Der Trierer Dachschieferbergbau - Fell - Besucherbergwerk ...
Der Trierer Dachschieferbergbau - Fell - Besucherbergwerk ...
Der Trierer Dachschieferbergbau - Fell - Besucherbergwerk ...
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<strong>Der</strong> <strong>Trierer</strong><br />
<strong>Dachschieferbergbau</strong><br />
Richtung<br />
Trier<br />
Schweich<br />
Mertesdorf<br />
Noßertal. Noßertal.<br />
Tal Tal der der<br />
40 40 Stollen Stollen<br />
Lehrpfad<br />
Schieferbergbau<br />
- der "Grubenwanderweg"<br />
-<br />
im idyllischen<br />
Noßertal<br />
Länge: 7,5 km<br />
Wegzeit: ca.<br />
2,5 Stunden<br />
zwölf Stollen ..<br />
20 (!) Schauu.<br />
Infotafeln<br />
Halden ..<br />
Loren ..<br />
Schienen ..<br />
Wald ..<br />
Weinberge ..<br />
diverse<br />
Schieferdeckungen<br />
..<br />
und vieles,<br />
vieles mehr!<br />
Trier<br />
B52<br />
K82<br />
Hermeskeil<br />
P<br />
Weinberge<br />
Weinberge<br />
Bus-Parkplatz<br />
"Betonsteinfabrik"<br />
Schieferbergbau<br />
in der Region Trier<br />
<strong>Fell</strong><br />
Stein und Wein<br />
Nossernbach<br />
Parkmöglichkeit für<br />
PKW auch direkt vor<br />
dem <strong>Besucherbergwerk</strong>!<br />
Thomm<br />
von<br />
Theophil Schweicher und<br />
Manfred Weishaar<br />
© Graphik<br />
Th. Schweicher<br />
AB-Anschluß<br />
Mehring<br />
<strong>Fell</strong>erbach<br />
Margarethenbrunnen<br />
P<br />
Parkplatz<br />
"Schürzig"<br />
= Halde<br />
N<br />
= Stollen<br />
Info<br />
(06502)<br />
9 88 5 88<br />
0 5 km 10<br />
48<br />
Luxbg<br />
Schweich<br />
Ehrang<br />
64<br />
602<br />
B52 Trier<br />
Trier-<strong>Fell</strong>: ca.<br />
20 Autominuten<br />
1<br />
<strong>Fell</strong><br />
Mosel<br />
Koblenz/Köln<br />
Ausfahrt "<strong>Fell</strong>/Longuich"<br />
am AB-Dreieck (130)<br />
“Moseltal”<br />
Thomm<br />
1<br />
Ausfahrt "<strong>Fell</strong>, Mehring"<br />
Saarbrücken<br />
Herausg. im Eigenverlag Gemeinde <strong>Fell</strong> / <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong><br />
<strong>Fell</strong> 2010<br />
© theos<br />
N
<strong>Der</strong> <strong>Trierer</strong> <strong>Dachschieferbergbau</strong><br />
Schieferbergbau in der Region Trier<br />
von Theophil Schweicher und Manfred Weishaar<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Anfahrt zum <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> ....................................... 3<br />
Die Entstehung des Dachschiefers ......................................... 4<br />
Dachschiefer. Einige Eigenschaften ........................................ 4<br />
Historischer Bergbau auf Dachschiefer in Deutschland .......... 5<br />
<strong>Der</strong> <strong>Trierer</strong> Dachschieferbezirk ............................................... 5<br />
Römische Schieferdeckung .................................................... 6<br />
Römischer Tempel auf dem <strong>Fell</strong>er Burgkopf ............................ 7<br />
<strong>Fell</strong>. Lage Weinbau und Bergbau ............................................ 8<br />
<strong>Der</strong> Devon-Schiefer und der Weinbau .................................... 9<br />
<strong>Fell</strong>er Wein. <strong>Der</strong> Wein, der aus dem.Schiefer kommt .............. 10<br />
Die Sprache des Bergmanns .................................................. 11<br />
<strong>Dachschieferbergbau</strong>. Grundbegriffe ...................................... 12<br />
Typischer Grundriss eines größeren Schieferbergwerks ........ 13<br />
Die Bestandteile einer Karbidlampe ........................................ 14<br />
Das Gezähe der “Leienbrecher” ............................................... 15<br />
Zurichtwerkzeug für Dachschiefer ........................................... 16<br />
Förderwagen ........................................................................... 17<br />
Die Dachschieferherstellung im traditionellen Verfrahren ....... 18<br />
Verschiedene Schieferplatten und ihre Maßlinien ................... 19<br />
Das Zurichten .......................................................................... 19<br />
Verschiedene Schieferdeckungen .......................................... 20<br />
In der Eifel schlägt ein Herz aus Schiefer ............................... 21<br />
Eine kurzgefasste Führung durch das<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> bei Trier ............................................. 23<br />
Wir bauen uns ein Schieferdach (Schablonendeckung) .......... 25<br />
Wir bauen uns ein Schieferdach (Rundblatt) .......................... 26<br />
Haldenverwertung ................................................................... 27<br />
Relikte des Schieferbergbaus: Stillgelegte Stollen.<br />
Ein Paradies für Fledermäuse ................................................ 28<br />
Fledermäuse fliegen mit den Händen ..................................... 29<br />
Fledermausschutz <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> ............................ 29<br />
Die Schieferbergwerke von <strong>Fell</strong> und<br />
Thomm und ihre heimlichen Untermieter ............................... 30<br />
Aktuell nachgewiesene Fledermäuse im<br />
Raum <strong>Fell</strong>/Thomm ................................................................... 30<br />
Fledermausschutz. Adressen................................................... 31<br />
AV-Medien und Literatur .......................................................... 32<br />
Seite 2
Anfahrt zum <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong><br />
Mit der Eisenbahn zum Bergwerk<br />
Das Noßertal zwischen <strong>Fell</strong> und Thomm ist ein interessantes Museumstal,<br />
das mit dem <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> und dem Lehrpfad<br />
Schieferbergbau, dem "Grubenwanderweg", die Geschichte des historischen<br />
regionalen Schieferbergbaus eindrucksvoll dokumentiert<br />
(ca. 40 histor. Bergwerke lassen sich im Noßertal nachweisen!).<br />
Eine Anfahrt mit der Eisenbahn ist leider nicht empfehlenswert,<br />
da <strong>Fell</strong> mit der Eisenbahn nicht direkt zu erreichen ist! <strong>Der</strong> nächste Bahnhof ist in Schweich. (Entfernung<br />
Bahnhof Schweich - <strong>Fell</strong>: ca. 12 km). Von Schweich aus können Sie mit dem Linienbus nach<br />
<strong>Fell</strong> fahren. Von der Ortslage <strong>Fell</strong> aus liegt das <strong>Besucherbergwerk</strong> allerdings noch ca. 4 km entfernt.<br />
Mit dem Linien-Bus von Trier aus nach <strong>Fell</strong> oder Thomm …<br />
... dann Wandern!<br />
Die Moselbahn GmbH” fährt von Trier aus mit Linienbussen regelmäßig<br />
den Ort <strong>Fell</strong> an. Von <strong>Fell</strong> aus wandern Sie dann zum Bergwerk<br />
(ca. 45 Min.; herrlicher Wanderweg durch Weinberge und vorbei<br />
an historischen Bergwerken).<br />
Thomm: Die "RMV-Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft" fährt von<br />
Trier aus regelmäßig den Nachbarort Thomm (idyllischer alter Bergbauort) mit Linienbussen an. Von<br />
Thomm aus wandern Sie (ca. 40 Min., überwiegend bergab) vorbei an mehreren historischen Bergwerksstollen<br />
zum <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong>.<br />
Rückweg: Wandern Sie wieder zurück nach Thomm (ca. 60 Min.) oder nach <strong>Fell</strong> (ca. 40 Min.).<br />
Hier können Sie die aktuellen Tarife, Haltestellen und Fahrzeiten erfragen:<br />
Zentrale Hotline des Verkehrsverbund Region Trier VRT: 0180-199 33 66<br />
oder online: http://www.vrt-info.de<br />
Moselbahn Verkehrsbetriebsgesellschaft<br />
GmbH<br />
(Linienbus Trier-<strong>Fell</strong>)<br />
Rhein-Mosel-Verkehrs-<br />
Gesellschaft mbH<br />
(Linienbus Trier-Thomm)<br />
Mit dem PKW zum Bergwerk<br />
Mit dem Charter-Bus ...<br />
??<br />
Moselbahnstr. 7<br />
54470 Bernkastel-Andel<br />
Tel. 06531- 96 80 0<br />
Kürenzer Str. 13<br />
54292 Trier<br />
Tel. 0651-1 47 52- 0<br />
Falls Sie Ihre Anfahrt mit einem Bus-/Reiseunternehmen durchführen lassen,<br />
so können Sie bis auf etwa 300 m an das <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> heranfahren.<br />
<strong>Der</strong> Parkplatz für Busse ist beschildert (Kapazität ca. 12 Reisebusse!).<br />
<strong>Der</strong> Busparkplatz liegt unmittelbar unterhalb des <strong>Besucherbergwerk</strong><br />
<strong>Fell</strong> auf dem Gelände der ehemaligen Betonsteinfabrik der<br />
Reichsgrafen von Kesselstatt (ehem. Haldenverwertung).<br />
Von dort etwa 7 - 8 Minuten Fußweg zum <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong>!<br />
Fax 06531-96 80 50<br />
www.moselbahn.de<br />
email: info@moselbahn.de<br />
Fax 0651-1 47 52-70<br />
www.rmv-bus.de<br />
email: trier@rmv-bus.de<br />
Von Trier aus fahren Sie die Autobahn Richtung Schweich. Noch vor<br />
Schweich erreichen Sie das Autobahndreieck Moseltal. Unter dem Autobahndreieck<br />
Moseltal nehmen Sie die Ausfahrt "<strong>Fell</strong>, Longuich".<br />
Hinter dem Industriegebiet Longuich biegen Sie rechts ab<br />
(nach <strong>Fell</strong>) und unterqueren die <strong>Fell</strong>ertalbrücke. Im Ort <strong>Fell</strong> schließlich<br />
biegen Sie rechts ab (Richtung Thomm) und folgen der Beschilderung<br />
(<strong>Besucherbergwerk</strong>). PKW's können bis unmittelbar an das <strong>Besucherbergwerk</strong><br />
<strong>Fell</strong> heranfahren!<br />
Die folgenden Routenplaner zeigen Ihnen online den Weg nach <strong>Fell</strong>:<br />
www.falk.de<br />
www.map24.de<br />
www.route.web.de<br />
www.stadtplaene.klicktel.de<br />
www.abacho.de<br />
www.viamichelin.de<br />
Busunternehmen aus Ihrer Region finden Sie in den “Gelben Seiten”.<br />
Seite 3<br />
Text, Layout<br />
Th. Schweicher/Gemeinde <strong>Fell</strong>
Die Entstehung des Dachschiefers<br />
1. Dachschiefer besteht aus feinsten spalten zu lassen. Die parallelen Spaltebenen<br />
Verwitterungsstäuben und -Mehlen, die fluviatil ("Schieferung") sind daher nicht unbedingt<br />
(durch Flüsse) oder äolisch (durch den Wind) identisch mit der ursprünglichen<br />
transportiert und im Devon-Meer (vor ca. 350 - 400 Sedimentationsrichtung ("Schichtung")! Im<br />
Millionen Jahren) abgelagert worden sind (maritimes <strong>Fell</strong>/Thommer Raum steht Schieferung und<br />
Sediment/Schlammschichten). Schichtung nahezu senkrecht zueinander. Die<br />
Schieferplatten haben daher oftmals Streifen<br />
2. Die abgelagerten Verwitterungsstäube bestanden<br />
von Theophil Schweicher, Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
(”Krappschiefer”).<br />
aus tonigen Mineralien und enthalten überwiegend<br />
Kieselsäure (ca. 60 Prozent Quarz), sowie 4. Wenn im Schiefervorkommen ganz bestimmte<br />
