ingsum in seiner Schöpfung, spricht zu uns durch seine Sterne und Meere, durch Wald undWiud, die heimatliche Landschaft und ihre Menschen, durch die Liebe zu ihnen und zumVaterland.[Kommentar: Das ist ein insgesamt pantheistisches Weltempfinden, das bekanntlich beiGoethe Programm war. Der Ruf "Zurück zur Natur !", der hier herausklingt, ist für dasdamalige Zeitalter durchaus typisch und beschränkt sich nicht nur auf Hölderlin, wie das N.fälschlicherweise weitergeben möchte. Doch ist bei Hölderlin die Weltflucht nicht nurbetonter als bei anderen Dichtern der Romantik, sondern wird zur Konstante seines Schaffens.Wenn nun Neustädter so viele Gemeinsamkeiten zwischen Hölderlins Sichtweise und demNS-Diskurs erblicken möchte, so leistet er dabei nicht nur dem Trieb eines politisierendenund ideologisierenden NS-Kulturfunktionärs Genüge, sondern spürt jene tatsächlicheGemeinsamkeit zwischen den beiden Polen auf, nämlich ihre ausgesprochene Weltfremdheit.Doch im Gegensatz zu Hölderlin, der sich programmatisch auf die Natur und deren Gewaltenberuft, tat das der NS in der verfälschend- einseitigen Weise desNaturdarwinismus/Rassismus, einer für gesellschaftliche und auch staatliche Verhältnisse,auch aus der Sicht ihrer menschenverachtenden und zerstörerischen Kohnsequenzen,untragbaren, weil unnatürlichen, gegen die Natur gerichteten Weltfremdheit]Heilige Städte. heilige Flüsse, heiliges Land sind ihm nicht mehr Jerusalem und Jordan undPalästina; an ihre Stelle treten die Vaterlandsstädte Stuttgart, Heidelberg, der"Vaterlandsstädte ländlichschönste", Neckar und Main. der ganze geliebte Heimatboden unddas größere Vaterland, und aus der Ferne leuchten als Vorbilder die Stätten hellenischer Kraftund Blüte und nationaler Einheit, die alle er als erster und im vollem Bewußtsein dieserunerhört neuen Schau und Aufgabe besingt. Und wie er der deutschen Seele ihre Heimat nurschenkt und heiligt, so befreit er sie von der Furcht vor dem Tode und aller Ungewißheit einesanders gearteten Jenseits.[Kommentar: Neustädter erreicht hier zweifelsohne den Höhepunkt politisierendideologisierenderVerzerrung und Maßdeutung Hölderlins, weil er in die eigentlich auf dieengste Umgebung seiner schwäbischen Heimat beschränkte Heimatliebe Hölderlins zumeinen die vaterländisch-deutschnationale Dimension hineinzwängt, zum anderen diehellenische Dimension zwar erwähnt, aber geflissentlich übersieht, dass Hölderlin diese seinerHeimat nicht nur gleichstellt, sondern als scheinendes Idealbild sogar voranstellt. Solcheschwerpunktmäßige Prioritäten Hölderlins interessieren den ideologisierenden Neustädternatürlich keinen Deut. Auch dass Hölderlin nicht auf biblische Vorbilder zurückgreift sondernauf das der griechischen Antike hat keinerlei Berührungspunkte mit dem im NS verbreitetendeutschchristlichen Dogma, aus dem christlichen Glauben sei alles, was jüdisch ist, zuignorieren, wie das Neustädter zu Beginn des Abschnittes andeuten möchte, sondernHölderlins Verortung in der Antike war ein Wesenszug der spätklassizistisch-romantischenEpoche]"Man sagt sonst, über den Sternen verhalle der Kampf, und künftig erst, versprichtman uns, wenn unsere Hefe gesunken se{ verwandle sich in edlen Feuerwein dasgärende Leben; die Herzensruhe der Seligen sucht man sonst auf Erden nirgendsmehr. Ich weiß es anders.... Die dich nicht ehren, kindlich Leben der Natur; diemögen vor dem Tode sich fürchten. Ihr Joch ist ihre Welt geworden; besseres, alsihren Knechtdienst, kennen sie nicht.... Ich habe es gefühlt, das Leben der Natur dashöher ist denn alle Gedanken, - wenn ich auch zur Pflanze würde, wäre der Schadedenn so groß ? - Ich werde sein ! Wie sollte ich mich verlieren aus der Sphäre desLebens, worin die ewige Liebe, die allen gemein ist, die Naturen alle zusammenhält?
