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Opfer - Albrecht-Bengel-Haus

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: Das <strong>Opfer</strong> von Jesus und die<br />

Hingabe unseres Lebens<br />

: Jesus ist kommen, ein<br />

<strong>Opfer</strong> für Sünden<br />

: <strong>Opfer</strong>. Gottes Gabe für uns<br />

: Vom Job zur Hingabe<br />

opfer<br />

: Wem opfern wir, Gott oder Mammon?<br />

: Die Umdeutung des <strong>Opfer</strong>begriffs<br />

in der Jugendsprache<br />

: Prävention vor sexueller Gewalt in der<br />

Jugendarbeit<br />

: Der Altar. Ein Ort des <strong>Opfer</strong>s<br />

No.161: Januar – März 2011<br />

TO<br />

THEOLOGISCHE<br />

orIeNTIerUNG


4 12<br />

Das <strong>Opfer</strong> von Jesus und die Hingabe unseres Lebens Vom Job zur Hingabe<br />

inhalt<br />

4 Biblische Besinnung.<br />

Das <strong>Opfer</strong> von Jesus und die Hingabe unseres Lebens<br />

D r. R o l f S o n s<br />

6 Jesus ist kommen, ein <strong>Opfer</strong> für Sünden.<br />

Was ist mit dem Kreuz passiert?<br />

U w e R e c h b e r g e r<br />

9 <strong>Opfer</strong>. Gottes Gabe für uns<br />

D r. Pa u l M u r d o c h<br />

12 Vom Job zur Hingabe.<br />

Wenn„Wissen“ nicht ausreicht und„Sein“ alles ist<br />

M a r k u s We i m e r<br />

14 Die zwei Seiten einer Münze.<br />

Wem opfern wir, Gott oder Mammon?<br />

M a t t h i a s R i e d e l<br />

15 TurmTreff<br />

20 „Du <strong>Opfer</strong>“!<br />

Die Umdeutung des <strong>Opfer</strong>begriffs in der Jugendsprache<br />

N i c o l e M u t s c h l e r<br />

22 Hört auf ihr Weinen!<br />

Prävention vor sexueller Gewalt in der Jugendarbeit<br />

Pe t r a M ü l l e r<br />

2 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

24 Der Altar. Ein Ort des <strong>Opfer</strong>s<br />

D r. Pa u l M u r d o c h<br />

26 Es geht los.<br />

Ein Einblick in unsere Semesterstartfreizeit im Oktober 2010<br />

M a ï t é G r e s s e l<br />

28 Neu im ABH<br />

Einladung zum Gemeindeseminar<br />

iMPRESSUM<br />

Herausgegeben von Dr. Rolf Sons im Auftrag des Vereins<br />

<strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong> e.V.<br />

Redaktion: Uwe Rechberger<br />

Ludwig-Krapf-Str. 5, 72072 Tübingen<br />

Telefon 07071/7005-0 Fax 07071/7005-40<br />

E-Mail: theologische-orientierung@bengelhaus.de<br />

Internet: www.bengelhaus.de<br />

Layout und Satz: krauss werbeagentur GmbH, Herrenberg<br />

Druck: Zaiser, Nagold<br />

Fotos: Titel, RoxyFer/shutterstock.com; abh/shutterstock/istockphoto<br />

Autorinnen- und Autorenportraits: privat<br />

Die Theologische Orientierung des <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>es erscheint<br />

vierteljährlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Einwilligung<br />

des Herausgebers. Der Bezug ist mit keinen Verpflichtungen verbunden.<br />

Wir freuen uns über jede Spende: ABH-Verein<br />

EKK Stuttgart, Konto 41 90 01, BLZ 520 604 10


Liebe Freunde des <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>es,<br />

vielleicht fragen Sie sich als Leserin<br />

und Leser unserer Theologischen Orientierung<br />

manchmal, wie wir eigentlich<br />

zu unseren Themen kommen bzw.<br />

was uns dabei bewegt. In aller Regel<br />

wählen wir ein Thema so aus, dass es<br />

aktuell und gleichzeitig theologisch<br />

grundlegend ist. Ob uns dies immer<br />

gelingt, mögen Sie als Leserinnen<br />

und Leser selbst beurteilen. Jedenfalls<br />

bemühen wir uns nach Kräften um diese<br />

Verknüpfung. In der vorliegenden Ausgabe<br />

haben wir nun ein Thema gewählt,<br />

bei dem sich beide Kriterien geradezu<br />

aufdrängen. Wenn wir aufmerksam<br />

durch unsere Welt gehen, begegnet<br />

uns das Thema „<strong>Opfer</strong>“ auf Schritt und<br />

Tritt. Nicht nur die Missbrauchsdebatte<br />

des vergangenen Jahres hat uns dies<br />

erschreckend vor Augen geführt. Auch<br />

die täglichen Berichte über Unfall-, Erdbeben-,<br />

Gewalt- oder Kriegsopfer zeigen<br />

uns, wie gegenwärtig das Thema<br />

ist. Nehmen wir die politische Diskussion<br />

um Stasi-<strong>Opfer</strong> oder um <strong>Opfer</strong>entschädigungszahlen<br />

dazu, so sehen wir,<br />

dass dieses Thema in unserer gefallenen<br />

Welt tatsächlich allgegenwärtig ist.<br />

Doch nicht nur gesellschaftlich<br />

besitzt dieses Thema Brisanz. Schauen<br />

wir in die Bibel, so sehen wir, dass das<br />

<strong>Opfer</strong> ein zentrales biblisches Thema<br />

Dr. rolf Sons<br />

Rektor<br />

ist. Wie ein roter Faden durchzieht es<br />

das Alte und Neue Testament. Zielpunkt<br />

dieser Linie ist der stellvertretende<br />

<strong>Opfer</strong>tod von Jesus am Kreuz.<br />

Blicken wir nun auf die Theologie<br />

und die Philosophie, so ist das <strong>Opfer</strong>thema<br />

allerdings umstritten wie eh<br />

und je. Schon Immanuel Kant hatte<br />

die Befürchtung, dass der Gedanke<br />

eines stellvertretenden <strong>Opfer</strong>todes<br />

das sittliche Bemühen des Menschen<br />

beeinträchtige. Der Gedanke, dass<br />

ein anderer für uns stirbt und wir als<br />

Menschen diesen stellvertretenden<br />

Tod nötig hätten, verletze den Stolz<br />

des Menschen. Diese idealistische und<br />

humanistische Vorstellungswelt hat das<br />

moderne Denken geprägt. Neuerdings<br />

hat der Theologe Klaus-Peter Jörns ganz<br />

ähnlich argumentiert. So sei der Tod<br />

von Jesus am Kreuz zwar Zeichen der<br />

bedingungslosen Liebe Gottes zur Welt.<br />

Eine sühnetheologische Deutung hält er<br />

jedoch für überholt.<br />

Auf solchem Hintergrund verstehen<br />

wir es als unsere Aufgabe, immer wieder<br />

neu den Zugang zu den biblischen<br />

Aussagen von <strong>Opfer</strong>, Schuld und Stellvertretung<br />

zu schaffen. Dass dies auch<br />

in der vorliegenden Ausgabe gelungen<br />

ist, meint<br />

Ihr<br />

editorial<br />

3


Lesedauer<br />

5 – 10 min<br />

Biblische Besinnung<br />

Das<br />

opfer voN JeSUS<br />

und die<br />

HINGabe UNSereS LebeNS<br />

„IcH ermaHNe eUcH NUN, LIebe brüDer,<br />

DUrcH DIe barmHerzIGkeIT GoTTeS, DaSS<br />

IHr eUre LeIber HINGebT aLS eIN opfer, DaS<br />

LebeNDIG, HeILIG UND GoTT woHLGefäLLIG<br />

IST.“ (römer 12,1)<br />

Von dem Essener Pfarrer und Evangelisten Wilhelm Busch<br />

stammt der Satz: „Ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn.“ Wo<br />

es um Beziehungen geht, reichen tatsächlich halbe Sachen<br />

nicht. Eine halbe Ehe oder eine halbe Freundschaft machen<br />

keinen Sinn. Ein halbes Christsein auch nicht.<br />

Diese Sicht teilt auch der Apostel Paulus. Sie erklärt sich<br />

jedoch nicht aus sich selbst heraus. Vielmehr ergibt sie sich<br />

aus der Barmherzigkeit Gottes: „Ich ermahne euch nun, liebe<br />

Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes...“ Über ganze elf<br />

Kapitel hat Paulus im Römerbrief von dieser Barmherzigkeit<br />

Gottes gesprochen. Nun zieht er die Konsequenzen daraus.<br />

In Kapitel 1-3 des Römerbriefes sprach er zunächst vom Zorn<br />

Gottes über die ganze Menschheit. Doch ist er dabei nicht<br />

stehengeblieben. Mit Jesus kam das Evangelium in die Welt<br />

und damit die Barmherzigkeit Gottes zu den Menschen. Im<br />

7. Kapitel des Römerbriefes sprach er über die verzweifelte<br />

Situation des Menschen. Dieser müht sich, das Gute zu tun<br />

und scheitert doch immer wieder am Willen Gottes. Dass<br />

Gott sich über den verzweifelten Menschen erbarmt hat,<br />

kommt im 8. Kapitel zur Sprache. Gott erfüllt die vom Gesetz<br />

4 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

geforderte Gerechtigkeit durch Jesus. Weiter stellt er uns in<br />

diesem Kapitel den überwältigenden Triumph der Gnade vor<br />

Augen: „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“<br />

In den Kapiteln 9-11 legt er den geheimnisvollen Weg Israels<br />

und der Völker dar. Zum Schluss, nachdem Paulus alle Wege<br />

Gottes überblickt, bricht er in staunenden Jubel aus: „O welch<br />

eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis<br />

Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich<br />

seine Wege!“ Man könnte meinen, mit diesem triumphierenden<br />

Jubel sei nun alles gesagt. Doch Paulus setzt seine Überlegungen<br />

fort. Es geht ihm um uns heute! Die Barmherzigkeit<br />

Gottes, die Gott uns Menschen in Jesus gezeigt hat, soll uns<br />

dazu bringen, unser eigenes Leben Gott zu schenken. Paulus<br />

verwendet dabei das Wort <strong>Opfer</strong>. Er kennt es aus dem Alten<br />

Testament. <strong>Opfer</strong>tiere aber mussten sterben. Das Sterben<br />

von Jesus zieht auch seine Nachfolger ins Sterben hinein.<br />

Das Lebensopfer von Jesus zielt auf die Lebenshingabe der<br />

Christen. Paulus selbst hat das so erlebt. Vor Damaskus war<br />

er Jesus begegnet. Die Folge war, dass er sein altes Leben<br />

ablegte, sich taufen ließ und ein neues Leben begann. Paulus<br />

kann von sich selber sagen: „Ich bin gestorben.“ Wer sich die<br />

Mühe macht, in der Konkordanz nachzuschauen, wird überrascht<br />

sein, wie oft Paulus von seinem geistlichen Sterben<br />

spricht (Römer 6,2.8; 1.Korinther 15,31; 2.Korinther 4,10; 6,9;<br />

Galater 2,21; Philipper 1,21 u.ö.). Sein Leben wurde zu einem<br />

dankbaren <strong>Opfer</strong>. Das Geheimnis dieses <strong>Opfer</strong>s aber ist es,<br />

dass es der einzige Weg war, frei zu werden von Schuld und<br />

Tod. Das <strong>Opfer</strong> seines Lebens war für ihn der entscheidende<br />

Schritt, sein Leben neu zu gewinnen!


