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P.b.b. • 04Z035830 M • Verlagspostamt: 8020 Graz • 17. Jahrgang<br />

Journal für Ärztinnen und Ärzte<br />

Ausgabe 5/<strong>2008</strong><br />

Neue Fixkombination bringt große Fortschritte in<br />

der Therapie der obstruktiven Atemwegserkrankungen<br />

verlagdermediziner


180<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

Kreatinin-Clearance in ml/min 1<br />

30 40 50 60 70 80 90<br />

1 Oo Ch, JAGS 2002<br />

Alter<br />

Prof. Josef Kovarik, Nephrologe<br />

Stiefkind Niere<br />

„Oft sinkt mit dem Alter die Nierenleistung erheblich. Die Patienten sind dabei häufig Symptom-frei<br />

und das Serum-Kreatinin unverändert. Auch bei bereits auf die Hälfte reduzierter Nierenleistung<br />

ist vielfach die Kreatinin-Clearance der einzige sensitive Parameter. Harn-Sammeln<br />

muss dabei nicht mehr sein: Einfach dem Labor Patienten-Alter, Serum-Kreatinin und Körpergewicht<br />

übermitteln, und die Clearance wird problemlos mit der Cockcroft-Gault-Formel errechnet.<br />

Viele Substanzen wie etwa Antibiotika, Psychopharmaka und Kardiaka sind bei schlechter Clearance<br />

kontraindiziert bzw. in ihrer Dosis wegen Akkumulationsgefahr oder Toxizität zu reduzieren.<br />

Auch in der Osteoporose-Therapie dürfen bei einer Clearance um 30 ml/min gängige Medikamente<br />

wie Bisphosphonate nicht mehr gegeben werden. Bei schwachen Nieren sollte an aktives<br />

Vitamin D3, eine reduzierte Calcium Dosis und Calcitonin gedacht werden.“<br />

Bitte vor der Therapie an die Clearance denken!<br />

INITIATIVE FÜR RENALE SICHERHEIT<br />

Feedback an josef.kovarik@wienkav.at<br />

Prof. E. Beubler, Graz - Prof. G. Holzer, Wien - Prof. J. Kovarik, Wien - Prof. U. Köller, Wien - Prim. P. Peichl, Wien<br />

Prof. P. Pietschmann, Wien - Prof. E. Preisinger, Wien - Prof. H. Rameis, Wien - unterstützt von Novartis<br />

PIOniere<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 43<br />

NOV-PH/III08/3338


Anzeige Plus<br />

42<br />

COVERSTORY<br />

6<br />

FORTBILDUNG<br />

Risikoeinschätzung beim Hypertoniker –<br />

Bedeutung des subklinischen Endorganschadens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin Rammer, Dr. Marcus Ammer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber<br />

Cholesterinbehandlungsrichtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

OA Dr. Evelyn Fließer-Görzer<br />

Harnwegsinfektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald<br />

Alkohol und Suchtgifte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter<br />

Postoperativer Einsatz von Nichtopioid-Analgetika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Univ.-Doz. Dr. Rudolf Likar, Dr. Reinhard Sittl<br />

Diagnostik und Therapie von Venenkrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

MR Dr. Wilhelm Brenner<br />

Aktinische Keratosen – der weiße Hautkrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

MR Dr. Wilhelm Brenner<br />

FORUM MEDICUM<br />

Splitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Pschyrembel ® – Klinisches Wörterbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Stellenwert von NSAR i.v. in der modernen Schmerzmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

SiKo-Pharma auf Expansionskurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Hydrosan ® (Chlortalidon): Ist ein Diuretikum schon immer<br />

die beste Wahl in der initialen Hypertoniebehandlung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

Alle Fragen – alle Antworten<br />

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Fachkurzinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

DOKTOR PRIVAT<br />

Neue Fixkombination bringt<br />

große Fortschritte in der Therapie der<br />

obstruktiven Atemwegserkrankungen<br />

Stephanie Gawlitta<br />

Ein Einblick in die moderne Vermögensverwaltung vor dem<br />

aktuellen Hintergrund der Weltmärkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Gerhard Vollmann, CFP<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

INHALT UND IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Verleger: Verlag der Mediziner. Herausgeber.<br />

Peter Hübler, Oliver Plank. Geschäftsführer:<br />

Oliver Plank. Verlagsleitung: Peter<br />

Hübler. Projektleitung: Stephanie Gawlitta,<br />

Peter Hübler, Oliver Plank. Redaktion:<br />

Andrea Ballasch, Dr. Csilla Putz-Bankuti,<br />

Stephanie Gawlitta, Jutta Gruber, Dr. Birgit<br />

Jeschek, Bernhard Plank. Anschrift von Verlag<br />

und Herausgeber: A-9375 Hüttenberg,<br />

Reiftanzplatz 20, Telefon: 04263/200 34. Fax:<br />

04263/200 74. Redaktion: A-8020 Graz, Payer-<br />

Weyprecht-Straße 33–35, Telefon: 0316/<br />

26 29 88, Fax: 0316/26 29 93. Produktion:<br />

Richard Schmidt. Druck: Medienfabrik Graz.<br />

E-Mail: office@mediziner.at. Homepage:<br />

www.mediziner.at. Einzelpreis: € 3,–.<br />

Erscheinungsweise: periodisch.<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />

Medieninhaber: Verlag der Mediziner – Plank &<br />

Hübler OEG. Richtung der Zeitschrift: Medizinisch-pharmazeutisches<br />

Informationsjournal für<br />

österreichische Ärztinnen und Ärzte.<br />

Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder<br />

eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser<br />

zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber<br />

und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt<br />

haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand<br />

bei Fertigstellung des Journals entspricht.<br />

Für Angaben über Dosierungsanweisungen und<br />

Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine<br />

Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer<br />

ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der<br />

Beipackzettel der verwendeten Präparate und<br />

gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten<br />

festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen<br />

für Dosierung oder die Beachtung<br />

von Kontraindikationen gegenüber der Angabe<br />

in diesem Heft abweicht. Eine solche Prüfung ist<br />

besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten<br />

oder solchen, die neu auf den Markt gebracht<br />

worden sind. Jede Dosierung oder Applikation<br />

erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.<br />

Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer,<br />

ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem<br />

Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen<br />

(Warenzeichen) werden nicht immer besonders<br />

kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen<br />

Hinweises kann also nicht geschlossen<br />

werden, dass es sich um einen freien Warennamen<br />

handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag) gekennzeichneten<br />

bzw. als Produktbeschreibung erkenntlichen<br />

Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen<br />

und geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um<br />

„entgeltliche Einschaltungen“ im Sinne § 26<br />

Mediengesetz.<br />

Die Karte für Mediziner. Gratis zum Abo.<br />

(mehr auf Seite 42)<br />

seite 3


FORUM MEDICUM<br />

Splitter<br />

Schluckimpfung bei Fernreisen<br />

Novartis Vaccines bietet neuerdings<br />

eine skandinavische Entwicklung an, die<br />

mit international neun Millionen Verschreibungen<br />

zu den attraktivsten Impfstoffen<br />

aufgestiegen ist. Dukoral ® ist eine<br />

äußerst verträgliche Schluckimpfung<br />

gegen den Reisedurchfall Cholera mit<br />

einer beachtlichen Kreuzreaktivität gegen<br />

ETEC (Enterotoxische E. coli).<br />

Dukoral ® ist die einzige von der WHO<br />

empfohlene Choleraimpfung mit einer<br />

Schutzrate von 85%. Für die Grundimmunisierung<br />

sind bei Erwachsenen zwei<br />

Dosen und bei Kindern ab zwei Jahren<br />

drei Dosen notwendig. Der Impfstoff<br />

seite 4<br />

wird mit einem Brausegranulat-Puffer<br />

ausgeliefert, der dafür sorgt, dass der<br />

Impfstoff den Magen unbeschadet passiert<br />

und seine vorwiegend lokale Wirkung<br />

an der Darmwand entfalten kann.<br />

Dukoral ® ist bei Reisen nach Afrika,<br />

Mittel- und Südamerika, in arabische<br />

Länder und Südostasien indiziert. Besonders<br />

empfohlen wird die Schluckimpfung<br />

bei Personen mit regelmäßiger<br />

Medikamenteneinnahme – insbesondere<br />

bei einer PPI-Therapie – und bei<br />

Reisenden mit chronisch entzündlichen<br />

Darmerkrankungen. Nicht in allen Ländern<br />

steht kurzfristig Hightech-Medizin<br />

zur Verfügung.<br />

Antibiophilus ® bei empfindlichem Darm<br />

Nicht nur Antibiotika zerstören die<br />

Darmflora, sondern auch andere Ursachen<br />

der Diarrhoe: Stress, Angsterkrankungen,<br />

eine ganze Zahl (oft unerkannter)Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten<br />

