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PDF - D A T E I

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Lehre der vier Grundelemente des Universums, Feuer, wasser, Erde und Luft/Äther herrühren-, andererseits ist es doch für Hölderlins Flucht aus seiner Gegenwart in eine idealisiertegriechisch-römische (klassische) Antike, dass er eine solche antike Persönlichkeit wieEmpedokles als Sinngeber und Sinnstifter auswählt. Das hat mit dem von N. beschworenenNS-Biologismus überhaupt keinen Berührungspunkt. Hölderlins Wahl ist zudem ein Ergebnisseiner, gewiss übersteigerten Überzeugung, für Höheres berufen zu sein, weshalb er so wiesein Alterego Empedokles vom Volk, also vom gemeinen Pöbel, keineswegs ist das"deutsche" Volk gemeint, wie das der NS-Kulturapparatschik Neustädter gerne haben möchte,missverstanden wird. Diese höhere Berufung ist nur Weisen = "Berufenen" und "Verkündern"vorbehalten. Es ist hier die klare Abwendung Hölderlins von der gegebenen Welt erkennbar,der er den Rücken kehrt, weil er sich persönlich nicht verwirklichen konnte, vor allem in derLiebe, um sich nun einer idealen und gleichzeitig Traumwelt der Reinheit undAusschließlichkeit zuzuwenden. Diese elitäre Komponente, auch ein beliebtes, sogar einKernelement des NS-, vor allem des SS-Diskurses, fühlt Neustädter zwar heraus, erweist sichaber unfähig in vernünftige Worte zu kleiden, hingegen ausschließlich biologistische undplumpenvölkische, deutsch- und germanentümelnde Floskeln aneinander zu reihen]Als er in der Heimat keinen Erwerb, keine Stelle mehr findet, als auch Schller auf seine Briefenicht mehr antwortet, geht er in die Schweiz und nach Bordeaux, um dort als Erzieher seinBrot zu verdienen. Als er in langer Fußwanderung von dort zurückkehrt, empfängt ihn dieKunde vom Tode Diotimas. Nun ist auch die letzte Bindung ans Persönliche und Gewesenegefallen, einsam steht er, erschauernd unter der Fülle und Gewalt der Gesichte, die Vorzeitund Künftiges in mächtigem Bogen umspannen und in gewaltigen Bildern und schwerenRhythmen zur Verkündung drängen. Dies aber ist seine Verkündung: Der alte Glaube istkraftlos geworden, seine begeisternde und erlösende Macht erloschen, das Volk ist inGleichgültigkeit gesunken. schwankt ohne Halt noch Ziel. Aber während es so hindämmert,ist in seiner Seele doch schon ein heimlich Feuer erglommen "von neuen Zeichen", und"... Nicht länger darf Geheimnis mehrdas Ungesprochene bleiben,nachdem es lange verhüllt ist ..."Es geht um nicht weniger, als um eine neue Gottverkündung im deutschen Raum.[Kommentar: Selbst wenn das zuträfe, ist es eine Verkündung die überhaupt nichts mit demNS-Irrsinn am Hut hat, sondern, wie bereits auseinandergesetzt, mit der ausflüchtigenBewegung eines vom Leben Enttäuschten in die erdachte und idealisierte Welt klassizistischerReinheit von Botschaft, Sinngebung und Zielen. Dass es sich dabei um un- bzw.antichristliche Akzente handelt, ist sowohl durch den Gegenstand seiner Ausführungen wiedurch die Art der Darstellung, also durch den klassizistisch-romantischen Diskurs Hölderlins,der im Wesentlichen ausweichlerisch ist und weltfremde Akzente setzt, vorgegeben. Damit istder Dichter durchaus seiner Zeit und dem damals herrschenden Zeitgeist verhaftet. SeinSehertum (das Berufensein und das Verkündertum) weist zwar in die Zukunft, malt dieseaber, wohl im Einklang mit dem unzeitgemäßen Stoff und den lange zurückliegendenGegenständen seines Diskurses, in unrealistischen und utopischen Bildern wie Vorstellungenaus]Nach einer nahezu 2000jährigen naturfernen, entgöttlichten Zeitennacht, beginnt nun derMorgen eines neuen Weltentages heraufzudämmern, in dem die Göttlichkeit alles Natürlichenwieder erkannt and verehrt, und seine Gesetzlichkeit wieder befolgt wird, Gott und seineAllmacht ist an keinerlei Satzung gebunden, offenbart sich in keinerlei Schrift, sondern

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