Ansehen/Downloaden! - ProteinMarkt
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Roggenpressschlempe<br />
im Bullenfutter<br />
Herausforderungen<br />
und Perspektiven<br />
der Bullenmast<br />
Proteinqualität<br />
wichtig bei der<br />
Silierung<br />
Bei Stretch- und<br />
Silofolien auf<br />
Qualität achten!<br />
Nutzungsmöglichkeit<br />
von Glycerin als<br />
Futtermittel<br />
Futter schnell<br />
selber testen<br />
Roggenpressschlempe<br />
aus Schwedt<br />
Nötigen Lagerraum<br />
für Gülle und Jauche<br />
mit Excel berechnen<br />
Getrocknete Weizenschlempe<br />
in der<br />
Schweineration<br />
2/2007<br />
Who is who<br />
der Ölsaatenverarbeitung<br />
Wachsendes Angebot<br />
an Eiweiß-Futtermitteln<br />
Worauf es in der<br />
Roggenfütterung<br />
ankommt<br />
Gv-Pflanzen steigern<br />
landwirtschaftliche<br />
Einkommen<br />
Internationale<br />
Studie: Verbraucher<br />
würden gv-Produkte<br />
kaufen<br />
Zeitschrift<br />
für Tierhaltung
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Die Umstellung der Energieversorgung<br />
auf erneuerbare<br />
Energien hat auch Folgen für die<br />
Futtermittelindustrie. Mit der<br />
schnell wachsenden Rapserzeugung<br />
zur Herstellung von Motorentreibstoffen<br />
fallen mehr Eiweißfuttermittel<br />
an. Über die entsprechenden<br />
Reaktionen der Mischfutterhersteller wird in dieser<br />
Ausgabe berichtet. In einem Übersichtsartikel werden<br />
die großen Ölmühlen in Deutschland vorgestellt.<br />
Worauf in der Roggenfütterung zu achten ist,<br />
und wie man damit in der Schweinemast gute Ergebnisse<br />
erzielt, wird in einem weiteren Bericht vorgestellt.<br />
Die ersten Ergebnisse von Fütterungsversuchen<br />
mit getrockneter Weizenschlempe, die bei<br />
der Bioethanolherstellung anfällt, zeigen bei Milchkühen,<br />
dass sie Sojaschrot ersetzen kann. Gleiches<br />
wird bei der Fütterung von getrockneter Weizenschlempe<br />
als Eiweißbestandteil in der Ration von<br />
Mastschweinen berichtet. Die züchterischen Bemühungen<br />
um einen höheren Proteingehalt im Getreide<br />
machen diese Ergebnisse möglich.<br />
Roggenpressschlempe, die ebenfalls bei der Herstellung<br />
von Ethanol entsteht, hat einen niedrigeren<br />
Eiweißgehalt, der als Eiweißkomponente in der Ration<br />
für die Leistungsfütterung nicht ausreicht. Dies<br />
bedeutet für die Praxis, dass eine Eiweißergänzung,<br />
z.B. mit Rapsschrot oder Rapskuchen erforderlich<br />
bleibt. Praktiker und Berater sollten sich diese neuen<br />
Futtermittel genau anschauen und die Einsatzmöglichkeiten<br />
prüfen. Wir wollen Sie durch die Veröffentlichung<br />
von Fütterungsversuchen und<br />
Berichten aus der Praxis dabei unterstützen.<br />
Sabine Sulzer<br />
CMA Centrale Marketing-Gesellschaft<br />
der deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />
Who is who der<br />
Ölsaatenverarbeitung<br />
Mechthilde Becker-Weigel, Köln<br />
In Deutschland gibt es eine Anzahl industrieller Ölmühlen<br />
mit Extraktion für die Verarbeitung von Raps,<br />
Soja, Sonnenblumen, Lein, Kokos und Rizinus,<br />
hinzu kommen 350 bis 400 dezentrale Ölpressen<br />
unterschiedlicher Größe, die Rapssaat und<br />
andere Ölfrüchte verarbeiten.<br />
Die Produktionskapazitäten gibt der Verband<br />
Deutscher Ölmühlen e.V. (VDOe) für Weichsaaten<br />
mit 7 Mio. t an und beziffert die Gesamtverarbeitungskapazität<br />
in Deutschland für alle<br />
Ölsaaten auf über 11 Mio. t. Die dezentralen<br />
Ölmühlen (Pressmühlen) mit einer Verarbeitungskapazität<br />
von 100 bis 100.000 t haben,<br />
nach Einschätzung von Branchenvertretern,<br />
eine Gesamtkapazität von ca. 800.000 t Rapssaat<br />
erreicht. Zur Zeit ist nur die Hälfte der Verarbeitungskapazität<br />
in Betrieb.<br />
◆ Die Verarbeitungsstandorte<br />
Die traditionellen Ölmühlenstandorte in<br />
Deutschland orientieren sich an logistischen<br />
Aspekten für den Ölsaatenbezug. Sie<br />
sind an Wasserstandorten oder in der Nähe<br />
großer Erzeugungsregionen lokalisiert. Die<br />
Standorte der neu entstehenden und im<br />
Bau befindlichen Ölmühlen orientierten<br />
sich auch an der Nähe zum Verbraucher. Das<br />
sind neuerdings Biodieselhersteller, die das<br />
Rohöl weiterverarbeiten zu Biodiesel.<br />
Die Standorte für die Sojaverarbeitung konzentrieren<br />
sich auf den Hafen Hamburg und<br />
den Mittelrhein, da Sojabohnen ausschließlich<br />
importiert werden. Raps- und Sonnenblumenverarbeiter<br />
suchen eher die Nähe zu den deutschen<br />
Anbaugebieten. Sie sind infolgedessen<br />
breiter gestreut und an folgenden Orten angesiedelt:<br />
Hamburg, Salzgitter, Riesa, Hamm,<br />
Spyck/Emmerich, Neuss, Mainz, Mannheim.<br />
◆ Ölmühlen in Deutschland<br />
Mit der Konsolidierung der Ölmühlenbranche<br />
in den vergangenen Jahrzehnten sind<br />
Unternehmenszusammenschlüsse und<br />
Übernahmen einhergegangen. Ein Beispiel<br />
ist die Mannheimer Ölmühle. Entstanden<br />
aus einem Zusammenschluss von neun kleinen<br />
süddeutschen Ölmühlen unter dem Namen<br />
VDO (Verein Deutscher Ölfabriken) gehört<br />
sie heute zum Bunge Konzern, der die<br />
Ölmühle Mannheim 2002 von Cereol übernahm.<br />
Die Verarbeitungskapazität liegt<br />
nach Unternehmensangaben bei 1,3 Mio. t.<br />
◆ US-Konzerne übernehmen<br />
Ölmühlenstandorte<br />
Die US-Konzerne Cargill und Archer Daniels<br />
Midland (ADM) haben mehrere deutsche Öl-<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
mühlen übernommen und verarbeiten damit<br />
jetzt den größten Anteil der deutschen<br />
Ölsaaten. Der Wettbewerb am<br />
deutschen Markt teilt sich auf wenige<br />
große Mühlen und viele kleine, lokale<br />
Mühlen auf.<br />
Der US-amerikanische Cargill Konzern<br />
verarbeitet in den Werken<br />
Mainz, Riesa und Salzgitter Weichsaaten<br />
zu Öl und Schrot. Die Verarbeitungskapazitäten<br />
liegen bei<br />
rund 1,5 Mio. t.<br />
Die Produkte sind überwiegend<br />
für den nationalen Markt<br />
bestimmt: Öl für die Nahrungsmittelindustrie<br />
und technische<br />
Anwendungen, Schrot<br />
für die Mischfutterindustrie. Mit<br />
einem Anteil von über 90 Prozent nimmt<br />
Rapssaat bei der Produktion die wichtigste<br />
Stellung ein, gefolgt von Sonnenblumenkernen.<br />
Die Rapssaat stammt<br />
überwiegend aus dem deutschsprachigen<br />
Raum und zum Teil aus den<br />
angrenzenden EU-Ländern.<br />
Der US Agrarkonzern Archer Daniels Midland<br />
Company (ADM) betreibt Werke in<br />
Hamburg und Spyck, sowie Europoort in<br />
den Niederlanden. 1992 baute ADM eine Pilotanlage<br />
zur Produktion von Biodiesel auf<br />
Rapsbasis in Leer und 1995 wurde die erste<br />
deutsche Großanlage zur Herstellung von<br />
Biodiesel in Leer in Betrieb genommen.<br />
Anfang 2006 wurde das bereits 1987 von<br />
der Ölmühle Hamburg AG gekaufte Tochterunternehmen<br />
Oelmühle Leer Connemann<br />
in die heutige ADM Hamburg AG integriert.<br />
Die Ölmühle wurde 2004 geschlossen, am<br />
Standort Leer wird heute ausschließlich Biodiesel<br />
produziert.<br />
Der US-Konzern wuchs weiter auf dem deutschen<br />
Markt durch Zukauf der Soja Mainz im<br />
Jahr 1997. Die Anlage in Mainz verarbeitet<br />
Sojabohnen. Produziert wird rohes und raffiniertes<br />
Öl, Lezithin, Hoch-Protein und Normal-Sojaschrot<br />
(GMO und NON-GMO).<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
Im September 2001 wurde auch am Standort<br />
Hamburg eine Biodieselproduktion in<br />
Betrieb genommen. Die ADM Hamburg AG<br />
ist mit einer möglichen Verarbeitungskapazität<br />
von insgesamt 5,5 Mio. t für Sojabohnen<br />
und Rapssaat der größte Ölsaatenverarbeiter<br />
in Deutschland.<br />
◆ Ölsaatenverarbeitung hat eine lange<br />
Tradition<br />
Neben den internationalen Konzernen, deren<br />
Markteinstieg in den 80er Jahren begann,<br />
liegt ein großer Teil der Ölsaatenverarbeitung<br />
weiterhin bei den traditionellen<br />
Verarbeitern.<br />
Die Ölmühle Brökelmann + Co hat ihren Sitz<br />
in Hamm/Westfalen, direkt am Datteln-<br />
Hamm-Kanal. Dieser gibt dem Unternehmen<br />
eine Schiffsverbindung zum Rhein und<br />
den großen Nordseehäfen. Die großen<br />
deutschen Rapsanbaugebiete liegen vor der<br />
Tür. Sonnenblumenkerne werden per Binnenschiff<br />
aus Frankreich und den MOE-Ländern<br />
bezogen.<br />
Die Ölmühle Brökelmann ist mit einer Verarbeitungskapazität<br />
von 500.000 t spezialisiert<br />
auf die Herstellung von Speiseölen, die<br />
unter dem geschützten EU-Markennamen<br />
BRÖLIO bekannt sind. Zudem werden Futtermittel,<br />
Lecithin und Fettsäuren produziert.<br />
In Hamm wird zudem Pflanzenöl für<br />
den technischen Betrieb produziert.<br />
Als Rheinanlieger werden von der Oelmühle<br />
C. Thywissen GmbH in Neuss jährlich mehr als<br />
600.000 t Raps, Sonnenblumen-, Leinsamen<br />
und andere Ölsaaten verarbeitet. Der verkehrsgünstige<br />
Standort am Rhein gibt heute<br />
einen wichtigen logistischen Vorsprung. Eine<br />
weitere Produktionsschiene des Unternehmens<br />
ist die Herstellung von Biodiesel. Im<br />
Jahr 2002 hat die Produktionsanlage der Firma<br />
NEW (Natural Energy West) bei der die Ölmühle<br />
C. Thywissen zusammen mit Diester<br />
(Paris), Bunge (New York) und Agravis (Münster)<br />
gleichberechtigt Gesellschafter sind, in<br />
Marl ihren Betrieb aufgenommen.<br />
Am Standort Neuss befindet sich mit der<br />
Sels O. + L. GmbH Co. KG Ölmühle Raffinerie<br />
ein weiterer großer Verarbeiter von Ölsaaten.<br />
Die Verarbeitungskapazitäten liegen<br />
bei 600.000 t Ölsaaten. Unter dem Dach der<br />
Rheinischen BIO ESTER GmbH ist die Ölmühle<br />
Sels mit drei weiteren Partnern im Rheinhafen<br />
von Neuss zudem an einer Anlage zur<br />
Herstellung von Biodiesel aus Rapsöl beteiligt.<br />
Seit März 2002 werden jährlich rund<br />
100.000 t Biodiesel produziert.<br />
◆ Biodieselhersteller mit eigener<br />
Saatverarbeitung<br />
Zu den Unternehmen, die eigene Extraktionsanlagen<br />
in einer Größenordnung von<br />
600.000 t betreiben zählt die Campa AG,<br />
Ochsenfurt. Ab Mitte 2007 wird Campa am<br />
neuen Standort Straubing in einer Ölmühle<br />
(Extraktions-Pressanlage) Rapssaat zu Öl<br />
verarbeiten. Am Standort Ochsenfurt beträgt<br />
die Biodieselproduktion jährlich<br />
150.000 t und ab dem ersten Quartal 2008<br />
wird am Standort Straubing eine neue Biodieselanlage<br />
mit einer Produktionskapazität<br />
von jährlich 200.000 t in Betrieb genommen.<br />
Die Power Oil Rostock GmbH, eine 100prozentige<br />
Tochter der Getreide AG, Rendsburg,<br />
verarbeitet im Rostocker Hafen ca.<br />
500.000 t Rapssaat pro Jahr.<br />
Ein weiteres Projekt in dieser Größenordnung<br />
ist die Biodieselanlage der Neckermann<br />
Renewables Wittenberg GmbH in<br />
Piesteritz an der Elbe. Sie soll jährlich<br />
520.000 t Rapssaat zu Biodiesel verarbeiten.<br />
Die Produktionskapazität beträgt 200.000 t<br />
Biodiesel pro Jahr.<br />
Der direkte Draht<br />
Mechthilde Becker-Weigel<br />
Wirtschaftsdienst agrar, Köln<br />
Tel.:0221/3796960<br />
Fax:0221/3796700<br />
E-Mail: becker-weigel@wdagrar.de<br />
Verarbeitung<br />
3
Mischfutter<br />
Hülsenfrüchte<br />
1%<br />
Sonstige<br />
15%<br />
Getreide<br />
45%<br />
Wachsendes Angebot an Eiweiß-Futtermitteln<br />
Reaktionen der Mischfutterhersteller<br />
Dr. Pius Zinner, RWZ Köln<br />
Die Mischfutterindustrie stellt aus einer Vielzahl von Rohstoffen Futtergemische her, die<br />
eine sichere und wirtschaftliche Produktion von tierischen Produkten ermöglicht. Grundlage<br />
dafür sind nicht nur die Rohstoffe sowie die Mineral- und Wirkstoffe, sondern auch das Wissen<br />
um die einzelnen Rohstoffe und die physiologischen Zusammenhänge im Tier.<br />
Die Mischfutterindustrie sieht ihre Aufgabe<br />
aber auch in der Veredelung von Rohstoffen,<br />
die als Nachprodukte der industriellen Bearbeitung<br />
von pflanzlichen oder tierischen<br />
Produkten anfallen. Aktuelle Entwicklungen<br />
in der globalen Wirtschaft verändern zusätzlich<br />
den Rohstoffmarkt für Mischfutterhersteller.<br />
Zu nennen sind wachsende Märkte in<br />
Asien und die Entwicklungen im Bereich<br />
»Nachwachsende Rohstoffe«.<br />
Mit veränderten Preisrelationen der Rohstoffe<br />
zueinander seit Anfang der 90er Jahre verloren<br />
Getreidesubstitute in Europa zunehmend<br />
an Attraktivität. Die mit Abstand<br />
wichtigsten Rohstoffe in der Mischfutterindustrie<br />
sind mit ca. 45 % Getreide und 26 %<br />
Ölkuchen/-schrote (Abb. 1). Gleichzeitig<br />
kommen über die Hälfte der eingesetzten<br />
Abb. 1: Rohstoffeinsatz in der deutschen<br />
Mischfutterindustrie im Wirtschafsjahr<br />
2005/2006 (Quelle: BLE)<br />
Raps, Sonnenblumenkerne<br />
0%<br />
Fisch-,Fleisch-,<br />
Tier-,Blutmehl<br />
0%<br />
Zitrus-, Obsttrester<br />
0%<br />
Melasse-, Rübenschnitzel<br />
3%<br />
Ölkuchen/-schrote<br />
26%<br />
Maiskleberfutter<br />
3%<br />
Mühlennachprodukte<br />
7%<br />
Maniokprodukte<br />
0%<br />
Rohstoffe als Nachprodukte aus der Ernährungsindustrie<br />
wie beispielsweise der Mühlenindustrie,<br />
Ölmühlen, Zuckerfabriken,<br />
Molkereien oder Brauereien.<br />
Steigende Tierleistungen, gesetzliche Verbote,<br />
aber auch neue Bewertungssysteme<br />
bei Eiweiß erhöhen stetig die Nachfrage<br />
