Professor Dr. Werner Glogauer Schulpädagoge und - 1
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haben Sie denn dabei gewonnen?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Auch hier gilt natürlich das, was ich soeben schon gesagt habe: Ich beziehe<br />
mich immer nur auf die extremen Dinge. Das ist z. B. der Musikbereich des<br />
Heavy Metal mit dem Unterbereich des Black Metal <strong>und</strong> seinen satanischen<br />
Texten. Wenn man sich diese Texte näher anschaut, dann wird man<br />
feststellen – <strong>und</strong> das wird wohl niemand bestreiten können –, dass das<br />
regelrechte Anweisungen für satanische Praktiken sind. Das betrifft aber<br />
auch bestimmte Bereiche in der Rap-Musik <strong>und</strong> dabei vor allem diesen<br />
Gangster Rap. Diese Musik kommt aus den USA, <strong>und</strong> die Begründer dieser<br />
Richtung waren in der Tat selbst Kriminelle. Eine Hauptfigur <strong>und</strong> auch für<br />
viele deutsche Jugendliche eine Idolfigur ist z. B. Ice-T. Er hatte eine solche<br />
Gruppe geleitet, deren Mitglieder im Gr<strong>und</strong>e genommen alle Verbrechen<br />
begangen haben. Um das Ganze ein wenig zu veranschaulichen: Er ist<br />
deshalb umstritten, weil er u. a. den Text "Cop Killer" geschrieben hat. Die<br />
eine Hälfte der Amerikaner hat das als eine Aufforderung zum<br />
Polizistenmord aufgefasst, die andere Hälfte hat das bestritten. Ich glaube<br />
also schon, dass solche Dinge nicht in die Welt gesetzt werden sollten,<br />
denn es besteht wirklich die Gefahr, dass diese erste Hälfte der Menschen<br />
Recht behält.<br />
Reuß: Sie haben in Ihrer Forschung einen ziemlich ganzheitlichen Ansatz, über die<br />
psychologischen Folgen haben wir z. B. bereits kurz gesprochen. Sie haben<br />
aber jetzt ein neues Buch veröffentlicht, das auch die physiologischen<br />
Folgen <strong>und</strong> dabei insbesondere die medizinischen Folgen von zu viel<br />
Medienkonsum beschreibt. Das Buch heißt "Die neuen Medien machen<br />
uns krank". Sie schreiben darin über die ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden, die<br />
durch übermäßigen Medienkonsum entstehen können. Was sind denn<br />
Ihrer Ansicht nach die gravierendsten Schäden, die dabei entstehen<br />
können?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Die gravierendsten Schäden sind psychischer <strong>und</strong> physischer Art. Ich<br />
nehme hier einmal den Bereich der physischen Schäden heraus. Ich<br />
beziehe mich in diesem Buch, <strong>und</strong> das möchte ich ausdrücklich betonen,<br />
auf den internationalen Forschungsstand. Hier sind vor allem Beiträge aus<br />
dem Bereich der Medizin <strong>und</strong> der Physiologie geleistet worden. Es ist z. B.<br />
ganz eindeutig so, dass zu langes Sitzen vor dem Fernseher zur<br />
Fettleibigkeit <strong>und</strong> zur Superfettleibigkeit führt <strong>und</strong> dass Menschen, die sehr<br />
viel vor dem Fernseher sitzen, unter einer signifikanten Reduzierung des<br />
Stoffwechsels leiden. Man weiß dabei auch, dass das z. B. bis hin zu<br />
Organschäden führen kann, wenn das chronisch wird. Zu nennen wären<br />
hier natürlich auch die Schäden im Bewegungs- <strong>und</strong> im Stützapparat: Das<br />
tritt bei einem zu langen Arbeiten vor dem Bildschirm genauso auf wie beim<br />
zu langen Nutzen der Computerspiele. Es gibt ja heute bereits Kinder, die<br />
sechs <strong>und</strong> mehr St<strong>und</strong>en täglich vor ihren Computerspielen sitzen: In<br />
manchen Phasen sind das sogar noch erheblich mehr St<strong>und</strong>en. Dabei<br />
treten dann solche Schäden auf. Es gibt da z. B. auch Augenschäden. Ich<br />
habe diesem ganzen Komplex ja insgesamt 15 Kapitel gewidmet: Ein<br />
weiteres Beispiel sind meinetwegen die Hörschäden, die durch überlaute<br />
Musik entstehen. Es ist international eindeutig nachgewiesen, dass etwa 30<br />
Prozent der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen davon betroffen sind. Man hat auch<br />
dieses Problem lange Zeit überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Ich<br />
habe für mich selbst einmal überschlagsmäßig ausgerechnet, was dabei an<br />
Kosten zur Behebung dieser ges<strong>und</strong>heitlichen Schäden anfällt: Das sind<br />
wirklich Milliardenbeträge. Es gibt das Beispiel aus den USA, dass allein im<br />
Schulter- <strong>und</strong> Nackenbereich die Schäden dieser Form der Mediennutzung<br />
pro Jahr 30 Millionen Dollar an Kosten verursachen. Das wird über kurz<br />
oder lang auch bei uns so der Fall sein, denn in ein oder zwei Jahren wird<br />
sich bei uns die Zahl der Menschen, die einen Computer benutzen,<br />
versechzigfachen. Das ist eine ungeheure Entwicklung. Da müsste man<br />
doch auch wieder an Präventionen denken, um dabei bestimmten Dingen