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Fütterungsversuche<br />

20<br />

Nutzungsmöglichkeit von<br />

Glycerin als Futtermittel<br />

Untersuchungen zum Stoffwechsel von Glycerin<br />

Dr. Claudia Kijora, Berlin<br />

Glycerin wurde bereits erfolgreich in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts<br />

als Substrat gegen Ketose bei Wiederkäuern eingesetzt. Wegen des vergleichsweise<br />

hohen Preises von Glycerin war die Nutzung begrenzt und geriet nahezu<br />

in Vergessenheit.<br />

Mit Beginn der Biodieselproduktion standen<br />

plötzlich größere Mengen Glycerins zur Verfügung.<br />

Das bot den Anlass, die Nutzungsmöglichkeit<br />

von Glycerin als Futterkomponente<br />

zu prüfen.<br />

In einer Reihe von Untersuchungen an der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin wurden Stoffwechsel<br />

von Glycerin und die Verträglichkeit<br />

größerer Mengen Glycerins (bis 30 % in der Ration)<br />

und unterschiedlicher Reinheit (technisches<br />

vs. reinst. Glycerin) untersucht.<br />

Die Untersuchungen wurden an Ratten<br />

(Stoffwechsel), Mastschweinen und Bullen<br />

durchgeführt. In-vitro- Untersuchungen mit<br />

Pansensaft sollten Auskunft über die Umsetzung<br />

von Glycerin durch Pansenmikroben<br />

geben.<br />

◆ Futtereigenschaften von Glycerin<br />

Glycerin schmeckt süß und wird von allen<br />

Tierarten gern aufgenommen. So führt Glycerinfütterung<br />

zur Steigerung der Futteraufnahme.<br />

In unseren Untersuchungen lag die Futteraufnahmesteigerung<br />

bei 10–20 %. Sie ist unabhängig<br />

von der Glycerinmenge in der Ration<br />

(5–30 %).<br />

Glycerin ist eine visköse wasserlösliche Flüssigkeit,<br />

die als Futterkomponente gut zu<br />

verarbeiten ist, wenn der Anteil in der Futtermischung<br />

nicht mehr als 10 % beträgt. Größere<br />

Mengen führten zu Verklumpungen<br />

der Futtermischungen.<br />

◆ Verdauung und Stoffwechsel<br />

beim Schwein<br />

Glycerin ist als Bestandteil der Fette bei einem<br />

Schwein von 100 kg Lebendmasse in<br />

Mengen von etwa 2,4 kg im Körper vorhanden.<br />

Nur 0,02 % oder 0,5 g liegen als freies<br />

Glycerin vor. Wird Glycerin verfüttert, so<br />

wird es sehr schnell und nahezu vollständig<br />

verdaut. Im Kot erscheinen, unabhängig von<br />

der Dosierung in der Ration nur Spuren von<br />

freiem Glycerin.<br />

Bereits 30 Minuten nach der Futteraufnahme<br />

erreicht die Glycerinkonzentration im<br />

Blutplasma Werte, die den Normalwert um<br />

das 250-fache überschreiten können. Übersteigen<br />

die Blutwerte das 10-fache der Normalkonzentration,<br />

kann die Niere Glycerin<br />

nicht mehr vollständig filtrieren und es wird<br />

teilweise unverwertet mit dem Harn ausgeschieden.<br />

Bei den Untersuchungen wurden bei etwa<br />

5 % Glycerin in der Ration keinerlei Verluste<br />

über den Harn ermittelt. Rationsanteile von<br />

10 % führten schon zu einer 80-fachen Steigerung<br />

der Blut-Glycerinkonzentration gegenüber<br />

dem Normwert und Glycerin wurde<br />

im Harn nachgewiesen.<br />

Nach der Verdauung gelangt Glycerin in die<br />

Leber, wo es mittels des Enzyms Glycerokinase<br />

in Glycerin-3-Phosphat umgewandelt<br />

wird. Weitere enzymatische Umsetzungen<br />

Tab. 1: Lebendmasseentwicklung<br />

und Pansenparameter nach<br />

Glycerinfütterung<br />

Kontrollgruppe<br />

Glyceringruppe<br />

Lebendmasse Beginn/kg 215,4 � 12,6 224,4 � 12,7<br />

Lebendmasse Ende/kg 423,2 � 13,9 436,8 � 13,0<br />

Lebendmassezunahme g/Tag 976 � 27 997 � 39<br />

Futteraufwand kgT/kg<br />

Zunahme<br />

6,80 6,42<br />

pH im Pansen/<br />

Mittelwert aus 11 Messungen 6,71 � 0,06 6,64 � 0,04<br />

kurzkettige Fettsäuren<br />

gesamt mmol/l<br />

101,4 � 5,04<br />

96,05 �<br />

2,73<br />

Acetat : Propionat 3,8 : 1 3,4 : 1<br />

folgen bis zur Stufe von Glycerin-Aldehyd-3-<br />

Phosphat. Diese Verbindung mündet entweder<br />

in den Citratzyklus, in welchem unmittelbar<br />

Energie gewonnen wird oder wird zu<br />

Glucose aufgebaut. Die Glucose kann dann<br />

wiederum in verschiedene Stoffwechselwege<br />

einmünden. Wichtige Wege sind: Glycogensynthese,<br />

Energiegewinn im Muskel,<br />

Fettsynthese im Muskel und Fettgewebe<br />

und Synthese nichtessentieller Aminosäuren.<br />

Aus den Untersuchungen ergab sich weiter,<br />

dass Glycerin schnell umgesetzt wird und innerhalb<br />

von 6 Stunden zwei Drittel des aufgenommenen<br />

Glycerins in Energie umge-<br />

VeredlungsProduktion 2/2007

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