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Liebe Freunde und Helfer der

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Mai 2012


Seit Jahrh<strong>und</strong>erten wird in El Salvador<br />

Baumwolle <strong>und</strong> Indigo für den Eigenbedarf<br />

an Tüchern <strong>und</strong> Stoffen kultiviert. Das<br />

Weberhandwerk ist eines <strong>der</strong> ältesten <strong>und</strong><br />

war schon lange vor <strong>der</strong> spanischen Eroberung<br />

eine Kunst <strong>der</strong> Indigenas.<br />

Als Cecilia Castro im Jahr 1973 El Salvador<br />

auf einer Messe in Berlin repräsentierte,<br />

entdeckte sie, dass es in Europa einen potentiellen<br />

Markt für Handwerkskunst aus<br />

Salvador gab. Das Interesse an den Webereien<br />

<strong>und</strong> Stoffen war groß, aber anfangs<br />

war die Diskrepanz zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des europäischen Marktes <strong>und</strong><br />

den realen Gegebenheiten bei den indigenen<br />

Handwerkern zu groß. Nur <strong>der</strong> unermüdliche<br />

Einsatz Cecilia Castros verhalf<br />

EXPORSAL schließlich zum Erfolg.<br />

Als EXPORSAL 1974 gegründet wurde,<br />

fehlten allen Beteiligten die Kenntnisse<br />

darüber, wie sie zu marktfähigen Produzenten<br />

werden könnten. Je<strong>der</strong> Weber arbeitete<br />

für sich allein <strong>und</strong> wusste nichts<br />

über die Organisation von Kooperativen.<br />

Eine große Hürde war die Rohstoffbeschaffung<br />

in guter Qualität <strong>und</strong> zu akzeptablem<br />

Preis; die Bearbeitung größerer<br />

Aufträge war mangels ausreichen<strong>der</strong><br />

Einfach schön:<br />

Ein Sommer<br />

in <strong>der</strong> Hängematte...<br />

Ressourcen unmöglich. Ebenso musste<br />

das Wissen über Qualitätskontrolle noch<br />

erlernt werden. Den Handwerkern fehlte<br />

jegliche Information über ihre potentiellen<br />

K<strong>und</strong>en, über Märkte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Regeln.<br />

Wie kamen sie also dazu, sich auf den internationalen<br />

Messen zu präsentieren,<br />

heute die aktuellen Modetrends zu erkennen<br />

<strong>und</strong> ihre Designs an die Bestimmungslän<strong>der</strong><br />

anzupassen?<br />

Leicht war das alles nicht, aber die fast<br />

vierzigjährige Geschichte von EXPORSAL<br />

ist ein gelungenes Beispiel für Organisationsentwicklung<br />

im fairen Handel. Als<br />

nach den ersten acht Aufbaujahren die<br />

Grün<strong>der</strong>in Dona Cecilia im Alter von nur<br />

54 Jahren starb, übernahm die Tochter<br />

Cecilias, Elena Maria de Alfaro, die Organisation.<br />

Ihre Unerfahrenheit im Exportgeschäft<br />

brachte die Kooperative zunächst<br />

in eine schwierige Lage <strong>und</strong> zwang sie zur<br />

kompletten Umstrukturierung.<br />

Im Jahr 1987 bekam EXPORSAL dann einen<br />

speziellen Kredit für exportierende<br />

Handwerksgruppen, außerdem logistische<br />

<strong>und</strong> fi nanzielle Unterstützung zum Auftritt<br />

bei internationalen Handelsmessen.<br />

Alle Angestellten durchliefen Trainings-<br />

<strong>und</strong> Fortbildungsprogramme <strong>und</strong> die<br />

Handwerker erhielten technische Unterstützung.<br />

Elena María de Alfaro (vierte von rechts) mit Preisgewinnern<br />

<strong>der</strong> Exporsal-Familie<br />

FAIR-Handel GmbH <strong>der</strong> Abtei, 97359 Münsterschwarzach,<br />

Schweinfurter Str. 40, Tel: 0 93 24-20 273, FAX: 0 93 24-20 493<br />

e-mail: info@fair-handel-gmbh.de, www.fair-handel-gmbh.de<br />

Diese Hilfen stärkten EXPORSAL in seiner<br />

Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen<br />

Markt: Es wurden bedarfsgerechtere<br />

Produkte entwickelt, auf gleichbleibend<br />

hohe Qualitätsstandards geachtet <strong>und</strong><br />

großen Wert auf einen guten K<strong>und</strong>enservice<br />

gelegt.<br />

Heute ist EXPORSAL als Fairhandelsorganisation<br />

anerkannt, die Arbeits- <strong>und</strong> Produktionsprozesse<br />

sind sozial- <strong>und</strong> umweltverträglich.<br />

Inzwischen beschäftigt EXPORSAL<br />

mehr als 200 Angestellte in ländlichen,<br />

strukturschwachen Gebieten <strong>und</strong> vierzehn<br />

Personen im Büro <strong>der</strong> Hauptstadt für die<br />

Verwaltung <strong>und</strong> die Exportabwicklung.<br />

Seit etwa 20 Jahren führen wir im Fair-<br />

Handel Münsterschwarzach die bunten,<br />

farbenfrohen Hängematten, Hängesitze<br />

<strong>und</strong> Kissenbezüge aus den Weberwerkstätten<br />

El Salvadors, ebenso wie die handbemalten<br />

El Salvador-Kreuze in großer<br />

Vielfalt <strong>und</strong> Auswahl.<br />

Viele dieser Produkte können unsere K<strong>und</strong>en<br />

im aktuellen Prospekt <strong>der</strong> Fair-Handel<br />

GmbH sehen o<strong>der</strong> in unserem web-shop<br />

unter www.fair-handel-gmbh.de bestellen


eDitOriaL<br />

iNhaLt<br />

Seite<br />

Br. Stephan Veith OSB<br />

Vorwort ................................................................... 3<br />

P. Anselm Grün<br />

Lernt von den Lilien ................................................... 4<br />

Br. Thomas Morus Bertram OSB<br />

Blumen als Geschenk Gottes ....................................... 6<br />

P. Jonathan Düring<br />

Blumen: ein unverblümtes Loblied auf die Vergangenheit . 8<br />

Sussan Ipaktschi<br />

mit Blumen Freude schenken – auch für afrika! ..........10<br />

Anja Legge<br />

Die Schöpfung in die Kirche holen .............................12<br />

Br. Thomas Morus Bertram<br />

Blumen kann man nicht essen ...................................14<br />

P. Patrick OSB<br />

arbeit im Garten – <strong>der</strong> Weg zu meiner Verwandlung ...16<br />

Wolfgang Hock<br />

Freude <strong>und</strong> Last für die menschen – Blumen in Kolumbien 18<br />

interview: mit ikebanameisterin<br />

Frau Gerburg Wagner ................................................ 20<br />

Projekt Prokura ........................................................ 21<br />

Werbung Prokura: ..................................................... 22<br />

Namen/Nachrichten .................................................. 24<br />

Dank ....................................................................... 30<br />

Br. Thomas Morus Bertram OSB<br />

aus dem Nähkästchen geplau<strong>der</strong>t ...............................31<br />

Mai 2012<br />

Frangipani: Ihre markanten Blüten<br />

verströmen einen süßen Duft.<br />

Portrait:<br />

Br. Bonaventura Gruben OSB<br />

imPreSSUm<br />

Ruf in die Zeit<br />

AUSGABE MAI 2012, NR. 2/12<br />

MISSIONSBENEDIKTINER<br />

MÜNSTERSCHWARZACH<br />

Das Magazin für <strong>Fre<strong>und</strong>e</strong>, För<strong>der</strong>er <strong>und</strong> Interessenten <strong>der</strong> Missionsarbeit<br />

<strong>der</strong> Abtei Münsterschwarzach<br />

Abonnement<br />

Bestellung an prokura@abtei-muensterschwarzach.de<br />

o<strong>der</strong> Telefon 09324/20-287 vierteljährlich, kostenfrei<br />

Redaktion<br />

Br. Stephan Veith (verantw.), Br. Thomas Morus Bertram (verantw.),<br />

Br. Alfred Engert, P. Jonathan Düring, Br. Joachim Witt, Br. Manuel Witt<br />

Herausgeber<br />

Missionsprokura <strong>der</strong> Abtei Münsterschwarzach<br />

97359 Münsterschwarzach Abtei<br />

Tel.: 09324/20275 Fax: 09324/20270<br />

E-Mail: prokura@abtei-muensterschwarzach.de<br />

Internet: http://www.abtei-muensterschwarzach.de<br />

Auslandsspenden<br />

Bei Spenden aus dem Ausland bitte unseren<br />

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Bei Adressenän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Spenden wenden Sie sich bitte an<br />

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Tel: 09324/20-287 o<strong>der</strong> 20-276<br />

Fax: 09324/20-494<br />

E-Mail: prokura@abtei-muensterschwarzach.de<br />

Bildnachweis<br />

Br. Thomas Morus (S. 1, 5, 6, 12, 13, 14, 15, 22, 23, 28, 29, 31,<br />

32), Städels-Institut (S. 4), DPA (S. 18, 19, 26, 27), Spiegel (S. 7),<br />

P. Jonathan (S. 8, 9), Misereror (S. 11), A. Schösser (S. 16, 17), Anja<br />

Legge (S. 20, 21, 24, 25)<br />

Gesamtherstellung:<br />

Benedict Press, Vier-Türme GmbH, 97359 Münsterschwarzach Abtei<br />

Konzeption: Klaus Gold<br />

Br. StePhaN Veith OSB<br />

Missionsprokurator<br />

<strong>Liebe</strong><br />

Leserinnen <strong>und</strong><br />

Leser...<br />

...im „Ruf in die Zeit“ geht es diesmal um Blumen. Ein fröhliches Thema? Auch,<br />

aber nicht nur. Blumen sind nicht nur Zierde, son<strong>der</strong>n auch knallhartes Geschäft.<br />

Arbeiterinnen aus Kolumbien berichten darüber. Ein harmloses Thema? Gar nicht!<br />

Blumen haben eine religiöse Botschaft für uns. „Seht die Lilien auf dem Felde“,<br />

sagt Jesus. Er stellt uns – den Euro-Sorgen-Geplagten, den Geschäftigen, den<br />

von Burn-out Bedrohten – ganz provokativ eine Zierpfl anze als Vorbild für unsere<br />

Lebensführung hin.<br />

In den aktuellen Nachrichten kommen Blumen höchstens am Valentinstag o<strong>der</strong><br />

zum 1. Mai vor, weil wir dann möglichst viele kaufen sollen. Da geht es sehr stark<br />

ums Geld. Dabei wollen <strong>und</strong> können uns Blumen etwas ganz an<strong>der</strong>es lehren:<br />

innere Schönheit, <strong>Liebe</strong>, Werte jenseits von Nützlichkeit. Was wäre das Leben<br />

ohne solche Werte!<br />

Noch etwas können Blumen uns lehren: das Beten. Beim „Rosen-Kranz“ spüren<br />

wir, dass nicht nur die geschliffene theologische Aussage, nicht das tagesaktuelle<br />

Anliegen allein uns Gott näherbringt. Da gibt es noch etwas jenseits <strong>der</strong> Worte,<br />

etwas schwer Sagbares.<br />

„Lasst Blumen sprechen“ lautet ein alter Slogan. Ja, hören wir, schauen wir, was<br />

sie uns mitteilen wollen. In <strong>der</strong> Bibel, am Altar, im Ikebana-Gesteck, bei <strong>der</strong> Fronleichnamsprozession<br />

als Blumenteppich o<strong>der</strong> am Wegesrand. Wer sich öffnet – wie<br />

eine Blume –, dem gehen die Augen, dem geht das Herz auf.<br />

Ihr Br. Stephan Veith OSB<br />

3


ZUm thema<br />

Lernt von den Lilien!<br />

Blumen in <strong>der</strong> heiligen Schrift<br />

von P. Anselm Grün OSB<br />

Blumen, die aufblühen <strong>und</strong> die Menschen<br />

mit ihrer Schönheit <strong>und</strong> ihrem Duft erfreuen,<br />

sind in <strong>der</strong> Bibel ein Bild für den<br />

Menschen. Aber die Blumen verblühen<br />

auch. Und so verweisen sie die Menschen<br />

auf ihre Sterblichkeit. So heißt es<br />

im Buch Hiob 14,2: „Der Mensch geht wie<br />

die Blume auf <strong>und</strong> welkt, fl ieht wie ein<br />

Schatten <strong>und</strong> bleibt nicht bestehen.“ Der<br />

Psalmist sieht es ähnlich: „Des Menschen<br />

Tage sind wie Gras, er blüht wie die Blume<br />

des Feldes.“ (Ps 103,15) Das sieht <strong>der</strong><br />

Prophet Jesaja auch: „Das Gras verdorrt,<br />

die Blume verwelkt, wenn <strong>der</strong> Atem des<br />

Herrn darüber weht.“ (Jes 40,7)<br />

Im alttestamentlichen Hohenlied ist die<br />

Blume ein Bild für die <strong>Liebe</strong>. Die Braut<br />

selbst schmückt sich mit Blumen. Sie<br />

Paradiesgarten<br />

sagt von sich: „Ich bin eine Blume auf den<br />

Wiesen des Scharon, eine Lilie <strong>der</strong> Täler.“<br />

(Hld 2,1) Im 2. Kapitel stehen die Blumen<br />

allgemein für die <strong>Liebe</strong>, die jetzt aufblüht:<br />

„Auf <strong>der</strong> Flur erscheinen die Blumen; die<br />

Zeit zum Singen ist da.“ (Hld 2,12) Die<br />

Kirchenväter haben diese Bil<strong>der</strong> auf die<br />

Beziehung zwischen Christus <strong>und</strong> seiner<br />

Braut, <strong>der</strong> menschlichen Seele übertragen.<br />

Und sie haben Maria als die schönste Blume<br />

dargestellt. Maria wird von Künstlern<br />

oft im Rosengarten dargestellt o<strong>der</strong> im Paradiesgarten<br />

mit schönen Blumen.<br />

Vertrocknetes blüht auf<br />

Der Prophet Jesaja beschreibt das Heil, das<br />

durch den Messias kommt, im Bild einer<br />

aufblühenden Wüste. „Sie soll prächtig<br />

blühen wie eine Narzisse.“ (Jes 35,2) Die<br />

Narzisse pfl anzte man in Griechenland auf<br />

Gräbern. Man brachte sie mit dem Schlaf<br />

in Verbindung, weil sie sich als Zwiebelgewächs<br />

nach <strong>der</strong> Blüte zurückzieht <strong>und</strong> im<br />

Frühjahr wie<strong>der</strong> erscheint als eine <strong>der</strong> auffälligsten<br />

blühenden Pfl anzen. Wenn Gott<br />

das Heil seines Volkes wirkt, dann wird<br />

auch die Wüste aufblühen wie eine Narzisse.<br />

Das scheinbar Tote bricht auf <strong>und</strong> eine<br />

<strong>der</strong> schönsten Blüten erscheint. Das ist ein<br />

Symbol für uns selbst. Auch wir erleben<br />

uns oft als Wüste, leer <strong>und</strong> unfruchtbar,<br />

vertrocknet <strong>und</strong> farblos. Doch wenn Gott<br />

uns in seinem Sohn Jesus Christus berührt,<br />

dann blüht in uns die Wüste auf wie eine<br />

Narzisse.<br />

Der Prophet Ezechiel sieht Gottes Fürsorge<br />

für sein Volk wie die <strong>Liebe</strong> des Gärtners<br />

zu beson<strong>der</strong>s schönen Blumen: „Wie eine<br />

Blume auf <strong>der</strong> Wiese ließ ich dich wachsen.<br />

Und du bist herangewachsen, bist groß geworden<br />

<strong>und</strong> herrlich aufgeblüht.“ (Ez 16,7)<br />

Wir sind hier die Blumen. Und Gott sorgt<br />

dafür, dass unsere Blume gut wächst <strong>und</strong><br />

schön wird. Ezechiel lädt uns also ein, uns<br />

selbst in den Blumen zu entdecken. Das<br />

Bild <strong>der</strong> Blume öffnet unsere Augen, um<br />

all das Schöne in uns zu erkennen, das<br />

Gott uns geschenkt hat. Und wir sollen<br />

in unserem behutsamen Umgang mit den<br />

Blumen Gottes zärtlichen Umgang mit uns<br />

betrachten.<br />

Wie Gott für uns sorgt<br />

Jesus verweist uns Menschen in unseren<br />

täglichen Sorgen auf die Lilien des Feldes:<br />

„Was sorgt ihr euch um eure Kleidung?<br />

Lernt von den Lilien, die auf dem Feld<br />

wachsen: Sie arbeiten nicht <strong>und</strong> spinnen<br />

nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo<br />

war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie<br />

eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das<br />

Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem<br />

4


Feld steht <strong>und</strong> morgen ins Feuer geworfen<br />

wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!“<br />

(Mt 6,28-30) Die Lilien sollen<br />

uns daran erinnern, dass Gott für uns sorgt.<br />

Jesus spricht davon, dass Gott die Lilien<br />

mit einem schönen Gewand kleidet. Und<br />

Gott bekleidet auch uns. Das Kleid steht<br />

in <strong>der</strong> Bibel nicht nur für die äußere Kleidung,<br />

die wir brauchen <strong>und</strong> für die wir Geld<br />

ausgeben. Die Bibel kennt das Kleid auch<br />

als Bild für das Kleid <strong>der</strong> Gnade. Der Kolosserbrief<br />

mahnt uns: „Bekleidet euch mit<br />

aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut,<br />

Milde, Geduld.“ (Kol 3,12) Die Lilien sollen<br />

uns also an dieses Ehrenkleid erinnern, das<br />

uns Christus selbst in <strong>der</strong> Taufe überwirft<br />

<strong>und</strong> das wir rein <strong>und</strong> sauber bewahren sollen.<br />

