C. Bechstein – der Mythos lebt
C. Bechstein – der Mythos lebt
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en Konzertflügels Modell D dienten <strong>der</strong><br />
Erprobung des verän<strong>der</strong>ten Konzepts<br />
und <strong>der</strong> Diskussion mit den Pianisten.<br />
Kein Geringerer als zum Beispiel <strong>der</strong><br />
große, unvergessene Lazar Berman<br />
gab auf einem <strong>Bechstein</strong> D im Konzertsaal<br />
des Berliner „stilwerks“ sein<br />
letztes Recital <strong>–</strong> unter an<strong>der</strong>em mit<br />
Mussorgskys „Bil<strong>der</strong>n einer Ausstellung“<br />
<strong>–</strong> und war des Lobes voll. Nach<br />
und nach wurde in diesen Jahren jedes<br />
<strong>Bechstein</strong>-Flügelmodell dem neuen<br />
Design angepasst, und nicht zuletzt<br />
entstand mit dem Modell C ein Instrument<br />
von 2,34 Metern Länge, das nun<br />
tatsächlich in seinen Dimensionen dem<br />
klassischen Acht-Fuß-Flügel entspricht,<br />
diesen freilich an Klangvolumen und<br />
Strahlkraft weit übertrifft. Mittlerweile<br />
schätzt auch die Elite <strong>der</strong> internationalen<br />
Pianisten wie<strong>der</strong> die Vorzüge und<br />
Eigenschaften eines <strong>Bechstein</strong>-Konzertflügels,<br />
und zwar sowohl auf dem<br />
Podium wie bei CD-Einspielungen.<br />
Das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t stellt jeden Hersteller,<br />
was immer auch er produziert,<br />
vor die Probleme von Logistik und<br />
Vertrieb. Schon bald folgten den beiden<br />
ersten <strong>Bechstein</strong>-Centren in Berlin und<br />
Düsseldorf weitere. Und überall gab<br />
es sehr bald Konzerte, mancherorts<br />
eher mit dem pianistischen Nachwuchs,<br />
während in Düsseldorf und in<br />
Berlin, schließlich auch in Hamburg<br />
Abende mit bedeutenden Künstlern<br />
ein spezifisch an <strong>der</strong> Klaviermusik<br />
interessiertes Publikum anziehen. Die<br />
C. <strong>Bechstein</strong> Konzerte sind inzwischen<br />
Liszt-Flügel <strong>–</strong> bei <strong>Bechstein</strong> restauriert.<br />
selbstverständlicher Bestandteil des<br />
Kulturlebens an Spree, Rhein und<br />
Alster. An den deutschen Hochschulen<br />
wurden „<strong>Bechstein</strong>-Tage“ veranstaltet.<br />
2007 wurde in Baden-Württemberg ein<br />
erster Hochschul-Wettbewerb organisiert.<br />
Und die hauseigene Publikation,<br />
die „<strong>Bechstein</strong> News“ mit Pianisten-<br />
Porträts und Künstler-Interviews, mit<br />
Firmenmeldungen und Wettbewerbsnachrichten,<br />
avancierte in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong><br />
Klavierfans zur beliebten Fachlektüre.<br />
Die Vereinigten Staaten von Amerika<br />
erwiesen sich übrigens einmal mehr<br />
als ein Markt mit beson<strong>der</strong>en Gesetzen.<br />
Die Nachfrage nach Tasteninstrumenten<br />
verläuft hier keineswegs parallel<br />
zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung.<br />
Amerika bleibt ein Markt voller<br />
Überraschungen. Deutlich wurde<br />
allerdings, dass gerade bei den Käuferschichten,<br />
die sich für eine Traditionsmarke<br />
interessieren, <strong>der</strong> Trend zum<br />
hochwertigen Instrument unverkennbar<br />
ist. Und so nahm <strong>Bechstein</strong> in<br />
Amerika die Dinge wie<strong>der</strong> weitgehend<br />
selbst in die Hand.<br />
Dagegen machte Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />
Karl Schulze immer wie<strong>der</strong> die<br />
Erfahrung, dass gerade in den aufstrebenden<br />
osteuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />
wie Russland o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ukraine <strong>der</strong><br />
Name <strong>Bechstein</strong> über alle politischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen hinweg seinen alten<br />
Glanz behalten hatte. Noch im Jahr<br />
2008 entstand in enger Anbindung an<br />
die Räumlichkeiten des Staatlichen<br />
P.-I.-Tschaikowsky-Konservatoriums in<br />
Moskau ein <strong>Bechstein</strong> Salon.<br />
Manchmal will dieser alte Glanz auch<br />
restauriert sein. Dafür nun gibt es in<br />
bester Tradition eine Spezialwerkstatt,<br />
die sich auch prominenter Instrumente<br />
mit aller handwerklichen Sorgfalt annimmt.<br />
Drei von Franz Liszt gespielte<br />
Flügel wurden im Lauf <strong>der</strong> Jahre<br />
wie<strong>der</strong>hergestellt. Auch <strong>der</strong> Meininger<br />
Brahms-Flügel konnte restauriert werden.<br />
Und ein Flügel aus dem Besitz <strong>der</strong><br />
großen Dirigenten Wilhelm Furtwängler<br />
fand ebenfalls den Weg in die Werkstatt.<br />
Er wurde direkt von <strong>Bechstein</strong><br />
erworben. Schallplattengeschichte<br />
schrieb ein <strong>Bechstein</strong> E aus dem Jahr<br />
1973, <strong>der</strong> seinerzeit vom Sen<strong>der</strong> Freies<br />
Berlin gekauft worden war. Er wurde,<br />
nachdem er in <strong>der</strong> Rundfunkanstalt<br />
Jahrzehnte lang offenkundig vernachlässigt<br />
worden war, sorgfältig wie<strong>der</strong>hergestellt,<br />
und <strong>der</strong> junge Pianist und<br />
Schriftsteller Yorck Kronenberg spielte<br />
darauf eine Aufsehen erregende CD ein<br />
<strong>–</strong> mit den letzten Sonaten von Beethoven<br />
und Schubert.<br />
Zwischen zwanzig und dreißig Instrumente<br />
werden jährlich in dieser<br />
Werkstatt restauriert. Die Mitarbeiter,<br />
die zum Teil schon über dreißig Jahre<br />
bei <strong>Bechstein</strong> arbeiten und damit über<br />
einen unersetzlichen Erfahrungsschatz<br />
verfügen, können noch auf alte<br />
Materialien zurückgreifen. Über die<br />
Jahrhun<strong>der</strong>twende hinweg wurden<br />
ein paar Resonanzböden gerettet, die<br />
schon mehr als siebzig Jahre alt waren,<br />
alle Berliner Bombennächte überstanden<br />
hatten und den alten Klang des<br />
<strong>Bechstein</strong> so ins neue Jahrtausend<br />
vermitteln können.<br />
2007 weist <strong>Bechstein</strong> eine Umsatzsumme<br />
von über 30 Millionen Euro aus<br />
bei mehr als viertausend verkauften<br />
Instrumenten.<br />
Die Partnerschaft mit Samick wird<br />
2008 beendet, die Aktien werden bei<br />
einer Kapitalerhöhung vom Ehepaar<br />
Berenice Küpper und Karl Schulze<br />
zurückerworben, <strong>Bechstein</strong> übernimmt<br />
mit eigenen Büros und Gesellschaften<br />
selbst den Vertrieb in Asien und den<br />
USA. Als neuer maßgeblicher Investor<br />
sichert die Berliner Kuthe GmbH die<br />
weiteren Wachstumschancen des weiterhin<br />
aufstrebenden Unternehmens,<br />
Große Pianisten von gestern und heute schreiben ins goldene <strong>Bechstein</strong>buch.<br />
das trotz ernster Wirtschaftskrisen des<br />
neuen Jahrtausend an die Absatzzahl<br />
von 5000 Instrumenten aus den Glanzzeiten<br />
um 1900 anschließen kann.<br />
2010 eröffnet das Shanghai Representative<br />
Office, die eigene Firmen-<br />
Vertretung, geleitet von einem treuen<br />
<strong>Bechstein</strong>-Enthusiasten, Zhou Xianghao,<br />
<strong>der</strong> die Geschicke <strong>der</strong> Firma in<br />
Asien maßgeblich begleitet.<br />
2011 ist ein wirklich gutes Jahr für<br />
