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PDF - D A T E I

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Sinn und der endgültigen Form verrät, der ,.Hyperion", erhält nun diese Sinngebung undnotwendige Form.Nun findet er das Hauptmotiv seines Lebens und Schaffens und vermag es auchauszusprechen, am eindeutigsten in dem ,,Entwurf einer Vorrede" zum Hyperion."Wir sind zerfallen mit der Natur", heißt es da, ,,und was einst, wie man glauben kann, Einswar, widerstreitet sich jetzt, und Herrschaft und Knechtschaft wechselt auf beiden Seiten. Oftist uns, als wäre die Welt alles und wir Nichts, oft aber auch, als wären wir Alles und die WeltNichts... Jenen ewigen Widerstreit zwischen unserm Selbst und der Welt zu endigen, denFrieden alles Friedens, der höher ist denn alle Vernunft, den wiederzubringen, uns mit derNatur zu vereinigen1 zu einem unendlichen Ganzen, das ist das Ziel all unseres Strebens, wirmögen uns darüber verstehen oder nicht."[Kommentar:Das Streben des unreifen, romantisch veranlagten Hölderlin nach der Ganzheit mit der Natur -pantheistische Vereinigung -, typisch für das Empfinden aller spätklassisch-romantischenDichter, als politisches Streben nach Totalität zu missdeuten, also mit einer Grundkonstantenationalsozialistischer Intentionen gleichzusetzen, ist der zwingende Schritt in Neustädterspolitisierend-ideologisierenden Darstellung von Hölderlin]Das war aber, mit andern Worten: eine Kennzeichnung des gesamten Geisteslebens um 1800,das überall die Anzeichen dieser Gegensätzlichkeit und Vereinzelung aufweist. Das einigende,bindende Element fehlt. Der Weg in eine bessere Zukunft, zur Genesung gleichsam, geht nurüber die Aussöhnung des Widerstreites zwischen dem Ganzen und dem Einzelnen, zwischenSchöpfung und Geschöpf, Natur und Geist, Volk und Individuum, Leib und Seele, und wiedie Gegensätze alle heißen mögen. Das einzige Element aber, die einzige Macht, die solcheine Aussöhnung und Wiedervereinigung bewirken kann, ist die Liebe. Diese allein istimstande, die Schranken zwischen dem Ich und dem Du, zwischen Geist und Körper,zwischen jedweder Ichsucht und Vereinzelung zur Hingabe an ein Anderes zu überwinden,sie allein vermag zwischen den einander widerstrebenden Kräften Gleichgewicht undHarmonie herzustellen. Wo aber Gleichgewicht und Harmonie der Kräfte herrscht, dorterblüht Schönheit. Wahre Schönheit ist gleichsam nur die sichtbar gewordene Blüte aus demUrgrund der Liebe, und das untrügliche Zeichen für gesunde, natürliche Verhältnisse.Infolgedessen kann man also umgekehrt folgern: Wo Schönheit einem entgegentritt, daherrscht Harmonie, da spielen die Kräfte im Gleichgewicht und alles ist, wie es sein soll:gesund und gut. Das aber ist Kemizeichen des Göttlichen. Mit andern Worten: die Schönheitist die Erscheinungsform des Göttlichen, und darum verehrungswürdig. Das Schöne ist fürHölderlin also ebensowenig wie für die alten Griechen und unsere eigenen Vorfahren ein bloßästhetischer Wert, sondern ein sittlicher, der Ausdruck eines innern Wertes, der Erfüllungeiner natur- und damit gottgewollten Gesetzmäßigkeit. Erst wenn wir diesen für Hölderlinunlösbaren - und im tiefsten indogermanischen - Zusammenhang zwischen Schönheit, Liebe,Natur und Gottheit richtig begriffen haben, erschließt sich uns nicht nur Hölderlins Werk undWollen an sich, sonder auch die ganze Tragweite seiner Verkündung, für deren naturgläubige,biologiseh-völkische Werte wir erst heute das richtige Verständnis aufzubringen beginnen.[Kommentar: Wie der vom NS-Irrglauben beherrschte Neustädter das aller Menschlichste,das sich mit der Sicht- und Empfindungsweise der romantischen Geisteswelt, erweitert hin zueinem idealisierten Bild der klassischen, griechisch-römischen Antike, verbindet undverschmilzt, zu eingebildeter "indogermanischer Sittlichkeit" und zu "biologistischvölkischenWerten" verengt, verzerrt und damit entwertet und beschmutzt]

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