Wir sterben, um zu leben." "Der Tod ist ein Bote des Lebens, und daß wir jetztschlafen in unsern Krankenhäusern, dies zeugt vom nahen gesunden Erwachen..."[Kommentar: Hölderlins Naturgefühl bzw. seinem Wunsch eins mit der Natur zu werden,auch wenn er als Pflanze dort weiter leben sollte, entspricht seinem Bedürfnis nachallumfassender Harmonie und ewigem Leben, beides typisch romantische Ideale]Und welch großartiger Lebens- und Ewigkeitsglaube bricht ans seinen Worten: "Was lebt istunvertilgbar, und wenn du es zerreißest bis auf den Grund, und wenn du bis ins Mark eszerschlägst: doch bleibt es eigentlich unverwundet, und sein Wesen entfliegt dir siegend unterden Händen !' Und aus diesem Glauben, der einen "neuen Frühling" der Völker" mit sichbringen wird, wird dann auch die "Lieblingin der Zeit, die jüngste, schönste Tochter der Zeit,die neue Kirche, hervorgehen, aus diesen befleckten, veralteten Form... Ich kann sie nichtverkünden, denn ich ahne sie kaum, aber sie sind gewiß, gewiß !"[Kommentar: Dass es sich nicht um die Kirche nach den Seligkeitsrezepten derdeutschchristlichen Irrwege handelt, dass es sich hier überhaupt um die katholische Kirchehandelt, mit der Hölderlin wohl in Konflikt geraten war, sondern eher und vor allem um densymbolischen Ausdruck "Kirche" stellvertretend für "Glauben", für den neuen, von allenVisionären der Romantik verkündeten Glauben, das fällt Neustädter nicht im geringsten auf. ]Aber sie kommt nicht als Geschenk, sie muß gewagt, erkämpft, errungen werden, so wieEmpedokles es fordert:"So wagts! was ihr geerbt, was ihr erworben,was euch der Väter Mund erzählt, gelehrt,Gesetz und Bräuch, der alten Götter Namen,vergeßt es kühn und hebt, wie Neugeborne,die Augen auf zur göttlichen Natur !...dann .... ruht auf richtigen Ordnungen das neue Leben,und euern Bund befestigt das Gesetz.[Kommentar: Was nicht zu erwarten wäre, spricht Hölderlin nun aus: die Notwendigkeit derAbwendung von der Tradition, um den zustand von "Neugeborenen" zu erreichen und der"göttlichen Natur" angesichtig zu werden. Der Idealismus und Utopismus Hölderlins ist hierunverkennbar. Doch Neustädter nimmt weder die eine noch die andere Begriffsbestimmungvor, weil sie in sein ideologisches NS-Korsett nicht hineinpasst]Wir erinnern uns nun der Eingangsworte zu dieser Stunde aus "Hyperion" und begreifen nun,wie das gemeint ist, mit dem "dürren, faulen Baum", dem jungen Leben und dem: "Es werdevon Grund aus anders!" Noch aber stehen dieser Befreiung und Erneuerung all jene entgegen,deren bisherige Verkündung und Macht zu Schanden würde Mit einer Schärfe und Bitterkeit,wie wir sie sonst bei Hölderlin nirgends finden, rechnet er mit diesen in der Gestalt ihresVertreters, des Priesters Hemokrates, im Empedokles ab."Ich kenne dich und deine schlimme Zunft,und lange wars ein Rätsel mir, wie euchin ihrem Runde duldet die Natur.Ach, als ich noch ein Knabe war, da miedeuch Allverderber schon mein frommes Herz,das unbestechbar innigliebend hing