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„Sie ahmten das verbotene Spiel der Studenten nach…“

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Träume, Tränen und Triumphe – 100 Jahre Jahn-Fußball<br />

Forum Verlag Dr. Wolfgang Otto; Regensburg, 2007<br />

Chaos-Zeiten in <strong>der</strong> Zweiten Bundesliga Süd<br />

Nicht nur auf dem Platz macht <strong>der</strong> Jahn keine gute Figur<br />

Wolfgang Otto<br />

Der fünfte Rang 1970/71 war <strong>das</strong> letzte große Ausrufezeichen,<br />

<strong>das</strong> <strong>der</strong><br />

SSV Jahn in <strong>der</strong> Regionalliga setzte. In den noch folgenden Jahren und auch<br />

später in den beiden Zweitliga-<strong>Spiel</strong>zeiten saß dagegen<br />

stets <strong>das</strong><br />

Abstiegsgespenst mehr o<strong>der</strong> weniger drückend im Nacken.<br />

Schon 1971/72<br />

schien sich <strong>der</strong> Jahn-Fußball wie<strong>der</strong> ins Amateurlager verabschieden<br />

zu<br />

müssen. Dies war so vor <strong>der</strong> Saison nicht abzusehen: zwar musste auf<br />

namhafte Neuzugänge diesmal aufgrund <strong>der</strong> bereits<br />

bestehenden<br />

wirtschaftlichen Problematik verzichtet werden, doch hatte<br />

vom Stamm<br />

<strong>der</strong> guten Vorsaison nur Freddy Mattes (Darmstadt) den Verein verlassen.<br />

Dennoch ging die Saison denkbar unglücklich los: noch<br />

kurz vor dem<br />

Auftaktspiel gegen die damalige Regionalliga-Spitzenmannschaft<br />

Freiburger<br />

FC bestreikte die Mannschaft wegen stocken<strong>der</strong> Prämienverhandlungen<br />

<strong>das</strong> Training. Nach dem 0:3 wurden – ähnlich wie im Jahr zuvor – mit<br />

Gerd Faltermeier und Peter Stokowy erneut zwei<br />

Leistungsträger<br />

aufgrund „vereinsschädigenden Verhaltens“ vorübergehend<br />

suspendiert.<br />

Doch im Gegensatz zu ´70/71 war dies nicht <strong>der</strong> Auftakt für eine<br />

harmonisch und erfolgreich verlaufende Saison: nach zehn <strong>Spiel</strong>tagen<br />

standen gerade einmal fünf Pluspunkte auf <strong>der</strong> Habenseite und am Ende<br />

<strong>der</strong> Vorrunde war <strong>der</strong> SSV Jahn Schlusslicht. Kein Wun<strong>der</strong>, <strong>das</strong>s Kritik<br />

gegen Vorstand und Trainer laut wurde. Während sich Heinz Elzner, <strong>der</strong><br />

Erfolgscoach des Vorjahres, zwei Tage vor Heiligabend 1971 tatsächlich<br />

verabschieden musste, blieb Georg Schwarz im Amt. Dies war keinesfalls<br />

selbstverständlich, denn immerhin hatte <strong>der</strong> Jahn-Präsident eine<br />

Bombendrohung ins Haus bekommen. Doch Schwarz ließ sich davon nicht<br />

verrückt machen und bewies mit <strong>der</strong> Verpflichtung<br />

des Krisen erprobten<br />

Georg Wurzer ein glückliches Händchen.<br />

Unter dem 64jährigen Übungsleiter, <strong>der</strong> zuletzt die Stuttgarter Kickers<br />

betreut hatte, startete die Jahn-Elf eine grandiose Aufholjagd mit nur einer<br />

Nie<strong>der</strong>lage aus 13 <strong>Spiel</strong>en! Kaum im vermeintlich sicheren Mittelfeld<br />

angelangt, stellte sich jedoch wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> alte Schlendrian ein: nur drei<br />

Punkte aus den letzten fünf Saisonspielen – darunter <strong>das</strong> bittere 2:8 im<br />

Donau-Derby beim ESV Ingolstadt – hätten am Ende Rang 16 und damit<br />

den Abstieg bedeutet. Jetzt drückten alle Regensburger den Offenbacher<br />

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Kickers die Daumen, <strong>der</strong>en Bundesliga-Rückkehr am Ende auch den<br />

„Rothosen“ ein Happyend ermöglichte.<br />

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Doch davor hatten sechs lange Wochen Ungewissheit gelegen, die<br />

zahlreiche Stammspieler zur Umorientierung nutzten. Beson<strong>der</strong>s schwer<br />

wog <strong>der</strong> Weggang des einstigen Amateurnationalspielers Gerd<br />

Faltermeier, <strong>der</strong> nach vielen Jahren vorbildlicher Vereinstreue trotz guter<br />

Angebote die letzte Chance zum Wechsel nutzte und fortan beim KSC<br />

aktiv war. Aber auch Georg Braun (Karriereende), Horst<br />

Eberl (ATSV<br />

Kelheim), Torhüter Toni Gigl (Fürstenfeldbruck) und Reinhold<br />

Effhauser<br />

(FC Bayreuth) suchten neue Herausfor<strong>der</strong>ungen. Dagegen<br />

blieb <strong>der</strong><br />

Bundesliga erfahrene Mittelfeldmotor Alfred Kohlhäufl auch in <strong>der</strong><br />

<strong>Spiel</strong>zeit 1972/73 bei den Rot-Weißen, die ganz auf die Motivationskünste<br />

Gerhard Happs vertrauten. Für die Verpflichtung etablierter Neuzugänge<br />

fehlten dem erst 34jährigen Trainer, vom Patenverein SpVgg Weiden an<br />

die Donau gekommen, Zeit und Geld. Nur Willi Drozdek verfügte über<br />

Profi-Erfahrung, <strong>der</strong> Ka<strong>der</strong> wurde mit <strong>Spiel</strong>ern aus dem eigenen<br />

Nachwuchs, <strong>der</strong> Region sowie ausgewählten Talenten <strong>der</strong> 1. Amateurliga<br />

aufgefüllt. Diese Auswahl – vor <strong>der</strong> Saison in <strong>der</strong> Expertenmeinung ganz<br />

unten angesiedelt – legte einen bravourösen Saisonstart hin. Dabei gab es<br />

bis weit in den September hinein eigentlich nur „Auswärtsspiele“, da <strong>das</strong><br />

Jahnstadion nicht zuletzt durch <strong>das</strong> lobenswerte Engagement <strong>der</strong> Jahn-<br />

Verantwortlichen als <strong>Spiel</strong>ort des Olympischen Fußballturniers 1972<br />

fungierte und die ersten Regionalliga-Heimspiele in Maxhütte-Haidhof<br />

ausgetragen wurden. 6000 Zuschauer fanden ihren Weg<br />

am 29. Juli<br />

dorthin, um den überraschenden 2:0-Erfolg über den späteren Meister<br />

Darmstadt 98 zu bestaunen. Und auch die folgenden vier <strong>Spiel</strong>e blieb man<br />

ungeschlagen, erst <strong>das</strong> Gastspiel in Karlsruhe am 23. September brachte<br />

die erste Nie<strong>der</strong>lage und mit 19:15 Punkten nach <strong>der</strong> Vorrunde durften<br />

alle Beteiligten über die Maßen zufrieden sein.<br />

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Zwar schnitt die Jahn-Elf in <strong>der</strong> Rückrunde aufgrund einiger<br />

Langzeitverletzungen etwas schlechter ab, <strong>der</strong> Klassenerhalt geriet<br />

überraschend jedoch niemals in Gefahr. Der erfahrene Regionalliga-<br />

Trainer Bernd Oles und eine Reihe gestandener Profis wie Hans-Günter<br />

von de Fenn (Freiburg), Wolfgang Ling (Uerdingen) o<strong>der</strong> Torhüter Ahmet<br />

Medanhodzic (Zagreb) sollten in <strong>der</strong> Saison 1973/74 für die Zweitliga-<br />

Qualifikation <strong>der</strong> Rot-Weißen sorgen. Eigentlich hatte es <strong>der</strong> SSV ja schon<br />

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geschafft – durch ein ausgeklügeltes Punktesystem wurden die<br />

Platzierungen <strong>der</strong> letzten fünf <strong>Spiel</strong>zeiten für die Qualifikation zum<br />

zweigleisigen Unterhaus berücksichtigt und <strong>der</strong> Jahn lag dabei gut im<br />

Rennen – eigentlich… Denn klar war, <strong>das</strong>s die gesammelten Punkte nur<br />

dann zählten, wenn 1973/74 <strong>der</strong> sportliche Klassenerhalt erreicht würde.<br />

Daran zweifelte vor Beginn <strong>der</strong> letzten Quali-Saison in Regensburg freilich<br />

niemand, erst recht nicht nach einer formidablen Vorbereitungsphase, in<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> SSV Jahn nicht weniger als 99 Treffer erzielt hatte. Mit dem Anpfiff<br />

des ersten Punktspiels schienen die Jahn-<strong>Spiel</strong>er jedoch <strong>das</strong> Fußballspielen<br />

verlernt zu haben: vier Nie<strong>der</strong>lagen in Folge gegen 1860 (0:4), Stuttgart<br />