FOTO: Jaroslaw Grudzinski/shutterstock<br />

In 10 worten:<br />

Die Barmherzigkeit Gottes ist das erste Wor t.<br />

Unsere Lebenshingabe an ihn soll das zweite<br />

Wor t sein.<br />

Seither haben viele ihr Leben für Jesus geopfert. Dies<br />

geschah nicht aus Zwang oder aus der Absicht, vor Gott im<br />

Ansehen zu stehen. Vielmehr opferten sie ihr Leben aus tief<br />

empfundener Dankbarkeit für den stellvertretenden Tod von<br />

Jesus am Kreuz. In der Folge ihrer Lebenshingabe gingen sie<br />

in entfernte Winkel dieser Erde, um die Botschaft von Jesus<br />

weiterzutragen. Andere dienten unter den Ärmsten dieser<br />

Welt. Manche verzichteten auf ein angenehmes Leben, auf<br />

Besitz und Karriere, um als christliche Entwicklungshelfer in<br />

sog. geschlossene Länder zu gehen. Und für viele bedeutet<br />

es, dass sie treu ihren Dienst tun in unseren Kirchengemeinden.<br />

Sie bringen Zeit, Geld und Kraft auf, um Jesus im<br />

Kirchengemeinderat oder in der Jugendarbeit zu dienen.<br />

Manche wussten sich als Konsequenz ihrer Lebenshingabe<br />

in eine theologische Ausbildung gerufen.<br />

Ich kenne viele, die für sich solche Konsequenzen aus der<br />

Barmherzigkeit Jesu gezogen haben. Wenn man sich mit<br />

ihnen unterhält, macht man eine verblüffende Feststellung:<br />

Sie sind glücklich und ihr Leben ist erfüllt. Es ist nicht immer<br />

einfach. Die Arbeit im Reich Gottes ist oft anstrengend und<br />

Rückschläge bleiben nicht aus. Doch liegt in dieser dankbaren<br />

Hingabe an Jesus ein großer Segen, eine tiefe Lebenserfüllung.<br />

Der indische Christ Vachan Singh Bandhari ist ein solcher<br />

Mensch. Ich habe ihn vor drei Jahren auf einer Indienreise<br />

besucht. Er lebt mit seiner Familie im nordindischen Dehra<br />

Dun als Leiter eines Missionswerkes. Seine Geschichte jedoch<br />

ist eine andere. Aufgewachsen in einem Bergdorf in den Ausläufern<br />

des Himalayagebirges war er von Kindesbeinen an<br />

mit dem hinduistischen Glauben vertraut. Die begrenzten<br />

Möglichkeiten in dem Bergdorf und die Sehnsucht nach Bildung<br />

und einem anderen Leben ließen ihn als junger Mann<br />

seine Heimat und Familie verlassen. Auf dem Weg in die<br />

nordindische Tiefebene begegnete er einem christlichen<br />

Lehrer. Er kam zum Glauben an Jesus. Bald schon absolvierte<br />

er an einer Bibelschule eine theologische Ausbildung. Als<br />

er einmal in sein Dorf zurückkehren wollte, wurde er mit<br />

Steinen beworfen. Der Hass seiner Verwandten und ehemaligen<br />

Dorfgenossen schlug ihm offen entgegen. Vachan<br />

hat in seinem Leben schon viele Wunder mit Gott erlebt.<br />

Trotz Anfeindungen und immer neuer Schwierigkeiten ist<br />

er ein fröhlicher Mensch. Sein herzhaftes Lachen steckt an.<br />

Inzwischen ist durch seinen nun schon dreißigjährigen Dienst<br />

ein neues Missionswerk in Nordindien entstanden, das über<br />

100 Missionare in Nordindien beschäftigt. Was kann Gott aus<br />

einem Leben machen, das sich ihm vorbehaltlos ausliefert!<br />

Der Name des Missionswerkes heißt „Agape“, zu deutsch<br />

Liebe. Wer die Liebe Gottes in Jesus erfahren hat, kann nicht<br />

länger für sich selber leben. Er wird bereit, sein Leben für<br />

den größten Herrn einzusetzen. In Wort und Tat gibt er die<br />

empfangene Barmherzigkeit an andere weiter.<br />

Dr. rolf Sons<br />

Rektor<br />

5


Lesedauer<br />

10 – 15 min<br />

Jesus ist kommen, ein<br />

opfer<br />

für Sünden<br />

oder:<br />

waS IST<br />

mIT Dem<br />

kreUz<br />

paSSIerT?<br />

Wie kaum ein anderes Symbol ist das Kreuz in unserer<br />

Gesellschaft gegenwärtig. Als christliches Symbol entdecken<br />

wir es nicht nur auf Kirchtürmen, in Kirchen, auf Friedhöfen<br />

und als Flurdenkmäler, sondern auch auf Landesflaggen, auf<br />

Berggipfeln, als farbiges Symbol verschiedener Hilfsorganisationen<br />

und schließlich als Schmuckstück an vielen Halsketten.<br />

„Was ist mit dem Kreuz passiert?“ fragt sich der Liederdichter<br />

Manfred Siebald in seinem Lied „Das kleine Kreuz“:<br />

1. „Das kleine Kreuz an deinem Hals, das steht dir gut,<br />

man sieht es, wie es zwischen Knopf und Kragen blinkt.<br />

Es müssen ja nicht immer Perlen sein,<br />

oft tut es auch ein Kreuz, das so an einem Kettchen schwingt.<br />

Ref. Was ist mit dem Kreuz passiert,<br />

wer hat es blank poliert?<br />

Wer hat es klein gemacht, handlich und süß?<br />

Was ist mit dem Mann geschehn,<br />

wer hat den Mann gesehn<br />

der sich für alle dort kreuzigen ließ?“<br />

6 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

In 10 worten:<br />

Warum?; Schmuck stück; Folterinstrument;<br />

Feinde; Strafe; Lösegeld; Sühne; für uns;<br />

Liebe; Versöhnung<br />

DaS kreUz<br />

– zwIScHeN ScHmUckSTück UND<br />

foLTerINSTrUmeNT<br />

Was ist mit dem Kreuz geschehen?<br />

Menschen schmücken sich mit jenem<br />

römischen Folter- und Hinrichtungsinstrument,<br />

an dem Jesus Christus<br />

die Todesstrafe erlitt. Was ist mit dem<br />

Kreuz geschehen, wenn es nicht nur<br />

„blank poliert, klein, handlich und<br />

süß“ getragen wird, sondern auch in<br />

vielen Diskussionen, Predigten und<br />

Unterrichtsstunden philosophisch<br />

„blank poliert“ und jener eigentlichen<br />

Bedeutung beraubt wird, an die uns J.<br />

K. Allendorf in seinem Epiphaniaslied<br />

erinnert: „Jesus ist kommen, ein <strong>Opfer</strong><br />

für Sünden“?<br />

Weil es nicht nur um das herausragende<br />

Symbol christlichen Glaubens<br />

geht, sondern um die Mitte der christlichen<br />

Botschaft, bleibt es für jede<br />

Generation eine Aufgabe, zurückzu-


fragen: Warum das Kreuz – nicht nur<br />

heute, als Schmuckstück um den Hals,<br />

sondern erstmals vor 2000 Jahren, als<br />

Jesus Christus den Kreuzestod sterben<br />

musste?<br />

DaS kreUz<br />

– zwIScHeN GLaUbeNSbekeNNTNIS<br />

UND ärGerNIS<br />

Seit den Tagen der ersten christlichen<br />

Gemeinden ist das Kreuz Symbol des<br />

Glaubens an Jesus Christus. Weltpolitische<br />

Bedeutung erhielt das Kreuz<br />

als Glaubensbekenntnis im frühen 4.<br />

Jahrhundert. Von einem römischen<br />

Feldherrn wird berichtet, dass er am<br />

Himmel ein strahlendes Kreuz erblickte,<br />

verbunden mit den Worten: „Durch dieses<br />

Zeichen siege“. Er nahm das Kreuzeszeichen<br />

in seine Kriegsfahne auf, bis<br />

er schließlich im Jahre 324 n.Chr. als der<br />

erste christliche Kaiser mit Namen Konstantin<br />

der Große zum Alleinherrscher<br />

des Römischen Reiches wurde. Damit<br />

wurde die christliche Kirche im Römischen<br />

Reich zur anerkannten Religion<br />

und das Kreuz zum weltweit bekannten<br />

Glaubenssymbol des Christentums.<br />

Konstantin der Große mit Christusmonogramm<br />

am Diadem des Helmes<br />

(Silbermünze um 315 n.Chr.)<br />

Doch es gab auch schon seit jeher<br />

die andere Sicht des Kreuzes. 1857<br />

stießen Forscher auf dem Palatin in<br />

Rom in einer ehemaligen römischen<br />

Kadettenanstalt auf die seltsame Darstellung<br />

eines gekreuzigten Esels, die<br />

in die Wand eingeritzt war. Darunter<br />

stand in ungelenken griechischen<br />

Buchstaben: „Alexamenos betet Gott<br />

an“. Ein Spottbild, das jenen jungen<br />

Christen Alexamenos genauso lächerlich<br />

machen sollte wie den gekreuzigten<br />

Jesus Christus. Nach dem Motto:<br />

Alexamenos betet einen Esel als Gott<br />

an und ist deshalb auch einer.<br />

Spottzeichnung: „Alexamenos betet<br />

Gott an“ (Palatin/Rom, ca. 125 n.Chr.)<br />

70 Jahre früher sah Paulus schon sehr<br />

deutlich, wie Menschen dem Wort vom<br />

Kreuz Glauben schenken und andere<br />

diesen auch verweigern würden:<br />

„Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit<br />

denen, die verloren werden; uns aber,<br />

die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft“<br />

(1.Korinther 1,18).<br />

DaS kreUz<br />

– zwIScHeN feINDScHafT UND<br />

verSöHNUNG<br />

Warum musste Jesus sterben? Paulus<br />

gibt in Römer 5 eine Zusammenfassung:<br />

Weil wir „durch den Tod des Gottessohnes<br />

mit Gott versöhnt worden sind, als<br />

wir noch Gottes Feinde waren“ (Römer<br />

5,10). Das ist angesichts unserer Sünde<br />

die Ausgangslage. „Frieden mit Gott“<br />

lautet umgekehrt das Ziel (Römer 5,1).<br />

Unsere einzige Hoffnung, dass aus Feinden<br />

Versöhnte werden, gründet in der<br />

Liebe Gottes, von der erfüllt „Christus<br />

für uns gestorben ist, als wir noch Sünder<br />

waren“ (Römer 5,8).<br />

Damit liegt auf der Hand, weshalb<br />

das Kreuz nicht nur Glauben weckt,<br />

sondern auch Widerstand hervorruft:<br />

Der Kreuzestod des Gottessohnes wird<br />

nicht nur als abstoßend und unästhetisch<br />

empfunden. Im Letzten geht es<br />

um den Menschen und unser Menschenbild.<br />

Das Kreuz spricht mich auf<br />

meine Sünde an und widerspricht mir<br />

und meinem Glauben, dass ich recht<br />

bin. Lehren uns die Philosophen der<br />

Aufklärung „Der Mensch ist von Natur<br />

aus gut“ (Jean Jacques Rousseau),<br />

untermauert das Kreuz die Problemanzeige<br />

aus 1.Mose 8,21: „Das Dichten<br />

und Trachten des menschlichen Herzens<br />

ist böse von Jugend an.“<br />

Nachvollziehbar, dass sich Widerstand<br />

regt, und doch eigentlich unnötig,<br />

unternimmt doch Gott alles zu<br />

unserem Heil, wie uns Paulus und schon<br />

Jesus vor Augen führen.<br />

wIe HaT JeSUS SeLbST SeINeN<br />

ToD verSTaNDeN?<br />

Nach Markus 10,45 verstand Jesus<br />

sein Sterben am Kreuz nicht nur als die<br />

katastrophale Konsequenz eines konsequenten<br />

Lebens, sondern als letztes<br />

Ziel seiner Menschwerdung: „Der Menschensohn<br />

ist [...] gekommen, [...] dass er<br />

diene und sein Leben gebe als Lösegeld<br />

für viele.“<br />

Die Bedeutung des „Lösegeldes“<br />

entdecken wir schon in Psalm 49,8-10:<br />

„Niemals kann ein Mann seinen Bruder<br />

loskaufen, nicht kann er Gott sein Sühnegeld<br />

geben, [...] dass er fortlebe immer<br />

und die Grube nicht sehe.“ Zwischen<br />

V.8+10 erklärt V.9, weshalb niemand<br />

Gott ein Sühnegeld bezahlen kann,<br />

das es ermöglichen würde, immer zu<br />

leben: „denn zu kostbar ist das Lösegeld<br />

für ihre Seele, und er muss davon ablassen<br />

auf ewig“. Deutlich ist: Ein Mensch,<br />

der für seine Sünde mit dem Tod zu<br />

bezahlen hat, kann nur von Gott errettet<br />

werden. Deshalb ist der Sohn Gottes<br />

bereit, die Rechnung zu begleichen und<br />

„sein Leben hinzugeben als Lösegeld<br />

für viele“, „damit alle, die an ihn glauben,<br />

das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).<br />

Bei seinem letzten Passamahl verstärkt<br />

Jesus diese Bedeutung seines<br />

bevorstehenden Todes: „Jesus nahm<br />

das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s<br />

den Jüngern und sprach: Nehmet, esset;<br />

das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch<br />

und dankte, gab ihnen den und sprach:<br />

Trinket alle daraus; das ist mein Blut des<br />

Bundes, das vergossen wird für viele zur<br />

Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,26-<br />

28).<br />

Jesus gibt sein Leben zur Vergebung<br />

der Sünden. Im glaubenden Genießen<br />

von Brot und Wein empfangen wir Gottes<br />

Vergebung. Kraft des Sühnetodes<br />

seines Sohnes ist Gott bereit, sie uns<br />

zu schenken.<br />

Die sühnetheologische Bedeutung<br />

des Kreuzestodes Jesu hebt der Evangelist<br />

Matthäus weiter hervor, wenn<br />

es ihm wichtig ist zu erzählen, dass im<br />

Moment des Sterbens der Vorhang im<br />

Tempel zerreißt (Matthäus 27,51): Während<br />

es sonst nur einmal im Jahr am<br />

Großen Versöhnungstag (vgl. 3.Mose<br />

7


was ist mit dem kreuz passiert?<br />

16) dem Hohenpriester erlaubt war,<br />

das Allerheiligste zu betreten, dürfen<br />

fortan alle Menschen zu Gott kommen.<br />

Der „Zugang“ zu Gott ist frei. Ewige<br />

Gemeinschaft mit Gott ist wieder möglich.<br />

wIe DeUTeT paULUS DeN ToD<br />

voN JeSUS?<br />

„Christus ist für uns gestorben für<br />

unsere Sünden, nach der Schrift“. So<br />

bekennt es Paulus in 1.Korinther 15,3.<br />

„Für uns“ – „an unserer Statt“ und „uns<br />

zu gut“.<br />

Wenn Paulus an dieses Bekenntnis<br />

anfügt „nach der Schrift“, deutet<br />

er Jesus Christus in Anlehnung an<br />

die verschiedenen alttestamentlichen<br />

Sühneopfer als das Sühneopfer<br />

schlechthin. Jesus Christus ist für ihn<br />

der Gottesknecht von Jes 53, der sich<br />

stellvertretend „für die Vielen“ wie ein<br />

<strong>Opfer</strong>lamm zur Schlachtbank führen<br />

lässt: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass<br />

wir Frieden hätten und durch seine Wunden<br />

geheilt sind.“<br />

8 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

Im Epheserbrief verbindet Paulus das<br />

„Für uns“ mit der sog. „Dahingabe“-<br />

Formel, und ausdrücklich auch mit der<br />

alttestamentlichen Sühnopfertheologie:<br />

„Christus hat uns geliebt und hat<br />

sich selbst für uns gegeben als Gabe und<br />

<strong>Opfer</strong>, Gott zu einem lieblichen Geruch“<br />

(Epheser 5,2).<br />