verschiedene Mineralbestandteile in feinster technische, chemische und petrografische<br />
Verteilung. (Für Dachschiefer schädlich: Eisen, Kalk, Eigenschaften vorliegen, die den Stein zur<br />
Schwefelkies/Pyrit) Dachverkleidung eignen lassen, so spricht man von<br />
3. Sie wurden zunächst als Schlamm in mächtigen<br />
"Dachschiefer".<br />
Schichten abgelagert. Durch tektonische Kräfte 5. Abbauwürdige Vorkommen (Qualität und Quantität<br />
(horizontal wirkende Kräfte, die für die muss stimmen!) bezeichnet man als Lagerstätten<br />
Gebirgsbildung verantwortlich sind; Rheinisches bzw. "Richten".<br />
Schiefergebirge, Plattenbewegungen) wurden die<br />
Schichten durch den langanhaltenden Druck (bei<br />
relativ wenig Hitze) aufgefaltet, wobei die einzelnen<br />
Mineralbestandteile sich plättchenförmig senkrecht<br />
zur Druckrichtung einregelten (Semi-<br />
Metamorphose). Dadurch entsteht die Schieferung,<br />
d.h. die neue Eigenschaft, sich in dünne Platten<br />
6. Die unterschiedliche Farbe des Schiefers kommt<br />
durch die unterschiedliche mineralische<br />
Zusammensetzung. Blaugrau: Hinweis auf<br />
Mikrobenzersetzung bzw. auf Zersetzung<br />
organischen Materials; Grünstich: Hinweis auf<br />
Eisenchlorid; Rotstisch: Hinweis auf Hämatit.<br />
Dachschiefer muß sich leicht in dünne Plattenspalten<br />
lassen (4 - 7 mm) .<br />
Auch dürfen beim Spalten und Zurichten keine Haarrisse<br />
entstehen (erkennt ein Dachdecker am Klang!).<br />
Die Spaltflächen müssen eben sein (keine Wölbungen,<br />
"Buckeln" oder "Dellen") und möglichst glatt (besserer<br />
Selbstreinigungseffekt).<br />
Dachschiefer muss der Verwitterung standhalten und<br />
hat dann eine extrem lange Nutzungsdauer. (Dachschiefer<br />
ist nicht billig aber preiswert, wenn man die<br />
lange Haltbarkeit berücksichtigt!)<br />
Es darf nur wenig Kalk (”Spuren’”) enthalten sein. Die<br />
Platten werden sonst hellgrau und stumpf und bilden<br />
Moos- und Flechtenbesatz. Es darf möglichst kein Eisen<br />
und keinen kristallinen Schwefelkies (Pyrit) enthalten,<br />
sonst könnten Rostflecken oder Löcher entstehen.<br />
Schieferplatten müssen großen Temperaturschwanken<br />
und den damit verbundenen Dehnungsbewegungen<br />
standhalten (Hitze, Kälte, Frost). Sie müssen<br />
ihre graublaue bis blauschwarze Farbe dacheinheitlich<br />
beibehalten und unempfindlich sein gegen Säureeinwirkung<br />
(saurer Regen!)<br />
Schieferplatten müssen sich gut verarbeiten (”zurichten”)<br />
lassen, müssen sich insbesondere gut mit dem<br />
Schieferhammer lochen lassen.<br />
Seite 4<br />
Dachschiefer<br />
Einige Eigenschaften<br />
des Dachschiefers<br />
1. gute Spaltbarkeit<br />
2. ebene Spaltflächen<br />
3. glatte Oberfläche<br />
4. Witterungsresistenz<br />
5. Temperaturbeständigkeit<br />
6. Farbbeständigkeit<br />
7. Säurebeständigkeit<br />
8. gute Nagelbarkeit
1<br />
2 4<br />
3 5 6<br />
Graphik<br />
Theophil Schweicher<br />
7<br />
8 9<br />
10<br />
<strong>Trierer</strong><br />
Dachschiefer-<br />
Bezirk<br />
11<br />
= Deutsche Mittelgebirge<br />
<strong>Der</strong> “<strong>Trierer</strong> Dachschieferbezirk”<br />
<strong>Der</strong> “<strong>Trierer</strong><br />
Dachschiefer-<br />
bezirk” Mosel<br />
Trier<br />
Die Zahl der<br />
historischen<br />
Schiefergruben<br />
im <strong>Trierer</strong> Land<br />
wird auf ca. 190-<br />
250 geschätzt!<br />
Graphik:<br />
Th. Schweicher<br />
Saar<br />
Kasel<br />
Waldrach<br />
Morscheid<br />
Saarburg<br />
Ehemaliges <strong>Trierer</strong><br />
Dachschieferrevier<br />
(Bergbau-Bezirk/-Revier)<br />
Historischer Bergbau<br />
auf Dachschiefer in Deutschland<br />
Moselschiefer (1-3)<br />
1. Randgebiet des Hochwaldes zur Mosel<br />
(Thomm, <strong>Fell</strong>, Ruwertal)<br />
2. Mosel: Gebiet um Zell<br />
3. Eifel (Mayen-Müllenbach, Hausen, Trimbs,<br />
Laubach, Leienkaul )<br />
Hunsrückschiefer<br />
4.Hunsrück (Bundenbach, Rhaunen, Gemünden,<br />
Altlay, Layenkaul)<br />
Rheinischer Schiefer<br />
5. Rhein (Kaub, Oberwesel, Bacharach)<br />
Westfälischer Schiefer (6-9)<br />
6. Lahn (Wissenbach, Rupbach)<br />
7. Ruhr (Nuttlar, Antfeld)<br />
8. Lenne (Fredeburg)<br />
9. Raumland (obere Lahn)<br />
Harzer Schiefer<br />
10. Goslar<br />
Thüring.-Fränk. Schiefer<br />
11. Saale, Schwarzatal (Lehesten, Schmiede-<br />
bach, Unterloquitz, Probstzella)<br />
In den 60-er und 70-er Jahren wurden die meisten Gruben<br />
"fahrengelassen" (stillgelegt). Heute beherrscht überwiegend<br />
Importschiefer (aus Spanien) den Markt.<br />
Nur noch eine Hand voll Schiefergruben (darunter Rathscheck<br />
Schieferbergbau, Mayen) fördert heute noch in Deutschland Dachschiefer.<br />
Besucher<br />
bergwerk<strong>Fell</strong><br />
<strong>Fell</strong><br />
Ruwer<br />
Thomm<br />
0 5 10<br />
km<br />
Riveris<br />
Berglicht<br />
W<br />
Neumagen-<br />
Drohn<br />
Beuren<br />
N<br />
S<br />
Dhron<br />
Ort mit ehemaligem<br />
bedeutenden<br />
<strong>Dachschieferbergbau</strong><br />
O<br />
Seite 5<br />
In den zwanziger Jahren wurden die<br />
Dachschiefergruben je nach ihrer<br />
geographischen Lage in verschiedene<br />
“Bezirke” eingeteilt. Die Konzentration von<br />
Schiefergruben östlich von Trier wurde als<br />
“<strong>Trierer</strong> Dachschieferbezirk” bezeichnet und<br />
zwar aus den folgenden Gründen:<br />
a) Die Schiefergruben liegen räumlich in der<br />
Nähe von Trier<br />
b) <strong>Der</strong> Absatz der Dachschieferplatten erfolgte<br />
traditionell überwiegend nach Trier, denn<br />
Stadt, Staat und Kirche waren Jahrhunderte<br />
lang die Hauptabnehmer für Dachschiefer<br />
(Wehr-, Profan- und Klerikalbauten).<br />
c) Folgt man den günstigsten Transportwegen<br />
(immer talwärts), so gelangt man von den<br />
Schiefergruben schließlich an die Mosel<br />
(von da aus günstige Transportmöglichkeit<br />
über die Mosel nach Trier).<br />
Schiefer, der auf der Mosel verschifft wurde,<br />
wurde als “Moselschiefer” bezeichnet.
ca. 35 cm<br />
ca. 20 mm<br />
Graphik:<br />
Theophil Schweicher<br />
Imbrix<br />
Tegula<br />
Römische<br />
Schieferdeckung<br />
konisches<br />
Nagelloch<br />
röm.<br />
Schiefernagel<br />
(5-7 cm)<br />
Petra<br />
Römische Ziegeldeckung<br />
Dachschiefer .... das “Wellblech” der Römer?<br />
Im allgemeinen deckten die Römer ihre Gebäude Dachschiefer kamen die Platten wohl aus den gleimit<br />
roten Tonziegeln ein. In Einzelfällen findet man chen Steinbrüchen, wie die Schieferbruchsteine, die<br />
aber auch schon zur Römerzeit ein Schieferdach, die Römer verbauten. Repräsentative Gebäude,<br />
meist allerdings nur auf Nebengebäuden wie Stal- bzw. die Gebäude vornehmer Römer, trugen fast<br />
lungen, Werkstätten, Scheunen, Latrinen, Bauern- ausnahmslos ein Dach mit Tonziegeln.<br />
höfe, Wehrbauten o.ä. Im Mittelalter wurden die Platten im “Reis” oder<br />
Die Schieferplatten kamen wohl meist aus dem Tage- “Ries” (”ris petrarum”) gehandelt (eine ca. 2 m lange<br />
bau (Steinbruch), erkennbar an der Dicke der Platten Reihe senkrecht hintereinander aufgereihter Schie-<br />
(von ca. 20 mm)! Wegen des geringen Bedarfs an ferplatten.).<br />
Seite 6
Römischer Tempelbezirk<br />
Rekonstruktionszeichnung L. Dahm<br />
Rhein. Landesmuseum (RLM) Trier<br />
Arkade (Säulenumgang)<br />
mit Schieferdeckung<br />
Lage des röm. Tempels<br />
Die klassisch-römische, repräsentative Dachdeckung kopf. Vom römischen Tempelbezirk, der dem Gott<br />
bestand fast ausnahmslos aus gebrannten Ziegeln, den Sylvanus, dem Hüter der Tiere und des Waldes,<br />
"tegulae", die an den Stoßkanten ("Falzen") mit geweiht war, sind heute allerdings nur noch Bohalbrunden<br />
Hohlziegeln, den "imbrices", überdeckt denspuren und Mauerreste erhalten.<br />
wurden. Zur Römerzeit sind allerdings auch schon Da die Römer hervorragende Geologen waren und<br />
vereinzelt Schieferdeckungen nachweisbar.<br />
intensiv die lokalen Gesteinsvorkommen als Bau-<br />
material nutzten, ist es plausibel, dass bereits zur<br />
Wie archäologische Befunde belegen, wurde auch schon Römerzeit im Raum <strong>Fell</strong> eine Gewinnung von<br />
zur Römerzeit gelegentlich Schiefer in Platten gespalten, Dachschiefer stattgefunden hat.<br />
zu Dachschieferplatten ("Römerplatten") zugerichtet und für Die Dicke der römischen Dachschieferplatten<br />
die Dachdeckung römischer Gebäude verwendet.<br />
auf dem <strong>Fell</strong>er Burgkopf<br />
Cella (2. Jhrh.) mit<br />
Ziegeldeckung<br />
Mauerwerk aus<br />
Schieferbruchstein<br />
Umgangsmauer<br />
(nach 350 n. Chr.) K.-J. GILLES: Das Sylvanus-Heiligtum auf dem<br />
Burgkopf bei <strong>Fell</strong>. Jhrb. Kreis Trier-Saarburg 1989<br />
Tempel<br />
auf dem<br />
<strong>Fell</strong>er<br />
Burgkopf<br />
"<strong>Fell</strong>" = latein. “vallis" = das Tal<br />
<strong>Der</strong> Sylvanus von <strong>Fell</strong><br />
Zeichnung: L.Dahm, RLM-Trier<br />
<strong>Der</strong> älteste Nachweis für<br />
eine Schieferdeckung<br />
auf der Gemarkung von<br />
<strong>Fell</strong>: ein römischer Tempel<br />
auf dem <strong>Fell</strong>er Burgkopf<br />
mit einer Arkade<br />
(Säulenumgang) mit<br />
Überdachung "aus<br />
großen Schieferplatten"<br />
(ca. 20 mm!) deutet allerdings eher auf eine Ge-<br />
Die älteste nachweisbare Schieferdeckung in der Umge- winnung im Tagebau (Steinbruch) hin. Wegen<br />
bung von <strong>Fell</strong> ist zweifellos die Deckung des Säulenganges des geringen Bedarfs waren Schieferbergwereines<br />
keltisch/römischen Tempelbezirks auf dem <strong>Fell</strong>er Burg- ke zur Römerzeit wohl kaum erforderlich.<br />
Seite 7<br />
Text Layout, Layout, Graphik: Th. Schweicher / Gemeinde <strong>Fell</strong>
Fastrau<br />
W<br />
<strong>Der</strong> Westen<br />
e<br />
e<br />
Legende<br />
Stollen,<br />
Grube,<br />
"Leyenkaul"<br />
<strong>Fell</strong>.<br />
Lage der<br />
“Kaulen” und<br />
“Wingerte"<br />
n<br />
i b<br />
i b<br />
W n<br />
<strong>Fell</strong><br />
a u<br />
a u<br />
R R i i l l p p i i s s b b a a c c hh<br />
Dargestellt sind nur die Stollen im<br />
(touristisch erschlossenem) Noßertal!<br />
Ortslage<br />
Bachlauf<br />
F<br />
r b a c h<br />
Thomm<br />
0 500<br />
Meter<br />
Das <strong>Fell</strong>erbachtal im westlichen Teil der Gemarkung von<br />
<strong>Fell</strong> wird seit altersher für den Weinbau genutzt. Die Hän-<br />
ge im Devonschiefer bieten hervorragende Standorte für<br />
Tal) sowie der Weinbau gehen wohl bis in die spätrömische<br />
Zeit zurück, zumal archäologische Befunde<br />
eine römische Besiedlung entlang des <strong>Fell</strong>er Baches<br />
belegt haben.<br />
ausgezeichnete Weinlagen. Insbesondere der Riesling<br />