(0:1), Heilbronn (0:1) und Hof (0:3) sorgten für einen wahren Horrorstart.<br />

Erst im zehnten Anlauf gelang am 7. Oktober 1973 beim 3:2 gegen<br />

Waldhof Mannheim <strong>der</strong> erste Saisonsieg – einer von gerade<br />

einmal vier in<br />

34 Regionalliga-Partien. Auch <strong>der</strong> Trainerwechsel nach dem 12. <strong>Spiel</strong>tag,<br />

Alfred „Aki“ Schmidt löste Bernd Oles ab, brachte keine<br />

entscheidende<br />

Wende, <strong>der</strong> letzte Platz war fest in Regensburger Händen.<br />

Das Schicksal,<br />

trotz ausreichend gesammelter Qualifikationspunkte nicht in <strong>der</strong><br />

Premierensaison <strong>der</strong> Zweiten Bundesliga dabei sein zu können, teilte man<br />

übrigens mit den beiden Mitabsteigern Hessen Kassel und Freiburger FC,<br />

die 1974/75 ebenfalls einen sportlichen Neuanfang im Amateurlager<br />

starten mussten.<br />

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Dass dieser Neuanfang bei den Rot-Weißen im sofortigen Wie<strong>der</strong>aufstieg<br />

enden würde, war vor <strong>der</strong> Bayernliga-<strong>Spiel</strong>zeit ´74/75 keinesfalls<br />

absehbar.<br />

Denn „Aki“ Schmidt, <strong>der</strong> dem Jahn trotz des Abstiegs die<br />

Treue gehalten<br />

hatte, musste nahezu eine komplett neue Jahn-Elf formieren.<br />

Nach Alfred<br />

Kohlhäufl, <strong>der</strong> sich bereits im Verlauf <strong>der</strong> letzten Regionalliga-Saison<br />

dem<br />

TSV 1860 München angeschlossen hatte und dort ebenso<br />

Publikumsliebling wurde, verlor <strong>der</strong> SSV unter an<strong>der</strong>em von de Fenn (1.FC<br />

Nürnberg), Li ng (1860), Klein (Hof)<br />

sowie Torjäger Franz Fuchsgruber,<br />

<strong>der</strong> als <strong>Spiel</strong>ertrainer beim ESV 1927 Regensburg anheuerte. Namhaftester<br />

Neuzugang war dagegen Ex-Torhüter Gyula Toth, <strong>der</strong> vom neuen „alten“<br />

Abteilungsleiter Sepp Forster eigentlich fürs Management geholt worden<br />

war. Doch zur Überraschung aller stand Jahns ehemaliger Profi-Keeper<br />

und Schlagersänger („Ich bin die Feuerwehr…“) am ersten <strong>Spiel</strong>tag gegen<br />

den ASV Herzogenaurach zwischen den Pfosten. Nicht nur gegen den<br />

Vorjahresmeister konnte gewonnen werden, son<strong>der</strong>n auch die meisten<br />

an<strong>der</strong>en Gegner, allen voran <strong>der</strong> schärfste Konkurrent um den Aufstieg,<br />

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<strong>der</strong> Würzburger FV, mussten die Überlegenheit<br />

<strong>der</strong> Rot-Weißen<br />

anerkennen. Das 1:0 im Spitzenspiel am 16. Februar 1975 verfolgten<br />

15000 Zuschauer. Zu diesem Zeitpunkt war <strong>das</strong> Jahnstadion<br />

seit wenigen<br />

Monaten schon nicht mehr im Besitz des SSV Jahn. Die Stadt<br />

Regensburg<br />

hatte den Verein durch die Ablösung des Stadions für zwei<br />

Millionen DM<br />

vor dem drohenden Konkurs bewahrt. Freilich, sorgenfrei<br />

war <strong>der</strong> SSV<br />

Jahn finanziell trotz eines inzwischen gegründeten För<strong>der</strong>vereins <strong>der</strong><br />

Fußballabteilung auch in den folgenden Jahren (und Jahrzehnten)<br />

lei<strong>der</strong><br />

nicht. Doch <strong>der</strong> sportliche Erfolg durch <strong>das</strong> Jahn-Team<br />

mit Michael<br />

Hümmer, Robert Maier (Tor), Wolfgang Eckert, Gröbel, Hans Meichel,<br />

Werner Michalka, Konrad Stadlbauer, Peter Stokowy,<br />

Tino Valent<br />

(Abwehr), Erich Karl, Max Müller, Willi Schuster, Karl Seitz<br />

(Mittelfeld),<br />

Josef Brunner, Willi Drozdek, Werner Halbritter, Herfried<br />

Ruhs, Gert<br />

Schaluschke, Willi Schmidbauer, Walter Seitz und Stangl<br />

(Sturm) rückte<br />

die wirtschaftlichen Schwierigkeiten – nicht zum letzten Mal in <strong>der</strong><br />

Geschichte des Jahn-Fußballs – in den Hintergrund: am 11. Mai 1975<br />

feierte man durch ein 1:0 in Fürstenfeldbruck die Bayernliga-Meisterschaft!<br />

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Mit kleinem Etat, aber großer Aufbruchstimmung startete man im August<br />

1975 erstmals in <strong>der</strong> Jahn-Geschichte in eine <strong>Spiel</strong>klasse, die Vereine über<br />

die Grenzen des Süddeutschen Fußballverbandes hinaus zusammenführte.<br />

War <strong>der</strong> Start mit 2:2 in Bad Kreuznach noch recht ordentlich gewesen,<br />

so stellte sich bald Ernüchterung ein: fünf Nie<strong>der</strong>lagen am Stück gegen<br />

Nürnberg (0:3), den VfB Stuttgart (0:3), Saarbrücken (0:1), Pirmasens (1:2)<br />

und Hof (0:3) ließen die Jahn-Elf auf den 19. Platz rutschen. Dann begann<br />

sich die Mannschaft jedoch zu stabilisieren und kämpfte sich durch <strong>das</strong> 2:1<br />

gegen Eintracht Bad Kreuznach zum Rückrundenauftakt am 17. Januar<br />

1976 erstmals aus <strong>der</strong> Abstiegszone. Zweifacher Torschütze war<br />

seinerzeit Bernd Laube, Neuzugang aus Heilbronn, <strong>der</strong> den Jahn bereits<br />

zuvor auf an<strong>der</strong>e Weise bundesweit<br />

in die Schlagzeilen gebracht hatte.<br />

Diese zeugten nicht von Toren, son<strong>der</strong>n gaben Einblicke in seinerzeit noch<br />

nicht alltägliche Gegebenheiten des Profi-Fußballs. Rudolf Faßnacht, <strong>der</strong><br />

Laube zuvor zum VfR geholt hatte, for<strong>der</strong>te die Rot-Weißen auf, endlich<br />

die fällige Ablöse von 30000 DM zu zahlen – wohl gemerkt nicht an den<br />

Verein aus Württemberg, son<strong>der</strong>n an den Bru<strong>der</strong> des Trainers. Der hatte<br />

damals nämlich die fällige Ablösesumme an Wormatia Worms für den VfR<br />

Heilbronn „ausgelegt“. Doch <strong>der</strong> SSV konnte we<strong>der</strong> an Herrn Faßnacht<br />

noch an den VfR Heilbronn zahlen: <strong>der</strong> wenige Tage vor Auftauchen <strong>der</strong><br />

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ungewöhnlichen Geldfor<strong>der</strong>ung neu ins Amt des Jahn-Präsidenten<br />

gewählte Manfred Wagner musste seine Mitglie<strong>der</strong> im November<br />

1975<br />

stattdessen auf ein Saisondefizit von einer Million DM einstellen. Nicht nur<br />

die <strong>Spiel</strong>erablösen in Höhe von etwa 240000 DM waren über den<br />

Verhältnissen des Vereins gewesen, son<strong>der</strong>n auch die monatlich 82000<br />

DM Personalkosten – mit heutigen Zweitliga-Etats freilich nicht zu<br />

vergleichen. Zusammen mit seinen Stellvertretern Dieter Imlohn und<br />

Johann Eichinger gelang es Wagner trotz <strong>der</strong> prekären Situation den<br />

Konkurs abzuwenden. Freilich geben die Mittel und die Reaktion darauf<br />

aus heutiger Sicht manchmal Anlass zum Schmunzeln: so bot <strong>der</strong> Präsident<br />

unter dem Titel „Son<strong>der</strong>angebot“ in <strong>der</strong> „Bild“ Mittelfeldspieler und<br />

Stürmer „weit unter Preis“ zum Kauf an. Für richtig Ärger sorgte aber<br />

Trainer „Aki“ Schmidt, <strong>der</strong> zur Rettung des Vereins auf die Hälfte seines<br />

Gehalts verzichtet hatte und dafür von <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

süddeutscher Trainer heftig gerügt wurde. „Die Vereine kennen uns<br />

gegenüber keine Rücksicht, weshalb sollen wir von Idealen sprechen,“<br />

wurde Schmidts Erklärung, etwas zur Gesundung des SSV Jahn beitragen<br />

zu wollen, damals gekontert. Das bittere daran: Trainerkollege Hoffmann<br />

vom SSV Reutlingen schien recht zu behalten, wenige Wochen<br />

nach dem<br />

Treuebeweis Schmidts wurde dem Trainer – trotz merklichen sportlichen<br />

Aufwärtstrends – <strong>der</strong> Stuhl vor die Tür gestellt.<br />

Auch unter Nachfolger Helmut Richert gelang in <strong>der</strong> Endabrechnung<br />

1975/76 nicht mehr als Rang 17. Der mit 1 9 eingesetzten <strong>Spiel</strong>ern kleinste<br />

