Professor Dr. Werner Glogauer Schulpädagoge und - 1
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den rein fiktiven Darstellungen übergeht, dann kann man sehen, auf welche<br />
Weise diese Gefahren beginnen: Das gilt vor allem für die Action-<br />
Zeichentrickserien <strong>und</strong> Action-Serien. Diese fiktiven Geschichten <strong>und</strong> auch<br />
diese virtuellen Welten der Computerspiele haben eine ungeheure<br />
Anziehungskraft für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche.<br />
Reuß: Ich darf einmal eine ein wenig provokante Frage stellen: Wenn man sich mit<br />
der Wirkungsforschung ein bisschen auseinander setzt, dann hat man den<br />
Eindruck, dass es da doch sehr viel Widersprüchliches gibt. Die einen<br />
sagen, die Medien hätten gar keine Wirkung. Die anderen sagen, die<br />
Medien würden vorhandene Prädispositionen verstärken. Wieder andere<br />
sagen sogar, dass z. B. bestimmte Gewaltdarstellungen auch die Wirkung<br />
einer Katharsis hätten, dass sie also eine reinigende, eine<br />
aggressionshemmende Wirkung hätten. Wieder andere sagen, dass die<br />
Medien auch zu Nachahmungseffekten führen können. Was gilt denn nun?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Das, was Sie angesprochen haben, hat als Hintergr<strong>und</strong> ganz einfach<br />
verschiedene Wirkungstheorien. Das alles sind ja zunächst einmal nur<br />
Annahmen. Diese Annahmen werden heutzutage aber häufig bereits als<br />
Ergebnis verstanden. Dieser Irrtum ist immer wieder festzustellen. Zu den<br />
positiven Wirkungen kann ich nur sagen, dass man das einmal ganz<br />
konsequent durchdenken sollte: Gäbe es keine negativen Wirkungen, dann<br />
gäbe es ja auch keine positiven. Diese Wirkungen gibt es natürlich: Ich als<br />
Mediendidaktiker weiß das <strong>und</strong> muss ja den Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern auch<br />
vermitteln können, was sie an positiven Effekten erzielen können, wenn sie<br />
die Medien didaktisch-unterrichtsmethodisch einsetzen. Medien eignen sich<br />
z. B. ganz hervorragend dazu, dass man einen Einstieg in ein Thema finden<br />
kann. Kinder <strong>und</strong> Jugendliche kann man mit den Medien dazu motivieren,<br />
sich mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen. Es gibt also schon viele<br />
positive Dinge. Es kann mit den Medien z. B. auch der Lernerfolg gesteigert<br />
werden. Wir hatten in Augsburg z. B. ein Zentrum für "programmierte<br />
Unterweisung". Unter anderem zusammen mit dem Kollegen Schiefele<br />
haben wir dort z. B. Lehrprogramme entwickeln. Es hat sich dabei auch<br />
herausgestellt, dass Lehrprogramme dann, wenn sie gut gemacht sind,<br />
gegenüber anderen Lernformen durchaus zu höheren<br />
Lernerfolgsergebnissen führen. Wir haben das im Deutschunterricht<br />
beispielsweise bei Rechtschreibprogrammen festgestellt. Es wäre sehr<br />
interessant, das weiter zu verfolgen. Man hat diese programmierte<br />
Unterweisung allerdings teilweise auch übertrieben. Mittlerweile ist das<br />
jedoch alles auf ein normales Maß zurückgegangen. Wenn ich es schätzen<br />
sollte, dann würde ich sagen, dass nicht mehr als fünf oder zehn Prozent<br />
des Unterrichts mit Lehrprogrammen bewältigt werden. Früher, in den<br />
Anfängen, hatte man ja die Euphorie, dass man damit sogar Lehrer<br />
ersetzen könnte, weil man den größten Teil des Unterrichts mit<br />
Lehrprogrammen bewältigen könnte. Diese Euphorie kam natürlich aus den<br />
USA zu uns: Das ist jedoch weder dort noch bei uns jemals erreicht worden.<br />
Reuß: Das Angebot an Medien nimmt ja ständig zu, ebenso wie es ein ständig<br />
steigendes Informationsangebot gibt. Man kann da ja zunächst einmal<br />
unterstellen, dass sich deswegen das Wissen <strong>und</strong> die Informationen in der<br />
Bevölkerung nivellieren werden. Dennoch gibt es die Theorie, dass die<br />
Wissenskluft zwischen den formal höher gebildeten <strong>und</strong> den formal etwas<br />
weniger gebildeten Menschen immer noch größer werden wird. Teilen Sie<br />
diese Ansicht, dass es eine Wissenskluft geben wird?<br />
<strong>Glogauer</strong>: Ich glaube, das ist zu stark verallgemeinert gefragt. Wir haben in unserer<br />
Gesellschaft im Hinblick auf die Berufe <strong>und</strong> die Interessen eine sehr starke<br />
Differenzierung vorliegen: Die Entwicklung mit den Spartenkanälen <strong>und</strong> die<br />
Tatsache, dass auch Ihr Sender zum Teil ganz gut ankommt, zeigt doch<br />
eigentlich, dass es diese sehr großen Interessensunterschiede tatsächlich<br />
gibt, die bis in den beruflichen Bereich hineingehen. Man sollte diese Frage