Die christliche Tradition hat die weiße<br />

Lilie als Symbol <strong>der</strong> Reinheit <strong>und</strong> Unschuld<br />

vor allem Maria zugeordnet. Sie wird gerne<br />

mit einer weißen Lilie dargestellt.<br />

Weisheit Jesu,<br />

Weisheit <strong>der</strong> Natur<br />

Jesus hat nicht nur von den Blumen des<br />

Feldes gesprochen. Er hat – so sagt uns<br />

<strong>der</strong> frühchristliche Theologe Clemens von<br />

Alexandrien – auch einen buntblumigen<br />

Rock getragen. Für Clemens ist das ein<br />

Bild <strong>der</strong> Weisheit Jesu, <strong>der</strong> die Weisheit <strong>der</strong><br />

Narzisse in <strong>der</strong> Wüste<br />

Abt Michael, <strong>der</strong> Rosenfre<strong>und</strong><br />

Natur, wie sie in den vielen Blumen zum<br />

Ausdruck kommt, in sich vereinigt hat. Die<br />

Bibel selbst hat die Weisheit Jesu im Bild<br />

<strong>der</strong> Myrrhe beschrieben. Die Magier aus<br />

dem Osten bringen dem Kind in <strong>der</strong> Krippe<br />

ihre Schätze: Gold, Weihrauch <strong>und</strong> Myrrhe<br />

(Mt 2,11). Die Myrrhe ist für die Alten ein<br />

Paradieseskraut. Es weist hin auf den Zustand<br />

des Paradieses, nach dem wir uns<br />

alle sehnen. Und Myrrhe ist Heilmittel für<br />

unsere W<strong>und</strong>en. In <strong>der</strong> Myrrhe bringen die<br />

Weisen aus dem Osten zum Ausdruck, dass<br />

dort, wo Jesus ist, das Paradies für uns entsteht.<br />

Dort kommen wir in Einklang mit uns<br />

selbst. Dort sind wir offen für Gott. Dort<br />

blüht unser Leben so auf, wie es ursprünglich<br />

gedacht ist. Und die Myrrhe steht für<br />

die Weisheit Jesu, die uns heilt. Heilung<br />

geschieht nicht nur durch die Berührung,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch die Weisheit, durch die<br />

weise Lebensführung, durch die richtige<br />

Sicht auf uns <strong>und</strong> unser Leben.<br />

Die Bibel sieht in den Blumen Symbole<br />

<strong>der</strong> Fruchtbarkeit, <strong>der</strong> Schönheit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Liebe</strong>. Ihr geht es nicht um biologische<br />

Betrachtungen, son<strong>der</strong>n immer um eine<br />

symbolische Sicht. Gott spricht durch die<br />

Natur zu uns. Er bietet uns in den Blumen<br />

einen Spiegel, in dem wir das Geheimnis<br />

unseres Lebens <strong>und</strong> unserer Erlösung<br />

schauen. Schauen Sie mit dem Blick <strong>der</strong><br />

Bibel <strong>und</strong> vor allem mit dem Blick Jesu auf<br />

die Blumen. Dann werden Sie sich selbst<br />

darin erkennen. Sie werden in den Blumen<br />

entdecken, wie Gott an Ihnen handelt <strong>und</strong><br />

welche Schönheit <strong>und</strong> Fruchtbarkeit er Ihnen<br />

schenkt.<br />

P. Anselm Grün OSB<br />

Geboren 1945 in Junkershausen<br />

•Profess 1965 • Priesterweihe<br />

1971 • Seit 1977 Cellerar <strong>der</strong> Abtei<br />

Münsterschwarzach • Geistlicher<br />

Begleiter <strong>und</strong> Bestsellerautor<br />

christ licher Spiritualität<br />

5


ZUm thema<br />

Blumen als Geschenk Gottes<br />

meine mutter <strong>und</strong> die rosen<br />

von Br. Thomas Morus<br />

Bertram OSB<br />

Es war Mai, Marienmonat. Unser Vater<br />

hatte uns Kin<strong>der</strong>n auf die Schrankwand<br />

ein Muttergottesbild gestellt. Mit meiner<br />

älteren Schwester ging ich auf die<br />

Wiese <strong>und</strong> wir pfl ückten für unseren Minialtar<br />

Gänseblümchen <strong>und</strong> stellten sie<br />

in ein Wasserglas neben das Bild. Lei<strong>der</strong><br />

überdauerte unser Blumenschmuck<br />

nicht die kommenden Tage <strong>und</strong> so wan<strong>der</strong>ten<br />

wir wie<strong>der</strong> auf die Wiese, um <strong>der</strong><br />

Muttergottes neue Gänseblümchen zu<br />

bringen.<br />

Ganz an<strong>der</strong>e Blumen bekam unsere Mutter<br />

zum jährlichen Hochzeitstag. Unser<br />

Vater schenkte ihr jedes Jahr einen Strauß<br />

dunkelroter Baccara-Rosen. Die hegte<br />

<strong>und</strong> pfl egte sie, um möglichst lange etwas<br />

von ihnen zu haben. Damit war das<br />

Thema Rosen für meine Mutter aber nicht<br />

erledigt.<br />

1) 2)<br />

Rosen für mich <strong>und</strong> für dich<br />

Wir hatten einen Garten, <strong>und</strong> für sie gab<br />

es nichts Schöneres, als selber Rosenstöcke<br />

im Garten zu haben. Ich wurde von ihr<br />

in die Kunst <strong>der</strong> Pfl ege eingewiesen. Das<br />

Herunterschneiden <strong>und</strong> Einwintern war<br />

allerdings ihre Sache.<br />

Im Schnee sahen die Rosensträucher aus<br />

wie kleine Pyramiden. Mutters ganzer Stolz<br />

war eine wuchtige, stark duftende „Gloria<br />

Dei“-Rose (gelb <strong>und</strong> rosa). Später kamen<br />

die Sorten „Feuerzauber“ (fl ammenrot) <strong>und</strong><br />

„Duftwolke“ (rot) dazu, die ich gerne hatte.<br />

Von Mal zu Mal wurde ein Rosenstrauß ins<br />

Haus gebracht <strong>und</strong> brachte einen betörend<br />

frischen Duft in die Stube. Auch verschenkte<br />

meine Mutter gern einmal Rosen aus<br />

dem Garten. Dabei war ihr großes Vorbild<br />

<strong>der</strong> erste B<strong>und</strong>eskanzler <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland (1949 bis 1963), Konrad<br />

Adenauer, <strong>der</strong> sich als Rosenzüchter einen<br />

Namen gemacht hatte. So wie meiner Mut-<br />

ter, geht es vielen Menschen, die sich von<br />

<strong>der</strong> Schönheit <strong>und</strong> dem Duft <strong>der</strong> Rose in<br />

den Bann ziehen lassen. Schauen wir uns<br />

die Rose einmal näher an.<br />

Die Königin <strong>der</strong> Blumen<br />

Schon die griechische Antike bezeichnet sie<br />

als „Königin <strong>der</strong> Blumen“. Was viele nicht<br />

wissen: Die Rose hat auch eine Frucht, die<br />

Hagebutte. Nur durch den frühzeitigen<br />

Beschnitt <strong>der</strong> Rose bildet sie diese Frucht<br />

nicht aus, blüht dafür aber umso kräftiger.<br />

Beides ist also die gleiche Pfl anze.<br />

Aber neben ihrem Duft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hagebuttenfrucht<br />

haben Rosen Stacheln, die<br />

<strong>der</strong> Volksm<strong>und</strong> im Allgemeinen „Dornen“<br />

nennt. Je nach Zählart, <strong>und</strong> hier handelt<br />

es sich um die Auffassung des Bearbeiters,<br />

umfasst die Gattung Rose zwischen 100<br />

<strong>und</strong> 250 Arten. Begonnen hat die Rosenzucht<br />

<strong>und</strong> Liebhaberei vor Jahrtausenden<br />

6


in Persien. Hier pfl anzte man gefüllte <strong>und</strong><br />

stark duftende Rosen in so genannte Rosengärten.<br />

Wahrscheinlich war hier auch<br />

<strong>der</strong> Ursprung <strong>der</strong> Rosenölgewinnung, denn<br />

die Frauen (nicht nur zur damaligen Zeit)<br />

wollten so herrlich durften wie die Rosen.<br />

Von China wissen wir, dass um 2.750 v.<br />

Chr. königliche Rosengärten in Peking<br />

angelegt wurden, die selbst Konfuzius in<br />

seinen Aufzeichnungen beschreibt.<br />

In Europa waren es die Griechen, die mit<br />

<strong>der</strong> Rosenkultur begannen. Viele Dichter<br />

verherrlichten die Rose, wie zum Beispiel<br />

Homer in seiner Ilias. Bei den Römern<br />

entwickelte sich sogar eine Hochblüte des<br />

Rosenkultes. Im kälteren Norden Europas<br />

fi nden wir sie im Mittelalter in den Klostergärten,<br />

<strong>und</strong> hier als Heilpfl anze. Auch<br />

Hildegard von Bingen hält sie ihrer Heilwirkung<br />

wegen. Einen Durchbruch erlebt<br />

die Rose endlich in <strong>der</strong> Renaissance, wo<br />

neue Kulturrosen kultiviert werden. Ebenfalls<br />

um diese Zeit beginnt in Bulgarien die<br />

erste namhafte Rosenölgewinnung, <strong>und</strong><br />

im Barock setzt sich die Rose als „Königin<br />

<strong>der</strong> Blumen“ durch. Eine <strong>der</strong> größten Rosenliebhaberinnen<br />

war Kaiserin Josephine<br />

von Frankreich (1804 bis 1809), <strong>der</strong>en Rosengarten<br />

weltberühmt wurde.<br />

Betrachten wir die Symbolik, so steht die<br />

rote Rose seit dem Altertum für <strong>Liebe</strong>,<br />

Freude <strong>und</strong> Jugend. Aber auch die Vorstellung<br />

von Schmerz ist vorhanden, denn<br />

es heißt „Keine Rose ohne Dornen“.<br />

Der Rosen-Kranz<br />

3)<br />

In den Anfängen des Christentums entwickelte<br />

sich in Rom eine Rosensymbolik <strong>und</strong><br />

im Mittelalter entsteht die Rosen-Mystik.<br />

Maria als Rose ohne Dornen, auf Bil<strong>der</strong>n<br />

im Rosengarten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rosenkranz als<br />

Gebetsschnur <strong>der</strong> Gläubigen zeigen, wie<br />

stark diese Blume in den christlichen Glauben<br />

hineingewirkt hat. Immer wie<strong>der</strong> tref-<br />

1) Blühende Rose<br />

2) verblühende Rose<br />

3) Konrad Adenauer als Rosenzüchter<br />

fen wir im Lauf <strong>der</strong> Jahrh<strong>und</strong>erte auf die<br />

Rose, als Wappen, im Märchen (Dornröschen)<br />

o<strong>der</strong> bei Kirchbauten, wo man seit<br />

<strong>der</strong> Gotik große Rosettenfenster über dem<br />

Portal anordnete.<br />

Heute wird die Rose als Zierpfl anze sowie<br />

Schnittblume genutzt. Daneben stellen<br />

Rosenöl für die Parfumindustrie <strong>und</strong><br />

Rosenwasser wichtige Produkte dar. Die<br />

Hagebutte hilft bei Erkältung <strong>und</strong> Darmleiden<br />

<strong>und</strong> frisch wird sie zu einer wohlschmeckenden,<br />

vitaminreichen Marmelade<br />

verarbeitet. Selbst das Rosenholz wir<br />

in <strong>der</strong> Kunstschreinerei für Drechsler- <strong>und</strong><br />

Einlege arbeiten benützt.<br />

Die Rose – wahrlich eine Königin.<br />

Br. Thomas Morus Bertram OSB<br />

Geboren 1954 in Göttingen •<br />

Profess 1985 • Diplom-Agraringenieur<br />

• Tansania 1981 – 1984 <strong>und</strong><br />

1987 – 2001. Seit 2001 Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> Missionsprokura<br />

7


ZUm thema<br />

Blumen – ein unverblümtes<br />

Loblied auf die Vergänglichkeit<br />

von P. Jonathan Düring OSB<br />

Ist Vergänglichkeit ein<br />

Zeichen von Vergeblichkeit?<br />

Du bist vergänglich! – dieses Wort wirkt<br />

für viele Menschen wie eine Kriegserklärung.<br />

Durch die Art wie sie leben <strong>und</strong><br />

schaffen (<strong>und</strong> raffen) zeigen sie, wie sehr<br />

sie bemüht sind, die Tatsache aus ihrem<br />

Bewusstsein fernzuhalten, dass auch sie<br />

vergänglich sind. Je länger das Leben<br />

dauert, umso besser. Leben muss für<br />

sie immer wachsen. Dass Leben genauso<br />

ein Vergehen ist, wollen sie nicht an<br />

sich heranlassen. Wortschöpfungen wie<br />

„Nullwachstum“ o<strong>der</strong> „Minuswachstum“<br />

machen nur offenbar, welche Angst vor<br />

dem Lebensausdruck <strong>der</strong> Vergänglichkeit<br />

in diesen Kreisen herrscht. Warum wehren<br />

wir Menschen uns so sehr gegen unsere<br />

Vergänglichkeit? Warum setzen wir<br />

soviel von unserer Energie, von unseren<br />

Ressourcen <strong>und</strong> geistigen Fähigkeiten<br />

ein, um etwas von Dauer zu schaffen?<br />

Warum bekommt die Vergänglichkeit in<br />

unserem Bewusstsein den Beigeschmack<br />

<strong>der</strong> Vergeblichkeit? Warum soll nur das<br />

Bleibende <strong>und</strong> Wachsende wertvoll <strong>und</strong><br />

sinnvoll sein <strong>und</strong> nicht auch das (wie<strong>der</strong>)<br />

Vergehende?<br />

Nur was vergeht,<br />

kann auch schön sein<br />

Es stellt sich die provozierende Frage, was<br />

es mit <strong>der</strong> Unvergänglichkeit auf sich hat.<br />

Ist sie wirklich so erstrebenswert? Das gilt<br />

vor allem für die sogenannte ewige Schönheit.<br />

Wenn wir Schönheit haltbar machen<br />

wollen, wird sie zur mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

ausdruckslosen Fassade o<strong>der</strong> Maske. Was<br />

nicht vergeht, kann auch nicht schön sein.<br />

Schönheit gibt es nur, wo es die Vergänglichkeit<br />

gibt. Es ist gerade die immerwährende<br />

Vergänglichkeit, dieser Rhythmus<br />

von Werden <strong>und</strong> Vergehen, <strong>der</strong> das Schöne<br />

erzeugt <strong>und</strong> bezeugt. Was hin<strong>der</strong>t uns daran,<br />

das Erkennen <strong>der</strong> Schönheit mit dem<br />

Vertrauen zu verbinden, dass auf dem Boden<br />

ihrer Vergänglichkeit unendlich viele<br />

neue Schönheit darauf wartet, uns verzaubern<br />

zu dürfen?<br />

Blumen als die immerwährende<br />

Vergänglichkeit des Ewigen<br />

Den besten Anschauungsunterricht in Sachen<br />

Schönheit <strong>und</strong> Vergänglichkeit geben<br />

uns die Blumen. Ich erinnere mich an<br />

meine Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendzeit, in <strong>der</strong> ich<br />

täglich drei Kilometer mit dem Fahrrad in<br />

die Schule <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> zurück zu fahren<br />

hatte. Ich war immer wie<strong>der</strong> fasziniert<br />

davon, wie sich während <strong>der</strong> Jahreszeiten<br />

mit den unterschiedlich blühenden <strong>und</strong><br />

welkenden Blumen <strong>und</strong> Gräsern das Farbenspiel<br />

am Straßenrand verän<strong>der</strong>te. Damals<br />

hat mich das Bild von den Blumen<br />

als „Fußspuren Gottes auf <strong>der</strong> Erde“ angesprochen.<br />

Es machte mir nichts aus, dass<br />

sie auch wie<strong>der</strong> vergingen. Ich hatte sie<br />

bemerkt <strong>und</strong> mich darüber freuen können.<br />

„Ewig“ bekam für mich den Geschmack<br />

von „verlässlich". Die Blumen zeigten mir,<br />

dass da schon „Jemand“ vorneweg ging,<br />

auf dessen Anwesenheit ich mich verlassen<br />

konnte. Die Blumen <strong>und</strong> Kräuter am<br />

Wegrand ließen mich so gerade durch<br />

ihre immerwährende Vergänglichkeit das<br />

Ewige ahnen.<br />

8


Blumen sind mehr<br />

als nur die Blüte<br />

Blumen sind natürliche Botschafter von<br />

Herz zu Herz. Botschafter <strong>der</strong> Schönheit<br />

<strong>und</strong> <strong>Liebe</strong>, des Vertrauens <strong>und</strong> des Frohsinns<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Lebendigkeit. Was uns an<br />

den Blumen anrührt, ist ihr farbenfrohes<br />

Leuchten, ihr Duft, ihre Schönheit. Das<br />

alles aber ist nur eine Phase ihres Wachstums,<br />

die Phase <strong>der</strong> Blüte. Blumen sind<br />

auch dann Blumen, wenn sie nur aus einem<br />

stakeligen Stiel bestehen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong><br />

