Professor Dr. Werner Glogauer Schulpädagoge und - 1
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Sendung vom 17.05.2000<br />
<strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Glogauer</strong><br />
<strong>Schulpädagoge</strong> <strong>und</strong> Medienwirkungsforscher<br />
im Gespräch mit <strong>Werner</strong> Reuß<br />
Reuß: Herzlich willkommen, verehrte Zuschauerinnen <strong>und</strong> Zuschauer, bei Alpha-<br />
Forum. Zu Gast ist heute <strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Glogauer</strong>, <strong>Schulpädagoge</strong>,<br />
Didaktiker <strong>und</strong> Medienwissenschaftler. Herzlich willkommen, Herr <strong>Professor</strong><br />
<strong>Glogauer</strong>.<br />
<strong>Glogauer</strong>: Guten Tag.<br />
Reuß: Sie haben sich seit vielen Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten mit den Medien <strong>und</strong><br />
auch mit der Wirkung von Medien beschäftigt. Sind Sie auch eine Art von<br />
Medienpädagoge? Kann man das sagen <strong>und</strong> wenn ja, was macht denn ein<br />
Medienpädagoge?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich bin Medienpädagoge, weil ich von der Pädagogik herkomme <strong>und</strong> die<br />
Bedeutung dieses Bereichs der Pädagogik schon recht bald erkannt habe.<br />
Was macht ein Medienpädagoge? Der beschäftigt sich natürlich mit<br />
verschiedenen Bereichen, die eigentlich auch zur Pädagogik gehören:<br />
nämlich mit der Medienerziehung. Aber er beschäftigt sich auch mit einem<br />
anderen wichtigen Bereich: der Mediendidaktik. Das ist die Wissenschaft<br />
vom Einsatz <strong>und</strong> von der Verwendung von Medien im Lehr- <strong>und</strong><br />
Lernprozess. Das ist also ein Bereich, der in der Pädagogik insgesamt<br />
immer bedeutsamer geworden ist.<br />
Reuß: Sie haben ein Stichwort schon erwähnt, die Medienerziehung. Ein anderes<br />
Stichwort, das in diesem Zusammenhang immer genannt wird, ist die so<br />
genannte Medienkompetenz. Was versteht Sie denn unter<br />
Medienkompetenz?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich muss sagen, dass ich diesen Begriff als etwas zu hoch angesetzt<br />
betrachte. Das ist vor allem dann der Fall, wenn er immer wieder für die<br />
Medienerziehung im Bereich der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen verwendet wird.<br />
Vor allem wenn es um die praktische Realisierung dieser<br />
medienerzieherischen Ansprüche geht, sollten wir das, was man<br />
medienerzieherisch konkret tun kann, genauer benennen. Aufgr<strong>und</strong> auch<br />
meiner eigenen Forschungsergebnisse besteht das ganz wesentlich darin,<br />
dass man eine präventive Freizeiterziehung betreibt. Wir haben z. B. bei<br />
den Untersuchungen zu den Videofilmen - zum Konsum <strong>und</strong> zur Wirkung<br />
von Videofilmen – festgestellt, dass diejenigen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, die<br />
die Freizeitaktivitäten, die z. B. von den Sportvereinen angeboten werden,<br />
auch ausnützen, bei weitem nicht so viele Videofilme anschauen wie die<br />
anderen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, die solche sinnvollen<br />
Freizeitbeschäftigungen nicht ausgebildet haben. Das ist natürlich in erster<br />
Linie ein Appell an die Eltern. Es gibt darüber hinaus noch einen weiteren<br />
Bereich, der von der Medienpädagogik sehr stark betont wird: Das ist die<br />
aktive Medienerziehung. Die Kinder sollen dabei angeleitet werden, selbst<br />
Medien zu produzieren. Sie sollen lernen, mit den Medien umzugehen. Es<br />
gibt da z. B. Videofilmgruppen: Da geht man beim Naturk<strong>und</strong>eunterricht z.<br />
B. in die Natur hinaus <strong>und</strong> nimmt Dinge auf, die auch Gegenstand dieses
Unterrichts sind.<br />
Reuß: Wer bestimmt eigentlich, was für uns, also für die Mediennutzer, wirklich gut<br />
ist? Brauchen wir nicht alle ab <strong>und</strong> zu neben der Anspannung im Beruf oder<br />
in der Schule auch ein wenig Entspannung? Müssen wir nicht auch<br />
manchmal zur reinen Entspannung einen spannenden Krimi sehen, einen<br />
unterhaltsamen Spielfilm? Ist daher nicht auch das Seichte ab <strong>und</strong> zu<br />
notwendig?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das ist ganz klar so. Wir kennen ja die Situation von vielen Menschen, die<br />
heute gestresst von der Arbeit nach Hause kommen <strong>und</strong> sich nicht mehr<br />
fordern lassen wollen. Sie wollen sich entspannen, <strong>und</strong> da sind natürlich die<br />
Medien – ich möchte hier wirklich alle Medien nennen – ein ganz passabler<br />
Weg.<br />
Reuß: Wie nutzen Sie eigentlich selbst die Medien?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich schaue mir z. B. sehr gerne Sportsendungen an, weil ich selbst von<br />
Jugend an aktiver Sportler gewesen bin. Als Medienpädagoge <strong>und</strong><br />
Medienwissenschaftler muss ich natürlich auch sehr viele andere Dinge<br />
ansehen: auch Dinge, die ich mir ansonsten nicht ansehen würde. Ich<br />
schaue mir z. B. sehr viel Werbung an. Das hängt zum Teil auch mit den<br />
jeweiligen Forschungsprojekten zusammen. Ich habe jetzt die Werbung<br />
bereits genannt: Wir haben einmal eine Untersuchung über die<br />
Wahrnehmung <strong>und</strong> Wirkung von Werbefernsehen gemacht. Da muss man<br />
dann in diesem Bereich schon auch selbst zu Hause sein, das ist ganz klar.<br />
Reuß: Die Sozialisation des Menschen wurde früher von der Familie, von der<br />
Kirche, von der Schule oder anderen sozialen Gruppen geprägt. Heute hat<br />
man aber den Eindruck, dass durch die immer stärkere Bedeutung der<br />
Medien diese Gruppen zunehmend ihren prägenden Charakter verlieren.<br />
Ersetzen die Medien die anderen sozialen Gruppen tatsächlich zunehmend<br />
in der Sozialisationsfunktion?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das ist eine ganz wichtige Frage. Es gibt da schon Prozesse, die diese<br />
Verschiebung zeigen: <strong>und</strong> zwar sehr stark zeigen. Das sind allerdings<br />
Prozesse, die mehr unter der Decke vor sich gegangen sind. Wir können<br />