gedeiht auf den Schieferböden vorzüglich. Die Weite des <strong>Der</strong> Osten<br />
‘Tales läßt die Sonne früh in das Tal eindringen und sorgt Im bewaldeten östlichen Teil der Gemarkung von <strong>Fell</strong><br />
für eine lange Sonnenbestrahlung. <strong>Der</strong> Schieferboden finden wir in den tief eingeschnittenen Tälern seit dem<br />
spendet langanhaltende Wärme, er schützt vor allzu Mittelalter in zahlreichen Tagebauen und Stollen einen<br />
schneller Austrocknung, und er reflektiert und verstärkt intensiven Bergbau auf Tonschiefer, der zu Dachschiedie<br />
Sonneneinstrahlung für die Weinstöcke. <strong>Der</strong> schiefri- ferplatten, den begehrten "blauen Leyen", weiterverarbeige<br />
Boden ist zudem auch bei schlechtem Wetter noch für tet wurde.<br />
Weinbergsarbeiten begehbar. "Stein und Wein" bildeten also seit altersher die wirt-<br />
Die Gründung des Ortes <strong>Fell</strong> (lateinisch: vallis - das schaftlichen Grundlagen der Gemeinde <strong>Fell</strong>.<br />
e<br />
l<br />
l e<br />
Gru benwanderw eg<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong><br />
Weinberg,<br />
"Wingert"<br />
Grubenwanderweg<br />
1000<br />
Entwurf & Graphik<br />
Th. Schweicher<br />
Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
theos<br />
"Stein und Wein"<br />
im Ortswappen von <strong>Fell</strong><br />
<strong>Fell</strong>. Im Westen der Wein, im Osten der Stein<br />
Seite 8<br />
B e r g b a u<br />
B e r g b a u<br />
N<br />
o<br />
s<br />
s<br />
e<br />
b a<br />
n c<br />
r h<br />
W<br />
N<br />
S<br />
O
<strong>Der</strong> Devon-Schiefer und der Weinbau<br />
Sonnenstrahlen<br />
Die diffuse (gestreute) Reflektion an<br />
den Schieferplättchen im Weinberg<br />
verstärkt die Wirkung der Sonneneinstrahlung<br />
und begünstigt damit<br />
die Reife der Trauben.<br />
Wärme<br />
Stützmauer aus<br />
Schiefersteinen<br />
theos<br />
<strong>Der</strong> Schiefer läßt das Regenwasser zwar<br />
leicht in die dünne Bodenschicht eindringen,<br />
schützt aber zugleich den Boden gegen vorzeitige<br />
Austrocknung. (Die Schieferplättchen<br />
stören die Kapillarwirkung und hemmen daher<br />
die Verdunstung).<br />
Nach Regenwetter sind die steinigen Schieferböden<br />
wieder schnell begehbar.<br />
Wärme<br />
Tagsüber erwärmt sich der Schieferboden<br />
sehr schnell und gibt nachts<br />
die Wärme wieder langsam ab<br />
(Wärmespeichereffekt).<br />
Devon-Schiefer<br />
Entwurf, Text, Zeichnung<br />
Theophil Schweicher,<br />
Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Die Weinbergsmauern und die<br />
Schieferböden des Weinbergs sind<br />
übrigens Lebensraum einer<br />
vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt<br />
(thermophile Tiere und Pflanzen)!<br />
<strong>Der</strong> Devonschiefer - Grundlage der Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Die tief in den Devonschiefer ein- das Sonnenlicht und beeinflussen ein hochfeines - an Pfirsich eringeschnittenen<br />
Täler der Mosel und das Bukett und den Weincharakter nerndes - überwältigendes Bukett.<br />
ihrer Zuflüsse ergeben nicht nur ei- sehr positiv. Man spricht von der Bergbau: Die Bevölkerung nutzt<br />
ne besonders reizvolle Landschaft, sog. "Schiefergör"! "Man den Schieferstein seit altersher für<br />
sondern bildeten auch die Grundla- schmeckt den Schiefer im Wein, den Hausbau, und die Talhänge boge<br />
für den Weinbau und den Berg- man atmet den Schiefer in der Luft, tem dem "Leyenbrecher" (Schieferbau.<br />
man riecht den Schiefer nach bergmann) Ansatzpunkte für den<br />
Weinbau: Die dünnen Schieferver- flüchtigem Regen, wenn die Sonne nicht so aufwendigen Stollenbau<br />
witterungsböden auf den sonnen- die porösen Schichten eilig trock- auf devonische Tonschiefer, der<br />
exponierten Hängen bietem dem net und das samtene metallene übertage zu Dachschieferplatten,<br />
Winzer ideale Standorte für hervor- Grau wieder aufblitzt unter den den begehrten "blauen Leyen" für<br />
ragende Weinlagen. Insbesondere Rebstöcken" (R.G.Binding). die Rathäuser, Kirchen, Schlösser<br />
die Rebsorte Riesling gedeiht auf <strong>Der</strong> Riesling ist kleinbeerig und und Festungen der Umgebung.<br />
Schieferböden optimal. Sie stellt spätreifend. Sein Wein ist von grün- weiterverarbeitet wurde.<br />
hohe Ansprüche an Licht und Wär- gelber bis goldener Farbe, hat ein<br />
me. Die Schieferböden sind warm, feines Säurespiel, von rassiger, an- Stein und Wein - die Grundlagen<br />
durchlässig, trocken, reflektieren genehmer bis kräftiger Säure und der Gemeinde <strong>Fell</strong>!<br />
Seite 9
<strong>Fell</strong>er Wein. <strong>Der</strong> Wein, der aus dem Schiefer kommt ..<br />
Sieben Weisheiten über einen guten Wein v. Th. Schweicher/Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
<strong>Der</strong> Schiefer verwittert sehr schlecht. Die Schieferböden sind daher in der Regel sehr steinig und nur sehr<br />
dünn (relativ dünner Bodenhorizont; beim Pflügen knirscht der Pflug im Boden!).<br />
Eigentlich sind die Schieferböden schlechte, karge Böden für die Landwirtschaft. Mit einer einzigen<br />
Ausnahme: wegen der besonderen Thermik (Wärmeverhalten) des Schieferbodens sind diese Böden ideal<br />
für den energiehungrigen Wein! Das wussten schon die Römer zu schätzen. Viele Weinlagen an der Mosel<br />
gehen schon auf die Römerzeit zurück!<br />
Man schmeckt den Boden, den Schiefer, im Wein! Die Fachleute sprechen von der sog.<br />
"Schiefergör": <strong>Der</strong> Schiefer(boden) besteht überwiegend aus amorphem Quarz (ca. 60 Prozent) und aus<br />
ca. 40 verschiedenen weiteren Mineralien, die auch den Geschmack des Weines mitbestimmen! Die<br />
langsame Verwitterung bewirkt eine langsame Nährstoffabgabe in den Boden (eine natürliche<br />
Langzeitdüngung!).<br />
1. <strong>Der</strong> Weinstock ist ein lebendiger Bis spät in die Nacht hinein gibt der Boden<br />
Organismus, der die Mineralien des<br />
noch intensive Wärme an den Weinstock ab,<br />
Bodens in den Trauben zu Aromastoffen obwohl die Sonne schon längst<br />
umwandelt!<br />
untergegangen ist. (Übrigens: Das<br />
2. Für diesen biochemischen Prozess braucht<br />
der Weinstock viel Energie. Diese Energie<br />
bekommt der Weinstock sowohl von der<br />
herzförmige Aufbinden der Weinstöcke soll<br />
die Pflanze möglichst nahe an der<br />
Wärmequelle halten.)<br />
Sonne (= direkte Strahlungsenergie) als 6. Die vielen kleinen Schieferplättchen im<br />
auch vom Boden (indirekte, diffuse<br />
Boden stören die Kapillarwirkung (Aufstieg<br />
Strahlungsenergie ) sowie<br />
des Wassers auf Grund feinster Kapillare im<br />
Wärmeenergie.<br />
Boden) und verhindern daher eine schnelle<br />
3. Die Lage und die Ausrichtung des<br />
Weinberges (”Exponierung”) und die<br />
Steigung des Weinberges optimieren die<br />
Energieversorgung (je mehr nach Süden<br />
und je steiler, umso mehr Sonnenenergie<br />
kommt an!)<br />
Verdunstung des Wassers (Wasserspeicher-Effekt).<br />
<strong>Der</strong> Boden ist bereits kurz<br />
nach dem Regen wieder begehbar, denn die<br />
Oberfläche ist trocken! Aber unter den<br />
Plättchen bleibt der Boden noch lange nach<br />
dem Regen feucht.<br />
Drehen Sie im Weinberg mal ein<br />
4. Die vielen kleinen Schieferplättchen auf Schieferplättchen um!<br />
dem Boden des Weinberges wirken wie<br />
Spiegel. <strong>Der</strong> Weinstock bekommt dadurch<br />
nicht nur die direkte Strahlung von der<br />
Sonne, sondern zusätzlich auch eine<br />
intensive diffuse (allseitige)<br />
Sekundärstrahlung (also eine Fülle von<br />
Sonnenenergie, wie wenn man den<br />
Weinberg mit einer reflektierendern Folie<br />
auslegen würde).<br />
7. Die Sorte des Weinstocks (Sylvaner,<br />
Riesling usw.), der Standort, die Kleinlage<br />
(”terroir”) und damit zusammenhängend das<br />
spezifische Mikroklima des Weinbergs, der<br />
geologische Untergrund (der Boden: ein<br />
Gemenge unterschiedlichster Mineralien und<br />
Huminstoffe), der Energiehaushalt (bestimmt<br />
durch die Hangneigung und die Ausrichtung<br />
zur Sonne), das Jahresklima (“Jahrgang”)<br />
5. Ein Teil der Sonnenstrahlung wird vom<br />
Boden absorbiert und in Wärme<br />
umgewandelt. <strong>Der</strong> Schiefer speichert diese<br />
Wärme und gibt sie nur langsam wieder ab;<br />
und nicht zuletzt der Fleiß und die Kunst<br />
des Winzers beim Ausbau des Weines<br />
definieren letztendlich den Geschmack des<br />
Weines.<br />
Seite 10<br />
blatt16
Die Sprache des Bergmanns<br />
Schlägel = ein leicht geschwunge- <strong>Der</strong> Hund = der Förderwagen (<strong>Der</strong> Leienbrecher = Schieferbergmann<br />
ner schwerer Fäustel (Hammer) quietschte früher wie ein jaulender Abkeilen = durch Einschlagen eines<br />
Das Eisen = ein Meißel mit hölzer-<br />
nem Stiel<br />
Hund!)<br />
<strong>Der</strong> Hut = der Helm des Bergmanns<br />
oder mehrerer Keile einen Block aus<br />
dem Felsen lösen<br />
Unter Tage = unter der Erdoberflä-<br />
che<br />
(Meistens war es nur eine Mütze!)<br />
Das Geleucht = die Grubenlampe<br />
Sargdeckel = ein lockerer Block, der<br />
in der Firste hängt (sehr gefährlich!)<br />
Über Tage = unter freiem Himmel,<br />
bei Tageslicht<br />
des Bergmanns<br />
Die Fahrte = eine Leiter<br />
Schiefer = Gestein, das sich leicht in<br />
Platten spalten lässt<br />
Die Strecke = ein waagerechter Ver- Die Kaue = ein kleiner Raum; z.B.<br />
Dachschiefer = ein Schiefer, der<br />
bindungsstollen unter Tage die "Waschkaue"<br />
kaum verwittert (weil er frei von Kalk<br />
und Eisen ist), und deswegen für Be-<br />
<strong>Der</strong> Stollen = eine waagerechte Stre- buttern = eine Pause machen (oft<br />
cke mit einem Mundloch nach über gab`s nur ein Margarinebrot!)<br />
Tage<br />
Die Sohle = 1. der Boden innerhalb<br />
Die Kopflampe = eine am Helm des des Bergwerkes; 2. Abbauniveau<br />
Bergmanns befestigte Lampe<br />
söhlig = horizontal<br />
dachungszwecke nutzbar ist<br />
Gebirge = der Berg<br />
Abbaukammer = Hohlraum, der unter<br />
Tage durch den Abbau entsteht<br />
Die Wetter = die Luft im Bergwerk<br />
gewinnen = abbauen<br />
Die Seige = eine Rinne, durch die<br />
<strong>Der</strong> Stoß = die Wand innerhalb eines<br />
Bergwerkes<br />
Schicht = Arbeitszeit<br />
das Wasser aus dem Bergwerk herausfließen<br />
kann (seiger = senkrecht)<br />
<strong>Der</strong> Sumpf = ein Wassersammelbe-<br />
cken am tiefsten Punkt des Bergwerkes<br />
sümpfen = Wasser aus dem Berg-<br />
werk abpumpen<br />
die Keilhaue = die Pickel des Bergmanns<br />
<strong>Der</strong> Stempel = senkrechter Stützbalken<br />
<strong>Der</strong> Hauer = Bergmann (kommt nicht<br />
von “hauen”, sondern von “Heuer” =<br />