Blüte nur noch aus Blättern. Sie sind selbst<br />

dann noch Blumen, wenn sie bei uns auf<br />

dem Komposthaufen landen. Es ist gerade<br />

ihre Vergänglichkeit, die dem Leben dient.<br />

Blumen haben ihre ganz bestimmte Zeit.<br />

Die meisten blühen nur kurz – aber sie<br />

blühen immer wie<strong>der</strong>.<br />

Samenkörner bewahren<br />

das Geheimnis<br />

Die Frucht <strong>der</strong> bestäubten Blüte sind die<br />

Samenkörner. In ihnen ist alles vorhan-<br />

den, die ganze Botschaft <strong>der</strong> Blume, die<br />

ganze Art, das ganze Wesen – alles ist<br />

bereits vollständig enthalten. Wenn diese<br />

Samenkörner nun in die entsprechende<br />

Erde fallen, können sie keimen <strong>und</strong> sich<br />

entfalten. Auch hier gilt die Vergänglichkeit.<br />

Der Keim ist <strong>der</strong> Tod des entstandenen<br />

Samenkorns. Erst wenn das Korn<br />

aufgerissen ist, kann es die in ihm schlummernde<br />

Botschaft, sein Blumenwesen mit<br />

bew<strong>und</strong>ernswerter Schubkraft dem Licht<br />

<strong>der</strong> Sonne entgegen wachsen lassen. Was<br />

könnten wir daraus alles für den Umgang<br />

mit unserem eigenen Leben <strong>und</strong> dem, was<br />

in ihm vergeht, lernen! Und was wäre das<br />

für eine Freiheit, wenn wir das Ewige im<br />

Vergänglichen entdecken könnten!<br />

Weil auch Menschen<br />

wie Blumen sind<br />

Als ich nach zwanzig Jahren Jugendarbeit<br />

in unser Priorat nach Damme übersiedelte,<br />

hatte sich <strong>der</strong> Altersdurchschnitt <strong>der</strong><br />

Menschen, mit denen ich tags über zu tun<br />

hatte, schlagartig um 50 Jahre erhöht.<br />

Blumengarten in Damme<br />

Es war nicht mehr die frische jugendliche<br />

Blüte, die mich umgab wie in den Jahren<br />

als Schulseelsorger. Recht schnell aber<br />

hab ich in unserem Gästehaus erkennen<br />

dürfen, zu welch w<strong>und</strong>ervollen Menschen<br />

viele unserer Gäste durch das geworden<br />

sind, was wir Leben nennen, mit all dem,<br />

was es mit sich bringt <strong>und</strong> womit es unsere<br />

Pläne durchkreuzt. Gerade jene, die<br />

sich nicht <strong>der</strong> Tatsache <strong>der</strong> Vergänglichkeit<br />

entgegenstemmen, son<strong>der</strong>n sie mit<br />

einem natürlichen „Ja, das ist so <strong>und</strong> darf<br />

auch so sein“ annehmen können, wirken<br />

als die schönsten Botschafterinnen <strong>und</strong><br />

Botschafter des UNVERGÄNGLICHEN. Ich<br />

erlebe sie als Seine „Herzspuren“ <strong>und</strong><br />

auch sie begegnen mir überall <strong>und</strong> zu<br />

allen Jahreszeiten.<br />

P. Jonathan Düring OSB<br />

Geboren 1960 in Iphofen • Profess<br />

1984 • Priesterweihe 1989<br />

• Seit Oktober 2008 im Priorat<br />

Damme als Subprior <strong>und</strong> Seelsorger<br />

tätig<br />

9


ZUm thema<br />

Mit Blumen Freude schenken<br />

– auch für Afrika!<br />

Fairhandel gegen miserable arbeitsbedingungen <strong>und</strong> Umweltzerstörung<br />

Blumen machen unser Leben<br />

bunter, als Geschenk, als Zeichen<br />

<strong>der</strong> Dankbarkeit o<strong>der</strong><br />

Zuneigung. Damit dies nicht<br />

auf Kosten von Mensch <strong>und</strong><br />

Natur in Afrika o<strong>der</strong> Lateinamerika<br />

geschieht, engagiert<br />

sich das kirchliche Hilfswerk<br />

Misereor für einen fairen<br />

Handel.<br />

Mehr als drei Milliarden Euro<br />

geben allein die Deutschen<br />

jährlich für Schnittblumen<br />

aus. Das ist <strong>der</strong> Spitzenwert in<br />

Europa. Nur etwa 19 Prozent<br />

<strong>der</strong> hier verkauften Blumen<br />

werden auch in Deutschland<br />

erzeugt. Der Rest stammt vor<br />

allem aus den Nie<strong>der</strong>landen<br />

<strong>und</strong> südlichen Län<strong>der</strong>n wie<br />

Kolumbien, Ecuador, Kenia<br />

<strong>und</strong> Simbabwe. Doch auch<br />

<strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Blumen, die<br />

wir aus den Nie<strong>der</strong>landen beziehen,<br />

stammt aus Afrika <strong>und</strong><br />

Lateinamerika. Dies hat einen<br />

plausiblen Gr<strong>und</strong>: optimale<br />

klimatische Bedingungen.<br />

Selbst aus ökologischen Gesichtspunkten<br />

ist <strong>der</strong> Anbau<br />

von Schnittblumen in diesen<br />

Län<strong>der</strong>n sinnvoller als die<br />

Produktion in mitteleuropäischen<br />

Gewächshäusern. Das<br />

ist aber nur die eine Seite.<br />

Außerdem sehr lohnend für<br />

die Blumenindustrie sind die<br />

extrem niedrigen Lohnkosten<br />

in Entwicklungslän<strong>der</strong>n,<br />

schlechte Arbeitsbedingungen<br />

<strong>und</strong> keine o<strong>der</strong> niedrige<br />

Umweltschutzstandards. Die<br />

Gehälter orientieren sich oft<br />

unterhalb <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Mindestlöhne (die ohnehin<br />

10


schon sehr niedrig angesetzt sind). Arbeitsverträge<br />

<strong>und</strong> soziale Sicherheit gibt es<br />

nur selten, 52-St<strong>und</strong>en-Wochen sind für die<br />

meist weiblichen Beschäftigten das Normale,<br />

Gewerkschaftsgründungen werden<br />

oft verhin<strong>der</strong>t.<br />

Der Slogan „Hol dir die Natur ins Haus“<br />

wird angesichts des Pestizideinsatzes in<br />

<strong>der</strong> Blumenproduktion zur blanken Ironie.<br />

Hier werden Chemikalien verwendet, die<br />

bei uns als höchst giftig <strong>und</strong> krebserregend<br />

gelten. Die Arbeiterinnen werden kaum<br />

davor geschützt, <strong>und</strong> klagen oft über Ges<strong>und</strong>heitsprobleme<br />

von Kopfschmerzen bis<br />

hin zu Leukämie <strong>und</strong> Fehlgeburten.<br />

Umweltbelastung<br />

Auch wenn die Energiebilanz positiv ist,<br />

belastet die Blumenproduktion in den<br />

Län<strong>der</strong>n des Südens Mensch <strong>und</strong> Umwelt<br />

erheblich. Ein Beispiel für die drastischen<br />

Auswirkungen ist <strong>der</strong> Anbau r<strong>und</strong> um den<br />

See Naivasha in Kenia, <strong>der</strong> 70 Prozent <strong>der</strong><br />

Blumenproduktion des Landes ausmacht.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des hohen Wasserverbrauchs –<br />

täglich werden für den Anbau 60.000 Liter<br />

Wasser pro Hektar benötigt – ist <strong>der</strong> Wasserstand<br />

des Sees erheblich gesunken <strong>und</strong><br />

die Trinkwasserversorgung <strong>der</strong> Menschen<br />

gefährdet. Außerdem gelangen die Pfl anzenschutzmittel<br />

ungeklärt in den See <strong>und</strong><br />

stellen eine Gefahr für Mensch <strong>und</strong> Tiere<br />

dar – obwohl <strong>der</strong> See bereits 1995 zu einem<br />

nationalen Schutzgebiet erklärt wurde.<br />

Gerechte Welt durch Blumenkauf<br />

Verbraucherinnen <strong>und</strong> Verbraucher unterschätzen<br />

oft den Einfl uss, den sie auf die<br />

Herstellungsprozesse unserer Konsumgüter<br />

haben. Auch durch den bewussten Kauf von<br />

Blumen kann je<strong>der</strong> seinen Wunsch nach ei-<br />

ner gerechten Welt ausdrücken. Dabei muss<br />

niemand auf die Blumenfreude verzichten.<br />

Inzwischen gibt es mehrere Initiativen, die<br />

zeigen, dass das Geschäft mit den Blumen<br />

auch an<strong>der</strong>s möglich ist. Zum Beispiel das<br />

unter an<strong>der</strong>em durch Misereor initiierte<br />

Fair Trade Siegel. Die Rosenfarmen, die<br />

durch Fair Trade zertifi ziert sind, produzieren<br />

nach klar festgelegten sozialen <strong>und</strong><br />

ökologischen Standards. Konkret bedeutet<br />

dies, menschenwürdige Löhne <strong>und</strong> soziale<br />

Gr<strong>und</strong>sicherung, Gewerkschaftsfreiheit,<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Umweltschutz für die<br />

Arbeiterinnen. Die Blumen werden direkt<br />

gehandelt, gehen also nicht über die Blumenbörse<br />

in Holland, wie <strong>der</strong> Großteil<br />

des weltweiten Blumenmarktes. Mit <strong>der</strong><br />

Fairtrade-Prämie von zehn Prozent des<br />

Einkaufspreises, über <strong>der</strong>en Verwendung<br />

Management <strong>und</strong> Arbeiterschaft gemeinsam<br />

entscheiden, werden vielfältige Projekte<br />

für die Arbeiterinnen, ihre Familien<br />

<strong>und</strong> Gemeinden fi nanziert. Solche Projekte<br />

sind zum Beispiel die Unterstützung von<br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätten <strong>und</strong> Schulen o<strong>der</strong><br />

die Anschaffung von Trinkwasserfi ltern<br />

o<strong>der</strong> Moskitonetzen. Gleichzeitig wird <strong>der</strong><br />

ökologisch verträgliche Anbau geför<strong>der</strong>t<br />

<strong>und</strong> ein nachhaltiges Wassermanagement<br />

vorgeschrieben. Rosen mit dem Fairtrade-<br />

Siegel gibt es in Deutschland in vielen<br />

Supermärkten <strong>und</strong> in Blumenfachgeschäften,<br />

die unter www.fairtrade-deutschland.<br />

de angegeben sind.<br />

Auch das Siegel des „Flower Label Programms“<br />

garantiert die Einhaltung von<br />

Menschenrechten <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lichem<br />

Anbau. Floristikgeschäfte, die diese<br />

Blumen vertreiben, fi ndet man unter www.<br />

fairfl owers.de. Und natürlich gibt es auch<br />

noch die heimische Alternative. Wer sicher<br />

gehen will, dass <strong>der</strong> Blumenschmuck nicht<br />

Tausende von Kilometer um die Welt zurückgelegt<br />

hat o<strong>der</strong> energieintensiv in Ge-<br />

wächshäusern gezüchtet wurde, kann auf<br />

das saisonale Blumenangebot zurückgreifen.<br />

Nach biologisch-ökologischen Kriterien<br />

angebaute Blumen gibt es außerdem<br />

unter den Siegeln Bioland <strong>und</strong> Naturland.<br />

Weitere Informationen:<br />

Siegel zu fairen Blumen: www.fairtradedeutschland.de;<br />

www.fairfl owers.de<br />

Hintergründe: www.vamos-muenster.de:<br />

Der Vamos e.V. hat eine Ausstellung zum<br />

Thema mit dem Titel „FairFlowers“ erstellt,<br />

die Ausstellung, aber auch eine Broschüre<br />

mit u.a. einem Saisonkalen<strong>der</strong> <strong>und</strong> Informationen<br />

zur fairen kirchlichen Beschaffung,<br />

können Sie dort leihen. www.oekofair.de,<br />

die Seite <strong>der</strong> Verbraucherinitiative<br />

Sussan Ipaktschi<br />

Referentin Fairer Handel<br />

MISEREOR<br />

11


ZUm thema<br />

ZUm thema<br />

Die Schöpfung in die Kirche holen<br />

Blumenschmuck für die Abteikirche<br />

von Anja Legge<br />

Ein frischer Duft liegt an diesem Morgen<br />

über den 35 etwas abgetragenen, in Reih’<br />

<strong>und</strong> Glied hängenden schwarzen Chormänteln.<br />

Zwischen St<strong>und</strong>enbüchern <strong>und</strong><br />

Kerzenleuchtern duftet es nach Morgentau<br />

<strong>und</strong> Spätsommerwiese, nach Dahlien<br />

<strong>und</strong> Herbstastern. Auf den Tischen türmen<br />

sich ganze Arme voll frisch geschnittener<br />

Sonnenblumen, über den Fußboden<br />

wuchern Berge zarten Schleierkrauts.<br />

Für ein paar St<strong>und</strong>en in <strong>der</strong> Woche verwandelt<br />

sich die Sakristei <strong>der</strong> großen Münsterschwarzacher<br />

Abteikirche in eine regelrechte<br />

Floristenwerkstatt. Mit geübter<br />

Hand schneidet Erika Beck einige Sonnenblumen<br />

auf die richtige Länge zu <strong>und</strong><br />

drapiert sie in einer bauchigen Terrakotta-<br />

Erika Beck <strong>und</strong> Bru<strong>der</strong> Samuel Paulus OSB mit Blumenschmuck<br />

Vase. Noch ein paar Zweige Schleierkraut<br />

dazu <strong>und</strong> schon ist das erste Entedank-<br />

Arrangement fertig. „Schlicht, dezent,<br />

aber wirkungsvoll soll <strong>der</strong> Blumenschmuck<br />

für die Kirche sein“, erklärt die gelernte<br />

Floristin, die bereits seit mehreren Jahren<br />

für den Blumenschmuck im Gästehaus <strong>der</strong><br />

Abtei zuständig ist <strong>und</strong> seit 2009 auch<br />

für den Blumenschmuck in <strong>der</strong> Abteikirche<br />

sorgt. „Mit normaler Floristik hat das<br />

eigentlich sehr wenig zu tun“, fährt sie fort.<br />

Denn in <strong>der</strong> riesigen hallenartigen Kirche<br />

wirke je<strong>der</strong> „Schnickschnack“ irgendwie<br />

verloren <strong>und</strong> fehl am Platze. Puristisch,<br />

einfach, nicht überladen soll es vielmehr<br />

sein. So könnten große Blüten überraschend<br />

wirkungsvolle Akzente setzen.<br />

Einzelstücke betonen die jeweils ureigene<br />

Schönheit je<strong>der</strong> Blume. Weniger ist eben<br />

auch hier mehr.<br />

Wo ziehen die Mönche ein?<br />

Doch Schönheit ist beileibe nicht alles –<br />

auch <strong>und</strong> vor allem beim Blumenschmuck<br />

in <strong>der</strong> Kirche. Denn neben <strong>der</strong> ästhetischen<br />

Wirkung gilt es verschiedene liturgische<br />

<strong>und</strong> praktische Aspekte zu beachten: Wo<br />

ziehen die Mönche ein? Welcher Bereich<br />

muss für die Umr<strong>und</strong>ung des Altars mit<br />

Weihrauch frei bleiben? Wo wird die Kelchkommunion<br />

gereicht? Nicht zuletzt aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> ist Erika Beck froh, dass ihr seit<br />

