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PDF - D A T E I

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Deutlichkeit gab der Haus- und Bankherr seiner Auffassung, daß der bezahlte Hauslehrerauch nur eine Art Bedienter sei, Ausdruck.Die Lage wird immer unhaltbarer, bis eines Tages die unausweichliche Auseinandersetzungund damit der Bruch erfolgt. Um Susette zu schonen, verläßt Hölderlin das Haus Contardsund Frankfurt. "Immer hab ich getan, als könnt ich mich in alles schicken, als wär ich so rechtzum Spielball der Menschen und Umstände gemacht und hätte kein festes Herz in mir, dastreu und frei iii seinem Rechte für sein Bestes schlüge, teuerstes Leben ! Habe oft meineliebste Liebe, selbst die Gedanken an Dich mir manchmal versagt und verleugnet, nur um sosanft wie möglich um Deinetwillen dies Schicksal durchzuleben. .... Es ist himmelschreiend,wenn wir denken müssen, daß wir beide mit unsern besten Kräften vielleicht vergebenmüssen, weil wir uns fehlen ..." Und Diotima ?Noch im bittersten eigenen Schmerz denkt sie daran, den seinen zu lindern, ihn durch ihrenGlauben au ihn zu stärken und seiner Berufung zu erhalten, Und erschütternd ist seineAntwort: "Wenn ich an große Männer denke, in großen Zeiten, wie sie, ein heilig Feuer, umsich griffen und alles Tote, Hölzerne, das Stroh der Welt in Flamme verwandelten, die mitihnen aufflog zum Himmel, - und dann an mich, wie ich oft, ein glimmend Lämpchen,umhergehe und betteln möchte um einen Tropfen Öl, um eine Weile noch die Nacht hindurchzu scheinen - siehe, da geht ein wunderbarer Schauer mir durch alle Glieder, und leise rufe ichmir das Schreckenswort zu: lebendig Toter !"Es mag vermessen scheinen, wenn wir heute, da wir das vollendete Schicksal kennen,angesichts dieses Schmerzes zu erkennen meinen, daß diese Trennung ebenso notwendig warwie jene von Schiller, um das Letzte und Höchste aus ihm heraus zu ackern. Für denMenschen Hölderlin und sein menschliches Glück war dieser Riß unheilbar und hat ihnzerstört; den Dichter hat er zur Unsterblichkeit befreit, indem er wie ein Erdbeben dieschützenden Krusten über den glühenden Urgewalten aufriß.Schicksal und Leid hat er nun in ihrer Unerbittlichkeit und Gewalt an sich erfahren und alsUrmächte des Lebens, aber auch der Bewährung und Vollendung, erkannt. "Des HerzensWoge schäumte nicht so schön empor und würde Geist, wenn nicht der alte stumme Fels, dasSchicksal ihr entgegenstünde", beginnt er den Sinn des Geschehenen einzusehen und sichdaran aufzurichten: "Wer auf sein Elend tritt, steht höher". Gibt es ein gefaßteres,männlicheres Überwinden und Fruchtbarmachen des Leides, das er nun, ähnlich wie den Tod,als Vorbedingung des Lebens erkennt: "Es nährt das Leben vom Leide sich". Damit läutertund erhebt sich auch sein Schmerz aus dem Persönlichen ins Überpersönliche, alles Eigene istunwesentlich geworden vor der immer gewaltiger sich weitenden Schau ins Allgemeine undKünftige.[Kommentar: Kein Wort Neustädters über Hölderlins Pessimismus und Selbstbezogenheit(Subjektivismus)]So findet Nenon am Schluß seiner Klage aus der Verzweiflung zur Erkenntnis:"... Großes zu finden, ist viel, ist viel noch übrig, und wer soliebte, gehet, er muß, gehet zu Göttern die Bahn..."Was dieses Große aber ist, das erschließt sich ihm in seiner "Rückkehr in die Heimat"."... Wie lang ists, o wie lange ! des Kindes Ruhist hin, und hin ist Jugend, und Lieb und Lust,

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