nach Ölschroten. Demzufolge werden die im<br />
Zuge der stark wachsenden Bioenergiebrache<br />
zusätzlich anfallenden Rohstoffe als<br />
hoch interessante Ergänzung im Rohstoffmix<br />
eines Mischfutterherstellers gesehen.<br />
In der Diskussion um »Eiweiß« sind die in der<br />
Bioethanol- bzw. Pflanzenölgewinnung anfallenden<br />
Rohstoffe – Rapsextraktionsschrot,<br />
Rapskuchen, Getreideschlempe – insbesondere<br />
in Anbetracht der guten Eiweißkennwerte<br />
(Rohprotein, UDP, Aminosäuren) im Vergleich<br />
zu Sojaextraktionsschrot von hohem Interesse.<br />
◆ Reaktionen auf Veränderungen<br />
am Eiweißmarkt<br />
In der Mischfutterindustrie werden folgende<br />
Eiweißfuttermittel eingesetzt:<br />
◆ Sojaextraktionsschrot<br />
◆ Rapsprodukte<br />
◆ Hülsenfrüchte<br />
◆ Aminosäuren<br />
◆ Harnstoff<br />
◆ Tierische Eiweißprodukte<br />
(Milchprodukte, Fischmehl)<br />
◆ Pflanzliche Eiweißprodukte (Kartoffeleiweiß,<br />
Maiskleber, u.a.)<br />
Der Anteil von RES, Rapsexpeller und Getreideschlempe<br />
lässt sich in einem 22/3er Milchviehfutter<br />
50 % erhöhen, ohne die wertbestimmenden<br />
Kenndaten zu verändern.<br />
Wichtigster Lieferant von Rohprotein ist seit<br />
dem Verbot von tierischen Produkten wie<br />
Fleischknochenmehl der Rohstoff Sojaextraktionsschrot.<br />
Derzeit werden rund 3 Mio.<br />
Tonnen Sojaextraktionsschrot in der Mischfutterindustrie<br />
eingesetzt, das entspricht ca.<br />
15 % des gesamten Rohstoffverbrauches.<br />
Vom Rapsextraktionsschrot werden momentan<br />
etwa 1,5 Mio. Tonnen zu Mischfutter<br />
verarbeitet. Alle anderen Eiweißfuttermittel<br />
wie Kartoffeleiweiß, Fischmehl, Harnstoff<br />
oder Aminosäuren bzw. heimischen Rohstoffe<br />
wie Ackerbohnen spielen mengenmäßig<br />
eine geringere Rolle. So liegt der Verbrauch<br />
von Leguminosen im Mischfutter bei<br />
nur ungefähr 0,8 %.<br />
◆ Auswahl an Rohstoffen<br />
Neben der Preiswürdigkeit spielt für die<br />
Mischfutterindustrie die konstante und re-<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
gelmäßige Verfügbarkeit eines Rohstoffes<br />
eine wichtige Rolle. Allerdings bleibt als erste<br />
Grundvoraussetzung das Wissen über die ernährungsphysiologischen,<br />
hygienischen<br />
und technischen Eigenschaften der Komponente.<br />
Ein Rohstoff findet in der Mischfutterherstellung<br />
Verwendung, wenn dieser<br />
folgende Kriterien erfüllt:<br />
◆ Preiswürdigkeit<br />
◆ konstante Verfügbarkeit<br />
◆ fundiertes Wissen über<br />
– Nähr-, Mineral- und Wirkstoffe<br />
– Verdaulichkeit/Verwertbarkeit der<br />
Nährstoffe<br />
– Nebenwirkungen/Schadstoffe<br />
– Hygienestatus<br />
– Geruch/Geschmack<br />
– Einfluss der technischen Abläufe<br />
(Konstanz)<br />
◆ Eintrag in die Positivliste<br />
◆ Akzeptanz der Landwirte<br />
Die veränderten Situationen der letzten Jahre<br />
stellen neue Herausforderungen. Durch<br />
die verstärkte Nutzung von Alternativen in<br />
der Energiegewinnung fallen zunehmend<br />
Rohstoffe wie Rapsextraktionsschrot, Rapskuchen<br />
oder Getreideschlempe am Markt<br />
an. Um auch über diese alternativen Komponenten<br />
ein umfassendes Wissen zu<br />
erlangen, sind der Produzent und die Wissenschaft<br />
gefordert. Aber auch die Mischfutterhersteller<br />
müssen sich ihre eigenen Erfahrungen<br />
erarbeiten.<br />
◆ Mengenerhöhung der »neuen<br />
Rohstoffe« im Mischfutter<br />
Aus technischer und ernährungsphysiologischer<br />
Sicht lassen sich diese »neuen Rohstoffe«<br />
problemlos in höheren Mengen im<br />
Mischfutter einsetzen.<br />
Jedoch aufgrund der unzureichenden Preiswürdigkeit<br />
sowie der emotionalen Ablehnung<br />
seitens der Landwirte ist das derzeitige<br />
Einsatzniveau niedriger. Selbst im Rinderfutter<br />
werden Rapsprodukte von Landwirten<br />
immer noch als »Qualitäts-Risiko« angese-<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
hen. Negative Erfahrungen mit den 0-Sorten<br />
in den 70er Jahren sind tief verwurzelt. Aber<br />
auch der niedrigere Energiegehalt der Rapsprodukte<br />
wird als negativ bewertet. Bei dieser<br />
Diskussion wird jedoch oftmals außer<br />
Acht gelassen, dass bei Mischfutter die Gesamtmischung<br />
bewertet wird und keine Einzelkomponenten.<br />
Die »neuen Rohstoffe« können vielseitig eingesetzt<br />
werden (Abb. 2). Bei veränderter<br />
Preisrelation lässt sich demzufolge beispielsweise<br />
in einem 22/3er Milchviehfutter<br />
der Anteil von 35 auf 50 % erhöhen, ohne die<br />
wertbestimmenden Kenndaten (Rohprotein,<br />
NEL, nXP) zu verändern.<br />
In der deutschen Mischfutterindustrie werden<br />
bereits heute besonders im Rinderfutter<br />
die neuen Komponenten vermehrt eingesetzt.<br />
In den letzten Jahren setzte die Raiffeisen<br />
Waren-Zentrale Rhein-Main eG (RWZ) in<br />
ihren Rinderfuttersorten 27 % »neue Rohstoffe«<br />
ein. Im Gegensatz dazu wurden im<br />
Schweine- bzw. Geflügelfutter der RWZ nur<br />
etwa 6 % Raps- und Schlempeprodukte eingesetzt,<br />
obwohl viele unabhängige wissen-<br />
Abb. 2: Rohstoffzusammensetzung eines Milchviehfutters<br />
(22 % Rohprotein) im Vergleich<br />
bei veränderten Preisrelationen<br />
Rapsextraktionsschrot % 28,9 35,0<br />
Rapsexpeller % 6,1 10,0<br />
Getreideschlempe % 4,8<br />
Sojaextraktionsschrot % 9,1 0<br />
Citruspellets % 17,4 17,2<br />
Gerste+Weizen % 14,5 9,6<br />
Palmexpeller % 10,1 6,4<br />
Weizenkleie/Sojaschalen % 10,0 13,3<br />
Melasse/Vinasse/Vormischung % 3,9 3,7<br />
Gesamt % 100,0 100,0<br />
Rohprotein % 22,0 22,0<br />
NXP g/kg 180 = 180<br />
NEL MJ/kg 6,7 6,7<br />
35 %<br />
schaftliche Untersuchungen zeigen, dass<br />
mit höherem Einsatz von Rapsprodukten die<br />
Wirtschaftlichkeit der Schweinemast verbessert<br />
werden kann. Speziell bei Schweinefutter<br />
spielt dabei in erster Linie immer noch die<br />
Ablehnung von Rapsprodukten seitens der<br />
Landwirte die entscheidende Rolle.<br />
◆ Fazit<br />
Die »neuen Rohstoffe« werden in der Mischfutterindustrie<br />
nicht erst seit kurzem positiv<br />
bewertet. Bereits seit Jahren werden diese je<br />
nach Futtersorte eingesetzt. Die verarbeiteten<br />
Mengen wurden dabei in erster Linie aufgrund<br />
ihrer Preiswürdigkeit eingekauft. Die<br />
Ausweitung der eingesetzten Mengen wird<br />
zukünftig neben der Preiswürdigkeit auch<br />
sehr stark von der Akzeptanz der Landwirte<br />
abhängig sein. Für Rohstoffe, die als ByProdukt<br />
neuer Technologien auf den Markt<br />
kommen, werden zudem vollständige Informationen<br />
um das Produkt erwartet.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Pius Zinner<br />
Tel.:0221/1638-401<br />
E-Mail: zinnerpi@rwz.de<br />
50 %<br />
Mischfutter<br />
5
Getreidefütterung<br />
6<br />
Worauf es in der Roggenfütterung<br />
ankommt<br />
Erfahrungen aus Niedersachsen<br />
Heinz-Werner Reichenbach, LK Hannover<br />
Der erste Europäische Roggenkongress am 13. und 14. Juni in<br />
Berlin/Dahlewitz bot ein breites Spektrum: Züchtung, Anbau, Verwertung<br />
des Roggens wurden von Experten aus dem In- und Ausland<br />
vorgestellt. Neben neuen Möglichkeiten den Roggen zur Energiegewinnung<br />
einzusetzen, spielt die Verfütterung eine dominante<br />
Rolle, speziell in Niedersachsen.<br />
In Deutschland ist der Roggenanbau in den<br />
Bundesländern sehr unterschiedlich verteilt.<br />
In Brandenburg und Niedersachsen stehen<br />
rund 50 Prozent der Roggenbestände. 2007<br />
sind dies 347.000 ha (Destatis 2007). Der<br />
Roggeneinsatz im Futter wird für<br />
2007/2008 auf etwa 2,0 Mio. t geschätzt,<br />
d.h. etwa die Hälfte des erzeugten Roggens<br />
wird verfüttert. Die hofeigenen Mischungen<br />
haben dabei mit 32 Prozent einen deutlich<br />
höheren Anteil als das industriell hergestellte<br />
Mischfutter mit rund 18 Prozent. Bei der<br />
Verfütterung von Roggen nimmt Niedersachsen<br />
die absolute Spitzenposition ein,<br />
denn Niedersachsen hält zehnmal soviel<br />
Schweine wie das Land Brandenburg. Für die<br />
Erzeugung von ca. 11 Mio. Schlachtschweinen<br />
pro Jahr werden in Niedersachsen rund<br />
3,2 Mio. t Futter benötigt. Der Roggen leistet<br />
Abb. 1: Roggen im Vergleich<br />
Prozent bzw. MJ/kg<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
Rohprotein<br />
Triticale<br />
Weizen<br />
Gerste<br />
Roggen<br />
Rohfaser<br />
ME MJ/kg<br />
dazu einen<br />
wesentlichen<br />
Beitrag.<br />
Die Höhe des<br />
Roggenanteils im Mischfutter hängt vorrangig<br />
vom Preisgefüge und der Verfügbarkeit<br />
ab. In den Jahren 2003 bis 2006 führten<br />
günstige Preise bei mehreren norddeutschen<br />
Mischfutterherstellern zu Anteilen<br />
von 25 Prozent und mehr im Mittel- und<br />
Endmastfutter für Schweine.<br />
Mit 10 bis 25 Prozent war der Roggen in diesen<br />
Jahren auch im Kraftfutter für Kühe und<br />
für die Rindermast vertreten. In diesen Futtertypen<br />
bestand bei einigen niedersächsischen<br />
Mischfutterherstellern der gesamte<br />
Getreideanteil aus Roggen. In den<br />
letzten Monaten ist der Anteil deutlich zurückgegangen,<br />
denn die Verfügbarkeit des<br />
Roggens hat abgenommen.<br />
Industriell hergestelltes Geflügelfutter enthält<br />
selten Roggen. Im Endmastfutter für<br />
Hähnchen und im Legehennenfutter wurden<br />
aber in der Vergangenheit bei günstigen<br />
Roggenpreisen bis zu zehn Prozent eingesetzt.<br />
◆ Rohproteingehalte streuen weniger<br />
Von mehr als 1.000 Getreideproben, die aus<br />
der Ernte 2006 in der LUFA Nord-West untersucht<br />
wurden, entfallen 14 Prozent auf Rog-<br />
Abb. 2: Vergleich der Preiswürdigkeit<br />
bei einem Gerstenpreis von<br />
14 EUR/dt<br />
EUR/dt<br />
15,4<br />
15,2<br />
15,0<br />
14,8<br />
14,6<br />
14,4<br />
14,2<br />
14,0<br />
13,8<br />
13,6<br />
13,4<br />
Soja 18 EUR/dt<br />
Soja 21 EUR/dt<br />
Triticale<br />
Weizen<br />
Gerste<br />
Roggen<br />
Soja 24 EUR/dt<br />
genproben. Die Rohproteingehalte streuen<br />
bei Roggen weniger stark als bei den anderen<br />
Getreidearten. Der Gehalt an umsetzbarer<br />
Energie (ME) liegt mit 13,6 MJ/kg über<br />
dem Wert von Gerste aber niedriger als der<br />
von Weizen oder Triticale. (Abb. 1)<br />
Auf den Rohproteingehalt bezogen hat der<br />
Roggen eine etwas höhere Konzentration<br />
der drei wichtigsten Aminosäuren (Lysin,<br />
Methionin/Cystin und Threonin) als Weizen.<br />
Die Verdaulichkeit dieser Aminosäuren liegt<br />
allerdings niedriger als bei Weizen oder Triticale.<br />
Ein Ausgleich kann jeweils durch Zulagen<br />
von kristallinen Aminosäuren geschaffen<br />
werden.<br />
Bei der Berechnung der Preiswürdigkeit<br />
müssen die unterschiedlichen Gehalte an<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
Umsetzbarer Energie und Lysin berücksichtigt<br />
werden. Die relative Vorzüglichkeit des<br />
Roggeneinsatzes wird durch den Preis für<br />
Sojaextraktionsschrot beeinflusst. In der Abbildung<br />
2 ist erkennbar, dass bei einem Preis<br />
von 21 EUR/dt für Sojaschrot der Roggenpreis<br />
um 43 Cent über dem Gerstenpreis liegen<br />
darf, der Preis für Weizen kann den Roggenpreis<br />
um 43 Cent überschreiten, dann<br />
sind gleiche Futterkosten in der Schweinemast<br />
zu erwarten. In der Regel weisen die<br />
Marktpreise aber größere Unterschiede auf.<br />
Bei einer Preisdifferenz von 1 EUR/dt und<br />
mehr zum Weizenpreis kann die Wirtschaftlichkeit<br />
der Schweinemast durch den Einsatz<br />
von Roggen deutlich verbessert werden. Der<br />
Austausch von Weizen gegen Roggen (Tabelle<br />
1) führt in gleicher Kombination mit Gerste,<br />
HP-Soja und Mineralfutter zu einem um<br />
0,3 MJ/kg geringeren Energiegehalt des Futters.<br />
Der gleichfalls reduzierte Gehalt an verdaulichem<br />
Lysin ergibt aber im Verhältnis<br />
von Energie zu verdaulichem Lysin annähernd<br />
den gleichen Wert.<br />
◆ Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast<br />
durch Roggen verbessert<br />
Bei Berücksichtigung der neuen GfE- Versorgungsempfehlungen<br />
ist eine Methioninzulage<br />
bei beiden Rationen nicht erforderlich. Eine<br />
Zugabe von Threonin ist nur in der<br />
Roggenration erforderlich. Beide Rationen<br />
sind ausgerichtet auf ein durchschnittliches<br />
Niveau von 900 g Zunahme pro Tag. Ab<br />
einem Gewicht von 50 kg sind dafür<br />
950 g/Tag, von 60 bis 70 kg 1.000 g/Tag erforderlich.<br />
Beide Mastrationen sind dafür geeignet.<br />
Die Preise der neuen Ernte entscheiden<br />
dann, wie groß der Futterkostenvorteil<br />
bei der Roggenmischung sein wird.<br />
◆ Einsatz in Hofmischungen<br />
In einigen Betrieben sind Hofmischungen<br />
sogar mit Anteilen von bis zu 70 Prozent<br />
gutem Erfolg zu finden. Damit werden die<br />
von der DLG empfohlenen Werte deutlich<br />
überschritten.<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
Tab. 1: Vergleich von zwei Mastrationen<br />
Mastmischung ab 50 kg<br />
Roggenration<br />
Weizenration<br />
Roggen 50 % –<br />
Weizen – 50 %<br />
Gerste 27 % 27 %<br />
HP-Sojaschrot 19,5 % 19,5 %<br />
Mineralfutter mit 6 %Lysin<br />
und % Threonin<br />
3% 3%<br />
Pflanzenöl 0,5 % 0,5 %<br />
Kennzahlen der Mischung<br />
ME MJ/kg 13,2 13,5<br />
Verdauliches Lysin g 8,6 8,8<br />
MJ ME/verd. Lysin 1 : 0,652 1 : 0,655<br />
Die Agrargenossenschaft Jüterbog wurde<br />