Tagelohn<br />
Die Kappe = der auf den Stempeln<br />
liegende waagerechte Stützbalken<br />
schießen = Sprengen<br />
Die Haspel = Seilwinde<br />
Feierschicht = arbeitsfreier Tag<br />
Halbschicht = Pause nach der hal-<br />
ben Arbeitszeit<br />
<strong>Der</strong> Steiger = der Vorarbeiter<br />
Das Gedinge = der Akkordlohn<br />
Das Gezähe = das Werkzeug<br />
buckeln = auf dem Rücken fördern<br />
(wurde 1898 verboten)<br />
Hauer = Bergmann<br />
das Gestänge = die Schienen fördern = transportieren<br />
Laden = Sprengstoff in das Bohrloch<br />
die Grube = das Bergwerk<br />
gewinnen = abbauen einbringen<br />
die Haspel = die Seilwinde Das Haufwerk = loses, klein gebro- Laykaul, Leienkaul = Schieferberg-<br />
chenes Gestein werk<br />
der Knappe = der Berglehrling<br />
Die Teufe = die Tiefe (vertikal!)<br />
fahren = sich fortbewegen untertage Das Geleucht = die Lampe<br />
(”Fahr zur Hölle!”, Himmelfahrt usw.)<br />
Kasten<br />
aus Holz<br />
Eisenbänder<br />
Hölzerne<br />
Radscheiben<br />
theos<br />
Eisenbeschlagener hölzener Förderwagen ("Hund")<br />
mit Spurnagel (Holzschnitt aus dem Mittelalter, 1556)<br />
Spurnagel<br />
Seite 11<br />
zusammengestellt von<br />
Th. Schweicher, Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Mundloch = Stolleneingang<br />
aus einem Bergbau-Lehrbuch von 1556
<strong>Dachschieferbergbau</strong>. Grundbegriffe<br />
(Stollen-) Mundloch,<br />
Portal<br />
Mund Schlußstein<br />
Firststein<br />
Schrämschlitz,<br />
Schram<br />
Halde, Prass<br />
Untertagehalden:<br />
Berge, Versatz<br />
Schlägel<br />
= Fäustel<br />
Schlägel<br />
und Eisen<br />
linker Stoß<br />
Sohle<br />
Boden<br />
Sohle:<br />
ca. 2 %<br />
Gefälle<br />
zur Seige<br />
Eisen =<br />
Meißel<br />
am Stiel<br />
Seige, Entwässerungsrinne<br />
Firste<br />
rechter Stoß<br />
Stollen,<br />
Fahrraum,<br />
Strecke<br />
First<br />
Ort, Ortsbrust<br />
Stollen ca 2-3 % Steigung<br />
Sohle<br />
Überkreuzte Schlägel (= Hammer,<br />
Fäustel) und Eisen (= Meißel mit<br />
Stiel) sind seit dem Mittelalter die<br />
Symbole des Bergbaus.<br />
Mit dem Fäustel wird auf das Eisen<br />
geschlagen, um einen Brocken aus<br />
dem Gebirge abzusprengen.<br />
Schlägel und Eisen finden sich oftmals<br />
in den Wappen alter Bergbau-<br />
Gemeinden, so auch in den Ortswappen<br />
von <strong>Fell</strong> und Thomm.<br />
(Decke)<br />
Stoß = die Wand<br />
Text & Graphik<br />
Theophil<br />
Schweicher<br />
Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Seite 12<br />
Stollen-Längsschnitt<br />
= Profilriß<br />
Begriffe der deut.<br />
Schiefer-Schuppe<br />
linker rechter<br />
Deckstein<br />
Manche bergbaulichen Begriffe sind je nach Branche<br />
(Erz, Kohle, Schiefer) und nach Region unterschiedlich.<br />
Besonders im <strong>Dachschieferbergbau</strong> sind die Begriffe insbesondere<br />
für das Gezähe zudem stark durch den örtlichen<br />
Dialekt geprägt. Oftmals wurden von Grube zu Grube<br />
selbst für einfachstes Gezähe (bergmänn. für: Werkzeug)<br />
ein unterschiedlicher Begriff verwandt.<br />
Grubengrundriß: “Grubenbild”<br />
Sicherheitspfeiler:<br />
(Berg-) Feste<br />
Bergemauern<br />
halten die<br />
Strecke frei<br />
Stollen<br />
Strecke<br />
Abbaukammern:<br />
Baue, Abbaue,<br />
Kammern
Typischer Grundriss<br />
eines größeren<br />
Schieferbergwerks<br />
Grube “Hoffnung”, <strong>Fell</strong><br />
Stollenbau, Betriebszeit:<br />
bis Ende der 60-er Jahre<br />
(heute Teil des<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong>)<br />
3. Lager<br />
2. Lager<br />
“Blindstrecken”<br />
(= Sackgassen)<br />
4. Lager<br />
Es wird zunächst ein Stollen aufgefahren, der -<br />
mit etwas Glück - auf ein geolog. Vorkommen trifft. Ist<br />
das Vorkommen von der Güte her wie von der Menge her kl. Abbau<br />
abbauwürdig, so nennt man das Vorkommen “Lagerstätte”<br />
(”Lager”). Trifft man nicht direkt auf ein Vorkommen, legt man Strecken quer zum<br />
Stollen an, in der Hoffnung hier fündig zu werden.<br />
Das Anlegen von Grubenbaue von der Erdoberfläche aus um eine Lagerstätte zu<br />
finden, nennt der Bergmann “Ausrichtung”.<br />
Das Anlegen von Grubenbaue, um das Lager dann optimal auszubeuten, nennt<br />
man die “Vorrichtung”. Aus- und Vorrichtung sind sehr kostspielig!<br />
<strong>Der</strong> Bergmann<br />
unterscheidet drei<br />
verschiedene<br />
Abbauverfahren:<br />
Abbaukammern<br />
1. Schachtbau: Von der<br />
Tagesoberfläche aus wird ein Schacht<br />
oder ein stark einfallender Stollen (schiefe<br />
Ebene) aufgefahren um das Lager<br />
auszubeuten. Schachtbau ist meist sehr teuer<br />
(Förderturm, Wasserproblem (Pumpen),<br />
Energieversorgung usw.)<br />
Abbaukammern<br />
Ortsbrust = Ende einer Strecke/<br />
eines Stollens<br />
Strecke<br />
Strecke<br />
1. Lager<br />
theos<br />
Mundloch, Einfahrt<br />
= Anfang eines Stollens<br />
Text,Grphik, Layout<br />
Theophil Schweicher<br />
Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Stollen (= Strecke, die nach über Tage führt;<br />
auch “Tagstrecke” genannt)<br />
Grundriss = bergm. “Grubenbild”<br />
2. Stollenbau: In einem Tal wird ein leicht ansteigender Stollen aufgefahren, um an die Lagerstätte<br />
heranzukommen. (Typischer, meist periodisch betriebener “Arme Leute Bergbau” ist oft Stollenbau,<br />
weil das Wasser ohne Kosten von alleine wegläuft, man spart die “Wasserhaltung”.)<br />
3. Tagebau: Die Erdoberfläche (der “Abraum”) wird weggeräumt um an ein Lager (eine Lagerstätte)<br />
heranzukommen (z. B. Steinbruch, Braunkohle u.a.).<br />
Seite 13
Schlägel<br />
11<br />
Mittelalterliche Darstellung eines Hauers<br />
(mit Zipfelmütze und Arschleder)<br />
bei der Arbeit mit Schlägel und Eisen<br />
“Schlägel und Eisen” waren die<br />
Vorläufer der Schlagbohrmaschine!<br />
9<br />
7<br />
8<br />
10<br />
1<br />
2<br />
Recherche/Graphik:<br />
Th. Schweicher, Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
theos<br />
6<br />
Eisen<br />
theos<br />
5<br />
3<br />
4<br />
Seite 14<br />
“Schlägel und Eisen” und die<br />
Karbidlampe im Wappen<br />
der Bergmannskapelle <strong>Fell</strong>.<br />
Das “Eisen” ist kein Hammer,<br />
sondern ein Spitzmeißel mit Stiel!<br />
Die Bestandteile einer<br />
Karbidlampe<br />
1. Untere Kammer (Karbidbehälter)<br />
2. Obere Kammer (Wasserbehälter)<br />
3. Einfüllschraube für den Wasserbehälter<br />
4. Tragehaken (Spitzhaken)<br />
5. Wirbel<br />
6. Regulierschraube für den<br />
Wassertropf<br />
7. Verschlußbügel<br />
8. Brennerstutzen mit Specksteindüse<br />
9. Haken<br />
10. Verschlussschraube<br />
11. Gummidichtung (zwischen<br />
den beiden Kammern)<br />
Abbildung der Lampe aus: Otto Scharlach:<br />
Grubenlampen, Nürnberg, o.J. (Firmenkatalog);<br />
Sammlung Johann Krämer, <strong>Fell</strong>
1<br />
Das “Gezähe” der “Leienbrecher”<br />
2<br />
17<br />
16<br />
12<br />
11<br />
7<br />
9<br />
Wie heißt das “Gezähe” der Bergleute?<br />
4<br />
10<br />
13 14 15<br />
Entwurf & Graphik<br />
Th. Schweicher<br />
Gezähe = Werkzeug 6. <strong>Der</strong> Bohrhammer 13. <strong>Der</strong> Köpfkeil<br />
Leienbrecher= Schieferbergmann 7. <strong>Der</strong> Dachdeckerhammer 14. <strong>Der</strong> Batteriekasten<br />
1. Die Keilhaue (”Haue”) 8. Nagelzieher; Nageleisen 15. Helm (”Hut”) mit Kopflampe<br />
2. Die Pickel 9. Zurichthammer (”Zweispitz”) 16. <strong>Der</strong> Keil<br />
3. Die Schieferschere 10. Die Haubrücke (”Brücke”) 17. Die Brechstange(”Geißfuß”)<br />
4. <strong>Der</strong> Schlägel (Fäustel) 11. <strong>Der</strong> Holzhammer (”Knüppel”) 18. Zurichtblatt (für die moderne<br />
5. Die (Blech-) Schablone 12. Das Spalteisen Zurichtmaschine)<br />
Seite 15<br />
6<br />
18<br />
3<br />
theos<br />
theos<br />
5<br />
theos<br />
8
Zurichtwerkzeug für Dachschiefer<br />
Schieferschere<br />
Hebelschere<br />
Nägel ziehen<br />
Nägel<br />
einschlagen zurichten<br />
Dachdeckerhammer<br />
"Schieferhammer"<br />
lochen<br />
zukünftige<br />
Schieferplatte<br />
große<br />
Haubrücke<br />
gespaltener<br />
Rohstein<br />
"Rohschiefer"<br />
Haubrücke<br />
Zurichthammer<br />
“Zweispitz”<br />
mobile<br />
Haubrücke,<br />
"Brücke"<br />
Recherche, Entwurf & Graphik<br />
Theophil Schweicher, Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Aus dem gespaltenen Rohstein wird eine Dachschie- endecker") selbst erst auf der Baustelle. Seit Mitte<br />
ferplatte, indem das überstehende Material mit dem des vorigen Jahrhunderts lieferten die Schiefergru-<br />
Zurichthammer auf der "Haubrücke" abgeschlagen ben immer mehr die fertigen Leien. Es verblieb in der<br />
oder mit der Hebelschere "weggeschnitten" wird. Bis Grube eine höhere Wertschöpfung! <strong>Der</strong> Dachschiefer<br />
in die Mitte des vorigen Jahrhunderts lieferten die war dann für den Dachdecker teuerer, aber der Dach-<br />
Gruben lediglich die Rohschiefer. Die Zurichtung zu decker hatte weniger Transportkosten, da der Abfall<br />
Dachschieferplatten besorgte der Dachdecker ("Ley- auf der Grube verblieb! So profitierten beide davon!<br />
Seite 16
Schieferblöcke<br />
Plattformwagen ("Plattenwagen")<br />
Historische<br />
Dachschiefer-<br />
Bergwerke in<br />
<strong>Fell</strong> - Mosel<br />
starrer<br />
Förderkasten<br />
z.T. mit Ladeklappe<br />
Kastenwagen zum Fördern von Prass, Ausbruch und Gerät<br />
Die Lore ist vor allem für die Förderung von Prass ("Schie- angelenkte Ladeklappe zum leichteren Be- und Entladen.<br />
ferabfall", ausgehaltenes Gestein) benutzt worden. Aber Manchmal erleichterte auch eine zusätzliche Kippvorrichauch<br />
zum Fördern von Schieferblöcken und Spaltsteinen tung das Entladen von Schüttgut. Kastenwagen auf engl.<br />
fand sie Verwendung. <strong>Der</strong> Kastenwagen hat mitunter eine Schiene wurden im Nosserntal etwa seit 1860 eingesetzt.<br />
Kipplore zum Fördern von Schüttgut (Ausbruch, Prass)<br />
Förderwagen<br />
Förderwagen dienen dem gleisgebundenen Transport ("Förderung")<br />
von Geräten und Werkzeug ("Gezähe"), von Mineralien oder<br />
des Abraumes. Am Grubenwanderweg in <strong>Fell</strong> sind diverse Wagentypen<br />
(auch aus anderen Bergbaubereichen) zu besichtigen. Die Loren<br />
(bergmännisch: "Hunte") wurden von den Leienbrechern im <strong>Fell</strong>er<br />
Raum meist als "Wagen" oder<br />
"Wagons" bezeichnet.<br />
Plattform<br />
<strong>Der</strong> Plattenwagen ist die einfachste und dennoch zweck- drückt”. Zugmaschinen wurden nicht eingesetzt. Da die<br />
mäßigste Form einer Lore, um Schieferblöcke aus der Gru- Stollen mit leichter Steigung in den Berg hinein (Wasserlöbe<br />
zu fördern. Er läßt sich leicht mit Schieferblöcken oder sung!) angelegt worden sind, wurden die beladenen Loren<br />