Zweitliga-Ka<strong>der</strong> – Reinhold Mathes, Hans Meichel und Michael Hümmer,<br />

<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Vorrunde in <strong>der</strong> Bestenelf de s „Sport-Kurier“ zu finden war,<br />

fungierten dabei als „Dauerbrenner“ – hätte sich also gleich wie<strong>der</strong><br />

Richtung Bayernliga orientieren müssen. Kein Wun<strong>der</strong>,<br />

<strong>das</strong>s es im<br />

seinerzeit diskussionsfreudigen Jahn-Umf eld schon bald rumorte. Eine<br />

Oppositionsgruppe um den Regensburg er Gastronom Aldo Cordova<br />

for<strong>der</strong>te ganz offen den Rücktritt <strong>der</strong> Vorstandschaft und die<br />

Wie<strong>der</strong>einstellung „Aki“ Schmidts als Technischen Leiter. Nur<br />

vorübergehend glättete <strong>der</strong> verspätete Klassenerhalt durch den<br />

freiwilligen Rückzug von Mainz 05 aus dem Profi-Fußball und den lange<br />

zweifelhaften Erhalt <strong>der</strong> Zweitliga-Lizenz ein wenig die Wogen…<br />

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Der SSV Jahn, in <strong>der</strong> vorausgegangenen <strong>Spiel</strong>zeit noch am Aufstiegskampf beteiligt, konnte 1971/72<br />

nicht an die Leistungen <strong>der</strong> Vorjahre anknüpfen und nur durch den Bundesliga-Aufstieg <strong>der</strong><br />

Offenbacher Kickers in <strong>der</strong> Regionalliga verbleiben.<br />

Bei <strong>der</strong> Erinnerung an die Regionalliga- und Zweitliga-Jahre des SSV Jahn darf <strong>der</strong> Name Michael<br />

Hümmer nicht unerwähnt bleiben. Der ehemalige Hofer Keeper stand – wenn auch nicht immer als<br />

Nummer 1 – von 1967 bis 1977 im Jahn-Ka<strong>der</strong>.<br />

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Im Sommer 1972 gab es wie<strong>der</strong> einmal finanzielle Engpässe beim SSV Jahn: hier freuen sich<br />

Präsident Georg Schwarz (links) und sein Stellvertreter Siegfried Zorzi (rechts) über 150000 DM, die<br />

von 15 Oberpfälzer Geschäftsleuten, angeführt von Horst Bergschnei<strong>der</strong> (Mitte) kurzfristig eingebracht<br />

worden waren. Vom drohenden Stadionverkauf konnte so noch einmal Abstand genommen werden.<br />

Diese beiden Mannschaften – hier ein Ausschnitt <strong>der</strong> Aufstellungen vom Aufeinan<strong>der</strong>treffen SSV Jahn -<br />

Kickers Offenbach aus <strong>der</strong> Jahn-Stadionzeitung vom 7. Mai 1972 – hatten entscheidenden Einfluss<br />

auf <strong>das</strong> Abschneiden des SSV Jahn in <strong>der</strong> Regionalliga-Saison 1971/72. Am 14. Mai war die Saison<br />

beendet, erst <strong>der</strong> Bundesliga-Aufstieg des OFC am 25. Juni sicherte endgültig Jahns Klassenerhalt.<br />

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Der SSV Jahn überraschte am 5. August 1972 mit einem 2:2 beim TSV 1860 München. Hier schießt<br />

Neuzugang Hubert Genz aufs Löwen-Tor, Helmschroth kann jedoch abwehren.<br />

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Bernd Trautmann<br />

(links, mit Myo-Win-<br />

Nyut) war als<br />

Nationaltrainer Burmas<br />

im August 1972<br />

zu Gast im Jahnstadion.<br />

Neben den<br />

Burmesen spielten<br />

auch die Auswahlen<br />

<strong>der</strong> UdSSR, Polens,<br />

Ghanas, Irans, Brasiliens<br />

und Mexikos in<br />

<strong>der</strong> Vorrunde des<br />

Olympischen Fußballturniers<br />

in Regensburg.


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Gute Stimmung herrschte in <strong>der</strong> Saison 1972/73 zumeist bei den Rot-Weißen:<br />

hier jubeln Trainer<br />

Gerhard Happ und Jimmy Schmitt.<br />

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„Der Zuschauerfänger<br />

von Regensburg“<br />

überschrieb „Die Woche“<br />

diese Karikatur<br />

im März 1974. Der<br />

SSV Jahn mit Präsident<br />

Horst Bergschnei<strong>der</strong><br />

hatte nicht<br />

nur mit dem letzten<br />

Tabellenplatz in <strong>der</strong><br />

Regionalliga, son<strong>der</strong>n<br />

auch stark zurückgehendenZuschauerzahlen<br />

zu kämpfen…


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…und den Zuschauern, die noch ins Jahnstadion kamen, trieb die <strong>Spiel</strong>weise<br />

<strong>der</strong> Jahn-Elf – wie<br />

hier beim 0:4 gegen Darmstadt 98 im Februar 1974 – oft die Zornesröte ins Gesicht.<br />

Herfried Ruhs zwischen zwei Gegenspielern: am 11. Mai 1975 gelang seiner Elf <strong>der</strong> Zweitliga-Aufstieg!<br />

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Abteilungsleiter Sepp Forster, Trainer Alfred Schmidt<br />

und Jahn-Präsident Max Sauerer nach dem<br />

Triumph von Fürstenfeldbruck<br />

im Mai 1975. Neben Freude ist durchaus auch Skepsis in den Blicken<br />

des Triumvirats zu sehen. Bildunterschrift in „Die Woche“: „Werden sie es schaffen, <strong>das</strong><br />

Millionenunternehmen Jahn nicht in die<br />

Krise zu stürzen?“ Alle drei verloren 1975/76 ihre Ämter!<br />

� „Sportkurier“-Rangliste <strong>der</strong> besten Zweitliga-<strong>Spiel</strong>er 1975/76<br />

� Die erste Euphorie nach dem Zweitliga-Aufstieg ließ <strong>das</strong> Jahn-<br />

stadion aus allen Nähten platzen – doch fehlende Erfolgs-<br />

erlebnisse führten bald wie<strong>der</strong> zu sinkenden Zuschauerzahlen.<br />

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Der 1.FC Nürnberg nahm im August 1975 beim 3:0 einmal mehr zwei Punkte aus Regensburg mit.<br />

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Viechtach statt VfB Stuttgart<br />

Auf Zweitliga-Abstieg 1977 folgt sportliche Dürrezeit<br />

Wolfgang Otto<br />

Ende Juli 1976 konnte Präsident Wagner berichten, <strong>das</strong>s sich <strong>der</strong><br />

Schuldenberg des SSV Jahn auf 531000 DM erhöht hatte, die geplanten<br />

Personalkosten konnten um etwa ein Drittel reduziert werden – nicht<br />

zuletzt durch Abgabe zu kostspieliger Akteure und Verpflichtung<br />

regionaler Talente wie Jahns A-Junioren-Torjäger Hans Melzl, Regenstaufs<br />

Michael Richthammer sowie Rudolf Kraus vom damaligen Regensburger<br />

Landesligisten ESV 1927. Schnell war klar, <strong>das</strong>s die zur Verfügung stehende<br />

Mannschaft keine Aussicht auf den Klassenerhalt haben würde –<br />

zumindest nicht sportlich, am grünen Tisch hätte es dagegen fast wie<strong>der</strong><br />

geklappt, doch vom Völklinger Lizenzentzug profitierten diesmal die im<br />

Torverhältnis besseren Pirmasenser.<br />

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Nach Fehlstart (ein Punkt aus sieben <strong>Spiel</strong>en) gelangen bis zum Ende <strong>der</strong><br />

Vorrunde immerhin noch fünf Heimerfolge. Höhepunkt <strong>der</strong> Saison ´76/77<br />

war sicherlich <strong>der</strong> 3:0-Heimsieg gegen den späteren Meister VfB Stuttgart<br />

am 4. Dezember durch Tore von Gert Schaluschke, Ernst Hodel und<br />

Rüdiger Watzl. Zwei Wochen später gab es beim SSV Jahn mal wie<strong>der</strong><br />

einen Vorstandswechsel, nachdem Präsident Manfred Wagner und <strong>der</strong><br />

Wirtschaftsbeirat im Rahmen eines Dauerzwistes im rot-weißen Lager<br />

ihre Ämter zur Verfügung gestellt hatten. Die Jahn-Familie war in<br />

(mindestens) zwei Lager gespalten, wie <strong>das</strong> Ergebnis <strong>der</strong><br />

außerordentlichen Vorstandswahlen im Februar 1977 zeigte: die beiden<br />

Kandidaten Horst Bergschnei<strong>der</strong>, <strong>der</strong> nach einer einjährigen Amtszeit<br />

1973/74 zum zweiten Mal Jahn-Präsident wurde, und Aldo Cordova lagen<br />

nahezu gleich auf.<br />

Die Probleme des SSV Jahn wurden freilich von Woche zu Woche größer<br />

– mit 5800 Zuschauern hatten die Verantwortlichen kalkuliert, in den<br />

letzten Zweitliga-Heimspielen passierten jedoch selten mehr als 1000<br />

Jahn-Fans die Stadiontore. 15 erfolglosen <strong>Spiel</strong>en ließ die Mannschaft, die<br />

seit Januar ´77 kein Geld mehr erhalten hatte, am Ende <strong>der</strong> Saison noch<br />

einmal zwei überraschende Siege gegen Schwenningen (4:1) und Augsburg<br />

(5:1) folgen. Sahen den letzten Zweitliga-Sieg für über 26 Jahre gerade<br />

noch 500 Treue im Jahnstadion, so war die Jahn-Elf eine Woche später<br />

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nicht nur mit 45000 VfB-Fans im Stuttgarter Neckarstadion, son<strong>der</strong>n auch<br />

einem übermächtigen Gegner konfrontiert: mit 8:0 nahmen die Schwaben<br />

für die 0:3-Hinspiel-Nie<strong>der</strong>lage Revanche am Richert-Team, allein Stürmer<br />

