GELDERN WIR in - LFS – Liebfrauenschule Geldern
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Denkt man als Priester eigentlich daran, e<strong>in</strong>mal Bischof werden zu wollen?<br />
Ne<strong>in</strong>, das Bischofsamt stand nicht im Mittelpunkt me<strong>in</strong>er Entscheidung, sondern der Wunsch<br />
und die Sehnsucht, Priester <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de zu werden, Pastor se<strong>in</strong> zu können. Das hat<br />
sich dann besonders verstärkt, als ich konkret als Kaplan <strong>in</strong> Bad Kreuznach tätig se<strong>in</strong> durfte,<br />
wurde aber auch nicht verm<strong>in</strong>dert durch die spezielle Aufgabe der Priesterausbildung, <strong>in</strong> der<br />
ich danach 21 Jahre lang tätig war.<br />
Wie haben Sie denn erfahren, dass Sie zum Bischof ernannt werden sollen?<br />
Das Bischofsamt ist e<strong>in</strong>e Anfrage, die von der Kirche her kommt. So habe ich das konkret<br />
1999 erlebt, als ich durch den Apostolischen Nuntius, der den Heiligen Vater <strong>in</strong> Deutschland<br />
vertritt, gefragt wurde, ob ich die Ernennung des Papstes, Weihbischof von Trier zu werden,<br />
annehme. Ebenso erg<strong>in</strong>g es mir bei der Anfrage des Essener Domkapitels 2003 und des<br />
Domkapitels von Münster 2008.<br />
Sicherlich haben Sie e<strong>in</strong> Ziel für Ihre Amtszeit!<br />
Das e<strong>in</strong>zige Ziel ist das, was <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Wahlspruch zum Ausdruck kommt: „Wir verkünden<br />
euch das Leben“ (1 Joh 1,2). Wenn das die Menschen annehmen, und selbst wenn es nur<br />
e<strong>in</strong>er ist, habe ich e<strong>in</strong> großes Ziel erreicht.<br />
Wünschen Sie sich manchmal, dass Sie e<strong>in</strong>en anderen Weg e<strong>in</strong>geschlagen hätten?<br />
Ich habe nie daran gedacht, es wäre gut gewesen, e<strong>in</strong>en anderen Weg e<strong>in</strong>zuschlagen.<br />
Sicherlich hat mich manche Situation als Bischof so bedrückt, dass ich mich schon e<strong>in</strong>mal<br />
h<strong>in</strong> und wieder gefragt habe, ob ich damals nicht hätte auf die Bitten der Domkapitel bzw.<br />
des Nuntius Ne<strong>in</strong> sagen sollen. Aber ich habe dann auch immer gespürt, dass ich dann dem<br />
untreu geworden wäre, was ich versprochen hatte, nämlich Gott vorbehaltlos zu dienen.<br />
Fehlt Ihnen manchmal die Geborgenheit e<strong>in</strong>er Familie?<br />
Ich weiß auch, was es bedeutet, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie geborgen zu se<strong>in</strong>. Dennoch habe ich <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>em ganzen priesterlichen Leben bisher spüren dürfen, dass ich zwar oft alle<strong>in</strong> war, aber<br />
nie e<strong>in</strong>sam, weil es immer Menschen gab, die mich mitgetragen haben.<br />
E<strong>in</strong>e andere Frage, Herr Bischof: Kennen Sie den Papst persönlich und vertreten Sie jede<br />
se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ungen?<br />
Ich habe den Papst schon als Studenten kennen gelernt; denn er war me<strong>in</strong> Professor<br />
während e<strong>in</strong>es Studienjahres <strong>in</strong> Regensburg. Dabei habe ich ihn nicht nur kennen, sondern<br />
auch schätzen gelernt. Ich stehe mit se<strong>in</strong>er Theologie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>neren E<strong>in</strong>klang und<br />
verstehe, was er sagt. Wenn e<strong>in</strong> noch lebender Theologe mich geprägt hat, dann war es<br />
Joseph Ratz<strong>in</strong>ger.<br />
KIRCHE UND KIRCHENSTRUKTUR<br />
„Ich halte die Kirche vor allem für evangeliumsgemäß.<br />
Und das Evangelium wiederum für zeitlos!“<br />
Viele Jugendlichen, aber auch Erwachsene halten die katholische Kirche im 21. Jahrhundert<br />
nicht mehr für zeitgemäß!<br />
Dazu möchte ich zunächst sagen, dass ich die Kirche vor allem für evangeliumsgemäß halte.<br />
Und das Evangelium wiederum für zeitlos. Es gibt ke<strong>in</strong>e andere „E<strong>in</strong>richtung“ <strong>in</strong> der<br />
Weltgeschichte, die mit e<strong>in</strong>er derartigen Beständigkeit über e<strong>in</strong>en so langen Zeitraum<br />
besteht wie die katholische Kirche. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Natürlich muss die<br />
Kirche die, wie es das II. Vatikanische Konzil ausgedrückt hat, „Zeichen der Zeit“<br />
aufmerksam wahrnehmen und das Evangelium je neu so verkünden, dass die Zeitgenossen<br />
es aufnehmen können. Nichts desto trotz wohnt der Kirche, wohnt dem Glauben, e<strong>in</strong>e<br />
überzeitliche Wahrheit <strong>in</strong>ne, an der jede Zeit Maß nehmen muss.<br />
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