Gezähe be- und entladen, und kann mit einem aufgesetz- (ca. 3 Tonnen Gewicht!) jeweils auf der Förderstrecke talten<br />
Förderkasten auch für Schüttgut verwendet werden. wärts geschoben.<br />
Die Loren im Nosserntal wurden jeweils von Hand “ge-<br />
Spurkranzweite<br />
60 cm<br />
Querschnitt der<br />
"englischen"<br />
Schiene<br />
kippbarer<br />
Förderkasten<br />
Spurkranz<br />
Die Räder mit dem<br />
Spurkranz halten<br />
den Wagen auf der<br />
Schiene.<br />
Text, Graphik, Layout<br />
Theophil Schweicher, Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Die Kipplore ist optimal geeignet zur Förderung von Schütt- kann. Die Kippvorrichtung des Förderkastens erleichtert das<br />
gut aller Art. <strong>Der</strong> Förderkasten ("Kippmulde") läßt sich seit- Befüllen auch mit Schieferblöcken. So konnte die Kipplore<br />
lich kippen und umlegen, sodaß der bewegliche Förderkas- auch in der Förderung von Schieferblöcken verwendet werten<br />
am Haldensturz schnell und problemlos entleert werden den.<br />
Seite 17
1<br />
5<br />
Die Dachschieferherstellung<br />
im traditionellen Verfahren<br />
2<br />
6<br />
Text, Layout,<br />
Recherche, Graphik:<br />
Th. Schweicher<br />
Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
1. Gewinnen (unter Tage) 5. Spalten in dünne Platten<br />
In unterirdischen Abbaukammern ("Layenkaulen") wur- Mit Holzhammer und Spalteisen (breite, dünne Meißel)<br />
den tonnenschwere Schieferblöcke durch "Schrämen" wurden die Blöcke in ca. 4 - 8 mm dünne Platten ("Roh-<br />
(rundherum einkerben) und "Abkeilen" bzw. durch eine schuppen", “Rohsteine”) zerlegt.<br />
sanfte, schiebende Sprengung ("Gewinnungsschuß" 6. Aufzeichnen des Formates<br />
mit Schwarzpulver!) hereingewonnen. Die “deutschen Schuppen” wurden freihändig zugehau-<br />
2. Zerlegen zur Förderung (unter Tage) en. Bei den Schablonenschiefern (jede Platte soll das<br />
Die herein gewonnenen Blöcke wurden untertage durch gleiche Format haben!) wurde mit Schablone und Reiß-<br />
"Reißen" (Spalten parallel zur Schieferung) und "Köp- nadel auf die Rohschuppe die Form der endgültigen<br />
fen" (Spalten senkrecht zur Schieferung) in möglichst Dachschieferplatte aufgeritzt. (Diese Arbeit übernahgroße,<br />
aber noch transportfähige (förderbare) Blöcke men meisten Kinder.) Es gab eine Vielzahl von unterzerlegt.<br />
schiedlichen Formaten (Rundblatt, Rechteck, Oktogon<br />
3. Förderung (unter Tage) usw.), die jeweils noch in unterschiedlichen Größen her-<br />
Die Schieferblöcke ("Köpfe") konnten nun zutage trans- gestellt wurden. Ca. 250 unterschiedliche Schieferplatportiert<br />
("gefördert") werden. Die Förderung erfolgte ur- tenformate sind bekannt.<br />
sprünglich durch "Buckeln" (Heraustragen auf dem Rü- 7. "Zurichten" zu fertigen “Leien”<br />
cken). Durch das Verbot des "Buckelns" durch die Berg- Mit Zurichthammer ("Zweispitz") und Haubrücke oder<br />
behörden (um 1890) wurde die Förderung nach und mit der Hebelschere wurde die Rohschuppe auf die vornach<br />
auf Wagenförderung umgestellt, wobei die Förder- gezeichnete Form zugehauen oder zugeschnitten. Die<br />
wagen sehr oft noch von Hand geschoben werden muß- Dachschieferplatte ("Leie") ist nun fertig.<br />
ten. Nur ca. 10 % des mühsam unter Tage gewonnenen<br />
4. Zerlegen zum Spalten Schiefers konnte schließlich als Dachschieferplatte ver-<br />
Übertage gelangten die Wagen mit den noch "berg- marktet werden. 90 % des mühsam abgebauten Schiefeuchten"<br />
Schieferblöcken sofort in die Spalthäuser, wo fers wanderte als Abfall ("Brass") auf die Halde (übertasie<br />
(mit Säge, Hammer und Köpfkeil) in kleinere Blöcke ge oder untertage).<br />
(”Köpfe”) die ungefähr dem Format einer Schieferplatte 8. Sortieren, Lagern, Verkaufen, Ausliefern!<br />
entsprachen, zerlegt wurden. Nach dem Zurichten der Platten erfolgt das Sortieren,<br />
Lagern und Verkaufen der Platten.<br />
Seite 18<br />
3<br />
7<br />
8<br />
4<br />
theos
Spalten der kl. Blöcke<br />
(”Köpfe”) in Platten<br />
Verschiedene Dachschieferplatten<br />
und ihre Maßlinien<br />
rechter und linker<br />
Schuppen<br />
Spitzwinkel<br />
spitzw. Sechseck<br />
Rücken<br />
Ferse<br />
Breite<br />
Das Zurichten<br />
Die Rohschuppe<br />
Achteck<br />
Octogon<br />
Kopf<br />
Breite<br />
Höhe<br />
Höhe<br />
Fuß<br />
Brust<br />
Aufzeichnen<br />
der Form<br />
Sechseck<br />
rechtwinkelig<br />
"Normalschablone"<br />
“engl.” Rechteck<br />
Rundblatt<br />
Coquettes<br />
"Zurichten"<br />
Zuschneiden in Form<br />
Es gibt weit mehr als 250 verschiedene Schiefer- Es gibt länderspezifische Dachschieferformate<br />
platten-Formate mit regional z.T. unterschiedli- (deutsche “Schuppe”, engl. Rechteck, flämisches<br />
chen Ausformungen und Bezeichnungen! Allein Format u.a.) und oftmals kann man politische<br />
von der deutschen Schuppe gibt es z.B. drei ver- Grenzen auch an der Dachlandschaft ablesen.<br />
schiedene Grundtypen, je nach unterschiedlichem (Z.B. Wasserbillig: Französische Rechteckdec-<br />
“Hieb” (Fersenwinkel): Scharfer Hieb, normaler kung; Wasserbilligerbrück: deutsche Deckung!)<br />
Hieb, stumpfer Hieb.<br />
Seite 19<br />
Spitze<br />
Spitzort<br />
Text, Layout, Graphik: Th. Schweicher/Gemeinde <strong>Fell</strong>
Verschiedene Schieferdeckungen<br />
Dachschiefer ist ein bewährter<br />
Natur-Baustoff. Kaum eine<br />
Dachform, die sich nicht mit<br />
Schiefer decken läßt.<br />
Deckung mit Bogenschnitt-<br />
Schablonen 25 x 25 cm<br />
Keine Dachdeckung ist so<br />
langlebig, wie eine fachgerechte<br />
Schieferdeckung.<br />
Schieferdeckung mit Sechseckschablonen<br />
und Spitzort<br />
("Normalschablonen")<br />
Schieferdeckung mit Coquettes<br />
(Rundblatt)<br />
Lochung/Nagelung:<br />
Die Anzahl und die Anordnung der Nagellöcher<br />
ist jeweils unterschiedlich, je nach Lage<br />
(Ort-, Kehl-, First-, Fuß-, Gebinde-Stein),<br />
Untergrund (Bretterschalung oder Latten),<br />
Überdeckungsgrad (Überlappung) und ob<br />
Wand- oder Dachschiefer. Pro Platte werdenmindestens<br />
3 Nägel eingschlagen!<br />
theos<br />
Kaum eine Dachdeckung ist<br />
so lebendig und vielseitig<br />
wie eine Schieferdeckung.<br />
Rechteck-Doppeldeckung<br />
("englische Deckung") mit Ornament<br />
aus natürlichem “Farbschiefer”.<br />
Jede Schieferplatte ist ein ca.<br />
400 Millionen Jahre alter Natur<br />
Stein, ein Stück der Erdgeschichte!<br />
Schieferdeckung mit Achteckschiefer<br />
(Octogones) 30 x 15<br />
Entwurf & Graphik: Theophil Schweicher, Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Seite 20
In der Eifel schlägt ein Herz aus Schiefer<br />
Zeitreise<br />
Bei den Meeresablagerungen und<br />
Erdfaltungen im Raum des heutigen Mayen<br />
haben besonders günstige Bedingungen für<br />
die Entstehung von Schiefer bestanden. <strong>Der</strong><br />
®<br />
Moselschiefer , der nur in der Region um<br />
Mayen vorkommt, gilt durch seine außergewöhnliche<br />
Haltbarkeit, seinen Glanz und die<br />
tiefe blaugraue Färbung als eine der besten<br />
Schieferqualitäten der Welt. Schon die<br />
Römer wussten diesen robusten Baustoff zu<br />
schätzen und bauten ihn hier ab.<br />
Erstmals schriftlich belegt ist der<br />
Schieferbergbau in Mayen durch eine<br />
Urkunde aus dem Jahr 1362, in der Mayener<br />
“Deckstein-Leyen”, so die historische<br />
Bezeichnung für Schiefer, vom Katzenberg<br />
erwähnt werden.<br />
<strong>Der</strong> ursprüngliche Transportweg über die<br />
Mosel gab dem begehrten Werkstoff schon<br />
um 1588 seinen Namen. In Mayen fördert<br />
Rathscheck Schiefer seit über 200 Jahren<br />
das schwarze Gold der Eifel in den beiden<br />
Moselschiefer-Bergwerken Katzenberg und<br />
Margareta.<br />
Rathscheck Schiefer ist einer der weltweit<br />
größten Schieferlieferanten. Neben dem<br />
Unternehmenssitz in Mayen werden in verschiedenen<br />
Ländern Tochtergesellschaften,<br />
Läger oder Büros betrieben<br />
Dachschiefer der heimischen Produktion<br />
®<br />
trägt die Marke Moselschiefer . <strong>Der</strong> aus<br />
internationaler Produktion stammende<br />
®<br />
Schiefer trägt die Marke InterSIN . Und<br />
farbige Schiefer (Grundtöne Rot und Grün),<br />
wie die Natur sie geschaffen hat, wie sie<br />
aber in der Welt nur selten vorkommen,<br />
®<br />
tragen das Markenzeichen ColorSklent .<br />
Einen Großteil des InterSIN-Schiefers fördert<br />
Rathscheck Schiefer im Tochterunternehmen<br />
CAFERSA, einem der bedeutendsten<br />
Schieferproduzenten Spaniens. U. a.<br />
wird im weltweit größten Schieferbergwerk<br />
„La Fraguiña“ Schiefer gewonnen.<br />
Moderne Technik hebt einen uralten<br />
Bodenschatz<br />
Man muss schon tief hinab, um das<br />
schwarze Gold der Eifel zu erreichen.<br />
Im Moselschiefer-Bergwerk Katzenberg zum<br />
Beispiel bis zu 340 Meter.<br />
Was früher dem Berg mühsam in<br />
Handgewinnung durch Bohren und Sprengen<br />
abgerungen werden musste, wird heute<br />
umweltschonend mit moderner Technik<br />
gewonnen.<br />
<strong>Der</strong> abbauwürdige Schiefer wird mit einer<br />
Diamantsäge entlang der geologischen<br />
Gegebenheiten in exakte Raster gesägt.<br />
Block für Block wird der Schiefer dann mit<br />
Spezialmaschinen vorsichtig aus dem Berg<br />
gelöst. Die vollmechanisierte sägende<br />
Gewinnung erleichtert den Bergleuten über<br />
Das Moselschiefer-Bergwerk Katzenberg mit seinem<br />
Wahrzeichen dem Förderturm. Tief unter dem Gelände<br />
®<br />
ruht der begehrte Moselschiefer . Mit 340 Meter Tiefe<br />
wurde hier auf der zehnten Sohle bereits das Niveau<br />
des Meeresspiegels unterschritten.<br />
und unter Tage die Arbeit und trägt zu einem<br />
sorgsamen Umgang mit dem wertvollen<br />
Gestein bei.<br />
Per Förderschacht erblickt der Schiefer im<br />
Moselschiefer-Bergwerk Katzenberg nach<br />
Millionen Jahren der „Reife“ erstmals das<br />
Tageslicht.<br />
Ein langer Weg vom Schieferblock zum<br />
Deckstein<br />
Es erfordert viel Geschick und sorgfältiges<br />
Vorgehen, bis aus den massiven<br />
Schieferblöcken die wertvollen Decksteine für<br />
Dach und Fassade werden.<br />
Seite 21
Die Spezialisten, die an der Gewinnung und<br />
Herstellung beteiligt sind, kommen aus über<br />
30 Berufen.<br />
Denn trotz aller Automatisierung erfordert ein<br />
Großteil der formgebenden<br />
Bearbeitungsgänge nach wie vor qualifizierte<br />
Handarbeit. Zum Beispiel das Spalten der<br />
Steine auf ihre endgültige Stärke von ca. 5<br />
mm.<br />
Hierbei muss das Werkzeug gezielt an den<br />
natürlich entstandenen Glimmerlagen angesetzt<br />
werden, um eine saubere Spaltung zu<br />
erzielen. Die eigentliche Form erhalten die<br />