Ottmar Hitzfeld gelangen dabei sechs Treffer!<br />

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Noch bevor die <strong>Spiel</strong>zeit 1977/78 mit <strong>der</strong> knappen DFB-Pokal-Nie<strong>der</strong>lage<br />

bei Zweitligist Würzburger FV am 6. August gestartet war, hatte <strong>der</strong> SSV<br />

Jahn wie<strong>der</strong> ein neues Präsidium. Nach dem achten Vorstandswechsel in<br />

zehn Jahren stand Dieter Imlohn den Rot-Weißen vor – entgegen aller<br />

Erwartung leitete <strong>der</strong> Elektromeister fast elf Jahre die Geschicke <strong>der</strong> Rot-<br />

Weißen, länger war zuvor nur Richard Lang (1907-1920) den Jahn-<br />

Fußballern vorgestanden. Im Mittelpunkt stand in den ersten Jahren <strong>der</strong><br />

„Ära“ Imlohn mehr <strong>der</strong> notwendige Versuch wirtschaftlicher<br />

Konsolidierung als Träume von sportlichen Höhenflügen, wenngleich<br />

Trainer Gerhard Happ mit <strong>der</strong> Zielsetzung, „den Jahn dorthin zu bringen,<br />

wo er hingehört“ sicher nicht den Absturz in die Landesliga gemeint hatte.<br />

Aber die Mannschaft, in <strong>der</strong> spätere Leistungsträger wie Armin und Hans<br />

Mayer o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> spätere Trainer Sepp Schu<strong>der</strong>er ihren Einstand im<br />

Jahn-Trikot gaben, war – obwohl noch acht Akteure mit Profi-Erfahrung<br />

mit von <strong>der</strong> Partie – auch nicht Bayernliga tauglich.<br />

Und als es im August 1978 – <strong>der</strong> Jahn war zum zweiten Male in die vierte<br />

Liga abgestürzt – im Landesliga-Auftaktspiel gegen den ASV Burglengenfeld<br />

zu Hause eine bittere 0:3-Klatsche setzte – die erste von unzähligen<br />

Partien Walter Schwabenbauers im rot-weißen Trikot – war <strong>der</strong><br />

Absteiger schon wie<strong>der</strong> auf dem letzten Platz gelandet. Eine weitere<br />

Nie<strong>der</strong>lage beim FC Herzogenaurach, wo seinerzeit <strong>der</strong> junge Lothar<br />

Matthäus die Fäden zog und dem SSV zwei Treffer einschenkte, ließ die<br />

Jahn-Verantwortlichen auf dem Trainermarkt aktiv werden. Jahn-<br />

Eigengewächs Tino Valent wurde vom Regionalliga erfahrenen Ferencz<br />

Bezeredy abgelöst, unter dessen Anleitung sich die Mannschaft zwar<br />

stabilisierte, 1978/79 jedoch noch nicht über Platz fünf in <strong>der</strong><br />

Endabrechnung hinauskam. Gerade bei den Kellerkin<strong>der</strong>n FC Viechtach<br />

(0:0), ASV Cham (0:0) o<strong>der</strong> SC Teublitz (2:2) ließ man wichtige Punkte<br />

liegen.<br />

Ohne Torjäger Hans Melzl, <strong>der</strong> zwischenzeitlich nach Nürnberg<br />

gewechselt war, gingen die Rot-Weißen – mit den Gebrü<strong>der</strong>n Stieglmeier<br />

vom ASV Burglengenfeld als hoffnungsvollsten Neuzugängen – in die<br />

Saison 1979/80. Platz drei war nur auf dem Papier eine Verbesserung im<br />

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Vergleich zum Vorjahr, denn auf Meister 1.FCN Amateure fehlten 20,<br />

gegenüber dem Zweitplatzierten ASV Herzogenaurach immer noch zehn<br />

Punkte! Und auch 1980/81, Hans Schmid an <strong>der</strong> Seitenlinie sollte diesmal<br />

endlich die Bayernliga-Rückkehr realisieren, blieb den Rot-Weißen ein<br />

wirkliches Eingreifen ins Meisterrennen versagt. Kein Wun<strong>der</strong>, <strong>das</strong>s <strong>der</strong><br />

Jahn-Elf, in <strong>der</strong> nun Alwin Homeier zwischen den Pfosten stand, mehr und<br />

mehr Fans davon liefen. Von gerade noch 100, 150, 250, gelegentlich auch<br />

einmal 500 Zuschauern war in den <strong>Spiel</strong>-Statistiken <strong>der</strong> „Mittelbayerischen<br />

Zeitung“ damals zu lesen.<br />

� � �<br />

War <strong>das</strong> Interesse am SSV Jahn im dritten Landesliga-Jahr auf dem<br />

absoluten Tiefpunkt angelangt, so zeigte schon die Saison 1981/82, <strong>das</strong>s<br />

die Begeisterungsfähigkeit des Regensburger Fußball-Volks durchaus noch<br />

am Leben war. Nach einem Start nach Maß unter dem neuen Trainer<br />

Edmund „Edi“ Ipfelkofer pilgerten zum Spitzenspiel gegen die SpVgg<br />

Landshut 7000 Zuschauer und wurden durch einen 2:1-Sieg belohnt. Als<br />

<strong>der</strong> SSV aus Straubing den neunten Sieg im elften Saisonspiel mitgebracht<br />

hatte, schien <strong>der</strong> Aufstieg schon beschlossene Sache. Doch ein<br />

Leistungseinbruch und Undiszipliniertheiten einiger <strong>Spiel</strong>er sorgten in <strong>der</strong><br />

Folge für nur drei Punkte aus fünf Partien und machten für Trainer<br />

Ipfelkofer <strong>das</strong> Maß voll. Seine öffentlich geäußerten Rücktrittsgedanken<br />

wurden von Präsident Dieter Imlohn ohne weitere Gespräche in die Tat<br />

umgesetzt. Zum Vorrundenausklang gegen den FC Dingolfing saß mit<br />

Stefan „Steff“ Reisch, Ex-Nationalspieler und 1961 Deutscher Meister mit<br />

dem 1.FC Nürnberg, ein neuer Coach auf <strong>der</strong> Jahn-Bank. Zwar gelang mit<br />

3:0 durch Tore von Ralph Hofmaier, Sepp Schu<strong>der</strong>er und Armin Mayer<br />

ein ordentliches Debüt, doch schon bald war Reisch bei Verantwortlichen<br />

und Anhängern <strong>der</strong> Rot-Weißen wie<strong>der</strong> „unten durch“. Als die Jahn-Elf<br />

Ende Februar 1982 beim ASV Herzogenaurach anzutreten hatte, meldete<br />

sich <strong>der</strong> Coach wegen Krankheit ab,<br />

spielte – wie später mit großem<br />

Medienecho bekannt wurde – aber in seiner Funktion als <strong>Spiel</strong>ertrainer<br />

zeitgleich für den B-Klassisten TSV Flachslanden. Wollte man ursprünglich<br />

zumindest noch die laufende Saison gemeinsam zu Ende bringen, so war<br />

<strong>das</strong> Arbeitsverhältnis am 28. <strong>Spiel</strong>tag nach einem weiteren Fauxpas des<br />

Trainers beendet und Horst Eberl übernahm in Zusammenarbeit mit Hans<br />

Sturm <strong>das</strong> Training.<br />

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Der Jahn-Ka<strong>der</strong> 1976/77 von Trainer Helmut Richert (links<br />

stehend) musste am Ende <strong>der</strong> Saison die<br />

zweite <strong>Spiel</strong>klasse verlassen. Es sollte lange dauern, ehe es nach 26 Jahren<br />

zur Rückkehr kam.<br />

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Kurt Schauppmeier, zu jener Zeit<br />

Redaktionsleiter <strong>der</strong> Sportredaktion<br />

<strong>der</strong> „Mittelbayerischen Zeitung“,<br />

veröffentlichte 1975 anlässlich des<br />

Zweitliga-Aufstiegs eine Chronik<br />

über die Jahn-Fußballer. Hier <strong>das</strong><br />

Titelblatt.