Frühjahr 2011 Bru<strong>der</strong> Samuel Paulus zur<br />

Hand geht. „Bru<strong>der</strong> Samuel ist für mich die<br />

direkte Verbindung zum Kloster. Er kennt<br />

die Vorgaben <strong>und</strong> Maßstäbe <strong>der</strong> Mönche“,<br />

erklärt Erika Beck. Darüber hinaus kommen<br />

immer wie<strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong> vorbei, um<br />

an Einzelaspekte zu erinnern o<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>wünsche<br />

zu formulieren. So informiert Pater<br />

Pascal Herold an diesem Morgen über<br />

liturgische Beson<strong>der</strong>heiten an Erntedank<br />

<strong>und</strong> Pater Dominikus Trautner plant den<br />

Chorauftritt am Abend.<br />

„Alles an<strong>der</strong>e wi<strong>der</strong>spricht mir“<br />

Bru<strong>der</strong> Samuel hat bereits im Noviziat<br />

kleinere Gestecke arrangiert. Wie seine<br />

professionelle Kollegin schätzt auch <strong>der</strong><br />

gebürtige Oberpfälzer an dieser Arbeit das<br />

hohe Maß an Selbständigkeit <strong>und</strong> Kreativität,<br />

<strong>und</strong> Erika Beck fügt hinzu: „Beim<br />

Blumenstecken kann man sich total fallen<br />

lassen.“ In <strong>der</strong> Regel werden Hauptaltar,<br />

Marienaltar, Sakramentsaltar <strong>und</strong> Krypta<br />

wöchentlich neu geschmückt. Hinzu<br />

kommt <strong>der</strong> Blumenschmuck für die Hochfeste<br />

Ostern, Pfi ngsten <strong>und</strong> Weihnachten,<br />

für Erntedank, Kirchweih, Jubiläen <strong>und</strong> die<br />

Namenstage <strong>der</strong> Heiligen an den Seitenaltären.<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> Blumen orientiert<br />

sich an den Jahreszeiten – „alles an<strong>der</strong>e<br />

wi<strong>der</strong>spricht mir“, sagt Erika Beck. Zu grossen<br />

Teilen kommen die Blumen aus <strong>der</strong> klo-<br />

12


stereigenen Gärtnerei: im Frühjahr<br />

Tulpen <strong>und</strong> Narzissen, im Sommer<br />

Dahlien <strong>und</strong> Gerbera, im Herbst<br />

Sonnenblumen <strong>und</strong> Astern. Während<br />

<strong>der</strong> Wintermonate muss Erika<br />

Beck auf Blumen aus dem Großhandel<br />

wie Weihnachtssterne, Orchideen<br />

o<strong>der</strong> Lilien zurückgreifen.<br />

Abwechslung ist damit garantiert.<br />

Blumenschmuck o<strong>der</strong><br />

gar Erntedank gibt es<br />

in Peramiho kaum<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Fall ist <strong>der</strong> Erntedankschmuck<br />

im Oktober. „Die<br />

Symbolik am Altar – das sprudelnde<br />

Wasser, <strong>der</strong> Weinstock, das Brot<br />

– lässt sich hier w<strong>und</strong>erbar einbinden“,<br />

erklärt Bru<strong>der</strong> Samuel. Außerdem<br />

steuern die Klosterbetriebe<br />

ihre vielfältigen Produkte bei: erntefrisches<br />

Gemüse aus <strong>der</strong> Gärtnerei,<br />

goldgelbes Getreide aus <strong>der</strong> Landwirtschaft,<br />

Wurst <strong>und</strong> Schinken aus<br />

<strong>der</strong> Metzgerei, Brot aus <strong>der</strong> Bäckerei<br />

– alles ist reichlich vorhanden.<br />

Angesichts dieser beinahe schon<br />

Überfülle schleicht sich bei Bru<strong>der</strong><br />

Samuel zuweilen aber auch ein beklemmendes<br />

Gefühl ein: „Während wir hier<br />

mehr haben als wir zum Leben brauchen,<br />

fehlt es an<strong>der</strong>en Menschen am Überlebensnotwendigen“,<br />

meint er nachdenklich.<br />

Bru<strong>der</strong> Samuel weiß dies nur allzu gut aus<br />

eigener Anschauung: Drei Jahre lang war<br />

er als Missionar auf Zeit in Peramiho (Tansania)<br />

<strong>und</strong> hat dort den sehr einfachen<br />

Lebensstil <strong>der</strong> Menschen hautnah erlebt.<br />

Als frappierend, ja befremdlich empfi ndet<br />

er es, dass „die Menschen dort, obwohl sie<br />

viel erdverb<strong>und</strong>ener sind <strong>und</strong> näher an <strong>der</strong><br />

Natur leben, keine intensive Beziehung zur<br />

Schöpfung haben. Blumenschmuck o<strong>der</strong><br />

gar Erntedank gibt es in Peramiho kaum!“<br />

Erntedankgaben in <strong>der</strong> Abteikirche<br />

Blumen bringen Leben<br />

Dennoch hält er Blumen in <strong>der</strong> Kirche für<br />

sehr wichtig: „Auf diese Weise können wir<br />

die Schöpfung in die Kirche holen <strong>und</strong> ihre<br />

unglaubliche Schönheit vor Augen stellen.“<br />

Gerade, aber nicht nur an Erntedank<br />

sollten die Menschen voller Dankbarkeit all<br />

das, was <strong>der</strong> Mensch mit Gottes Hilfe gepfl<br />

egt <strong>und</strong> geschaffen hat, vor Gott tragen.<br />

Darüber hinaus ist <strong>der</strong> bunte Blumenstrauß<br />

für ihn ein Sinnbild für den bunten Strauß<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft, aber auch für das beständige<br />

Werden <strong>und</strong> Vergehen alles Irdischen.<br />

„So wie die Blumen grau werden<br />

<strong>und</strong> Flecken bekommen, stehe auch ich<br />

nicht immer in Blüte <strong>und</strong> werde alt.“ Vor<br />

allem aber, meint Bru<strong>der</strong> Samuel lächelnd,<br />

bringen Blumen Leben in das nüchterne<br />

Gebäude: „Und wo es lebendig ist, hält<br />

man sich doch viel lieber auf, o<strong>der</strong>?!“<br />

Anja Legge<br />

Geboren 1973 in Würzburg •<br />

Studium <strong>der</strong> Germanistik <strong>und</strong> Romanistik<br />

(Französisch <strong>und</strong> Italienisch)<br />

in Würzburg <strong>und</strong> Avignon<br />

• 1998/1999 Staatsexamen für<br />

Lehramt an Gymnasien • verheiratet, zwei Kin<strong>der</strong><br />

• seit 2000 als selbständige Journalistin<br />

in Würzburg tätig.<br />

13


ZUm thema<br />

Blumen kann man nicht essen …<br />

eine etwas an<strong>der</strong>e Safari durch tansania<br />

von Br. Thomas Morus<br />

Bertram OSB<br />

Wenn Sie an Tansania in Ostafrika denken,<br />

fallen Ihnen da nicht schöne Bil<strong>der</strong> ein?<br />

Der Kilimanjaro, Afrikas höchster Berg,<br />

die Nationalparks – wie die Serengeti –<br />

mit ihren riesigen Tierherden <strong>und</strong> bizarren<br />

Landschaften, die großen Seen <strong>und</strong> die<br />

Küste am indischen Ozean <strong>und</strong> nicht zu<br />

vergessen <strong>der</strong> Archipel Sansibar. Da ich als<br />

Landwirt <strong>und</strong> Gärtner 18 Jahre in diesem<br />

Land lebte, möchte ich Sie auf eine Reise<br />

mitnehmen. Es soll um Blumen gehen,<br />

aber Vorsicht, es geht nicht systematisch<br />

zu, denn ich möchte aus meinem „Blumen<br />

Nähkästchen“ plau<strong>der</strong>n.<br />

Selbstwertgefühl durch<br />

die Blume<br />

„Blumen kann man nicht essen. Warum soll<br />

man sie pfl anzen? Das ist doch Kazi bure<br />

1)<br />

(nutzlose Arbeit).“ Dieser Meinung waren<br />

damals unsre Schülerinnen <strong>der</strong> Hauswirtschaftschule.<br />

Keine von ihnen wäre auf die<br />

Idee gekommen, Blumen ums Haus zu pfl anzen.<br />

Heute sieht das ganz an<strong>der</strong>s aus. Viele<br />

unserer ehemaligen Schülerinnen haben eine<br />

Familie <strong>und</strong> voller Stolz zeigen sie mir, wie<br />

sie ihr Heim mit Blumen <strong>und</strong> Blütenbüschen<br />

schmücken. Dann kommt oft ein „Weißt Du<br />

noch …“ <strong>und</strong> wir lachen über die vergangenen<br />

Zeiten. So berichtet mir Schwester<br />

Digna Volkwein, Vinzentinerin von Untermarchtal<br />

<strong>und</strong> seit Jahrzehnten Missionarin<br />

<strong>und</strong> Leiterin <strong>der</strong> Hauswirtschaftsschule vom<br />

Dorf Maguu in den Umatengobergen. Weiter<br />

erzählt sie: „Was war das für ein Kampf,<br />

die Mädchen dazu zu bewegen, schöne Blumenrabatten<br />

auszulegen <strong>und</strong> dann noch zu<br />

gießen. Am liebsten hätten sie alles wie<strong>der</strong><br />

rausgerupft <strong>und</strong> Gemüse gepfl anzt. Es<br />

war ein hartes Stück Weg, ihnen das reine<br />

Nützlichkeitsdenken zu nehmen <strong>und</strong> dafür<br />

den Sinn für das Schöne <strong>der</strong> Schöpfung zu<br />

eröffnen. Das war für mich missionarische<br />

Arbeit, denn es war Teil <strong>der</strong> Ausbildung, um<br />

ihnen mehr Selbstwertgefühl zu geben. Sie<br />

erlebten sich später nicht mehr als lebende<br />

Hacke, son<strong>der</strong>n als wertvoll – wie eine schöne<br />

Blume.“ So wie Schwester Digna Volkwein<br />

ging es vielen Schwestern in den Hauswirtschaftsschulen<br />

im Land. Die Geschichten<br />

glichen sich fast wie ein Ei dem an<strong>der</strong>en.<br />

Mit indischem Blumenrohr<br />

auf Safari<br />

Im Jahre 1989 machten wir zu dritt eine<br />

Reise von Peramiho im Südwesten in den<br />

Norden von Tansania. In Handeni, am<br />

Rand <strong>der</strong> Massaisteppe, sah ich zum ersten<br />

Mal herrliche Helikonien um das Pfarrhaus.<br />

Die rot-gelben Blüten leuchteten durch das<br />

dunkle Grün <strong>der</strong> Blätter. So etwas Schönes<br />

wollten wir gerne im Garten von Peramiho<br />

pfl anzen. Kurz entschlossen nahm Schwester<br />

Karin Kraus einen Tontopf, füllte ihn<br />

mit Erde <strong>und</strong> setzte eine kleine Helikonie<br />

2<br />

14


hinein. Die musste auf <strong>der</strong> langen Safari<br />

einiges aushalten.<br />

Weiter ging unsere Reise in die Usambaraberge,<br />

die Heimat <strong>der</strong> Usambara-Veilchen.<br />

Danach fuhren wir zum Kilimanjaro <strong>und</strong> besuchten<br />

die Franziskanerinnen von Maua.<br />

Gegründet wurde die afrikanische Gemeinschaft<br />

von drei Schwestern aus Luzern in<br />

<strong>der</strong> Schweiz. Eine von ihnen, Schwester<br />

Immaculata Haas, war Gärtnerin, Floristin<br />

<strong>und</strong> verstand sich in <strong>der</strong> Kunst des Makramee-Knüpfens.<br />

All diese Fertigkeiten hatte<br />

sie den jungen Schwestern beigebracht.<br />

Wir konnten das in <strong>der</strong> Kapelle bew<strong>und</strong>ern,<br />

wo drei riesige Makramee-Blumenampeln<br />

den Raum schmückten. Auf dem Gelände<br />

<strong>der</strong> Schwestern gab es neben vielen<br />

Rosenbüschen auch allerlei Blumen <strong>und</strong><br />

Sträucher in Hülle <strong>und</strong> Fülle. Dort erblickten<br />

wir auch das indische Blumenrohr in<br />

verschiedenen Farben, besser bekannt als<br />

Canna. Zwei beson<strong>der</strong>s schöne packen wir<br />

in den Landrover zu <strong>der</strong> Helikonie. Von <strong>der</strong><br />

Canna existieren viele Sorten als Zierpfl anzen,<br />

<strong>und</strong> in Tansania habe ich die unterschiedlichsten<br />

Farbspiele in Parks <strong>und</strong> Gärten<br />

bew<strong>und</strong>ert. Nach zwei Wochen kamen<br />

wir in Peramiho an <strong>und</strong> konnten unsere<br />

Schätze dem Gartenboden anvertrauen.<br />

Was blüht denn alles<br />

in Peramiho<br />

In <strong>und</strong> um das Kloster gab es die unterschiedlichsten<br />

Blumen <strong>und</strong> Blüten. Sicher<br />

waren die Tutzinger Missionsbenediktinerinnen<br />

fe<strong>der</strong>führend mit einem eigenen<br />

Blumengarten. Aber auch unser Gemüse-<br />

<strong>und</strong> Obstgarten hatte einiges zu bieten.<br />

Neben Rosenstöcken waren Helikonien <strong>und</strong><br />

Canna die Hingucker, gefolgt von den kleinen<br />

Tagetes <strong>und</strong> Ringelblumen auf den Gemüsebeeten.<br />

Am Garten standen die Blütenbäume<br />

Jakaranda <strong>und</strong> Flammenbaum,<br />

<strong>der</strong> eine mit violetten <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e mit<br />

fl ammendroten Blüten zur Weihnachtszeit.<br />

1) Hauswirtschaftsschule in Maguu<br />

2) Helikonienstaude im Garten<br />

von Peramiho<br />

3) Indisches Blumenrohr-Canna<br />

4) Blüte vom Flammenbaum<br />

5) Duftende Frangipani<br />

6) Bougainvillea in leuchtenden Farben<br />

fi ndet man häufi g<br />

3) 4) 5) 6)<br />

Weihnachtssterne mit einer Höhe bis vier<br />

Metern standen im Wald, <strong>und</strong> auf dem<br />

Friedhof waren es die Frangiphanibäumchen<br />

(Titelbild), <strong>der</strong>en markante Blüten<br />

die Umgebung mit süßem Duft erfüllte.<br />

Von den Schwestern gelernt<br />

Von den Afrikanern waren es vor allem die<br />

Ärztefamilien, die um ihre Häuser einen<br />

schönen Blumenschmuck anlegten. Danach<br />

gefragt, sagte mir Frau Dr. Mushi, dass sie<br />

die <strong>Liebe</strong> zu Blumen in ihrer Schule in Nordtansania<br />

von Schwestern gelernt hätte. Also<br />

Blumen kann man nicht essen, aber mit ihnen<br />

sprechen, denn sie reagieren auf uns.<br />

Br. Thomas Morus Bertram OSB<br />

Geboren 1954 in Göttingen •<br />

Profess 1985 • Diplom-Agraringenieur<br />

• Tansania 1981 – 1984 <strong>und</strong><br />

1987 – 2001. Seit 2001 Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> Missionsprokura<br />