Decksteine bei der Zurichtung. Je nachdem,<br />
für welche Deckart die Steine zugerichtet<br />
werden, gibt es hier wesentliche<br />
Unterschiede.<br />
®<br />
So wird der Moselschiefer überwiegend für<br />
die exklusive Altdeutsche Deckung Stein für<br />
Stein manuell zugerichtet. Eine Aufgabe, die<br />
großes Geschick, langjährige Erfahrung und<br />
ein gutes Augenmaß erfordert.<br />
Demgegenüber werden die InterSIN-<br />
Decksteine für die verschiedenen<br />
Die rohen Blöcke werden konstant bergfeucht<br />
gehalten und mit Maschinenkraft vorsichtig auf die<br />
Sägestraße gegeben, wo sie in handliche Blöcke<br />
geteilt werden. Entlang der natürlichen Glimmerlagen<br />
werden die Steine anschließend mit Presslufteisen in<br />
Platten von ca. 5 mm Stärke gespalten.<br />
Die Zurichtung der Decksteine für die Altdeutsche<br />
Deckung erfolgt freihändig.<br />
Nach einer intensiven abschließenden Prüfung auf<br />
Größe, Form, Stärke und Qualität erhalten die<br />
®<br />
Decksteine das Prädikat Moselschiefer .<br />
Schablonen-Deckungen maschinell in Form<br />
gebracht.<br />
Viele technische Fortschritte ermöglichen eine<br />
rationelle Gewinnung und machen Schiefer<br />
heute zu einem erschwinglichen Baustoff.<br />
Im Vergleich zwischen Anschaffungskosten<br />
und Lebensdauer ist Schiefer äußerst wirtschaftlich.<br />
Auch die Entwicklung rationeller<br />
Verlegetechniken und Decksteinformate trägt<br />
dazu bei, dass Schiefer heute für jedermann<br />
erschwinglich ist.<br />
Zu den kostengünstigen Deckarten zählen<br />
beispielsweise die Universal-Deckung und die<br />
Rechteck-Doppeldeckung.<br />
Wenn der Schiefer alle Prüfungen besteht, wird er bald<br />
das Dach oder die Fassade eines stolzen Gebäudes<br />
adeln. Schiefer ist nicht nur ästhetisch vom Feinsten.<br />
Er ist auch in Sachen Langlebigkeit und Robustheit<br />
kaum zu schlagen.<br />
Seite 22
1<br />
Eine kurzgefasste Führung durch das<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> bei Trier<br />
von Th. Schweicher<br />
Station 1 (vor dem Mundloch 3. Arbeit geschah Jahrhunderte lang in<br />
der Grube “Hoffnung”):<br />
Handarbeit mit einfachstem Werkzeug, das jeder<br />
Das Motto der Gemeinde <strong>Fell</strong> lautet “Stein und Dorfschmied machen konnte: Keile, Stangen,<br />
Wein”. Die Schiefergewinnung für<br />
Bedachungszwecke ist seit der spätröm. Zeit nachweisbar<br />
(u.a. kleiner Tempel auf dem <strong>Fell</strong>er<br />
Hämmer, Pickel.<br />
Station 3 (vierte Kammer,<br />
3 Grube “Hoffnung”):<br />
Burgkopf mit schiefergedecktem Säulen-Umgang). 1. Hier nochmals deutlich sichtbar: ca. 2/3 der<br />
Und der Ort <strong>Fell</strong> dürfte dem Weinbau in spätrömi- Kammer angefüllt mit Abfall. Hohlraum (ca. 1/3 ist<br />
scher Zeit seine Entstehung verdanken (lat.: vallis - das Fördervolumen). Bei Verarbeitung über Tage<br />
das Tal). Die Römer verwendeten fast ausnahmslos entsteht nochmals viel Abfall (1/3 der<br />
eine Ziegeldeckung (mit tegula und imbrex). Daher Gesamtabfallmenge)<br />
gab es nur einen geringen Bedarf an 2. Abbaumethode: Firstenstoß-Kammerbau (war<br />
Dachschiefer (für Nebengebäude/Zweckbauten, die billigste aber auch die gefährlichste<br />
wie Latrinen, Stallungen, Werkstätten, Wehrbauten), Methode!): Scheibenweiser Abbau der Decke<br />
daher Abbau im “Tagebau” (Steinbruch; ergibt (”Firste”); Firstenstoß (= Treppenstufe an der Decke)<br />
dicke Platten). Seit dem Mittelalter war ein enor- wird hereingewonnen bis die Firste ganz abgebaut<br />
mer Bedarf an Dachschiefer (rege Bautätigkeit: ist, dann Abbau senkrecht nach oben (=<br />
Prunk-, Klerikal- und Wehrbauten), daher der ”Überhauen”; ergibt eine neue “Treppenstufe”!),<br />
Bergbau auf bergfeuchten Dachschiefer unter dann wieder Abbau des Firstenstoßes durch<br />
Tage. Das ergibt 5-7 mal so viele (dünne!) Platten. horizontales Bohren und Sprengen usw.<br />
Es entstanden viele Gruben in der Nähe von Trier 3. Abbaumethoden. Schiefer wird abgebaut durch:<br />
("<strong>Trierer</strong> Dachschiefer-Bezirk"). <strong>Der</strong> Schieferbergbau a) Bohren/Besetzen/Schießen;<br />
ging in der Region mit Unterbrechungen um bis in b) Schrämen/Abkeilen;<br />
die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. c) durch Hebelwirkung (lange Stange, große Kraft)<br />
Station 2 (kleine Kammer,<br />
2 Grube “Hoffnung”):<br />
1. <strong>Der</strong> “normale” Hunsrückschiefer enthält Kalk und<br />
Diese Abbaumethode (Firstenstoß-Kammerbau)<br />
ist die billigste Methode (kein Kapital erforderlich:<br />
keine Pumpen, kein Hebezeug, kein Fördergerüst<br />
Eisen, weshalb er langsam verwittert (gibt schlechte, usw.);<br />
steinige Böden! Ausnahme: wegen der besonderen Diese Abbaumethode ist aber die gefährlichste:<br />
thermischen Eigenschaften ist er optimal für den Das Gebirge ist nicht homogen (Störungen,<br />
Wein!); <strong>Der</strong> Dachschiefer (= ein dünn spaltbarer Verwerfungen, Klüfte; Risse u.a.; “Sargdeckel”),<br />
Schiefer, der nahezu frei von Kalk und Eisen ist) daher Steinfall "vorprogrammiert". Schiefer ist<br />
verwittert kaum. Ein Schieferbergwerk ist ein “tückisch”; Schiefer ist “gebrächig” (Risse, Klüfte;<br />
unterirdischer Steinbruch, in dem Schiefer in Schollenbildung)<br />
großen Blöcken abgebaut wird. 4. Die “Leienbrecher” (Schieferbergleute) waren<br />
2. Seit dem Mittelalter werden Suchstollen gegraben meist ohne solide Ausbildung.<br />
bis zu den sog. Lagerstätten (= Vorkommen, die 5. Unfallfolgen waren oft: Verstümmelungen,<br />
abbauwürdig sind). Dann erfolgt der Abbau Lähmungen; hin und wieder auch Todesfälle<br />
(”Gewinnung”). Gefördert werden nur verwertbare<br />
(große) Blöcke. Die Weiterverarbeitung erfolgt<br />
übertage auf der Halde. Es entsteht bei der<br />
(Thommer Bergmannsgrab!)<br />
4 Station 4 (kleine Kammer,<br />
Grube “Barbara”):<br />
Dachschieferherstellung insgesamt ca. 90 % Abfall. 1. 164 Stufen, 30 m Höhenunterschied; Wir sind 70<br />
Deswegen war Schiefer niemals billig (aber m unter Tage; separates (!!!!) Bergwerk “Barbara”.<br />
preiswert wegen der Langlebigkeit!). Zwei Drittel 2. Hl. Barbara ist Schutzpatronin der Bergleute;<br />
des Abfalls liegen untertage (”Selbstversatz”), ein Turm = Angst/Bedrohung vor Einschließung. Am 4.<br />
Drittel entsteht bei der Weiterverarbeitung übertage Dezember ist Barbaratag (Umzüge/"Paraden"; u.a.<br />
(Halde, “Prass”). auch in <strong>Fell</strong> am 2. Advent, Bergmannskapelle <strong>Fell</strong>!).<br />
Seite 23
3. Entstehung des Schiefers: Sedimentation vor “Sohlenschramm” deutlich sichtbar) rund um den<br />
ca. 400 Mio Jahren (unteres Devon): Schlick � Block, dann “abkeilen”. Blöcke werden dann durch<br />
Schlamm � Ton � Tonstein � Tonschiefer; “Reißen” (Spalten parallel..) und “Köpfen” (Spalten<br />
Schieferung kommt vom seitlichen (!) Druck; in senkrecht zur Schieferung) zerteilt. Alles immer<br />
<strong>Fell</strong> keine Fossilien, weil Schieferung (Spaltbarkeit) nach dem Grundsatz: “So groß wie möglich” (im<br />
senkrecht zur Schichtung!<br />
Gegensatz zum allgemeinen Bergbau!);<br />
4. Drucklufthammer (in größeren Gruben; Silikose; 3. Förderung: Jahrhunderte lang “gebuckelt”;<br />
Gelenkschäden, Hörschäden)<br />
Seit ca. 1850: Wagenförderung im Nosserntal mit<br />
5. Wettertür sorgt für “stehende Wetter” (= keine<br />
Zugluft; Fledermausschutz); im Winter:<br />
dem “Plattenwagen”; voller Wagen hat ca. 7 t<br />
Gewicht (2 m 3 Ladung = 6 t + Wagen 1 t); Die<br />
Fledermäuse in der Grube; Winterschlaf bis<br />
Wagenförderung erfolgte von Hand ohne<br />
Mitte/Ende März.<br />
5 Station 5 (Dom, Stahlpodest)<br />
Zugmaschine oder Pferde (Bergmann war billiger!).<br />
Ein Mann hat den Förderwagen geschoben<br />
(manchmal auch zwei Leute).<br />
1. Höchste Abbaukammer der Region. Stellenweise<br />
bis zu ca. 30 m hoch; Geradeaus sehen wir noch 8<br />
Station 8 (vor dem<br />
Mundloch “Barbara")<br />
die Originalhalde; im mittleren Bereich wurde die 1. Noßertal, “Tal der 40 Stollen”;<br />
Halde (”Prass”) ausgeräumt;<br />
2. Wir sind jetzt hier am Grubenwanderweg (=<br />
Abbaumethode hier wieder gut erkennbar: der Lehrpfad Schieferbergbau); führt vorbei an 12<br />
Firstenstoß-Kammerbau mit der Treppenstufe (= Stollen! Es lohnt sich noch mal wiederzukommen,<br />
”Firstenstoß”) an der Decke (= “Firste”) und die besonders im Herbst zur Weinlese; (”Stein und<br />
vielen horizontalen “Bohrlochpfeifen”. Wein”), Fotos machen usw.<br />
Abbauprinzip: aufbauen (Fahrten: Leitern, Gerüste), 3. 12 Stollen liegen direkt am Weg; 10 Info-Stände<br />
bohren/besetzen, “Fahrten” wieder abbauen, dann mit verschiedenen Schieferdeckungen; grüne Tafel<br />
“schießen”; (= Grundriss und Geschichte der jeweiligen Grube);<br />
2. Bergleute sahen im Winter (kurze Tage!) nur weiße Tafel (= Geschichte u. Technik des<br />
selten die Sonne, daher der “Sonnenaufgang”;<br />
Die Lichtblitze erinnern an das “Schießen”, das<br />
sehr gefährlich war. Viele Unfälle stehen im<br />
regionalen Schieferbergbaus).<br />
Station 9 (vor der<br />
9 Suppenträger-Figur)<br />
Zusammenhang mit dem “Schießen” (Nachfall; 1. Schiefer-Halde = Biotop (Eidechsen,<br />
Explosion beim Besetzen u.a.); Blindschleichen); Halde 100 % Dachschiefer;<br />
3. “Sonnenaufgang” bei Beethovens “Neunter”. Überwiegend Abfall aus der Weiterverarbeitung;<br />
4. Harte Arbeit, einseitige Ernährung und die (unbrauchbar, weil “kleinstückig”), verwittert nicht!<br />
Dunkelheit untertage führten zu Vitaminmangel und Daher keine Auswaschung von Giften, keine<br />
zu Kleinwüchsigkeit (die Berufskrankheit der Umweltbelastung, wie so oft bei Erz- , Salz- und<br />
Bergleute!). Bei Kinderarbeit daher: zwergenhafter Kohlehalden (Phosphor, Arsen, Schwefel, Salze);<br />
Wuchs (wird in vielen Märchen verarbeitet!). 2. Haldenverwertung/Haldenrückbau<br />
6<br />
Station 6. Unter dem<br />
Stahlausbau<br />
(Hohlblocksteine; Kellersteine) seit ca. 1952<br />
(Betonsteinwerk der Grafen von Kesselstatt)<br />
Diese Abbaukammer zeigt Schieferabbau in Spät- (Schieferhalden wurden zu Splitt gemahlen +<br />
/Endphase (Abbaufront ist die Firste!); Zement + Sand)<br />
7 Station 7 (kleine Kammer<br />
“Barbara”)<br />
3. Suppenträger-Puppe: Schulkinder, die vom<br />
Schulunterricht früher weg durften, um ihren Vätern<br />
1. Anfangsstadium des Abbaus; <strong>Der</strong> Abbau das Essen (”Henkelmann”) auf die Grube zu<br />
erfolgt noch im “Stoß” (in der Wand); Abbau bringen. Wurde trotz Verbot (Schulpflicht!) von den<br />
erfolgt “söhlig” (bleibt in der Ebene), solange der Lehrern geduldet.<br />
Schiefer gut und die Kammer standfest ist; dann<br />
erst Übergang des Abbaus in die Decke (”Firste”). 10<br />
Station 10<br />
