Manus in Manu - Misericordia GmbH Krankenhausträgergesellschaft
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WEITBLICK<br />
Nabelschnurblut<br />
Als Nabelschnurblut, auch Plazentablut<br />
genannt, bezeichnet man das nach der<br />
Abnabelung des K<strong>in</strong>des noch <strong>in</strong> Nabelschnur<br />
und Plazenta bef<strong>in</strong>dliche k<strong>in</strong>dliche<br />
Blut. Üblicherweise wurden Placenta und<br />
Nabelschnur früher verworfen, doch seit<br />
Ende der 1980er Jahre weiß man, dass<br />
▼<br />
34<br />
Blutstammzellen aus Nabelschnurblut s<strong>in</strong>d<br />
ohne Risiko über die Nabelschnur zu<br />
gew<strong>in</strong>nen, Blutstammzellen s<strong>in</strong>d durch<br />
Kryokonservierung <strong>in</strong> flüssigem Stickstoff<br />
unendlich lange haltbar. Aufgrund ihrer<br />
noch „unreifen“ Antigen-Struktur (so<br />
genannte HLA-Merkmale) s<strong>in</strong>d Blutstamm-<br />
Frau Reg<strong>in</strong>a Schwarzer hat <strong>in</strong> unserem Haus am 28.04.06 entbunden und Nabelschnurblut sicherstellen<br />
lassen. Als Anästhesist<strong>in</strong> hat sie <strong>in</strong> der Zellteilung gearbeitet. Aufgrund Ihrer beruflichen Erfahrung<br />
ist sie von der Nabelschnurblutspende überzeugt. Entsprechend Ihrer E<strong>in</strong>schätzung s<strong>in</strong>d die<br />
zukünftigen Vorteile, auch für Angehörige, noch gar nicht abschätzbar.<br />
Nabelschnurblut reich an Stammzellen ist,<br />
die <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, das blutbildende<br />
System wieder herzustellen. Stammzellen<br />
s<strong>in</strong>d deshalb im Nabelschnurblut so reichlich<br />
vorhanden, weil die blutbildenden Zellen<br />
sich zu Beg<strong>in</strong>n der fetalen Entwicklung<br />
<strong>in</strong> Leber und Milz bef<strong>in</strong>den, und <strong>in</strong> der<br />
späteren Embryonalphase über den Blutkreislauf<br />
<strong>in</strong> das fetale Knochenmark wandern,<br />
wo auch nachgeburtlich für den Rest<br />
des Lebens die Blutbildung stattf<strong>in</strong>det.<br />
Die Vorteile von Nabelschnurblut-Stammzellen<br />
gegenüber Knochenmark-Stammzellen<br />
s<strong>in</strong>d daher naheliegend:<br />
zellen aus der Nabelschnur bei e<strong>in</strong>er Knochenmarkspende<br />
(=Blutstammzellspende)<br />
<strong>in</strong>sgesamt besser verträglich als Blutstammzellen<br />
aus dem Knochenmark von<br />
erwachsenen Spendern. Plazentablutstammzellen<br />
besitzen e<strong>in</strong> hohes Vermehrungspotenzial<br />
und machen diese Zellen<br />
für e<strong>in</strong>e Spende damit ideal.<br />
Nabelschnurblut wird derzeit zu unterschiedlichen<br />
Zwecken <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />
e<strong>in</strong>gelagert:<br />
Als Spende an e<strong>in</strong> Stammzellregister:<br />
Die Spende an e<strong>in</strong> Stammzellregister dient<br />
dazu, e<strong>in</strong>en Pool an Stammzellpräparaten<br />
aufzustellen, auf den Onkologen und<br />
Hämatologen im Bedarfsfall zugreifen können.<br />
Die Spende ist für die Eltern kostenfrei,<br />
da die Kosten durch Spendergelder<br />
(z. B. von der José-Carreras-Stiftung) gedeckt<br />
werden. Nabelschnurblut kann <strong>in</strong><br />
NRW an das Stammzellregister <strong>in</strong> Düsseldorf,<br />
gespendet werden. Zu Beg<strong>in</strong>n dieses<br />
Jahres (2006) hat das St. V<strong>in</strong>cenz-Hospital<br />
<strong>in</strong> Coesfeld <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pilotprojekt begonnen,<br />
gespendetes Nabelschnurblut an die<br />
Blutbank <strong>in</strong> Düsseldorf zu übersenden.<br />
Derzeit werden im Caritasverbund Überlegungen<br />
angestellt, ob nicht generell <strong>in</strong> den<br />
geburtshilflichen Kl<strong>in</strong>iken die Nabelschnurblutspende<br />
e<strong>in</strong>geführt werden soll.<br />
Als Eigenkonservierung zur privaten<br />
Vorsorge:<br />
Die Eigenkonservierung von Nabelschnurblut<br />
zur privaten Vorsorge wird kontrovers<br />
diskutiert. Hauptkritikpunkt ist, dass die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit eigene Stammzellen im<br />
K<strong>in</strong>desalter zu benötigen äußerst ger<strong>in</strong>g<br />
ist. H<strong>in</strong>zu kommt, dass bei Erkrankungen<br />
des K<strong>in</strong>des zu prüfen ist, ob die Stammzellen<br />
bereits die Disposition zur Entwicklung<br />
der Krankheit enthalten.<br />
Die Eigenkonservierung von Nabelschnurblut<br />
ist für die Eltern kostenpflichtig. Die<br />
Kosten betragen <strong>in</strong> Deutschland ungefähr<br />
2.000 bis 2.500 Euro <strong>in</strong>klusive der ersten<br />
zwanzig Lagerjahre. Die Gew<strong>in</strong>nung von<br />
Nabelschnurblut zur Eigenkonservierung<br />
ist <strong>in</strong> Deutschland flächendeckend möglich,<br />
so auch <strong>in</strong> unserem Hause.<br />
Dr. Albert Neff<br />
Facharzt Gynälokogie und Geburtshilfe<br />
Clemenshospital