bei der Fütterungstour des Roggenkongresses<br />
besichtigt. Der Roggen ist auf den leichten<br />
Böden dieses Betriebes die Hauptfrucht.<br />
Er wird in der Milchviehfütterung und der<br />
Bullenmast mit hohen Anteilen eingesetzt.<br />
Die Mastschweine erhalten in der Vormast eine<br />
Ration mit 54 Prozent und in der Endmast<br />
mit 50 Prozent Roggen. Die Vorlage erfolgt<br />
über Breiautomaten.<br />
In Betrieben mit Flüssigfütterungsanlagen<br />
werden gelegentlich technische Probleme<br />
beobachtet. Eine Bläschenbildung im Futterbrei<br />
kann durch die leicht löslichen Proteine<br />
des Roggens verursacht werden, dies wird<br />
auch bei Triticale und gelegentlich sogar bei<br />
Weizen beobachtet. Die Pumpfähigkeit des<br />
Futters verschlechtert sich. Eine Zugabe von<br />
Pflanzenöl kann dieses Problem vermindern.<br />
Hilfe bringt auch eine Reduzierung des<br />
Roggen- oder Triticaleanteils auf 30 Prozent.<br />
◆ Auf Mutterkornbesatz achten<br />
Als Vorteil des Roggeneinsatzes ist die generell<br />
geringere Belastung mit Fusarientoxinen<br />
im Vergleich zu Weizen und Triticale einzustufen.<br />
Der Besatz mit Mutterkorn kann aber<br />
die Verwendung einschränken, bei einem<br />
Besatz von mehr als einem Gramm pro kg<br />
darf die jeweilige Partie aus rechtlichen<br />
Gründen nicht verfüttert werden. Ein Verschneiden<br />
solcher Partien ist nicht zulässig.<br />
Versuche der Landwirtschaftskammer haben<br />
gezeigt, dass auch bei hohen Mutterkornanteilen<br />
im Futter die Leistungen von<br />
Mastschweinen nicht darunter leiden. Anders<br />
sieht es beim Sauenfutter aus. Mischfutterhersteller<br />
verwenden für Sauenfutter<br />
selten Roggen, da Mutterkorn bei Sauen gravierende<br />
Auswirkungen hat. Hofmischer<br />
können durch eine visuelle Beurteilung die<br />
Eignung des Roggens für die Herstellung<br />
von Sauenfutter feststellen. Mutterkornfreie<br />
Partien können bei laktierenden Sauen mit<br />
Anteilen von bis zu 25 Prozent eingesetzt<br />
werden.<br />
Mutterkornbesatz im Getreide<br />
◆ Regelung im Futtermittelrecht: max. 1 g/kg<br />
Mutterkorn in einer Getreidepartie<br />
◆ Höher belastete Partien dürfen nicht<br />
verfüttert werden<br />
◆ Verschneidungsverbot<br />
◆ Einsatz von Roggen im Sauenfutter erfordert<br />
absolut mutterkornfreie Partien<br />
◆ Fazit<br />
In den letzten Jahren hat eine große Zahl von<br />
Versuchen gezeigt, dass mit hohen Roggenanteilen<br />
in der Schweinemast sehr gute<br />
Mast- und Schlachtleistungen erzielt werden.<br />
Vorbehalte zur Roggenverfütterung,<br />
die in der Vergangenheit bestanden haben,<br />
konnten deshalb weitgehend abgebaut<br />
werden. Die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />
im Betriebszweig Schweinemast ist<br />
der Hauptgrund für die Verfütterung von<br />
Roggen.<br />
Der direkte Draht<br />
Heinz-Werner Reichenbach<br />
Tel.:05021-974072<br />
Fax:05021-974071<br />
reichenbach.heinz-werner@lawikhan.de<br />
Getreidefütterung<br />
7
Betriebsreportage<br />
8<br />
Roggenpressschlempe aus Schwedt<br />
Saftfutter, kein klassisches Eiweißfuttermittel<br />
L. Bertram Reuter, Wachtberg<br />
Die NBE Nordbrandenburger BioEnergie GmbH & Co. KG in Schwedt, eines der ersten und<br />
eines der größten Bioethanolwerke in Deutschland, produziert seit Dezember 2004 Bioethanol<br />
überwiegend aus Roggen. Die dabei anfallende Schlempe wird hauptsächlich zu 35%iger<br />
Pressschlempe als Futtermittel für Rinder und Schweine aufbereitet. Sie ist ein ausgeglichenes<br />
Futtermittel, das ohne besondere Umstellung der Ration zusätzlich gegeben werden kann. Bei<br />
dem Preis von ca. 25 EUR/t kann sie die Futterkosten senken.<br />
Das Werk gehört zur Sauter-Gruppe, die aus einem<br />
seit über 125 Jahren im bayerischen<br />
Schwaben ansässigen mittelständischen<br />
Landhandelsunternehmen (www.verbio.de)<br />
hervorgegangen ist. Sie betreibt ein weiteres<br />
Bioethanolwerk in Zörbig in Sachsen-Anhalt<br />
und die MUW Mitteldeutsche Umesterungswerke<br />
GmbH & Co. KG im Chemiepark Bitterfeld.<br />
Direkt neben dem NBE Bioethanolwerk in<br />
Schwedt hat die Sauter-Gruppe noch eine Anlage<br />
zur Biodieselveresterung errichtet. Beide<br />
stehen unmittelbar in der Nähe ihrer Kunden<br />
auf dem Gelände der PCK-Raffinerie, einer der<br />
modernsten Raffinerien in Europa, an der die<br />
Ruhr Oel GmbH, BP, Shell Deutschland, AGIP<br />
und Total beteiligt sind.<br />
◆ Roggen aus Brandenburg<br />
Das Bioethanolwerk in Schwedt stellt jährlich<br />
aus 580.000 bis 600.000 t Roggen 180.000<br />
Verladestation für die Pressschlempe<br />
bis 200.000 t Ethanol her. 95 % des Roggens<br />
bezieht das Werk bisher aus Brandenburg.<br />
Die NBE schließt mit den Landwirten »Energiepflanzenverträge«,<br />
seit 2006 auch für<br />
Weizen und Triticale. Das Getreide muss ein<br />
Hektolitergewicht größer als 68 kg, einen<br />
Stärkegehalt größer als 55 % und Feuchtigkeit<br />
unter 15 % haben. Bei einem Stärkegehalt<br />
über 55 % zahlt die NBE eine Prämie.<br />
Das Getreide wird mit Hammermühlen grob<br />
gemahlen, mit Wasser und Enzymen verflüssigt.<br />
Die Enzyme spalten die Stärke im Roggen<br />
in ihre Zuckerbestanteile. Danach wird<br />
die Maische mit Brennereihefen versetzt, die<br />
den entstandenen Zucker in 48 Stunden zu<br />
Bioethanol und Kohlendioxid umwandeln.<br />
Dieser Prozess verläuft in 20 Fermentern, die<br />
nacheinander befüllt werden. Jede Einheit<br />
nimmt ca. 300 t Getreide auf. Am Ende dieses<br />
Prozesses wird aus der ethanolhaltigen<br />
Maische der Rohalkohol entzogen und die alkoholfreie<br />
Schlempe zu Futtermitteln für<br />
Rinder und Schweine aufbereitet.<br />
◆ Wertvolles Futtermittel<br />
»Cattles Best - Natural«<br />
Die NBE vermarktet die Nebenprodukte der<br />
Ethanolproduktion als Futtermittel in drei<br />
Formen unter der Marke »Cattles Best - Natural«.<br />
Ein kleiner Teil mit 12–15 % Trockenmasse<br />
wird ohne weitere Behandlung noch<br />
warm in Tank-LKW an Schweinemäster gelie-<br />
Rechts<br />
neben<br />
dem Bioethanolwerk<br />
ist<br />
heller die Biodieselveresterungsanlage<br />
zu sehen<br />
Lothar These, Leiter Vertrieb<br />
Getreideschlempe und<br />
Fütterungsberater der NBE<br />
Die Getreideschlempe verbessert die Schmackhaftigkeit<br />
der Ration ganz deutlich. Keiner unserer<br />
Kunden hatte bisher Probleme mit der<br />
35%igen Pressschlempe und keiner hat bisher<br />
die Verwendung wieder aufgegeben. Man muss<br />
bei der Berechnung der Ration berücksichtigen,<br />
dass die Getreidepressschlempe kein alleiniges<br />
Eiweißfuttermittel ist. Die Eiweißbilanz muss<br />
mit Rapsexpeller, Rapsschrot oder Sojaschrot<br />
ausgeglichen werden.<br />
fert. Im landwirtschaftlichen Betrieb macht<br />
sie eine Milchsäuregärung durch, die eine<br />
gute Konservierung bewirkt, so dass sie fünf<br />
bis sechs Tage lagerfähig ist.<br />
Der größte Teil der Schlempe fließt über Decanter,<br />
die das Wasser bis auf 35 % Trockenmasse<br />
abscheiden und dem Produktionsprozess<br />
wieder zuführen. Die decantierte<br />
Pressschlempe wird sofort, noch über 50 °C<br />
warm, zu jeweils 25 t auf Lkw verladen und<br />
zu Milchvieh- und Rindermastbetrieben in<br />
einem Umkreis von bis zu 200 km gefahren.<br />
Diese Pressschlempe kommt zwar völlig steril<br />
aus der Produktion, durch die darin enthaltenen<br />
Hefen ist sie aber nicht haltbar, so<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
dass nur ganz große Betriebe ganze<br />
Lkw-Ladungen sofort frisch verfüttern<br />
können. Für Betriebe mit<br />
geringerem Bedarf wird der<br />
Pressschlempe »Kofa Grain<br />
pH 5« der Firma Addcon<br />
zugesetzt, so dass sie<br />
drei bis vier Tage stabil<br />
bleibt.<br />
◆ Die Pressschlempe<br />
lässt<br />
sich gut silieren<br />
Für die längere Lagerung<br />
ist die Schlauchsilierung<br />
die bestens erprobte<br />
Alternative. Dafür muss die Pressschlempe<br />
innerhalb eines Tages bei mindestens<br />
35 °C und auf Wunsch mit Siliermittel<br />
mit einer Siliermaschine in einem<br />
Silierschlauch mit einer Lagerdichte von<br />
über 800 kg je m3 siliert werden. Die so gefüllten<br />
Siloschläuche sollen drei bis vier Wochen<br />
geschlossen bleiben, bis die Kerntemperatur<br />
die Umgebungstemperatur erreicht<br />
hat. Nach der Öffnung des Schlauchsilos ist<br />
der Inhalt zwei bis drei Tage anschnittsstabil.<br />
Eine Anlage zur schonenden Trocknung der<br />
35%igen Pressschlempe auf 88 % Trockensubstanz<br />
und anschließender Pelletierung<br />
wird zurzeit noch gebaut.<br />
Roggenpressschlempe aus dem<br />
Bioethanolwerk in Schwedt<br />
Mittelwert % Abweichung<br />
Trockensubstanz 34,87 1,47<br />
Rohprotein (XP) 7,31 0,45<br />
Rohfett (XL) 1,86 0,42<br />
Rohfaser (XF) 4,70 0,25<br />
NfE 19,57 1,18<br />
MJ NEL 2,78 0,12<br />
nXP (g/kg) 70,98 3,74<br />
UDP (g/kg) 36,70 2,33<br />
Quelle: NBE, Nährstoffanalysen bis April 2006<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
◆ Stabile Qualität des Futtermittels<br />
Die 35%ige Pressschlempe verlässt das Werk<br />
in einer sehr stabilen Qualität mit sehr geringen<br />
Schwankungen der einzelnen Werte (Tabelle).<br />
Die Ergebnisse der aktuellen Nährstoffanalysen<br />
kann man auch auf der<br />
Internetseite der NBE nachlesen (www.nbeethanol.de).<br />
Beide im Werk Schwedt hergestellten<br />
Arten der Getreideschlempe sind<br />
auch in der Positivliste für Einzelfuttermittel<br />
unter der Codenummer 5.05.02 und 03 beschrieben.<br />
◆ Ein ausgeglichenes zusätzliches<br />
Saftfuttermittel<br />
Die Getreidepressschlempe aus Schwedt<br />
enthält noch 18 % Rohprotein mit einem hohen<br />
Anteil an darmverdaulichem Eiweiß.<br />
Auch der relativ große Anteil an leichtverdaulicher<br />
Rohfaser mit 50 % NDF ist für den<br />
Stoffwechsel günstig. Zudem ist die Pressschlempe<br />
aus Schwedt eine gute Mineralstoff-<br />
und Vitaminquelle und sie enthält bis<br />
zu 2 % der TM probiotisch wirkende Hefezellbestandteile<br />
und Enzyme, die das Immunsystem<br />
stärken.<br />
Die feuchtkrümelige Pressschlempe wird<br />
gern gefressen. Die Anteile von Soja- oder<br />
Rapsextraktionsschrot, Rapsexpeller oder<br />
Rapskuchen in der Ration für Rinder werden<br />
von dem Saftfuttermittel Pressschlempe<br />
nicht tangiert.<br />
◆ Täglich bis zu 6 kg in die Ration<br />
Die Verwender der 35%igen Pressschlempe<br />
fangen zumeist an, zwischen zwei und drei<br />
kg je Tier und Tag zu füttern und steigern<br />
dann die Menge bis 5 oder 6 kg.<br />
Der direkte Draht<br />
Nordbrandenburger BioEnergie<br />
GmbH & Co. KG<br />
Passower Chaussee 111, 16303 Schwedt/Oder<br />
Tel: 03332/26 99-500,<br />
Fax:03332/26 99-548<br />
E-Mail: info@nbe-ethanol.de<br />
» Kurzmitteilung<br />
Biogasgewinnung aus Rapsschrot<br />
und Rapskuchen<br />
Inzwischen ist in Deutschland die Zahl der<br />
Biogasanlagen auf über 3.500 gestiegen<br />
und damit ist auch der Bedarf an organischen<br />
Substraten als »Futter für die Betonkuh«<br />
stark angewachsen.<br />
Während in früheren Jahren – vor allem kleinere<br />
Biogasanlagen (50–200 kW) – auf Basis<br />
von Gülle gefahren wurden, werden heute<br />
viele größere Anlagen (500 kW) ausschließlich<br />
mit sogenannten nachwachsenden<br />
Rohstoffen (Maissilage, Grassilage, Getreide<br />
etc.) gefahren, dies insbesondere auch deshalb,<br />
weil diese Anlagen für den eingespeisten<br />
Strom einen zusätzlichen Nawaro-Bonus<br />
(nachwachsende Rohstoffe) erhalten.<br />
In Regionen mit hoher Dichte an Tierbeständen<br />
und Biogasanlagen nimmt die Konkurrenz<br />
um Flächen und Futtermittelrohstoffen<br />
spürbar zu und es besteht großes<br />
Interesse, weitere Rohstoffe in diesen Anlagen<br />
einsetzen zu können.<br />
Erste Erfahrungen mit Zugaben von Rapsschrot<br />
bzw. Rapskuchen, z.B. in Kombination<br />
mit Maissilage, sind viel versprechend.<br />
Der Einsatz ist derzeit jedoch auf solche Anlagen<br />
beschränkt, die keinen Nawaro-Bonus<br />
erhalten. Im Rahmen der Novellierung des<br />
EEG (Erneuerbare Energie-Gesetz) wird eine<br />
Aufnahme u.a. von Rapsschrot und Rapskuchen<br />
in die Liste der zulässigen Rohstoffe<br />
angestrebt.<br />
Weitere Detailinformationen über wichtige<br />
Aspekte beim Betreiben einer Biogasanlage<br />
können Sie unter www.veredlungsproduktion.de<br />
abfragen (Beitrag von Christian<br />
Wick, Nürtingen: Nach dem Anlagenbau<br />
kommt der Betrieb).<br />
Biogas<br />
9
Betriebsreportage<br />
10<br />
Roggenpressschlempe im Bullenfutter<br />
Bullenmast in Mecklenburg-Vorpommern<br />
L. Bertram Reuter, Wachtberg<br />
Der zweitgrößte Bullenmastbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern in Hohen Wangelin im<br />
Kreis Müritz verwendet täglich 20 t Roggenpressschlempe mit 35 % Trockensubstanz aus der<br />
180 km entfernten Bioethanolanlage in Schwedt.<br />
Der Betrieb firmiert als Agrargesellschaft<br />
Tempke und Partner GmbH & Co. KG. Zum<br />
Hohen Wangeliner Agrarverbund gehören<br />
mehrere Unternehmen, auch ein Lohnunternehmen,<br />
das einen großen Teil der anfallenden<br />
Arbeiten durchführt. Insgesamt sind ca.<br />
50 Personen in dem Unternehmensverbund<br />
beschäftigt.<br />