(Brunnen “Hoffnung”)<br />
2. Abbaumethode: Senkrecht zur Schieferung: 1. Rösche/Seige = Wasserablauf zur Entwässerung<br />
schrämen (= Kerben einschlagen; hier die<br />
der Grube “Hoffnung” (sog “Wasserhaltung”)<br />
Seite 24
Wir bauen uns ein Schieferdach<br />
(Schablonen-Deckung)<br />
Einen Karton (DINA5) zu einem “Satteldach” knicken.<br />
Schieferplättchen kopieren, ausschneiden und das Satteldach<br />
damit decken!<br />
Seite 25
Wir bauen uns ein SchieferdachI<br />
(Rundblatt)<br />
Einen Karton zu einem “Satteldach” knicken. Schieferplättchen<br />
kopieren, ausschneiden und das Satteldach damit decken!<br />
Seite 26
Halde ("Prass")<br />
Brech werk<br />
(Prall mühle)<br />
Splitt, Granulat<br />
Viel, viel Abfall<br />
theos<br />
Beim Schieferbergbau und der Verarbeitung zu<br />
Dachschiefer findet eine ständige Materialselektion<br />
(Auswahl) statt. Jeweils nur die besten Stücke des<br />
Schiefergesteines gelangen in die nächste<br />
Bearbeitungsstufe. Nur etwa 10-15 % des untertage<br />
mühsam herein gewonnenen Tonschiefers konnten<br />
daher letztendlich als Dachschieferplatten vermarktet<br />
werden. Ca. 85-90 % des Materiales wird auf Halden<br />
("Prass") untertage und übertage “verkippt”. Ca. 2/3<br />
des Abfalls bleibt als Versatz (sog. “Selbstversatz”)<br />
untertage in der Abbaukammer, ca. 1/3 des Abfalls<br />
entsteht übertage beim Spalten und Zurichten.<br />
Um den Ausbringungsgrad (Vermarktungsanteil) zu<br />
erhöhen lieferten viele Gruben auch Nebenprodukte<br />
wie Wand- und Bodenplatten, Grabsteine usw.<br />
Haldenverwertung: Produktion von Kellersteinen<br />
Im Noßertal wurde durch die "Reichsgräflich von<br />
Haldenverwertung<br />
Seite 27<br />
Streu für<br />
Dachpappe<br />
Straßen- und Wegebau<br />
Recherche, Text, Graphik<br />
Theophil Schweicher<br />
Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Grundstoff für Bausteine<br />
Kellersteine<br />
Kesselstattsche Betonsteinfabrik" auf der Talsohle seit<br />
den 50-er Jahren eine intensive Haldenverwertung<br />
durchgeführt:<br />
Das Haldenmaterial wurden in einem Brechwerk<br />
zerkleinert, mit Beton gemischt, und zu hochwertigen<br />
Bausteinen ("Kellersteinen") weiterverarbeitet.<br />
Nach dem Rückbau der Halden wurde Schieferbruch<br />
im Steinbruch Thommerberg gebrochen und mittels<br />
eines “Bremsberges” (= schiefe Ebene mit<br />
gleisgebundener Förderung) in das Brechwerk<br />
befördert.<br />
Haldenbiotope<br />
Die heutigen Reste der zurückgebauten Halden<br />
("Haldenrelikte") haben sich inzwischen zu Biotopen<br />
entwickelt. Sie beherbergen Eidechsen, Schlingnattern<br />
u.a. seltene und geschützte Tiere (Fauna) und<br />
Pflanzen (Flora). Die alten Stollen dienen den<br />
Fledermäusen als Winterquartier. Die Stollen wurden<br />
deshalb mit "Fledermausgittern" gesichert.
Relikte des Schieferbergbaus: Stillgelegte Stollen<br />
- ein Paradies für Fledermäuse<br />
von Theophil Schweicher/Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Naturschutz- und Fledermausschutzorganisationen und Kammern unter Tage) sind für jeglichen<br />
bemühen sich, den bedrohten Fledermäusen im Besucherverkehr durch untertägige (Fledermaus-)<br />
ehemaligen "<strong>Trierer</strong> Dachschieferrevier" die Schutzgitter abgesperrt. Diese Grubenbaue bilden<br />
Zufluchtsräume und Winterquartiere zu erhalten. für die Fledermäuse ganzjährig ein störungsfreies<br />
Auch das <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> bemüht sich, den Refugium. Dort finden im Sommer wie im Winter<br />
Betrieb des Bergwerkes möglichst fledermausge- keine Besucher-Fahrungen statt.<br />
recht zu gestalten, wobei es dabei auf den<br />
Sachverstand der Fledermausschutzgruppen ange-<br />
Wettertür im Bergwerk<br />
wiesen ist.<br />
Das <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> besteht aus zwei histo-<br />
Fledermausschutzgitter<br />
rischen Schieferbergwerken, die 1996/97 durch<br />
einen hundert Meter langen Stollen miteinander<br />
Im Zuge der Sondierung für den Standort eines verbunden worden sind. Durch den<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong>es ließ die Ortsgemeinde <strong>Fell</strong> Temperaturunterschied (Druckunterschied) zwi-<br />
Anfang der neunziger Jahre zahlreiche verschüttete schen über Tage und unter Tage würde dadurch ein<br />
Grubenbaue (Stollenmünd- natürlicher Wetterzug entstehen.<br />
löcher) wieder freilegen. theos<br />
Fledermäuse mögen im<br />
Im Rahmen des "Artenschutzprojektes<br />
Fledermäuse" des<br />
Landesamtes für<br />
Umweltschutz ließ der<br />
Naturschutzbund<br />
Deutschland, Gruppe<br />
Ruwertal, in<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
Arbeitskreis<br />
Fledermausschutz<br />
Rheinland-Pfalz die am<br />
Weg (heute der “Gruben-<br />
wanderweg”!) liegenden<br />
Stollen mit einem<br />
Das Fledermausgitter. Läßt Tiere<br />
rein, hält Menschen draußen!<br />
Winterschlaf jedoch keine<br />
Zugluft. Um im Winter die<br />
Wetterbewegungen (Luftzug) im<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong> zu unterbinden,<br />
hat das <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> vor<br />
dem Verbindungsstollen eine "Wettertür"<br />
angebracht. Die durch das<br />
Auffahren des Verbindungsstollens<br />
bewirkten Wetterbewegung in den<br />
Stollen und Strecken werden damit<br />
praktisch wieder unterbunden, so<br />
dass auch nach dem Auffahren des<br />
Stollens keine Klimaveränderungen<br />
in den beiden Gruben stattfinden<br />
können.<br />
Schutzgitter für Fledermäuse<br />
sichern. Damit wurden sowohl bestehende<br />
Angepasste Öffnungszeiten<br />
Siedlungsräume für Fledermäuse erhalten und gesi- In den Wintermonaten suchen die Fledermäuse<br />
chert, sowie neue geschaffen (Ausgleichsmaßnah- gerne Stollen auf, um dort zu überwintern. In den<br />
men). "Fledermausgitter" vor den Schieferstollen des Noßertales herrschen Sommer<br />
Stollenmundlöchern lassen die Fledermäuse und wie Winter konstant ca. 12 °-13 ° C. Hier finden die<br />
andere Kleintiere) ungehindert durch, und halten Fledermäuse ideale Bedingungen für ihren<br />
unbefugte und leichtsinnige "Stollentouristen" drau- Winterschlaf.<br />
ßen.<br />
Die regulären Öffnungszeiten des<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong>es wurden an den Biorhythmus<br />
Rückzugsraum (Refugium) innerhalb des der Fledermäuse angepasst und auf die Monate<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong>es<br />
April bis Oktober beschränkt. In den Wintermonaten<br />
Ca. Dreiviertel des “Grubengebäudes” des<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong>es <strong>Fell</strong> (nämlich ca. 80 % der<br />
Gesamtheit des Volumens der Stollen, Strecken<br />
(Winterschlaf) finden im <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong><br />
praktisch keine Befahrungen (außer<br />
Sicherheitsbefahrungen) statt.<br />
Seite 28
Fledermauszählungen<br />
Haldenbiotope<br />
Fledermauszählungen werden vomFledermausschutz<br />
in den <strong>Fell</strong>er Stollen regelmäßig durchgeführt,<br />
um Informationen über die Entwicklung des<br />
Fledermausbestandes zu erhalten.<br />
Auch im <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> werden regelmäßig<br />
Fledermauszählungen durchgeführt.<br />
Fledermäuse überwintern auch im<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> und halten sich dort gelegentlich<br />
auch im Sommer auf. Die Fledermäuse<br />
sind nachtaktiv, d.h. sie jagen nachts Insekten, die<br />
sie mit Echolot orten. Tagsüber verharren sie meist<br />
in ihren "Verstecken".<br />
Die durch Haldenverwertung zurückgebauten<br />
Halden im Nosserntal sind teilweise inzwischen<br />
Lebensraum für eine einzigartige Flora und Fauna.<br />
Insbesondere Eidechsen tummeln sich im Sommer<br />
in großer Population in den Halden und stellenweise<br />
findet man seltene Pflanzen. Die nach<br />
Süden zur Sonneneinstrahlung hin exponierten<br />
trockenen Halden werden von meist dickblättrigen<br />
thermophilen Pflanzen und Tieren besiedelt, wäh-<br />
rend wir auf den gegenüber im Schatten liegenden<br />
feuchteren Halden z.T. seltene Farne finden kön-<br />
nen.<br />
Finger<br />
Finger<br />
Fledermäuse fliegen mit den Händen<br />
Flughaut<br />
Ohren<br />
Ohrdeckel<br />
Fuß<br />
nach: Wilfried Schober:<br />
Ultraschall und Echolot. Die<br />
Fledertiere der Welt. Leipzig, Jena, Berlin 1996<br />
Sporn<br />
Unterarm<br />
Oberarm<br />
Schwanz<br />
Daumenkralle<br />
Hand<br />
Fledermausschutz - <strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong><br />
Fledermäuse nutzen die Stollen als Winterquartier!<br />
1. Ausgleichsmaßnahmen: Öffnung von Stollen am Grubenwanderweg und Verriegelung mit<br />
“Fledermausgittern” (lässt Fledermäuse und Kleinlebewesen/ Reptilien rein, hält Menschen draußen).<br />
2. Beschränkung der Besuchersaison auf die Monate April bis Oktober (Keine Führungen in den<br />
Wintermonaten!).<br />
3. Räumliche Beschränkung der Besichtigungsstrecke innerhalb des Bergwerkes. Die Besucher<br />
befahren lediglich etwa 20 Prozent des “Grubengebäudes” (= Summe der Hohlräume unter Tage).<br />
<strong>Der</strong> weitaus größte Teil des <strong>Besucherbergwerk</strong>es - ca 80 % der Hohlräume unter Tage - sind somit im<br />
Sommer wie im Winter “Fledermausreservat” und vom Besucherverkehr ganzjährig ausgeschlossen)<br />
Fuß<br />
4. Durch die Verbindung von zwei übereinander liegenden Bergwerken wurde das Mikroklima im<br />
<strong>Besucherbergwerk</strong> <strong>Fell</strong> durch Wetterströme (Zugluft) verändert. In den Wintermonaten sorgt eine<br />
“Wettertür” für “stehende Wetter” (verhindert Zugluft). Damit sind die ursprünglichen klimatischen<br />
Verhältnisse in den Wintermonaten wieder hergestellt<br />
theos<br />
Text, Graphik, Layout: Theophil Schweicher, Gemeinde <strong>Fell</strong><br />
Seite 29
Die Schieferbergwerke von <strong>Fell</strong> und Thomm<br />
und ihre heimlichen Untermieter<br />
von Manfred Weishaar<br />
Fledermäuse sind Überlebenskünstler. sind sie für<br />
Ihre Hauptverbreitung liegt in den Tropen. In unseren die Fledermäuse, denn im<br />
Breiten können sie nur mit ausgefeilten Tricks über- Lebensrhythmus dieser Tiere<br />
leben. einer ganzen Region haben sie<br />
dann einen fest verankerten Platz und werden von<br />
Die meisten Fledermausarten leben von Insekten. weit her aufgesucht. Die ersten Spuren des<br />
Bei unseren einheimischen Arten sind es alle. In den Bergbaus in <strong>Fell</strong> weisen ja schließlich bis in die<br />
Tropen bereitet diese Nahrungsgrundlage keine Römerzeit. Die große Zahl der Stollen tut ihr Übri-<br />
