Nr. 143 - IEB Verlag
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Religion<br />
Konfessionslose<br />
Immer häufiger legen Personen<br />
ihre Religionszugehörigkeit ab.<br />
Den Beweggründen wollte ich<br />
auf die Spur kommen. Ist es, weil<br />
man sich nicht mehr verstanden<br />
fühlt oder weil man mit der Kirche<br />
allgemein nichts mehr zu tun<br />
haben will?<br />
Ich fragte bei rund zehn Konfessionslosen<br />
in verschiedenen<br />
Gemeinden des Zürcher Oberlandes<br />
nach, warum sie aus der<br />
Landeskirche ausgetreten seien.<br />
Erstaunlich viele Antworten bezogen<br />
sich auf den dorfeigenen<br />
Pfarrer oder die Kirchenpflege.<br />
Allerdings wurden die Gründe<br />
auch weitläufiger erwähnt – bis<br />
hin zum Papst. Verschiedentlich<br />
wollen Personen mit der «gesparten»<br />
Kirchensteuer aber soziale<br />
Institutionen im In- oder<br />
Ausland unterstützen, und sich<br />
dadurch «ein gutes Gewissen»<br />
verschaffen.<br />
Sollen Kinder religiös<br />
erzogen werden?<br />
Auf die Frage, ob sie als<br />
Kind die Religionszugehörigkeit<br />
schätzten, waren wiederum sehr<br />
unterschiedliche Meinungen zu<br />
finden. Einige erinnern sich<br />
gerne an den Religionsunterricht,<br />
welcher sich positiv von der<br />
Schule abhob. Genauso vernahm<br />
ich das Gegenteil, dass es<br />
ein absolutes Muss gewesen sei<br />
und man, wo immer möglich, im<br />
Unterricht fehlte. Ob es sinnvoll<br />
sei, Kinder religiös zu erziehen,<br />
wurde dann jedoch mehrheitlich<br />
bejaht. Es sei wichtig, Kindern<br />
und Jugendlichen in irgendeiner<br />
Art eine «schützende Hand» zu<br />
bieten. Wie man sich gegenüber<br />
den Kindern verpflichte, sei eine<br />
absolut persönliche Anschauung.<br />
Der Ansicht, dass Kinder<br />
Thema<br />
gegen ihren Willen in eine Religion<br />
gedrängt würden, wurde<br />
widersprochen. Letztlich können<br />
die Jugendlichen ab 16 Jahren<br />
selbst entscheiden, ob und wo<br />
sie bleiben, aus- oder beitreten<br />
wollen.<br />
Geburt und Tod<br />
Dies sind zwei Wörter, bei<br />
denen der Glaube – oder auch<br />
die Religionszugehörigkeit – viel<br />
mehr Emotionen hervorruft, als<br />
man auf Anhieb annimmt. Da<br />
wurden die Antworten dann<br />
doch etwas länger oder man<br />
schweifte schnell ab. Über Geburten<br />
freuen sich alle und hoffen,<br />
für ihr Kind das Richtige zu<br />
tun. Beim Tod sind viele überfordert<br />
und exakt dann tritt die<br />
Glaubenszugehörigkeit, respektive<br />
der daraus resultierende<br />
Halt, ins Zentrum. Dass man,<br />
egal ob einer Kirche angehörend<br />
oder nicht, auf dem Gemeindefriedhof<br />
beerdigt werden<br />
kann, ist anscheinend ein kleiner<br />
Trost. Die Mehrheit ist sich einig,<br />
dass man heute noch nicht<br />
wisse, wo man sich in einer solchen<br />
Stunde den Halt hole. Vielleicht<br />
beim Sport oder in der Familie<br />
...<br />
Wie denkt man über Gläubige?<br />
Jeder muss selber wissen, ob<br />
er an etwas glauben will oder<br />
nicht, war die meist genannte<br />
Antwort. Glaube ist so etwas<br />
Persönliches, dass man diese<br />
Freiheit haben muss. Ebenso<br />
wird aber klar und deutlich darauf<br />
hingewiesen, dass aufgrund<br />
des Glaubens keine<br />
Kriege geführt werden sollten.<br />
Im Alter einer Religion beitreten?<br />
«Können Sie sich vorstellen,<br />
zu einem späteren Zeitpunkt<br />
oder im Alter (wieder) einer Religion<br />
beizutreten?», lautete die<br />
letzte meiner Fragen. Und da erfuhr<br />
ich Erstaunliches. So nach<br />
dem Motto, «wenn man älter<br />
wird, braucht man mehr Halt»,<br />
bejahrte der Grossteil. Ob dies<br />
jedoch bei einer Landeskirche<br />
oder bei einer anderen Glaubensgemeinschaft<br />
sei, darüber<br />
wollten die Befragten keine Auskunft<br />
geben.<br />
Wie ich bei meiner Umfrage<br />
erfahren musste, gibt es doch<br />
mehr Menschen als ich annahm,<br />
welche über den Glauben<br />
oder über Religion nicht<br />
reden oder Auskunft geben wollen.<br />
Trotzdem ist es meines Erachtens<br />
wichtiger denn je, über<br />
Sinn – oder leider auch Unsinn –<br />
gewisser Glaubensextremisten<br />
zu diskutieren. Und vielleicht ergeben<br />
sich aus Ihren persönlichen<br />
Diskussionen weitere Perspektiven<br />
und Ansichtsweisen.<br />
Rösli Konrad-Menzi<br />
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