◆ Früher Färsen – heute Bullen<br />
Vor der Wende war das VEG Hohen Wangelin<br />
ein Färsenmastbetrieb. Seit der Privatisierung<br />
wird an dem Standort Marktfruchtbau, Rinder-<br />
und Schweinemast betrieben. Geschäftsführer<br />
sind Dr. Ingo Papstein, Christoph Kruse<br />
und Peter Tempke. Dr. Papstein, der in Rostock<br />
Tierproduktion studiert hat, leitet seit<br />
1999 den Betrieb. Die Agrargesellschaft bewirtschaftet<br />
700 ha Getreide, 600 ha Gras, 400<br />
ha Mais und ca. 300 ha Raps auf sehr unterschiedlichen<br />
Bodenqualitäten mit Bodenzahlen<br />
zwischen 25 und 45. Ein Teil des Silomaises<br />
steht auf sehr schwachen Standorten mit Bodenzahlen<br />
von 25 bis 35. Fast 100 ha können<br />
beregnet werden. Die Qualität der Maissilage<br />
liegt zwischen 6.6 und 6,8 MJ.<br />
◆ Mast bis 400 kg Schlachtgewicht<br />
In der Agrargesellschaft Hohen Wangelin<br />
werden jährlich 3.000 Bullen gemästet. Ein<br />
Großteil der Masttiere bezieht der Betrieb<br />
aus Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere<br />
Mutterkuhabsetzer. Aus Süddeutschland<br />
kommen Fleckviehfresser, teilweise<br />
auch aus Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein.<br />
Die Tiere werden deutlich<br />
schwerer als sonst üblich eingekauft, mindestens<br />
mit 110 kg und entsprechend der<br />
einzelnen Herkünfte in Gruppen aufgestallt.<br />
Die durchschnittliche tägliche Zunahme während<br />
der Mast liegt bei 1.300 g. Die Tiere werden<br />
bis auf 400 kg Schlachtgewicht ausgemästet.<br />
Den Verkauf der schlachtreifen Bullen<br />
organisiert die Agrargesellschaft selbst – zumeist<br />
an die Schlachthöfe in der Region.<br />
Ration für die Endmast der Bullen ab<br />
450 kg Lebendgewicht<br />
Ration<br />
in kg<br />
Anteil<br />
Trockensubstanz<br />
in %<br />
Triticale, gequetscht 1,5 16<br />
Roggen, geschrotet 1,0 10<br />
Rapsexpeller 0,75 8<br />
Maissilage 7,0 28<br />
Anwelk-Grassilage 3,5 14<br />
Zuckerrüben-Pressschnitzel 2,0 6<br />
Roggenpressschlempe 4,0 17<br />
Mineralstoff 0,06 1<br />
gesamt 21,56 100<br />
◆ Roggenpressschlempe täglich frisch<br />
Die Bestandteile der Futterration werden in<br />
zwei großen Außendosierern gemischt<br />
(Tab.). Von dort gelangt das Futter über Futterbänder<br />
in die Ställe. Das Getreide wird<br />
vorher im eigenen Betrieb gequetscht. Das<br />
Kraftfutter besteht aus 90 % eigenem, vorher<br />
gequetschtem Getreide und 10 % Rapsexpeller.<br />
Der Rapsexpeller kommt aus der Ölmühle<br />
in Malchin. Er enthält knapp 10 %<br />
Restfett. Im Vergleich zu Getreide ist das<br />
Rapseiweiß relativ preiswert.<br />
Die Pressschlempe wird von Montag bis<br />
Samstag von einem Lkw der Nordbrandenburger<br />
BioEnergie in Schwedt täglich frisch<br />
angeliefert.<br />
»Mit der Schlempe aus Schwedt haben wir die<br />
Versuchsphase beendet«, berichtet Betriebsleiter<br />
Dr. Papstein. »Zur Zeit füttern wir die<br />
Pressschlempe zu einem Anteil von ca. 18 %<br />
der Trockensubstanz. Die Roggenpressschlempe<br />
möchten wir nur frisch verfüttern.<br />
Aber wir haben auch ca. 200 t in Folienschläuchen<br />
siliert. Dadurch brauchen wir auf dieses<br />
Futtermittel nicht zu verzichten, wenn das Bioethanolwerk<br />
in Schwedt mal nicht liefern kann.<br />
Für die Folienschlauchsilierung nehmen wir<br />
extra kleine Schläuche für jeweils 50 bis 70 t<br />
Roggenpressschlempe, so dass wir schnell<br />
wieder zur Frischverfütterung übergehen können.«<br />
Der direkte Draht<br />
Agrargesellschaft Tempke und<br />
Partner mbH & Co. KG<br />
Malchower Chaussee 1<br />
17194 Hohen Wangelin<br />
Tel: 039933-760-0<br />
Fax:039933-703-94<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
Nötigen Lagerraum für Gülle<br />
und Jauche mit Excel berechnen<br />
Detlef Groß, DLR Westerwald-Osteifel<br />
Die Verordnungen der einzelnen Bundesländer über Anforderungen an Anlagen zum Lagern<br />
und Abfüllen von Jauche, Gülle, Silagesickersäften, Festmist und Silagen (JGSF-VO) dienen<br />
der Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie. Für Jauche und Gülle muss das Fassungsvermögen<br />
mindestens eine Lagerkapazität für sechs Monate umfassen.<br />
Bestehende Anlagen sind bis 31.12.2008 an<br />
diese Anforderungen anzupassen, ohne<br />
dass es einer Anordnung der unteren Wasserbehörde<br />
bedarf.<br />
Diese Anforderung ist auch CrossCompliance-relevant,<br />
wird im Rahmen der Kontrolle<br />
der EU-Nitratrichtlinie überprüft und führt<br />
bei fehlendem Lagerraum dann zu Prämienkürzungen.<br />
D.h. ab 2009 hat jeder Halter von Nutztieren<br />
für 6 Monate Lagerraum für die anfallende<br />
Gülle und Jauche seiner Tiere nachzuweisen.<br />
In der abgebildeten Excel-Anwendung sind<br />
die Werte für den Anfall pro Tiereinheit verwendet,<br />
wie sie in der Verordnung aufgeführt<br />
sind. Diese Zahlen enthalten auch das<br />
anfallende Tränke- und Reinigungswasser.<br />
Zusätzlich zu Gülle und Jauche sind allerdings<br />
auch eingeleitete Sickersäfte, Niederschlags-<br />
und Abwasser zu berücksichtigen –<br />
z.B. wird bei offenen Güllebehältern in<br />
einem Merkblatt zu JGSF-Anlagen der Struktur-<br />
und Genehmigungsdirektion Nord und<br />
Süd die halbe mittlere Niederschlagsmenge<br />
genannt. Bei 800 mm Niederschlag sind also<br />
inkl. 20 cm Mindestfreibord zusätzlich zu<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
den anfallenden Gülle-/Jauchemengen laut<br />
Düngeverordnung noch mindestens 60 cm<br />
Wandhöhe im Behälter einzukalkulieren.<br />
Zwar wird im Rahmen der CrossCompliance-<br />
Kontrollen zur Zeit lediglich überprüft, ob<br />
der Lagerraum ausreichend groß ist, um<br />
während der Sperrfrist im Winter keine Gülle<br />
oder Jauche ausbringen zu müssen. Dies<br />
sind jetzt 2,5 bis 3 Monate. Aber ab 2009<br />
wird eben generell eine Lagerkapazität für<br />
mindestens 6 Monate gefordert. Daher kann<br />
man mit dem Excel-Tableau schon einmal<br />
überprüfen, wie lange man mit dem vorhan-<br />
Auch überbetriebliche Lagerung und Ausbringung<br />
helfen bei zu geringem eigenen Lagerraum<br />
denen Güllelagerraum lagern kann und erkennt<br />
möglichen Handlungsbedarf.<br />
Evtl. kann man fehlenden Lagerraum in<br />
Nachbarbetrieben, die die Viehhaltung aufgegeben<br />
haben, anpachten und so den<br />
Nachweis einer ausreichenden Lagerkapazität<br />
führen, überbetrieblich lagern – oder bei<br />
Stahlbehältern vielleicht den Behälter um einen<br />
Ring aufstocken.<br />
Die Excel-Anwendung kann auf den Internet-<br />
Seiten des DLR Westerwald-Osteifel heruntergeladen<br />
werden (www.dlr-westerwaldosteifel.rlp.de)<br />
und zwar unter Infomaterial<br />
– Tierhaltung.<br />
Der direkte Draht<br />
Detlef Groß<br />
Tel.:02602/9228-0<br />
Fax:02602/9228-27<br />
11
Bullenmast<br />
12<br />
Herausforderungen und Perspektiven<br />
der Bullenmast<br />
Alfons Tempelmann, LK NRW, Kreisstelle Borken<br />
Die mit der Agrarreform verbundene Entkoppelung der Prämien von der Produktion wurde<br />
vor allem von Bullenmästern kritisch gesehen. Der Gewinn eines Bullenmastbetriebes entsprach<br />
in den Jahren vor der Reform in der Regel dem Prämienaufkommen. Da dieser Teil der<br />
Marktleistung im Zuge der Entkoppelung entfällt, stellt sich natürlich die Frage, ob ohne Prämie<br />
überhaupt eine sinnvolle Mast möglich ist.<br />
Hier hat sich inzwischen gezeigt, dass gestiegene<br />
Rindfleischpreise und angepasste<br />
Kälberpreise in spezialisierten Betrieben<br />
auch ohne Prämien eine wirtschaftliche Mast<br />
ermöglichen. In Betrieben, die unter die<br />
Kleinerzeugerregelung fielen und in Betrieben,<br />
die einen hohen Grünlandanteil an der<br />
Futterfläche hatten, kommt es nach Wegfall<br />
der Prämien jedoch zu deutlichen Einkommenseinbußen.<br />
Herausforderungen für Bullenmäster ergeben<br />
sich aber nicht nur aus dem Wegfall der<br />
Prämien. Die Bewältigung steigender Produktionskosten,<br />
gestiegene Qualitätsanforderungen<br />
und der zunehmende Druck internationaler<br />
Märkte erfordern erhebliche<br />
Anstrengungen.<br />
Der Einfluss des einzelnen Bullenmästers auf<br />
die erzielbaren Erlöse ist begrenzt. Er kann<br />
letztendlich nur durch die Minimierung seiner<br />
Produktionskosten und die Maximierung<br />
seiner Leistung das Betriebsergebnis maßgeblich<br />
beeinflussen.<br />
◆ Die Einkommen zwischen den Betrieben<br />
weisen erhebliche Differenzen auf<br />
Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Unternehmen<br />
unterscheiden sich in erster Linie<br />
in den nachfolgend dargestellten Punkten.<br />
Dem Kälbereinkauf kommt in der Bullenmast<br />
eine Schlüsselrolle zu. Der Wert eines<br />
Kalbes wird durch seine Masteignung bestimmt.<br />
Der an die aktuelle Marktsituation<br />
Dem Kälbereinkauf kommt in der Bullenmast eine<br />
Schlüsselrolle zu.<br />
und die Kälberqualität angepasste Kälberpreis<br />
ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit<br />
der Mast. Gute Kälber dürfen teuerer sein.<br />
Nur »billig« einkaufen kann »teuer« werden.<br />
Der wirtschaftlich noch vertretbare Kälberpreis<br />
muss betriebsspezifisch ermittelt werden.<br />
In diesem Zusammenhang spielen die<br />
im Betrieb erreichten Ergebnisse und die<br />
Kosten eine entscheidende Rolle. Deutlich<br />
wird auch, dass das Management des Betriebes<br />
entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis<br />
hat.<br />
Der von vielen Bullenmästern in Erwägung<br />
gezogene Wechsel in die Schweinemast oder<br />
andere Betriebszweige ist selten eine sinnvolle<br />
Alternative. Die Umstellung ist teuer<br />
und nur sinnvoll, wenn sie Teil einer langfristig<br />
angelegten Betriebsplanung ist.<br />
Für Betriebe, die sich in der Vergangenheit<br />
auf die Bullenmast spezialisiert haben, gibt<br />
es kaum eine Alternative. Gemischtbetriebe<br />
sollten konsequent den bisher erfolgreicheren<br />
Betriebszweig ausbauen.<br />
Die derzeit noch verfügbaren Top up´s dürfen<br />
nicht nur zur Abdeckung der laufenden<br />
Ausgaben genutzt werden, sondern sollten<br />
in erster Linie dem Aus- bzw. Umbau des Betriebes,<br />
als Ausstiegshilfe oder der Alterssicherung<br />
dienen.<br />
Müssen die Prämien derzeit zur Abdeckung<br />
der Lebenshaltungskosten herangezogen<br />
werden, ist die aktuelle Betriebsorganisation<br />
im Hinblick auf die langfristige Existenz des<br />
Betriebes kritisch zu prüfen.<br />
Betrachtet man die Perspektiven der Rindermast<br />
vor dem Hintergrund der Entwicklung<br />
Unterschied 25 %<br />
beste/schlechteste<br />
Betriebe<br />
gezielter<br />
Kälbereinkauf<br />
höhere<br />
Tageszunahmen<br />
höhere<br />
Schlachtgewichte<br />
geringere<br />
Verluste<br />
geringere<br />
Futterkosten<br />
bessere<br />
Vermarktung<br />
Einflussfaktoren<br />
◆ aktueller Rindfleischpreis und<br />
Zukaufpreis Kälber sind abgestimmt<br />
◆ gute Kälberqualität<br />
◆ hohe Grundfutterqualität<br />
◆ ausreichende Wasserversorgung<br />
◆ gutes Stallklima<br />
◆ optimale Futterration<br />
◆ gute Kälberqualität<br />
◆ genetisch optimales Endgewicht<br />
◆ gutes Stallklima<br />
◆ angepasste Belegdichte<br />
◆ trittsicherer Stallboden<br />
◆ hohe Grundfutterqualität<br />
◆ wiederkäuergerechte Ration<br />
◆ preisbewusster Kraftfuttereinkauf<br />
◆ gute Marktbeobachtung<br />
◆ hohe Schlachtkörperqualität<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
von Rindfleischproduktion und Rindfleischverbrauch,<br />
zeigt sich aus der Sicht des Produzenten<br />
im Vergleich zu den Vorjahren ein<br />
freundliches Bild.<br />
Die in der Vergangenheit bedrohlich hohen<br />
Interventionsbestände konnten abgebaut<br />
werden. Die Rindfleischproduktion der EU<br />
liegt inzwischen unter dem Eigenverbrauch,<br />
sodass sie zum Nettoimporteur wurde.<br />
Dieser Umstand animiert auch Betriebe, die<br />
bisher nicht sehr stark in der Bullenmast vertreten<br />
waren, zu Investitionen in diesen Betriebszweig.<br />
Bei Investitionen in die Bullenmast<br />
ist zu beachten, dass der Zeitraum<br />
zwischen Investitionsbeginn und spürbarer<br />
Einkommensverbesserung sehr lang ist. Die<br />
Bauzeit und die erste Mastperiode umfassen<br />
leicht einen Zeitraum von zwei Jahren.<br />
Es muss bedacht werden, dass die Kälberpreise<br />
in erheblichem Umfang von Betrieben<br />
beeinflusst werden, die in abgeschriebenen<br />
Gebäuden wirtschaften, relativ hohe Kälberpreise<br />
zahlen und damit die erzielbare Erlösdifferenz<br />
für »Neueinsteiger« mit durch-<br />
◆ Zustand und Gewicht des Kalbes<br />
entsprechen dem Alter lt. Tierpass<br />
◆ tägliche Futtervorlage<br />
◆ angepasste Belegdichte<br />
◆ trittsicherer Stallboden<br />
◆ kein Parasitenbefall<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
Betriebsleitereinfluss<br />
hoch<br />
hoch<br />
◆ ausgeglichene Fütterung hoch<br />
◆ gute Tierbeobachtung<br />
◆ homogene Gruppen bilden und<br />
schwache Tiere separieren<br />
◆ tatsächliche Futteraufnahme prüfen<br />
◆ keine Experimente mit teueren<br />
Zusatzstoffen<br />
◆ Futterverluste vermeiden (Lager, Trog)<br />
◆ angepasstes Schlachtgewicht<br />
◆ Verhandlung mit Vermarkter<br />
hoch<br />
hoch<br />
hoch<br />
schnittlichen Leistungen zu gering ist. Hohe<br />