Probleme, denn Insekten stehen dort ganzjährig zur ges, sodass die Umgebung von <strong>Fell</strong> eine ganz<br />
Verfügung. Doch bei uns? Unsere insektenfressen- außergewöhnliche Attraktivität für Fledermäuse aufden<br />
Vögel wie Schwalben und Meisen haben ähnli- weist. In Mitteleuropa kommen ca. 22 Arten vor.<br />
che Schwierigkeiten. Während die Schwalben ein- Alleine in <strong>Fell</strong> / Thomm sind davon 15 Arten im<br />
fach abhauen, wenn die Insekten im Herbst rarer Winter nachgewiesen (siehe Tabelle)! Dieses außerwerden,<br />
stellen die Meisen ihre Nahrung um; sie gewöhnliche Artenspektrum - in Verbindung mit der<br />
fressen dann insbesondere fetthaltige Sämereien. großen Zahl an Individuen - war daher Grund, dass<br />
Wie machen es die Fledermäuse? Sie sind in dieser Rheinland-Pfalz dieses Vorkommen als FFH-Gebiet<br />
Zeit zwingend auf unterirdische Quartiere angewie- nach Brüssel meldete. [Landesgesetz zur nachhaltisen,<br />
um den gan- gen Entwicklung von<br />
zen Winter zu verschlafen.<br />
Sie nutzen<br />
dabei ihre im<br />
Aktuell nachgewiesene Fledermausarten<br />
im Raum <strong>Fell</strong> / Thomm<br />
Natur und<br />
Landschaft (Landes-<br />
naturschutzgesetz<br />
Herbst angelegten<br />
Fettreserven.<br />
Werden sie dabei<br />
gestört, so verbrauchen<br />
sie ihren<br />
Treibstoff zu früh<br />
und können dann<br />
das nächste<br />
Frühjahr nicht mehr<br />
erleben. Ungestörte<br />
Höhlen spielen<br />
damit die zentrale<br />
Rolle im Leben der<br />
Fledermäuse.<br />
Barbastella barbastellus<br />
Eptesicus serotinus<br />
Myotis bechsteinii<br />
Myotis brandtii<br />
Myotis dasycneme<br />
Myotis daubentonii<br />
Myotis emarginatus<br />
Myotis myotis<br />
Myotis mystacinus<br />
Myotis nattereri<br />
Nyctalus noctula<br />
Plecotus auritus<br />
Plecotis austriacus<br />
Pipistrellus pipistrellus<br />
Mopsfledermaus<br />
Breitflügel<br />
Bechsteinfledermaus<br />
Große Bartfledermaus<br />
Teichfledermaus<br />
Wasserfledermaus<br />
Wimperfledermaus<br />
Großes Mausohr<br />
Kleine Bartfledermaus<br />
Fransenfledermaus<br />
Großer Abendsegler<br />
Braunes Langohr<br />
Graues Langohr<br />
Zwergfledermaus<br />
LnatSchG -) v.<br />
28.09.2005].<br />
Den ersten wissen-<br />
schaftlichen<br />
Nachweis an<br />
Fledermäusen doku-<br />
mentierte der<br />
Naturforscher M.<br />
Schäfer in seiner<br />
1844 erschienenen<br />
Abhandlung „Moselfauna,<br />
die<br />
Aufzählung und<br />
Rhinolophus ferrumequinum Große Hufeisennase<br />
Beschreibung der im<br />
Fledermäuse sind Regierungsbezirke<br />
sehr traditionelle Trier beobachteten<br />
Tiere. Sie müssen es auch sein, denn im Normalfall Thiere“ [Trier 1844] und dies ausgerechnet mit der<br />
sind natürliche Höhlen bei uns sehr selten und sind Erwähnung einer der größten deutschen Raritäten in<br />
fast nur auf Kalkgebiete beschränkt. Da kommt es der Tierwelt: „Die Große Hufeisennase … lebt geseldiesen<br />
Tieren zu Pass, dass bereits seit langer Zeit lig an finstren Orten; sie hängt sich an Gewölbe und<br />
unsere Vorfahren Erze oder Schiefer in unterirdi- steile Wände ganz frei an. … Die Exemplare, welche<br />
schen Gruben gewonnen haben. Je älter ich gesehen habe, erhielt ich aus den Thommer<br />
derartige Gruben sind, desto wertvoller Schiefergruben“.<br />
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Heute ist die Große Hufeisennase extrem selten. Alle Fledermäuse gelten als vom Aussterben<br />
<strong>Der</strong> deutsche Bestand wird gerade mal auf 100 bedroht; sie brauchen daher unsere Hilfe zum Über-<br />
Individuen geschätzt. [BfN, 2007: Nationaler leben. <strong>Der</strong> Arbeitskreis Fledermausschutz<br />
Bericht zum Erhaltungszustand der Arten und Rheinland-Pfalz informiert die Öffentlichkeit über<br />
Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie]. Doch sie die Problematik des Fledermausschutzes und setzt<br />
konnte auf Thommer und <strong>Fell</strong>er Terrain in den letz- in Zusammenarbeit mit den zuständigen<br />
ten 20 Jahren immerhin noch 3 mal nachgewiesen Naturschutzbehörden Schutzmaßnahmen um.<br />
werden. Damit wir wirkungsvoll arbeiten können, benötigen<br />
Keine andere Tiergruppe ging so stark zurück wie wir auch Ihre Mithilfe. Bitte melden Sie uns<br />
die Fledermäuse. <strong>Der</strong> Probleme mit<br />
Gesetzgeber musste Fledermäusen.<br />
daher aktiv werden,<br />
um diese Tiere vor<br />
dem Aussterben zu<br />
bewahren. Alle heimischen<br />
Fledermäuse<br />
unterliegen einem<br />
strengen Schutz, der<br />
auch ihre Quartiere mit<br />
einbezieht. Die<br />
Schutzbemühungen<br />
scheinen langsam zu<br />
greifen, denn die<br />
Fledermausbestände<br />
nehmen wieder leicht<br />
zu.<br />
Wenn Sie Vorkommen von<br />
Fledermäusen in Häusern,<br />
Bäumen oder unterirdischen<br />
Hohlräumen ken-<br />
nen, so ist diese<br />
Information für uns<br />
äußerst hilfreich. insbe-<br />
sondere wenn hier<br />
Veränderungen anstehen.<br />
Sollten Sie verletzte,<br />
erschöpfte oder verirrte<br />
Fledermäuse finden, so<br />
informieren Sie den<br />
Arbeitskreis, denn diese<br />
Tiere benötigen fachmän-<br />
Wie bereits erwähnt,<br />
nische Hilfe.<br />
ist der Ausschluss von<br />
Störungen im<br />
Winterquartier ein zen- Literatur:<br />
trales Anliegen in den Ganz in ihre Flughäute eingehüllt verbringt die Wilfried Schober, Eckard<br />
Schutzbemühungen. extrem seltene Große Hufeisennase den Winter Grimmberger: Die<br />
Um dem Schutzgebot schlafend, manchmal auch in <strong>Fell</strong> und Thomm. Fledermäuse Europas kennachzukommenwurnen<br />
- bestimmen - schütden<br />
daher die direkt an<br />
zen (Kosmos), Stuttgart 1987; Nill/Siemers:<br />
Wegen liegenden Stollen in <strong>Fell</strong> und Thomm mit<br />
Fledermäuse. Eine Bilderreise durch die Nacht<br />
einem Schutzgitter für Fledermäuse versehen.<br />
(BLV) München o.D.; Frank Greenaway:<br />
Auch das <strong>Besucherbergwerk</strong> nimmt selbstver-<br />
ständlich darauf Rücksicht und verzichtet im Winter Hildeshein 1994<br />
auf den Besucherbetrieb.<br />
Fledermäuse (Gerstenberg. Junior Bibliothek),<br />
Arbeitskreis Fledermausschutz/Regierungsbezirk Trier/Kreis Trier-Saarburg<br />
Manfred Weishaar, Im Hainbruch 3, 54317 Gusterath, Tel. 06588/95115; manfred@weishaar.de<br />
Gisela Peters, Brückenstraße 327, 54459 Wiltingen, Tel. (06501) 17172, giselapeters@gmx.de<br />
Arbeitskreis Fledermausschutz/Regierungsbezirk Koblenz<br />
Dr. Andreas Kiefer, Grabenstr. 19, 56745 Bell, Tel.: (02652)<br />
557069, (0176) 23534793; andreas.kiefer@nabu-rlp.de<br />
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AV-Medien und Literatur<br />
zusammengestellt von Theophil Schweicher<br />
Literatur;<br />
Schiefer, Diareihe 5x5, ID: 1048003<br />
Wagner, Wolfgang (2003);<br />
Schieferbergbau in der Eifel 1, Videokassette VHS,<br />
Schiefer-Bibliographie, Schriftenreihe des<br />
Schieferfachverband Deutschland e.V.; Hrg.,<br />
ID: 4252312<br />
Bd. 9, Trier (Kliomedia Verlag); (Die<br />
Schieferbergbau in der Eifel 2, Videokassette VHS,<br />
ID: 4252313<br />
grundlegende Standard-Bibliographie zum<br />
Schieferbergbau im deutschsprachigen Raum!<br />
Ca. 2000 Titel werden nachgewiesen!)<br />
Hoppen, Ewald (2000): Schiefer. Natürlicher<br />
Baustoff für Kenner und Könner, Köln 2000<br />
(Rathscheck Schieferbergbau/ Mayen, Hrg.;<br />
Firmenschrift;) (Umfassende Information über<br />
Entstehung, Vorkommen, Abbau, Normung<br />
usw.; "Pflichtlektüre" für alle Bauherren,<br />
Dachdecker und Architekten!)<br />
Hoppen, Ewald u. Wolfgang Wagner u.a. (1995):<br />
Forschungen zur Modernisierung des<br />
Schieferbergbaus; Clausthal-Zellerfeld 1995<br />
(Das Standardwerk über den modernen<br />
hochtechnisierten Schieferbergbau!)<br />
Schiefer, Film 16mm Lichtton, ID: 325950<br />
Die Firma Rathscheck Schiefer und Dachsysteme<br />
(Mayen) hat in der Vergangenheit verschiedene AV-<br />
Medien (VHS und DVD) über den modernen<br />
Schieferbergbau herausgegeben, die z.T. auch für den<br />
Einsatz im Unterricht geeignet sind.<br />
Bitte erfragen Sie dort die Verfügbarkeit!<br />
www.rathschek.de.<br />
Rathscheck Schiefer und Dachsysteme, St.-Barbara-<br />
Straße 3, D-56727 Mayen-Katzenberg<br />
Telefon 02651/955- 0; Telefax 02651/955- 100<br />
Lehrmittel zum Thema Bergbau allgemein:<br />
Technik im Bergbau, Video-DVD, ID: 4602360<br />
Bartels, Christoph (1986):<br />
Lehrmittel zum Thema<br />
Schieferdörfer. <strong>Dachschieferbergbau</strong> im<br />
Linksrheingebiet vom Ende des<br />
Fledermäuse/Fledermausschutz:<br />
Feudalzeitalters bis zur Weltwirtschaftskrise Die Fledermaus, Videokassette VHS, ID: 4201934<br />
(1790-1929), Pfaffenweiler 1986 (Histor. Beutefangmethoden bei Wirbeltieren 2,<br />
Forschungsarbeit über den Schieferbergbau in Videokassette VHS<br />
der Eifel) Fledermäuse, Videokassette VHS, ID: 4247156<br />
Fledermäuse, Diareihe 5x5, ID: 1000108<br />
Hansjosten, Ralf (2001): Fledermäuse, Diareihe 5x5, ID: 1003258<br />
Non nobis sed posteris. Geschichte der Lebensvorgänge bei der Fledermaus, Kassetten-<br />
Bergbaugemeinden <strong>Fell</strong> und Thomm unter Tonband mono, ID: 2200202<br />
Berücksichtigung der wirtschafts- und Einheimische Fledermäuse, Film 16mm Lichtton, ID:<br />
sozialhistorischen Besonderheiten des<br />
Bergbaus. (Kliomedia) Trier 2001<br />
3202612<br />
(Histor. Forschungsarbeit über den Fledermäuse: Literatur, Unterrichtshilfen<br />
Schieferbergbau in <strong>Fell</strong> und Thomm) Unter http://www.all-about-bats.net/ finden Sie ein<br />
breites Spektrum an Materialien für den<br />
Kiefer, Hans und Wolfgang Weller: Schiefer. Unterricht (u.a. Literatur, Bastelbögen,<br />
Gewinnung früher und heute; Materialien zu<br />
Unterrichtsfilmen, Bd 1 (Landschaftsverband<br />
Kopiervorlagen, Unterrichtsmappen u.ä.)<br />
Rheinland; Landesbildstelle Rheinlande; Hrg.) Ausflugsziele<br />
Düsseldorf s.d. (Beiheft zum 16mm-Film 32-5950 <strong>Der</strong> SVD Schieferfachverband Deutschland e.V. (SVD,<br />
und zur Lichtbildreihe AK Geschichte und Brauchtum, Annastr. 67-71, 50968<br />
Köln) hat eine 20-Seitige Broschüre herausgegeben<br />
Lehrmittel zum Thema regionaler Schieferbergbau: (”Erlebniswelt Schiefer”) in der zahlreiche Sehens-<br />
Eine Auswahl aus dem Medienangebot des<br />
Medienladen Trier (www.medienladen-trier.de),<br />
Zurmaienerstr.<br />
würdigkeiten rund um den Schiefer (in Deutschland,<br />
Luxemburg und der Schweiz) vorgestellt werden<br />
(<strong>Besucherbergwerk</strong>e, Schiefer-Museen, Gruben- und<br />
Bergbauwander- und Lehrpfade usw.).<br />
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