<strong>Bechstein</strong>, Russland und weitere europäische<br />
Märkte zeigen den gewachsenen<br />
Stellenwert <strong>der</strong> Marke durch Institutionsverkäufe<br />
und Begehrlichkeit<br />
für Luxusausführungen. Einspielungen<br />
namhafter Künstler unterstreichen das<br />
Interesse am einzigartigen <strong>Bechstein</strong>-<br />
Klang. <strong>Bechstein</strong> ist nun Mitglied im<br />
Meisterkreis, einem Zusammenschluss<br />
gestandener Traditionsmarken und<br />
Manufakturen.<br />
Ebenso startet eine neue Kooperation<br />
für das absolute Einstiegssegment in<br />
China, diesmal persönlich begleitet von<br />
einer deutschen Mannschaft.<br />
2012 zeigt zwei gereifte <strong>Bechstein</strong>-<br />
Linien: C. <strong>Bechstein</strong> Meisterstücke<br />
<strong>–</strong> Hochleistungsinstrumente mit großer<br />
Durchsetzungskraft und Klangvolumen,<br />
handwerklich gefertigt aus den<br />
erlesensten Materialien aus <strong>der</strong> Handwerksschmiede<br />
sowie <strong>Bechstein</strong> <strong>–</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bechstein</strong>-Standard, die Verkörperung<br />
<strong>der</strong> <strong>Bechstein</strong>-Tradition, ein erhabenes<br />
Klangprofil, farbenreich und gesanglich.<br />
Made in Germany.<br />
In 2013 - 160 Jahre <strong>Bechstein</strong>- wird die<br />
Replique des berühmten vergoldeten<br />
Flügels von Queen Victoria nach dreijähriger<br />
Fertigungszeit <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
vorgestellt. <strong>Bechstein</strong> stellt das<br />
einzigartige Potential an Know-How<br />
seiner leistungsstarken Mannschaft<br />
unter Beweis: Wahrung <strong>der</strong> Tradition,<br />
gelungener Nachbau <strong>der</strong> spektakulären<br />
Prunkausführung lediglich auf <strong>der</strong><br />
Grundlage von alten Fotos.<br />
Mittlerweile ist C. <strong>Bechstein</strong> die letzte<br />
Flügel- und Klaviermanufaktur <strong>der</strong><br />
höchsten Kategorie in rein deutschen,<br />
ja Berliner Händen, die namhafteren<br />
Mitbewerber sind mehrheitlich durch<br />
asiatische Investoren bestimmt. Nur<br />
C. <strong>Bechstein</strong> hat es geschafft, die<br />
Zukunft als Traditionsunternehmen<br />
wirklich zu sichern. Der neue Hauptaktionär<br />
Stefan Freymuth ist Garant für<br />
ein eisernes Versprechen: C. <strong>Bechstein</strong><br />
als Kleinod, als Edelstein und Schmiede<br />
für die wertvollen Instrumente mit<br />
dem kostbaren Klang zu bewahren und<br />
zu nähren.<br />
C. <strong>Bechstein</strong> ist sich selbst treu geblieben,<br />
ist Synonym für allerhöchste Qualität,<br />
ist Bewahrer einer kostbaren Tradition<br />
und immer auch Vordenker und mutig<br />
genug, um neue Wege zu gehen.<br />
So bleibt <strong>der</strong> Weg des Hauses <strong>Bechstein</strong><br />
gekennzeichnet durch den steten Willen,<br />
über alle historischen Wi<strong>der</strong>sprüche<br />
hinweg den europäischen Klang, das<br />
Tönen <strong>der</strong> Alten Welt lebendig werden<br />
zu lassen, stets neu und doch im Innern<br />
jenen Ideen folgend, die ein Carl <strong>Bechstein</strong><br />
und ein Hans von Bülow, ein Franz<br />
Liszt und Ferruccio Busoni, ein Artur<br />
Schnabel und ein Wilhelm Backhaus<br />
je<strong>der</strong> auf seine persönliche Weise weitertrugen.<br />
Sie alle zeichneten sich durch<br />
Eines aus: Sie waren Visionäre. Und<br />
Visionen kennen keine Jahreszahlen.<br />
Widmungen großer Künstler<br />
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