Deutlich wird: Unsere Sünde und<br />

Schuld braucht in Entsprechung zu den<br />

alltestamentlichen Sühneopfern (vgl.<br />

bes. 3Mose 4; 5; 16) eine <strong>Opfer</strong>gabe zur<br />

Sühne. Deshalb hat Gott seinen Sohn<br />

Jesus Christus „für den Glauben hingestellt<br />

als Sühne in seinem Blut zum Erweis<br />

seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden<br />

vergibt [...]“ (Römer 3,25). Gott ist der<br />

<strong>Opfer</strong>nde, der Empfänger des <strong>Opfer</strong>s<br />

und damit der Empfänger der Sühne.<br />

Wenn nun „Gott in Christus war und die<br />

Welt mit sich versöhnte“ (2.Korinther 5,19),<br />

dann ist Gott aber nicht nur Geber und<br />

Empfänger, sondern „in Christus“ auch<br />

das Subjekt der Sühne. Alles ist Gott für<br />

uns geworden. Alles hat Gott für uns<br />

getan.<br />

2. Das kleine Kreuz an deinem Hals, das trägt sich gut,<br />

nicht so wie das, an dem einst Jesus Schweiß vergoss.<br />

Da ist kein Dreck mehr dran und nichts mehr von dem Blut,<br />

das dort für dich und mich und unsre Schulden floss.<br />

3. Das war nicht prunkvoll als er starb, das war nicht schön,<br />

das war für unsre Augen eher ärgerlich.<br />

Doch Jesus musste in die tiefste Tiefe gehen,<br />

damit wir selbst nicht gehen müssen, du und ich.<br />

4. Und alles das, was du noch heut am Halse hast,<br />

das nagelte man da am Kreuze mit ihm fest.<br />

Denn dein Versagen hing an ihm und deine Last,<br />

du wirst sie los sein, wenn du sie ihm überlässt.<br />

Ref. Das ist da am Kreuz passiert,<br />

da wird es garantiert,<br />

dass, wenn du willst, dich von Gott nichts mehr trennt.<br />

Das ist da am Kreuz geschehn<br />

und das kann jeder sehn,<br />

wenn er in Jesus den Sohn Gottes kennt.<br />

(Manfred Siebald)<br />

DaS kreUz –<br />

zwIScHeN HImmeL UND erDe<br />

Am Kreuz offenbart Gott seinen<br />

Schmerz über unsere Sünde und<br />

unsere Verlorenheit. Am Kreuz richtet<br />

Gott unsere Schuld, und nimmt doch<br />

die Strafe auf sich. Am Kreuz trägt Gott,<br />

was wir nicht tragen können. So sehen<br />

wir hier unsere Not und unsere Rettung.<br />

Am Kreuz entdecken wir Gottes<br />

Liebe, in der sich Gott mit Hingabe im<br />

wahrsten Sinn des Wortes aufgeopfert<br />

und „dahingegeben“ hat. So verbinden<br />

sich am Kreuz Himmel und Erde. Der<br />

gekreuzigte und auferstandene Jesus<br />

Christus ist unser Weg zum Vater.<br />

Mit Recht tragen Menschen also ein<br />

Kreuz um den Hals, wenn sie damit<br />

bekennen: Jesus Christus hat mit seinem<br />

Tod am Kreuz meinen Hals aus<br />

der Schlinge des Todes gezogen. Ihm<br />

verdanke ich Gottes Vergebung und das<br />

ewige Leben. Das Kreuz von Jesus hat<br />

mich wieder schön gemacht. Entsprechend<br />

dichtet Manfred Siebald weiter:<br />

Uwe rechberger<br />

Studienleiter<br />

FOTO: S. 6 Daniela Illing/shutterstock


In 10 worten:<br />

Schöpfung, Schuld, Sünde, schlachten,<br />

<strong>Opfer</strong>formen, <strong>Opfer</strong>anlässe, Sühne,<br />

<strong>Opfer</strong>mahl, essen, <strong>Opfer</strong>kritik<br />

opfer<br />

Lesedauer<br />

10 – 15 min<br />

Gottes Gabe für uns<br />

Warum braucht es <strong>Opfer</strong>? Eine Antwort auf diese Frage<br />

gibt das Neue Testament. In 1.Korinther 10,18 steht: „Sind<br />

nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft<br />

mit dem Altar?“ Dieser Vers erinnert an das <strong>Opfer</strong>verständnis<br />

des Alten Testaments: Das Schlachtopfer wird erst wirksam,<br />

wenn davon gegessen wird.<br />

9


opfer – gottes gabe für uns<br />

opferN, eSSeN UND LebeN<br />

– Der UrSprüNGLIcHe SINN DeS opferS<br />

Das mosaische Gesetz mit seinen ausführlichen Regeln<br />

und Bestimmungen in Bezug auf die <strong>Opfer</strong>, deren Verrichtung<br />

und deren Verzehr, baut auf das Gesetz, das Gott im<br />

noahitischen Bund der Menschheit gegeben hat, auf (1.Mose<br />

8f). Hier wird erstmalig der Menschheit erlaubt, auf Kosten<br />

anderen Lebens sein eigenes Leben zu erhalten bzw. zu<br />

verlängern. War in der vorsintflutlichen Schöpfungsordnung<br />

der Tod gar nicht vorgesehen (er ist das verhängnisvolle<br />

Ergebnis der Sünde, der Trennung von Gott), und lebten<br />

Mensch (1.Mose 1,29) wie Tier (V.30) vegetarisch, so wird der<br />

veränderten Situation hier Rechnung getragen: Es wird im<br />

noahitischen Bund der Menschheit ausdrücklich erlaubt,<br />

das Leben der Tiere für den Erhalt ihres eigenen Lebens zu<br />

opfern. Es wird dem Menschen grundsätzlich erlaubt, das<br />

Leben von anderen nicht menschlichen Lebewesen dem<br />

Erhalt seines eigenen Lebens zu opfern – damit der Mensch<br />

am Leben bleibt.<br />

Das Schlachten zum Verzehr war schon immer in diesem<br />

Sinn ein stellvertretendes <strong>Opfer</strong>. Im alten Bund hat der<br />

<strong>Opfer</strong>nde das dadurch auch zum Ausdruck gebracht, indem<br />

er seine Hand auf die Stirn des <strong>Opfer</strong>tieres gestemmt und<br />

sich mit diesem Tier identifiziert hat. Das Tier stirbt an seiner<br />

Stelle, damit er am Leben bleiben kann.<br />

DaS opfer aLS Gabe GoTTeS aN DeN meNScHeN<br />

Hier ist noch keine ausdrückliche Rede von einer sühnenden<br />

Wirkung des <strong>Opfer</strong>s – obwohl dies in dem Gedanken der<br />

Stellvertretung gegeben sein kann. Dieser Aspekt kommt<br />

im Laufe der heilsgeschichtlichen Offenbarung erst hinzu<br />

(vgl. 3.Mose 16). Bei Noah wird aber die Grundlage jedes<br />

<strong>Opfer</strong>s leicht verständlich: Noah lässt zunächst Brandopfer<br />

„zu einem lieblichen Geruch“ vor Gott aufsteigen. Danach<br />

teilt ihm Gott in einem neuen Bund mit, dass die Menschen<br />

hinfort das Fleisch der Schlachtopfer verzehren dürfen. Der<br />

Mensch wird in einer noch öden, von der Sintflut zerstörten<br />

Welt, durch den Verzehr des <strong>Opfer</strong>s am Leben gehalten.<br />

DaS opfer wIrD voN GoTT ermöGLIcHT<br />

UND aUcH bereITGeSTeLLT<br />

Gott schenkt den Menschen die Möglichkeit zum <strong>Opfer</strong>. Er<br />

ist es, der die Menschen dadurch am Leben erhält, dass sie<br />

das Fleisch von Tieren als Nahrung zu sich nehmen. Wenn<br />

es beim Schlachtopfer einen Empfangenden gibt, dann ist<br />

das der Mensch!<br />

10 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

Das ist ein grundlegendes Prinzip göttlichen Handelns.<br />

Gott gibt uns Menschen, was wir nötig haben. Gerade in<br />

unserer Bedürftigkeit ist ER es, der uns mit allem Notwendigen<br />

versorgt. Wir haben nichts, was wir vor Gott bringen<br />

könnten, außer dem, was er uns gegeben hat. Das gilt in<br />

besonderem Maße für unser Leben.<br />

Dass Gott es ist, der das <strong>Opfer</strong> schenkt, zeigt uns auch<br />

die <strong>Opfer</strong>ung Isaaks (1.Mose 22). Diese Geschichte diente<br />

natürlich auch als Kritik gegenüber der damals weitverbreiteten<br />

Praxis des Menschenopfers, z.B. im Baals- und Moloch-<br />

Kult, in denen der Erstgeborene der Gottheit geopfert<br />

werden musste. Aber es gehört mehr dazu. Die klassische,<br />

typologische Auslegung der Alten Kirche hat 1.Mose 22 auf<br />

Christus gedeutet.<br />

Abraham wird hier aufgefordert, Gott das Liebste, was<br />

er hat, zu opfern. In dramatischer Weise verlangt Gott von<br />

Abraham, das zurückzugeben, was er ihm verheißen und<br />

nach langer Wartezeit endlich geschenkt hatte. Im letzten<br />

Augenblick, bevor Abraham zusticht, interveniert Gott doch<br />

und gebietet ihm, es nicht zu tun. Da werden Abraham<br />

die Augen aufgetan, und er sieht den Widder, der sich im<br />

Gestrüpp verfangen hatte. Gott selbst liefert das angemessene<br />

<strong>Opfer</strong>. Der Mensch kann das von sich aus nicht!<br />

Das <strong>Opfer</strong> ist ein Geschenk Gottes an den Menschen, nicht<br />

ein Geschenk des Menschen an Gott! Beim <strong>Opfer</strong> zeigt der<br />

Mensch lediglich vor Gott seine Einsicht, dass er auf dieses<br />

<strong>Opfer</strong> angewiesen ist, um am Leben zu bleiben. In 3.Mose<br />

7,16 wird geboten: „Ist es aber ein Gelübde oder freiwilliges<br />

<strong>Opfer</strong>, so soll es desselben Tages, da es geopfert ist, gegessen<br />

werden“. Hier wird die noch vorübergehende Wirkung<br />

des <strong>Opfer</strong>s im AT deutlich. Es wird für höchstens zwei Tage<br />

gestattet, sich vom <strong>Opfer</strong> zu ernähren, aber nicht länger, und<br />

zwar unter Androhung härtester Bestrafung (V.17ff).<br />

DIe opferkrITIk DeS aLTeN TeSTameNTS – GoTT<br />

braUcHT UNSere opfer NIcHT!<br />

Wir haben nichts, was wir vor Gott bringen könnten, außer<br />

dem, was er uns gegeben hat. Die <strong>Opfer</strong>kritik des Alten<br />

Testaments macht deutlich, dass Gott auf die Gaben der<br />

Menschheit nicht angewiesen ist (z.B. Hosea 6,6: „Ich habe<br />

Lust an der Liebe und nicht am <strong>Opfer</strong>, an der Erkenntnis Gottes<br />

und nicht am Brandopfer“). Gott braucht unsere „Geschenke“<br />

nicht. Er will ein aufrichtiges Herz, das ihm zugewandt<br />

ist. Darum kann und soll das <strong>Opfer</strong> nicht im heidnischen<br />

Sinne verstanden werden, als würde der Mensch mit seiner<br />

„Gabe“ Gott beschwichtigen oder gnädig stellen können.


FOTO: S. 9 Sorin Popa/shutterstock<br />

Im Gegenteil: Das <strong>Opfer</strong> ist schon von Anfang an immer das<br />

Geschenk Gottes an den Menschen gewesen. Das sieht man<br />

auch am ersten <strong>Opfer</strong>beispiel überhaupt, wie Gott nach<br />

dem Sündenfall den Menschen mit Schafsfellen bekleidet,<br />

um seine Nacktheit zu bedecken. Auch hier musste ein<br />

lebendiges Wesen sein Leben lassen, damit der Mensch in<br />

einer gefallenen, unwirtlich und feindlich gewordenen Welt<br />

einen Schutz für seinen ungeschützten Körper bekommt.<br />

wIr HabeN NIcHTS, waS wIr GoTT für<br />

UNSer LebeN bIeTeN köNNTeN<br />

Die Bibel formuliert es eindeutig, dass der Sünde Sold der<br />

Tod ist (Römer 6,23) und dass die Menschen „allesamt Sünder<br />

sind“ (Römer 3,23a). In beiden Fällen wird aber auch deutlich<br />

gemacht, dass Gott selbst die Erlösung anbietet: „Die Gabe<br />

Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“<br />

(6,23b), und die Geretteten „werden ohne Verdienst gerecht<br />

aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus<br />

geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als<br />

Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem<br />

er die Sünden vergibt“ (3,24f). Somit stellt Gott klar, dass er<br />

selbst die Gerechtigkeit ist und er den Tod seines Sohnes<br />

stellvertretend zur Sühne hingestellt hat.<br />

In Matthäus 16,26b stellt Jesus im Blick auf die <strong>Opfer</strong>praxis<br />

des alten Bundes die rhetorische Frage: „Was kann der Mensch<br />

geben, womit er seine Seele auslöse?“ Von jeher ist es eine<br />

Fehleinschätzung der Menschen gewesen, zu meinen, dass<br />

der Mensch im <strong>Opfer</strong> Gott etwas darbringt. Gott hat nichts<br />

vom Tod der Tiere! Wovon er etwas hat, ist die Rückkehr des<br />

reuigen Sünders zur Gemeinschaft mit ihm durch die Buße!<br />

Ein <strong>Opfer</strong> ohne Buße und Umkehr ist sinnlos – darum auch<br />

die starke <strong>Opfer</strong>kritik im Alten Testament. Gottes Zorn über<br />

die Beschmutzung seiner Ebenbildlichkeit im Menschen<br />

durch die Sünde, durch die Abkehr von ihm, kommt darin<br />

zum Ausdruck.<br />

Das <strong>Opfer</strong> ist ein<br />

Geschenk Gottes an<br />

den Menschen,<br />

und kein Geschenk des<br />

Menschen an Gott!<br />

Der Zorn Gottes über die mangelnde Bußfertigkeit ist<br />

gut belegt, aber auch seine Beweggründe, selbst für einen<br />

Ausweg aus dem Dilemma der Trennung zu sorgen: „Du aber<br />

mit deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufst dir<br />

selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des<br />

gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden geben wird nach<br />

seinen Werken“ (Römer 2,5f). Aber auch hier gilt: „Denkst<br />

du aber, o Mensch, … dass du dem Urteil Gottes entrinnen<br />

wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld<br />

und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße<br />

leitet?“ (2,3f)<br />

Das alles lässt sich nur verstehen aus der Sehnsucht Gottes<br />

nach der Beziehung zu seinem Geschöpf, das sich von ihm<br />

abgewandt hat. Das ist die wahre Bedeutung von Sünde: Der<br />

Mensch lässt etwas zwischen sich und Gott kommen. Er trifft<br />

die Wahl gegen Gott. Es ist nicht so sehr eine Majestätsbeleidigung<br />

von Gottes Reinheit und Heiligkeit als vielmehr<br />

das Ausschlagen seiner Liebe, seiner Fürsorge und seiner<br />

Zuwendung, die ihn verletzen und seinen Zorn provozieren.<br />

Das Dilemma des verlorenen Menschen besteht darin,<br />

dass er von sich aus die Beziehung zu Gott nicht wieder<br />

herstellen kann. Das Leben, das von Gott allein kommt, und<br />

das der Mensch in der Abwendung von Gott verloren hat,<br />

kann er sich nicht zurückholen. Er ist des Todes. Jesus sagt<br />

(Matthäus 16,26a): „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die<br />

ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele<br />

[verlöre sein Leben]?“<br />

Gott braucht die <strong>Opfer</strong> der Menschen nicht. Aber der<br />

Mensch braucht sie! Der Mensch lebt auf Kosten anderer, er<br />

ist darauf angewiesen, dass ein anderer seine Todesstrafe auf<br />

sich nimmt, dass ein anderer sein Leben für ihn gibt, damit<br />

er weiterleben kann.<br />

Dr. paul murdoch<br />

Studienleiter<br />

11


Lesedauer<br />

5 – 10 min<br />

Vom Job<br />

zUr HINGabe<br />

Wissen Sie, was der Unterschied zwischen<br />

einem Schüler und einem Jünger<br />

ist? Nicht? Nun, dann werde ich es Ihnen<br />

verraten – aber zuerst muss ich Ihnen<br />

von Johnny, dem Supermarktangestellten,<br />

erzählen.<br />

eIN merkwürDIGer SUpermarkT<br />

Johnny packt die Einkäufe der Kunden<br />

in Tüten, während diese ungeduldig<br />

an der Kasse warten. Eines Tages<br />

meldet er sich mutig zu einer Fortbildungsveranstaltung<br />

an. Die Trainerin<br />

spricht davon, dass jeder Angestellte<br />

im Unternehmen etwas Großartiges<br />

bewegen könne. Es gehe darum, nach<br />

besonderen Momenten der Begegnung<br />

mit anderen Menschen Ausschau zu<br />

halten und Gelegenheiten zu nutzen,<br />

um für andere zum Segen zu werden.<br />

Am Ende des Tages gibt sie allen Angestellten<br />

ihre Telefonnummer, um mit ihr<br />

in Kontakt zu treten, falls sich noch Fragen<br />

ergeben...<br />

Ein Monat geht ins Land. Dann<br />

bekommt sie einen Anruf vom neunzehnjährigen<br />

Johnny. Er erzählt, dass<br />

er am Down-Syndrom leidet und dass<br />

er eine großartige Idee hat. Johnny hat<br />

beschlossen, seinen Job zu verändern.<br />

Für jeden Tag sucht er einen inspirierenden<br />

Vers, der die Menschen daran<br />

erinnert, wie schön das Leben ist, und<br />

wie wichtig jeder einzelne Mensch in<br />

unserem Leben ist. Von jetzt an hilft<br />

ihm sein Vater, jeden Abend diese Verse<br />

12 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

Wenn „Wissen“ nicht ausreicht<br />

und „Sein“ alles ist<br />

in den Computer zu tippen, sie auszudrucken<br />

und auszuschneiden. Bei der<br />

Arbeit liegen diese Zettel neben Johnny<br />

und er packt jedem Kunden einen<br />

davon in seine Einkaufstüte. Dazu sagt<br />

er dann: „Ich habe ihnen einen tollen<br />

Spruch in die Tüte gelegt. Ich hoffe,<br />

er macht ihnen den Tag ein bisschen<br />

schöner.“<br />

Einen Monat später hat sich die<br />

Atmosphäre in diesem Supermarkt<br />

vollkommen verändert. Die Schlange<br />

an der Kasse, an der Johnny die Tüten<br />

packt, sind dreimal so lang wie alle<br />

anderen. Der Marktleiter bittet die<br />

Leute, an die anderen Kassen zu gehen.<br />

Doch diese antworten meist nur: „Nein,<br />

das ist schon in Ordnung. Wir wollen<br />

hier bei Johnny anstehen.“<br />

Johnny füllt nicht nur die Tüten. Er<br />

füllt auch die innere Leere der Menschen<br />

mit Hoffnung. Sein Job hat sich<br />

verändert. Sein Job hat ihn verändert.<br />

Er engagiert sich seither voller Hingabe.<br />

Und jeder, der Johnny begegnet, spürt,<br />

wie wunderbar es ist, wenn ein Mensch<br />

seine Begrenzungen vergisst und dabei<br />

zum Segen für sein Umfeld wird.<br />

eIN HeraUSforDerNDeS<br />

UmScHULUNGSproGramm<br />

Hingabe verändert das, was wir tagtäglich<br />

tun! Verlassen wir daher kurz<br />

den neondurchfluteten Supermarkt<br />

und bewegen uns an den schwül-warmen<br />

See Genezareth im Norden Isra-<br />

els. Eines Tages ist dort der Rabbi Jesus<br />

unterwegs. An einem Strand begegnet<br />

er den Brüdern Petrus und Andreas.<br />

Beide sind Fischer und gerade dabei,<br />

ihre Netze ins Wasser zu werfen. Die<br />

beiden haben keine Elite-Universität<br />

besucht, was damals der Ausbildung<br />

bei einem angesehenen Rabbi (=Lehrer)<br />

entsprochen hätte. Vielmehr sind sie in<br />

die Fußstapfen ihres Vaters getreten<br />

und verdienen seither mit dem Fischen<br />

ihren Lebensunterhalt.<br />

Nun geschieht aber das Außergewöhnliche.<br />

Der Rabbi Jesus kommt bei<br />

ihnen vorbei und ruft ihnen zu: „Folgt<br />

mir nach; ich will euch zu Menschenfischern<br />

machen!“ (Matthäus 4,19). Was<br />

muss den beiden jungen Männern<br />

wohl durch den Kopf gegangen sein?<br />

Vielleicht Folgendes: „Was ist mit diesem<br />

seltsamen Mann dort los?“, „Hat<br />

der sich verirrt?“, „Wenn der weiter was<br />

von »Menschen fischen« brüllt, dann ist<br />

er nicht mehr lange auf freiem Fuß...“<br />

Unwahrscheinlich! Denn die spannende<br />

Frage lautet doch: Wieso folgen<br />

die beiden Berufsfischer diesem seltsamen<br />

Rabbi? Wieso werfen sie ihren<br />

Job hin und geben sich einem neuen<br />

Leben hin?<br />

In der damaligen Zeit liefen Rabbis<br />

normalerweise nicht umher und sammelten<br />

eine Schar Jünger um sich.<br />

Jesus bricht mit der Tradition. Er geht<br />

gezielt auf Menschen zu und beruft<br />

sie in seine Nachfolge. Wörtlich heißt


FOTO: Pietus/shutterstock<br />

In 10 worten:<br />

Supermarkt, Rabbi, Behinderung, nachfolgen,<br />

Schüler, aufopfern, Jünger, lebensverändernd,<br />

Wissen, Sein<br />

es hier: „Geht hinter mir her. Folgt<br />

mir als meine Jünger!“ – Was für eine<br />

Chance! So etwas passiert nur einmal<br />

im Leben. Und gleichzeitig bedeutet es,<br />

Dinge aufzugeben, zu opfern. Jakobus<br />

und Johannes, die die nächsten Jünger<br />

wurden, lassen für diese Chance sogar<br />

ihren Vater alleine im Boot sitzen.<br />

Petrus und Andreas spüren, dass hier<br />

etwas Besonderes passiert. Dieser Rabbi<br />

hat Ausstrahlung. Er hat Vollmacht. Und<br />

sie begreifen: Dieser Rabbi glaubt, dass<br />

wir in seine Schule passen. Er glaubt,<br />

dass wir es schaffen können, seine Jünger<br />

zu sein. Dieser Jesus traut uns etwas<br />

zu. Er glaubt an uns.<br />

eIN aUfopferNDer LebeNSSTIL<br />

Hier liegt der Knackpunkt der Berufungsgeschichte.<br />

Jesus beruft diejenigen<br />

in die Nachfolge, die sich schon<br />

damit abgefunden haben, nicht zur<br />

frommen Elite zu gehören. Sie planten<br />

keineswegs, einmal Führungspersönlichkeiten<br />

der Urgemeinde zu werden.<br />

Aber Jesus hatte andere Pläne für sie.<br />

bUcH-TIpp:<br />

JoHN orTberG, weNN DaS SpIeL zU eNDe IST,<br />

LaNDeT aLLeS wIeDer IN Der kISTe. wIe SIe Im<br />

LebeN wIrkLIcH GewINNeN, aSSLar 2007.<br />

Er beruft eine Gruppe von jungen<br />

Männern, die aus der Sicht anderer<br />

Rabbiner wohl als untauglich galten,<br />

und er schickt sie los, um die Welt zu<br />

verändern. Wenn Menschen von Jesus<br />

in eine Aufgabe berufen werden, dann<br />

passiert etwas mit ihrer Einstellung zu<br />

sich selbst und zu ihren Mitmenschen.<br />

Ich möchte es an einem konkreten<br />

aktuellen Beispiel verdeutlichen: Da<br />

ist Manuela (Name geändert), die bei<br />

der Geburt ihres Kindes erfährt, dass<br />

es schwer behindert sein wird. Keine<br />

hohe Lebenserwartung. Sie rebelliert<br />

und kann den Schmerz kaum ertragen.<br />

Doch dann ändert sich plötzlich etwas<br />

in ihrer Einstellung. Sie spürt, dass Gott<br />

ihr eine innere Ruhe schenkt und sie<br />

stärkt, diese Herausforderung anzunehmen.<br />

Sie wird berufen und kann sich<br />

plötzlich in diese aufopfernde Aufgabe<br />

hineingeben. Sicher: es schmerzt noch<br />

immer, und viele schwere Wegstrecken<br />

sind noch zu gehen. Aber in allem – so<br />

sagt sie – fühlt sie sich von Jesus getragen.<br />

wISSeN IST NIcHTS –<br />

SeIN IST aLLeS!<br />

Einen Job gut zu machen, das können<br />

viele. Eine Berufung zu haben,<br />

die uns dazu stärkt, sich ganz in eine<br />

Sache hineinzugeben, danach sehnen<br />

sich die meisten. Zu Beginn habe ich<br />

die schlichte Frage gestellt, was der<br />

Unterschied zwischen einem Schüler<br />

und einem Jünger ist. Nun: Ein Schüler<br />

will wissen, was der Rabbi weiß. Dem<br />

Schüler reicht es, mit theologischem<br />

Wissen argumentieren zu können. Ganz<br />

anders der Jünger. Denn er will sein, wie<br />

der Rabbi ist (Lukas 6,40).<br />

Erkennen Sie den fundamentalen<br />

Unterschied? Lassen Sie sich herausfordern,<br />

Ihr Leben zu überdenken und<br />

ehrlich zu fragen, ob Sie Schüler oder<br />

Jünger sein wollen. Aber Vorsicht: Das<br />

kann lebensverändernde Konsequenzen<br />

haben.<br />

markus weimer<br />

Studienassistent<br />

13


Lesedauer<br />

5 – 10 min<br />

Akasia Lutheran Church, Pretoria, Südafrika: Die Feier des<br />

Gottesdienstes geht schon zwei Stunden, doch keine Spur<br />

von Müdigkeit in der Kirche. Im Gegenteil. Der Liturg kündigt<br />

den nächsten Teil der gottesdienstlichen Feier an. Freudige<br />

Stimmung macht sich breit, leichte Unruhe entsteht, Handtaschen<br />

werden geöffnet und schon erheben sich die ersten<br />

und stimmen ein Loblied an. Die Gemeinde setzt ein, und im<br />

Nu ist die ganze Kirche in Bewegung. Singend und tanzend<br />

bilden sich zwei lange Reihen, die sich nach vorne zum Altar<br />

bewegen, wo zwei große Holzschalen stehen. Die <strong>Opfer</strong>gabe<br />

wird hier ausgiebig gefeiert! Die Schalen sind schnell gefüllt.<br />

Szenenwechsel. Eine Gemeinde irgendwo in Deutschland:<br />

„Wir danken für das <strong>Opfer</strong> vom vergangenen Sonntag in<br />

Höhe von 37,67 Euro und erbitten das heutige…“ Am Ausgang<br />

– der Gottesdienst ist längst vorbei – drückt jeder etwas<br />

verschämt und hektisch sein <strong>Opfer</strong> durch den schmalen<br />

Schlitz des <strong>Opfer</strong>kastens und macht sich auf den Heimweg.<br />

Der Sonntagsbraten wartet.<br />

14 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

Die zwei Seiten der einen Münze<br />

wem opferN wIr,<br />

GoTT oDer mammoN?<br />

JeSUS reDeT über SILber<br />

– wIr ScHweIGeN über GoLD<br />

Geld ist hierzulande ein Tabuthema. Über Geld spricht man<br />

nicht, man hat es – so etwa könnte man etwas zynisch die<br />

Haltung vieler Menschen unserer Wohlstandgesellschaft(sge<br />

meinden) umreißen. Über Geld spricht man nicht, und schon<br />

gar nicht von der Kanzel! Nicht so Jesus: Öfter als uns recht<br />

ist, hat Jesus den Finger auf diesen wunden Punkt unseres<br />

„Privatlebens“ gelegt und vor dem Mammon gewarnt. Wir<br />

stoßen auf harte Worte aus dem Mund von Jesus, wenn wir<br />

uns diesem Thema widmen.<br />

Die beiden eingangs beschriebenen Erfahrungen haben<br />

mich nachdenklich gemacht: Wie kommt es, dass unsere<br />

Geschwister in Südafrika, die gewiss nicht im Überfluss<br />

leben, mit einer solchen Freude gerne und viel geben? Haben<br />

unsere Gemeinden nicht ein hohes Gut verloren, seit wir das<br />

Einsammeln des <strong>Opfer</strong>s aus der Liturgie verbannt und an die<br />

Kirchentüre verschoben haben? Und überhaupt: Sollen diese<br />

37,67 Euro tatsächlich ein würdiges <strong>Opfer</strong> für den lebendigen<br />