15


ZUm thema<br />

Arbeit im Garten<br />

Der Weg zu meiner Verwandlung<br />

von P. Patrick Mariano, Digos<br />

Meine <strong>Liebe</strong> zu Blumen, Pfl anzen <strong>und</strong><br />

Obstbäumen hat ihre Wurzeln in <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />

in meiner Volksschulzeit. Mein<br />

Vater sagte mir immer wie<strong>der</strong>: Bub, Du<br />

musst wissen: Was Du jetzt pfl anzt, das<br />

wird dir selber zum Segen werden!“ Ich<br />

konnte damals nicht verstehen, was er damit<br />

sagen wollte. Ich erinnere mich nur an<br />

den Schmerz, den Kampf, das Murren in<br />

meinem Herzen, denn ich wollte bei den<br />

an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n sein <strong>und</strong> spielen ... ein<br />

leichtes Leben haben. Viele Jahre sind seitdem<br />

vergangen. Was mich mein Vater lehrte,<br />

erwies sich als außerordentlich wertvoll.<br />

Ich habe tatsächlich erfahren, dass jener<br />

Segen seine Wirkung brachte im Werden<br />

<strong>der</strong> Person, die ich jetzt bin.<br />

Im Jahr 1986 trat ich ins Kloster ein. Im<br />

Augenblick, als ich den Platz vor <strong>der</strong> Kirche<br />

betrat, spürte ich unmittelbar, dass ich<br />

hier daheim war. Tief in meinem Innern<br />

meldete sich eine Art Verb<strong>und</strong>enheit, ja<br />

Gemeinschaft mit <strong>der</strong> Erde an diesem Ort.<br />

Natürlich wäre ich unehrlich, wenn ich<br />

behaupten wollte, mein Leben im Kloster<br />

seit dieser Zeit sei immer wie im Rosengarten<br />

gewesen. Nein, da gab es auch genug<br />

Dornengestrüpp. Aber es ist wirklich wahr:<br />

Mein Gefühl <strong>der</strong> Gemeinschaft mit diesem<br />

Ort wuchs langsam durch die tägliche Arbeit<br />

im Garten. Ich fühlte mich sehr wohl<br />

<strong>und</strong> verspürte große Freude, so oft ich die<br />

Gartenwerkzeuge in Händen hielt, meine<br />

Finger schmutzig machte <strong>und</strong> unter <strong>der</strong><br />

glühenden Sonne schwitzte.<br />

Ja, das ist Teil meines Charakters geworden.<br />

Obstbäume wachsen jetzt, wo immer<br />

es möglich ist. Doch offensichtlich waren<br />

meine Hände nicht zufrieden mit <strong>der</strong> Arbeit<br />

im Obstgarten allein. Es wurde meine<br />

Leidenschaft, die unmittelbare Umgebung<br />

des Klosters schön zu gestalten. Ich erkannte<br />

immer mehr, dass Gott mir nicht<br />

nur <strong>Liebe</strong> <strong>und</strong> Geschick für den Garten<br />

geschenkt hat, son<strong>der</strong>n auch die Bereitschaft,<br />

zu schwitzen <strong>und</strong> Opfer auf mich zu<br />

nehmen. Das zeigte sich während meiner<br />

Zeit als Student, als wir unser neues Studienhaus<br />

in Davao bezogen. Während <strong>der</strong><br />

Sommerferien machten wir uns daran, die<br />

Anlage des Rasens zu planen. Die Sache<br />

lief gut an, doch die vielen kleinen Schritte<br />

<strong>der</strong> Durchführung blieben mir überlassen,<br />

bis die ganze Arbeit getan war. Das Resultat<br />

befriedigte mich sehr <strong>und</strong> ebenso<br />

die kleine Gemeinschaft meiner Mitbrü<strong>der</strong>.<br />

Dieses herausfor<strong>der</strong>nde Unternehmen entwickelte<br />

eine Art Energie in mir, die ich<br />

im Herzen bewahrte. Und diese Energie<br />

brennt bis jetzt weiter in mir.<br />

Gleichgewicht<br />

durch Gartenarbeit<br />

Seit Jahren leite ich nun unser Exerzitienhaus,<br />

begegne Menschen in allen Lebensla-<br />

16


gen <strong>und</strong> höre ihnen zu, wenn sie aus ihrem<br />

Leben erzählen. Ich spürte immer mehr,<br />

dass ich etwas brauchte, um im Gleichgewicht<br />

zu bleiben. Arbeit im Garten ist die<br />

Antwort! Sie gibt mir, was ich brauche,<br />

<strong>und</strong> schafft dazu noch eine fre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>und</strong> für die Seele wohltuende Atmosphäre<br />

in <strong>der</strong> Natur um das Kloster herum.<br />

Normalerweise leiste ich meine kurzen<br />

Einsätze im Garten fast jeden Tag je nach<br />

<strong>der</strong> Zeit, die mir zur Verfügung steht. Gelegentlich<br />

sind längere Perioden notwendig,<br />

wenn schwerere Arbeiten anstehen. Wenn<br />

ich sehe, dass die Blumen <strong>und</strong> Pfl anzen gut<br />

„antworten“, indem sie ihre Schönheit entfalten,<br />

fi nde ich Frieden <strong>und</strong> innere Freude.<br />

Es ist sehr interessant festzustellen, wie<br />

mich das positiv beeinfl usst. Irgendwie hat<br />

sich die Beziehung einer Symbiose zwischen<br />

mir <strong>und</strong> den Pfl anzen entwickelt.<br />

Je mehr Schweiß ich aus <strong>Liebe</strong> zu ihnen<br />

vergieße, desto reizvoller sehen sie aus als<br />

Antwort auf meine Sorge für sie. Auch an-<br />

<strong>der</strong>e Leute strahlen übers ganze Gesicht ...<br />

Rufe des Staunens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freude wechseln<br />

sich ab, wenn Gäste Einlass erhalten<br />

<strong>und</strong> den Garten in <strong>der</strong> Klausur des Klosters<br />

„riechen“ dürfen.<br />

Gärten geben Energie<br />

Für mich persönlich ist die Arbeit im Garten<br />

mehr als eine Therapie. Wenn ich meine<br />

Gartenwerkzeuge in <strong>der</strong> Hand habe,<br />

vergesse ich die Zeit. Ich bin zutiefst beeindruckt<br />

von <strong>der</strong> Schönheit, <strong>der</strong>en Mit-Schöpfer<br />

ich mit meinen Händen sein darf. Kein<br />

W<strong>und</strong>er, ich bin wie angehängt an meine<br />

geliebten Gärten. Sie geben mir neue Energie<br />

<strong>und</strong> wecken meine müde gewordenen<br />

Lebensgeister wie<strong>der</strong> auf nach einer Reihe<br />

von Einkehrtagen, in denen ich jede<br />

Menge von „verrückten“ Geschichten aus<br />

den Wirren des Lebens angehört habe. Das<br />

Schwitzen bei <strong>der</strong> Gartenarbeit hat mich<br />

näher zu meiner eigenen Person gebracht.<br />

Es ist ein Weg für meine Verwandlung geworden<br />

<strong>und</strong> lässt mich leichter mit den<br />

Schattenseiten meines „eigenen Patrick“<br />

zurechtkommen. Ja, es hat mir geholfen,<br />

in mir selbst zu stehen.<br />

Jetzt verstehe ich viel besser, was mir mein<br />

Vater sagte, als ich noch ein Kind war. Wie<br />

ein Garten musste ich mich entwickeln, wie<br />

eine Pfl anze musste ich zurechtgeschnitten<br />

werden so wie Gott mich haben wollte,<br />

um fähig zu werden, hier <strong>und</strong> jetzt Zeichen<br />

seiner Gegenwart zu sein.<br />

17<br />

P. Patrick Mariano OSB<br />

Geboren 1959 in Bansalan/<br />

Philippinen • Profess 1988,<br />

Priesterweihe 1993 • Subprior<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>und</strong> Leiter des<br />

Exer zitienhauses im Digos


ZUm thema<br />

Freude <strong>und</strong> Last<br />

für die Menschen<br />

Blumen in Kolumbien<br />

Von drei Mitarbeiterinnen aus<br />

einer Blumenfabrik im Boyota<br />

In Kolumbien ist es langer Brauch, sich an<br />

vielen Jahrestagen Blumen zu schenken.<br />

Zum Muttertag im Mai, zum Tag <strong>der</strong> <strong>Liebe</strong><br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft am zweiten Sonntag im<br />

September, An Allerheiligen, zu Weihnachten,<br />

zum Tag <strong>der</strong> Sekretärin (24. April). All<br />

diese Tage sind wichtig, aber auch im Alltag<br />

schenken wir uns oft Blumen, zum Geburtstag,<br />

um sich zu entschuldigen, Trauergebinde<br />

zur Beerdigung, um jemandem<br />

Komplimente zu machen, um die Wohnung<br />

zu schmücken. Es gibt ganz viele Gründe<br />

für Blumen, sie sind einfach Teil unseres<br />

täglichen Lebens.<br />

Blumen als Schmuck beim Blumenfest in Medellin, Kolumbien<br />

Was kosten Blumen? Etwa ein Dutzend<br />

kostet zwischen 1,20 <strong>und</strong> 1,50 Euro, aber<br />

das hängt natürlich von <strong>der</strong> Sorte ab, ob es<br />

teurere Rosen o<strong>der</strong> preiswertere Schlüsselblumen<br />

o<strong>der</strong> Margariten sind bei r<strong>und</strong> 200<br />

Euro Mindestlohn macht ein Strauß Blumen<br />

demnach knapp ein Prozent des Lohnes<br />

aus). In <strong>der</strong> Stadt Medellin feiern wir ein<br />

weltweit berühmtes Blumenfest, wo Blumenträger<br />

reich dekorierte Blumengestelle<br />

auf dem Rücken durch die Stadt tragen, <strong>und</strong><br />

wir die Landschaft mit Blumen schmücken.<br />

Sind Blumen wichtig im täglichen Leben?<br />

Ja, überaus wichtig, sie sind natürlich auch<br />

ein Zeichen für Verliebte, ihre Zuneigung<br />

auszudrücken, <strong>Liebe</strong>szeichen an die Mütter<br />

<strong>und</strong> man schenkt auch viele Blumen für die<br />

Gräber. Das ganze Jahr über sieht man in<br />

den Dörfern auf den Friedhöfen ganz viele<br />

Blumen.<br />

Soziale Verantwortung<br />

Sicher ist das Problem mit den großen Gewächshäusern<br />

in Bogota auch in Europa<br />

bekannt. Es gibt die Berichte von Frauen,<br />

die dort unter unfairen Bedingungen arbeiten.<br />

Wir meinen, dass sich einiges relativ<br />

verbessert hat. Es bleibt aber ein Thema<br />

für die soziale Verantwortung <strong>der</strong> Betriebe.<br />

Die großen Anpfl anzungen befi nden sich<br />

in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Hauptstadt Bogota<br />

18


Die Gewächshäuser sind voll mit giftigen Chemikalien<br />

in den großen Ebenen. Die Orte heißen<br />

beispielsweise Madrid, Mosquera, Funza,<br />

Subacoque, Rosál, Facatativa, Chía. 60<br />

Prozent des Preises macht die Handarbeit<br />

mit den Blumen aus, die zu 80 Prozent<br />

von Frauen geleistet wird. Viele von Ihnen<br />

sind alleinstehende Mütter mit mehreren<br />

Kin<strong>der</strong>n, von den Männern verlassen <strong>und</strong><br />

aus schwierigen sozialen Verhältnissen. In<br />

diesen Berufen verdient man nur den gesetzlichen<br />

Mindestlohn von 200 Euro, dazu<br />

ein wenig Sozialleistung.<br />

Fleißige Frauen<br />

Sehr oft sind die Frauen gezwungen, ihre<br />

Kin<strong>der</strong> sich selbst zu überlassen, da sie<br />

niemanden haben, <strong>der</strong> sich um ihre Kin<strong>der</strong><br />

kümmern könnte. Sie fi nden bei an<strong>der</strong>en<br />

Familien Zufl ucht. Es sind fl eißige Frauen<br />

mit einem hohen Grad an Verantwortung,<br />

die sich wirklich anstrengen, etwas zu sparen,<br />

um ein kleines Häuschen zu bauen.<br />

Sie stehen etwa um halb vier Uhr morgens<br />

auf, bereiten ihren Kin<strong>der</strong>n Frühstück <strong>und</strong><br />

Mittagessen vor, nehmen ihr Essen in die<br />

Betriebe mit, kommen am Nachmittag<br />

von <strong>der</strong> Arbeit zurück, kümmern sich um<br />

Hausaufgaben, Bedürfnisse <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />

kochen, waschen ohne Waschmaschine,<br />

bügeln, räumen auf, putzen, um am nächsten<br />

Morgen wie<strong>der</strong> vor Tagesanbruch auf<br />

den Beinen zu sein.<br />

„Wir brauchen diese Industrie“<br />

Manche Betriebe behandeln die Mitarbeiter<br />

gerecht. Wir brauchen diese Industrie, weil<br />

sie viele Arbeitsplätze für uns Frauen anbietet,<br />

beson<strong>der</strong>s in den ländlichen Gebieten,<br />

wo es außer Ackerbau keine Arbeitsmöglichkeiten<br />

gibt. Manchmal bieten sich da<br />

nur saisonale Gelegenheitsarbeiten im Akkordlohn<br />

auf dem Feld, ohne Kontinuität,<br />

ohne Urlaub, ohne soziale Absicherung. Nur<br />

wenn die Ernte gut ist, braucht man uns<br />

<strong>und</strong> bezahlt etwas. Deshalb ist die Blumenindustrie<br />

für uns ein sehr gutes Angebot.<br />

Ist die Arbeit im Gewächshaus gefährlich?<br />

Es gibt viele Gerüchte über die Gefahr mit<br />

den chemischen Giften in <strong>der</strong> Blumenarbeit.<br />

Klar, ein bestimmtes Risiko besteht<br />

im Umgang mit den Chemikalien. Deshalb<br />

ist es so wichtig, sorgfältig damit umzugehen,<br />

die Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten,<br />

dass kein Unfall passiert. Beim Anbau<br />

muss man sich gut schützen mit Schürze,<br />

Schutzanzug, Handschuhen, Stiefeln <strong>und</strong><br />

ebenso sind beim Gießen <strong>und</strong> Düngen<br />

Gesichtsmasken, Atemschutz <strong>und</strong> alle genannten<br />

Schutzklei<strong>der</strong> notwendig.<br />

Aufmerksam müssen wir jeden Arbeitsgang<br />

vom Säen, Schneiden, Klassifi zieren,<br />

Gebinde anfertigen, Verpacken <strong>und</strong> Verschicken<br />

begleiten, bis unsere Blumen in<br />

alle Welt <strong>und</strong> auch zu Euch kommen.<br />

Blumenarbeiterinnen in Kolumbien, die<br />

aus Angst ihre Namen nicht nennen wollen<br />

19


iNterVieW<br />

„Je<strong>der</strong> Zweig for<strong>der</strong>t mich neu!“<br />

interview mit ikebanameisterin Gerburg Wagner<br />

Ikebana erfreut sich in Europa immer<br />

größerer Beliebtheit. Auch <strong>der</strong> Benediktinerbru<strong>der</strong><br />

Willigis Stöcklein aus Münsterschwarzach<br />

war fasziniert von dieser<br />

aus dem Buddhismus stammenden Kunst.<br />

Bis zu seinem Tod im Jahr 2000 hat er<br />

unzählige Ikebanakurse geleitet <strong>und</strong> die<br />

japanische Kunst des Blumensteckens an<br />

viele Schüler weitergegeben. Eine seiner<br />

Schülerinnen ist Gerburg Wagner aus Ochsenfurt.<br />

Seit nunmehr 20 Jahren ist die<br />

pensionierte Lehrerin mit gestalttherapeutischer<br />

Zusatzausbildung als Ikebanameisterin<br />

<strong>der</strong> Kiku- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sogetsu-Schule<br />

tätig, gibt Kurse <strong>und</strong> bildet Schüler aus.<br />

Im Interview gewährt sie Einblicke in Ursprung,<br />

Techniken <strong>und</strong> Zielsetzungen des<br />

Ikebana.<br />

Gerburg Wagner<br />

Wie kamen Sie zur Kunst des Ikebana?<br />

Vor 25 Jahren habe ich bei Bru<strong>der</strong> Willigis<br />

Stöcklein meinen ersten Kurs belegt. Eigentlich<br />

wollte ich einfach nur ein bisschen<br />

Blumen stecken. Doch dann war ich bald<br />

tief beeindruckt von <strong>der</strong> charismatischen<br />

Persönlichkeit von Bru<strong>der</strong> Willigis. Es hat<br />

mir imponiert, wie er mit Blumen umgeht,<br />

Br. Willigis Stöcklein<br />

wie unspektakulär er arrangiert. Nach fünf<br />

Jahren bin ich Bru<strong>der</strong> Willigis’ Schülerin<br />

<strong>und</strong> Assistentin geworden <strong>und</strong> habe dann<br />

begonnen, selbst Kurse zu geben <strong>und</strong> mich<br />

fortzubilden.<br />

Was ist Ikebana?<br />

Von <strong>der</strong> Wortbedeutung her leitet sich<br />

Ikebana von japanisch „ikeru“ (= lebendig)<br />

<strong>und</strong> „bana“ (= Blume) her. Ikebana<br />

bedeutet also zunächst einmal „lebendige<br />

Blumen stecken“. Um 600 nach Christus<br />

kam diese Kunst von China nach Japan:<br />

Als Zeichen ihrer Bew<strong>und</strong>erung brachten<br />

die Gläubigen Blumenopfer zu den Altären<br />

Buddhas, die dann von den Mönchen zu<br />

Arrangements zusammengestellt wurden.<br />

Vor allem in Japan entfaltete sich Ikebana<br />

zur vollen Blüte <strong>und</strong> entwickelte sich zu einer<br />

eigenen Kunstform mit klaren Formen,<br />

Stilen <strong>und</strong> unzähligen Schulen.<br />

Ist Ikebana eine Son<strong>der</strong>form <strong>der</strong> Floristik?<br />

