JENSEITS DER KOMFORTZONE
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Mario Raich / Simon L. Dolan, <strong>JENSEITS</strong> <strong>DER</strong> <strong>KOMFORTZONE</strong><br />
18 � Vorwort der Autoren zur deutschen Ausgabe<br />
ditionelle Wertkette so wandeln, dass Platz für weitere Themen entstünde? Dies<br />
sind nur einige der grundlegenden Themen, die überlegt und besprochen werden<br />
müssen. Eins ist sicher: Die Zeit ist reif, den Ideen für eine neue Gesellschaft<br />
freien Lauf zu lassen.<br />
Der Mangel an Verantwortung und Kontrolle haben dazu geführt, dass sich<br />
Manager wie Spekulanten und skrupellose Unternehmer benehmen. Leider trifft<br />
das Gleiche auf Politiker zu, die behaupten, das Kapital ihrer Länder zu verwalten;<br />
viele haben ihr Land fast in den Bankrott getrieben (betroffen sind z. B. Island,<br />
Griechenland, möglicherweise Spanien, Portugal, Irland; andere könnten<br />
noch folgen). Sowohl auf der Makro- als auch auf der Unternehmensebene<br />
lässt sich das, was da gerade passiert, als »Kasino-Kapitalismus« beschreiben, wo<br />
die Prämie abgeschöpft, der Schaden jedoch an die Besitzer weitergegeben und<br />
schließlich der Gesellschaft untergeschoben wird.<br />
Kritiker der freien Marktwirtschaft konzentrieren sich auf die Struktur der<br />
Märkte und ihre Beziehungen zu sozialen Institutionen. Instabilität und Unbeständigkeit<br />
der aktiven Märkte entziehen dem Einzelnen die Existenzgrundlage<br />
und führen, makroökonomisch gesehen, zum Zusammenbruch nationaler<br />
und regionaler Ökonomien. Auf der Suche nach dem letzten Profitkick haben es<br />
manche Banker schon geschafft, ihre Banken in den Ruin zu treiben. Natürlich<br />
sind nicht alle Kreditinstitute für das aktuelle Chaos verantwortlich, aber gerade<br />
die führenden Banken trifft eine Hauptschuld an der Lawine, die die Finanzwelt<br />
unter sich zu begraben droht. Das Beunruhigende ist, dass nicht nur wackelige<br />
Ökonomien und labile Länder, sondern die Bastionen des globalen Finanzmarktes<br />
(u. a. die USA und die Schweiz) betroffen sind.<br />
Derzeit ist kein Ende der Krise in Sicht. Solange die bestehenden Ökonomien<br />
ausschließlich auf Wachstum aus sind und die Gier sie antreibt, ist zu<br />
erwarten, dass neue Sparten (Branchen, Länder und Währungen) einfach geschluckt<br />
werden; so lange, bis das ganze Wirtschaftssystem zusammenbricht.<br />
Die Finanzblasen blähen sich tendenziell weiter auf; die Erholung der Finanzmärkte<br />
setzt immer verzögerter ein. Das mag so lange so weitergehen, bis die<br />
Rettung gestrandeter Unternehmen durch ihre Regierungen eines Tages unmöglich<br />
sein wird. Die Wirtschaftskrise kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass<br />
der Menschheit weitere potenziell existenzbedrohliche Herausforderungen bevorstehen,<br />
beispielsweise die aktuell zurückgestellten, jedoch permanent virulenter<br />
werdenden Umweltprobleme.<br />
Im Grunde ist diese Krise eine Krise des Vertrauens. Die Menschen haben ihr<br />
Vertrauen in die Institutionen, in die Regierungen und sogar in die Religionen<br />
verloren. Sie fühlen sich von ihren Vorgesetzten betrogen, getäuscht und verraten.<br />
Für manche sind Wörter wie »Manager« oder »Banker« zu Schimpfwörtern<br />
geworden; sie dürften schon im Laufe einer Generation ersetzt worden sein. Bislang<br />
scheinen nur die Unternehmer als vertrauenswürdige »Spezies« übrig geblieben<br />
zu sein.<br />
© 2010 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 978-3-525-40352-5