Gott sein, oder ist die Unmenge an 2- und 5-Cent-Stücken in<br />

unseren <strong>Opfer</strong>kästen nicht eher eine Verspottung Gottes?<br />

Zugegeben, unterschiedliche Denominationen in unterschiedlichen<br />

historisch-kulturellen Kontexten haben unterschiedliche<br />

„Kirchenfinanzierungsmodelle“ hervorgebracht<br />

– von der Kirchensteuer über die Gabe des „Zehnten“ bis zur<br />

Gütergemeinschaft. Es geht nicht darum, diese zu bewerten.<br />

Jesus ist weniger an Prinzipien und Gemeindeordnungen<br />

als an der Herzenshaltung des Einzelnen interessiert. Er<br />

macht deutlich: Jeder einzelne Christ steht mitsamt seinem<br />

Geldbeutel, seinen Kreditkarten und Aktienfonds vor dem<br />

Ruf in das Reich Gottes, in dem es verboten ist, Schätze zu<br />

sammeln, weil es nur einen König geben kann: „Ihr könnt<br />

nicht zwei Herren dienen!“ (Matthäus 6,19-24)<br />

Bitte TurmTreff-Flyer heraustrennen<br />

und auf S. 19 weiterlesen


Herzliche einladung zum<br />

am Samstag, den<br />

22. Januar 2011<br />

im <strong>Bengel</strong>haus in Tübingen<br />

Von 9:30 Uhr bis 16:00 Uhr:<br />

Programm für alle Generationen<br />

Ein inspirierender Tag mit Referaten,<br />

Seminaren, Begegnungen, gemeinsamem<br />

Essen, Singen und Beten.<br />

Ein Tag für alle Gemeindeglieder,<br />

Mitarbeiter und Freunde des <strong>Bengel</strong>hauses.<br />

Ein Tag für Sie!<br />

TURM TREFF<br />

DaS IST mIr HeILIG!<br />

koSTbarkeITeN UNSereS GLaUbeNS<br />

Ab 19:00 Uhr:<br />

der Turmtreff für junge Leute<br />

Der Abend gehört der jungen Generation.<br />

Wieder dabei ist die kreative Tower-<br />

Hour! Daneben gibt es viele spannende<br />

Seminarthemen, einen tollen Imbiss,<br />

sowie einen inspirierenden Nachtgottesdienst.<br />

Ausklingen wird der Abend mit<br />

leckeren Cocktails.<br />

Ein Abend für Dich!<br />

15


DaS IST mIr HeILIG!<br />

9.30 Uhr aUftakt Und haUPtREfERat D r . P a u l M u r d o c h<br />

Das ist mir heilig!<br />

Heil-voll leben in Heiligkeit und Heiligung<br />

11.00 Uhr SEMinaRE 1. Block Seminarauswahl s.u.<br />

12.00 Uhr MittagSPaUSE gemeinsam essen<br />

viElfältigE angEBotE: Führungen<br />

aktuelle Informationen<br />

Gespräche mit Lehrern und Studierenden<br />

13.15 Uhr SEMinaRE 2. Block Seminarauswahl s.u.<br />

14.15 Uhr k affEEPaUSE<br />

15.00 Uhr gottESdiEnSt …mit Rektor D r . R o l f S o n s<br />

ca. 15.45 Uhr Auf ein Wiedersehen – spätestens beim<br />

nächsten TurmTreff am 21. Januar 2012<br />

Embryonenforschung und Sterbehilfe<br />

Wie "heilig" sind uns Anfang und Ende des Lebens?<br />

D r . R o l f S o n s<br />

Heiliger Krieg oder geistliche Waffenrüstung?<br />

Dschihad (Anstrengung) im Islam und Heiligung im Christentum<br />

D r . P a u l M u r d o c h<br />

Der Heilige Geist<br />

Wer er ist und was er wirkt<br />

U w e R e c h b e r g e r<br />

16 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

koSTbarkeITeN UNSereS GLaUbeNS<br />

SemINare Sie können zwei der folgenden Seminare besuchen:<br />

GUT aUfGeHobeN Kinderbetreuung während allen Veranstaltungen<br />

TURM TREFF<br />

Ein Schatzkästchen heiliger Momente<br />

Begegnungen mit Gott im Leben entdecken<br />

N i c o l e M u t s c h l e r<br />

Heilige Gemeinde im unheiligen Umfeld?<br />

Wie die Gemeinde wieder zu den Menschen kommt<br />

M a r k u s W e i m e r<br />

Den heiligen Schein wahren?<br />

Heiligung als Echtheitsprobe unseres Lebens/Glaubens<br />

S a b i n e S c h m a l z h a f & D o r e e n S t e e g e r


FOTO: S.9 Jacob Wackerhausen / istockphoto<br />

cHrIST SeIN ohne heiligen Schein<br />

19.00 Hallo zusammen! – Auftakt mit der TOWER HOUR<br />

19.50 Eat & greet – Abendessen & Aktionen<br />

20.30 Input – Seminare (Auswahl unten)<br />

Luft holen<br />

21.30 Impuls von Gott – Nachtgottesdienst<br />

anschließend Genießen – offenes Ende mit Cocktails<br />

SemINare<br />

Du kannst dir eins der folgenden Seminare auswählen:<br />

Mein heilig´s Blechle!<br />

Warum Klamotten, Geld und Karriere nicht alles sind<br />

S a r a B u r g h a r d t & K a t h r i n R i e t h m ü l l e r<br />

Perlen pflegen<br />

Freundschaften und Beziehungen heilig halten<br />

A n k i M a u r e r & M i r j a m R ö h m<br />

Von wegen frommer Schein<br />

– auch Niederlagen können sein!<br />

J o n a t h a n S c h n e i d e r & L u k a s V o l l h a r dt & C h r i s t o p h P a s c h e r<br />

Ich glaube – er lebt<br />

Wie Jesus mein Leben bewegt<br />

M a r c F i s c h e r & S e b a s t i a n S c h m a u d e r<br />

Holy Talk – sind wir SPIEGEL oder Bild<br />

Wie wir miteinander und übereinander reden<br />

J u l i a K a i s e r & J u l i a n e R u p p<br />

17


Ludwig-Krapf-Str. 5<br />

72072 Tübingen<br />

Tel 07071 7005 0<br />

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abH<br />

wo Studium auf Leben trifft<br />

18 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

B28<br />

HERRRENBERG (A81)<br />

ROTTENBURG<br />

Schlossbergtunnel<br />

Ludwig-Krapf-Str.<br />

TÜBINGEN UNI<br />

ABH<br />

Neckar<br />

P<br />

Derendinger<br />

Str.<br />

Hauptbahnhof<br />

Fußweg<br />

B27<br />

HECHINGEN<br />

DERENDINGEN<br />

STUTTGART<br />

B28<br />

REUTLINGEN<br />

B27


FOTO: S.14 Benjamin Haas; S.19 DiverS-photo / alle shutterstock<br />

DIe LüGe DeS mammoNS<br />

Warum warnt Jesus so eindringlich vor dem Mammon?<br />

Jesus weiß um die faszinierende Kraft des Geldes. Er selbst<br />

wurde versucht (Matthäus 4,7-10). Der Mammon verspricht<br />

uns Großes: Er will uns glauben machen, unser Konto sei der<br />

Garant für Freiheit, Besitz und Sicherheit – unterm Strich<br />

zähl ich!<br />

Auf die Lüge des Mammons fallen wir herein, wenn wir<br />

das „Vermögen“ des Geldes, uns Freiheit, Besitz und Sicherheit<br />

zu ermöglichen, als eigenes Vermögen betrachten. Mephisto<br />

macht in Goethes Faust die Lüge des Mammon plastisch:<br />

„Wenn ich sechs Hengste zahlen kann, sind ihre Kräfte dann<br />

nicht meine? Ich renne zu und bin ein rechter Mann, als hätte<br />

ich 24 Beine.“ Du bist, was du hast – sagt der Mammon.<br />

Die letzte Wirtschaftskrise hat den Mammon Lügen<br />

gestraft. Wir haben gestaunt, wie schnell die Motten und<br />

der Rost (Matthäus 6,19) das „schnelle Geld“ und alle seine<br />

falschen Versprechungen auffressen können.<br />

Der mammoN IN Der kIrcHe?<br />

Für Jesus ist nicht entscheidend, ob viel oder wenig Geld<br />

im <strong>Opfer</strong>kasten liegt, denn für Jesus besteht der Wert des<br />

Geldes nicht in den Ziffern, die auf den Scheinen und Münzen<br />

aufgedruckt oder eingraviert sind, sondern in dem Wert, den<br />

wir Menschen ihm zumessen.<br />

Das Herz ist der Angriffspunkt des Mammons. Und so<br />

können wir auch in unseren Gemeinden auf seine Lügen<br />

hereinfallen:<br />

Wer nur aus seinem Überfluss abzugeben bereit ist, dem<br />

sei das Beispiel der armen Witwe vor Augen gestellt, die<br />

zwar finanziell betrachtet einen geringen Betrag, nach dem<br />

Urteil Jesu aber mehr als alle anderen gegeben hat (Markus<br />

12,41-44).<br />

Wer stolz auf seine christliche Großzügigkeit ist und seinen<br />

Namen gerne auf Spendentafeln und übergroßen, pressewirksamen<br />

Cheques liest, die in aller Öffentlichkeit überge-<br />

ben werden, der lese die Geschichte vom stolzen Zöllner in<br />

Lukas 18. „Die linke Hand soll nicht wissen, was die rechte<br />

tut, damit dein Almosen verborgen bleibe“ (Matthäus 6,3-4).<br />

Wer meint, durch das Geben des Zehnten ein „biblisches<br />

Prinzip“ zu erfüllen und so den Segen Gottes erkaufen zu<br />

können, der lerne mit dem reichen Jüngling, dass Jesus mehr<br />

als den Zehnten fordert, weil Nachfolge immer Lebenshingabe<br />

bedeutet (Matthäus 19,21-22).<br />

Wer sich mit einem zerknirschtem Geist sein <strong>Opfer</strong><br />

abringt, dem sagt Paulus: Einen freudigen Geber hat Gott<br />

lieb (2Korinther 9,7).<br />

NIcHT: waS IST DaS rIcHTIGe opfer?<br />

– SoNDerN: wIe bekomme IcH eIN freUDIGeS Herz?<br />

Wenn die Lügen des Mammons selbst in der Kirche lauern,<br />

sollen wir dann das <strong>Opfer</strong>n nicht besser ganz sein lassen?<br />

Nein, denn freudiges Geben ist die Waffe, mit der die Lügen<br />

des Mammons zerschlagen werden!<br />

Richtiges <strong>Opfer</strong>n lernen wir bei Jesus. Er hat sich selbst<br />

und uns damit alles gegeben. Gott hat uns mit Christus<br />

„alles geschenkt“ (Römer 8,32)! Christus ist unser Reichtum,<br />

der nicht von dieser Welt ist und Ewigkeitswert hat. Sollte<br />

da unser Herz nicht ein solch fröhliches Herz werden, das<br />

gerne und viel gibt?<br />

Das Staunen über den Reichtum in Christus, der uns durch<br />

das Evangelium gewiss wird, hat die Kraft, den Mammon aus<br />

unserem Herzen zu vertreiben. Wessen Herz vor Freude über<br />

Gottes Güte überströmt, dem wird auch „sein Geld“ locker<br />

sitzen, wenn das Dankopfer gesammelt wird.<br />

Wir opfern dem Mammon, solange wir beim Geben auf<br />

unsere eigene Gabe blicken – murrend, fordernd oder stolz.<br />

Wir opfern dem lebendigen Gott ein würdiges Dankopfer,<br />

wenn wir beim Geben auf den blicken, der sich selbst für uns<br />

gegeben hat: auf den auferstandenen Christus, der unsere<br />

Herzen froh und freigiebig macht.<br />

matthias riedel<br />

Tutor<br />

19


Lesedauer<br />

5 – 10 min<br />

„DU opfer!“<br />

„Hey, du <strong>Opfer</strong>!“ So schallt es mir in der Pause aus dem<br />

Klassenzimmer entgegen. Ein Junge steht im Zentrum der<br />

Gruppe, die Anderen zeigen mit dem Finger auf ihn und<br />

lachen.<br />

Eine alltägliche Szene. „Du <strong>Opfer</strong>“ hat Eingang in die<br />

Jugendsprache gefunden und ist zur gewohnten Vokabel<br />

geworden. Oft werden Kinder und Jugendliche mit einem<br />

geringen Selbstwertgefühl, mit abweichendem Aussehen<br />

oder andersartigem Verhalten besonders leicht zur<br />

Zielscheibe dieser Beschimpfung. Was aber verstehen die<br />

Jugendlichen darunter, wenn sie jemanden als »<strong>Opfer</strong>«<br />

bezeichnen?<br />

Das deutsche Wort „opfern“ kommt ursprünglich aus dem<br />

religiösen Bereich und meint: „Gott etwas zum <strong>Opfer</strong> bringen,<br />

werktätig sein, einer religiösen Handlung obliegen.“ Als<br />

Theologin denke ich da an Sühneopfer, Bittopfer, Dankopfer<br />

und Lobopfer. Und natürlich an die Selbstaufopferung Gottes<br />

in Jesu <strong>Opfer</strong>tod am Kreuz. All das haben meine Schüler<br />

jedoch weniger im Sinn. Die geläufigere Wortbedeutung<br />

„jemand, der durch etwas oder jemanden Schaden erlitten<br />

hat“ trifft es aber auch nicht ganz, denn sie hat in der<br />

Jugendsprache eine inhaltliche Umdeutung erfahren.<br />

Eine Umfrage in einer achten und neunten Klasse eines<br />

Gymnasiums soll helfen, der neuen Bedeutung auf die Spur<br />

zu kommen. Die Schüler und Schülerinnen konnten anonym<br />

dazu Stellung beziehen, ob und wann sie diesen Ausdruck<br />

verwenden, zu wem sie ihn bevorzugt sagen, was sie damit<br />

meinen, und was für sie überhaupt ein <strong>Opfer</strong> ist.<br />

Als Ergebnis dieser Umfrage kann man festhalten, dass<br />

mehr Jungen als Mädchen dieses Schimpfwort aktiv gebrau-<br />

20 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

Die Umdeutung des <strong>Opfer</strong>begriffs<br />

in der Jugendsprache<br />

chen. Sie benutzen es vor allem dann, wenn jemandem etwas<br />

„Dummes“ oder Peinliches passiert, wenn sich jemand blamiert<br />

oder wenn jemand Pech hat. Diese Äußerungen, die<br />

eher mit dem Begriff „Schadenfreude“ als mit dem Gedanken,<br />

jemanden bewusst zu schädigen, in Verbindung gebracht<br />

werden, überwiegen deutlich. Das Wort»<strong>Opfer</strong>« wird hier<br />

synonym mit „Schussel“ oder „Pechvogel“ gebraucht, das<br />

vermeintliche <strong>Opfer</strong> ruft eher allgemeine Heiterkeit als<br />

Gehässigkeit hervor.<br />

Erst an zweiter Stelle wird der als <strong>Opfer</strong> Bezeichnete identifiziert<br />

