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Sozialreport 2010 - Volkssolidarität Bundesverband e.V.

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3.3 Die Bürger der neuen Bundesländer - ebenso wie die der alten Bundesländer - verstehen unter"Angleichung" nicht eine Gleichheit im Sinne formaler quantitativer Gleichheit oder Nivellierung,sondern eher und vor allem "Chancengleichheit" im Sinne von Herstellung vergleichbarerBedingungen für einen eigenständigen Lebensvollzug.3.4 Die Entwicklung seit 1990 belegt erreichte Fortschritte wie noch vorhandene Defizite. Je exakterZiele, Zeitpunkt, Richtung und Wege zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnissebestimmt werden, umso wirkungsvoller die Ergebnisse und eine möglich Kontrolle der gesetztenVorgaben.3.5 Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zwischen Ost und West ist zur Zeit aufgrund derökonomischen und infrastrukturellen Unterschiede nicht gegeben. Ein nicht unbedeutenderTeil der Bürger stellt individuell die Bedingungen der erwarteten Gleichwertigkeit durch hoheberufliche und territoriale Mobilität her.3.6 Der Vereinigungsprozess ist nicht nur mit Gewinn, sondern auch mit Verlust an Vielfalt verbunden.Im Besonderen hinsichtlich der Haltung zu Kindern und Familie ist festzustellen,dass sich in diesem Bereich Anpassungen an traditionelle "deutsche Leitbilder" - die selbst einemAngleichungswandel unterliegen - vollziehen.3.7 Die Haltung zur Berufstätigkeit der Frau trennt nach wie vor Ost- und Westdeutschland. DieUnterschiedlichkeit der Bewertungen ist im Besonderen Resultat der in beiden Regionen bewahrtenTraditionen und erlebten Sozialisation. Der einstmals vorhandene Gleichstellungsvorsprungvon Frauen ist in den neuen Bundesländern im Schwinden.3.8 Zur Vielfalt des Lebens in Deutschland gehören auch das Zusammenleben mit Bürgern andererNationalitäten und die damit verbundene Sprachenvielfalt, religiösen Unterschiede und dasmultikulturelle Leben. Die unterschiedlichen Erfahrungen des Zusammenlebens reflektierensich in Haltungen zu Ausländern zwischen Ost und West.3.9 Insgesamt ist die Haltung der Bürger - der neuen wie der alten Bundesländer - nach 20 JahrenEinheit nicht ausländerfeindlich, aber auch nicht hinreichend ausländerfreundlich - ohne Extremhaltungenleugnen oder rechtfertigen zu wollen. Das verbreitete Klischee von einer Jugend,die sich - im Gegensatz zu "Älteren" - stärker gegen Ausländer in der Bundesrepublikwendet, ist nicht zu belegen.3.10 Die Vereinigung hat die weltanschaulichen Strukturen der Bevölkerung deutlich und nachhaltigauch in dieser Hinsicht in zwei Regionen geteilt. Während im Osten 78 % keiner Religionsgemeinschaftangehören, sind das im Westen 31 %.4. Lebenslagen4.1 "Die" unzufriedenen Ostdeutschen gibt es nicht. Erreichten "Wohlstandsgewinnen" in denJahren nach 1990 stehen im letzten Jahrzehnt "Wohlstandsverluste" gegenüber (Arbeitsmarkt,Verlangsamung des Angleichungsprozesses, Sozialabbau u.a.) ebenso wie andererseits dieAkzeptanz von staatlichen "Schutzschirmen" für die unterschiedlichsten Lebenslagen seit2008. Zufriedenheiten werden im Besonderen von Erwerbsstatus, Zukunftssicherheiten undmateriellem Lebensniveau geprägt.4.2 Insgesamt gibt es eine hohe allgemeine Lebenszufriedenheit in Deutschland. Dabei weist derWesten höhere Zufriedenheiten aus als der Osten. Insbesondere jüngere und ältere Bürger sindüberdurchschnittlich zufrieden.4.3 Die höchsten Zufriedenheiten weisen die Deutschen in Ost wie West für das Wohnen und dieFreizeit aus. Es sind jene Bereiche, welche der Einzelne relativ selbstständig gestalten kann.Am Ende der Zufriedenheitsskala liegen Leben mit Kindern, Demokratie, politischer Einflussund die Einkommens-Preis-Verhältnisse.4.4 Die erfolgten Veränderungen der Lebensverhältnisse nach 1990 reflektieren sich zwischen1990 und 2000 in einer zunehmenden positiven Wertung der individuellen wirtschaftlichenLage. Die zunehmenden negativen Wertungen nach 2000 sind vor allem Auswirkungen derSozialreformen, der Euro-Umstellung sowie des Aussetzens der Einkommensangleichungen.14

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