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In dieser Zweitliga-<strong>Spiel</strong>szene setzt sicht Youngster Hans Melzl (rechts) gegen Offenbachs Lars Bastrup<br />

durch.<br />

Bereits kurz nach dem Aufstieg im Mai 1975 erschien in „Die Woche“ diese Karikatur von Helmut<br />

Heimmerl. In <strong>der</strong> Tat sollte sich bald zeigen, <strong>das</strong>s die Zweite Bundesliga für die Rot-Weißen<br />

wirtschaftlich und sportlich eine Nummer zu groß war. Nachdem man 1976 noch vom Rückzug des<br />

FSV Mainz 05 profitiert hatte, war <strong>der</strong> Abstieg ein Jahr später nicht mehr zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

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� Peter Stokowy (links, mit Wolfgang<br />

Eckert) kam nach dem Regionalliga-<br />

Aufstieg 1967 von <strong>der</strong> SpVgg Weiden<br />

nach Regensburg und hielt dem SSV Jahn<br />

auch nach den Abstiegen aus <strong>der</strong><br />

Zweitklassigkeit 1974 und ´77 die Treue.<br />

� Wutausbrüche <strong>der</strong> Anhänger gab es<br />

in <strong>der</strong> Bayernliga-<strong>Spiel</strong>zeit 1977/78<br />

öfters – <strong>der</strong> SSV Jahn Regensburg musste<br />

als Absteiger aus <strong>der</strong> Zweiten Bundesliga<br />

auf dem vorletzten Platz erneut eine<br />

Klasse tiefer rücken. In dieser Szene<br />

richtet sich <strong>der</strong> Zorn <strong>der</strong> Zuschauer<br />

jedoch gegen den Schiedsrichter, <strong>der</strong> am<br />

letzten <strong>Spiel</strong>tag in <strong>der</strong> Nachspielzeit<br />

einen umstrittenen Freistoß verhängte.<br />

Der folgende 1:2-Siegtreffer des 1.FC<br />

Haßfurt entschied die Meisterschaft<br />

zugunsten <strong>der</strong> Unterfranken.


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Wie<strong>der</strong> grassiert <strong>das</strong> Jahn-Fieber<br />

Ein Sommer voller Euphorie nach dem Bayernliga-Aufstieg 1983<br />

Wolfgang Otto<br />

Klaus Sturm, ein Jahr zuvor Meistermacher des FC Vilshofen, sollte im<br />

fünften Anlauf 1982/83 endlich den lange ersehnten Wie<strong>der</strong>aufstieg<br />

realisieren. Dem 37jährigen Trainer stand dazu nach <strong>der</strong> Rückkehr von<br />

Hans Melzl (1.FC Nürnberg) und Werner Michalka (ESV Ingolstadt) sowie<br />

<strong>der</strong> Verpflichtung des Vilshofener Torjägers Günter Hödl sicher die beste<br />

Jahn-Elf seit dem Abstieg zur Verfügung. Doch es war kein leichter Weg<br />

auf Platz eins, <strong>der</strong> erst zum Vorrundenabschluss durch ein 3:0 in Amberg<br />

nach Toren von Armin Mayer, Rudi Sänger und Walter Schwabenbauer<br />

erreicht wurde. Zuvor hatten die Rot-Weißen <strong>das</strong> erste Punktspiel-<br />

Lokal<strong>der</strong>by seit 33 Jahren gegen den Postsportverein vor 6500<br />

Zuschauern mit 3:4 verloren. In <strong>der</strong> Rückrunde blieb man nicht nur auf<br />

dem Platz an <strong>der</strong> Sonne, son<strong>der</strong>n konnte durch ein Schwabenbauer-Tor<br />

auch Revanche im Derby nehmen. Der lange Zeit schon sicher geglaubte<br />

Jahn-Aufstieg geriet zum Ende <strong>der</strong> Saison jedoch noch einmal in Gefahr:<br />

nur 1:1 gegen Südwest Nürnberg und ein 0:2 in Röttenbach ließen den<br />

1.FC Amberg gefährlich nahe an die „Rothosen“ herankommen. Der<br />

<strong>Spiel</strong>plan sah ausgerechnet am letzten <strong>Spiel</strong>tag die alles entscheidende<br />

Partie zwischen Jahn und FCA im Jahnstadion vor. 12000 Zuschauer<br />

mussten – sofern sie auf Seiten des SSV standen – bis zuletzt zittern, denn<br />

hätte <strong>das</strong> Spitzenspiel nicht 0:0, son<strong>der</strong>n 0:1 geendet, so wäre <strong>der</strong> direkte<br />

Aufstieg wie<strong>der</strong> verfehlt worden. Die Aufstiegself 1982/83: Mühldorfer,<br />

Hermann (Tor), Bräu, Iffland, Kindler, Lauterbach, Maierhofer, Hans<br />

Mayer, Michalka (Abwehr), Hofmaier, Armin Mayer, Sänger,<br />

Schwabenbauer, Strohmaier, Weiß (Mittelfeld), Götzfried, Hausmann,<br />

Hödl, Melzl, Scherübl<br />

(Angriff)<br />

� � �<br />

Jetzt brach – zumindest für einige Monate – wie<strong>der</strong> Jahn-Fieber aus, was<br />

vom bekannten Komponisten und Musikproduzenten Günther Behrle,<br />

durch alle Hochs und Tiefs hindurch begeisterter Anhänger, entsprechend<br />

vertont wurde und in <strong>der</strong> Aufnahme des Hits „Wir lieben den SSV Jahn!“<br />

mit <strong>der</strong> Jahn-Elf um Erfolgscoach Klaus Sturm gipfelte. Von so viel<br />

Euphorie gestärkt gelang dem Jahn-Team, <strong>das</strong> um Thomas Kristl, Robert<br />

Mühlbauer und Rüdiger Vollath ergänzt worden war, ein perfekter Start<br />

ins 20er Feld <strong>der</strong> Bayernliga. Das <strong>Spiel</strong> des Tabellenvierten SSV Jahn gegen<br />

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den alten Rivalen SpVgg Bayreuth, die durch Michalka mit 1:0 bezwungen<br />

wurde, wollten im August 1983 11000 Zuschauer sehen, 6000 Zuschauer<br />

gegen Vorjahresmeister SpVgg Unterhaching (0:0), 10000 in <strong>der</strong> Partie mit<br />

dem TSV 1860 München (0:3) und gar 14000 Anhänger im ewig jungen<br />

Duell mit Zweitliga-Absteiger SpVgg Fürth (1:1) bezeugten den großen<br />

Nachholbedarf des Regensburger Publikums nach Jahren sportlicher<br />

Dürrezeit. Doch als dem Aufsteiger, <strong>der</strong> zwischenzeitlich Rang drei<br />

erobert hatte, in <strong>der</strong> Rückrunde etwas die Luft ausging, war die<br />

Begeisterung um rot-weiß bereits wie<strong>der</strong> am verfliegen: zum<br />

Saisonabschluss gegen Frohnlach (0:1) kamen nur noch 800 Besucher ins<br />

Jahnstadion.<br />

Nach Rang acht im Aufstiegsjahr bestätigte sich in <strong>der</strong> Saison 1984/85 <strong>der</strong><br />

bekannte Spruch vom „schweren zweiten Jahr“. Der SSV war stets näher<br />

an <strong>der</strong> Gefahrenzone als an den vor<strong>der</strong>en Plätzen, am Ende konnte die<br />

Klasse mit Rang 12 aber gehalten werden. Doch selbst aus dieser eher<br />

unspektakulären Drittliga-<strong>Spiel</strong>zeit gibt es vom SSV Außergewöhnliches zu<br />

berichten. Mitte April sorgte <strong>der</strong> Regensburger Otto Baumgartner<br />

international für Schlagzeilen: beim Auswärtsspiel in Bamberg hatte <strong>der</strong><br />

Jahn-Stürmer die Tore verwechselt und nach einem unwi<strong>der</strong>stehlichen<br />

Angriff quer über <strong>das</strong> gesamte <strong>Spiel</strong>feld seinen Torhüter Heribert<br />

Mühldorfer zum entscheidenden 1:0 überwunden. Nicht nur,<br />

unvermeidlich, in <strong>der</strong> „Bild“-Zeitung, son<strong>der</strong>n quer durch alle Medien<br />

wurde über Baumgartners Missgeschick seinerzeit berichtet und es heißt,<br />

sogar in einer indischen Provinzzeitung soll vom „Eigentor des<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts“ berichtet worden sein.<br />

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In <strong>der</strong> Saison 1985/86 – Klaus Sturm war wie<strong>der</strong> nach Vilshofen<br />

zurückgekehrt, an seine Stelle hatte Abteilungsleiter Horst Eberl mit<br />

Hannes Baldauf einen Zweitliga erfahrenen Coach gesetzt – wurde wie<strong>der</strong><br />

öfter ins „richtige“ Tor getroffen.<br />

Allen voran Stürmer Alfred<br />

Steinkirchner, <strong>der</strong> u.a. zusammen mit Kurt Poschenrie<strong>der</strong> und<br />

Eigengewächs Thomas Hemmerich ins Team <strong>der</strong> Rot-Weißen gestoßen<br />

war, sorgte für die nötigen Treffer. Am Ende stand Platz fünf zu Buche,<br />

immerhin 2700 Zuschauer hatten im Schnitt die Stadiontore passiert.<br />

Die Hoffnung auf ein noch erfolgreicheres Jahr 1986/87 erfüllte sich nicht,<br />

erst am letzten <strong>Spiel</strong>tag sicherte Kurt Poschenrie<strong>der</strong> durch sein Tor gegen<br />

den FC Augsburg endgültig den Klassenerhalt. Bereits vor dieser Partie<br />

war Trainer Baldauf beurlaubt worden, <strong>der</strong> neue Abteilungsleiter Alois<br />

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Hufsky und <strong>der</strong> ehemalige Jahn-Aktive Michael Richthammer führten die<br />

Mannschaft im Rosenaustadion zum Happyend. Aber <strong>der</strong> Abstieg war nur<br />

um ein Jahr verschoben worden: zum Auftakt <strong>der</strong> Bayernliga-Saison<br />