mit „jemandem, der kassiert hat“, „jemandem, der<br />

von allen ausgegrenzt wird“, „jemandem, der von allen fertig<br />

gemacht wird.“ Hier kommt stärker als im ersten Fall der<br />

eigentliche <strong>Opfer</strong>gedanke im Sinne von „<strong>Opfer</strong> einer Tat“<br />

zum Ausdruck. Während im ersten Fall der Betroffene einfach<br />

nur zum <strong>Opfer</strong> seiner eigenen Ungeschicklichkeit oder<br />

ungünstiger Umstände wird, ist er im zweiten Fall eindeutig<br />

Ziel einer aktiv gegen ihn gerichteten Handlung. Die Antwort<br />

„<strong>Opfer</strong> einer Tat“ hat übrigens nur ein einziger Schüler<br />

bei der Befragung gegeben – nur einer von vielen, der den<br />

eigentlichen Sinn des Begriffes <strong>Opfer</strong> verstanden hat.<br />

Nach Meinung des Berliner Forums Gewaltprävention<br />

ist dieses Modewort aufgrund seines passiven Charakters<br />

jedoch Zeichen einer bedenklichen gesellschaftlichen Entwicklung:<br />

„Unter Jungen und männlichen Jugendlichen ist<br />

es inzwischen verbreitet, das Wort »<strong>Opfer</strong>« auch als Schimpfwort<br />

zu gebrauchen. Der Begriff »<strong>Opfer</strong>« löst offenbar nicht<br />

mehr selbstverständlich Empfindungen aus, die von Empathie<br />

gekennzeichnet sind, sondern er wird benutzt, um sich<br />

der eigenen Identität zu versichern und alles abzuwehren,


FOTO: Mikael Damkier / shutterstock<br />

was mit dem <strong>Opfer</strong>sein verbunden wird: Schwäche, Verluste,<br />

Ängste, Versagen, eben »loser« zu sein oder zu werden. Die<br />

Benutzung des Wortes »<strong>Opfer</strong>« als Schimpfwort ist Ausdruck<br />

einer enormen und unbewussten Angst vor der <strong>Opfer</strong>rolle<br />

und des unbewussten Zwanges, alles, was mit ihr zu tun<br />

hat, aus der Entwicklung männlicher Identität zu verbannen“<br />

(Wikipedia, Artikel „<strong>Opfer</strong>“).<br />

Und diese Verdrängung funktioniert gut. Bei der Frage, was<br />

denn überhaupt ein <strong>Opfer</strong> sei, gaben die Acht- und Neuntklässler<br />

am häufigsten zur Antwort: „Weiß nicht“ oder „keine<br />

Ahnung“. Zum einen denken Jugendliche oft wirklich nicht<br />

über den Gebrauch ihres Slangs nach, zum anderen wollen<br />

sie sich aber vielleicht unbewusst auch nicht mit ihren<br />

eigenen Unzulänglichkeiten und ihrer eigenen Schwachheit<br />

auseinandersetzen. Denn Coolsein ist alles!<br />

Was ist unsere Aufgabe als Eltern, Jugendleiter, Lehrer und<br />

Pfarrer, wenn wir Zeuge einer solchen Situation werden?<br />

Auch wenn es sich nur um die in der ersten Wortbedeutung<br />

angesprochene Schadenfreude handelt, halte ich es für<br />

wichtig, die Jugendlichen für ihre Sprache zu sensibilisieren<br />

und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen, was es<br />

tatsächlich heißt, ein <strong>Opfer</strong> zu sein. Ein <strong>Opfer</strong> ist schwach,<br />

hilflos, unterlegen, ausgeliefert. Die Täter maßen sich an,<br />

über dem <strong>Opfer</strong> zu stehen und degradieren es in einer<br />

unwürdigen Art und Weise. Man sollte gemeinsam mit den<br />

Jugendlichen versuchen herauszufinden, was ihre Beweggründe<br />

sind, jemanden zumindest sprachlich so herabzuwürdigen,<br />

und was das mit ihrem eigenen Selbstwertgefühl<br />

zu tun hat. Vielleicht kann im persönlichen Gespräch oder<br />

in den Gruppen- und Unterrichtsstunden herausgearbeitet<br />

werden, woher der Mensch seinen Wert und seine Würde<br />

bezieht, und dass diese niemandem genommen werden<br />

dürfen. Weder durch das Wort noch durch die Tat. In einem<br />

zweiten Schritt könnte man dann gemeinsam überlegen, wie<br />

man das Gruppenklima so verändern kann, dass niemand<br />

die <strong>Opfer</strong>rolle einnehmen muss, um die Gesamtharmonie<br />

zu erhalten. Denn das anfängliche Mobbing einer Einzelperson<br />

entwickelt oft eine Gruppendynamik. Der Mobber<br />

fühlt sich durch das Kleinmachen eines anderen stark und<br />

mächtig, und die Anderen greifen nicht ein, weil es keine<br />

klaren Regeln für den Umgang miteinander gibt. Oder weil<br />

sie Angst haben, selbst zur Zielscheibe zu werden. „Ich sage<br />

»<strong>Opfer</strong>«, um dazuzugehören und nicht selber »gedisst« zu<br />

werden“, so die ehrliche Antwort einer Schülerin. Lieber mitmachen<br />

als eingreifen. Lieber Täter als <strong>Opfer</strong>. Das ist leider<br />

ein Trend, der sich bei unseren Jugendlichen durchzusetzen<br />

scheint. Deshalb ist es in meinen Augen notwendig, junge<br />

Menschen (und nicht nur junge!) für ihren eigenen Sprachgebrauch,<br />

ihren Umgang miteinander und die dahinterliegenden<br />

Motive sensibel zu machen. Nur, wenn man schon<br />

bei solch vergleichsweise harmlosen Anlässen das Gespräch<br />

sucht, kann man einem besseren Miteinander und einem<br />

wertschätzenden Umgang Vorschub leisten.<br />

Nicole<br />

mutschler<br />

Studienleiterin<br />

21


Lesedauer<br />

5 – 10 min<br />

HörT aUf IHr weINeN!<br />

Missbrauch, sexuelle Gewalt und Vernachlässigung<br />

von Jugendlichen sind<br />

leider kein Randphänomen in unserer<br />

Gesellschaft. Jede vierte bis fünfte Frau<br />

hat in ihrer Kindheit Erfahrungen mit<br />

sexuellem Missbrauch gemacht. Bei den<br />

Männern ist es jeder achte bis zehnte.<br />

Der Missbrauch begann meist im Alter<br />

von 0 bis 6 Jahren.<br />

2005 wurde das Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />

erweitert, um Kinder und<br />

Jugendliche besser vor Vernachlässigung<br />

und Misshandlung zu schützen.<br />

Der Sensibilisierung von haupt- und<br />

ehrenamtlichen Personen haben sich<br />

die beiden Jugendverbände CVJM-Landesverband<br />

Württemberg und Evangelisches<br />

Jugendwerk in Württemberg in<br />

den vergangenen Jahren gestellt und<br />

eine Praxishilfe dazu veröffentlicht.<br />

Einige Auszüge aus der Praxishilfe<br />

„Menschenskinder, ihr seid stark!“:<br />

22 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

Prävention vor sexueller<br />

Gewalt in der Jugendarbeit<br />

waS IST SexUeLLe GewaLT?<br />

„Sexueller Missbrauch oder sexuelle<br />

Gewalt ist immer dann gegeben, wenn<br />

ein Erwachsener oder Jugendlicher<br />

ein Mädchen oder einen Jungen dazu<br />

benutzt, eigene Bedürfnisse mittels<br />

sexualisierter Gewalt auszuleben“ – so<br />

die Broschüre „Mutig fragen, besonnen<br />

handeln“ des Bundesministeriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(2004).<br />

Der Erwachsene nützt dabei seinen<br />

Vorsprung an Wissen, Macht und häufig<br />

Vertrautheit aus, missbraucht seine<br />

Autorität und Überlegenheit und ignoriert<br />

beim Kind die Grenzen der Intimsphäre.<br />

Die Geheimhaltung, zu der das<br />

Kind häufig verpflichtet oder gezwungen<br />

wird, führt dieses zur Sprachlosigkeit,<br />

macht es wehrlos, und verurteilt<br />

es zur Hilflosigkeit.<br />

was die zahlen sagen<br />

HäUfIGkeIT<br />

Im Jahr 2005 wurden 13.962 Fälle von<br />

sexuellem Missbrauch bei Kindern im<br />

Alter von 0 bis 14 Jahren erfasst.<br />

Die Polizei selbst geht von einer Dunkelziffer<br />

von etwa 380.000 nicht angezeigten<br />

Fällen pro Jahr aus.<br />

75 Prozent aller <strong>Opfer</strong> sind Mädchen.<br />

Am stärksten betroffen sind Mädchen<br />

im Alter zwischen 6 und 12 Jahren.<br />

TäTer<br />

Die Täter sind in 90 Prozent aller Fälle<br />

Männer. (Experten gehen allerdings<br />

davon aus, dass Frauen in größerem<br />

Umfang als bisher angenommen Kinder<br />

sexuell missbrauchen.)<br />

Die Täter bevorzugen meistens heterosexuelle<br />

Kontakte.<br />

Die Täter kommen zu 80 Prozent aus<br />

dem sozialen Nahbereich der Kinder<br />

und Jugendlichen.<br />

Die Täter werden von Außenstehenden<br />

in der Regel als „ganz normale“<br />

Männer beschrieben, sie gelten zum<br />

Beispiel als vorbildliche Familienväter.


weIT verbreITeT<br />

Sexuelle Ausbeutung innerhalb der<br />

Familie ist in den seltensten Fällen ein<br />

einmaliges Ereignis. Wird ein Kind <strong>Opfer</strong><br />

einer ihm vertrauten Person, so dauert<br />

der Missbrauch meist Wochen, Monate<br />

und nicht selten Jahre an.<br />

Sexuelle Gewalt ist in allen sozialen<br />

Schichten gleichermaßen anzutreffen.<br />

In christlichen Kreisen ist sexueller Missbrauch<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