und der steigende Anteil von<br />

industriellem Junk Food. Oft werden dafür<br />

von den Großküchen am Weltmarkt<br />

möglichst billige Lebensmittel eingekauft,<br />

die kaum<br />

noch über natürlichesEigenaromaverfügen.<br />

Deshalb werden<br />

sie mit zu<br />

viel Salz, Zucker<br />

(auch bei den<br />

Fleischspeisen),<br />

künstlichen Geschmacksstoffen<br />

und reichlich<br />

Konservierungsmittelnherausgeputzt,<br />

was bei<br />

Empfindlichen<br />

zu verstärkten und oftmaligen Darmbeschwerden<br />

führt.<br />

Empfohlen werden frische, hochwertige<br />

naturnahe Lebensmittel, möglichst<br />

ohne chemische Zusatzstoffe und täglich<br />

Antibiophilus ® (im Beutel oder in Kapseln),<br />

so lange bis die Beschwerden völlig<br />

verschwunden sind. Dieser Arzneimittelklassiker<br />

ist so verträglich,<br />

dass ihn<br />

auch Schwangere,<br />

Babys,<br />

Kranke und Immunschwache<br />

ganz problemlos<br />

einnehmen<br />

können.<br />

Eine günstige<br />

Therapiedauer<br />

erreicht man<br />

mit zwei OPs<br />

auf einem Rezept,<br />

natürlich<br />

kassenfrei.<br />

Kopfschmerz-Studie<br />

„Cluster-Kopfschmerzen“ sind massiv<br />

unterdiagnostiziert. In Österreich leben<br />

vermutlich an die 10.000 Cluster-Kopfschmerz-Patienten<br />

– zu wenige davon<br />

kommen derzeit in den Genuss der neuesten<br />

Therapeutika.<br />

Um diesen Patienten besser helfen zu<br />

können, führt Univ.-Prof. Dr. Christian<br />

Wöber derzeit am AKH eine Studie mit<br />

Cluster-Kopfschmerz-Patienten durch.<br />

Betroffene (alle, die Perioden mit täglichen,<br />

heftigen, streng einseitigen Kopfschmerzen<br />

haben, die nicht länger als<br />

drei Stunden dauern) wenden sich an<br />

christian.woeber@meduniwien.ac.at<br />

Alzheimer-Impfung<br />

Doz. Margot Schmitz könnte im Institut<br />

für Psychosomatik der Durchbruch<br />

gelingen. Sie leitet zurzeit eine Safety-<br />

Study mit „Affitop AD02“. Der therapeutische<br />

Impfstoff soll in einer frühen<br />

Phase der Alzheimer-Erkrankung die<br />

Ausbreitung der Amyloid-Plaques stoppen<br />

oder zumindest bremsen. Als Patienten<br />

arbeiten in der Studie Ärzte,<br />

Lehrer und andere Bildungsberufe mit.<br />

(Die Teilnahme an der Studie ist kostenlos.)<br />

Bisher traten keinerlei Nebenwirkungen<br />

auf. Für Interessenten steht Dr.<br />

Belinda Da Costa von 11–16 Uhr unter<br />

0664/224 88 36 zur Verfügung, E-Mail:<br />

ordination@schmitz.at<br />

DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


Unglücksraben<br />

Im Mai steigen traditionell die Suizidfälle<br />

deutlich an und nehmen oft erst wieder<br />

nach dem August ab. Die Statistik<br />

Austria zeigt aber, dass die Zahl der<br />

Verzweifelten von Jahr zu Jahr sinkt.<br />

Während Österreich einmal zu den Ländern<br />

mit den höchsten Suizidraten zählte,<br />

hat sich die Zahl der Selbsttötungen<br />

und Selbstbeschädigungen in den letzten<br />

20 Jahren nahezu halbiert. Die entscheidenden<br />

Faktoren dafür dürften die<br />

stetig verbesserten Diagnosen beim Depressiven<br />

Syndrom und die steigende<br />

Akzeptanz von immer besser verträglichen<br />

Antidepressiva sein.<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

Sextrends<br />

Eine Studie aus Chicago belegt es: Die<br />

Österreicher „lieben“ gemeinsam mit<br />

den Spaniern im weltweiten Spitzenfeld.<br />

Keine andere Nation ist zufriedener mit<br />

ihrem Sexualleben als wir.<br />

„Der Stellenwert des sexuellen Wohlbefindens<br />

wird in Zukunft wachsen“, erklärt<br />

die Sexualtherapeutin E. Bragagna.<br />

Laut Durex-Studie erwartet fast die<br />

Hälfte aller Befragten (48%) weltweit,<br />

dass Menschen in den nächsten zehn<br />

Jahren experimentierfreudiger werden.<br />

In Österreich glauben 72%, dass Jugendliche<br />

in Zukunft ihre Jungfräulichkeit<br />

immer früher<br />

verlieren. Etwa 2/3 sind<br />

der Meinung, dass Menschen<br />

im Alter sexuell aktiv sein werden<br />

und die Toleranz zunehmen wird.<br />

„Nicht zuletzt Dank der PDE-5-Hemmer<br />

sind Menschen heute noch im Alter sexuell<br />

aktiv und dieser Trend wird sich<br />

fortsetzen. Mit dem offeneren Umgang<br />

der Medien gegenüber sexuellen Einstellungen<br />

wird auch die Toleranz zunehmen“,<br />

betont Oberärztin Elia Bragagna.<br />

Parfenac ® – und nichts juckt mehr<br />

Kaum ist die Heizperiode<br />

überstanden,<br />

treibt der Sommer<br />

den Juckreiz geplagten<br />

Patienten salzig brennenden Schweiß<br />

auf die wundgekratzte Haut. Neben Patienten<br />

mit Altershaut leiden Menschen<br />

mit Neurodermitis – bei ihnen sind besonders<br />

Ellenbeugen und Kniekehlen<br />

betroffen.<br />

Abhilfe schafft Parfenac ® . Es enthält<br />

mit Bufexamac das einzige topische<br />

NSAR zur Behandlung entzündlicher<br />

Hauterkrankungen. Neben seinem juckreizstillenden<br />

Effekt wirkt Parfenac ®<br />

antiinflammatorisch und leicht analgetisch.<br />

In seiner Wirkstärke ist es einem<br />

schwachen Cortison ähnlich – ohne das<br />

Immunsystem zu beeinflussen. Geeignet<br />

ist dieses Präparat für Neurodermitis-<br />

Patienten nach dem akuten Schub, Patienten<br />

mit chronischen Ekzemen sowie<br />

Menschen mit Altershaut – je nach Anwendungsgebiet<br />

steht Parfenac ® als<br />

Emulsion, Creme, Salbe oder Fettsalbe<br />

zur Verfügung.<br />

Neue Zähne<br />

FORUM MEDICUM<br />

Splitter<br />

Wir Zahnärzte schützen<br />

oftmals die „Betriebsgeheimnisse“<br />

und reden<br />

nicht viel über das, was wir<br />

tun. Dabei hat sich in den<br />

letzten Jahren der klinische<br />

Standard wesentlich weiter entwickelt.<br />

Fachspezifisch vernetztes Denken<br />

kann auch für die Frühdiagnose ernster<br />

körperlicher Erkrankungen nützlich<br />

sein. Schließlich hängt am Mund noch<br />

ein Mensch.<br />

Stoffwechselerkrankungen wie z.B<br />

Diabetes manifestieren sich oft durch<br />

schlechte Heilung im Mundbereich, auch<br />

der typische Acetongeruch kann ein Hinweis<br />

sein. Bei Präkanzerosen im Mund<br />

kann der Zahnarzt als Gatekeeper<br />

durch eine frühe Diagnose Schlimmeres<br />

verhindern.<br />

„Amputationen“ sind übrigens sehr<br />

selten geworden. Feinste Präparationsgeräte<br />

dringen heute selbst bis in die<br />

tiefsten Wurzelspitzen vor – ein wurzelbehandelter<br />

Zahn hat so beste Chancen,<br />

seinen Besitzer zu „überleben“. Auch<br />

immer ausgefeiltere Präparationstechniken<br />

und Materialien ermöglichen mittlerweile<br />

Ergebnisse, die in Lebensdauer<br />

und Ästhetik mit Arbeiten von vor zehn<br />

Jahren kaum mehr zu vergleichen sind.<br />

Die Zeiten, in denen an sich handwerklich<br />

gute Dentisten Keramikkronen<br />

zum „Herzeigen“ präpariert haben – mit<br />

dem Hinweis „Draufbeißen verboten“<br />

– sind zum Glück längst vorbei.<br />

Es hat sich noch nicht sehr herumgesprochen,<br />

dass es immer mehr vor allem<br />

jüngere Zahnärzte gibt, die auf Massenbetrieb<br />

und „Fließband-Produktion“<br />

pfeifen und deren Vision es ist, Zähne so<br />

gründlich zu sanieren, dass man bis ins<br />

letzte Stündlein mit den eigenen beißen<br />

kann. Dazu dauern Behandlungstermine<br />

gleich einmal ganze 60 Zahnarztminuten,<br />

kosten ein bisschen mehr und sind<br />

doch auf die Lebenszeitprävalenz gerechnet<br />

in den meisten Fällen um einiges<br />

günstiger. Zusatznutzen: Das letzte<br />

Lebensdrittel ohne Kukident.<br />

Andreas Werner<br />

Seilerstätte 11<br />

1010 Wien<br />

andreas@drwerner.at<br />

seite 5


COVERSTORY<br />

Fortbildung<br />