doch davon ausgehen, dass die wichtigsten Einflüsse auf Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche in der Erziehung <strong>und</strong> Bildung eigentlich doch immer von<br />
naturgegebenen Gr<strong>und</strong>lagen bereitgestellt worden sind: Das war eben<br />
insgesamt die Natur. Eine weitere wichtige Gr<strong>und</strong>lage der Einflüsse wurde<br />
vom sozialen Umfeld gestellt: von der Familie usw. Die dritte Komponente<br />
stellte selbstverständlich die jeweilige Kultur dieser Gesellschaft bzw. dieses<br />
Gesellschaftsbereichs dar. Heute stellt man jedoch bedauerlicherweise fest,<br />
dass z. B. der Einfluss der Eltern <strong>und</strong> der Erziehungsberechtigten<br />
insgesamt abnimmt: Die Vorbildfunktion der Eltern, der Lehrer, der Priester,<br />
der Meister usw. ist ganz stark zurückgegangen. Man hat gerade in den<br />
letzten Jahren auf diesem Gebiet ja Untersuchungen gemacht, die das<br />
bestätigt haben. Diese Vorbildgruppen machen heute nur noch einige<br />
Prozent aus: An der Spitze stehen dabei heute die Leute aus den Medien,<br />
vom Film, vom Fernsehen, aus der Mode usw. Dieser Bef<strong>und</strong> ist so<br />
eindeutig, dass man das eigentlich bedauern muss: Die Vorbildfunktion der<br />
Menschen im nahen sozialen Umfeld ist so gut wie aufgehoben worden.<br />
Reuß: Ich würde hier, wenn Sie erlauben, gerne einen kleinen Schnitt machen,<br />
denn wir werden danach zur Wirkungsforschung noch einmal ausführlich<br />
zurückkommen. Ich würde Sie nun unseren Zuschauern gerne als Mensch<br />
etwas näher vorstellen. Sie kommen ursprünglich aus Schlesien <strong>und</strong> sind<br />
nach dem Krieg in Kehlheim aufgewachsen. Wie sind Sie aufgewachsen?<br />
Wie war Ihre Kindheit?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich habe, insgesamt gesehen, eigentlich eine sehr positive Kindheit gehabt.<br />
Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, <strong>und</strong> so war in meiner Kindheit die
Begegnung mit der Natur äußerst wichtig. Wenn man früher ein paar<br />
Schritte aus dem Haus gemacht hat – <strong>und</strong> das hat sich im Vergleich zu<br />
heute doch sehr stark verändert –, dann war man bereits in der Natur. Da<br />
gab es Wasser, da gab es Wiesen, <strong>und</strong> der Wald war auch nicht weit. Es<br />
gab unbegrenzte <strong>und</strong> unbehinderte Möglichkeiten, sich da auszubreiten <strong>und</strong><br />
auszubilden. Das ist für die gesamte geistige, motorische <strong>und</strong> sinnliche<br />
Entwicklung doch ungeheuer wichtig. Wenn man den Vergleich mit heute<br />
zieht, dann muss man sagen, dass unsere heutigen Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendlichen dagegen klar benachteiligt sind. Sie haben diese Freiräume<br />
nicht mehr, sie müssen sie sich teilweise erst erkämpfen. Bei mir zu Hause<br />
wird z. B. auf der Straße Eishockey gespielt. Wenn da dann die Tore<br />
aufgestellt werden, gibt das natürlich Schwierigkeiten mit dem Verkehr usw.<br />
Ich bedauere diese Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, die sich ihre Freiräume, um<br />
ihrem Spieldrang nachkommen zu können, praktisch immer erst erkämpfen<br />
müssen.<br />
Reuß: Sie haben nach dem Krieg die Lehrerbildungsanstalt in Straubing besucht<br />
<strong>und</strong> dort beide Staatsexamina abgelegt. Warum wollten Sie Lehrer werden?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich wollte irgendeinen pädagogischen Beruf erlernen, <strong>und</strong> der Lehrerberuf<br />
hat sich deshalb angeboten, weil es damals eine sehr starke Nachfrage<br />
nach diesem Beruf gegeben hat. Die Chancen in diesem Beruf waren also<br />
sehr groß. Es gab damals sogar die Möglichkeit, dass Frauen <strong>und</strong> Männer<br />
mit der Mittleren Reife in einer Kurzausbildung von ein oder zwei Jahren<br />
einen Abschluss auf diesem Gebiet machen konnten <strong>und</strong> dann früher oder<br />
später als Lehrer auch verbeamtet wurden.<br />
Reuß: Sie haben anschließend Pädagogik, Psychologie <strong>und</strong> Literatur studiert <strong>und</strong><br />
auch promoviert. Die Promotion hatte das Thema: "Vorbilder <strong>und</strong> Leitbilder<br />
des Films im Jugendalter." War Ihre Promotion schon ein Hinweis auf Ihre<br />
spätere Affinität zum Thema Medien?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das ist richtig. Ich habe bereits damals zusammen mit anderen Kollegen<br />
Medien produziert, weil ein Lehrmittelmangel herrschte. Die Affinität war<br />
also von vornherein vorhanden. Es kam dann auch eine Phase, in der ich<br />
an Schulbüchern mitgearbeitet habe. Zusammen mit anderen Kollegen<br />
habe ich Schulbüchern herausgegeben <strong>und</strong> war als Schulbuchautor tätig.<br />
Vielleicht erinnern sich noch manche an dieses Buch aus dem<br />
Erdk<strong>und</strong>eunterricht "Fahr mit in die Welt": Dieses Buch gehörte z. B. mit<br />
dazu. Ich habe darüber hinaus auch an dem Buch "Wir erleben die<br />
Geschichte" mitgemacht. Dieses Buch war nicht nur in Deutschland ein<br />
sehr großer Erfolg, sondern auch in Österreich <strong>und</strong> in der Schweiz sehr weit<br />
verbreitet. Dabei haben wir versucht, einen neuen Typ von Schulbuch zu<br />
machen. Es sollte gerade kein Buch sein, das alles vorgibt. Stattdessen<br />
sollte das ein Buch sein, aus dem sich die Kinder auf der Gr<strong>und</strong>lage vieler<br />
Arbeitsgr<strong>und</strong>lagen möglichst viel selbst erarbeiten können. Das hing<br />
natürlich auch mit unterrichtsmethodischen Entwicklungen zusammen.<br />
Solche Unterrichtsformen wie Partnerarbeit oder Gruppenunterricht sind<br />
damals im Rahmen der Schulreform ja immer beliebter geworden. Man hat<br />
die Notwendigkeit immer mehr eingesehen, solche modernen<br />
Unterrichtsformen zu realisieren.<br />
Reuß: Sie haben auch in einem Institut mitgearbeitet, das Ihr Doktorvater<br />
<strong>Professor</strong> Keilacker mitgegründet hat: Das war das "Institut für<br />
Jugendfilmfragen" <strong>und</strong>, wenn man so will, der Vorläufer des heute<br />