genauso verbreitet wie in kirchenfernen<br />

Schichten.<br />

Gehobene Schichten haben bessere<br />

Möglichkeiten, den Missbrauch zu verdecken,<br />

als bildungsferne Schichten der<br />

Bevölkerung. Täter aus „gehobenen<br />

Kreisen“ werden seltener angezeigt,<br />

noch seltener verurteilt.<br />

GLaUbwürDIGkeIT<br />

Kinder gelten – gerade im Zusammenhang<br />

mit sexueller Ausbeutung<br />

und Gewalt – als sehr zuverlässige Zeugen.<br />

Falsche Beschuldigungen kommen<br />

bei ihnen so gut wie nie vor. Einer der<br />

Gründe, warum Kinder schweigen, auch<br />

wenn kein psychischer oder physischer<br />

Druck auf sie ausgeübt wird, ist, dass sie<br />

(zu Recht) befürchten, dass ihnen nicht<br />

geglaubt wird.<br />

Petra Müller (Hg.)<br />

Menschenskinder,<br />

ihr seid stark!<br />

Praxismaterial.<br />

Prävention vor sexueller<br />

Gewalt in der evangelischen<br />

Arbeit mit Kindern und<br />

Jugendlichen<br />

36 S., s/w-Fotos<br />

ISBN 978-3-86687-028-4<br />

5,00 €<br />

formeN SexUeLLer GewaLT<br />

(kUrzfaSSUNG)<br />

Man kann grob zwischen zwei Kategorien<br />

von sexuellem Missbrauch<br />

unterscheiden:<br />

Sexuelle Handlungen<br />

Sexuelle Handlungen erfolgen mit<br />

Körperkontakt. Man bezeichnet damit<br />

alle physischen Übergriffe, die dazu dienen,<br />

sexuelles Verlangen – ob körperlich<br />

oder psychisch – im Täter oder/und<br />

im <strong>Opfer</strong> zu wecken und zu erregen.<br />

Sexuelle Einflussnahme<br />

Sexuelle Einflussnahme ist wesentlich<br />

schwerer zu beweisen, denn sie geht<br />

ohne körperliche Übergriffe vonstatten<br />

und erscheint deshalb auch nicht<br />

annähernd so schlimm. Sexuelle Einflussnahme<br />

kann visuell, verbal oder<br />

psychologisch erfolgen.<br />

In den Fällen von sexueller Einflussnahme<br />

handelt es sich oft nur um<br />

subtile sexuelle Anspielungen. Die<br />

Betroffenen geraten dann mitunter ins<br />

Zweifeln, ob da wirklich etwas vorgefallen<br />

ist oder ob sie <strong>Opfer</strong> ihrer eigenen,<br />

vielleicht überspannten Fantasie<br />

geworden sind.<br />

ejw-service gmbh<br />

Haeberlinstraße 1-3<br />

70563 Stuttgart-Vaihingen<br />

Tel. 0711-9781410 . Fax 0711-9781413<br />

buchhandlung@ejw-buch.de . www.ejw-buch.de<br />

petra müller<br />

Landesjugendreferentin im CVJM Landesverband Württemberg<br />

und seit 2009 Ansprechperson des ejw/CVJM<br />

für den Themenkomplex Sexuelle Gewalt<br />

foLGeN SexUeLLer GewaLT<br />

Es liegt auf der Hand, dass bestimmte<br />

missbräuchliche Beziehungen zerstörerischer<br />

sind als andere. Wir können die<br />

Vermutung anstellen: Die Seele ist in<br />

dem Maß verletzt, in dem das Vertrauen<br />

auf den Schutz und die Fürsorge der<br />

Eltern verraten und zerstört sind.<br />

Wer noch nicht mit betroffenen Menschen<br />

zu tun hatte, könnte denken:<br />

Wenn die Missbrauchssituation vorbei<br />

ist, müsste es doch den Betroffenen<br />

wieder gut gehen. Dem ist aber nicht<br />

so.<br />

Denn solche tiefgreifenden, verletzenden<br />

Erfahrungen wie sexueller Missbrauch<br />

hinterlassen tiefe Spuren in der<br />

Biographie eines Menschen. Wichtig ist<br />

zu wissen: Das Trauma ist nicht zu Ende,<br />

wenn der Missbrauch aufhört!<br />

Es lässt sich nicht genau vorhersagen,<br />

wie sich sexueller Missbrauch auf das<br />

betroffene Kind oder den Jugendlichen<br />

auswirkt, da die Fähigkeit der Betroffenen<br />

zur Bewältigung der traumatischen<br />

sexuellen Erfahrungen von einer ganzen<br />

Reihe von Faktoren beeinflusst<br />

wird.<br />

NIcHT aLLeIN bLeIbeN!<br />

Sexueller Gewalt gegenüber herrscht<br />

vielfach Ratlosigkeit, Sprachlosigkeit<br />

und Hilflosigkeit.<br />

Wer sexuelle Übergriffe vermutet,<br />

sollte sich immer bei Vertrauenspersonen<br />

(auch Beratungsstellen) Unterstützung<br />

und Hilfe suchen und nicht<br />

auf eigene Faust Schritte einleiten.<br />

Hilfreich dazu sind die verschiedenen<br />

Krisenpläne (S. 12/13) in der Praxishilfe<br />

oder unter www.ihr-seid-stark.de.<br />

23


Lesedauer<br />

5 – 10 min<br />

waS Der aLTar IN UNSereN kIrcHeN UNS<br />

aLLeS zU SaGeN HaT, LerNeN wIr beI eINer<br />

kIrcHeNfüHrUNG DUrcH DIe STaDTkIrcHe<br />

voN mUSTerSTaDT…<br />

…Sehr verehrte Damen und Herren – zum Schluss unserer<br />

Führung der Stadtkirche begeben wir uns zum Mittelpunkt<br />

des Gotteshauses…<br />

Wie Sie gemerkt haben, sind wir ein paar Stufen hierher<br />

zum Altar hoch gestiegen. Das hat etwas zu bedeuten! Stellen<br />

Sie sich vor, Sie stünden im Tempel auf dem Tempelberg<br />

in Jerusalem. Der Altar stand dort auf einem erhöhten<br />

Platz zwischen dem eigentlichen Tempel und dem „Hof der<br />

Israeliten“. Der Altar stand im Freien, denn darauf brannte<br />

ein gewaltiges Feuer, in dem die Gott gehörigen Teile der<br />

<strong>Opfer</strong>gaben verbrannt wurden. Und nun schauen Sie nach<br />

oben in das Kirchenschiff: Die hohe, zum Himmel ragende<br />

gotische Decke mit ihrem Netzrippengewölbe soll nicht nur<br />

eine „Decke“ sein, sondern den Himmel darstellen. Das ist in<br />

orthodoxen Kirchen mit ihren als Himmel bemalten Kuppeln<br />

besonders anschaulich.<br />

Wenden wir nun unseren Blick in den Chorraum unserer<br />

Kirche, so sehen wir, dass das ebenfalls gotische Kreuznetzgewölbe<br />

um einiges niedriger ist. Der Chorraum soll an den<br />

eigentlichen Tempelbau mit Räucheraltar, Schaubrotaltar und<br />

dem Allerheiligsten erinnern. In katholischen Kirchen ist der<br />

Chorraum darum nur für die zugänglich, die im Gottesdienst<br />

mitwirken.<br />

24 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

Der aLTar<br />

Ein Ort des <strong>Opfer</strong>s<br />

Ganz hinten im Chorraum steht der Hochaltar mit dem<br />

schönen Aufbau, bestehend aus zwei Flügeln und einem<br />

Mittelteil. Die Flügel waren in der Regel geschlossen, nur an<br />

hohen Festtagen hat man sie geöffnet, damit das Geheimnis<br />

der Offenbarung Gottes durch die Bilder und Schnitzereien<br />

der Gemeinde dargestellt werden konnte. Der untere Teil<br />

des Altars hat die Form eines Kastens. Die Altäre der antiken<br />

Kirche waren nämlich oftmals Sarkophage der verstorbenen<br />

Märtyrer. In der Zeit der Verfolgung in der frühen<br />

Kirche konnten sich die Christen mancherorts nur auf den<br />

Friedhöfen oder in den Katakomben versammeln. Sie haben<br />

ihre Versammlungen als Gedenkfeier für ihre Verstorbenen<br />

getarnt und haben so eine Verbundenheit mit den bereits<br />

Vorausgegangen erlebt, mit „der Wolke der Zeugen“ (Hebräer<br />

12,1). Aus diesem Grund gab es in der Kirche des Mittelalters<br />

die Tradition, die Altäre als Grabstätte der Heiligen zu verstehen,<br />

als Sarkophage, in denen Reliquien untergebracht<br />

wurden. Das sind Gegenstände, die von heiliggesprochenen<br />

Menschen oder heiligen Orten stammten. Diese Tradition<br />

wird in der orthodoxen Kirche so fortgeführt, dass die Tischdecke<br />

(griechisch Antimension) des Altars immer irgendwelche<br />

Kleinstreliquien eingenäht hat, damit der Tisch durch<br />

die Decke zum Altar wird, zu einem Ort, wo die Verbindung<br />

zwischen der hier auf der Erde noch streitenden und der im<br />

Himmel bereits siegreichen Kirche hergestellt wird.<br />

Schauen wir aber wieder zurück zum Hauptaltar. Die wuchtige<br />

Granitplatte wird getragen von Granitfüßen an beiden<br />

Seiten. Rein formal gesehen stellt der Altar also einen Tisch<br />

dar. Wozu brauchen wir einen Tisch in der Kirche? Um Dinge<br />

darauf abzustellen?


FOTO: kryczka / istockphoto<br />

In 10 worten:<br />

Altar, <strong>Opfer</strong>, Tisch, Sarkophag, Abendmahl,<br />

Gaben, Feuer, Vergebung, Mahnmal,<br />

Hof fnungszeichen<br />

Schauen wir genauer hin, was denn auf dem Altar alles<br />

steht! In der Mitte eine aufgeschlagene Bibel. Irgendeinen<br />

Platz wird die Bibel ja brauchen. Aber wie manch ein aufmerksamer<br />

Beobachter verschiedener Kirchen bemerkt<br />

haben wird, gibt es in katholischen Kirchen einen Ambo,<br />

einen Lesepult, auf dem die Bibel oder ein Evangeliar abgelegt<br />

wird. Ebenso ist es in orthodoxen Kirchen. Sie müsste<br />

also nicht auf dem Altar liegen.<br />

Bei uns in der evangelischen Kirche befindet sich die Bibel<br />

in der Altarmitte. Wir sind eine Kirche des Wortes, eine Kirche,<br />

die vom Wort Gottes lebt. Darum bekommt die Bibel diese<br />

prominente Stelle.<br />

Auch Blumen stehen dort. Ist das reine Raumdekoration?<br />

Nein, sie stehen für die <strong>Opfer</strong>gaben, die die Gemeinde Israels<br />

zum Altar brachte. Ebenfalls übriggeblieben aus dem Tempelkult<br />

sind die Kerzen. Sie erinnern an die Brandopfer, die dargebracht<br />

wurden. An hohen Festtagen gab es eine Vielzahl<br />

von unterschiedlichen <strong>Opfer</strong>n, auch in größeren Mengen.<br />

Als Erinnerung an diese Tatsache kann man in katholischen<br />

Kirchen sowie in den lutherischen Kirchen Skandinaviens<br />

beobachten, dass an hohen Festtagen nicht nur zwei Kerzen<br />

auf dem Altar brennen, sondern vier oder gar sechs, je<br />

nachdem, wie „hoch“ dieser Festtag ist.<br />

Hinter der Bibel ist auch ein Kreuz auf dem Altar. Das will<br />

uns bewusst machen, dass Jesus sein Leben als einmaliges,<br />

ausreichendes und endgültiges <strong>Opfer</strong> für unser aller Schuld<br />

dargebracht hat. Der Altar ist also nicht nur ein Tisch, auf dem<br />

„Dinge abgestellt“ werden, wenn er auch diese Funktion in<br />

der reformierten Kirche übernommen hat, und bei uns in<br />

erster Linie als „Tisch des Herrn“ verstanden wird, auf dem<br />

Brot und Wein – was wir im Abendmahl als Leib und Blut Jesu<br />

Christi zu uns nehmen – abgestellt werden. Nein, der Altar<br />

steht heute in unserer Kirche als Mahnmal und als Hoffnungszeichen<br />

zugleich. Er ermahnt uns, nicht zu vergessen, dass<br />

wir Sünder sind und das <strong>Opfer</strong> Christi nötig brauchen. Und er<br />

spendet Trost und Heilsgewissheit: Leib und Blut Jesu Christi<br />

werden uns vom Altar dargereicht, damit wir „schmecken<br />

und sehen“, wie freundlich der Herr ist.<br />

Verehrte Besucher und Besucherinnen: Hiermit endet die<br />

heutige Führung durch unsere schöne Stadtkirche. Vielleicht<br />

nutzen Sie die Gelegenheit und verweilen noch ein wenig,<br />

lassen die Eindrücke auf sich wirken – und vertiefen ihre persönliche<br />

Beziehung zur Kirche und vor allem zu diesem Altar!<br />

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Dr. paul murdoch<br />

Studienleiter<br />

25


Der Derendinger Bahnhof. Eigentlich<br />

ein ruhiger, nicht zu sehr belebter<br />

Platz. Doch an diesem Morgen ist alles<br />

anders. Laute Gespräche, lachende<br />

Gesichter, liegengelassenes Gepäck.<br />

Dazwischen einzelne besonders<br />

aufmerksam lauschende Gestalten.<br />

Es ist der 4. Oktober 2010 und<br />

rund 100 <strong>Bengel</strong> machen sich auf<br />

zur Semesteranfangsfreizeit nach<br />

Wildberg.<br />

J e d e s J a h r z u m B e g i n n d e s<br />

Wintersemesters findet eine solche<br />

Freizeit satt. Ich bin in diesem Jahr das<br />

fünfte Mal dabei, und jedes Jahr freue<br />

ich mich neu auf diese gemeinsamen<br />

Tage. In meinem ersten Semester<br />

habe ich meiner Mutter berichtet:<br />

„Es war wie auf einer Sommerfreizeit.<br />

Man lernt viele neue Leute kennen,<br />

hört Bibelarbeiten, hat Zeit für Sport,<br />

Gespräche und stille Zeit. Aber danach<br />

muss man keine Adressen austauschen,<br />

denn alle fahren mit zu dir nach <strong>Haus</strong>e.“<br />

Nach acht Semestern im <strong>Haus</strong> sind<br />

es zwar weniger Leute, die ich neu<br />

kennenlerne, dafür aber viele alte<br />

Freunde, die ich nach den Ferien<br />

wieder treffe. Was seit meinem ersten<br />

Semester allerdings gleich geblieben<br />

ist, ist meine Freude darüber, dass wir<br />

Studenten gemeinsam mit unseren<br />

26 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

eS GeHT LoS<br />

Ein Einblick in unsere<br />

SemeSTerSTarTfreIzeIT<br />

im Oktober 2010<br />

Lehrern das Semester b ewuss t<br />

miteinander als <strong>Haus</strong>gemeinschaft<br />

und auch zusammen mit Gott starten<br />

wollen. Das hilft mir, das, was ich<br />

in den Semesterferien erlebt habe,<br />

abzuschließen, und neu gestärkt in das<br />

beginnende Semester zu starten.<br />

Auch in diesem Jahr wurde uns<br />

eine rundum wertvolle Mischung aus<br />

geistlichem, organisatorischem und<br />

fröhlichem, gemeinschaftsförderndem<br />

Programm geboten, sodass die drei<br />

Tage schnell vorüber gingen und<br />

wir alle gemeinsam wieder zurück<br />

ins ABH fuhren. Hier sind wir jetzt<br />

herausgefordert, eben diese wichtigen<br />

Aspekte – das geistliche Leben, die im<br />

Studium erwarteten Leistungen und<br />

die Gemeinschaft – im Studienalltag zu<br />

leben und zu pflegen. Dafür waren die<br />

Tage in Wildberg auch in diesem Jahr<br />

wieder eine gute Vorbereitung.<br />

maïté Gressel<br />

Studentin


HerzLIcHe eINLaDUNG<br />

an alle freunde des abH zum Gemeindeseminar<br />

SeeLSorGe UND DIe mäcHTe<br />

Seelsorge erschöpft sich nicht in empathischem Zuhören und<br />

helfender Lebensberatung. Vielmehr stellt sie immer auch<br />

ein Kampf- und Machtgeschehen dar. Als solches greift sie<br />

hinein in die Bereiche von Bindungen, Ängsten und Dämonen.<br />

Unser Seminar versucht auf dem Hintergrund des Neuen<br />

Testaments sowie ausgewählter Beispiele aus der Geschichte<br />

der Seelsorge dieser besonderen Problematik nachzugehen.<br />

Ein Thema wird dabei die Frage nach der Unterscheidung der<br />

Geister sein. Ebenso wird uns das Verhältnis von psychischen,<br />

göttlichen und widergöttlichen Phänomenen beschäftigen.<br />

Herzlich willkommen<br />

Wir freuen uns, dass wir in diesem Wintersemester wieder<br />

24 neue Studierende aufnehmen konnten. Wir wünschen<br />

ihnen Gottes Segen für ihr Studium.<br />

NeU Im abH<br />

28 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

zeIT: 12.04. bis 19.07.2011<br />

Jeden Dienstag von 20.15 - 21.45 Uhr<br />

orT: <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>, Tübingen<br />

(Hörsaal im Neubau)<br />

DozeNT: Dr. Rolf Sons<br />

Wenn <strong>Bengel</strong> für <strong>Bengel</strong><br />

zu <strong>Bengel</strong>n werden...<br />

– oDer wIe eIN STUDeNT NacH DeN ferIeN<br />

SeIN zImmer vorfaND.


