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Zu Beginn jedes Coaching-Prozesses stehen Coachee und Coach ...

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CoACHing DuRCH Kunst<br />

Ich unterbreche hier die Beschreibung unserer<br />

Testperson, um zu erklären, wie wir die Phänomene<br />

unserer K<strong>und</strong>en übersetzen, um einen <strong>Zu</strong>gang<br />

zu den unbewussten Wirkungsweisen zu gewinnen.<br />

Das Kunstwerk bietet ein bestimmtes Verhältnis an,<br />

welches der Betrachter sogleich aufgreift, um etwas<br />

Eigenes daraus zu formen. Geliebte <strong>und</strong> ungeliebte<br />

Seiten ein <strong>und</strong> derselben Person finden hier<br />

in unterschiedlichen Figurationen ihre Resonanz<br />

<strong>und</strong> ihren Ausdruck. Zwei Seiten schätzen sich<br />

hier prüfend ab. Es geht hier darum, dass etwas<br />

getrennt ist. Eine Verbindung ist nicht ausgeschlossen.<br />

Prächtiges, Einladendes steht gegen Düsteres<br />

<strong>und</strong> Unverständliches, das irritiert <strong>und</strong> ärgert,<br />

etwas, das am liebsten entfernt werden soll.<br />

Da will man etwas aus seinem Bild heraushalten<br />

<strong>und</strong> man kann die unbewussten Tendenzen des<br />

Seelischen quasi miteinander ringen sehen. Unvereinbar<br />

Scheinendes könnte sich verbinden,<br />

wird aber getrennt gehalten. Offenbar muss hier<br />

etwas verdrängt werden, darf nicht sichtbar werden.<br />

Aber schauen wir uns weiter die Einfälle des Proban-<br />

den an. Wir verfolgen jetzt die beiden Pole, die<br />

in dem Verhältnis aufgetaucht sind.<br />

Der Mann im Hintergr<strong>und</strong> rechts ist wichtig. Der<br />

lässt sich nicht in die Karten schauen. Der lässt<br />

sich nicht beeinflussen. Die rechte Gruppe, wird<br />

nun deutlich, ist ihm sympathischer. Das sind<br />

die Innovativen. Die mit Herzblut an die Arbeit<br />

gehen. Die sind begeistert, aber auch naiv. Links<br />

<strong>stehen</strong> die Kaufleute. Da geht es nur ums Geld.<br />

Das ist freudlos. Da wird taktiert, über den Tisch<br />

gezogen. Da bleibt einem die Luft weg, da wird es<br />

eng. Das alles ist grau-schwarz <strong>und</strong> steht gegen<br />

das Prächtige. Ganz bitter, gallig kommt ihm diese<br />

ungeliebte Seite vor. Das ist parasitär. Da wird<br />

den anderen das Leben ausgesaugt.<br />

Mit Hilfe des Kunstwerks sind wir enorm schnell<br />

auf ein menschliches Gr<strong>und</strong>problem gestoßen <strong>und</strong><br />

können den inneren Zwiespalt, der dem Betrachter<br />

immer noch nicht bewusst ist, deutlich nachzeichnen.<br />

An dieser Stelle bietet sich wie von selbst der<br />

Transfer vom Bild zum Alltag unserer K<strong>und</strong>en an.<br />

Unserem Probanden fallen auf Anhieb Dutzende<br />

Beispiele ein, wo es in seinem Leben um diesen<br />

Gr<strong>und</strong>konflikt geht. Er kann ihn als „sein Thema“<br />

identifizieren <strong>und</strong> erkennt seine bis dahin unbewusste<br />

Methode, mit diesem Konflikt umzugehen.<br />

Dann, nach etwa einer Dreiviertelst<strong>und</strong>e, bemerkt<br />

er etwas Neues in dem Werk. Der Vater der<br />

linken Gruppe hat in anscheinend beruhigender<br />

Weise seine Hand auf den Arm des Strahlenden<br />

gelegt. Als intensives körperliches Erlebnis verspürt<br />

unser Proband die gelungene Vermittlung<br />

zwischen abgewehrten <strong>und</strong> geliebten Seiten: Es<br />

bedarf einer harten kaufmännischen Seite, um<br />

innovativ <strong>und</strong> kreativ auf hohem Niveau agieren<br />

zu können. Letztendlich zeigt uns dieses Beispiel,<br />

dass es immer darum geht, in einem kompletten<br />

Bild uns mit den geliebten <strong>und</strong> gehassten Seiten<br />

unseres Daseins, den Paradoxien, auszusöhnen.<br />

Mit Hilfe eines Kunstwerks gelingt der<br />

<strong>Zu</strong>gang zu Kernthemen des <strong><strong>Coach</strong>ing</strong>s oft<br />

sehr viel unmittelbarer <strong>und</strong> emotionaler. Der<br />

weitere Prozess kann diese früh erzielten<br />

Fortschritte dann fruchtbar nutzen.<br />

Was hier kurz dargestellt wurde, fußt auf einem<br />

tiefen psychologisch geschulten Blick <strong>und</strong> umfangreicher<br />

Erfahrung im Umgang mit Kunst <strong>und</strong><br />

den individuellen Reaktionen von Klienten auf<br />

Gemälde, Skulpturen <strong>und</strong> andere künstlerischere<br />

„Produkte“. Die Vorgehensweise eignet sich für<br />

Einzelberatung ebenso wie für Interventionen bei<br />

Konflikten zwischen zwei oder mehreren Personen<br />

<strong>und</strong> für Teamentwicklungen kleiner Gruppen.<br />

Verwalter: Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fo<strong>und</strong>ation Corboud, WRM Dep. 0248 Foto: © Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_c002373<br />

05 06

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