bekannten Instituts "Jugend Film Fernsehen". Was hat Sie damals an den<br />
Medien fasziniert? Das war damals im Wesentlichen ja noch nicht das<br />
Fernsehen, sondern eher der Film: Worin bestand da für Sie das<br />
Faszinosum?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das kam eigentlich aufgr<strong>und</strong> des Angebots <strong>und</strong> der Voraussicht meines<br />
Doktorvaters <strong>Professor</strong> <strong>Dr</strong>. Martin Keilacker zustande. Er hatte damals den
Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie inne. Er hat zusammen mit seiner<br />
Frau diesen Bereich auch entdeckt <strong>und</strong> weit in die Zukunft geschaut. Bereits<br />
damals hat er medienpädagogische Themen in Seminaren usw.<br />
angeboten. So hat er eigentlich einen Stamm von Medienpädagogen<br />
herangezogen. Das gab es zwar noch nicht als Hauptfach, aber viele haben<br />
sich als Lehrer – ich war damals ja Lehrer, als ich studiert habe, <strong>und</strong> bereits<br />
hier in München tätig – dafür zusätzlich zu ihren psychologischen oder<br />
pädagogischen Studien interessiert.<br />
Reuß: 1962 wurden Sie an die Pädagogische Hochschule in Augsburg berufen.<br />
Worin lag der Schwerpunkt Ihrer Arbeit?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Der Schwerpunkt, <strong>und</strong> so hieß es damals auch in der Berufung, lag in der<br />
Allgemeinen Didaktik. Das war der Vorläufer der Schulpädagogik. Darüber<br />
hinaus hatte ich mich mit der Didaktik der deutschen Sprache <strong>und</strong> Literatur<br />
zu befassen. Damals sind ja insgesamt an den Pädagogischen<br />
Hochschulen in Deutschland diese Didaktiken eingeführt worden. Das stand<br />
natürlich in engem Zusammenhang mit der Schulreform <strong>und</strong> den ganzen<br />
inneren schulischen Reformen. Die Didaktik selbst hat ja eine sehr lange<br />
Tradition. Ich darf hier vielleicht einmal Amos Comenius erwähnen, diesen<br />
großen europäischen Didaktiker. Er hat im Bereich der Didaktik für das<br />
gesamte Abendland das gr<strong>und</strong>legende Werk "Didactica magna"<br />
geschrieben. Er hat auch schon damals eine hervorragende Definition der<br />
Didaktik gef<strong>und</strong>en. Er spricht nämlich davon, dass die Didaktik die<br />
Wissenschaft sei, allen alles zu lehren. Wenn man sich eine moderne<br />
Definition der Didaktik ansieht, dann merkt man, wie viel von dieser seiner<br />
alten Definition noch darin steckt.<br />
Reuß: Sie haben sich ja auch intensiv mit der Frage des Lernens <strong>und</strong> Lehrens mit<br />
den Medien beschäftigt. Auf die heutige Zeit übertragen interessiert mich,<br />
wie gut sich insbesondere die elektronischen Medien für das Lehren <strong>und</strong><br />
das Lernen eignen.<br />
<strong>Glogauer</strong>: Sie würden sich gut eignen, aber man muss dabei eben immer auf die<br />
didaktisch-methodische Qualität achten. Wenn ich mir z. B. die<br />
Lehrprogramme für den Computer ansehe, dann stelle ich fest, dass es da<br />
doch manches nachzuholen gilt. So weit zumindest mein Einblick in dieses<br />
Gebiet reicht, liegt das ganz einfach daran, dass solche Programme nicht<br />
mehr so sehr von Didaktikern <strong>und</strong> Methodikern gemacht werden, sondern<br />
von Fachleuten auch aus dem Bereich der Unterrichtstechnologie. Das<br />
müsste sich aber meiner Meinung nach schon noch stark verbessern.<br />
Natürlich sind diese Dinge an sich auch begrenzt. Wir haben das damals<br />
gleich zu Beginn des Schulfernsehens schon ausprobiert. Bayern hat<br />
damals ja damit angefangen: mit solchen Sendung wie "Hopfen aus der<br />
Hallertau". Die erste Schulfernsehsendung zum Deutschunterricht<br />
überhaupt stammte aus dem Aufsatzunterricht <strong>und</strong> hatte den Titel "Und das<br />
Ende der Geschichte?" Da wurde die Geschichte eines Zirkush<strong>und</strong>es<br />
gezeigt – eigentlich sehr nett gemacht –, um dann an einer bestimmten<br />
Stelle der Geschichte abzubrechen. Der Auftrag an die Kinder lautete dann,<br />
diese Geschichte schriftlich weiter zu erzählen. Daraus ist dann ja auch<br />
dieses Buch zur Lerneffizienz des Schulfernsehens entstanden. Ich glaube<br />
aber, dass das Schulfernsehen in der Gegenwart leider an Bedeutung<br />
verloren hat.<br />
Reuß: Diese Bedeutung wird es hoffentlich wieder gewinnen: alleine schon durch<br />
die Existenz dieses Bildungskanals.<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich würde das begrüßen.<br />
Reuß: Die Bedeutung der Medien nimmt ja permanent zu. Ich will einmal bei<br />
unserem Medium bleiben, beim Fernsehen: Die Medienforschung sagt,<br />
dass jeder B<strong>und</strong>esdeutsche im Jahr 1999 im Durchschnitt r<strong>und</strong> 198<br />
Minuten pro Tag ferngesehen hat. Das entspricht etwas 1200 St<strong>und</strong>en im
Jahr. Wenn man das aneinander reiht, dann sind das in etwa 50 Tage pro<br />
Jahr. Das ist doch mehr, als wir in der Regel Urlaub haben. Warum hat das<br />
Fernsehen diese große Bedeutung gewonnen?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Dafür gibt es natürlich verschiedene Ursachen <strong>und</strong> Gründe. Einen Gr<strong>und</strong><br />
habe ich vorhin schon angesprochen: Das sind diese beschränkten<br />
Freizeitmöglichkeiten im Freien. Das muss man wirklich sehr bedauern.<br />
Denn für die gesamte geistige, motorische <strong>und</strong> sinnliche Entwicklung<br />
entstehen dadurch für die Kinder große Nachteile. Wenn immer mehr<br />
ferngesehen wird oder wenn immer mehr Computerspiele gespielt werden,<br />
dann wird ja auch kaum noch gelesen. Die Tatsache, dass das Lesen seit<br />
ungefähr zwei, drei Jahrzehnten sehr stark rückläufig ist, wird ja auch von<br />
der Wirtschaft sehr bedauert, weil man diesen Mangel im Hinblick auf die<br />
Schreib- <strong>und</strong> Lesefertigkeiten am Arbeitsplatz sehr konkret beobachten<br />
kann.<br />
Reuß: Aus den USA gibt es eine Aufsehen erregende Untersuchung an 3000<br />
Kindern zwischen drei <strong>und</strong> fünf Jahren. Gemäß dieser Studie war das<br />
Fernsehen für 44 Prozent aller Kinder beliebter als der eigene Vater <strong>und</strong> für<br />
