Versuch 5: Atmung
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14 <strong>Versuch</strong> 5: <strong>Atmung</strong><br />
tion kann aber nur durch eine unverminderte Aktivität der Atemmuskulatur aufrecht<br />
erhalten werden, da der inspiratorisch gedehnte Thorax samt Lunge durch<br />
die elastischen Retraktionskräfte in die Ausgangsruhelage zurückkehren möchte.<br />
Messbarer Ausdruck dieses Retraktionsverhaltens ist der negative intrapleurale<br />
Druck Ppleu, der im flüssigkeitsgefüllten Pleuraspalt zwischen Pleura parietalis<br />
und pulmonalis herrscht. Der bereits schon in der Atemruhelage negative Ppleu<br />
wird umso negativer je stärker die Inspiration.<br />
Das Ausmaß der atemmuskulären Anstrengung, um ein bestimmtes Volumen<br />
einzuatmen, wird ganz entscheidend von den elastischen Eigenschaften des<br />
Atemapparates bestimmt. Zur Charakterisierung bedient sich die <strong>Atmung</strong>sphysiologie<br />
der sogenannten Ruhedehnungskurve des Atemapparates, die der passiven<br />
Druck-Volumen-Beziehung von Thorax und Lunge entspricht. Sie besitzt<br />
einen sigmoiden Verlauf, wobei in Atemruhelage die größte Steigung herrscht:<br />
Lungenvolumenänderung [l]<br />
+3<br />
+2<br />
+1<br />
0<br />
–1<br />
–2<br />
V<br />
C � �<br />
�<br />
P pul<br />
�P<br />
max. Exspiration<br />
max. Inspiration<br />
�V<br />
–3<br />
–40 –30 –20 –10 0 +10 +20 +30 +40<br />
Pulmonaldruckänderung [cm H O]<br />
2<br />
Abb. 5-3 Volumen-Druck-Beziehung bzw. Ruhedehnungskurve des Atemtraktes. Das<br />
eingezeichnete Steigungsdreieck markiert die größte Dehnbarkeit des Thorax--<br />
Lungensystems, was für die Ruhelage gilt. RV steht für Residualvolumen, VC<br />
für Vitalkapazität.<br />
VC<br />
RV<br />
[14]<br />
5.3 Atemmechanik 15<br />
C wird als Compliance bezeichnet und stellt ein Maß für die Dehnbarkeit dar. Ihr<br />
Kehrwert ( = 1/C) wird Elastance oder Steifigkeit genannt.<br />
Aufgrund des größsten C in Atemruhelage ist die Ruheatmung mit der geringsten<br />
atemmuskulären Kraftanstrengung möglich, hingegen erfordert vertieftes<br />
Atmen einen überproportionalen Kraftaufwand (Abb. 5-3).<br />
Wird tiefer und schneller geatmet, müssen neben den elastischen Retraktionskräften<br />
des Atemapparates zusätzliche visköse, d.h. reibungsbedingte Widerstände<br />
überwunden werden, die einen noch größeren Krafteinsatz der Atemmuskulatur<br />
und damit eine noch höhere Atemarbeit erfordern.<br />
5.3.1 Maximaler inspiratorischer und exspiratorischer<br />
Pulmonaldruck<br />
Als Maßzahlen für die Leistungsfähigkeit der Atemmuskulatur können die maximalen<br />
inspiratorischen bzw. exspiratorischen Pulmonaldrücke dienen. Sie drücken<br />
letzten Endes die Maximalkräfte der Inspirations- bzw. Exspirationsmuskulatur<br />
einschließlich aller Hilfsmuskeln aus. Da das Ausmaß der Kraftentwicklung<br />
eines Skeletmuskels stark von seiner Vordehnung abhängt, können die maximalen<br />
Pulmonaldruckwerte nur unter optimaler Vordehnung der inspiratorischen<br />
bzw. exspiratorischen Atemmuskulatur erzielt werden. Erreicht wird dies durch<br />
maximale Exspiration bzw. Inspiration, d..h. die Exspirationsmuskulatur vermag<br />
die erschlaffte Inspirationsmuskulatur beim forcierten Ausatmen optimal vorzudehnen.<br />
Der umgekehrte Fall gilt natürlich für das Einatmen.<br />
Die maximalen Pulmonaldrücke lassen sich bei einer <strong>Versuch</strong>sperson einfach<br />
gewinnen, wenn sie nach maximaler Ex- bzw. Inspiration bei geschlossenen<br />
Atemwegen mit höchster Anstrengung ein- bzw. auszuatmen versucht. Den hohen<br />
Exspirationsdruck nutzt man z.B. in der Klinik beim sog. VALSALVAschen<br />
Pressversuch aus, um die mechanischen und reflektorischen Rückwirkungen der<br />
<strong>Atmung</strong> auf den Kreislauf und die Herztätgkeit zu untersuchen. Nicht zu unterschätzende<br />
Exspirationsdrücke können reflektorisch beim Husten und Niesen,<br />
oder unter willentlicher Anstrengung bei der Defäkation, beim Geburtsvorgang<br />
und beim Heben schwerer Lasten auftreten.