Neue Fixkombination bringt große Fortschritte in der<br />

Therapie der obstruktiven Atemwegserkrankungen<br />

Stephanie Gawlitta<br />

Die inhalative Therapie ist ein fixer Bestandteil<br />

in der Behandlung obstruktiver<br />

Atemwegserkrankungen. Dabei kommt<br />

der Verteilung der Wirkstoffe eine besondere<br />

Bedeutung zu, die möglichst gut ihr<br />

Ziel erreichen sollen. Die Kombination<br />

des rasch und lang wirksamen Beta-2-<br />

Sympathomimetikums Formoterol mit<br />

dem Glukokortikoid Beclometason stellt<br />

dabei eine neue Therapieoption als<br />

FCKW-freies Lösungs-Dosieraerosol dar.<br />

In der Therapie des Asthma bronchiale<br />

hat in den vergangenen Jahren hinsichtlich<br />

der verfügbaren inhalativen Steroide<br />

immer mehr die Frage nach der Lungengängigkeit<br />

als die der möglichen substanzspezifischen<br />

Vorteile an Bedeutung<br />

gewonnen. Dabei wird nicht mehr auf<br />

Kortikosteroide allein gesetzt, sondern<br />

diese werden in der Erhaltungstherapie<br />

mit den lang wirksamen Beta-2-Agonisten<br />

kombiniert. Dies führt zu einer Verbesserung<br />

der Symptome trotz geringerer<br />

Steroiddosis.<br />

Extrafeine Teilchenverteilung<br />

Vor allem die kleinen Atemwege sind<br />

zunehmend in den Fokus wissenschaftli-<br />

cher Untersuchungen<br />

und klinischer Studien<br />

gerückt: denn wie einige<br />

Arbeiten gezeigt haben,<br />

betreffen bei Asthma-Patienten<br />

die entzündlichen<br />

Prozesse nicht nur die<br />

zentralen Bronchien, sondern<br />

auch in erheblichem<br />

Ausmaß die peripheren<br />

Atemwege. Auch die Tatsache,<br />

dass Glukokortikoidrezeptoren<br />

nicht nur<br />

in den Bronchien und Bronchiolen,<br />

sondern auch in hoher Anzahl in den<br />

Alveolarwänden, dem vaskulären Endothel<br />

und in der glatten Muskulatur vorkommen,<br />

lassen den kleinsten Atemwegen<br />

bei der Auswahl der antiinflammatorisch<br />

wirksamen Substanz eine<br />

größere Bedeutung zukommen.<br />

Eine besonders feine Verteilung der inhalierten<br />

Wirkstoffpartikel mit besonders<br />

kleinen mittleren aerodynamischen Massendurchmessern<br />

ist daher für den Therapieerfolg<br />

wünschenswert. Feinpartikel erhöhen<br />

außerdem die pulmonale Gesamtdeposition<br />

und reduzieren gleichzeitig die<br />

oropharyngealen Nebenwirkungen.<br />

Einteilung Asthmaschweregrade bei Erwachsenen<br />

Grad I: intermittierend: am Tag weniger als einmal pro Woche Symptome, sonst asymptomatisch;<br />

nachts höchstens zweimal im Monat Symptome<br />

Grad II: geringgradig persistierend: nicht täglich Symptome; nachts öfter als zweimal im Monat<br />

Symptome<br />

Grad III: mittelgradig persistierend: täglich Symptome; nachts mehr als einmal pro Woche<br />

Symptome<br />

Grad IV: schwergradig persistierend: tagsüber Dauersymptome, eingeschränkte körperliche<br />

Aktivität; nachts häufig Symptome.<br />

Anwendungsgebiete der neuen Fixkombination Beclometason plus Formoterol<br />

Tabelle 1<br />

Tabelle 2<br />

Zugelassen ist die neue Fixkombination für die regelmäßige Behandlung von Asthma bronchiale, bei<br />

der die Anwendung eines Kombinationsprodukts (von inhalativem Kortikosteroid und lang wirksamem<br />

Beta-2-Sympathikomimetikum) angezeigt ist:<br />

• bei Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und inhalativen kurz wirksamen Beta-2-Agonisten<br />

zur bedarfsweisen Inhalation nicht ausreichend eingestellt sind, oder<br />

• bei Patienten, die mit inhalativen Steroiden und lang wirksamen Beta-2-Sympathikomimetika bereits<br />

ausreichend eingestellt sind.<br />

Neue Technologie<br />

Mit der neuen extrafeinen Fixkombination<br />

FOSTER aus 100 μg des bewährten<br />

Steroids Beclometason und 6 μg des<br />

lang wirksamen Beta-2-Sympathomimetikums<br />

Formoterol ist nun eine neue<br />

Therapieoption für Asthma bronchiale<br />

verfügbar. Der synergistische Effekt dieser<br />

beiden Substanzen ist schon länger<br />

bekannt. In der neuen Kombination liegen<br />

die Teilchen beider Wirkstoffe in extrafeiner<br />

Formulierung vor und können<br />

somit beide den gesamten Bronchialbaum<br />

erreichen – und das mit jedem Hub!<br />

Die neue Fixkombination ermöglicht<br />

den Asthmapatienten bereits unter vergleichsweise<br />

niedriger Steroiddosierung<br />

die angestrebte Symptomkontrolle mit<br />

entsprechender Verbesserung der Lungenfunktion.<br />

Die ICAT-Studien (Inhaled<br />

Combination Asthma Treatment) konnten<br />

dies eindrucksvoll beweisen: Im Kopfan-Kopf-Vergleich<br />

mit zwei etablierten<br />

Kombinationspräparaten konnte die neue<br />

extrafeine Fixkombination eine mindestens<br />

ebenbürtige Wirkung aufweisen.<br />

In der multizentrischen, doppelblinden<br />

und randomisierten ICAT-SE-Studie<br />

(Papi et al. Allergy 2007; 62; 1182-1188)<br />

wurden 228 Patienten mit mittelgradigem<br />

bis schwerem Asthma bronchiale<br />

eingeschlossen. Die Teilnehmer der Studie<br />

wurden entweder mit der neuen Fixkombination<br />

mit einer Tagesdosierung<br />

400 μg Beclometason plus 24 μg Formo-<br />

seite 6 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


terol oder mit 500 μg Fluticason plus 100<br />

μg Salmeterol ebenfalls in Fixkombination<br />

als Aerosol behandelt. Unter beiden<br />

Regimes kam es zu einer gleichermaßen<br />

guten klinischen Besserung der Lungenfunktion<br />

und Symptomkontrolle.<br />

Signifikante Vorteile zeigten sich für<br />

Beclometason/Formoterol jedoch beim<br />

Wirkeintritt: Unter dieser Fixkombination<br />

kam es in der ersten Stunde nach der<br />

Inhalation zu einer statistisch eindeutig<br />

stärkeren Verbesserung des FEV 1-Wertes<br />

als unter der Vergleichsmedikation.<br />

Weitere Studiendaten ergaben, dass unter<br />

der neuen Fixkombination deutlich<br />

geringer Notfallmedikation verwendet<br />

wurde und die Anzahl der symptomfreien<br />

Tage im Vergleich zum Basiswert signifikant<br />

anstieg.<br />

Eine weitere Studie (ICAT-SY, Papi et<br />

al., Eur Respir J 2007; 29; 682-689) bei 219<br />

Patienten mit mittelgradigem bis schwerem<br />

Asthma bronchiale konnte belegen,<br />

dass die neue Fixkombination trotz der<br />

vergleichsweise niedrigen Steroiddosierung<br />

gegenüber anderen Kombinationspräparaten<br />

mindestens gleichwertig ist.<br />

Auch hier erhielten die Patienten eine<br />

Tagesdosis von 400 μg Beclometason plus<br />

24 μg Formoterol – jeweils verteilt auf<br />

zwei mal zwei Hübe pro Tag. Dies wurde<br />

mit der via Trockenpulver inhalierten<br />

Kombination aus 800 μg Budesonid plus<br />

24 μg Formoterol verglichen, der Behandlungszeitraum<br />

betrug zwölf Wochen.<br />

In beiden Patientengruppen kam es zu<br />

einer signifikanten Besserung des morgendlichen<br />

Peakflow sowie gleichermaßen<br />

zu einer Verbesserung der Lungenfunktion<br />

und der Symptomatik.<br />

Besseres Nutzen-Risiko-Profil<br />

Die Ergebnisse zeigen zusammenfassend,<br />

dass sich mit Beclometason, der<br />

klassischen Substanz bei den inhalativen<br />

Steroiden, therapeutisch relevante Fortschritte<br />

erzielen lassen.<br />

Diese resultieren v.a. aus der für die<br />

neue Fixkombination nachgewiesenen<br />

guten Lungendeposition der Wirkstoffpartikel<br />

und einem dadurch verbesserten<br />

Nutzen-Risiko-Profil.<br />

Der Beta-2-Agonist Formoterol mit<br />

seiner schnell einsetzenden und anhaltenden<br />

Wirkung kann in Kombination mit<br />

Beclometason schwere Exazerbationen<br />

reduzieren, sofern frühzeitig eingesetzt.<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