immerhin noch 20 Prozent aller Kinder beliebter als die eigene Mutter. Was<br />
macht diese emotionale Bindung an dieses technische Gerät namens<br />
Fernseher aus?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Sie haben den richtigen Begriff gewählt, denn es ist tatsächlich ein<br />
emotionales Verhältnis. Die Kinder <strong>und</strong> teilweise noch die Jugendlichen bis<br />
zu 14 Jahren entwickeln z. B. zu den Figuren aus den Action-<br />
Zeichentrickserien emotionale Beziehungen: Diese Figuren sind sehr<br />
attraktiv für sie, damit kann der Vater, der müde von der Arbeit kommt <strong>und</strong><br />
ziemlich abgeschlagen den eigenen Sohn oder die eigene Tochter erlebt,<br />
nicht konkurrieren. Aufgr<strong>und</strong> der medialen Darstellung sind diese Figuren<br />
für die Kinder ganz einfach attraktiver. Da ist wiederum ein Gr<strong>und</strong> dafür,<br />
warum die Vorbildfunktion der Eltern zurückgegangen ist.<br />
Reuß: Die Wirkung der Medien wird ja sehr häufig negativ beschrieben: zur<br />
gesamten Gewaltdebatte werden wir sicherlich gleich noch kommen. Wenn<br />
es jedoch so ist, wenn es also bestimmte negative Reiz-Reaktions-Muster<br />
gibt, dann müsste doch auch der Umkehrschluss gelten: Demgemäß<br />
könnten dann die Medien auch sehr positiv wirken. Wie müssten also die<br />
Medieninhalte gestaltet werden, damit sie diese Attraktivität haben <strong>und</strong><br />
gleichzeitig positiv wirken?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das, was Sie im zweiten Teil Ihrer Frage gesagt haben, muss man in der<br />
Tat unterstreichen. Diese Potenz der Medien zu einer solchen Wirkung gibt<br />
es selbstverständlich. Aber wir erleben ja vor allem bei den elektronischen<br />
Medien, dass dort mehr das Negative, mehr die Gewalt <strong>und</strong> die<br />
Katastrophen <strong>und</strong> mehr das Negative unseres menschlichen Lebens <strong>und</strong><br />
unserer Kultur gezeigt werden. Das wäre schon ein großes Anliegen, bei<br />
dem natürlich alle zusammenarbeiten müssten: Es sollten mehr pro-soziale<br />
Inhalte, wenn ich das einmal auf diesen Nenner bringen darf, in den Medien<br />
gezeigt werden.<br />
Reuß: Nun gibt es ja durchaus Versuche in der Richtung, denn es gibt Serien, die<br />
millionenfach gesehen werden <strong>und</strong> die wie z. B. die "Lindenstraße"<br />
versuchen, in einem einzigen Haus alle Alltagsprobleme zu fokussieren, die<br />
man sich vorstellen kann. Wie beurteilen Sie denn die Wirkung solcher<br />
Serien?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Die Wirkung ist ja ganz offensichtlich groß. Denn diese <strong>und</strong> auch andere<br />
analoge Serien sind ja so angelegt, dass sich möglichst viele Zuschauer<br />
darin wiedererkennen können: die täglichen Probleme, die sie haben usw.<br />
Aber auch hier beginnt ja schon die Fiktionalität: Das ist ja nicht wirklich die<br />
Realität, sondern das ist eine fiktive Welt. Ich möchte nicht sagen, dass<br />
schon bei diesen Serien gewisse Gefahren bestehen, aber wenn man zu
den rein fiktiven Darstellungen übergeht, dann kann man sehen, auf welche<br />
Weise diese Gefahren beginnen: Das gilt vor allem für die Action-<br />
Zeichentrickserien <strong>und</strong> Action-Serien. Diese fiktiven Geschichten <strong>und</strong> auch<br />
diese virtuellen Welten der Computerspiele haben eine ungeheure<br />
Anziehungskraft für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche.<br />
Reuß: Ich darf einmal eine ein wenig provokante Frage stellen: Wenn man sich mit<br />
der Wirkungsforschung ein bisschen auseinander setzt, dann hat man den<br />
Eindruck, dass es da doch sehr viel Widersprüchliches gibt. Die einen<br />
sagen, die Medien hätten gar keine Wirkung. Die anderen sagen, die<br />
Medien würden vorhandene Prädispositionen verstärken. Wieder andere<br />
sagen sogar, dass z. B. bestimmte Gewaltdarstellungen auch die Wirkung<br />
einer Katharsis hätten, dass sie also eine reinigende, eine<br />
aggressionshemmende Wirkung hätten. Wieder andere sagen, dass die<br />
Medien auch zu Nachahmungseffekten führen können. Was gilt denn nun?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das, was Sie angesprochen haben, hat als Hintergr<strong>und</strong> ganz einfach<br />
verschiedene Wirkungstheorien. Das alles sind ja zunächst einmal nur<br />
Annahmen. Diese Annahmen werden heutzutage aber häufig bereits als<br />
Ergebnis verstanden. Dieser Irrtum ist immer wieder festzustellen. Zu den<br />
positiven Wirkungen kann ich nur sagen, dass man das einmal ganz<br />
konsequent durchdenken sollte: Gäbe es keine negativen Wirkungen, dann<br />
gäbe es ja auch keine positiven. Diese Wirkungen gibt es natürlich: Ich als<br />
Mediendidaktiker weiß das <strong>und</strong> muss ja den Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern auch<br />
vermitteln können, was sie an positiven Effekten erzielen können, wenn sie<br />
die Medien didaktisch-unterrichtsmethodisch einsetzen. Medien eignen sich<br />
z. B. ganz hervorragend dazu, dass man einen Einstieg in ein Thema finden<br />
kann. Kinder <strong>und</strong> Jugendliche kann man mit den Medien dazu motivieren,<br />
sich mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen. Es gibt also schon viele<br />
positive Dinge. Es kann mit den Medien z. B. auch der Lernerfolg gesteigert<br />
werden. Wir hatten in Augsburg z. B. ein Zentrum für "programmierte<br />
Unterweisung". Unter anderem zusammen mit dem Kollegen Schiefele<br />
haben wir dort z. B. Lehrprogramme entwickeln. Es hat sich dabei auch<br />
herausgestellt, dass Lehrprogramme dann, wenn sie gut gemacht sind,<br />
gegenüber anderen Lernformen durchaus zu höheren<br />
Lernerfolgsergebnissen führen. Wir haben das im Deutschunterricht<br />
beispielsweise bei Rechtschreibprogrammen festgestellt. Es wäre sehr<br />
interessant, das weiter zu verfolgen. Man hat diese programmierte<br />
Unterweisung allerdings teilweise auch übertrieben. Mittlerweile ist das<br />
jedoch alles auf ein normales Maß zurückgegangen. Wenn ich es schätzen<br />