Rindfleischpreise verbessern natürlich die<br />
Wertschöpfung der Rindviehhaltung, führen<br />
aber nicht zwangsläufig zur Einkommensverbesserung<br />
des Bullenmästers.<br />
◆ Fazit<br />
◆ Rindfleischverbrauch und Produktion lassen<br />
einen sicheren Absatz erwarten, Einkommensverbesserungen<br />
sind damit aber<br />
nicht zwangsläufig verbunden.<br />
◆ Bullenmäster sind in Abhängigkeit von<br />
Flächenausstattung und Betriebsgröße<br />
unterschiedlich von der Entkoppelung der<br />
Prämien betroffen.<br />
◆ Spezialisierte Bullenmäster auf Ackerbaustandorten<br />
schaffen den Einkommensausgleich.<br />
Betriebe auf Grünlandstandorten<br />
und Kleinerzeuger erleiden Einkommensverluste.<br />
◆ Spezialisierte Betriebe mit guten Leistungen<br />
sollten die Produktion weiter optimieren<br />
und ausbauen. Gemischtbetriebe sollten<br />
den Betriebszweig entwickeln, in dem<br />
sie bisher erfolgreich waren.<br />
◆ Die Ergebnisse differieren innerhalb des<br />
Betriebszweiges erheblich. Die Kenntnis<br />
der eigenen Situation ist daher die unerlässliche<br />
Voraussetzung für fundierte Entscheidungen.<br />
◆ Investitionen in die Bullenmast sind nur<br />
sinnvoll, wenn die Produktionstechnik beherrscht<br />
wird und die Liquidität des Betriebes<br />
gesichert ist.<br />
◆ Gute Rindfleischpreise sind allein kein<br />
Argument für Investitionen.<br />
◆ Der Markt wird zwar häufig durch politisch<br />
motivierte Maßnahmen überlagert aber<br />
nie ausgeschaltet.<br />
Der Druck auf alle in der Landwirtschaft<br />
agierenden Betriebe bleibt hoch und das<br />
nicht nur aufgrund zu geringer Verkaufserlöse,<br />
sondern auch infolge der Konkurrenz<br />
der Betriebe um Flächen, Kälber, Quoten u.<br />
andere Produktionsfaktoren. Auf Veränderungen<br />
mit Betriebsumstellungen zu<br />
reagieren ist nur selten möglich, dazu ist<br />
der Kapitalbedarf zu hoch. Die gründliche<br />
Analyse des Betriebes und die daraus resultierende<br />
Standortbestimmung sind<br />
daher unabdingbare Voraussetzung, das<br />
Risiko einer Fehlentscheidung zu minimieren.<br />
Der direkte Draht<br />
Alfons Tempelmann<br />
Tel: 02861/9227-0<br />
Fax:02861/9227-33<br />
Ökonimok<br />
13
Konservierung<br />
Proteinqualität wichtig<br />
bei der Silierung<br />
Dr. Wolfram Richardt, Prof. Manfred Hoffmann, Dr. Olaf Steinhöfel,<br />
LKV Sachsen und Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
Beim Grobfutter kommt neben der hygienischen Qualität (Konserviererfolg, Hefeund<br />
Schimmelpilzen, Rohasche) und der Häckselqualität auch der Rohproteinqualität<br />
eine wichtige Rolle zu.<br />
Bei der Betrachtung des Silierprozesses stehen<br />
normalerweise die Veränderungen in der<br />
Kohlenhydratfraktion im Vordergrund (Kohlenhydrate<br />
➞ Gärsäuren). Wenig beachtet<br />
werden hingegen die Veränderungen in der<br />
Rohproteinqualität. Dabei laufen auch beim<br />
Rohprotein umfangreiche Abbau- und Umbauprozesse<br />
ab, die den Futterwert der Grassilagen<br />
erheblich mitbestimmen. Eine Ausnahme<br />
bildet hier die Bestimmung des<br />
pepsinunlöslichen Rohproteins als Maß für die<br />
Hitzeschädigung seit Mitte der 80er Jahre.<br />
Man muss jedoch beachten, dass das pepsinunlösliche<br />
Rohprotein auch dann ansteigt<br />
(über 30 %), wenn der Pflanzenbestand sehr<br />
spät geschnitten wurde (z.B. späte Schnittnutzung)<br />
oder ein hoher Anteil an minderwertigen<br />
Futtergräsern den Hauptbestandteil der<br />
Silage ausmacht. Der Gehalt an pepsinunlöslichem<br />
Rohprotein ist somit auch ein Ausdruck<br />
Abb. 1: Darstellung der Rohproteinfraktionen<br />
(mod. nach Licitra et al. 1996)<br />
A<br />
Rohprotein (XP)<br />
Reinprotein<br />
A B1 B2 B3 C<br />
Fraktion Proteinfraktion enzymischer Abbau<br />
A NPN (Nicht-Protein-Stickstoff) –<br />
B1 pufferlösliches Reinprotein schnell<br />
B2 pufferunlösliches Reinprotein (ND-lösl.) variabel<br />
B3 zellwandgebundenes lösl. Reinprotein variabel bis langsam<br />
C zellwandgebundenes unlösl. Reinprotein keiner (unverdaulich)<br />
der Bestandspflege des Grünlandes.<br />
Das Futterrohprotein lässt sich nach<br />
dem Schema von Licitra et al. (1996)<br />
in fünf Fraktionen unterteilen (vgl. Nitrat-N<br />
Abb. 1). Die erste Fraktion (A) besteht<br />
aus NPN-Verbindungen (freie Aminosäuren,<br />
N-haltige Basen und Säuren, Harnstoff,<br />
u.s.w.). Diese Verbindungen tragen<br />
nicht zum Durchflussprotein (UDP) bei und<br />
werden im Pansen umgesetzt. Die B-Fraktionen<br />
bestehen aus Reinprotein, welches entweder<br />
nicht an die Faser gebunden ist (B1),<br />
an die NDF gebunden ist, aber leicht in Lösung<br />
geht (B2) oder aber an die ADF gebunden<br />
ist und leicht in Lösung geht (B3). Alle<br />
Fraktionen tragen in unterschiedlichem Ausmaß<br />
zum UDP bei. Die Fraktion C ist unlöslich<br />
an die ADF gebunden und gilt deshalb als<br />
nahezu unverdaulich. Aus diesem Grunde<br />
ergibt sich für die Fraktion C (bei Grassilagen<br />
und Brauerei- bzw. Brennereiprodukten) ein<br />
maximaler Wert von 12% des Rohproteins.<br />
Gehalte darüber hinaus sind ein deutlicher<br />
Hinweis von Hitzeschädigung. Der Beitrag<br />
für das UDP ist bei Fraktion C am höchsten.<br />
Diese Unterteilung des Rohproteins ist so-<br />
Abb. 2: Veränderungen in den Rohproteinfraktionen<br />
durch die bei der<br />
Silierung stattfindende Proteolyse<br />
Futter<br />
mittel<br />
Rohprotein<br />
Grünpflanze<br />
Reineiweiß<br />
Fraktion<br />
B+C<br />
Fraktion B1<br />
NPN<br />
Fraktion A<br />
UDP<br />
im<br />
Pansen<br />
verfügbar<br />
Proteolyse<br />
Reineiweiß<br />
Fraktion<br />
B+C<br />
Fraktion B1<br />
NPN<br />
Fraktion A<br />
UDP<br />
im<br />
Pansen<br />
verfügbar<br />
wohl auf Grünfutter wie auch auf die Silagen<br />
anwendbar.<br />
Während der Silierung findet ein erheblicher<br />
mikrobieller Abbau des in der Grünpflanze<br />
vorhandenen Reineiweißes statt. Dieser Vorgang<br />
wird als Proteolyse bezeichnet (siehe<br />
Abb. 2). Über den Umfang der Proteolyse<br />
und die Beeinflussbarkeit im Silierprozess ist<br />
bisher wenig bekannt. Die Bedeutung für<br />
den Futterwert der Silage besteht in der Reduzierung<br />
des Reineiweißes und damit im<br />
Absinken des Durchflussproteins (UDP) und<br />
des nutzbaren Rohproteins (nXP).<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
Abb. 3: Veränderungen in den NPN-Verbindungen<br />
bei Fehlgärung durch vorwiegend<br />
proteolytischen Clostridien<br />
Proteolyse<br />
Silage<br />
Reineiweiß<br />
freie<br />
Aminosäuren<br />
nicht<br />
Aminosäure-N<br />
Neben der Proteolyse gibt es aber weitere<br />
qualitätsmindernde Abbau- und Umbauprozesse.<br />
Die Fraktion A (NPN-Verbindungen)<br />
besteht zunächst aus einem hohen Anteil an<br />
freien Aminosäuren und einem geringeren<br />
Anteil an Nicht-Aminosäure-Stickstoff (siehe<br />
Abb. 3).<br />
Durch Fehlvergärungen von überwiegend<br />
proteolytischen Clostridien kommt es zum<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
Fehlgärung<br />
vorwiegend<br />
proteolytische<br />
Clostridien<br />
Silage<br />
freie<br />
Aminosäuren<br />
Amine<br />
NH 3<br />
usw.<br />
Abbau von Aminosäuren zu biogenen<br />
Aminen und Ammoniak (NH 3 ).<br />
Sowohl biogene Amine als auch Ammoniak<br />
wirken sich negativ auf Futteraufnahme,<br />
Tiergesundheit und<br />
Fruchtbarkeit aus und sind deshalb<br />
in Silagen zu minimieren. Der Nachweis<br />
von biogenen Aminen ist<br />
schwierig und aufwendig. Der Ammoniak-Gehalt<br />
ist aber ein ausreichender<br />
und derzeit auch gebräuchlicher<br />
Indikator und sollte deshalb<br />
dringend in die Beurteilung der Silagequalität<br />
einbezogen werden.<br />
In vereinzelten Untersuchungen<br />
wurden die Veränderungen in den<br />
Rohproteinfraktionen durch die Silierung<br />
untersucht. So erhöhte sich der Anteil<br />
der Fraktion A in Maissilagen um ca. 50 %<br />
und in Kleegrassilagen um mehr als 100 %<br />
(von 28 % auf 63 %). Dieser hohe Anstieg ist<br />
typisch für Grassilagen, wobei die Variation<br />
sehr groß ist. Bei anderen Feldstudien wurden<br />
Gehalte an Fraktion A von deutlich unter<br />
60 % und mehr als 70 % gefunden. Die Zunahme<br />
der Fraktion A hat den größten Einfluss<br />
auf die Höhe des UDP. In der unten auf-<br />
» Für Sie gelesen!<br />
Auch Tiere haben Anspruch<br />
auf sauberes Wasser!<br />
Orientierungsrahmen zur futtermittelrechtlichen<br />
Beurteilung der hygienischen<br />
Qualität von Tränkwasser erschienen!<br />
»Wasser ist Leben« und spielt eine zentrale Bedeutung<br />
in der Tierernährung. Aus diesem<br />
Grund ist der jetzt erschienende Orientierungsrahmen<br />
zur futtermittelrechtlichen<br />
Beurteilung der hygienischen Qualität von<br />
Tränkwasser sehr zu begrüßen.<br />
Der Orientierungsrahmen wurde im Auftrag<br />
des BMELV von Fachleuten erarbeitet und mit<br />
den Futtermittelüberwachungsbehörden der<br />
Länder sowie den betroffenen landwirtschaftlichen<br />
Organisationen und Wirtschaftsverbänden<br />
abgestimmt.<br />
Ziel des Orientierungsrahmens<br />
ist es, die wesentlichenAnforderungen<br />
an die hygienische Qualität von<br />
Tränkwasser darzustellen, um den Tierhalter in<br />
seinen Pflichten in Bezug auf die Tränkwasserhygiene<br />
zu unterstützen.<br />
Den ausführlichen Orientierungsrahmen sowie<br />
weitere Informationen, Empfehlungen sowie<br />
Tipps zur Probenahme erhalten Sie unter<br />
www.bmelv.de (unter Tierschutz und Tiergesundheit).<br />
15
Abb. 4: Einfluss der Feldliegezeit auf den Abbau<br />
des Reineiweißes<br />
0<br />
Feldliegezeit (d) 0,5 1,5 3 3 3 5 5 0,5 1,5 3 3 3 5 5<br />
Regen (d) 1 2 1 2 1 2 1 2<br />
Konservierung<br />
16<br />
Reineiweiß in % des Rohproteins<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Siliergut Silage<br />
geführten Untersuchung betrug der Mittelwert<br />
für das UDP in Grassilagen 18 % und entspricht<br />
in etwa der DLG-Futterwerttabelle<br />
1997 (15 %). Der niedrigste Wert lag aber bei<br />
12 % und der höchste bei 24 %. Bei anderen<br />
Untersuchungen an Grassilagen ergeben<br />
sich zum Teil noch niedrigere (< 10 % UDP)<br />
und noch höhere Werte (> 30 % UDP). Diese<br />
enormen Schwankungen im UDP-Gehalt bei<br />
Grassilagen mit gutem und sehr gutem Siliererfolg<br />
lassen die Schlussfolgerung zu,<br />
dass unsere bisherige Einschätzung der Silierqualität<br />
aus Sicht der Wiederkäuerfütterung<br />
nicht ausreicht. Auch bei Silierversuchen<br />
wird üblicherweise nicht die<br />
Proteinqualität berücksichtigt. Dies erklärt<br />
möglicherweise auch Effekte von Siliermitteln<br />
auf die Leistung von Tieren, ohne deutliche<br />
Unterschiede bei den Kohlenhydraten.<br />
Im Futtermittellabor des LKV Sachsen wurden<br />
mehrere Silierversuche ausgewertet<br />
und der Effekt von Milchsäurebakterien auf<br />
die Rohproteinfraktionen und den UDP-Gehalt<br />
untersucht. So verringert sich bei Einsatz<br />
eines biologischen Siliermittels die Proteinlöslichkeit<br />
(Fraktion A + B1) um ca. 4 %<br />
(56,6 % vs. 60,4 %) und erhöht sich das UDP<br />
um 4 % (24,2 vs. 19,9). Aus den ersten »zaghaften«<br />
Untersuchungsansätzen und Ergebnissen<br />
lässt sich schlussfolgern, dass durch<br />
biologische Siliermittel der UDP-Gehalt erhöht<br />
werden kann.<br />
Neben dem UDP sind aber auch der Konserviererfolg<br />
und der Gehalt an schädlichen<br />
Stoffwechselprodukten (z.B. Ammoniak)<br />
wichtige Qualitätsmerkmale. Untersuchungen<br />
zeigen, dass weder der UDP-Gehalt noch<br />
die verschiedenen Rohproteinfraktionen mit<br />
dem Konserviererfolg korrelieren. Einen deutlichen<br />
Zusammenhang gibt es jedoch zwischen<br />
Ammoniak (NH 3 ) und Konserviererfolg.<br />
Schlechte Konserviererfolge gehen mit einem<br />
steigenden Ammoniakgehalt einher.<br />
Dass erhöhte Ammoniakgehalte in Grassilagen<br />
nach wie vor ein Problem darstellen, zeigt<br />
Abbildung 4. In Abhängigkeit vom Erntejahr<br />
gibt es große Schwankungen im Anteil an Proben<br />
mit erhöhten Ammoniakgehalten<br />
(> 10 %). Besonders in nassen Jahren (z.B.<br />
2004) treten vermehrt Silagen mit Buttersäuregärung<br />
und hohen Ammoniakgehalten auf.<br />
Neben der Silierung könnte auch die Feldliegezeit<br />
einen Einfluss auf den Proteinabbau<br />
haben. Dazu wurde in einer entsprechenden<br />
Versuchsanordnung das Siliergut bis zu einer<br />
Feldliegezeit von 5 Tagen beprobt und<br />
untersucht (vgl. Abb. 4). Anschließend wurde<br />
das Siliergut einsiliert und nach demselben<br />
Schema beprobt und untersucht. Wie in<br />
Abbildung 4 zu erkennen, kommt es während<br />
der Feldliegezeit bereits zu einem ge-<br />
ringfügigen Abbau von<br />
Reineiweiß. Der Gehalt<br />
an Reineiweiß in den Silagen<br />
korreliert jedoch<br />
nicht mit der Feldliegezeit,<br />
sondern wird<br />
durch die Silierung<br />
selbst am meisten beeinflusst.<br />
Die erweiterten Erkenntnisse<br />
zur Proteinqualität<br />
in Silagen, die<br />
analytischen Möglichkeiten zu ihrer Bestimmung<br />
und die Bedeutung, die sie für Leistung<br />
und Gesundheit der Milchkühe haben,<br />
erfordern eine Erweiterung der bisher formulierten<br />
Anforderungen. Dazu sind die<br />
Kennzahlen für die Proteinlöslichkeit, die<br />