Auf keinen Fall. Die Floristik will schmücken<br />

<strong>und</strong> dekorieren. Ikebana hingegen<br />

hat feste Regeln, klare Linien, lebt von<br />

Asymmetrie <strong>und</strong> Kontrast.<br />

Welche Schulen sind die wichtigsten <strong>und</strong><br />

welche praktizieren Sie heute?<br />

Neben zahlreichen kleineren Schulen gibt es<br />

im Wesentlichen vier große Schulen, nämlich<br />

Adachi, Ikenobo, Ohara <strong>und</strong> Sogetsu.<br />

Was alle Schulen verbindet, ist die Vorstellung<br />

von Himmel, Erde <strong>und</strong> Mensch. Aus<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>form werden verschiedene Aufbaustile<br />

entwickelt, die zum Beispiel dem<br />

Neigungswinkel o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Länge verpfl ichtet<br />

sind. Bru<strong>der</strong> Willigis hat bei Mrs. Georgie<br />

Davidson gelernt, die wie<strong>der</strong>um in ihrer Heimat<br />

England bei einer Japanerin studiert<br />

hatte. Mrs. Davidson hat dann 1972 in Düsseldorf<br />

eine eigene Kiku-Schule gegründet.<br />

Das Reizvolle an dieser Schule ist, dass sie<br />

Gestaltungsformen aus vielen Schulen aufnimmt.<br />

Kiku war auch die Gr<strong>und</strong>lage für<br />

Bru<strong>der</strong> Willigis <strong>und</strong> mich in Münsterschwarzach.<br />

Nach dem Tod von Bru<strong>der</strong> Willigis habe<br />

ich sowohl eine Sogetsu-Lehrer-Ausbildung<br />

gemacht als auch eine Zeit lang in Japan<br />

gelernt. Dort hat mir <strong>der</strong> Ikebanameister Kuwahara<br />

Sensei in seiner klassischen Schule<br />

in Kyoto viele wertvolle <strong>und</strong> zukunftsweisende<br />

Impulse mitgegeben.<br />

Alle Schulen <strong>und</strong> Stile eint die Vorstellung<br />

von Himmel, Erde <strong>und</strong> Mensch…<br />

Richtig, die drei Hauptlinien Shin, Soe <strong>und</strong><br />

Hikae symbolisieren Himmel, Mensch <strong>und</strong><br />

Erde. Diese Linien bilden die die Gr<strong>und</strong>lage<br />

für alle Schalen- <strong>und</strong> Vasenarrangements.<br />

Der Mensch steht dabei – auf welche Art<br />

auch immer – zwischen Himmel <strong>und</strong> Erde.<br />

Was ist beim Arrangieren noch zu beachten?<br />

Das beginnt bereits mit dem Standort. Die<br />

verwendete Vase kann den Stil vorgeben:<br />

Es gibt Vasen, die sich schlank nach oben<br />

öffnen, o<strong>der</strong> Schalen, die mit Hilfe eines<br />

Steckigels besteckt werden. Eine Rolle<br />

spielt auch die Farbenlehre. Ich orientiere<br />

mich hier am Farbkreis von Johannes Itten,<br />

das heißt ich arbeite entwe<strong>der</strong> mit Kontra-<br />

20


sten o<strong>der</strong> Ton in Ton. In <strong>der</strong> Praxis ist das<br />

natürlich nicht ganz so einfach: Obwohl ich<br />

ein großes Blumenfeld vor <strong>der</strong> Haustüre<br />

habe, merke ich immer wie<strong>der</strong>, dass in sich<br />

geschlossene Farbthemen sehr schwierig<br />

zu realisieren sind. Ganz wichtig ist für den<br />

Japaner auch die Beachtung <strong>der</strong> Jahreszeit.<br />

Die Kirschblüte zum Beispiel wird im<br />

Frühjahr verwendet, die Chrysantheme nur<br />

im Oktober.<br />

Bru<strong>der</strong> Willigis Stöcklein defi nierte<br />

Ikebana einmal mit den Worten „Blumen<br />

<strong>und</strong> Zweige zu ihrer vollen Schönheit<br />

entfalten“. Ist das das Hauptziel<br />

dieser Kunst?<br />

Ikebana verfolgt eigentlich mehrere Ziele.<br />

Zum einen erfor<strong>der</strong>t die Technik lebenslanges<br />

Üben <strong>und</strong> Lernen: Zweige werden in<br />

die gewünschte Linienform gebogen o<strong>der</strong><br />

so angeschnitten, dass sie in <strong>der</strong> Vase genau<br />

in die gewünschte Richtung kippen.<br />

Und da for<strong>der</strong>t mich wirklich je<strong>der</strong> Zweig<br />

neu! Wenn Bru<strong>der</strong> Willigis immer sagte,<br />

dass er „noch am Anfang“ stehe, klang das<br />

für mich immer wie falsche Bescheidenheit.<br />

Heute weiß ich: Das war es nicht! Ikebana<br />

ist ein riesiger Schatz an Wissen <strong>und</strong> Erfahrung,<br />

den man langsam ansammelt. Zum<br />

an<strong>der</strong>en dient man mit <strong>der</strong> Ikebana-Kunst<br />

schlicht <strong>und</strong> einfach den Blumen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Schönheit <strong>der</strong> Natur. Vor allem aber ist<br />

Ikebana ein esoterischer Übungsweg, eine<br />

Entwicklung, die man selbst durchmacht.<br />

Mit den Jahren kommt <strong>der</strong> Übende immer<br />

tiefer an seinen Wesens-Kern heran.<br />

Und was ist <strong>der</strong> Kern?<br />

Wo kommt man hin?<br />

Man verän<strong>der</strong>t sich selbst. Ich beobachte<br />

heute viel besser als früher, ich sehe mehr.<br />

Meine Gedanken sind langsamer <strong>und</strong> bewusster<br />

geworden. Das Gestalten im Außen<br />

führt auf den Weg nach Innen. Ikebana<br />

hat da ganz viel Meditatives…<br />

Hana wa kagami<br />

watakushi ga hana o miru<br />

hana ga watakushi o miru<br />

hana ni natta watakushi<br />

ga watakushi o miteriru.<br />

Blumen sind ein Spiegel:<br />

Ich betrachte die Blume,<br />

die Blume betrachtet mich,<br />

ich – zur Blume geworden –<br />

schaue mich an.<br />

Kurisaki Noburo,<br />

Ikebana-Meister<br />

Steckt da nicht auch etwas Christliches<br />

drin?<br />

Ich denke, wir leben in einer Zeit, in <strong>der</strong><br />

sich die einzelnen Glaubensvorstellungen<br />

einan<strong>der</strong> annähern können. Wenn etwas<br />

wirklich stimmig ist, dann stimmt es in sich<br />

immer, egal welche äußere Form es hat.<br />

Was nehmen die Kursteilnehmer aus Ihren<br />

Kursen mit?<br />

Natürlich gibt es Teilnehmer, die einfach<br />

nur lernen wollen, dekorative Blumengestecke<br />

herzustellen. Bei 90 Prozent <strong>der</strong><br />

Kursteilnehmer verän<strong>der</strong>t sich jedoch etwas.<br />

Sie merken, dass sie ein Stück weit zu<br />

sich selber kommen <strong>und</strong> stoßen an Grenzen,<br />

an die sie im wirklichen Leben vermutlich<br />

auch gelangen. Ikebana-Gestecke<br />

sagen deshalb ganz viel über ihren Gestalter<br />

aus. Wenn Sie sich einzelne Aufnahmen<br />

aus dem Ikebana-Kalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abtei<br />

ansehen, werden sie in <strong>der</strong> aufstrebenden<br />

Linie mit verspielten, zarten Ausläufern<br />

eine Frau entdecken können, die sensibel<br />

<strong>und</strong> pragmatisch zugleich ist. O<strong>der</strong> in den<br />

vielen Linien, die sich aus einer bauchigen<br />

Vase erheben, eine Frau, die mit beiden<br />

Beinen auf <strong>der</strong> Erde steht, viele Aufgaben<br />

wahrnimmt <strong>und</strong> doch ganz in sich ruht.<br />

Herzlichen Dank für das Interview<br />

Das Interview führte Anja Legge<br />

21


PrOJeKt<br />

In Afrika gibt es<br />

keinen Muttertag.<br />

Dabei hätte eine afrikanische mutter ihn durchaus<br />

verdient… Sie können ihr eine Freude machen!<br />

… eine afrikanische Mutter würde sich über ein Moskitonetz<br />

freuen, damit sie ihre Kin<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> heimtückischen<br />

Malaria schützen kann.<br />

1 Moskitonetz kostet 3 Euro<br />

… wenn die Kin<strong>der</strong> Schulhefte hätten, die nicht so teuer<br />

wären, dann wäre das für eine afrikanische Mutter so,<br />

als hätte man ihr einen w<strong>und</strong>erschönen Blumenstrauß<br />

geschenkt<br />

Schulhefte für ein Jahr 10 Euro<br />

Spendenaufruf<br />

Machen Sie einer afrikanischen<br />

Mutter ein Muttertagsgeschenk:<br />

Moskitonetze o<strong>der</strong> Schulspeisung<br />

o<strong>der</strong> Schuluniform o<strong>der</strong> Schulhefte<br />

Herzlichen Dank für Ihre Hilfe<br />

im Namen von afrikanischen Müttern.<br />

Ihr Br. Stephan Veith OSB<br />

… sie wäre froh, hätten ihre Kin<strong>der</strong> einen Platz<br />

im Kin<strong>der</strong>garten, wo sie täglich eine warme<br />

Mahlzeit erhielten<br />

Monatliche Schulspeisung 10 Euro<br />

… es wäre ihr eine große Hilfe, hätte sie das Geld<br />

für die Schuluniform, o<strong>der</strong> ein Gönner würde<br />

ihr die Uniform besorgen<br />

1 Schuluniform 10 Euro<br />

22


...auch ich bin wertvoll<br />

Missionshilfe muss nicht nur<br />

aus Geld bestehen.<br />

Auch<br />

Briefmarken,<br />

Uhren,<br />

Postkarten,<br />

alter Schmuck,<br />

Münzen,<br />

Papiergeld,<br />

o<strong>der</strong><br />

Telefonkarten<br />

geben uns die Möglichkeit,<br />

in Ihrem Namen zu helfen!<br />

Bitte wenden Sie sich an:<br />

Missionsprokura<br />

Abtei Münsterschwarzach<br />

Tel. 09324 - 20 275<br />

Fax 09324 - 20 270<br />

missionsprokura@abtei-muensterschwarzach.de<br />

www.z-e-n-a-r-t.com


NameN/NachrichteN<br />

„Jung, dynamisch <strong>und</strong> cool“<br />

– auch so kann Kirche sein<br />

Seit 30 Jahren gibt es die Jugendvesper in münsterschwarzach<br />

Die „Aktiven <strong>der</strong> Jugendvesper”<br />

30 Jahre ist es her, als die erste Jugendvesper<br />

in <strong>der</strong> Abtei Münsterschwarzach<br />

gefeiert wurde. Trotz ihres nicht mehr<br />

ganz jugendlichen Alters hat diese Form<br />

gemeinschaftlichen Betens <strong>und</strong> Singens<br />

nichts von ihrer Attraktivität <strong>und</strong> Aktualität<br />

eingebüßt.<br />

Der Anfangsimpuls für das Projekt „Jugendvesper“<br />

in Münsterschwarzach fi el<br />

wohl bei <strong>der</strong> Ostertagung <strong>der</strong> Salzburger<br />

Äbtekonferenz im Jahr 1982 in Kremsmünster,<br />

vermutet Pater Jesaja Langenbacher,<br />

<strong>der</strong> die Jugendvesper seit 2009 leitet. Abt<br />

Bonifaz Vogel waren damals begeisterte<br />

Berichte über die dortigen Jugendvespern<br />

zu Ohren gekommen. Nach seiner Rückkehr<br />

klopfte er deshalb bei Pater Anselm<br />

Grün an, ob man so etwas nicht auch in<br />

Münsterschwarzach machen könne… Man<br />

konnte: Gemeinsam mit Pater Meinrad<br />

Dufner <strong>und</strong> Pater Udo Küpper machte<br />

sich Pater Anselm ans Werk. Bereits im<br />

Mai 1982 fand die erste Jugendvesper in<br />

<strong>der</strong> Abtei statt – <strong>und</strong> „<strong>der</strong> Zuspruch muss<br />

überwältigend gewesen sein, die Krypta<br />

war rappelvoll“.<br />

Das Feuer am Brennen halten<br />

Bis heute ist die Jugendvesper ein zentraler<br />

Baustein <strong>der</strong> Münsterschwarzacher<br />

Jugendarbeit <strong>und</strong> ein wichtiges Bindeglied<br />

zwischen den Jugendkursen, die alljährlich<br />

an Silvester, Ostern <strong>und</strong> Pfi ngsten stattfi nden.<br />

Für viele Menschen ist dieser Abend<br />

eine Tankstelle, um das Feuer am Brennen<br />

zu halten. Mancher habe hier gar den ersten<br />

Kontakt zum Klosterleben geknüpft,<br />

berichtet Pater Jesaja. So habe nicht nur er<br />

selbst hier „angedockt“, son<strong>der</strong>n auch Abt<br />

Michael Reepen <strong>und</strong> viele an<strong>der</strong>e seiner<br />

Mitbrü<strong>der</strong>.<br />

Glaube ist hochaktuell<br />

Jeden dritten Freitag im Monat lädt die<br />

Abtei via Handzettel, Internet <strong>und</strong> Facebook<br />

zur Jugendvesper in die Krypta ein.<br />

Zielgruppe sind Jugendliche, junge Erwachsene<br />

<strong>und</strong> Firmlinge ebenso wie jung<br />

gebliebene Fans. Viele wohnen in <strong>der</strong> näheren<br />

Umgebung, manche reisen von weiter<br />

her an – aus Aschaffenburg, Frankfurt,<br />

Bamberg, Forchheim, ja sogar aus Freiburg.<br />

Einige ehemalige Jugendkursler kommen<br />

seit 20 Jahren… „Unser Anliegen ist es, jungen<br />

Menschen zu zeigen, wie hochaktuell<br />

<strong>und</strong> alltagsrelevant <strong>der</strong> Glaube für unser<br />

Leben ist. Wir wollen ihnen Impulse für das<br />

eigene Leben mitgeben <strong>und</strong> die benediktinische<br />

Spiritualität, die ja aus uralten Quellen<br />

gespeist wird, für das Hier <strong>und</strong> Heute<br />

fruchtbar machen“, umreißt Pater Jesaja<br />

das Anliegen des Jugendvesper-Teams.<br />

Zum mehrköpfi gen Team gehören neben<br />

einigen jungen Mitbrü<strong>der</strong>n auch ganz bewusst<br />

„Externe“ wie <strong>der</strong> Sozialpädagoge<br />

Thomas Tribula <strong>und</strong> Theologiestudent Stefan<br />

Sauerbrey. „Wir brauchen Menschen,<br />

die mit dem Herzen dabei sind, die Erfahrungen<br />

mit Gott gemacht haben <strong>und</strong> wissen,<br />

dass sich dieser Weg lohnt“, begründet<br />

Pater Jesaja: „Schließlich sind wir Mönche<br />

nicht allein die geistlichen Experten. Was<br />

zählt, ist das Miteinan<strong>der</strong>.“<br />

P. Jesaja Langenbacher<br />

24


Fußball-WM <strong>und</strong> Heiliger Geist<br />

Miteinan<strong>der</strong> macht man sich auch auf die<br />

Suche nach einem monatlichen Thema,<br />

das oft ungewöhnlich, zuweilen provokant<br />

klingen mag. Bewusst schöpft man dabei<br />

aus allen Lebensbereichen – aus dem aktuellen<br />

Weltgeschehen ebenso wie aus dem<br />

eigenen (Glaubens-)Leben. Das Spektrum<br />

reicht von <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> „Hoffnung<br />