sollte, dann würde ich sagen, dass nicht mehr als fünf oder zehn Prozent<br />
des Unterrichts mit Lehrprogrammen bewältigt werden. Früher, in den<br />
Anfängen, hatte man ja die Euphorie, dass man damit sogar Lehrer<br />
ersetzen könnte, weil man den größten Teil des Unterrichts mit<br />
Lehrprogrammen bewältigen könnte. Diese Euphorie kam natürlich aus den<br />
USA zu uns: Das ist jedoch weder dort noch bei uns jemals erreicht worden.<br />
Reuß: Das Angebot an Medien nimmt ja ständig zu, ebenso wie es ein ständig<br />
steigendes Informationsangebot gibt. Man kann da ja zunächst einmal<br />
unterstellen, dass sich deswegen das Wissen <strong>und</strong> die Informationen in der<br />
Bevölkerung nivellieren werden. Dennoch gibt es die Theorie, dass die<br />
Wissenskluft zwischen den formal höher gebildeten <strong>und</strong> den formal etwas<br />
weniger gebildeten Menschen immer noch größer werden wird. Teilen Sie<br />
diese Ansicht, dass es eine Wissenskluft geben wird?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich glaube, das ist zu stark verallgemeinert gefragt. Wir haben in unserer<br />
Gesellschaft im Hinblick auf die Berufe <strong>und</strong> die Interessen eine sehr starke<br />
Differenzierung vorliegen: Die Entwicklung mit den Spartenkanälen <strong>und</strong> die<br />
Tatsache, dass auch Ihr Sender zum Teil ganz gut ankommt, zeigt doch<br />
eigentlich, dass es diese sehr großen Interessensunterschiede tatsächlich<br />
gibt, die bis in den beruflichen Bereich hineingehen. Man sollte diese Frage
also doch etwas differenzierter sehen, wie überhaupt diese ganze<br />
Mediendiskussion oft zu einseitig geführt wird.<br />
Reuß: Ich würde gerne noch das Thema "Gewalt" ansprechen. Sie vertreten ja die<br />
Auffassung – es gibt darüber auch ein Buch von Ihnen –, dass<br />
Gewaltdarstellungen in den Medien, also im Fernsehen oder auch in den<br />
Computerspielen, Kinder <strong>und</strong> Jugendliche kriminalisieren können. Da stellt<br />
sich einem jedoch folgende Frage: Gewaltdarstellungen gab es doch immer<br />
schon. Es gab sie in der Antike, <strong>und</strong> es gab <strong>und</strong> gibt sie in der Kunst, in der<br />
Literatur. Worin besteht denn der qualitative Unterschied zwischen diesen<br />
Gewaltdarstellungen in der Literatur <strong>und</strong> der Kunst <strong>und</strong> den visuellen<br />
Medien?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich glaube, dass der Unterschied an einer neueren Entwicklung ganz<br />
besonders deutlich wird, nämlich am großen Interesse der Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendlichen – <strong>und</strong> in zunehmendem Maße auch der Erwachsenen – an<br />
den Computerspielen. Wo liegt der Qualitätsunterschied in der<br />
Rezeptionssituation von Filmen oder Videofilmen <strong>und</strong> den<br />
Computerspielen? Der Mediennutzer erreicht bei letzterem eine völlig neue<br />
Qualitätsstufe: Er ist selbst der Akteur per Maus oder per Joystick. Bei<br />
diesen Killerspielen fliegen eben massenweise die Köpfe, wird gefoltert oder<br />
werden sexuelle Delikte begangen. Hier kommt es zu Prozessen, die viel<br />
stärker verinnerlicht werden: Es tritt eine Automatisierung dieses<br />
Abschießens ein, denn das Denken wird abgeschaltet <strong>und</strong> moralische<br />
Kriterien kommen überhaupt nicht mehr zum Einsatz. Das ist im Gr<strong>und</strong>e<br />
genommen alles reduziert auf das übliche Reiz-Reaktions-Schema, so wie<br />
es z. B. auch in der militärischen Ausbildung bei Schießübungen geschieht.<br />
Reuß: Wird auch das Unrechtsbewusstsein, das Weltbild <strong>und</strong> das Menschenbild<br />
der Jugendlichen dadurch verändert, wenn Gewalt sozusagen positiv<br />
sanktioniert wird, wenn man also durch Tötungssimulationen Punkte<br />
sammeln <strong>und</strong> damit das Spiel gewinnen kann?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das ist ein ganz wichtiges Element. Die Tatsache, dass in so einem Spiel<br />
bestimmte Gegner eliminiert <strong>und</strong> dafür Punkte vergeben werden, ist eine<br />
Bekräftigung, eine Verstärkung, wenn ich das hier einmal lernpsychologisch<br />
ausdrücken darf. Es ist natürlich etwas sehr Schlechtes, wenn man fürs<br />
Töten belohnt wird. Die Entwicklung bei den Computerspielen ist in<br />
allerjüngster Zeit wirklich beängstigend. Es gibt inzwischen die Möglichkeit,<br />
dass die Spieler bei diesen Spielen Bilder einscannen können: etwa von<br />
Lehrern oder Lehrerinnen, gegen die sie irgendwelche Aggressionen<br />
hegen. Die Spieler können dann per Joystick oder Maus auf diese Bilder<br />
schießen. Das ist bei uns bei den schlimmsten Spielen – ich möchte hier<br />
keine Namen erwähnen, um damit nicht irgendwelche Vorgaben für die<br />
Nutzung solcher Spiele zu leisten – mittlerweile möglich. Wenn etwas<br />
wirklich ganz dringend passieren müsste, dann wären es neue Regelungen<br />
<strong>und</strong> Bestimmungen, die man hier einführen müsste, damit man diese<br />
Nutzung eindämmen kann. Wir haben bereits 1994 in Augsburg an über<br />
500 Hauptschülern eine Untersuchung über deren Nutzung des Computers<br />
<strong>und</strong> vor allem der Computerspiele gemacht. Schon damals hatten 62<br />
Prozent von ihnen Zugang zu indizierten <strong>und</strong> beschlagnahmten<br />
Computerspielen <strong>und</strong> spielten diese auch. Das ist doch eine ungeheure<br />
Zahl, die sich bis heute noch einmal erhöht hat, wie ich weiß.<br />
Reuß: Ich würde gerne noch einmal zum Fernsehen zurückkommen. Bis zum<br />
Alter von 18 Jahren hat laut einer Studie ein amerikanischer Teenager bis<br />
zu 40000 Morde im Fernsehen gesehen. In Deutschland werden pro Jahr<br />
inzwischen auch bis zu 25000 Morde in allen Varianten gezeigt. Sie selbst<br />
zitieren dazu eine Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass jährlich 10000<br />
Morde <strong>und</strong> 70000 Vergewaltigungen zu verhindern wären bzw. gar nicht<br />
stattfinden würden, wenn es das Fernsehen nicht gäbe. Wie kommt man zu<br />
so einem Ergebnis? Ist das nicht bloß eine Hypothese?