1987/88 setzte es nicht nur ein 0:1 bei Aufsteiger 1.FC Kronach, son<strong>der</strong>n<br />

auch die vier folgenden Partien gingen verloren, so <strong>das</strong>s die Jahn-Elf nach<br />

fünf <strong>Spiel</strong>en mit 0:10 Punkten und 3:17 Toren am Tabellenende stand. Da<br />

war Coach Erwin Käufl bereits wie<strong>der</strong> abgelöst, Klaus Sturm sollte<br />

stattdessen an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen. Auf gutem Wege,<br />

den Klassenerhalt doch noch zu schaffen, sorgte die Ankündigung <strong>der</strong><br />

Verantwortlichen, in <strong>der</strong> folgenden <strong>Spiel</strong>zeit auf Ex-Jahn-Star Alfred<br />

Kohlhäufl zu setzen, jedoch für Aufregung. Klaus Sturm legte sein Amt<br />

sofort nie<strong>der</strong>, Hans Meichel und zuletzt Kohlhäufl selbst waren in den<br />

letzten Saisonspielen für die Mannschaft zuständig. Doch nach einem 0:2 in<br />

<strong>der</strong> Abstiegsrelegation gegen den 1.FC Miltach war <strong>der</strong> Kampf um den<br />

Klassenerhalt verloren.<br />

� � �<br />

Der Jahn war nun nicht nur erneut in <strong>der</strong> viertklassigen Landesliga,<br />

son<strong>der</strong>n hatte zudem wie<strong>der</strong> mit Querelen auf Vorstandsebene zu<br />

kämpfen. Denn Fußball-Abteilungsleiter Alois Hufsky, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> „Rot-Weiß Sport- und Werbe GmbH“ ein praktikables<br />

Instrument auf dem Weg zur Entschuldung installiert zu haben schien und<br />

dessen Söhne Thomas und Alexan<strong>der</strong> im Ka<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Ersten“ standen,<br />

sägte immer offensichtlicher am Präsidentenstuhl Imlohns, zudem machte<br />

die ehemalige Abteilungsleitung um Horst Eberl und Anton Ehrl ihr<br />

Interesse an einem erneuten Engagement deutlich. Im Dezember 1988<br />

war <strong>das</strong> Tischtuch zwischen Abteilungsleitung und Präsident endgültig<br />

zerschnitten. Dieter Imlohn sah seine Bemühungen um die Entschuldung<br />

des Vereins durch <strong>das</strong> Handeln <strong>der</strong> Fußball-Abteilung gefährdet – <strong>der</strong><br />

Präsident und <strong>der</strong> Sprecher des Wirtschaftsbeirats, Dr. Albert Liebl,<br />

traten von ihren Ämtern zurück. Anfang<br />

des Jahres 1989, es war bereits<br />

klar, <strong>das</strong>s sportlich ein weiterer Anlauf zum Erreichen des Wie<strong>der</strong>aufstiegs<br />

nötig werden würde, sah sich Hufsky am Ziel, wurde mit knapper<br />

Mehrheit zum Jahn-Präsidenten gewählt.<br />

Trotz <strong>der</strong> angespannten Finanzlage richtete <strong>der</strong> SSV Jahn von 1889 im<br />

Sommer zum 100jährigen Jubiläum ein rauschendes, viertägiges<br />

„Volksfest“ aus, bei dem u.a. <strong>das</strong> „Original Naabtal-Duo“ und <strong>das</strong><br />

Bayerische Original Georg Lohmeier auftraten, ein 15000-DM-Auto<br />

verlost wurde und nicht zuletzt die Uwe-Seeler-Traditionself zu einem<br />

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Privatspiel verpflichtet wurde. Die Geburtstagstorte von Bäcker Schindler<br />

hielt damals sogar Einzug ins Guinessbuch <strong>der</strong> Rekorde…<br />

Die Landesliga-Partien des SSV Jahn fanden Anfang <strong>der</strong> Achtziger Jahre oft vor leeren Rängen statt.<br />

Umringt von einer Jubeltraube gratuliert <strong>Spiel</strong>leiter Böhner Jahn-Kapitän Werner Michalka zur<br />

Landesliga-Meisterschaft 1983. Vorausgegangen war ein 0:0 gegen Amberg vor 12000 Zuschauern.<br />

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Trainer Klaus Sturm mit den Bayernliga-Neuzugängen 1983/84 Alois Scherl, Horst Kaindl,<br />

Markus<br />

Schmidl, Robert Mühlbauer, Thomas Kristl, Anton Brunner, Josef Espach (stehend von links), Jürgen<br />

Moskwa, Richard Vollath, Hermann Grabmeier und Otto Baumgartner.<br />

Vollath hatte zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits Bundesliga-Luft geschnuppert, Kristl sollte dies später noch tun.<br />

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Publikum in<br />

fünfstelliger<br />

Zahl drängte<br />

sich in <strong>der</strong><br />

Bayernliga-<br />

<strong>Spiel</strong>zeit<br />

1983/84 zu<br />

den Partien<br />

gegen Fürth,<br />

Bayreuth und<br />

den TSV 1860<br />

München ins<br />

Jahnstadion.


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Ausgerechnet durch ein Eigentor – für die<br />

„Bild“-Zeitung damals <strong>das</strong> „Tor des Jahrhun<strong>der</strong>ts“<br />

– wurde Jahns Stürmer Otto<br />

Baumgartner bekannt. Im April 1985<br />

überwand <strong>der</strong> Youngster nach schönem Solo<br />

den eigenen Keeper zum spielentscheidenden<br />

0:1.<br />

Für die <strong>Spiel</strong>zeit 1985/86 war von den Offiziellen – im Bild (von links) Präsident Dieter Imlohn,<br />

Abteilungsleiter Horst Eberl, Vorstandsmitglied Walter Hettenkofer und Wirtschaftsbeirat Martin<br />

Scheuerer – <strong>der</strong> Zweitliga erfahrene Trainer Hannes Baldauf (Mitte) als Coach verpflichtet worden.


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Nur selten hatte die Jahn-Elf in <strong>der</strong> Saison<br />

1987/88 Grund zum Jubeln. Hier ballt Stürmer<br />

Hubert Kirsch nach seinem 1:0-Treffer im<br />

Bezirkspokalfinale gegen die SpVgg Weiden die<br />

Siegerfaust. Am Ende scheiterte man jedoch am<br />

FC Augsburg an <strong>der</strong> DFB-Pokal-Teilnahme und<br />

musste zudem in die Landesliga Mitte absteigen.<br />

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Alfred Kohlhäufl, als Aktiver in den Siebziger<br />

Jahren ein Regensburger Publikumsliebling,<br />

hatte es als Jahn-Trainer nicht leicht. Am<br />

Ende <strong>der</strong> Saison 1987/88 übernahm er die<br />

Rot-Weißen mitten im Abstiegskampf, <strong>der</strong><br />

trotz eines 2:0-Erfolges im Entscheidungsspiel<br />

um den Relegationsplatz gegen Heidingsfeld<br />

(im Bild ist <strong>der</strong> erleichterte Trainer nach<br />

dieser Partie zu sehen) nicht gewonnen<br />

werden konnte. Nachdem es auch in <strong>der</strong><br />

Landesliga Mitte ´88/89 nicht wie erhofft lief,<br />

wurde <strong>der</strong> Coach am 22. <strong>Spiel</strong>tag von<br />

Abteilungsleiter Hans Meichel abgelöst.


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Anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Hauptvereins traf sich im Juli 1989 eine Vielzahl <strong>der</strong><br />

Oberliga-„Helden“ von einst: Oswald Effenhauser, Dolf Schmidt, Bernhard Kneißl, Georg Gehring, Hans<br />

Gleißner (stehend von links), Josef Hubeny, Josef Reis, Alfred Popp, Michael Koller, Karl Schamriß,<br />

Heinrich Beyerlein und Ferdinand Stadelmayer (sitzend von links).<br />

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Ende <strong>der</strong><br />

Achtziger Jahre<br />

waren umfangreicheRenovierungsmaßnahmen<br />

am Jahnstadion<br />

nötig<br />

geworden.


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Statt zweit- bald nur noch fünftklassig<br />

Erneut steckt <strong>der</strong> Jahn-Fußball in einer tiefen Krise<br />

Wolfgang Otto<br />

Die Feierstimmung aus dem Juli 1989 konnte in die folgende Landesliga-<br />

Saison mitgenommen werden. Zum Saisonauftakt am 4. August setzte sich<br />

rot-weiß unter dem jungen Trainer Josef „Sepp“ Schu<strong>der</strong>er vor 2700<br />

Zuschauern gegen den Lokalrivalen SG Post/Süd – aus Fusion zwischen<br />

Postsportverein und TSG Süd hervorgegangen – mit 2:1 durch. Die<br />

Neuzugänge Hubert Besl (SG Post/Süd) und Ludwig Rixinger (FC<br />

Vilshofen) hatten zum Einstand getroffen. Der erste von 22 Saisonsiegen<br />

war damit eingefahren, nur vier Mal musste sich die Elf des ehemaligen<br />

Jahn-Stürmers geschlagen geben: in <strong>der</strong> damaligen Fußball-Hochburg<br />

Miltach, wo seinerzeit nicht selten über 4000 Zuschauer die Heimspiele<br />

des FCM besuchten, beim späteren Vizemeister 1.FC Passau, in Ansbach<br />

und beim Spitzenspiel gegen die damals ebenfalls nur noch viertklassige<br />

SpVgg Fürth. 3700 Fans bei<strong>der</strong> Lager erlebten am 19. Mai 1990 eine 0:1-<br />