Liter<br />

Dies verbessert die Asthmatherapie nicht<br />

nur, sondern vereinfacht sie auch.<br />

Die Studienautoren halten den Einsatz<br />

eines Steroids in Kombination mit einem<br />

lang wirksamen Betamimetikum für sehr<br />

sinnvoll. Für eine optimale Asthmakontrolle<br />

würden beide Wirkstoffe benötigt.<br />

Auch neuere Studien belegen den Synergieeffekt:<br />

Während Steroide die bronchodilatierende<br />

Wirkung der Beta-Sympathomimetika<br />

unterstützen, verstärken<br />

umgekehrt Beta-Sympathomimetika die<br />

antiinflammatorische Wirkung der Steroide.<br />

Demnach erscheint ein frühzeitiger<br />

Einsatz von Kombinationspräparaten<br />

sinnvoll – denn noch bevor Symptome<br />

auftreten, nimmt bei Exazerbationen<br />

die entzündliche Aktivität schon zu. Bereits<br />

sechs Stunden nach Verabreichung<br />

eines Steroides kann ein deutlicher<br />

COVERSTORY<br />

Fortbildung<br />

Abbildung 1<br />

ICAT-SE-Studie: Symptomkontrolle – Vergleich der Lungenfunktion (FEV1)<br />

Foster ® : 100 μg Beclometason + 6 μg Formoterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />

Seretide ® Wochen<br />

: 125 μg Fluticason + 25 μg Salmeterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />

Tage in Prozent<br />

ICAT-SE-Studie: Symptomfreie Tage<br />

Foster ® : 100 μg Beclometason + 6 μg Formoterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />

Seretide ® Symptomfreie Tage<br />

: 125 μg Fluticason + 25 μg Salmeterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />

* p < 0,001 vs Ausgangswert<br />

# ns zwischen den Gruppen<br />

Rückgang der Eosinophilen verzeichnet<br />

werden.<br />

Bessere Compliance<br />

Abbildung 2<br />

Als weiteren entscheidenden Vorteil<br />

sehen die Autoren die bessere Therapietreue<br />

der Patienten, die die inhalativen<br />

Glukokortikoide automatisch mit der fixen<br />

Kombination erhalten. Mit seiner<br />

neuen Galenik stellt die Fixkombination<br />

aus dem bewährten Beclometason und<br />

dem rasch und lang wirkenden Formoterol<br />

eine Bereicherung in der Therapie<br />

des Asthma bronchiale dar. Dabei wird<br />

sie auch dem aktuellen pathophysiologischen<br />

Konzept der Asthmaerkrankungen<br />

gerecht. FB<br />

Weitere Informationen<br />

Torrex Chiesi Pharma GmbH,<br />

A-1010 Wien, Tel.: +43/1/407 39 19-0<br />

office@torrex-chiesi.com<br />

seite 7


HYPERTONIE<br />

Fortbildung<br />

Risikoeinschätzung beim Hypertoniker –<br />

Bedeutung des subklinischen Endorganschadens<br />

OA Dr. Thomas Weber (Foto), Dr. Martin Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber<br />

Die Höhe des arteriellen Blutdrucks<br />

zeigt bekanntermaßen eine klare und<br />

direkte Beziehung zum kardiovaskulären<br />

Risiko, wobei neben Herzinfarkt<br />

und Schlaganfall in der letzten Zeit zunehmend<br />

auch Herzinsuffizienz, periphere<br />

arterielle Verschlusserkrankung<br />

und Niereninsuffizienz in den Blickpunkt<br />

gerückt sind. Dies und die weite<br />

Verbreitung des erhöhten Blutdrucks in<br />

der Bevölkerung führen dazu, dass die<br />

arterielle Hypertonie von der WHO als<br />

wichtigste Todesursache weltweit bezeichnet<br />

wurde.<br />

Während frühere internationale Hypertonie-Richtlinien<br />

in den USA und in<br />

Europa vornehmlich auf die Blutdruckwerte<br />

selbst abzielten, wurde aufgrund<br />

der Tatsache, dass die meisten Hypertoniker<br />

neben dem erhöhten Blutdruck<br />

Tabelle 1a<br />

Kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

• Systolischer und diastolischer Blutdruck<br />

• Hoher Pulsdruck bei älteren Patienten (z.B.<br />

syst. Blutdruck > 160 mm Hg, diast. Blutdruck<br />

< 70 mm Hg)<br />

• Alter (m > 55 J, f > 65 J)<br />

• Rauchen<br />

• Dyslipidämie<br />

+ Gesamtcholesterin > 190 mg/dl oder<br />

+ LDL Cholesterin > 115 mg/dl oder<br />

+ HDL Cholesterin: m < 40 mg/dl, f < 46 mg/dl<br />

+ Triglyceride > 150 mg/dl<br />

• Nüchternblutzucker 102-125 mg/dl<br />

• Pathologischer Glukosetoleranztest<br />

• Abdominelle Adipositas:<br />

Bauchumfang: m > 102 cm, f > 88 cm<br />

• Positive Familienanamnese für prämature<br />

kardiovaskuläre Erkrankungen:<br />

+ m < 55 J, + f < 65 J<br />

noch mehrere andere kardiovaskuläre<br />

Risikofaktoren, subklinische Endorganschäden<br />

oder schon klinisch manifeste<br />

Organerkrankungen aufweisen und diese<br />

das absolute Risiko des individuellen<br />

Patienten entscheidend beeinflussen, in<br />

den neueren Empfehlungen (die aktuellen<br />

gemeinsamen Richtlinien der Europäischen<br />

Kardiologischen Gesellschaft<br />

und der Europäischen Hypertoniegesellschaft<br />

wurden im Vorjahr vorgestellt)<br />

eine wesentlichen Erweiterung<br />

vorgenommen. Es wird hier eine Anleitung<br />

zur individuellen Risikoeinschätzung<br />

des Patienten angeboten, die sich<br />

eben aus der Höhe des Blutdrucks, den<br />

begleitenden Risikofaktoren, den subklinischen<br />

Endorganschäden und den bereits<br />

eingetretenen klinisch manifesten<br />

Organschäden ergibt. Als logische Folge<br />

daraus ergeben sich therapeutische Strategien,<br />

die dann eben bei Personen mit<br />

niedrigem Risiko anders ausfallen als bei<br />

Hochrisiko-Patienten (Abbildung 1).<br />

Während bei Patienten mit Hypertonie<br />

Grad 1 und insgesamt niedrigem Risiko<br />

ein Versuch mit Lebensstiländerung<br />

über mehrere Monate gerechtfertigt erscheint,<br />

muss bei Patienten mit Hypertonie<br />

Grad 1 und insgesamt hohem Risiko<br />

(neben dem obligaten Versuch einer Lebensstiländerung)<br />

eine umgehende medikamentöse<br />

antihypertensive Behandlung<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

Da sowohl kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

als auch manifeste kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen (d.h. manifeste<br />