<strong>Glogauer</strong>: Das ist keine Hypothese, denn an der Stelle kann ich Ihnen auch die<br />
Ergebnisse meiner letzten Forschung nennen. Es ging dabei um<br />
medieninduzierte Sexualdelikte Jugendlicher. Ich habe dabei eine ganz<br />
bestimmte Zahl exploriert, denn ich bin in Gesprächen ausführlich diesem<br />
Zusammenhang nachgegangen. Das Ergebnis ist eindeutig, <strong>und</strong> ich kann<br />
wirklich kein anderes Ergebnis vermelden: Bei fast jedem zweiten Täter ist<br />
der Medienkonsum, also der Konsum dieser Porno- <strong>und</strong> Sexmedien, die<br />
ausschließliche Ursache für seine Sexualdelikte. Ich muss dabei aber noch<br />
Folgendes ergänzen: Diese Sexualdelikte geschehen in dieser schlimmen<br />
Art dann, wenn die Nutzung dieser Medien bereits in einem frühen Alter<br />
beginnt, wenn das also, wie das heute leider der Fall ist, mit neun oder zehn<br />
Jahren anfängt <strong>und</strong> wenn parallel dazu auch Gewaltmedien, wenn parallel<br />
dazu also diese Horrorfilme <strong>und</strong> Actionfilme konsumiert werden. Gerade<br />
diese Parallelität ist das Gefährliche. Bei den Sex- <strong>und</strong> Pornofilmen sind ja<br />
meistens an sich schon sehr viele Gewalttätigkeiten mit dabei: Wenn dann<br />
noch diese anderen Gewaltmedien konsumiert werden, dann wird das<br />
wirklich gefährlich. Eine solche Parallelität führt meines Erachtens<br />
zwangsläufig zu solchen Delikten. Noch ein Punkt ist jedoch wichtig.<br />
Gefährlich wird es, wenn sich die Eltern nicht um diesen Medienkonsum<br />
kümmern <strong>und</strong> überhaupt keine Kontrollfunktion ausüben.<br />
Bedauerlicherweise ist das jedoch bei mindestens 50 Prozent der<br />
Erziehungsberechtigten der Fall. Damit sind wir nun wieder auf die<br />
Medienpädagogik zurückgekommen. Eine ganz wichtige Sache wäre in<br />
diesem Zusammenhang also die Aufklärung der Erziehungsberechtigten:<br />
über Nutzung <strong>und</strong> Medienwirkung bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Das liegt<br />
heute jedoch noch ganz im Argen.<br />
Reuß: Nun gibt es ein paar ganz extreme Fälle: In den USA hat ein sechsjähriger<br />
Schüler seine Mitschülerin erschossen, in Bad Reichenhall hat ein<br />
Jugendlicher fünf Menschen getötet, in Meißen hat ein Schüler seine<br />
Lehrerin vor der Klasse erstochen. Es gab dieser Tage vier Jugendliche in<br />
Darmstadt, die von einer Autobahnbrücke aus Steine auf Autos geworfen<br />
<strong>und</strong> damit zwei Menschen tödlich verletzt haben. All diese Taten standen<br />
den Berichterstattungen zufolge immer in Zusammenhang mit einem<br />
bestimmten Medienkonsum. Wenn es zu solchen Nachahmungstaten<br />
kommt: Gibt es bestimmte Schlüsselreize, die so eine Nachahmung<br />
auslösen können?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich glaube, dass man bei diesen Fällen nicht von reinen Nachahmungstaten<br />
sprechen sollte. Das, was Sie vorhin gesagt haben, zeigt, dass diese ganze<br />
Sache doch komplexer <strong>und</strong> komplizierter ist. Es geht nämlich nicht nur um<br />
diese pure Nachahmung alleine: obwohl das schon auch eine Rolle spielt.<br />
Ich verwende in diesem Zusammenhang lieber den Begriff des<br />
Beobachtungslernens. Bei den Fällen in den USA <strong>und</strong> bei den von Ihnen<br />
genannten Fällen hier in Deutschland zeigt es sich aber, dass all diese<br />
Täter nahezu übereinstimmend die gleichen indizierten <strong>und</strong> bei uns sogar<br />
verbotenen <strong>und</strong> beschlagnahmten Computerspiele gespielt haben, dass sie<br />
auch die gleichen Filme gesehen haben. Sie haben z. B. alle diesen Film<br />
mit Leonardo Di Caprio gesehen, der auf Deutsch "Baseball-Tagebuch"<br />
heißt. Dort tritt er ganz dunkel gekleidet mit der Knarre in der Hand auf. In<br />
diesem Film kommen Szenen vor, die direkte Anleitungen sind für<br />
"Nachahmungen". All diese Täter waren auch User dieser modernen<br />
jugendspezifischen Musik, dieser Gothic Music. Sehr viele dieser Täter<br />
haben z. B. auch den Film "Natural Born Killers " gesehen. Ich darf hier<br />
darauf hinweisen, dass es in den USA ja so ist, dass die Angehörigen der<br />
Opfer dieser Fälle - das sind in den letzten fünf Jahren bereits mehrere<br />
gewesen – vom obersten amerikanischen Gericht zugestanden bekommen<br />
haben, dass sie in diesen Fällen Anzeige erstatten können. Da laufen nun<br />
die ersten Prozesse, in denen auch Mediengutachter tätig sind. Bei den<br />
Computerspielen ist dabei z. B. David Grossmann als Gutachter benannt:
Er ist ein hervorragender Experte für Computerspiele. Da geht es dann<br />
doch um ziemlich große Beträge - um circa 130 Millionen Dollar<br />
Schadensersatz. In den USA kommt somit auf die Produzenten, auf die<br />
Verteiler solcher Medien doch einiges zu. In dem von Ihnen<br />
angesprochenen Buch habe ich das bereits einmal dargestellt: Es gab in<br />
den USA seit den siebziger Jahren schon einige solcher Prozesse mit<br />
entsprechenden Verurteilungen. Wenn wir das auf einen Nenner bringen<br />
wollen, dann geht es dabei also im Gr<strong>und</strong>e genommen um die<br />
Produkthaftung der Medien. Ich möchte an der Stelle auch sagen, dass<br />
aufgr<strong>und</strong> der geringen Einsichtigkeit vieler Medienproduzenten <strong>und</strong> Verteiler<br />
viele Menschen das mittlerweile als ein notwendiges Mittel ansehen: Man<br />
soll dabei wirklich nach dem Prinzip der Produkthaftung vorgehen. Denn<br />
berechtigterweise wird in dem Zusammenhang wie folgt argumentiert:<br />
Diese Produkthaftung gibt es ja schließlich auch in anderen Bereichen wie<br />
z. B. in der pharmazeutischen Industrie oder in der Autoindustrie usw. Ich<br />
beziehe mich hier, wie gesagt, immer nur auf diese schlimmen Dinge, die<br />
wir vorhin angesprochen haben. Die anderen, die positiven Dinge bestehen<br />
natürlich auch: Gegen die Produzenten <strong>und</strong> Verteiler dieser Dinge soll hier<br />
auch gar nichts gesagt werden. Wichtig ist eben, dass bei diesen<br />
schlimmen Dingen Maßnahmen ergriffen werden müssen. Ich möchte dafür<br />
noch ein Beispiel nennen. Bayern hat ja vor kurzem im B<strong>und</strong>esrat versucht,<br />
diese Killerspiele zu verbieten. Es ging darum, sich darauf zu einigen, diese<br />