Jugendvesper in <strong>der</strong> Krypta<br />

in deinem Leben“ über die Verbindung von<br />

„Fußball-WM <strong>und</strong> Heiligem Geist“ bis hin<br />

zu Ausblicken über den eigenen Tellerrand.<br />

Natürlich spricht nicht jedes Thema alle<br />

gleichermaßen an. Klare Besucherspitzen<br />

registriert Thomas Tribula aber „immer<br />

dann, wenn eine direkte Betroffenheit<br />

da ist o<strong>der</strong> große Katastrophen passiert<br />

sind“. Immer dann wird das Gebet aktuell,<br />

taucht Vergessenes aus <strong>der</strong> Tiefe auf. So<br />

sei die Krypta beispielsweise während <strong>der</strong><br />

Golfkriege o<strong>der</strong> kurz nach dem Reaktorunglück<br />

in Fukushima brechend voll gewesen.<br />

„Wenn es den Menschen aber gut geht,<br />

brauchen sie Gott nicht“, bedauert Tribula.<br />

Wahre Schatztruhe<br />

Für die, die dennoch kommen, ist die Jugendvesper<br />

ein echter Gewinn. Viel trägt<br />

dazu die ganz eigene Mischung aus Tradition<br />

<strong>und</strong> Innovation bei. Beispiel Psalm-<br />

lesung: Was im ersten Moment etwas antiquiert<br />

klingt, erweist sich bei genauerem<br />

Hinsehen als wahre Schatztruhe. Immer<br />

wie<strong>der</strong> gelingt es den Mönchen, die Sprache<br />

<strong>der</strong> jahrtausendalten Texte ins Heute<br />

zu übersetzen – <strong>und</strong> wenn es anhand <strong>der</strong><br />

Gegenüberstellung mit einem Liedtext von<br />

Udo Lindenberg ist. „Solche prägnanten<br />

Impulse sollen verdeutlichen, dass in<br />

den Psalmen viel Allgemeinmenschliches<br />

steckt, das bis heute aktuell ist“, erklärt<br />

Pater Jesaja. Und plötzlich berühren die<br />

Psalmen auch diejenigen, die bisher nicht<br />

viel mit diesen alttestamentlichen Texten<br />

anfangen konnten (ca. 1100 bis 100 v.<br />

Chr.). Ähnliches passiert bei Schriftlesung<br />

<strong>und</strong> Predigt. Die sehr persönlichen Ansprachen<br />

wollen Anregungen geben, Mut zur<br />

Verän<strong>der</strong>ung machen, zu mehr Einsatz <strong>und</strong><br />

Engagement auffor<strong>der</strong>n. Und auch bei den<br />

Fürbitten geht es alles an<strong>der</strong>e als konventionell<br />

zu: Mal legen die Besucher ihre Hände<br />

auf den Altar, mal steigen die Bitten in Form<br />

von Weihrauch auf, mal werden frei formulierte<br />

Bitten vorgetragen. „In dieser beinahe<br />

intimen Stimmung trauen sich viele,<br />

ihre persönlichen Anliegen auszusprechen“,<br />

sagt Thomas Tribula – die Sorge um den<br />

schwer erkrankten Vater, eine gescheiterte<br />

Beziehung, Angst vor <strong>der</strong> Prüfung. „Hier<br />

kann ich mich eben total öffnen, ohne dass<br />

ich Angst haben muss, mich zu entblößen.“<br />

Kraftvoll-fetzige Rhythmen<br />

zum Mitwippen<br />

Eines <strong>der</strong> Erfolgsgeheimnisse <strong>der</strong> Jugendvesper<br />

liegt jedoch in <strong>der</strong> Musik. Die<br />

musikalische Basis bilden meist Thomas<br />

Tribula (Gitarre), Stefan Sauerbrey (Percussion)<br />

<strong>und</strong> Bru<strong>der</strong> Julian Glienke (Geige).<br />

Oft gesellen sich an<strong>der</strong>e Instrumente dazu<br />

– spontanes Mitmusizieren ist ausdrücklich<br />

erwünscht. Es entsteht eine Musik,<br />

die aus dem Herzen kommt. „Die muss<br />

nicht absolut perfekt sein, aber sie muss<br />

ankommen“, meint <strong>der</strong> leidenschaftliche<br />

Musiker Tribula. Und das tut sie auch: Mal<br />

verführen kraftvoll-fetzige Rhythmen zum<br />

Mitwippen, mal entführen zarte meditative<br />

Klänge in die Tiefen <strong>der</strong> Seele. „Am<br />

Ende herrscht eine intensive Stimmung“,<br />

resümiert Stefan Sauerbrey. Überhaupt ist<br />

für ihn die Jugendvesper <strong>der</strong> lebendige<br />

Beweis dafür, dass Kirche auch „jung, dynamisch<br />

<strong>und</strong> cool“ sein kann. „Man muss<br />

nur bereit sein, etwas zu verän<strong>der</strong>n“, sagt<br />

er: „Dann hat Kirche auch Zukunft!“<br />

25


NameN/NachrichteN<br />

„Liturgie“ eines Fußballspiels <strong>und</strong><br />

Sehnsucht nach Gemeinschaft<br />

Fußballfans gibt es auch bei Mönchen<br />

<strong>und</strong> Nonnen. Wie auf dem Klosterberg in<br />

Königsmünster so auch im Maintal des<br />

Klosters Münsterschwarzach. Zur bevorstehenden<br />

Fußballeuropameisterschaft<br />

vom 8. Juni bis 1. Juli 2012 in Polen/<br />

Ukraine einige Gedanken von P. Maurus<br />

Runge OSB, Abtei Königsmünster<br />

Samstagnachmittag, 16:45 Uhr. Eine<br />

himmlische Stille breitet sich über <strong>der</strong> Abtei<br />

Königsmünster aus. Das ganze Kloster<br />

bereitet sich auf den Sonntag vor. Das ganze<br />

Kloster? Aus mindestens einem Zimmer<br />

sind ungewohnte Töne zu hören. In den paradiesischen<br />

Frieden mischt sich Torjubel,<br />

<strong>und</strong> manchmal hört man den überraschten<br />

Ausruf: „Elfmeter!“ Sie hat wie<strong>der</strong> begonnen,<br />

die samstägliche B<strong>und</strong>esliga-Radiokonferenz.<br />

Für mich ist sie seit meiner Jugend<br />

ein festes Ritual. Für viele Menschen<br />

hat sie Kultstatus. Sie versammeln sich um<br />

einen Radioempfänger (o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>ner: einen<br />

PC/Handy mit Internetanschluss) <strong>und</strong><br />

lauschen gebannt dem Spielverlauf ihres jeweiligen<br />

Lieblingsvereins. Die Sprache verrät<br />

es schon: Wir haben es hier mit Anklängen<br />

an eine mo<strong>der</strong>ne Liturgie zu tun. Auch<br />

Fußballfans mit Schals (Stola)<br />

sonst fi nden sich zwischen Fußball <strong>und</strong><br />

Religion zumindest Anknüpfungspunkte.<br />

Es gibt Menschen, die sich allwöchentlich<br />

in beson<strong>der</strong>e Gewän<strong>der</strong> hüllen <strong>und</strong> prozessionsartig<br />

mit Lie<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Gesängen in<br />

das Stadion ihres Lieblingsvereins pilgern.<br />

Schon rein äußerlich haben die Stadien einen<br />

fast sakralen Charakter – von <strong>der</strong> architektonischen<br />

Gestaltung bis zu den hymnenartigen<br />

Gesängen, die dort erschallen.<br />

„Liturgische Bekleidung“<br />

Das Fußballstadion – die Kathedrale <strong>der</strong><br />

Neuzeit? Vielleicht erscheint dieser Vergleich<br />

manchem etwas überspitzt, doch<br />

ich fi nde die aufgezeigten Parallelen <strong>der</strong><br />

beiden „Liturgien“ bedenkenswert. Was<br />

macht die Faszination aus, die nicht nur<br />

in B<strong>und</strong>esligazeiten, son<strong>der</strong>n mehr noch<br />

bei Welt- <strong>und</strong> Europameisterschaften<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en (sportlichen) Großveranstaltungen<br />

Tausende ansonsten ganz normale<br />

Menschen ergreift? Zeigt sich da nicht<br />

eine zutiefst menschliche Sehnsucht, die<br />

früher die Religion erfüllen konnte, die<br />

aber mittlerweile aus den Kirchen u. a.<br />

in die Fußballstadien abgewan<strong>der</strong>t ist? Im<br />

Phänomen des Fußballfans mit seiner „liturgischen<br />

Bekleidung“ aus Trikot, Schal,<br />

Schirmmütze <strong>und</strong> Flagge (alles in den<br />

Farben des jeweiligen Vereins) <strong>und</strong> dem<br />

quasi religiösen Liedgut <strong>der</strong> National- <strong>und</strong><br />

Vereinshymnen zeigt sich eine Sehnsucht<br />

nach Zugehörigkeit <strong>und</strong> Gemeinschaft,<br />

die in jedem Menschen angelegt ist, ob<br />

er nun einer offi ziellen Religion angehört<br />

o<strong>der</strong> nicht. Wir alle möchten irgendwo<br />

dazugehören, uns mit an<strong>der</strong>en solidarisieren,<br />

unsere Vereinzelung durchbrechen<br />

auf an<strong>der</strong>e Menschen <strong>und</strong> auf ein<br />

größeres Ziel hin. Der Mensch ist nun<br />

einmal ein Gemeinschaftswesen. Von Geburt<br />

an leben wir in Gemeinschaften, zunächst<br />

uns vorgegeben, später dann selbst<br />

gewählt. Der Schriftsteller Arnold Stadler<br />

spricht von einem „Dazugehörigkeitsverlangen“<br />

des Menschen. Es ist uns sozusagen<br />

fest eingeschrieben, irgendwo dazugehören<br />

zu wollen <strong>und</strong> das auch durch<br />

äußere Zeichen kenntlich zu machen. Das<br />

klassische religiöse Beispiel ist das Ordensgewand,<br />

doch auch im wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Leben spricht man immer<br />

mehr von einer corporate identity, die sich<br />

in einer bestimmten Kleidung Ausdruck<br />

verschafft (z.B. in einer speziellen Firmenkrawatte).<br />

Und beim Fußball ist es eben<br />

die Fankleidung.<br />

Ich gehöre zu Jesus<br />

Auch Christen sind vom „Dazugehörigkeitsverlangen“<br />

nicht ausgenommen. Aber<br />

– <strong>und</strong> ist das nicht das eigentliche W<strong>und</strong>er?<br />

– unser Verlangen wird ernst genommen.<br />

Wir dürfen zu einer großen, weltumspannenden<br />

Gemeinschaft, <strong>der</strong> Kirche, gehören.<br />

Und noch mehr: In Jesus Christus fi ndet<br />

unsere tiefste Sehnsucht, dazuzugehören,<br />

ihre Erfüllung. Ganz so, wie es auf einem<br />

Fußballtrikot des ehemaligen brasilia-<br />

26


Auch Jesus hat Fans<br />

nischen Weltfußballers Kaká einmal stand:<br />

I belong to Jesus – „Ich gehöre zu Jesus“.<br />

Ich fi nde es w<strong>und</strong>erbar, dass ich zu einem<br />

solchen Team gehören darf. Einem Team<br />

ganz unterschiedlicher Menschen, in dem<br />

jede <strong>und</strong> je<strong>der</strong> seine <strong>und</strong> ihre ganz eigene<br />

Begabung entfalten darf. Bei den Aposteln<br />

hat das ja schon angefangen: das war eine<br />

Mannschaft von höchst individuellen, fast<br />

schon eigenwilligen Charakteren: Simon<br />

Petrus, <strong>der</strong> Spielführer, <strong>der</strong> capitano, <strong>der</strong><br />

erst langsam in seine Rolle hineinwachsen<br />

muss; Jakobus <strong>und</strong> Johannes, die leicht aufbrausenden<br />

„Donnersöhne“, immer für einen<br />

fl otten Spruch gut, ohne an die Folgen<br />

zu denken – Oliver Kahn lässt grüßen; Thomas,<br />

<strong>der</strong> erst durch die Nacht des Zweifels<br />

hindurch muss, um Jesus berühren zu können;<br />

Matthäus, <strong>der</strong> Zöllner <strong>und</strong> Lebemann<br />

(von Caravaggio auf seinem berühmten<br />

Gemälde zumindest so dargestellt); Judas<br />

Iskariot, <strong>der</strong> tragisch Gescheiterte, <strong>der</strong> so<br />

große Ziele hatte <strong>und</strong> daran zerbrach, dass<br />

Jesus ganz an<strong>der</strong>s war, als er es sich vorgestellt<br />

hatte. Bei diesen Aposteln gibt es<br />

offensichtlich nichts, was es nicht gibt, <strong>und</strong><br />

auf den ersten Blick scheinen sie auch nicht<br />

viel gemeinsam zu haben. Bis auf das eine:<br />

Irgendwann in ihrem Leben hat <strong>der</strong> Ruf<br />

Jesu sie getroffen, sein Blick sie angerührt,<br />

<strong>und</strong> da haben sie alles verlassen <strong>und</strong> sind<br />

ihm nachgefolgt, weil sie spürten: da ist<br />

einer, für den zu leben sich lohnt, da ist ein<br />

Ziel, auf das hin ich leben kann. Und dieses<br />

Ziel schweißt diese so unterschiedlichen<br />

Menschen zu einer Mannschaft zusammen,<br />

die Jesu Botschaft bis in die<br />

hintersten Winkel <strong>der</strong> Erde<br />

trägt. Zusammengehalten<br />

werden sie von einem ganz<br />

beson<strong>der</strong>en Teamgeist. Die<br />

Apostel – <strong>und</strong> das gilt auch<br />

für uns, die wir nach ihrem<br />

Vorbild leben <strong>und</strong> wirken sollen<br />

– haben sich ihren Dienst<br />

nicht ausgesucht, son<strong>der</strong>n<br />

sind dazu berufen worden.<br />

Ganz ähnlich, wie ein Fußballspieler<br />

in die Nationalmannschaft<br />

„berufen“ wird – schon<br />

die Wortwahl ist die gleiche.<br />

Irgendeiner hat sie entdeckt;<br />

sich selbst rufen kann keiner.<br />

Papst Benedikt XVI: Was <strong>der</strong><br />

Fußball lehrt.<br />

Vor 30 Jahren, zur WM 1978, hat <strong>der</strong> damalige<br />

Erzbischof von München, Joseph<br />

Kardinal Ratzinger, eine bemerkenswerte<br />

R<strong>und</strong>funkansprache gehalten. Darin sagt<br />

er: „Der Fußball lehrt den Menschen vor<br />

allem das disziplinierte Miteinan<strong>der</strong>; als<br />

Mannschaftsspiel zwingt er zur Einordnung<br />

des Eigenen ins Ganze. Er verbindet durch<br />

das gemeinsame Ziel; Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg<br />

jedes einzelnen liegen in Erfolg <strong>und</strong> Misserfolg<br />

des Ganzen. Und er lehrt schließlich<br />

ein faires Gegeneinan<strong>der</strong>, bei dem die gemeinsame<br />

Regel, <strong>der</strong> man sich unterstellt,<br />

in <strong>der</strong> Gegnerschaft das Verbindende <strong>und</strong><br />

Einende bleibt. Im Zuschauen identifi zieren<br />

sich die Menschen mit dem Spiel <strong>und</strong> den<br />

Spielern <strong>und</strong> sind so selber am Miteinan<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Gegeneinan<strong>der</strong>, an seinem Ernst <strong>und</strong><br />

seiner Freiheit beteiligt. Die Spieler werden<br />

zum Symbol des eigenen Lebens.“ Und<br />

so wird auch weiterhin die samstägliche<br />

Stille unseres Klosterberges durch hoffentlich<br />

viele Tore meines Lieblingsvereins<br />

unterbrochen. Und nicht zuletzt bei allen<br />

Spielen <strong>der</strong> Deutschen Nationalmannschaft<br />

während <strong>der</strong> bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft<br />

in Polen/Ukraine.<br />

„Ich gehöre zu Jesus“ Ricardo Kaka<br />

27


NameN/NachrichteN<br />

60 Jahre Profess am 13. mai<br />

Bru<strong>der</strong> Vitalis Kapper<br />

geboren am 7. September 1931 in Roxheim/Pfalz, Landkreis Ludwigshafen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in<br />

Worms-Bensheim kam Bru<strong>der</strong> Vitalis im Jahre 1950 nach Münsterschwarzach <strong>und</strong> trat in unsere Abtei ein. 1952 war<br />

seine zeitliche Profess <strong>und</strong> durch die ewige Profess am 19. Mai 1955 schloss er sich auf Lebenszeit unserer Gemeinschaft<br />

an. Nach seinem Klostereintritt erlernte er den Beruf des Gärtners <strong>und</strong> arbeitete in <strong>der</strong> Klostergärtnerei. Von 1955 bis<br />

1960 wirkte er in <strong>der</strong> Münsterschwarzacher Nie<strong>der</strong>lassung Hendon in London/England. Dort kümmerte er sich um Haus<br />

<strong>und</strong> Garten. Von 1960 bis 1964 war er im Kloster St. Ludwig bei Wipfeld tätig. Ab 1967 war er für fünf Jahre in <strong>der</strong><br />

Klosterdruckerei eingesetzt. 1972 bis 1993 betreute er die großen Parkanlagen des Klosters. Seit 1993 ist Bru<strong>der</strong> Vitalis<br />

als Hausmeister in den Klostergebäuden eingesetzt. Aber er ist weiterhin nebenbei noch gärtnerisch tätig. Er liefert die Blumen, die er zum Teil<br />

in seinem eigenen Gärtchen heranzieht, für den Kirchenschmuck <strong>und</strong> damit erfreut er auch die Mitbrü<strong>der</strong> an ihren Festtagen wie Geburtstage<br />

<strong>und</strong> Jubiläen. Hobbys von Bru<strong>der</strong> Vitalis sind neben den Blumen, das Briefmarkensammeln <strong>und</strong> das Bergwan<strong>der</strong>n.<br />

