzzeichen.<br />
Im Glauben unserer Vorfahren waren<br />
die Rauhnächte vom Treiben der Dämonen<br />
belebt. Sie blieben bis in die<br />
Gegenwart her<strong>ein</strong> voll mythischer<br />
und mystischer Ahnungen, wie dies<br />
viele noch heute lebendige Volksbräuche<br />
beweisen. So sollen etwa die<br />
H<strong>aus</strong>frauen in der Zeit der Rauhnächte<br />
im Freien k<strong>ein</strong>e Wäsche aufhängen,<br />
da sie sonst die Hunde des<br />
„Wilden Jägers“ zerreißen.<br />
Ansch<strong>ein</strong>end verlangt der Aberglaube<br />
auch <strong>ein</strong>e ungewöhnliche Bestrafung<br />
des knechtisch der Jagdleidenschaft<br />
verfallenen Jägers. Die Legende be-<br />
Fotos: WM Josef Lengauer<br />
24 JAGD IN TIROL ➜ 12/2004