Spiele zu verbieten. Das ist im B<strong>und</strong>esrat aber durchgefallen. Eine solche<br />
Entscheidung kann ich wirklich nicht verstehen. Es gibt selbstverständlich<br />
sehr positive Computerspiele: Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Wenn<br />
man meinetwegen diese Simulationsspiele im Bereich des Sports nimmt,<br />
dann trifft das zu. So etwas gibt es ja mittlerweile für alle Sportarten. Es geht<br />
mir hier wirklich immer nur um diese Auswüchse: Da tut man sich als<br />
Medienpädagoge ebenso wie mancher Politiker schon sehr schwer, in<br />
diesem Bereich bestimmte Dinge durchzusetzen.<br />
Reuß: Kommen wir noch einmal kurz zum Fernsehen zurück. Gewalt findet ja<br />
nicht nur im fiktionalen Bereich, sondern auch in Nachrichten <strong>und</strong> in<br />
Informationsmagazinen statt. Der ehemalige B<strong>und</strong>esvorsitzende des<br />
"Deutschen Journalistenverbandes" <strong>Dr</strong>. Herrmann Meyn schreibt in einem<br />
neuen Buch, dass Gewaltdarstellungen nicht in jedem Fall negativ zu<br />
bewerten sind. Er sagt: "Ohne die Aufnahmen napalmverbrannter Kinder<br />
hätte der Vietnamkrieg womöglich noch sehr viel länger gedauert. Ohne die<br />
grausamen Bilder aus dem ehemaligen Jugoslawien wären vermutlich<br />
multinationale Streitkräfte nicht für den Frieden auf dem Balkan eingesetzt<br />
worden." Ergänzend dazu kann man vielleicht sagen, dass es auch den<br />
Einsatz der Vereinten Nationen in Somalia ohne diese Bilder nicht gegeben<br />
hätte. Bewirkt die Gewaltdarstellung auf politischer Ebene manchmal auch<br />
Positives?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das ist schwer zu sagen. Wenn man die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
betrachtet, kann man sagen, dass sie dadurch auch emotional geschädigt<br />
werden: Daran besteht überhaupt kein Zweifel, denn sie bekommen Angst<br />
vor bestimmten Erscheinungen der Wirklichkeit, weil dabei eine<br />
Übertragung auf ihre eigene Wirklichkeit erfolgt. Das muss man schon auch<br />
sehen, <strong>und</strong> das ist in Forschungen auch schon so <strong>und</strong> so oft nachgewiesen<br />
worden. Die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen bekommen auch eine negative<br />
Erwartungshaltung gegenüber ihrer eigenen Zukunft. Übrigens hat die<br />
UNESCO 1995 in einem Beschluss, der bedauerlicherweise nur sehr wenig<br />
beachtet wird, u. a. festgestellt, dass das Fernsehen gerade diese Wirkung<br />
hat: weil eben immer so stark das Negative, das Brutale, das Perverse usw.<br />
im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />
Reuß: Sie haben ja auch schon andere Medien untersucht. Über die<br />
Computerspiele haben wir bereits kurz gesprochen. Aber es gibt ja auch<br />
Musikrichtungen, die negative Folgen haben können. Welche Erkenntnisse
haben Sie denn dabei gewonnen?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Auch hier gilt natürlich das, was ich soeben schon gesagt habe: Ich beziehe<br />
mich immer nur auf die extremen Dinge. Das ist z. B. der Musikbereich des<br />
Heavy Metal mit dem Unterbereich des Black Metal <strong>und</strong> seinen satanischen<br />
Texten. Wenn man sich diese Texte näher anschaut, dann wird man<br />
feststellen – <strong>und</strong> das wird wohl niemand bestreiten können –, dass das<br />
regelrechte Anweisungen für satanische Praktiken sind. Das betrifft aber<br />
auch bestimmte Bereiche in der Rap-Musik <strong>und</strong> dabei vor allem diesen<br />
Gangster Rap. Diese Musik kommt aus den USA, <strong>und</strong> die Begründer dieser<br />
Richtung waren in der Tat selbst Kriminelle. Eine Hauptfigur <strong>und</strong> auch für<br />
viele deutsche Jugendliche eine Idolfigur ist z. B. Ice-T. Er hatte eine solche<br />
Gruppe geleitet, deren Mitglieder im Gr<strong>und</strong>e genommen alle Verbrechen<br />
begangen haben. Um das Ganze ein wenig zu veranschaulichen: Er ist<br />
deshalb umstritten, weil er u. a. den Text "Cop Killer" geschrieben hat. Die<br />
eine Hälfte der Amerikaner hat das als eine Aufforderung zum<br />
Polizistenmord aufgefasst, die andere Hälfte hat das bestritten. Ich glaube<br />
also schon, dass solche Dinge nicht in die Welt gesetzt werden sollten,<br />
denn es besteht wirklich die Gefahr, dass diese erste Hälfte der Menschen<br />
Recht behält.<br />
Reuß: Sie haben in Ihrer Forschung einen ziemlich ganzheitlichen Ansatz, über die<br />
psychologischen Folgen haben wir z. B. bereits kurz gesprochen. Sie haben<br />
aber jetzt ein neues Buch veröffentlicht, das auch die physiologischen<br />
Folgen <strong>und</strong> dabei insbesondere die medizinischen Folgen von zu viel<br />
Medienkonsum beschreibt. Das Buch heißt "Die neuen Medien machen<br />
uns krank". Sie schreiben darin über die ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden, die<br />
durch übermäßigen Medienkonsum entstehen können. Was sind denn<br />
Ihrer Ansicht nach die gravierendsten Schäden, die dabei entstehen<br />
können?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Die gravierendsten Schäden sind psychischer <strong>und</strong> physischer Art. Ich<br />
nehme hier einmal den Bereich der physischen Schäden heraus. Ich<br />
beziehe mich in diesem Buch, <strong>und</strong> das möchte ich ausdrücklich betonen,<br />
auf den internationalen Forschungsstand. Hier sind vor allem Beiträge aus<br />
dem Bereich der Medizin <strong>und</strong> der Physiologie geleistet worden. Es ist z. B.<br />
ganz eindeutig so, dass zu langes Sitzen vor dem Fernseher zur<br />
Fettleibigkeit <strong>und</strong> zur Superfettleibigkeit führt <strong>und</strong> dass Menschen, die sehr<br />
viel vor dem Fernseher sitzen, unter einer signifikanten Reduzierung des<br />
Stoffwechsels leiden. Man weiß dabei auch, dass das z. B. bis hin zu<br />
Organschäden führen kann, wenn das chronisch wird. Zu nennen wären<br />
hier natürlich auch die Schäden im Bewegungs- <strong>und</strong> im Stützapparat: Das<br />
tritt bei einem zu langen Arbeiten vor dem Bildschirm genauso auf wie beim<br />
zu langen Nutzen der Computerspiele. Es gibt ja heute bereits Kinder, die<br />
sechs <strong>und</strong> mehr St<strong>und</strong>en täglich vor ihren Computerspielen sitzen: In<br />
manchen Phasen sind das sogar noch erheblich mehr St<strong>und</strong>en. Dabei<br />