ücHer aUS Dem beNGeLHaUS<br />

Steffen Kern | Uwe Rechberger<br />

Wie wir ein<br />

Gottesgeschenk<br />

neu entdecken<br />

H_Cover_Taufe Fragen_rz.indd 1 19.10.2007 15:40:28 Uhr<br />

STeffeN kerN /<br />

Uwe recHberGer<br />

eine Taufe – Tausend<br />

fragen.<br />

wie wir ein Gottesgeschenk<br />

neu entdecken<br />

Versandkostenfrei<br />

roLf SoNS<br />

Lass die Sorgen nicht bei<br />

dir wohnen.<br />

Unbeschwert glauben<br />

mit martin Luther<br />

8<br />

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11<br />

Versandkostenfrei<br />

Systematisch-theologische<br />

Monografien (STM), Band 22<br />

Der Sinn der Sakramente<br />

Sie sind biblisch; theologisch werden<br />

sie hochgeschätzt. Dennoch sind sie<br />

manchen Christen irgendwie fremd.<br />

Vielleicht, weil in der Kirchengeschichte<br />

über sie gestritten wurde – mit<br />

Folgen, die bis heute andauern. Die<br />

Frage liegt nahe: Wozu Taufe und<br />

Abendmahl?<br />

Mit sechs Artikeln stellen sich die<br />

Autoren aus dem <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<br />

<strong>Haus</strong> in Tübingen diesem Thema.<br />

Sie bedenken die evangelischen<br />

Sakramente vor einem weiten Horizont,<br />

der von biblischer Exegese bis zur<br />

missionswissenschaftlichen Perspektive<br />

reicht. Damit möchten sie die theologische<br />

Tiefe und Tragweite der<br />

evangelischen Sakramente darstellen<br />

und ihre geistlich-praktische Relevanz<br />

für Glaubensleben und Gemeinde<br />

aufzeigen.<br />

TVGMONOGRAFIEN<br />

TVG<br />

140 mm 15 mm<br />

140 mm<br />

Theologische Verlagsgemeinschaft<br />

BRUNNEN / SCM R.Brockhaus<br />

Dieses Buch ist ein weiterer<br />

Beitrag aus dem <strong>Albrecht</strong>-<br />

<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong> in Tübingen.<br />

Das Lehrerkollegium des<br />

im württembergischen<br />

Pietismus verankerten<br />

Studienhauses hat eine<br />

Reihe von Büchern<br />

vorgelegt mit den Titeln<br />

„Wer ist Gott?“, „Wie<br />

feiern wir Gottesdienst?“,<br />

„Warum Jesus?“, „Was<br />

will der Pietismus?“,<br />

„Wieviel Macht haben<br />

die Mächte?“, „Was hält<br />

Christen zusammen?“ und<br />

„Warum das Kreuz?“.<br />

107 Seiten, Taschenbuch<br />

12 x 18,8 cm, € 6,95 (D)<br />

ISBN 978-3-7751-4798-9<br />

DaS bUcH für eLTerN, kIrcHeNGemeINDeräTe UND mITarbeITer/INNeN<br />

Kaum ein Thema ist in der christlichen Gemeinde mit so vielen Emotionen<br />

und gegensätzlichen Positionen behaftet wie die Taufe. Wie<br />

legitim ist die Taufe von Säuglingen? Was ist von einer Kindersegnung<br />

zu halten? Wie hängen Taufe und Glaube zusammen? Wie ist<br />

eine Wiedertaufe zu beurteilen? Welche Verantwortung haben Eltern<br />

und Paten, welche die Gemeinde? Wie kann Tauferinnerung gestaltet<br />

werden?<br />

Uwe Rechberger und Steffen Kern antworten in diesem Taschenbuch<br />

auf 40 ausgewählte Fragen, die in der Gemeinde immer wieder<br />

begegnen. Ihre Antworten sind kurz, prägnant und persönlich.<br />

192 Seiten, Taschenbuch<br />

12 x 18,6 cm, €8,95 (D)<br />

ISBN 978-3-7655-4011-0<br />

„Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?“ Können<br />

Sie dieses Lied mitsingen? R. Sons schildert mit vielen Beispielen,<br />

warum Sorgen einen Menschen so leicht besetzen und wie man aus<br />

dem Kreislauf herausfinden kann. Bei Luther findet er frische und<br />

anschauliche Ratschläge, wie das geht: unbeschwert, gelassen und<br />

vertrauensvoll zu leben.<br />

Christian Lehmann (Hrsg.) Wozu Taufe und Abendmahl?<br />

TVG<br />

TVGMONOGRAFIEN<br />

Christian Lehmann (Hrsg.)<br />

Wozu Taufe und<br />

Abendmahl?<br />

Was unseren Glauben<br />

gewiss macht<br />

cHrISTIaN LeHmaNN<br />

(HrSG.)<br />

wozu Taufe und abendmahl?<br />

was unseren<br />

Glauben gewiss macht<br />

16<br />

Versandkostenfrei<br />

Sie sind biblisch; theologisch werden sie hochgeschätzt. Dennoch<br />

sind sie manchen Christen irgendwie fremd. Vielleicht, weil in der<br />

Kirchengeschichte über sie gestritten wurde - mit Folgen, die bis<br />

heute andauern. Die Frage liegt nahe: Wozu Taufe und Abendmahl?<br />

Mit sechs Artikeln stellen sich die Mitglieder des ABH-Lehrerkollegiums<br />

diesem Thema. Sie bedenken die evangelischen Sakramente<br />

vor einem weiten Horizont, der von biblischer Exegese bis zur missionswissenschaftlichen<br />

Perspektive reicht. Damit möchten sie die<br />

theologische Tiefe und Tragweite der evangelischen Sakramente<br />

darstellen und ihre geistlich-praktische Relevanz für Glaubensleben<br />

und Gemeinde aufzeigen.<br />

Uwe Rechberger<br />

Was kommt nach dem Tod?<br />

roLf HILLe<br />

Ungelöste fragen ...ein Hindernis für den Glauben?<br />

Denkanstöße von karl Heim<br />

206 Seiten, 14 x 21 cm<br />

ISBN 978-3-417-29557-3<br />

€ 16,95 (D)<br />

Uwe recHberGer<br />

willkommen im<br />

Himmel. was kommt<br />

nach dem Tod?<br />

192 Seiten, Taschenbuch<br />

12 x 18,8 cm, €9,95 (D)<br />

ISBN 978-3775151931<br />

Willkommen im Himmel.<br />

Gottes Einladung gilt.<br />

Doch, wenn alles nur so<br />

einfach wäre. Wie kommt<br />

man in den Himmel?<br />

Warum müssen wir überhaupt sterben? Wie ist das mit dem „Jüngsten<br />

Gericht“? Gibt es einen „doppelten Ausgang“ dieses Gerichtes, also<br />

neben dem Himmel auch die Hölle, oder schenkt Gott einmal eine<br />

„Allversöhnung“? Was dürfen wir von der himmlischen Ewigkeit<br />

erwarten, außer dass sie zeitlos sein wird? Sehen wir in der Ewigkeit<br />

unsere Lieben wieder? Und wo sind unsere Toten jetzt?<br />

Uwe Rechberger verzichtet bewusst auf Spekulationen. Biblisch fundiert,<br />

humorvoll und mit geistlichem Tiefgang versteht er es, dieses<br />

Thema verständlich zu entfalten und so Dankbarkeit, Vorfreude und<br />

Hoffnung über den Tod hinaus zu wecken.<br />

Versandkostenfrei<br />

192 Seiten, Paperback; 13,8 x 20,8 cm, €11,95 (D); ISBN 978-3-7655-1413-5<br />

Karl Heim war einer der profiliertesten theologischen Denker des 20. Jahrhunderts. „Glauben<br />

und Denken“ war sein Hauptthema. Er hat u.a. gezeigt, wie neuzeitlicher Atheismus und Säkularismus<br />

überwunden werden können, und er hat dabei besonders die großen Fragen der<br />

modernen Naturwissenschaft aufgenommen. Seine interdisziplinären Fragestellungen wirken<br />

bis heute anziehend. Anlässlich seines 50. Todestages würdigt Rolf Hille dessen Lebenswerk<br />

und zeigt, wie es gelingen kann, von der Bibel her zu denken und dabei die neuzeitliche Kritik<br />

am christlichen Glauben zu verstehen und zu überwinden.<br />

Versandkostenfrei zu bestellen im ABH unter: email: theologische-orientierung@bengelhaus.de fon.: 07071 7005-0<br />

9<br />

29


30 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : Januar – März 2011<br />

14. bis 17. April 2011<br />

��������������<br />

� � � ��������������<br />

für Gemeindeaufbau und missionarische Gemeinschaftsarbeit<br />

auf dem Schönblick, Schwäbisch Gmünd<br />

• Den Auftrag hören – die Menschen lieben – sich neu senden lassen<br />

• Biblische Perspektiven – aktuelle Herausforderungen – Praxismodelle<br />

• Vorträge im Plenum – Themen in Foren – Austausch in Seminaren<br />

Ein Kongress für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in CVJMs, Kirchengemeinden<br />

und Gemeinschaften. Weitere Infos und Anmeldung:<br />

www.schoenblick-info.de/veranstaltungen/evangelisation<br />

Mit dabei sind unter anderem:<br />

Ste� en Kern Ulrich Parzany Maike Sachs Dieter Braun Präses Dr.<br />

Michael Diener<br />

Prof. Dr. Hans- Reinhold Krebs<br />

Joachim Eckstein<br />

Prälat<br />

Ulrich Mack


Neue Horizonte entdecken. Menschen begegnen. Urlaub genießen.<br />

Große Sommer Kreuzfahrt<br />

in der Ostsee<br />

MS ATHENA – exklusiv gechartert<br />

16. bis 23. Juli 2011<br />

Auf „Vater Rhein“ von<br />

Amsterdam nach Basel<br />

Flusskreuzfahrt mit MS SWISS RUBY –<br />

exklusiv gechartert<br />

Mit an Bord:<br />

Dr. Christoph Morgner,<br />

Präses a.D.<br />

13. bis 20. August 2011<br />

Auf der Seine von Paris<br />

in die Normandie<br />

Flusskreuzfahrt mit MS CEZANNE<br />

– exklusiv gechartert<br />

Mit an Bord:<br />

Pastor Dr. h.c.<br />

Horst Marquardt<br />

SuperKinderTarif<br />

31. August bis 11. September 2011<br />

gratis<br />

Cuxhaven Nord-Ostsee-Kanal Klaipeda Riga<br />

Tallinn St. Petersburg Stockholm Visby/Gotland<br />

Rønne/Bornholm Kiel<br />

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt!<br />

Waldemar Grab<br />

der Traumschiffpianist<br />

28. Mai bis 4. Juni 2011<br />

Auf den Spuren<br />

Marc Chagalls<br />

Anja und Pastor A. James<br />

Findeisen-MacKenzie,<br />

Pastor Sven Findeisen<br />

Wort an Bord:<br />

Ministerpräsident a. D.<br />

Dr. h.c. Erwin Teufel<br />

Pfarrer<br />

Ulrich Scheffbuch<br />

24. Mai bis 4. Juni 2011<br />

Auf Postschiffkurs<br />

ans Nordkap<br />

Traumreise ins Land der<br />

Mitternachtssonne mit MS ATHENA<br />

Mit an Bord:<br />

Pfarrer Winrich und<br />

Beate Scheffbuch<br />

Heiner Zahn GmbH . Postfach 65 . 72222 Ebhausen . Tel. 07458 / 99 99-0 . Fax 99 99-18<br />

info@handinhandtours.de . www.handinhandtours.de<br />

Pastor Dr.<br />

Hansjörg Bräumer<br />

Pfarrerin<br />

Bärbel Wilde<br />

Erwin Damson<br />

Geschäftsführer i.R.<br />

der Ludwig-Hofacker-<br />

Vereinigung<br />

Reise-Leitung<br />

auf allen Kreuzfahrten<br />

Heiner und Marlene Zahn<br />

hand in hand tours<br />

Seit über 20 Jahren Reisen und Meer<br />

Musik an Bord:<br />

Alexandra Baumbusch,<br />

klassische Sängerin<br />

Gerhard Schnitter<br />

Fitness an Bord:<br />

13. bis 18. Juni 2011<br />

Pfi ngstkreuzfahrt<br />

auf der Donau<br />

Kultur und Natur in 4<br />

Ländern mit MS DNEPR<br />

Mit an Bord:<br />

Erich Matter<br />

Ute und Friedemann<br />

Rink „Die Rinks“<br />

Kirchenmusikdirektor<br />

Hans-Ulrich<br />

Nonnenmann,<br />

Leiter des Bordposaunenchors<br />

Gert und Marlén<br />

von Kunhardt<br />

23. bis 30. Oktober 2011<br />

Den Sommer im<br />

Mittelmeer verlängern<br />

Traumkreuzfahrt durch die Adria nach<br />

Kroatien, Montenegro und Albanien mit<br />

MS ATHENA<br />

Mit an Bord:<br />

Kirchenrat i.R.<br />

Horst Punge<br />

Frühbucher-Rabatte<br />

bis 31.1.2011<br />

Außerdem bei<br />

hand in hand 31 tours:<br />

Israel Reisen


Postvertriebsstück<br />

10403<br />

<strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong><br />

Ludwig-Krapf-Str. 5<br />

72072 Tübingen<br />

E n t g e l t b e z a h l t<br />

Herzliche einladung zum<br />

am Samstag, den<br />

22. Januar 2011<br />

im <strong>Bengel</strong>haus in Tübingen<br />

Von 9:30 Uhr bis 16:00 Uhr:<br />

Programm für alle Generationen<br />

Ein inspirierender Tag mit Referaten,<br />

Seminaren, Begegnungen, gemeinsamem<br />

Essen, Singen und Beten.<br />

Ein Tag für alle Gemeindeglieder,<br />

Mitarbeiter und Freunde des <strong>Bengel</strong>hauses.<br />

Ein Tag für Sie!<br />

TURM TREFF<br />

DaS IST mIr HeILIG!<br />

koSTbarkeITeN UNSereS GLaUbeNS<br />

Ab 19:00 Uhr:<br />

der Turmtreff für junge Leute<br />

Der Abend gehört der jungen Generation.<br />

Wieder dabei ist die kreative Tower-<br />

Hour! Daneben gibt es viele spannende<br />

Seminarthemen, einen tollen Imbiss,<br />

sowie einen inspirierenden Nachtgottesdienst.<br />

Ausklingen wird der Abend mit<br />

leckeren Cocktails.<br />

Ein Abend für Dich!<br />

Das ausführliche Programm finden Sie in diesem Heft auf Seite 16 und 17

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