Endorganschäden) meist leicht erhebbar<br />

sind, werden diese in der vorliegenden<br />

Arbeit nur tabellarisch abgehandelt<br />

(Tabelle 1 a,b und 2).<br />

Der Fokus dieser Übersicht liegt auf<br />

der Erkennung der subklinischen hypertensiven<br />

Endorganschäden. Deren Vorliegen<br />

impliziert eine Progression im<br />

kardiovaskulären Kontinuum und ein<br />

deutlich erhöhtes Risiko im Vergleich<br />

zum Vorliegen der Risikofaktoren alleine.<br />

Es ist daher erforderlich, diese Endorganschäden<br />

aktiv mit den geeigneten<br />

apparativen Techniken zu suchen, wobei<br />

in den 2007er-Guidelines auch Schwellenwerte,<br />

die eben ein deutlich erhöhtes<br />

Risiko anzeigen, angegeben werden.<br />

Subklinischer Endorganschaden<br />

Herz<br />

Ein Ruhe-EKG zählt zu den Basisuntersuchungen<br />

des Hypertonikers. Seine<br />

Sensitivität zum Nachweis einer linksventrikulären<br />

Hypertrophie (LVH) ist<br />

bekanntermaßen gering, die Spezifität<br />

aber hoch (d.h. z.B. der Befund eines positiven<br />

Sokolow-Lyons-Index [SV1 +<br />

RV5,6 > 38 mm] spricht mit großer<br />

Tabelle 1b<br />

Diabetes mellitus und metabolische<br />

Syndrom<br />

Diabetes mellitus<br />

• Nüchternblutzucker > 126 mg/dl (mehrfache<br />

Messungen) oder<br />

• postprandialer Blutzucker > 198 mg/dl<br />

Metabolisches Syndrom<br />

Mindestens drei der folgenden Risikofaktoren<br />

müssen vorhanden sein<br />

• Abdominelle Adipositas: Bauchumfang:<br />

m > 102 cm, f > 88 cm<br />

• Nüchternblutzucker 102-125 mg/dl<br />

• Blutdruck > 130/85 mm Hg<br />

• HDL-Cholesterin: m < 40 mg/dl, f < 46 mg/dl<br />

• Triglyceride > 150 mg/dl<br />

seite 8 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer<br />

LVH). Bei Repolarisationsstörungen<br />

im Sinne eines „Strain“ ist das kardiovaskuläre<br />

Risiko noch höher. Die<br />

Echokardiographie weist eine höhere<br />

Sensitivität für den LVH-Nachweis auf,<br />

ist aber nicht frei von technischen Einschränkungen,<br />

z.B. bei Adipositas. Auch<br />

eine Quantifizierung der linksventrikulären<br />

Masse ist möglich, wobei 125 g/m2<br />

bei Männern und 110 g/m2 bei Frauen<br />

als Grenzwerte der LVH gelten. Darüber<br />

hinaus ist die Einschätzung der systolischen<br />

und diastolischen Funktion<br />

des Herzens in der täglichen Routine eine<br />

Domäne der Echokardiographie, wobei<br />

für letztere die Doppler-Untersuchung<br />

(inklusive Gewebs-Doppler) herangezogen<br />

wird.<br />

Subklinischer Endorganschaden<br />

arterielles Gefäßsystem<br />

Zunächst soll hier nach atherosklerotischen<br />

Veränderungen der großen Arterien<br />

gefahndet werden: Eine Verbreiterung<br />

der Intima-Media-Dicke (> 0,9<br />

mm im Bereich der A. Carotis communis)<br />

oder Carotisplaques > 1,3 mm bedeuten<br />

frühe atherosklerotische Veränderungen<br />

(und erhöhtes Risiko), während<br />

ein mittels Doppler-Ultraschall<br />

gemessener Knöchel-Arm-Index < 0,9<br />

schon eine bestehende periphere arterielle<br />

Verschlusserkrankung (und somit<br />

fortgeschrittenere Atherosklerose, aber<br />

ebenso ein erhöhtes Risiko) nachweist.<br />

Neben der Atherosklerose (einer Intimaerkrankung)<br />

kann und soll heute auch<br />

nach einer prämaturen Arteriosklerose<br />

(Gefäßsteifigkeit; eine Erkrankung der<br />

Media) gesucht werden.Als primäre Methode<br />

für die Routine wird in den Richtlinien<br />

die Messung der Carotis-Femoralis-Pulswellengeschwindigkeitempfohlen,<br />

wobei als oberer Grenzwert 12 m/sec<br />

angegeben werden. Die technisch einfachere<br />

Quantifizierung der Pulswellenreflexionen<br />

(„Augmentationsindex“) mittels<br />

sog. Pulswellenanalyse ist in prognostischer<br />

Hinsicht noch nicht ganz so gut<br />

durch Studien abgesichert und wird daher<br />

für die Routine noch nicht uneingeschränkt<br />

empfohlen – siehe Exkurs: Pathophysiologie<br />

des Blutdrucks.<br />

Subklinischer Endorganschaden<br />

Niere<br />

Die Diagnose einer hypertonieinduzierten<br />

Nierenschädigung basiert auf einer<br />

eingeschränkten Nierenfunktion<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

Andere RF,<br />

Organschäden<br />

Erkrankungn<br />

Normaler BD<br />

(120–129/<br />

80–84)<br />

Keine Durschnittliches<br />

Risiko<br />

1–2 RF<br />

> 3 RF, metabol.<br />

Syndrom,<br />

Diabetes,<br />

Organschäden<br />

Manifeste<br />

kardiovaskuläre<br />

oder renale<br />

Erkrankung<br />

Gering erhöhtes<br />

Risiko<br />

Mäßig erhöhtes<br />

Risiko<br />

Sehr stark<br />

erhöhtes Risiko<br />

Hochnormaler<br />

BD (130–139/<br />

85–89<br />

Durschnittliches<br />

Risiko<br />

Gering erhöhtes<br />

Risiko<br />

Stark erhöhtes<br />

Risiko<br />

Sehr stark<br />

erhöhtes Risiko<br />

und/oder auf einer vermehrten renalen<br />

Albuminausscheidung. Als Einschränkung<br />

der Nierenfunktion gilt eine berechnete<br />

glomeruläre Filtrationsrate < 60<br />

ml/min/1,73 m2 Körperoberfläche, die<br />

man auch bei noch normalem Serumkreatinin<br />

finden kann. Zur Berechnung<br />

soll vornehmlich die neuere MDRD-Formel<br />

[GFR pro 1,73 m2 Körperoberfläche<br />

= 186,3 x Serum-Kreatinin -1,154 x Alter<br />

-0,203 x (0,742 wenn weiblich) x (1,21<br />

wenn Patient mit schwarzer Hautfarbe)]<br />

herangezogen werden, da die ältere<br />

Cockcroft-Gault Formel [GFR = ((140 –<br />

Alter) x Gewicht kg) / (Serumkreatinin<br />

mg/dl x 72) bei Männern, bei Frauen x<br />

0,85] die Kreatinin-Clearence besonders<br />

im niedrigen Bereich überschätzt. Alternativ<br />

kann man auch eine Erhöhung des<br />

neueren Serummarkers Cystatin C zur<br />

Erkennung einer Nierenfunktionsstörung<br />

verwenden. Eine Erhöhung der<br />

Ausscheidung von Albumin („Mikroalbuminurie“)<br />

zeigt eine Störung der renalen<br />

Schrankenfunktion und ist – wie alle<br />

anderen Marker eines Endorganschadens<br />

– mit einem erhöhten kardiovaskulären<br />

Risiko vergesellschaftet. Die Bestimmung<br />

erfolgt am besten durch die<br />

Messung der Konzentrationen von Albumin<br />

und Kreatinin in einer einzelnen<br />

Urinprobe („Spotharn“) und die Berechnung<br />

ihres Verhältnisses (Grenzwert der<br />

Albumin/Kreatinin-Ratio: m > 22 mg/g<br />

Kreatinin, f > 31 mg/g Kreatinin). Die<br />

Messung im 24-Stunden-Sammelharn<br />

wird wegen häufiger Fehler beim Harnsammeln<br />

nicht empfohlen.<br />

Subklinischer Endorganschaden<br />

Retina<br />

Hypertensive Fundusveränderungen<br />

der Grade 1 und 2 nach Keith und Wagener<br />

sind häufig, aber außer bei jungen<br />

Hypertonie<br />

Grad 1<br />

(140–159/90–99)<br />

Gering erhöhtes<br />

Risiko<br />

Mäßig erhöhtes<br />

Risiko<br />

Stark erhöhtes<br />

Risiko<br />

Sehr stark<br />

erhöhtes Risiko<br />

Hypertonie Grad 2<br />

(160–179/<br />

100–109)<br />

Mäßig erhöhtes<br />

Risiko<br />

Mäßig erhöhtes<br />

Risiko<br />

Stark erhöhtes<br />

Risiko<br />

Sehr stark<br />

erhöhtes Risiko<br />

HYPERTONIE<br />

Fortbildung<br />

Abbildung 1<br />

Hypertonie Grad 3<br />

(≥ 180/<br />

≥ 110)<br />

Stark erhöhtes<br />

Risiko<br />

Sehr stark erhöhtes<br />

Risiko<br />

Sehr stark erhöhtes<br />

Risiko<br />

Sehr stark<br />

erhöhtes Risiko<br />

Kardiovaskuläre Risikostratifizierung beim Hypertoniker (modifiziert nach den ESH/ESC-Richtlinien<br />