treten dann solche Schäden auf. Es gibt da z. B. auch Augenschäden. Ich<br />
habe diesem ganzen Komplex ja insgesamt 15 Kapitel gewidmet: Ein<br />
weiteres Beispiel sind meinetwegen die Hörschäden, die durch überlaute<br />
Musik entstehen. Es ist international eindeutig nachgewiesen, dass etwa 30<br />
Prozent der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen davon betroffen sind. Man hat auch<br />
dieses Problem lange Zeit überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Ich<br />
habe für mich selbst einmal überschlagsmäßig ausgerechnet, was dabei an<br />
Kosten zur Behebung dieser ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden anfällt: Das sind<br />
wirklich Milliardenbeträge. Es gibt das Beispiel aus den USA, dass allein im<br />
Schulter- <strong>und</strong> Nackenbereich die Schäden dieser Form der Mediennutzung<br />
pro Jahr 30 Millionen Dollar an Kosten verursachen. Das wird über kurz<br />
oder lang auch bei uns so der Fall sein, denn in ein oder zwei Jahren wird<br />
sich bei uns die Zahl der Menschen, die einen Computer benutzen,<br />
versechzigfachen. Das ist eine ungeheure Entwicklung. Da müsste man<br />
doch auch wieder an Präventionen denken, um dabei bestimmten Dingen
vorbeugen zu können.<br />
Reuß: Sie haben in Ihrem Buch folgende Dinge behandelt: Fehlentwicklungen der<br />
Sprache <strong>und</strong> der Bewegungsmotorik, Übergewicht, schwindende<br />
Lesefähigkeit, Schädigungen des Sitz- <strong>und</strong> Bewegungsapparates usw. Sie<br />
haben auch vor möglichen Hirnschädigungen bei zu viel Medienkonsum<br />
gewarnt. Was sind das für Schäden, die dabei auftreten können?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das sind ganz einfach physiologische Schäden im Gehirn. Durch das zu<br />
lange <strong>und</strong> ausschließliche Sehen von Bildern - vor allem dann, wenn diese<br />
Bilder wie z. B. in der Werbung sehr hektisch hintereinander geschnitten<br />
werden – werden die Aufnahmefähigkeit, die Speicherfähigkeit <strong>und</strong> der<br />
Langzeitspeicher im Gehirn nicht genügend angesprochen. Die Fähigkeit,<br />
sich etwas auf die Dauer einprägen zu können, wird geschädigt. Ich will hier<br />
einmal <strong>Professor</strong> Spitzer von der Universität in Ulm erwähnen, denn es sind<br />
ja in letzter Zeit gerade die Psychiater, die uns darauf aufmerksam machen.<br />
<strong>Professor</strong> Spitzer z. B. sagt, dass die kortikale Ebene bei Kindern noch sehr<br />
empfänglich ist, weil sie bei ihnen noch in der Entwicklung steckt. Es<br />
werden dabei eben auch jene negativen Verhaltensweisen, die vom<br />
Fernsehen vermittelt werden, genauso eingeprägt wie positive<br />
Verhaltensweisen.<br />
Reuß: Unserer Zeit rast davon. Ich möchte Ihnen daher noch eine abschließende<br />
Frage stellen, die ein wenig den Blick in die Zukunft wirft. Die Bedeutung der<br />
Medien wird noch einmal zunehmen, <strong>und</strong> die Digitalisierung wird uns<br />
vielleicht 150 bis 200 Fernsehprogramme bescheren. Sie selbst haben<br />
schon davon gesprochen, welche Bedeutung in Zukunft der Computer<br />
einnehmen wird: Dessen Bedeutung wird in Zukunft sicherlich noch einmal<br />
weiter ansteigen. Wie prognostizieren Sie daher die Zukunft der<br />
Mediennutzung <strong>und</strong> auch die gesellschaftlichen Konsequenzen dieser<br />
Mediennutzung?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Wenn wir uns die Zahlen der Mediennutzung ansehen - ganz gleich, ob wir<br />
das auf die Kleinkinder oder z. B. auf die älteren Menschen beziehen –,<br />
dann kann man feststellen, dass sie gestiegen ist. Daran gibt es gar keinen<br />
Zweifel. Ich möchte als Beispiel die ZDF-Studie aus dem Jahr 1997<br />
anführen. Dort wird belegt, dass die Zahl der Fernsehst<strong>und</strong>en bei den <strong>Dr</strong>eibis<br />
Fünfjährigen zugenommen hat. Man kann also eher eine Zunahme<br />
anstatt einer Abnahme prognostizieren: vor allem auch wenn man sich die<br />
Entwicklung bei der Nutzung des Computers betrachtet. Es ist daher<br />
wirklich dringend an der Zeit, dass man sich ernsthaft Gedanken darüber<br />
macht, wie man denn diesen weiteren negativen Entwicklungen vorbeugen<br />
kann. Darin sehe ich wirklich das größte Problem. Das wird jedenfalls mit<br />
den freiwilligen Selbstkontrollen nicht zu leisten sein. Es gibt ja schon die<br />
freiwillige Selbstkontrolle beim Medium Kino <strong>und</strong> die freiwillige<br />
Selbstkontrolle beim Fernsehen. Und nun gibt es auch eine freiwillige<br />
Selbstkontrolle bei den Computerspielen. Jeder Mensch - auch der, der sich<br />
mit diesen Dingen nicht eingehend beschäftigt hat – kann jedoch erkennen,<br />
dass all diese Kontrollen nichts erbracht haben. Es ist ja kein Stopp oder<br />
keine Reduzierung der Verbreitung von Sex, Pornographie <strong>und</strong> Gewalt in<br />
den Medien eingetreten. Stattdessen haben wir heute auf diesem Gebiet<br />
ein vermehrtes Angebot.<br />
Reuß: Unsere Zeit geht leider zu Ende. Ich darf mich ganz herzlich für Ihr Kommen<br />
<strong>und</strong> für das sehr angenehme Gespräch bedanken. Zum Schluss möchte<br />
ich noch einmal auf die möglichen Wirkungen insbesondere der visuellen<br />
Medien zurückkommen. Sie haben zur Begründung, warum visuelle<br />
Medien anders wirken als z. B. Schriftmedien, in einem Ihrer Bücher<br />
Goethes "Faust" zitiert: "Dummes Zeug kann man viel reden, man kann es<br />
auch schreiben, das wird weder Leib noch Seele töten, es wird alles beim<br />
Alten bleiben. Dummes aber vors Auge gestellt, hat ein magisches Recht:<br />
Weil es die Sinne gefesselt hält, bleibt der Geist ein Knecht." Wir hoffen
© Bayerischer R<strong>und</strong>funk<br />
aber, dass die Menschen bewusst <strong>und</strong> gezielt fernsehen, denn letztlich<br />
entscheidet auch die Akzeptanz über das Angebot. Noch einmal herzlichen<br />
Dank, Herr <strong>Professor</strong> <strong>Glogauer</strong>. Verehrte Zuschauerinnen <strong>und</strong> Zuschauer,<br />
das war Alpha-Forum, heute mit dem Medienwissenschaftler <strong>Professor</strong><br />
<strong>Werner</strong> <strong>Glogauer</strong>. Herzlichen Dank für Ihr Interesse <strong>und</strong> fürs Zuschauen<br />
<strong>und</strong> auf Wiedersehen.