Nie<strong>der</strong>lage im Jahnstadion, was die „Rothosen“ auf Platz drei zurückwarf.<br />

Zwei Siege zum Abschluss in Freyung (1:0) und gegen den FC Aunkirchen<br />

(4:3) sicherten Rang eins. Da <strong>der</strong> 1.FC Passau jedoch punktgleich war,<br />

musste ein Entscheidungsspiel über den Direktaufstieg entscheiden: dabei<br />

ließ ein Besl-Treffer die Jahn-Anhängerschaft unter den 6000 Zuschauern<br />

am 6. Juni 1990 in Straubing in Begeisterungsstürme ausbrechen, die<br />

Mannschaft um Alwin Homeier, Thomas Hufsky, Daniel Steger (Tor),<br />

Norbert Blabl, Günther Bortner, Ilja Dzepina, Erwin Hack, Manfred Strutz<br />

(Abwehr), Hubert Besl, Reinhard Biebel, Thomas Hemmerich, Gerhard<br />

Müllerbauer, Kurt Poschenrie<strong>der</strong>, Walter Schwabenbauer, Aleksandar<br />

Spasojcevic (Mittelfeld), Christian Daxl, Christian Fie<strong>der</strong>er, Christian<br />

Griesbeck, Rudolf Pitzl, Gabor Refi<br />

und Ludwig Rixinger (Sturm) war<br />

wie<strong>der</strong> Bayernligist.<br />

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Der personell kaum verän<strong>der</strong>te Ka<strong>der</strong> startete mit einem furiosen 4:4 bei<br />

Mitaufsteiger TSV Eching. Ein ordentlicher Saisonverlauf fand am 14.<br />

<strong>Spiel</strong>tag mit dem Erreichen von Platz fünf seinen vorläufigen Höhepunkt,<br />

<strong>das</strong> folgende Heimspiel gegen Tabellenführer TSV 1860 München lockte<br />

12381 Zuschauer ins restlos ausverkaufte Jahnstadion. Die Partie gegen<br />

die Wettberg-Elf war zweifellos Highlight <strong>der</strong> Trainerkarriere von Jahn-<br />

Coach Sepp Schu<strong>der</strong>er – gleichzeitig aber auch ein Wendepunkt. Denn als<br />

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nach <strong>der</strong> knappen 0:1-Nie<strong>der</strong>lage gegen den hohen Favoriten anonyme<br />

Drohanrufe so genannter „Fans“ im Hause Schu<strong>der</strong>er eingingen, trat <strong>der</strong><br />

33jährige Erfolgstrainer zurück. Nachfolger wurde – wie<strong>der</strong> einmal –<br />

„Aki“ Schmidt, <strong>der</strong> von seinem ehemaligen <strong>Spiel</strong>er Hans Meichel,<br />

inzwischen Jahns 3. Vorstand, Fußball-Abteilungsleiter und Manager in<br />

Personalunion, zurückgeholt worden war. Auf Platz elf beendete <strong>der</strong><br />

Aufsteiger eine ordentliche Bayernliga-Saison, in <strong>der</strong> Keeper Alwin<br />

Homeier alle 32 Partien bestritt und Ludwig Rixinger mit neun Treffern<br />

bester Angreifer war.<br />

Überraschen<strong>der</strong>weise wurde <strong>der</strong> 31jährige Homeier für die Saison<br />

1991/92 nicht mehr berücksichtigt, stattdessen mit Klaus Mösle von<br />

Zweitligist Blau-Weiß Berlin ein Torhüter verpflichtet, <strong>der</strong> bereits im<br />

Bundesliga-Ka<strong>der</strong> des 1.FC Nürnberg gestanden hatte. Ebenso verließen<br />

den SSV Jahn Robert Mühlbauer und Armin Paulik, mit Gerd Donhauser<br />

und Markus Lotter vom FC Amberg sowie dem Ungarn Laszlo Szabadi<br />

und Post/Süd-Abwehrtalent Bernd Meyer konnten dafür ambitionierte<br />

Akteure gewonnen werden. Nach durchwachsenem Saisonstart gelangen<br />

zwischen dem sechsten und zehnten <strong>Spiel</strong>tag fünf Siege mit 18:3 Toren.<br />

Doch nur für kurze Zeit durfte die Schmidt-Elf von Höherem träumen –<br />

am Ende <strong>der</strong> <strong>Spiel</strong>zeit stand Platz 5, punktgleich mit dem FC Augsburg,<br />

zehn Zähler hinter Meister Unterhaching, zu Buche.<br />

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Im dritten Jahr nach dem Wie<strong>der</strong>aufstieg sollte <strong>der</strong> große Coup gelandet<br />

werden. Die Verpflichtung von Meistermacher Karsten Wettberg, <strong>der</strong> ein<br />

Jahr zuvor mit dem Zweitliga-Aufstieg von 1860 München seinen größten<br />

Triumph gefeiert hatte, war ein klarer Fingerzeig: es sollte nach 15 Jahren<br />

zurück in den Profi-Fußball gehen. Noch länger lag seinerzeit ein Sieg in<br />

<strong>der</strong> ersten Runde des DFB-Pokals zurück. Zumindest diese Durststrecke<br />

konnte durch einen Doppelpack von Neuzugang Joe House beendet<br />

werden: Gegner am 13. August 1992<br />

war <strong>der</strong> VfB Lübeck gewesen, <strong>der</strong><br />

seinerzeit sogar nur viertklassig war. In Runde zwei – damals waren zu<br />

diesem Zeitpunkt noch 64 Mannschaften im Rennen – war dann aber<br />

ausgerechnet beim nie<strong>der</strong>bayerischen Landesliga-Vertreter SpVgg Plattling<br />

Endstation. Nach nicht einmal drei Monaten war damit die erste Amtszeit<br />

Karsten Wettbergs an <strong>der</strong> Prüfeningerstraße vorbei, Jahre später sollte für<br />

ihn eine weitaus positivere Zeit als Jahn-Trainer anbrechen… Nun galt es<br />

jedoch zunächst aus <strong>der</strong> Abstiegszone herauszukommen, was unter Klaus<br />

Täuber auch souverän gelang. Der Saisonhöhepunkt stieg am 1. Mai 1993,<br />

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als 11000 Zuschauer zur vorgezogenen Meisterfeier des TSV 1860<br />

München an die Prüfeningerstraße gepilgert waren. Doch die Jahn-Elf<br />

machte es <strong>der</strong> Mannschaft von Coach Werner Lorant nicht leicht – erst<br />

ein Handelfmeter in <strong>der</strong> Schlussminute, Günther Bortner hatte zu retten<br />

versucht, ließ die Gäste nach zweimaligem Rückstand doch noch die<br />

beiden entscheidenden Zähler holen.<br />

Die Plätze fünf und elf in den Vorjahren ließen vor <strong>der</strong> <strong>Spiel</strong>zeit 1993/94<br />

durchaus berechtigte Hoffnungen auf die sportliche Relegation zur neuen<br />

drittklassigen Regionalliga Süd aufkommen. Mit zahlreichen Neuzugängen<br />

sollten die letzten Qualifikationspunkte gesammelt werden, um als eines<br />

von sieben Teams den an<strong>der</strong>nfalls unweigerlichen Sturz in die<br />

Viertklassigkeit zu verhin<strong>der</strong>n. Doch es sollte an<strong>der</strong>s kommen: schon Ende<br />

August war die Amtszeit von Trainer Klaus Täuber zu Ende, nach zwei<br />

0:5-Nie<strong>der</strong>lagen in Gundelfingen und gegen den FC Augsburg war <strong>das</strong><br />

Tischtuch zwischen dem „Boxer“ und Jahn-Präsident Hufsky zerschnitten.<br />

„Aki“ Schmidt, inzwischen auch Vorstandsmitglied des SSV Jahn, trat –<br />

schon aus wirtschaftlichen Erfor<strong>der</strong>nissen – selbst die Nachfolge an. Doch<br />

diesmal konnte selbst <strong>der</strong> Erfolgscoach von einst nichts ausrichten. Schnell<br />

war klar, <strong>das</strong>s es nicht mehr um die Regionalliga-Quali, son<strong>der</strong>n nur noch<br />

um den Bayernliga-Klassenerhalt gehen konnte. Die Rot-Weißen<br />

profitierten bei diesem Vorhaben indirekt doch von <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong><br />

neuen <strong>Spiel</strong>klasse, denn auf diese Weise gab es nur einen direkten<br />

Absteiger, <strong>der</strong> SSV musste als Vorletzter in die Relegation mit den<br />

Landesliga-Dritten. Doch ehe es am 16. Juni 1994 zum Entscheidungsspiel<br />

gegen die SpVgg Weiden im Schwandorfer Sepp-Simon-Stadion kam, <strong>das</strong><br />

durch ein Freistoßtor von Miroslav Vanous mit 1:0 gewonnen wurde,<br />

sollte es noch allerhand Aufregung an <strong>der</strong> Prüfeningerstraße geben. Denn<br />

zum sportlichen Tiefflug kam wie<strong>der</strong> einmal eine schwere Finanzkrise. Im<br />