Fraktion C und UDP für Gras-, Mais- und Getreideganzpflanzensilagen<br />
in die Anforderungen<br />
aufzunehmen (Richardt, 2007)<br />
(Tab.)<br />
◆ Zusammenfassung<br />
Die Fraktionierung des Rohproteins gibt einen<br />
wichtigen Hinweis auf das Ausmaß der<br />
Proteolyse (Abbau des Reinproteins) und<br />
den Gehalt an Durchflussprotein (UDP). Die<br />
Proteinlöslichkeit (Fraktion A+B1) und das<br />
UDP sind wichtige Parameter zur Charakterisierung<br />
der Proteinqualität von Silagen und<br />
damit des Futterwertes (z.B. nutzbares Rohprotein).<br />
Die Parameter pepsinunlösliches<br />
Rohprotein und Ammoniak (NH3) können<br />
hingegen wichtige Informationen in Bezug<br />
auf Fehlgärungen liefern und stehen im engen<br />
Zusammenhang mit der Futteraufnahme<br />
und Tiergesundheit.<br />
Tab.: Orientierungswerte für Parameter der Rohproteinqualität<br />
in Silagen<br />
Parameter Einheit<br />
Grassilage<br />
Maissilage<br />
Rohproteingehalt g/kg TS 130–180 70–80 90–110<br />
NH3 Gehalt % des Gesamt-N
Bei Stretch- und Silofolien auf Qualität achten!<br />
Erwin Weiser, RWZ Köln<br />
Der wirtschaftliche Schaden durch verdorbene Silage ist um ein Vielfaches höher als die<br />
Ersparnis durch den Einsatz minderwertiger Folien.<br />
Gerade bei einem hohen Durchsatz muss<br />
auch bei suboptimalen Bedingungen (schwere<br />
Ballen, trockene und stängelige Silage, hohe<br />
Luftfeuchtigkeit, sehr hohe bzw. niedrige<br />
Temperaturen) ohne ständige Unterbrechungen<br />
gearbeitet werden können.<br />
◆ Stretchfolien für Silageballen<br />
In der Praxis sind zwei Stretchfolientypen von<br />
Bedeutung:<br />
Dreilagige Folie ist 25 µ dick und besitzt folgende<br />
Lagen: 1. Lage: UV-Beständigkeit, 2. Lage:<br />
mechanische Beständigkeit, 3. Lage: starke<br />
Klebkraft.<br />
Die fünflagige Folie »Silotite high Speed« ist<br />
ebenfalls 25 µ dick, hat jedoch folgende Lagen:<br />
1. Lage: UV-Beständigkeit, 2. Lage: Durchstoßfestigkeit,<br />
3. Lage: Reißfestigkeit, 4. Lage:<br />
Elastizität, 5. Lage: starke Klebkraft. Sie ist qualitativ<br />
besonders hochwertig. Diese Folie ist<br />
wesentlich elastischer und gasundurchlässiger.<br />
Aufgrund geringerer Schwankungen in<br />
der Materialdichte (Schwachstellen) ist sie zudem<br />
reißfester als die 3-Lagen-Folie und insbesondere<br />
bei hohen Durchsätzen oder unter<br />
schwierigen Bedingungen zu empfehlen.<br />
Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, ist neben<br />
der Wahl der richtigen Stretchfolie auch<br />
die richtige Anwendung von entscheidender<br />
Bedeutung:<br />
1. Schneiden Sie das Gras zum Beginn der<br />
Blütezeit.<br />
2. Das Gras soll mit einer Trockenmasse von<br />
40–50 % gepresst werden.<br />
3. Pressen Sie perfekt geformte und kompakte<br />
Ballen.<br />
4. Ballen müssen innerhalb von zwei Stunden<br />
nach dem Pressen gewickelt werden.<br />
5. Die Dehnungseinheit muss hinsichtlich<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
der Ballen so aufgestellt werden, dass<br />
sich der Mittelpunkt der Stretchfolienrolle<br />
auf der gleichen Höhe befindet wie der<br />
Mittelpunkt der Ballen.<br />
6. Dehnen Sie die Folie zwischen 55 und<br />
70 %.<br />
7. Wickeln Sie mit Minimum 50 % Überlappung<br />
und abhängig von Trockenmasse<br />
und Rohfaser 4 bis 6 Lagen Folie.<br />
8. Lagern Sie die gewickelten Ballen maximal<br />
12 Monate.<br />
9. Behandeln Sie die gewickelten Ballen<br />
vorsichtig (max. 3-fach stapeln).<br />
10. Schützen Sie die Ballen gegen Tiere und<br />
Ungeziefer.<br />
◆ Silofolien für Fahrsilagen<br />
Eine gute Silofolie muss die Silage vor Sauerstoff<br />
(von außen), UV-Strahlung und mechanischen<br />
Einflüssen schützen. Für eine hohe Gasdichte<br />
sollte das Ausgangsmaterial fast<br />
vollständig aus erstmalig eingesetzten und<br />
nicht recycelten Rohstoffen, bestehen. Dagegen<br />
werden in der schwarzen Schicht von<br />
»runderneuerten« Folien häufig nicht typenreine<br />
Rohstoffe verwendet. Derartige Folien<br />
sind stärker gasdurchlässig und meistens nur<br />
begrenzt lagerfähig. Die Gasdurchlässigkeit<br />
darf maximal der DLG-Norm entsprechen.<br />
Bei den verschiedenenFolienklassen<br />
ist<br />
es wichtig,<br />
neben dem Material<br />
auch auf die<br />
Foliendicke zu achten.<br />
Diese wird in µ (0,001 mm)<br />
angegeben.<br />
Die lange bekannten 200 und 150 µ Folien<br />
(schwarz/weiß) sind am dicksten und sehr zuverlässig.<br />
Die dreilagige 160 µ Folie (grün/<br />
schwarz/weiß) mit Spezialzusatzstoffen hat<br />
dieselbe mechanische Qualität wie eine 200 µ<br />
Folie, ist aber um 20 % leichter und dadurch<br />
einfacher in der Handhabung. Die dreilagigen<br />
125 µ Folien (grün/schwarz/weiß) mit Spezialzusatzstoffen<br />
entsprechen qualitativ den<br />
150 µ Folien, besitzen aber ebenfalls ein entsprechend<br />
geringeres Gewicht. Diese beiden<br />
Folien können aufgrund ihrer guten Festigkeitswerte<br />
und der garantierten Gasdichte<br />
über der DLG-Norm bei fachgerechtem Einsatz<br />
Silagen zuverlässig für mindestens ein<br />
Jahr schützen.<br />
Folien unter 110 µ oder Folien aus »runderneuerten«<br />
und nicht typenreinen Materialien<br />
sollten auf keinen Fall verwendet werden!<br />
◆ Zusätzlicher Schutz<br />
Unabhängig davon, welcher Folientyp zum<br />
Einsatz kommt, ist die Verwendung einer<br />
40 µ Unterzieh- bzw. Saugfolie empfehlenswert,<br />
die direkt auf der Silage aufliegt. Diese<br />
sorgt für einen optimalen Sauerstoffabschluss<br />
und sollte ebenfalls eine hohe Reißfestigkeit<br />
besitzen.<br />
Der direkte Draht<br />
Erwin Weiser<br />
Telefon: 0221/1638-398<br />
E-Mail: weiserer@rwz.de<br />
Konservierung<br />
17
Fütterungsversuche<br />
18<br />
Getrocknete Weizenschlempe<br />
in der Schweineration<br />
Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG), Iden<br />
Besonders in Sachsen-Anhalt werden durch die Südzucker AG in Zeitz (ca. 260.000 t<br />
Trockenschlempe) und durch die Mitteldeutsche BioEnergie GmbH und Co. KG in Zörbig Bioethanolanlagen<br />
errichtet, in denen erhebliche Mengen Getreide zur Verarbeitung kommen.<br />
Am Standort Zörbig sollen 250.000–300.000 t (vorwiegend Roggen) vergoren werden. Darüber<br />
hinaus hat die Sauter-Gruppe, zu der dieses Unternehmen gehört, eine weitere Anlage mit<br />
einer Verarbeitungskapazität von mehr als 500.000 t in Schwedt (Brandenburg) in Betrieb genommen.<br />
Weitere Anlagen sind deutschlandweit geplant oder schon im Bau. Damit steht zukünftig<br />
Schlempe, die als Koppelprodukt bei der Ethanolherstellung anfällt, in erheblichen<br />
Größenordnungen als Tierfutter auf dem Futtermittelmarkt zur Verfügung.<br />
Scheiterte der Einsatz der früher in flüssiger<br />
Form (8 % TM) anfallenden Dünnschlempe<br />
oft an Problemen bei Transport, Lagerhaltung<br />
und Futtervorlage, steht das Futtermittel<br />
heute zumeist auf 88 % TM getrocknet<br />
und pelletiert zur Verfügung.<br />
Auch im Bereich der Schweinefütterung ist<br />
der Einsatz der Trockenschlempe (92 % TS,<br />
auch DDGS = Distiller`s dry Grain with Solubles)<br />
als Futtermittel denkbar. Durch seinen<br />
hohen Eiweißgehalt von über 30 % könnte es<br />
zum Teil das importierte Sojaextraktionsschrot<br />
ersetzen.<br />
In die Schlempe geht alles ein, was bei der<br />
Verarbeitung von Getreide zu Bioethanol bei<br />
der Vergärung nicht in Alkohol umgesetzt<br />
wird. Letztlich entsteht ein Produkt, dass nur<br />
noch geringe Stärke und Zuckeranteile besitzt,<br />
in dem aber die übrigen Bestandteile<br />
Tab. 1: Mittlere Inhaltsstoffe der<br />
getrockneten Weizenschlempe<br />
DLG<br />
(1991)<br />
Vorschlag<br />
Mehrländerprojekt<br />
Trockenmasse % 94,4 94<br />
Inhaltsstoffe je kg Trockenmasse<br />
Rohasche g 49 58<br />
Rohprotein g 380 370<br />
Rohfaser g 83 75<br />
Rohfett g 56 67<br />
Stärke g 18 27<br />
Zucker g 24 35<br />
Ca g 2,1 1,3<br />
P g 4,2 8,9<br />
Na g 8,8<br />
K g - 11,2<br />
Met+Cys g 8,3 12,6 (11,0)<br />
Lysin g 8,6 7,7 (5,5)<br />
Thr g 10,9 11,1 (10,8)<br />
Trp g - 3,5<br />
ME MJ 11,26 12,1<br />
( ) = praecaecal verdaulich<br />
Tab. 2: Nährstoffverdaulichkeiten der<br />
Weizenschlempe (%)<br />
Rohnährstoffe DLG 1991 Mehrländerprojekt<br />
Rohprotein 66 72<br />
Rohfett 84 85<br />
Rohfaser 41 30<br />
NfE 66 71<br />
Trockenmasse – 67<br />
Org. Substanz 68,3 68<br />
Praecaecale Verdaulichkeiten:<br />
Rohprotein 90<br />
Lysin 72<br />
Metionin 85<br />
Cystin 88<br />
Threonin 97<br />
Quelle: Lindermayer, Hackl, Priepke<br />
des Getreides konzentriert werden. Diese<br />
Bestandteile sind sicherlich nicht in jeder erzeugten<br />
Charge gleich, können aber in die<br />
Rationsberechnung mit den in Tabelle 1 gezeigten<br />
Mittelwerten der Rohnährstoffe eingehen<br />
(Weizenschlempe).<br />
◆ Verdaulichkeiten der Weizenschlempe<br />
Im Rahmen eines Mehrländerprojektes<br />
wurden an der bayrischen Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft und der Universität<br />
Rostock Versuche zur Nährstoffverdaulichkeit<br />
durchgeführt (Tab. 2). Gegenüber älteren<br />
Angaben zur Verdaulichkeit konnte aber<br />
eine deutlich höhere Verdaulichkeit des<br />
Rohproteins (72 %) ermittelt werden. Damit<br />
erhöhten sich auch die Werte für den<br />
Energiegehalt auf 12,1 MJ umsetzbarer<br />
Energie.<br />
Für das Schwein sind besonders die Verdaulichkeiten<br />
der essenziellen Aminosäuren von<br />
Bedeutung. Die nach der ersten Untersuchung<br />
vermutete, sehr geringe Verdaulichkeit<br />
für das Lysin, konnten bei der Betrachtung der<br />
praecaecalen Verdaulichkeit (tatsächlich aufgenommene<br />
Aminosäuren im Dünndarm) etwas<br />
relativiert werden. Die Verdaulichkeit von<br />
72 % (Weizen ca. 89 %) lässt gegenüber dem<br />
Ausgangsprodukt Weizen einen Behandlungseffekt<br />
(Hitze bei Trocknung und Pelletie-<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
ung) erkennen. Dieser wirkte sich aber nicht<br />
so stark aus wie erwartet. Bei Bezug auf die<br />
Trockenmasse werden dem Schwein somit etwa<br />
5,5 g Lysin pro kg Schlempe für Körperfunktionen<br />
und Wachstum zur Verfügung stehen.<br />
Die übrigen für das Schwein<br />
interessanten Aminosäuren liegen in der Verdaulichkeit<br />
deutlich höher.<br />
◆ Ferkelfütterung<br />
Die hohen ans Ferkelfutter gestellten Ansprüche<br />
hinsichtlich Energie und Verdaulichkeit<br />
konnten mit eingemischter Schlempe<br />
nicht erfüllt werden (Tab. 3). Vor allem in den<br />
ersten drei Aufzuchtwochen wurde dies<br />
sehr deutlich. Bewegt sich das Leistungsniveau<br />
auf eher geringem Niveau, reichen<br />
die aufgenommenen Inhaltsstoffe auch für<br />
die kleineren Ferkel aus. 10%ige Ergänzung<br />
in den letzten drei Aufzuchtwochen scheinen<br />
bei mittlerem Leistungsniveau keine<br />
Leistungsdepressionen zu verursachen.<br />
Insgesamt gesehen ist die getrocknete Getreideschlempe<br />
nicht vorteilhaft in der Ferkelaufzucht.<br />
Der Einsatz sollte, wenn überhaupt,<br />
auf die zweite Aufzuchtphase und<br />
dort auf maximal 10% begrenzt werden. Eine<br />
finanzielle Vorzüglichkeit wird diese Einmischung<br />
momentan aber wahrscheinlich<br />
noch nicht erreichen.<br />
◆ Mastschweinefütterung<br />
Für Mastschweine, deren Ansprüche ans<br />
Futter sich gegenüber Ferkeln deutlich unterscheiden,<br />
stellen sich die Ergebnisse anders<br />
dar. Die Versuche (Ruhlsdorf V5, Köllitsch<br />
V6, Jena V7) zeigen deutlich, dass bei<br />
Einsatzmengen bis 15 % die Zunahmeleistungen<br />
nicht gemindert werden (Tab. 4). Erst<br />
bei noch höheren Mischungsanteilen gehen<br />
die Futteraufnahme und damit die Zunahmen<br />
deutlich zurück. Die Auswirkungen auf<br />
den Futteraufwand waren nicht ganz einheitlich,<br />
die geringe Verdaulichkeit der<br />
Schlempe lässt aber eine etwas schlechtere<br />
Futterverwertung erwarten.<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
Der Schlachtkörperwert, hier ausgedrückt<br />
im Magerfleischanteil, wurde im Bereich bis<br />
15 % nicht beeinflusst.<br />
Durch den Einsatz von 15 % Weizenschlempe<br />
können die Rationen (Ermittlung durch<br />
Frau Hagemann, Ruhlsdorf) um etwa 0,80<br />
EUR pro dt günstiger hergestellt werden.<br />
Hierbei wurden für die getrocknete Weizenschlempe<br />
Marktpreise angesetzt, die sich an<br />
die Preise des Rapsextraktionsschrot anlehnen<br />
(z.Zt. ca. 12 EUR/dt). Dieser monetäre<br />
Vorteil wurde allerdings durch den höheren<br />
Futterverbrauch wieder aufgehoben, so<br />
dass auch in der Mastschweinefütterung bei<br />
den derzeitigen Produktpreisen keine deutlichen<br />
finanziellen Vorteile für den Einsatz<br />
von getrockneter Weizenschlempe zu erwarten<br />
sind. Nach Berechnungen von Dr.<br />
Lindermayer, Grub, kann Trockenschlempe<br />
erst bei einem Preis von ca. EUR 8,60 je dt in<br />
der Schweinemast gewinnbringend eingesetzt<br />
werden. Für den Einsatz bei tragenden<br />
Sauen kann gut 1,00 EUR mehr ausgegeben<br />
werden.<br />
Tab. 4: Versuchsergebnisse<br />
Mastschweinefütterung<br />
Versuch<br />
Parameter<br />
5<br />
6<br />
7<br />
ProtiGrain-<br />
Anteil, %<br />
0 10 15<br />
Masttagszunahme, g/Tier 791 784 787<br />
Futteraufwand, kg/kg Zunahme 2,75a 2,72a 2,91b Magerfleischanteil, % 57,5ab 58,3a 56,5b 0 15 25<br />