2007). RF: Risikofaktor, BD: Blutdruck.<br />

Patienten unspezifisch und prognostisch<br />

nur fraglich bedeutsam. Höhergradige<br />

Veränderungen stellen schon einen manifesten<br />

Endorganschaden dar (Tabelle<br />

2). Sensitivere Methoden zur Erkennung<br />

von hypertensiven Frühschäden<br />

stehen derzeit in Entwicklung und in der<br />

Routine noch nicht zur Verfügung.<br />

Subklinischer Endorganschaden<br />

Gehirn<br />

Klinisch stumme zerebrale Infarkte<br />

und sog. „white matter lesions“ sind in<br />

der Allgemeinbevölkerung nicht selten<br />

und nehmen mit dem Alter und der<br />

Blutdruckhöhe zu. Sie sind mit dem Risiko<br />

klinisch manifester Schlaganfälle<br />

und dem Risiko einer Demenzentwicklung<br />

assoziiert und werden mit der<br />

Computertomographie, besser aber mit<br />

der Kernspintomographie diagnostiziert.<br />

Verfügbarkeit und Kosten verbieten<br />

aber den Einsatz dieser Bildgebungen<br />

in der Routinediagnostik des älteren<br />

Hypertonikers. Sinnvoll wäre aber<br />

der Einsatz kognitiver Funktionstests in<br />

dieser Patientengruppe. Interessanterweise<br />

wird zunehmend über den Zusammenhang<br />

zwischen erhöhter Gefäßsteifigkeit<br />

einerseits und Demenzentwicklung<br />

andererseits berichtet („pulse<br />

wave encephalopathy“).<br />

Exkurs: Pathophysiologie<br />

des Blutdrucks<br />

Die Höhe des Blutdrucks (genauer gesagt<br />

der stetigen Komponente – man<br />

geht von der Vereinfachung aus, dass ein<br />

gleichmäßiger Fluss und Druck im arteriellen<br />

System besteht) ergibt sich aus<br />

Herzzeitvolumen und peripherem Widerstand,<br />

wobei der erhöhte periphere<br />

Widerstand die weitaus größere Rolle<br />

seite 9


HYPERTONIE<br />

Fortbildung<br />

Tabelle 2<br />

Manifeste kardiovaskuläre oder<br />

renale Erkrankung<br />

Zerebrovaskuläre Erkrankungen<br />

+ Ischämischer Insult<br />

+ intrazerebrale Blutung<br />

+ transitorisch ischämische Attacke<br />

Herzerkrankungen<br />

+ Myokardinfarkt<br />

+ Angina pectoris<br />

+ koronare Revaskularisierung<br />

+ Herzinsuffizienz<br />

Nierenerkrankungen<br />

+ Diabetische Nephropathie<br />

+ Funktionseinschränkung:<br />

Kreatinin > 1,5 mg/dl (m) bzw > 1,4 mg/dl (f)<br />

+ Proteinurie (> 300 mg/24 h)<br />

Periphere arterielle Verschlusserkrankung<br />

Fortgeschrittene Retinopathie<br />

+ Blutungen, Exsudate, Papillenödem<br />

spielt. Dieser wird durch eine Konstriktion<br />

der Arteriolen verursacht und am besten<br />

durch den arteriellen Mitteldruck<br />

[(2 x diastolischer + systolischer Blutdruck)<br />

/ 3] bzw. durch seine Hauptdeterminante,<br />

den diastolischen Blutdruck, repräsentiert.<br />

Konsequenterweise wurde<br />

der diastolische Anteil des Blutdrucks<br />

lange Jahre für wichtiger hinsichtlich kar-<br />

diovaskulärer Folgekrankheiten gehalten,<br />

unterstützt durch positive Interventionsstudien,<br />

die die Vorteile einer antihypertensiven<br />

Behandlung auf Basis des<br />

diastolischen Blutdrucks zeigten.<br />

In den letzten Jahren allerdings sind<br />

der systolische Blutdruck sowie die Blutdruckamplitude<br />

(Differenz zwischen systolischem<br />

und diastolischem Blutdruck<br />

– der Pulsdruck) als Prädiktoren des kardiovaskulären<br />

Risikos vermehrt ins Zentrum<br />

des wissenschaftlichen Interesses<br />

gerückt. Sie repräsentieren die pulsatile<br />

Komponente des Blutdrucks (die der<br />

wahren Physiologie viel besser entspricht<br />

– das Herz ist ja eine pulsatil arbeitende<br />

Pumpe), ihre Determinanten<br />

sind die Herztätigkeit (Herzzeitvolumen,<br />

Muster des Auswurfs), die elastischen<br />

Eigenschaften (= Steifigkeit) der<br />

Aorta und der großen Arterien und der<br />

Zeitpunkt sowie das Ausmaß der in der<br />

Peripherie reflektierten Pulswellen. Als<br />

Maß für die arterielle Steifigkeit wird<br />

wegen der relativen Einfachheit und der<br />

guten Studienlage die Pulswellengeschwindigkeit<br />

(PWV; gemessen mittels<br />

Drucksensoren zwischen A. carotis und<br />

Pschyrembel ® – Klinisches Wörterbuch<br />

Der Pschyrembel, das wohl bekannteste<br />

medizinische Nachschlagewerk, liegt<br />

jetzt in der 261. Auflage vor. Auf 2.200<br />

Seiten finden sich über 2.500 brillante<br />

Farbabbildungen. Der Inhalt wurde von<br />

mehr als 150 renommierten Autoren um<br />

2.000 Fachbegriffe weiter ausgebaut,<br />

20.000 Stichwörter wurden aktualisiert.<br />

Der alphabetische Aufbau ermöglicht<br />

dabei ein schnelles und einfaches Nachschlagen.<br />

Zu Krankheitsbildern werden meist<br />

Ätiologie, Symptomatik, Diagnose, Therapie<br />

und teilweise auch Prognose erläutert.<br />

Vor mehr als 110 Jahren erstmals veröffentlicht,<br />

hat sich der Pschyrembel als<br />

unentbehrliches Standardwerk für Mediziner<br />

etabliert.<br />

Vom Erstsemester bis zum Chefarzt,<br />

der Pschyrembel ist sicher für jeden<br />

medizinischen Beruf wertvoll und kann<br />

seinen Besitzer über Jahre hinweg begleiten.<br />

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gibt es mittlerweile auch schon eine digitale<br />

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Begründer: Willibald Pschyrembel<br />

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September 2007<br />

2.200 Seiten, Hardcover<br />

€ 39,95.–<br />

ISBN: 978-3-11-018534-8<br />

A. femoralis, sodass die relevante Strekke,<br />

nämlich die Aorta, dazwischen liegt)<br />

empfohlen. Die Dehnbarkeit der Aorta<br />

und der großen Arterien bestimmt nämlich<br />

die Geschwindigkeit der Pulswelle<br />

(etwa 6–12 m/sec), die durch die kardiale<br />

Austreibung entsteht, sodass die PWV<br />

ein direktes Maß der arteriellen Steifigkeit<br />

darstellt (höhere Gefäßsteifigkeit<br />

führt zu höherer PWV und umgekehrt).<br />

Die Pulswelle läuft dann über Aorta<br />

und großen Arterien in die Peripherie,<br />

wird am Übergang zu den Widerstandsgefäßen<br />

und an Gefäßbifurkationen reflektiert<br />

und kehrt noch während desselben<br />

Herzzyklus zur aszendierenden<br />

Aorta zurückkehrt, in dem sie entstanden<br />

ist: Junge Personen mit dehnbaren<br />

Gefäßen weisen eine relativ langsame<br />

PWV auf, wodurch die reflektierte Welle<br />

erst in der Diastole zurückkehrt, in der<br />

aszendierenden Aorta den diastolischen<br />

Blutdruck (und dadurch die Koronarperfusion)<br />

erhöht. Bei älteren Personen<br />

nimmt die PWV zu, die reflektierte Pulswelle<br />

erreicht die aszendierende Aorta<br />

schon in der Systole. Dadurch nimmt einerseits<br />

der systolische Blutdruck und<br />

damit die kardiale Arbeitslast (= Sauerstoffverbrauch)<br />

zu, andererseits kommt<br />

es in der Diastole durch den Verlust der<br />

reflektierten Welle zu einer Abnahme<br />

des diastolischen Blutdrucks (und dadurch<br />

einer verringerten Koronarperfusion).<br />

Der zusätzlich zur primären, durch<br />

die kardiale Austreibung bedingten<br />

Druckwelle entstehende Druckanstieg<br />

(z.B. bei ungünstigen Verhältnissen in<br />

der Spätsystole) wird als „Augmented<br />

Pressure (AP)“ bezeichnet, das Verhältnis<br />

dieses AP zum Pulsdruck als Augmentationsindex<br />

(AIx). Dieser kann<br />

durch Applanationstonometrie sowohl<br />

der A. carotis als auch der A. radialis gemessen<br />

werden.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin<br />

Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber<br />

Klinikum Wels-Grieskirchen<br />

II. Interne Abteilung/Kardiologie<br />

und Internistische Intensivmedizin<br />

Grieskirchner Straße 42, A-4600 Wels<br />

Tel.: +43/7242/415-22 15<br />

thomas.weber@klinikum-wegr.at<br />

seite 10 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


RRegiert<br />

In Lizenz von Recordati Verantwortung für Verträglichkeit<br />

… bei Wirkung 1<br />

und<br />

Verträglichkeit 1<br />

Zur Behandlung<br />

des Bluthochdrucks<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 43


CHOLESTERINBEHANDLUNGSRICHTLINIEN<br />

Fortbildung<br />

Cholesterinbehandlungsrichtlinien<br />

OA Dr. Evelyn Fließer-Görzer<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen machen<br />

in den westlichen Industrieländern<br />

annähernd 50% der Todesfälle aus. Geschlechtstunabhängig<br />

finden sich Myokardinfarkte<br />

als Todesursache Nummer<br />

eins.<br />

Ein in der heutigen Ära der Medikamente<br />

gut beeinflussbarer Risikofaktor<br />

stellt die Hypercholesterinämie dar.Weitere<br />

gut beeinflussbare Faktoren sind der<br />

arterielle Hypertonus, Diabetes mellitus<br />

Proportionale Reduktion koronarer Ereignisse<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