Bru<strong>der</strong> Sturmius Stöcklein<br />

geboren am 3. November 1933 in Dörfleins, bei Bamberg. 1950 trat er in unser Kloster ein. Der berufliche Lebensweg<br />

von Bru<strong>der</strong> Sturmius im Kloster war von Anfang an vom graphischen Gewerbe geprägt <strong>und</strong> er war bis vor einigen Jahren<br />

in <strong>der</strong> Druckerei mit Leib <strong>und</strong> Seele tätig. Es begann mit einer Lehre als Schriftsetzer, gefolgt von <strong>der</strong> Buchdruckerlehre,<br />

die er erfolgreich mit <strong>der</strong> Meisterprüfung zum Schriftsetzer abschloss. Seine über 55 Jahre in <strong>der</strong> Klosterdruckerei, sind<br />

zugleich Geschichte. Er führte die kleine Hausdruckerei zu einem erfolgreichen Unternehmen, <strong>der</strong> heutigen Benedict Press<br />

in <strong>der</strong> Vier-Türme-GmbH, die durch kontinuierliches Wachstum auf eine Belegschaft von 35 Mitarbeitern angewachsen<br />

ist. Die Druckerzeugnisse waren von einem optimalen <strong>und</strong> umfassenden Qualitätsstandard, vor allem im Bereich <strong>der</strong><br />

Kunstkataloge. Hobby von Bru<strong>der</strong> Sturmius sind die Briefmarken. Seit Jahren betreut er die Briefmarkensammlung des Klosters <strong>und</strong> ist aktives<br />

Mitglied des Briefmarkenvereins Kitzingen. Nach einigen Jahren Aufenthalt im Haus Benedikt in Würzburg ist Bru<strong>der</strong> Sturmius wie<strong>der</strong> in die<br />

Abtei zurückgekehrt <strong>und</strong> verbringt hier einen aktiven Lebensabend, er springt ein, wo er gebraucht wird, beson<strong>der</strong>s im Vier-Türme-Verlag.<br />

Bru<strong>der</strong> Theodor Gabel<br />

geboren am 18. April 1930 in Löffelstelzen, (Main-Tauber-Kreis). Nach dem Besuch <strong>der</strong> Volksschule in Löffelstelzen bis<br />

1944, half er einige Jahre in <strong>der</strong> elterlichen Landwirtschaft mit. 1947 bis 1950 Buchbin<strong>der</strong>-Lehre bei Fa. H. Kling in Bad<br />

Mergentheim. Am 20. März 1950 Eintritt in unser Kloster, zeitliche Profess 1952. Durch die ewige Profess am 19. Mai 1955<br />

schloss er sich für immer unserer Gemeinschaft an. Nach einigen Jahren auf verschiedenen Posten in <strong>der</strong> Hausmeisterei<br />

<strong>und</strong> Bauabteilung, kam Bru<strong>der</strong> Theodor 1954 wie<strong>der</strong> in die Buchbin<strong>der</strong>ei. 1956 bestand er die Meisterprüfung mit bestem<br />

Erfolg in Würzburg <strong>und</strong> führt seit dieser Zeit die Kloster-Buchbin<strong>der</strong>ei. Bru<strong>der</strong> Theodor hat in diesen 58 Berufsjahren mit<br />

seinen Mitarbeitern unzählige Bücher geb<strong>und</strong>en. Beson<strong>der</strong>es Können erfor<strong>der</strong>t von ihm die Restaurierung alter Bücher, die<br />

zum Teil über 500 Jahre alten Werke sind häufig stark beschädigt. Hobby von Bru<strong>der</strong> Theodor ist das Sammeln von alten Münzen. Außerdem<br />

ist er Sakristan für die evangelische Gemeinde, wenn diese im Torhaus <strong>der</strong> Abtei ihre Sonntagsgottesdienste feiert.<br />

Bru<strong>der</strong> Raphael Hollweck<br />

geboren am 10. Oktober 1932 in Neumarkt in <strong>der</strong> Oberpfalz. Von 1939 bis 1947 besuchte er die Volksschule in Neumarkt.<br />

Bereits 1947 führte sein Weg nach Münsterschwarzach. Im Lehrlingsheim des Klosters konnte er den Beruf des Schlossers<br />

erlernten. Im Jahre 1950 bat er um Aufnahme in die Abtei. 1952 legte er seine zeitliche Profess <strong>und</strong> 1955 seine ewigen<br />

Gelübde ab. Die Tätigkeit in seinem erlernten Beruf als Schlosser beendete er schon 1952. Die Ordensoberen wurden<br />

aber schon bald darauf aufmerksam, welche weiteren Fähigkeiten in Bru<strong>der</strong> Raphael stecken. Er hat beson<strong>der</strong>e Eignung<br />

<strong>und</strong> Gespür im Umgang mit den Menschen. So wechselte er in die Missionsprokura. Dabei trat Bru<strong>der</strong> Raphael mit vielen<br />

Wohltätern des Klosters in Verbindung <strong>und</strong> kümmerte sich um <strong>der</strong>en Anliegen <strong>und</strong> Sorgen. Diese Tätigkeit in Münsterschwarzach<br />

<strong>und</strong> im Kloster St. Benedikt in Würzburg verrichtete er über 25 Jahre. 1980 wurde in <strong>der</strong> Abtei für die große Münsterschwarzacher<br />

Kirche ein Sakristan gebraucht. Dafür wurde Bru<strong>der</strong> Raphael ausgewählt <strong>und</strong> er versah diesen Dienste im Hause Gottes bis 1994 in großer Treue<br />

<strong>und</strong> Gewissenhaftigkeit. Diesen Sakristans-Dienst verrichtete er von 1956 bis 1959 auch im Stift Lambach in Österreich. Ab 1994 arbeitete<br />

er im Fairhandel-Lager. Seit einigen Jahren ist er nun im „Makonde-Laden“ im Torhaus <strong>der</strong> Abtei anzutreffen <strong>und</strong> verkauft die Produkte aus<br />

dem Fairhandel. Mit großem Geschick <strong>und</strong> Einfühlungsvermögen versteht er es, die Waren aus den Missionslän<strong>der</strong>n zu verkaufen, <strong>und</strong> damit<br />

vielen Menschen in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n helfen. Er ist nicht nur Verkäufer, son<strong>der</strong>n vielen Menschen auch Seelsorger.<br />

28 28


Abt Michael Reepen<br />

geboren am 24. Juni 1959 in Freiburg/Breisgau. Schüler am Aufbaugymnasium Heimschule Len<strong>der</strong> in Sasbach. 1979<br />

Abitur, 1981 bis 1982 Studium <strong>der</strong> katholischen Theologie an <strong>der</strong> Universität Freiburg. 1982 Klostereintritt in Münsterschwarzach.<br />

Am 17. September 1983 zeitliche Profess. 1983 bis 1986 Fortsetzung seines Studiums <strong>der</strong> Theologie in<br />

Würzburg, am 6. Januar 1987 Feierliche Profess. Priesterweihe durch Weihbischof Gnädinger von Freiburg am 11. Juli<br />

1987 in Münsterschwarzach. Präfekt <strong>und</strong> Erzieher im Lehrlingsseminar St. Plazidus. 1989 bis 1991 Missionar in <strong>der</strong> Abtei<br />

Ndanda/Tansania. Danach Rektor im Lehrlingsseminar St. Plazidus <strong>und</strong> Schulseelsorger am Egbert-Gymnasium. Von<br />

1997 bis 2006 war Pater Michael Novizenmeister in <strong>der</strong> Abtei Münsterschwarzach. Am 20. Mai 2006 wählten ihn die<br />

Mönche <strong>der</strong> Abtei zum Abt von Münsterschwarzach. Seit nunmehr sechs Jahren führt <strong>und</strong> leitet Abt Michael mit viel Freude <strong>und</strong> Engagement<br />

die Klostergemeinschaft gemäß seinem Wahlspruch „In <strong>der</strong> Freude des Heiligen Geistes“.<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>Fre<strong>und</strong>e</strong> <strong>und</strong> Wohltäter!<br />

25 Jahre Priester am 11. Juli<br />

Als ich vor Monaten mein Motto: ‚Lasst uns Taten sehen <strong>und</strong> nicht nur Worte hören’ nie<strong>der</strong>schrieb, ahnte ich nicht, welche<br />

Reaktion damit ausgelöst würde. Mit so einer Resonanz auf unsere Baumpfl anzung in Ndanda habe ich nicht gerechnet. So<br />

möchte ich an dieser Stelle allen Spen<strong>der</strong>n recht herzlich danken. Vielleicht noch ein Nachtrag zur Aufforstung in unserem<br />

Gebiet. Wir hier in Ndanda bevorzugen Edelhölzer wie den Teakbaum, da wir davon ausgehen können, dass diese Bäume<br />

eine lange Standdauer haben werden, bis man sie zu Möbelholz <strong>und</strong> Inneneinrichtungen verarbeitet. Dadurch kann unser<br />

Wald alt werden <strong>und</strong> viele Funktionen im Umweltbereich übernehmen.<br />

<strong>Liebe</strong> Spen<strong>der</strong>, jetzt heißt es, Taten folgen zu lassen <strong>und</strong> genügend Baumsetzlinge für die nächste Regenzeit heranzuziehen.<br />

Nochmals danke ich Ihnen, auch im Namen meiner Mitarbeiter, für Ihre fi nanzielle Hilfe.<br />

Ihr dankbarer Bru<strong>der</strong> Godehard Hell OSB<br />

29 29


DaNK/Serie<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>Fre<strong>und</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>Helfer</strong><br />

<strong>der</strong> „Aktion Schulhefte,<br />

<strong>der</strong> Aufruf des Missionsprokurators von<br />

Münsterschwarzach, Br. Stephan, zu <strong>der</strong><br />

Aktion Schulhefte hat reichliche Früchte<br />

getragen. Ich bedanke mich bei allen Spen<strong>der</strong>n<br />

dafür mit einem ganz herzlichen Vergelts<br />

Gott, o<strong>der</strong> mit einem „Asante sana”,<br />

wie wir es in Suaheli, <strong>der</strong> Landessprache<br />

von Tansania ausdrücken.<br />

Ausbildung ist die beste Form <strong>der</strong> Entwicklungshilfe.<br />

„Ausbildung ist <strong>der</strong> Schlüssel<br />

zum Leben”, ist ein beliebtes Sprichwort<br />

hier zu Lande. Nach diesem Motto haben<br />

wir bereits vor 15 Jahren ganz klein mit<br />

<strong>der</strong> „Aktion Schulhefte“ begonnen <strong>und</strong> sie<br />

ist inzwischen zu einer festen Einrichtung<br />

geworden. Anfangs waren es hauptsächlich<br />

kleine Schulhefte, die wir druckten. Inzwischen<br />

sind die Schulen umgestiegen auf<br />

große DIN A4 Hefte, welche wir in fünf<br />

verschieden Stärken <strong>und</strong> Seitenzahlen herstellen.<br />

Wir verarbeiten jährlich ca. 50 – 60<br />

Tonnen Papier, nur für die Herstellung dieser<br />

Hefte. Es geht uns nicht um das große<br />

Geschäft, son<strong>der</strong>n um eine konkrete Hilfe<br />

für die Schulkin<strong>der</strong>, welche die Hefte zum<br />

halben Preis von uns bekommen. Die zweite<br />

Hälfte des Preises wird durch Spenden fi -<br />

nanziert. Dass diese Aktion so ganz nebenbei<br />

auch noch Arbeitsplätze sichert, ist für<br />

viele Menschen in Tansania eine große Hilfe.<br />

Die Eltern müssen Schuluniformen kaufen<br />

<strong>und</strong> für die höheren Schulen auch Schulgeld<br />

bezahlen, was eine große Belastung für<br />

das geringe Einkommen ist. Von uns erhalten<br />

sie die Schulhefte zu einem günstigen<br />

Preis. Ganz verschenken wollen wir sie aus<br />

erzieherischen Gründen nicht. Was nichts<br />

kostet, ist ja bekanntlich auch nichts wert!<br />

Ich erfahre immer wie<strong>der</strong> den Dank <strong>der</strong><br />

Eltern, Lehrer <strong>und</strong> Schüler für unsere Aktion.<br />

Diesen Dank gebe ich gerne an Sie<br />

weiter. Ich freue mich sehr, Ihre Unterstützung<br />

weitergeben zu dürfen, für eine gute<br />

Ausbildung von vielen jungen Menschen<br />

in Tansania.<br />

Ihr dankbarer Br. Markus Forster OSB<br />

Diese Schulhefte wurden von Ihnen, liebe Wohltäter gespendet. Br. Markus in mitten einer Schulklasse<br />

30


„Plastik blumen“<br />

Kati sang schon den ganzen Morgen<br />

irgendwelche Lie<strong>der</strong>, in denen Rosen<br />

vorkamen. Im Augenblick trällerte<br />

sie aus vollem Halse: „Schenkt man<br />

sich Rosen in Tirol.“ Tom hielt sich<br />

die Ohren zu. Er konnte nichts dagegen<br />

machen, denn Kati war verliebt,<br />

ihr Gesicht leuchtete wie eine rote<br />

Tomate. „Kati, Zettelsuche!“ Das war<br />

Matata.<br />

Mit einem Schlag war die Musik aus.<br />

„Wo? Wer? Ich!“ <strong>und</strong> ehe die an<strong>der</strong>en<br />

sich versahen, wühlte Kati im<br />

Nähkästchen <strong>und</strong> hatte einen Zettel<br />

mit Rosenduft in <strong>der</strong> Hand. „Hier –<br />

lies“, damit streckte Kati den Zettel<br />

Bahati hin <strong>und</strong> die nahm ihn, faltete<br />

ihn auseinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> las:<br />

„Kuba, Havanna im Mai 2010. Ich,<br />

das Mädchen Benita Blanca <strong>und</strong><br />

mein Fre<strong>und</strong> Manolito möchten euch<br />

eine Geschichte erzählen. Wir wohnen<br />

in Kubas Hauptstadt Havanna<br />

in <strong>der</strong> Karibik. Oft spielen wir mit<br />

an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> alten spanischen<br />

Festung <strong>und</strong> ließen uns von<br />

<strong>der</strong> Meeresgischt bespritzen Einige<br />

Nachmittage in <strong>der</strong> Woche hilft<br />

Manolito nach <strong>der</strong> Schule seinem<br />

Onkel Fernando Blumen zu verkaufen.<br />

Er hat ganze Körbe voller Plastikblumen<br />

<strong>und</strong> die Leute kaufen<br />

diese Blumen, weil sie so haltbar<br />

<strong>und</strong> pfl ege leicht sind.<br />

An einem Sonn tag waren Manolito<br />

<strong>und</strong> ich in <strong>der</strong> Kathedra le <strong>und</strong> nach<br />

dem Gottesdienst kam <strong>der</strong> Küster<br />

auf mich zu <strong>und</strong> fragte: „Darf ich Dir<br />

eine Blume schenken. Ich habe nämlich<br />

eine übrig.“ Zum ersten Mal hielt<br />

ich eine wirkliche Blume in <strong>der</strong> Hand.<br />

Es war eine Rose. Und wie sie duftete.<br />

Manolito konnte sich gar nicht<br />

satt riechen an dem herzlichen Duft.<br />

Ich nahm sie mit heim, stellte sie in<br />

das Wasserglas <strong>und</strong> täglich saßen<br />

Manolito <strong>und</strong> ich vor unsrer Rose.<br />

Nach ein paar Tagen verän<strong>der</strong>te sich<br />

unsere Blume, die Blütenblätter fi ngen<br />

an zu welken <strong>und</strong> unsere geliebte<br />

Rose begann zu sterben. Ich war<br />

ganz traurig. Da nahm mich Manolito<br />

in die Arme <strong>und</strong> sagte: „Mein Opa hat<br />

mir mal gesagt, dass alles Lebendige<br />

einmal sterben muss. Wenn du<br />

nicht sterben willst, darfst du nicht<br />

geboren werden – aber dann erfährst<br />

du auch die Schönheit des Lebens<br />

nicht.“ Dann hat er mich ganz lieb<br />

gedrückt <strong>und</strong> mein Schmerz wurde<br />

kleiner. Zum Schluss haben Manolito<br />

<strong>und</strong> ich je<strong>der</strong> ein Blütenblatt in ein<br />

Buch gelegt – als bleibende Erinnerung<br />

an unsere Rose.


DaS POrtrait<br />

STECKBRIEF:<br />

Name: Br. Bonaventura Gruben OSB<br />

Geboren: 04.08.1931 in Hilden bei Düsseldorf<br />

1945 – 1948: Gärtnerlehre<br />

15.09.1954: Klostereintritt<br />

September 1956: Zeitliche Profess<br />

15.05.1960: Ewige Profess<br />

23.08.1960: Aussendung in unser Haus Hendon/Großbritannien<br />

bis April 1984<br />

15.05.1984 bis 12.1999: Priorat Damme<br />

Seit 2000: Abtei Münsterschwarzach.<br />

Tätigkeiten: Gartenarbeit, Postbote, gelegentlich<br />

Pfortendienst <strong>und</strong> die Verteilung von Zeitungen.<br />

Meine Meinung zum Thema dieser Ruf-Ausgabe:<br />

In je<strong>der</strong> Blume, die blüht, sagt Gott, dass er mich gerne hat. Mögen die Leser <strong>und</strong> Leserinnen dies insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch die Ruf-Ausgabe erfahren.<br />

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