Masttagszunahme, g/Tier 834a 827ab 745 ab<br />
Futteraufwand, kg/kg Zunahme 2,81 2,72 2,93<br />
Magerfleischanteil, % 55,7 55,2 55,7<br />
0 10 20<br />
Masttagszunahme, g/Tier 932 905 939<br />
Futteraufwand, kg/kg Zunahme 3,11 3,14 3,05<br />
Magerfleischanteil, % 54,7 55,0 54,7<br />
unterschiedliche Hochbuchstaben bezeichnen signifikante Unterschiede<br />
Quelle: Hagemann, Alert, Richter<br />
Tab. 3: Versuchsergebnisse Ferkelfütterung<br />
Versuch<br />
Iden<br />
n=260<br />
Köllitsch<br />
n=116<br />
Jena 1<br />
n=48<br />
Jena 2<br />
n=48<br />
Parameter<br />
Körpermassezunahme,<br />
g/Tier u. Tag<br />
Futteraufwand,<br />
kg/kg Zunahme<br />
Körpermassezunahme,<br />
g/Tier u. Tag<br />
Futteraufwand,<br />
kg/kg Zunahme<br />
Körpermassezunahme,<br />
g/Tier u. Tag<br />
Futteraufwand,<br />
kg/kg Zunahme<br />
Körpermassezunahme,<br />
g/Tier und Tag<br />
Futteraufwand,<br />
kg/kg Zunahme<br />
ab = statistisch signifikante Unterschiede<br />
Quelle: Weber, Alert, Richter<br />
◆ Fazit<br />
Heutige Weizenschlempen unterscheiden<br />
sich von den früher erzeugten sowohl in den<br />
Inhaltsstoffen als auch den Verdaulichkeiten.<br />
Es wird daher notwendig, die Tabellenwerte,<br />
die für die Rationsberechnung herangezogen<br />
werden, zu aktualisieren. Der Einsatz in der<br />
Ferkelaufzucht sollte sich maximal auf den<br />
zweiten Abschnitt begrenzen. In der Schweinemast<br />
können Mischungsanteile bis zu 15%<br />
ohne negative Auswirkungen auf die biologischen<br />
Kennzahlen eingesetzt werden. Die<br />
ökonomische Vorzüglichkeit ist aber in erster<br />
Linie vom Produktpreis abhängig. Denkbar ist<br />
auch der Einsatz in der Sauenfütterung. Tragenden<br />
Sauen kommt der hohe Rohfasergehalt<br />
von 7,5% sicherlich sehr entgegen.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Manfred Weber<br />
Telefon: 039390-6283<br />
Telefax: 039390-6201<br />
E-Mail: manfred.weber@llg.mlu.lsa-net.de<br />
Anteil Weizenschlempe (%)<br />
0 3 5 8 10<br />
480 a 440 bd 448 bc 417 d –<br />
1,57 1,53 1,64 1,66 –<br />
518 – – – 505<br />
2,03 – – – 1,99<br />
445 a – 408 a – 346 b<br />
1,29 ab – 1,27 a – 140 b<br />
364 – 353 – 361<br />
1,42 a – 1,38 ab – 133 b<br />
19
Fütterungsversuche<br />
20<br />
Nutzungsmöglichkeit von<br />
Glycerin als Futtermittel<br />
Untersuchungen zum Stoffwechsel von Glycerin<br />
Dr. Claudia Kijora, Berlin<br />
Glycerin wurde bereits erfolgreich in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />
als Substrat gegen Ketose bei Wiederkäuern eingesetzt. Wegen des vergleichsweise<br />
hohen Preises von Glycerin war die Nutzung begrenzt und geriet nahezu<br />
in Vergessenheit.<br />
Mit Beginn der Biodieselproduktion standen<br />
plötzlich größere Mengen Glycerins zur Verfügung.<br />
Das bot den Anlass, die Nutzungsmöglichkeit<br />
von Glycerin als Futterkomponente<br />
zu prüfen.<br />
In einer Reihe von Untersuchungen an der<br />
Humboldt-Universität zu Berlin wurden Stoffwechsel<br />
von Glycerin und die Verträglichkeit<br />
größerer Mengen Glycerins (bis 30 % in der Ration)<br />
und unterschiedlicher Reinheit (technisches<br />
vs. reinst. Glycerin) untersucht.<br />
Die Untersuchungen wurden an Ratten<br />
(Stoffwechsel), Mastschweinen und Bullen<br />
durchgeführt. In-vitro- Untersuchungen mit<br />
Pansensaft sollten Auskunft über die Umsetzung<br />
von Glycerin durch Pansenmikroben<br />
geben.<br />
◆ Futtereigenschaften von Glycerin<br />
Glycerin schmeckt süß und wird von allen<br />
Tierarten gern aufgenommen. So führt Glycerinfütterung<br />
zur Steigerung der Futteraufnahme.<br />
In unseren Untersuchungen lag die Futteraufnahmesteigerung<br />
bei 10–20 %. Sie ist unabhängig<br />
von der Glycerinmenge in der Ration<br />
(5–30 %).<br />
Glycerin ist eine visköse wasserlösliche Flüssigkeit,<br />
die als Futterkomponente gut zu<br />
verarbeiten ist, wenn der Anteil in der Futtermischung<br />
nicht mehr als 10 % beträgt. Größere<br />
Mengen führten zu Verklumpungen<br />
der Futtermischungen.<br />
◆ Verdauung und Stoffwechsel<br />
beim Schwein<br />
Glycerin ist als Bestandteil der Fette bei einem<br />
Schwein von 100 kg Lebendmasse in<br />
Mengen von etwa 2,4 kg im Körper vorhanden.<br />
Nur 0,02 % oder 0,5 g liegen als freies<br />
Glycerin vor. Wird Glycerin verfüttert, so<br />
wird es sehr schnell und nahezu vollständig<br />
verdaut. Im Kot erscheinen, unabhängig von<br />
der Dosierung in der Ration nur Spuren von<br />
freiem Glycerin.<br />
Bereits 30 Minuten nach der Futteraufnahme<br />
erreicht die Glycerinkonzentration im<br />
Blutplasma Werte, die den Normalwert um<br />
das 250-fache überschreiten können. Übersteigen<br />
die Blutwerte das 10-fache der Normalkonzentration,<br />
kann die Niere Glycerin<br />
nicht mehr vollständig filtrieren und es wird<br />
teilweise unverwertet mit dem Harn ausgeschieden.<br />
Bei den Untersuchungen wurden bei etwa<br />
5 % Glycerin in der Ration keinerlei Verluste<br />
über den Harn ermittelt. Rationsanteile von<br />
10 % führten schon zu einer 80-fachen Steigerung<br />
der Blut-Glycerinkonzentration gegenüber<br />
dem Normwert und Glycerin wurde<br />
im Harn nachgewiesen.<br />
Nach der Verdauung gelangt Glycerin in die<br />
Leber, wo es mittels des Enzyms Glycerokinase<br />
in Glycerin-3-Phosphat umgewandelt<br />
wird. Weitere enzymatische Umsetzungen<br />
Tab. 1: Lebendmasseentwicklung<br />
und Pansenparameter nach<br />
Glycerinfütterung<br />
Kontrollgruppe<br />
Glyceringruppe<br />
Lebendmasse Beginn/kg 215,4 � 12,6 224,4 � 12,7<br />
Lebendmasse Ende/kg 423,2 � 13,9 436,8 � 13,0<br />
Lebendmassezunahme g/Tag 976 � 27 997 � 39<br />
Futteraufwand kgT/kg<br />
Zunahme<br />
6,80 6,42<br />
pH im Pansen/<br />
Mittelwert aus 11 Messungen 6,71 � 0,06 6,64 � 0,04<br />
kurzkettige Fettsäuren<br />
gesamt mmol/l<br />
101,4 � 5,04<br />
96,05 �<br />
2,73<br />
Acetat : Propionat 3,8 : 1 3,4 : 1<br />
folgen bis zur Stufe von Glycerin-Aldehyd-3-<br />
Phosphat. Diese Verbindung mündet entweder<br />
in den Citratzyklus, in welchem unmittelbar<br />
Energie gewonnen wird oder wird zu<br />
Glucose aufgebaut. Die Glucose kann dann<br />
wiederum in verschiedene Stoffwechselwege<br />
einmünden. Wichtige Wege sind: Glycogensynthese,<br />
Energiegewinn im Muskel,<br />
Fettsynthese im Muskel und Fettgewebe<br />
und Synthese nichtessentieller Aminosäuren.<br />
Aus den Untersuchungen ergab sich weiter,<br />
dass Glycerin schnell umgesetzt wird und innerhalb<br />
von 6 Stunden zwei Drittel des aufgenommenen<br />
Glycerins in Energie umge-<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
wandelt war. Nur relativ geringe Mengen<br />
wurden im Fettgewebe wiedergefunden.<br />
Auch ein Beitrag zur Verbesserung der N-Bilanz<br />
wurde von Glycerin nicht geliefert.<br />
Glycerin übt durch seine Eigenschaften (Erhöhung<br />
der Osmolarität) einen großen Einfluss<br />
auf den Wasserhaushalt aus. So muss<br />
bei Glycerinverfütterung streng darauf geachtet<br />
werden, dass Wasser immer frei zur<br />
Verfügung steht. Besonders bei Nutzung<br />
technischen Glycerins mit Anteilen von etwa<br />
5 % Kochsalz (NaCl) muss ein freier Wasserzugang<br />
gesichert sein. Messungen zum Wasserumsatz<br />
bei Glycerinverfütterung ergaben<br />
bei 10 % Rationsanteil eine Erhöhung der<br />
Wasserausscheidung im Harn von 40 % gegenüber<br />
einer Kontrollgruppe ohne Glycerinfütterung.<br />
◆ Technisches Glycerin<br />
Bei Verfütterung von 3 verschiedenen Proben<br />
technischen Glycerins in Rationsanteilen<br />
von 5 und 10 % konnten wir sowohl hinsichtlich<br />
der Futteraufnahme als auch der<br />
Wachstumsleistung keine signifikanten Unterschiede<br />
zum reinen Glycerin nachweisen.<br />
◆ Umsatz von Glycerin im Pansen<br />
Wir analysierten den Umsatz von Glycerin im<br />
Pansen mittels in-vitro-Inkubation von Pansensaft<br />
und nach Infusion von Glycerin in<br />
den Pansen von fistulierten Bullen. Das Reaktionsprodukt<br />
von Glycerin ist hauptsächlich<br />
Propionsäure. So steigt nach Glycerininfusion<br />
in Höhe von 10 % der Ration die<br />
Propionsäurekonzentration im Pansen an<br />
und das Essigsäure : Propionsäure : Verhältnis<br />
verengt sich von 3,5 : 1 ohne Glycerin auf<br />
2,1 : 1 am 7. Tag. Gleichzeitig mit dieser Veränderung<br />
ergab sich eine Senkung des pH-<br />
Wertes im Pansen von 6,3 auf 5,4.<br />
Die Geschwindigkeit des Glycerinumsatzes<br />
im Pansen, bestimmt im in-vitro-Ansatz, ist<br />
moderat. Etwa 0,6 g Glycerin werden pro<br />
Liter Pansensaft in der Stunde umgesetzt.<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
Bei Infusion von Glycerin in den Pansen von<br />
Bullen war nach 4 Stunden kein Glycerin im<br />
Pansen nachzuweisen. Neben dem Umsatz,<br />
hauptsächlich zu Propionsäure, haben wir<br />
die Resorption über die Pansenwand und<br />
den Transport ins Duodenum nachweisen<br />
können. Mit dem Pansensaft strömen jedoch<br />
nur 2 % der aufgenommenen Menge ins<br />
Duodenum. Die über die Pansenwand resorbierte<br />
Menge wurde nicht exakt erfasst, jedoch<br />
stieg die Konzentration von Glycerin im<br />
Blut um das 3-fache signifikant an. Gleichzeitig<br />
verringerten sich im Blut die Harnstoffkonzentration<br />
und die Acetonkörpermenge<br />
(�-Hydroxybutyrat).<br />
Bei der Verfütterung von Glycerin in Höhe<br />
von 4 % Rationsanteil an Mastbullen ermittelten<br />
wir geringere Veränderungen von<br />
Pansenparametern verglichen zum Infusionsversuch.<br />
Die Ergebnisse eines Fütterungsversuches<br />
an Bullen zeigt Tabelle 1.<br />
◆ Fazit<br />
Aus stoffwechselphysiologischer Sicht kann<br />
Glycerin an Schweine in Rationsanteilen bis<br />
zu 5 % mit positiver Wirkung auf die Futteraufnahme<br />
und Mastleistung verfüttert werden.<br />
Der Einsatz von technischem Glycerin<br />
zeigte keine Unterschiede in der Wachstumsleistung<br />
zum reinen Produkt.<br />
Höhere Glycerinmengen führen zu einer ineffizienten<br />
Nutzung und zu einer Belastung<br />
des Wasserhaushaltes. Daher muss bei Glycerinverfütterung<br />
freier Wasserzugang gesichert<br />
sein.<br />
Auch für Wiederkäuer stellt Glycerin eine gute<br />
Energiequelle dar. Hauptprodukt des Glycerinabbaus<br />
im Pansen ist Propionsäure, die als<br />
Glycoseprecursor geeignet ist, einer ketotischen<br />
Stoffwechsellage entgegenzuwirken.<br />
Der direkte Draht<br />
Dr. Claudia Kijora<br />
Telefon: 030-20936373<br />
E-Mail: claudia.kijora@rz.hu-berlin.de<br />
» Zahlen und Fakten<br />
Boom in der Ölsaatenverarbeitung<br />
hält an<br />
Die Ölsaatenverarbeitung in Deutschland ist im<br />
Jahr 2006 weiter angestiegen auf fast 10 Mio. t<br />
(9,907 Mio. t). Zur mit Abstand wichtigsten Ölsaat<br />
hat sich der Raps entwickelt (6,2 Mio. t<br />
oder 63 % der Gesamtverarbeitung) gefolgt<br />
von Soja (3,4 Mio t). Alle übrigen Ölsaaten (Sonnenblumen,<br />
Lein, Kopra) spielen mit 0,3 Mio. t<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Triebfeder für diese Entwicklung ist nach wie<br />
vor der Pflanzenöl-Markt. Der Verbrauch ist um<br />
rd. 1⁄3 von 4,4 auf 5,8 Mio t gestiegen. Dabei<br />
reichte die Steigerung der hiesigen Verarbeitung<br />
von 3,1 auf 3,3 Mio t nicht aus, diese<br />
Nachfrage zu decken, sondern die Importe<br />
stiegen um mehr als 1 Mio t von 2,4 auf 3,5 Mio<br />
t an, vornehmlich Rapsöl, dessen Anteil am Gesamtverbrauch<br />
auf 59 % angestiegen ist.<br />
Der Verbrauch von Ölschroten erhöhte sich<br />
von 7,0 auf 7,3 Mio. t. Nach wie vor ist das wichtigste<br />
Eiweißfuttermittel der Sojaschrot mit<br />
4,5 Mio. t oder 62 % am Gesamtverbrauch. Der<br />
Anteil von Rapsschrot steigt aber ständig an<br />
und hat inzwischen mit 2,2 Mio. t 30 % Anteil<br />
am Gesamtölschroteverbrauch. Ein weiterer<br />
Anstieg des Rapsschrot-Verbrauches auf bis zu<br />
3 Mio. t scheint bereits kurzfristig möglich.<br />
Ölsaatenverarbeitung und Verbrauch<br />
Öle und Ölschrote in Deutschland<br />
2005 2006<br />
Mio. t<br />
Ölsaatenverarbeitung<br />
% Mio. t %<br />
Sojasaat 3,5 36 3,4 34<br />
Rapssaat 5,6 59 6,2 63<br />
Gesamt 9,5 100 9,9 100<br />
Verbrauch Pflanzenöle<br />
Sojaöl 0,4 9 0,7 12<br />
Rapsöl 2,3 52 3,4 59<br />
Gesamt 4,4 100 5,8 100<br />
Verbrauch Ölschrote<br />
Sojaschrot 4,3 61 4,5 62<br />
Rapsschrot 2,0 28 2,2 30<br />
Gesamt 7,0 100 7,3 100<br />
Fütterungsversuche<br />
21
Aktuelles<br />
22<br />
» Gentechnik-News<br />
Gv-Pflanzen steigern<br />
landwirtschaftliche<br />
Einkommen<br />
Eine Studie des landwirtschaftlichen Beratungsunternehmens<br />
PG Economics befasst<br />
sich mit den Auswirkungen der Nutzung<br />
gentechnisch veränderter Pflanzen auf landwirtschaftliche<br />
Erträge und Einkommen in<br />
sieben europäischen Ländern. Die Ergebnisse<br />
der Studie zeigen, dass der Einsatz gentechnisch<br />
veränderter Pflanzen zu höheren<br />
Erträgen in der Landwirtschaft und zu steigenden<br />
Einkommen der Landwirte führt.<br />
Der Studie zufolge liegen die durchschnittlichen<br />
Erträge von gentechnisch verändertem<br />
Mais meist über den Erträgen von vergleichbaren<br />
konventionellen Flächen. In einigen Fällen<br />
konnten Landwirte durch den Anbau gentechnisch<br />
veränderter Ackerkulturen einen Mehrertrag<br />
von über zehn Prozent realisieren. Dieser<br />