–10%<br />

und Nikotin. Unabhängig davon gibt es<br />

nicht modifizierbare Faktoren, wie<br />

männliches Geschlecht und Alter.<br />

Die kardiovaskuläre Morbidität und<br />

Mortalität ist bei Diabetikern besonders<br />

hoch. Es besteht ein um 3,5-fach erhöhtes<br />

Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.<br />

Schätzungsweise 300.000 Österreicher<br />

sind von einem Diabetes mellitus<br />

Typ 2 betroffen, wobei zirka 80% an kardiovaskulären<br />

Ereignissen versterben.<br />

Abbildung 1<br />

0,5 1,0 1,5 2,0<br />

Ausmaß der LDL-Senkung (mmol/l)<br />

Das Ausmaß der LDL-Senkung korreliert linear mit der Reduktion der koronaren Ereignisse (modifiziert<br />

nach Cholesterol Treatment Trialists (CTT) Collaborators); Lancet 2005; 366:1267-78<br />

Zahlreiche Studien in den letzten 20<br />

Jahren konnten zeigen, dass Hochrisikopatienten<br />

eindeutig von einem LDL-C<br />

Wert von unter 100 mg/dl profitieren. Inhibitoren<br />

der Hydroxymethylglutaryl-<br />

CoA-Reduktase (HMG-CoA-Reduktase),<br />

die sogenannten Statine, führen zu<br />

einer deutlichen Senkung des Gesamtcholesterins<br />

und des LDL-C. Unabhängig<br />

von der lipidsenkenden Wirkung der<br />

Statine besteht auch noch ein pleiotroper<br />

Effekt mit antiinflammatorischer,<br />

endothel- und plaquestabilisierender<br />

Wirkung.<br />

Es besteht ein Konsens [1,2], dass Typ-<br />

2-Diabetiker in der Primärprävention<br />

der KHK von ihrem Risiko dem einer<br />

manifesten KHK (ohne Diabetes) äquivalent<br />

anzusehen sind (Abb. 2). Der primäre<br />

LDL-C-Zielwert sollte < 100 mg/dl<br />

liegen. Bei akutem Koronarsyndrom<br />

oder progredienter Atherosklerose unter<br />

Statintherapie sollte ein LDL-C-Ziel<br />

< 70 mg/dl angestrebt werden.<br />

Das Erreichen dieser geforderten<br />

Therapieziele ist unter lipidmodulieren-<br />

Risikokategorien<br />

Tabelle 1<br />

Sehr hoch LDL-C < 70 mg/dl<br />

• Akutes Koronarsyndrom<br />

• Stabile KHK bei Diabetes<br />

• Atheroskleroseprogredienz<br />

Hoch LDL-C < 100 mg/dl<br />

• Stabile KHK ohne Diabetes<br />

• Manifeste extrakoronare Atherosklerose<br />

• DM 2<br />

Mäßig LDL-C < 130 mg/dl<br />

• ≥ 2 Risikofaktoren<br />

Gering LDL-C < 160 mg/dl<br />

• 0–1 Risikofaktoren<br />

seite 12 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


Tabelle 2<br />

Zu erwartender Effekt verschiedener<br />

Lipidsenker auf HDL-C bzw. LDL-C<br />

Substanzgruppe Effekt auf HDL<br />

Statin 5–15%<br />

Fibrat 10–20%<br />

Austauscherharze 3–5%<br />

Nikotinsäure-Derivate 13–35%<br />

EZETIMIBE Effekt auf LDL mit<br />

Statin –18%<br />

Quelle: Der Arzneimittelbrief Jg. 37, Nr. 6;Juni 2003<br />

der Medikation in Kombination mit einer<br />

Lebensstilmodifikation heute, bis<br />

auf wenige Ausnahmen, sehr realistisch.<br />

Indikationen für eine medikamentöse<br />

Therapie sind beim Diabetikern LDL-C<br />

> 100 mg/dl, aber auch HDL-C < 40 bei<br />

Männern und < 50 mg/dl bei Frauen.<br />

Die Evidenz für eine Statintherapie<br />

kann man Primärpräventionsstudien<br />

(WOSCOPS) und Sekundärpräventionsstudien<br />

(4S, CARE, LIPID) entnehmen.<br />

Hier wurden harte Endpunkte als<br />

primäre Endpunkte untersucht. Eine<br />

Publikation von Costa et al. [3] beinhal-<br />

CHOLESTERINBEHANDLUNGSRICHTLINIEN<br />

Fortbildung<br />

Abbildung 2<br />

Risiko bei Typ-2-Diabetes vergleichbar mit nichtdiabetischen Post-MI-Patienten<br />

tet die systematische Metaanalyse von<br />

Studien in denen Diabetiker und Nicht-<br />

Diabetiker mit lipidsenkender Medikation<br />

behandelt wurden. 12 Studien, die<br />

den Kriterien entsprachen (randomisiert,<br />

placebokontrolliert, prospektiv,<br />

placebokontrolliert und doppelblind)<br />

wurden aus Datenbanken entnommen.<br />

Die Endpunkte waren charakterisiert<br />

durch Tod an einem kardiovaskulären<br />

Ereignis, nichtletaler Myokardinfarkt<br />

oder kardiovaskuläre Revaskularisation.<br />

Es zeigte sich dabei eine klare Effektivität<br />

der Statintherapie sowohl in der dia-<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 43


CHOLESTERINBEHANDLUNGSRICHTLINIEN<br />

Fortbildung<br />

betischen, als auch in der nicht-diabetischen<br />

Gruppe. Die Risikoreduktion bei<br />

Diabetikern in der Primärprävention<br />

betrug 21% vs. 23% bei den Nicht-Diabetikern.<br />

Das gleiche Ergebnis fand sich<br />

in der Sekundärprävention. Die absolute<br />

Risikoreduktion war in der Sekundärprävention<br />

dreimal höher. Die Cholesterinsenkung<br />

in beiden Gruppen war<br />

vergleichbar.<br />

Somit konnte gezeigt werden, dass eine<br />

Lipidtherapie die kardiovaskuläre<br />

Ereignisrate signifikant senkt. Diabetiker<br />

profitieren in der Sekundärprävention<br />

stärker als Nicht-Diabetiker. Trotz<br />

der bestehenden Evidenzlage finden sich<br />

große Behandlungslücken im klinischen<br />

Alltag. 69% der Patienten, die einer Koronarangiographie<br />

zugewiesen werden,<br />

haben das geforderte LDL-C Ziel von<br />

< 100 mg/dl nicht erreicht.<br />

Ziel einer initiierten Statintherapie<br />

sollte in jedem Fall das Erreichen von<br />

Zielwerten sein (Tabelle 1). Eine erste<br />

Lipidkontrolle unter eingeleiteter Therapie<br />

ist nach sechs bis acht Wochen sinnvoll.<br />

Danach ist eine Dosissteigerung<br />

t<br />

t<br />

bez. eine Erweiterung möglich.Auf mögliche<br />

Nebenwirkungen, die sehr selten<br />

auftreten, ist der Patient bei Therapieeinleitung<br />

zu informieren und Sicherheitslaborparameter<br />

sollten bei der ersten<br />

Kontrolle unbedingt erfolgen (CK,<br />

Lebertransaminasen).<br />

Bei Nicht-Erreichen der LDL-C- oder<br />

HDL-C-Zielwerte stehen neben den<br />

Statinen weitere lipidmodulierende Medikamente<br />

zur Verfügung (Tabelle 2).<br />

Oft ist eine Dosissteigerung der bestehenden<br />

Statintherapie zum Erreichen<br />

der LDL-C-Zielwerte nicht ausreichend.<br />

Durch eine Dosissteigerung auf das<br />

Doppelte ist im Durchschnitt 6% mehr<br />

an LDL-C-Senkung zu erwarten („Role<br />

of 6“). Eine Kombination mit Ezetimibe<br />

bewährt sich daher sehr gut, da der Effekt<br />

auf die LDL-C-Senkung 18% beträgt.<br />

Unter dieser Kombinationstherapie<br />

kann die Dosis des Statins möglichst<br />

niedrig gehalten werden und somit möglich<br />

auftretende Nebenwirkungen, die<br />

unter Hochdosis-Statintherapie eher<br />

auftreten, vermieden werden. Der duale<br />

Wirkmechanismus führt zu einer effizienteren<br />

LDL-C-Senkung, wobei Ge-<br />

lenks- und Muskelschmerzen, die unter<br />

Hochdosis-Statintherapie auch ohne laborchemisches<br />

Korrelat zu finden sind,<br />

vermieden werden können.<br />

Literatur<br />

1. Wascher: Lipide: Diagnostik und Therapie bei Diabetes<br />

mellitus Typ 2: Wien Klin. Wochenschr (2007)<br />

119/15-16; Supp 2: 23-25<br />

2. NCEP Expert Panel (2001) Executive summary of the<br />

third report of the national cholesterol education program<br />

(NCEP) expert panel on dedection, evaluation, and<br />

treatment of high blood cholesterol in adults. JAMA<br />

285: 2486-2497<br />

3. Costa J, Borges M, David C, Vaz Carneiro A: Efficay<br />

of lipid lowering drug treatment for diabetic and nondiabetic<br />

patients: meta-analysis of randomised controlled<br />

trials. BMJ 332: 1115-1124<br />

OA Dr. Evelyn Fließer-Görzer<br />

Univ.-Klinik für Innere Medizin<br />

Ambulanz für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen<br />

Auenbruggerplatz 15, A-8036 Graz<br />

Tel.: +43/316/385-29 11<br />

evelyn.goerzer@gmx.at<br />

Einladung in den<br />

Golden Club<br />

und<br />

Wer für ein Jahres-Abo € 39,–.<br />

investiert, wird mit „Goodies“ nahezu überschüttet.<br />

Siehe www.dinersclub.at<br />

seite 14 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

&<br />

Nähere Informationen auf Seite 42 und www.mediziner.at<br />

t<br />

gratis für die<br />

Dauer des Abos<br />

t<br />

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048/TCP/FOSTER/AT/04-<strong>2008</strong><br />

