Nr. 143 - IEB Verlag

Einheit Gottes, den Glauben am
Tag des Gerichts zu verkünden.
Ein weiterer Glaubensinhalt ist
der an die Engel, welche bestimmte
Aufgaben von Gott bekommen
und ihm in allem gehorsam
sind. Auch der Glaube
an die Vorherbestimmung ist ein
wichtiger Inhalt des Islam, nachdem
der Mensch mit allem zufrieden
sein soll, bei dem er
keine Wahl hat, wie z. B. Rasse,
Sprache, Hautfarbe, Eltern usw.
Aber diese Zufriedenheit rechtfertigt
keine Faulheit oder Nachlässigkeit.
Schliesslich glauben
wir, wie oben erwähnt, auch an
den Jüngsten Tag, an dem die
Menschen Rechenschaft ablegen
müssen.
Welche Bräuche gibt es
in Ihrer Religion?
Im Islam unterscheidet man
zwischen Religion (heiligem Text)
und Bräuchen. Die Religion regelt
die Beziehung zwischen
dem Anbeter und seinem Herrn –
die fünf Säulen des Islam:
Bekenntnis, Salah (Gebet),
Zakah (Almosensteuer), Sawm
(Fasten), und Hajj (Pilgerfahrt) –,
aber auch zwischen ihm und seinen
Mitmenschen (Regelungen,
die das persönliche wie das
gesellschaftliche Verhalten/Vorgehen
verpflichtend betreffen).
Daneben lässt der Islam
Platz für verschiedene Bräuche,
solange diese nicht eine Vorschrift
brechen oder ein Verbot
erlaubt machen, und solange
sie dem Menschen ermöglichen,
ein anständiges Leben mit den
Mitmenschen in Frieden zu führen.
Und welche davon
befolgen Sie?
Als Konvertit/-in befolgt man
vor allem die (verpflichtenden)
Gebote des Islam, und macht
von den lokalen «Bräuchen» so
viele mit, wie einem sinnvoll und
tragbar erscheinen. Bräuche sind
von Land zu Land anders, und je-
der folgt den Bräuchen seines
Landes. Wenige Leute sind in der
Lage, ihre eigenen Bräuche komplett
zu ändern, wenn sie in ein
anderes Land reisen.
Welche Bedeutung haben
Geburt und Tod
in Ihrer Religion?
Geburt bedeutet den Beginn
eines Lebensabschnittes und zugleich
die «Prüfung» im Sinne
einer persönlichen Entscheidungsmöglichkeit
(Wahl) und
Verantwortung. Zwischen beiden
soll man alles investieren,
um möglichst viel «Belohnung»
von Gott zu bekommen. Mit
dem Tod endet die Phase der Arbeit
und der Anstrengung – man
wartet auf die Abrechnung. Deshalb
versteht der Muslim – wie
der Koran betont – das Diesseits
als eine kurze Strecke. Das Jenseits
ist eine neue Stufe der Existenz,
der wirkliche, dauernde
Aufenthaltsort. Wir sehen uns
dort mit dem Resultat unserer
Handlungen in der Welt konfrontiert.
Sind Sie bereits seit Kindesalter
gläubig oder fanden Sie erst
später zum Glauben?
Ich bin katholisch erzogen
worden, habe mich aber von
diesem Glauben schon früh distanziert.
Was unternehmen Sie,
um den Glauben Kindern und
Jugendlichen näherzubringen?
Ich lebe meinen Glauben
nach bestem Wissen und Gewissen.
Er drückt sich in allen meinen
Entscheidungen und Handlungen,
Gedanken und Worten
aus. Das ist für eigene Kinder
natürlich prägend. Für «fremde»
Kinder mache ich z. B. Moscheeführungen
(für Schulklassen).
Gibt es in Ihrer Religion
ein heiliges Schriftstück?
Ja, das ist der heilige
Qur’an. Der Qur’an ist das
wahre Wort Gottes, unabänderlich,
besitzt die Eigenschaft der
Ewigkeit – und ist somit heilig.
Bald stehen die christlichen
Festtage vor der Tür. Wie feiert
Ihre Religion «Weihnachten»?
Im Islam feiert man keine
Weihnachten, aber in Form von
guter Behandlung unserer Mitmenschen
können wir mitmachen.
Das heisst, wir wünschen
jedenfalls den Christen frohe
Weihnachten.
Für uns hat Weihnachten
keine religiöse Bedeutung – obwohl
der «Weihnachtsrummel»
im Sinne einer Ankurbelung der
Wirtschaft um «Weihnachten»
herum auch in muslimischen
Ländern Einzug gehalten hat!
Welches sind die wichtigsten
Feiertage Ihrer Religion?
Es sind zwei Feste: das Fastenbrechenfest,
wenn die Fastenzeit
zu Ende ist, «Idul Fitr» genannt,
(nach dem Fasten von Ramadan,
9. Monat im islamischen
Kalender) und das Opferfest
(10. Tag vom 12. Monat, in dem
viele Muslime die Pilgerfahrt
unternehmen), arabisch Idul-
Adha.
Angelina Mohamed-Wegenstein
14 MöNa 6/2012