Mehrertrag entspricht einem zusätzlichen<br />
Einkommen von 65 bis 141 Euro je Hektar<br />
Maisanbaufläche. Die Studie zeigt außerdem,<br />
dass Bt-Mais einen geringeren Gehalt an Mycotoxinen<br />
hat, als konventioneller Mais. 2006<br />
wurde Bt-Mais in Europa auf rund 65.000 Hektar<br />
in sieben Ländern angebaut, in Deutschland,<br />
Frankreich, Polen, Portugal, der Slowakei,<br />
Spanien und Tschechien.<br />
Internationale Studie:<br />
Verbraucher würden gv*-Produkte kaufen<br />
Neuseeländische Forscher haben im Rahmen von Praxisversuchen untersucht, wie sich<br />
Käufer in mehreren europäischen Ländern und in Neuseeland gegenüber gentechnisch veränderten<br />
Lebensmitteln verhalten.<br />
Den Konsumenten wurden frische Früchte<br />
an einem Marktstand am Straßenrand angeboten.<br />
Die Früchte waren in drei Kategorien<br />
eingeteilt. Sie wurden als Bio-, als konventionell<br />
erzeugte und als ungespritzte gv-Früchte<br />
angeboten. Erst nach dem Einkauf wurde<br />
den Konsumenten mitgeteilt, dass es sich<br />
Marktanteile unterschiedlich erzeugter<br />
Früchte<br />
bei gleichen Preisen<br />
%<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Belgien Deutsch- Frankreich GroßlandbritannienNeusee-<br />
Schweden<br />
land<br />
Bioprodukte konventionelle Erzeugnisse gentechnisch veränderte Früchte<br />
bei differenzierten Preisen<br />
%<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Belgien Deutsch- Frankreich GroßlandbritannienNeusee-<br />
Schweden<br />
land<br />
Bioprodukte konventionelle Erzeugnisse gentechnisch veränderte Früchte<br />
um einen Versuch mit ausschließlich konventioneller<br />
Ware handelt.<br />
◆ Gleicher Preis für Bio-, konventionelle<br />
und gv-Früchte<br />
Im ersten Teil der Versuchreihe wurden den<br />
Kunden die Früchte der drei verschiedenen<br />
Kategorien zum gleichen Preis angeboten.<br />
Knapp die Hälfte der Kunden entschieden<br />
sich in der Versuchsreihe für<br />
die Bioware, ein Drittel für die konventionellen<br />
Früchte und rund 20 Prozent<br />
für die ungespritzten gv-Produkte.<br />
◆ Abgestufte Preise für unterschiedlich<br />
produzierte Lebensmittel<br />
In einer zweiten Versuchreihe wurden die<br />
Bioprodukte 15 Prozent teurer, gv-Produkte<br />
15 Prozent billiger verkauft als die<br />
konventionell erzeugten Nahrungsmittel.<br />
Das Kaufverhalten der Verbraucher<br />
änderte sich deutlich gegenüber der ersten<br />
Versuchreihe mit gleichen Preisen.<br />
Der Anteil der Bioware an den Verkäufen<br />
sank auf rund ein Drittel aller Verkäufe.<br />
Das Interesse an den preisgünstigen gv-<br />
Produkten stieg deutlich an und erreicht<br />
in fast allen Ländern einen Marktanteil<br />
von mindestens 30 Prozent.<br />
* als gentechnologisch verändert<br />
gekennzeichnet<br />
Info<br />
www.internutrition.ch/in-news/point/<br />
mai07.html<br />
Quelle: Nature Biotechnology, Volume 25,<br />
number 5, May 2007<br />
www.nature.com/doifinder/10.1038/<br />
nbt0507-507<br />
VeredlungsProduktion 2/2007
Futter schnell selber testen<br />
Gutes Futter ist das A und O in der Schweinehaltung.<br />
Schlechte Qualitäten schlagen direkt<br />
auf die Leistung im Sauen- oder Maststall<br />
durch. Zudem ist das Futter der größte<br />
Kostenfaktor. Mit selbst durchzuführenden<br />
Schnelltest können Landwirte erkennen, ob<br />
weiterführende Untersuchungen am Futter<br />
angesagt sind.<br />
◆ Mahlfeinheit muss stimmen<br />
Je nach Einsatzbereich – ob Ferkel-, Mast- oder<br />
Sauenfutter – sollte Futtermehl bestimmte<br />
prozentuale Anteile von feineren und groberen<br />
Teilchen enthalten. Mit einem handlichen<br />
Schüttelsieb (Fa. Schaumann, EUR 60,75) kann<br />
der Landwirt eine Probe des Mahlgutes direkt<br />
in vier verschiedene Siebfraktionen trennen.<br />
Über eine Skala sind die Mengen der einzelnen<br />
Fraktionen ablesbar. Vor allem beim Einsatz<br />
fahrbarer Mahl- und Mischanlagen können<br />
Einstellungen – wenn nötig – direkt geändert<br />
werden.<br />
Generell gilt: wenn sich in der Siebfraktion<br />
über 3 mm Getreide sammelt, sind Mühle<br />
oder Quetsche falsch eingestellt. So gering angeschlagene<br />
Körner werden vom Schwein nahezu<br />
unverdaut ausgeschieden.<br />
In der Fraktion 2–3 mm sollte sich höchstens<br />
ein Bodensatz im Schüttelsieb befinden. Optimal<br />
für die Verdauung sind Teilchen unter<br />
2 mm. Je jünger die Tiere, desto höher darf<br />
der Anteil unter 1 mm sein.<br />
◆ Hefen belasten<br />
In der Flüssigfütterung bereiten Hefen oft besonderen<br />
Ärger. Zum einen verbrauchen sie<br />
Energie, die dem Schwein dann nicht zur Verfügung<br />
steht. Zum anderen belasten die Aufgasungen<br />
der Hefe den Magen-Darm-Trakt<br />
der Tiere erheblich – bis hin zu Todesfällen.<br />
Für einen einfachen Test zur Hefebelastung<br />
wird ein starkwandiges (!) Probengefäß aus<br />
Kunststoff zur Hälfte mit Fließfutter gefüllt,<br />
VeredlungsProduktion 2/2007<br />
Futter für<br />
Teilchengröße<br />
0–1 mm 1–2 mm<br />
Ferkel 80 % 20 %<br />
Masttiere 60 % 40 %<br />
Sauen 50 % 50 %<br />
dicht verschlossen und 0,5–2 h bei einer Temperatur<br />
von 20–25 °C stehengelassen. Bläht in<br />
dieser Zeit das Gefäß stark auf, besteht eine<br />
erhebliche Hefenbelastung des Futters. Futterbottich<br />
und Auslagerungsbehälter sollten<br />
sofort gereinigt werden. Kurzfristig kann ein<br />
Mix aus Ameisen- und Propionsäure die Hefen<br />
im Futter zurückdrängen (max. 2,5–3 l Säuremix<br />
pro 1.000 l Fließfutter).<br />
Landwirtschaftliches Wochenblatt WestfalenLippe 33/06<br />
» Tipp<br />
aid-Heft Milchkuhfütterung<br />
neu aufgelegt<br />
Milchviehhalter müssen Rationen<br />
kostenorientiert planen<br />
und kontrollieren, um eine leistungsgerechte<br />
Versorgung in den verschiedenen<br />
Laktationsphasen zu erreichen. Neben vielen<br />
hilfreichen Beispielrechnungen vermitteln<br />
die Autoren, wie über eine nährstoffangepasste<br />
Fütterung die Nährstoffbilanz des Milchviehbetriebes<br />
beeinflusst und wie Stickstoff- und Phosphorausscheidungen<br />
verringert werden können.<br />
Es wird beschrieben, wie Futteraufnahme<br />
und Kraftfuttereinsatz zu optimieren sind, was<br />
bei einer Total-Misch-Ration zu berücksichtigen<br />
ist und mit welchen Maßnahmen Fütterungskrankheiten<br />
vermieden werden. Da Rationsberechnungen<br />
unter Berücksichtigung der<br />
betriebseigenen Futtergrundlage relativ aufwendig<br />
sind, sind auch Informationen zum Einsatz<br />
von Computer-Programmen zur Milchkuhfütterung<br />
enthalten.<br />
Das neue Heft kann unter der Bestellnummer<br />
1089 für 3,00 EUR im aid-Medienshop<br />
www.aid-medienshop.de bestellt oder auf<br />
den eigenen PC heruntergeladen werden<br />
(2,6 MB).<br />
VeredlungsProduktion<br />
12. Jahrgang, 2/2007<br />
Herausgeber:<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Dr. K. J. Groß, Verband Deutscher<br />
Oelmühlen e.V.<br />
Sabine Jörg, CMA Centrale Marketing-Gesellschaft<br />
der deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />
Dr. M. Specht<br />
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.<br />
Konzeption, Gestaltung, Produktion:<br />
AgroConcept GmbH,<br />
Clemens-August-Straße 12–14, 53115 Bonn,<br />
Telefon 0228 969426-0, Telefax 0228 630311<br />
www.agroconcept.de<br />
Bezugspreis: jährlich EUR 10,– inkl. Versandkosten und<br />
MwSt. Einzelpreis EUR 3,– netto.<br />
Die in VEREDLUNGSPRODUKTION veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt, Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung.<br />
Beiträge mit Verfassernamen geben nicht unbedingt die Meinung des Verbandes<br />
Deutscher Oelmühlen und der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Fotografien u. a. Materialien wird keine Haftung übernommen.<br />
Verband Deutscher Oelmühlen e.V.,<br />
Abt. Futtermittel<br />
Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin<br />
Telefon: 030 72625930<br />
Telefax: 030 72625999<br />
E-Mail: gross@oelmuehlen.de,<br />
www.oelmuehlen.de.<br />
www.veredlungsproduktion.de<br />
Mit Unterstützung der<br />
Centrale Marketing-Gesellschaft der<br />
deutschen Agrarwirtschaft mbH<br />
Koblenzer Str. 148, 53117 Bonn<br />
Telefon 0228 8470, Telefax 0228 847202<br />
E-Mail: info@cma.de, www.cma.de<br />
UFOP– Union zur Förderung<br />
von Oel- und Proteinpflanzen e.V.<br />
Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin<br />
Telefon: 030 31904202,<br />
Telefax: 030 31904485<br />
E-Mail: info@ufop.de, www.ufop.de<br />
23
- Marktinfos<br />
◆ Markt für Ölsaaten<br />
Die Rapsernte hat in diesem Jahr rund 14 Tage<br />
früher als üblich begonnen, musste aber<br />
aufgrund heftiger Niederschläge unterbrochen<br />
werden. Daher bleibt es am Rapsmarkt<br />
weiterhin sehr ruhig. Zum einen warten<br />
Rapserzeuger nun ab, wie viel tatsächlich<br />
von den Schlägen geerntet werden kann,<br />
zum anderen zeigen Handel und Verarbeiter<br />
wenig Interesse an Neugeschäften, da ihnen<br />
die Preise zu hoch erscheinen. Gestützt wird<br />
der umsatzschwache Rapsmarkt derzeit<br />
hauptsächlich von den sehr festen US-Sojakursen,<br />
die am 18.06.07 mit umgerechnet<br />
235 EUR/t ein neues Dreijahreshoch erreichten.<br />
Vor allem die unsichere Absatzlage für<br />
Unter www.veredlungsproduktion.de finden<br />
Sie 14tägig Markt-Informationen der ZMP zu<br />
Ölsaaten, Ölschroten und Pflanzenölen.<br />
Rapsöl begrenzt das Engagement der<br />
Ölmühlen und lässt sie vorsichtiger agieren<br />
als noch im Vorjahr. Die Preise liegen franko<br />
Ölmühle mit 278,30 EUR/t gut 30 EUR/t über<br />
Vorjahreslinie und auch Erzeuger können in<br />
Kontrakten für Raps der Ernte 2007 knapp<br />
25 EUR/t mehr erzielen.<br />
◆ Markt für Ölschrote<br />
Rapsschrot wird wieder deutlich fester bewertet,<br />
da der lebhaften Nachfrage ein begrenztes<br />
Angebot gegenüber steht. Die<br />
Preiswürdigkeit gegenüber Sojaschrot<br />
verstärkt den Einsatz von Rapsschrot im<br />
Mischfutter. Dies bestätigen die 1,25 Mio. t,<br />
die im Juli/März 2006/07 verwendet wurden,<br />
12 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Zusätzlich<br />
wächst die Bedeutung von Rapsexpellern/-presskuchen,<br />
die mit Neu- und<br />
Ausbau der Kapazitäten zu dieser Ernte noch<br />
umfangreicher anfallen werden. Rapsschrot<br />
fob deutscher Mühle wurde<br />
in der 25. Kalenderwoche mit<br />
122 EUR/t bewertet, 32 EUR/t<br />
mehr als im Vorjahr. Damit<br />
kostet ein Prozent Protein im<br />
Rapsschrot rund 3,50 EUR/t,<br />
während dafür im 45er Sojaschrot<br />
4,55 EUR/t angelegt<br />
werden müssen.<br />
◆ Markt für pflanzliche Öle<br />
Rapsöl bleibt das Sorgenkind<br />
der Ölmühlen. Obgleich, angetrieben<br />
von den internationalen<br />
Ölkursen, sind die<br />
Rapsölpreise mit zuletzt 632 EUR/t wieder so<br />
hoch wie zuletzt im Januar 07. Das unerwartet<br />
ruhige Biodieselgeschäft führt zu ansteigenden<br />
Vorräten bei den Ölmühlen und<br />
zwingt zeitweise zur Reduzierung der Verarbeitung.<br />
Dennoch liegt das Preisniveau mit<br />
12 EUR/t doch deutlich über Vorjahr und<br />
ermöglicht damit auch höhere Rohstoffpreise.<br />
Der Preisvorteil von über 1 EUR/t<br />
besteht seit Anfang Mai und erklärt das anhaltend<br />
lebhafte Interesse an dieser Mischfutterkomponente.<br />
◆ Marktberichterstattung Rapspresskuchen/-expeller<br />
Seit Januar 2005 erfasst und veröffentlicht die<br />
ZMP die Handelspreise für Rapspresskuchen/-expeller<br />
aus dezentralen Ölmühlen.<br />
Aufgrund des sehr heterogenen Produktes,<br />
der unterschiedlichen Betriebsgrößen und -<br />
strukturen sowie der verschiedenen Vermark-<br />
Adressänderungen bitte unter<br />
Telefon 0228-969426-0 oder Fax 0228-630311<br />
tungswege kann kein einheitlicher, allgemeingültiger<br />
Produktpreis dargestellt werden.<br />
Nach Abstimmung mit den Preismeldern<br />
und dem Bundesverband dezentraler Ölmühlen<br />
wurde eine mehrstufige Preisveröffentlichung<br />
angelegt. Diese trägt den unterschiedlichen<br />
Faktoren Rechnung, indem die<br />
Tabelle die Durchschnittspreise für die unterschiedlichsten<br />
Konstellationen ausweist. So<br />
werden die Preise gegliedert nach Betriebsgröße<br />
ausgedrückt in Monatsproduktion, in<br />
Partiegröße, ausgedrückt in Liefermenge, in<br />
Vermarktungsweg, getrennt in Abgabe an<br />
Landwirte oder Abgabe an Mischfutterwerke<br />
sowie in Qualität ausgedrückt in Fettgehalt.<br />
Zur schnelleren Übersicht ist außerdem die<br />
Preisspanne pro Fetteinheit nach Vermarktungsrichtung<br />
ausgewiesen und zur leichteren<br />
Einordnung auch der vergleichbare Vormonatswert.<br />
ZMP – Wienke von Schenck<br />
Kontraktpreise für Rapspresskuchen<br />
ab Ölmühle/Station in EUR/t (erhoben bei Ölmühlen/Handel am 26.06.2007)<br />
MonatsproduktionPreisspanne<br />
Vormonat<br />
Liefermenge<br />
Abgabe an Landwirte<br />
< 12,5 % Fett > 12,5 % Fett<br />
Mischfutterwerke<br />
11–16 % Fett<br />
< 100 t 118–155 119–160<br />
< 6 t<br />
> 6 t<br />
144,65<br />
137,79<br />
139,69<br />
140,00<br />
132,50<br />
127,00<br />
> 100 t 125–160 120–160<br />
< 6 t<br />
> 6 t<br />
147,43<br />
143,57<br />
140,00<br />
141,43<br />
134,13<br />
136,50<br />
Spanne pro % Fett 8,38–18,44 9,14–17,19