Frühjahr 1994 stand man dann ohne satzungsmäßiges Präsidium da,<br />

nachdem Präsident Alois Hufsky sowie<br />

die Vorstände Alfred Schmidt und<br />

Hans Meichel, <strong>der</strong> zuletzt auch wie<strong>der</strong> einmal als Trainer hatte einspringen<br />

müssen, zurückgetreten waren.<br />

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Dem wie<strong>der</strong>belebten Wirtschaftsbeirat und engagierten Mitglie<strong>der</strong>n gelang<br />

es seinerzeit unter großen Anstrengungen den Konkurs abzuwenden,<br />

Coach Sepp Beller führte die Mannschaft zum Klassenerhalt. Eine Saison<br />

zum Durchatmen wurde 1994/95, in <strong>der</strong> sich die Rot-Weißen nicht nur<br />

wirtschaftlich zu stabilisieren schienen, son<strong>der</strong>n auch sportlich zumeist in<br />

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sicheren Gefilden <strong>der</strong> Tabelle zu finden waren. Im Jahr, als Kapitän<br />

Thomas Hemmerich einen Abstecher zur SpVgg Landshut machte, wurde<br />

es am Ende jedoch unerwartet doch noch kritisch: vor dem letzten<br />

<strong>Spiel</strong>tag drohte erneut die Abstiegsrelegation, nach dem 4:0-Auswärtssieg<br />

bei Meister Wacker Burghausen konnten die Rot-Weißen die Saison aber<br />

auf einem komfortablen achten Platz beenden.<br />

Doch die „ruhigen“ Zeiten waren bald schon wie<strong>der</strong> vorbei. Wenige<br />

Wochen vor Beginn <strong>der</strong> Saison 1995/96 warf Trainer Sepp Beller <strong>das</strong><br />

Handtuch, nachdem die personellen Vorstellungen des Übungsleiters mit<br />

den finanziellen Möglichkeiten des Vereins offenbar nicht in Einklang zu<br />

bringen waren. Klaus Sturm sprang kurzfristig in die Bresche und feierte<br />

mit seiner Mannschaft einen Einstand nach Maß: dem 2:0-Erfolg über<br />

Regionalliga-Absteiger SV Lohhof folgte ein 0:0 bei Aufsteiger SpVgg<br />

Weiden. 3500 Zuschauer hatte <strong>das</strong> Oberpfalz<strong>der</strong>by zur Eröffnung <strong>der</strong><br />

neuen Haupttribüne im Stadion am Wasserwerk gelockt. Schon bald<br />

sollten jedoch Nie<strong>der</strong>lagen den sportlichen Alltag an <strong>der</strong><br />

Prüfeningerstraße bestimmen und im September 1995 war bereits <strong>der</strong><br />

nächste Trainerwechsel fällig. Die Entlassung Sturms und Beför<strong>der</strong>ung<br />

Walter Schwabenbauers zum (<strong>Spiel</strong>er-)Trainer war nicht Ursache, aber<br />

Auslöser <strong>der</strong> nächsten Jahn-Krise: <strong>der</strong> Wirtschaftsbeirat um Heinz<br />

Groenewold fühlte sich bei <strong>der</strong> Entscheidung von Präsident Horst Eberl,<br />

<strong>der</strong> im Frühjahr Max Stang nachgefolgt war, übergangen. Alte Gräben<br />

rissen wie<strong>der</strong> auf, zunächst trat <strong>der</strong> Wirtschaftsbeirat, kurz darauf <strong>der</strong><br />

Präsident zurück. Die Konsolidierungsarbeit, die in den Monaten zuvor<br />

geleistet worden war – <strong>der</strong> Abbau von über einer Million DM Altlasten –<br />

schien vergebens.<br />

Im Herbst schien sich <strong>der</strong> letzte Vorhang über dem SSV Jahn zu senken –<br />

und <strong>das</strong>, obwohl <strong>der</strong> „Schuldenberg“ mit etwa 450000 DM so klein wie<br />

lange nicht mehr war. Doch es fehlten in jenen tristen Tagen offenbar<br />

nicht nur Sponsoren, Mäzene und<br />

Funktionäre, die Verantwortung<br />

übernehmen wollten, son<strong>der</strong>n es drängte sich auch <strong>der</strong> Verdacht auf, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> Thema Jahn ohnehin nur noch eine handvoll Leute interessiert. Der<br />

Restvorstand um Ehrenratspräsident Ludwig Wagenpfeil und Hans<br />

Pflamminger rief deshalb für den 7. Dezember 1995 in <strong>der</strong> Gaststätte<br />

„Jahn-Tribüne“ den so genannten „Schicksalsabend“ aus, <strong>der</strong> Aufschluss<br />

darüber geben sollte, ob überhaupt und – wenn ja – wie es mit dem<br />

schwer angeschlagenen Traditionsverein weitergehen sollte. Das große<br />

Interesse an dieser Veranstaltung überzeugte Wagenpfeil, Pflamminger<br />

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und auch den ehemaligen Wirtschaftsbeirat um Heinz Groenewold weiter<br />

zu machen. Zwar war <strong>der</strong> Präsidentenposten noch über zwei Jahre vakant<br />

– dann folgten Erwin Weiß und zuletzt Walter Hettenkofer als „Chefs“<br />

des SSV Jahn 1889 – im Laufe <strong>der</strong> folgenden Monate und Jahre konnten<br />

jedoch eine Reihe engagierter „alter“ und neuer Jahn-Freunde zur<br />

Mitarbeit am Wie<strong>der</strong>aufbau Jahns bewogen werden – was in <strong>der</strong><br />

Verkündung <strong>der</strong> Schuldenfreiheit im Sommer 1999 gipfelte.<br />

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Sportlich konnte die <strong>Spiel</strong>zeit 1995/96 aber nicht mehr positiv gestaltet<br />

werden und so war <strong>der</strong> SSV Jahn am 1. Juni 1996 erstmals in <strong>der</strong><br />

Vereinsgeschichte in <strong>der</strong> fünften Liga angekommen. Am selben Tag<br />

sicherte sich <strong>der</strong> Lokalrivale SG Post/Süd die Landesliga-Meisterschaft und<br />

damit den Bayernliga-Aufstieg und war – wenn auch lediglich auf dem<br />

Papier – die neue Nummer eins des Regensburger Fußballs. Beson<strong>der</strong>s<br />

schmerzhaft ist den Jahn-Anhängern noch <strong>der</strong> 30. April 1996 in<br />

Erinnerung, als die Gelb-Grünen durch ein 4:1 im Kreispokalfinale über die<br />

Jahn-Elf diese Wachablösung untermauerten.<br />

Aufstiegsjubel im Juni 1990: nach dem 1:0 über den 1.FC Passau war <strong>der</strong> Jahn wie<strong>der</strong> drittklassig.<br />

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� Ein Mann geht seinen Weg: nach offenen<br />

Anfeindungen durch Jahn-„Fans“ trat Aufstiegstrainer<br />

Sepp Schu<strong>der</strong>er im Anschluss an <strong>das</strong> 1:2 gegen den<br />

TSV 1860 München Ende Oktober 1990 von seinem<br />

Amt zurück. Vom Lokalrivalen SG Post/Süd wurde<br />

„Aki“ Schmidt als Nachfolger losgeeist.<br />

� Nach dem Fehlstart in die Bayernliga-Saison<br />

1992/93 und <strong>der</strong> Trennung von Karsten<br />

Wettberg<br />

fing sich die Jahn-Elf wie<strong>der</strong>. Trainer<br />

Klaus Täuber<br />

führte die Mannschaft noch zum Klassenerhalt. Hier<br />

eine <strong>Spiel</strong>szene vom 0:0 gegen den FC Augsburg im<br />

März 1993, Thomas Hemmerich (links) und Joe<br />

House (rechts) versuchen sich in dieser Szene<br />

erfolglos gegen die Abwehr des Tabellenzweiten<br />

durchzusetzen.<br />

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Vorsichtig optimistisch schauen Kapitän Günther Bortner, Günther Behrle, Simon Vipic und Heinz<br />

Groenewold vom För<strong>der</strong>kreis in die Zukunft: im Februar 1994 drückten 1,1 Millionen DM Schulden.<br />

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Riesenjubel bei<br />

Jahn-Coach Sepp<br />

Beller nach dem<br />

1:0-Erfolg im Relegationsspiel<br />

über<br />

die SpVgg Weiden<br />

im Juni 1994. Miro<br />

Vanous hatte die<br />

Rot-Weißen durch<br />

sein Freistoßtor im<br />

Jahr <strong>der</strong> Regionalliga-Einführung<br />

vor<br />

dem Sturz in die<br />

Fünftklassigkeit bewahrt.


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Bei <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung im April 1995 wurde Horst Eberl (rechts) nicht nur zum neuen Jahn-<br />

Vorsitzenden gewählt, son<strong>der</strong>n konnte zusammen mit Ehrenratspräsident Ludwig Wagenpfeil (links)<br />

die langjährigen Mitglie<strong>der</strong> Ernst Radtke und Alfons Neubauer auszeichnen. Schauspieler Radtke (2.v.l.)<br />

war nach dem Krieg über drei Jahrzehnte Stadionsprecher gewesen.<br />

Keine Zeitungsüberschrift, erschienen 1974 in „Die Woche“, bringt <strong>das</strong> Hauptproblem <strong>der</strong> letzten<br />

dreißig, vierzig Jahre Jahn-Fußball besser zum Ausdruck. So oft es auch in den Siebziger Jahren und<br />

wie<strong>der</strong> seit den Neunziger Jahren zu Wechseln an <strong>der</strong> Spitze kam, so wenig hat sich die<br />

wirtschaftliche und strukturelle Lage verbessert – ein wirklicher Neuanfang lässt weiter auf sich<br />

warten…<br />

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