Grüne<br />

Box<br />

Beclometason + Formoterol<br />

Fachkurzinformation: Foster 100/6 Mikrogramm/Sprühstoß, Druckgasinhalation, Lösung. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Sprühstoß zu 100 Mikrogramm<br />

Beclometasondipropionat und 6 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat. Dies entspricht einer über das Mundstück abgegebenen Menge von: 86,4 Mikrogramm Beclometasondipropionat und<br />

5,0 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat. Wirkstoffgruppe: ATC-code R03 AK07 Anwendungsgebiete: Foster ist indiziert für die regelmäßige Behandlung von Asthma, bei der die Anwendung eines<br />

Kombinationsprodukts (von inhalativem Kortikosteroid und langsam wirkendem Beta-2-Agonisten) angezeigt ist: Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und inhalativen schnell wirkenden Beta-<br />

2-Agonisten zur bedarfsweisen Inhalation nicht ausreichend eingestellt sind, oder Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und langsam wirkenden Beta-2-Agonisten in Kombination bereits ausreichend<br />

eingestellt sind. Hinweis: Foster soll nicht für die Akutbehandlung von Asthma-Symptomen eingesetzt werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Beclometasondipropionat,<br />

Formoterolfumarat-Dihydrat und/oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Hilfsstoffe: Norfluran (HFA-134a), Ethanol wasserfrei, Salzsäure. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen<br />

Unternehmers: Torrex Chiesi Pharma GmbH, Gonzagagasse 16/16, A-1010 Wien, Österreich. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: NR, Apothekenpflichtig. Erstellungsdatum/Änderungsdatum:<br />

15.02.<strong>2008</strong>


HARNWEGSINFEKTIONEN<br />

Fortbildung<br />

Harnwegsinfektionen<br />

Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald<br />

Epidemiologie<br />

Im Laufe des Lebens kommt es zu einer<br />

kontinuierlichen Zunahme des Auftretens<br />

von Harnwegsinfekten (HWI) von 1–3%<br />

in den verschiedenen Altersstufen vom<br />

Säugling bis zum 50-Jährigen bis zu einer<br />

Häufigkeit von 20–30% bei über 60-Jährigen.<br />

Lediglich im Säuglingsalter und bei<br />

über 80-Jährigen ist das männliche Geschlecht<br />

häufiger betroffen, in den restlichen<br />

Lebensaltern ist das weibliche Geschlecht<br />

deutlich vorherrschend.Die Hälfte<br />

aller Frauen erlebt im Laufe ihres<br />

Lebens zumindest einen HWI, bereits ein<br />

Drittel aller Frauen bis Mitte Zwanzig.<br />

Als unkomplizierte HWI werden Episoden<br />

von akuter Zystitis bei sonst gesunden<br />

Erwachsenen ohne Risikofaktoren<br />

bezeichnet. Komplizierte HWI sind<br />

Infektionen in Verbindung mit einer<br />

Grunderkrankung, die das Risiko für einen<br />

HWI erhöht bzw. für das Versagen<br />

einer entsprechenden Therapie erhöht.<br />

Bei unkomplizierten HWI überwinden<br />

Antibiotikatherapie bei unkompliziertem HWI<br />

bakterielle Virulenzfaktoren den Wirt,<br />

beim komplizierten HWI begünstigen<br />

Wirtsfaktoren den Infekt.<br />

Pathogenese<br />

Harnwegsinfekte entstehen primär aszendierend<br />

über die Harnröhre – deshalb<br />

ist auch das weibliche Geschlecht mit der<br />

kurzen Harnröhre häufiger betroffen –<br />

können aber auch hämatogen oder per<br />

continuitatem entstehen. Prädisponierende<br />

intrinsische Faktoren sind Alter (besonders<br />

Kleinkinder und alte Menschen),<br />

Abwehrschwäche durch Erkrankungen,<br />

anatomische Gegebenheiten, wie die kurze<br />

weibliche Harnröhre, Harnabflussstörungen<br />

durch angeborene Fehlbildungen<br />

(vesicoureteraler Reflux, Megaureter),<br />

Obstruktion oder neurogene Blasenentleerungsstörungen,Stoffwechselerkrankungen<br />

(z.B. Diabetes mellitus), genetische<br />

Faktoren sowie der Hormonstatus<br />

(ältere Frauen). Als extrinsisch prädisponierende<br />

Faktoren können Fremdkörper<br />

(Harnsteine, Katheter), sexuelle Aktivi-<br />

Substanz Dosierung mg/d Dauer (Tage)<br />

Trimethoprim 2 x 200 5–7<br />

Cefixim 2 x 200 bis 1 x 400 3–5<br />

Cefpodoxim 2 x 100 3–5<br />

Cefuroxim 2 x 250 3–5<br />

Ciprofloxacin 2 x 250 3–5<br />

Levofloxacin 1 x 250 3–5<br />

Ofloxacin 1 x 200 3–5<br />

Pivmecillinam 2 x 200 3–5<br />

Amoxicillin/Clavulansäure 2 x 1.000 3–5<br />

Fosfomycin 1 x 3.000 1<br />

Nitrofurantoin 2 x 100 3–5<br />

Schwangerschaft & HWI:<br />

• Penicilline ± β-Laktaminhibitor<br />

• Cephalosporine<br />

• Makrolide (ausg. Clari-/Roxithromycin)<br />

• Clindamycin<br />

• KI: Chinolone, Aminoglykoside, Imipenem, Cotrimoxazol<br />

Tabelle 1<br />

tät, Hygiene- sowie Miktionsverhalten<br />

angesehen werden.<br />

Die akute Zystitis entsteht meist durch<br />

Aszension von Keimen, wobei bakterielle<br />

Pathogenitätsfaktoren, die Standortflora<br />

und Abwehrmechanismen neben<br />

anderen prädisponierenden Faktoren eine<br />

Rolle spielen.<br />

Diagnostik<br />

Die Symptomatik einer akuten Zystitis<br />

mit plötzlichem Beginn, Brennen bei<br />

Miktion, Unterbauchschmerzen und gehäuftem<br />

Harndrang sowie mitunter gerötetem<br />

Harn ist meist sehr typisch. Bei rezidivierenden<br />

Harnwegsinfekten (mehr<br />

als drei HWI pro Jahr) sollte eine ausführliche<br />

Anamnese frühere Infektionen<br />

(Kindesalter), den Zeitpunkt des ersten<br />

Auftretens wiederkehrender Infektionen<br />

(Beginn sexueller Aktivität!?), Sexualpraktiken,<br />

Stuhlverhalten, urologische<br />

oder gynäkologische Erkrankungen bzw.<br />

Eingriffe (Abflussstörungen, Harnsteine),<br />

Stoffwechselerkrankungen und medikamentöse<br />

Therapien umfassen.<br />

Zur Diagnostik des Urins selbst ist die<br />

Methode der Wahl nach wie vor die Nativharnprobe<br />

mit makroskopischer und<br />

mikroskopischer Beurteilung mittels<br />

Harnsediment. In den meisten Fällen<br />

wird heute primär die chemische Harnanalyse<br />

mit Teststreifen durchgeführt.<br />

Hierzu reicht primär ein einwandfreier<br />

Mittelstrahlurin sowohl bei Mann und<br />

Frau. Bei pathologischem Befund bei einer<br />

Frau ohne eindeutige Symptomatik<br />

ist die Kontrolle mittels Katheterharn<br />

notwendig. Der Harn sollte frisch gewonnen<br />

werden, insbesondere wenn zur<br />

Keimbestimmung zusätzlich eine Kultur<br />

angelegt werden soll. Anderenfalls ist<br />

der Harn bei 4°C max. 24 Stunden lagerbar.<br />

Bei Kleinkindern und Säuglingen<br />

seite 16 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


Monuril ®<br />

Fosfomycin Trometamol<br />

Single-Shot-Therapie<br />

1x 3g – bei akuter Zystitis<br />

• Wirkdauer mindestens 3 Tage<br />

• Kein vorzeitiger Therapieabbruch<br />

• Niedrige Therapiekosten<br />

Fachkurzinformation Monuril 3 g Granulat<br />

Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Beutel enthält 5,631 g Fosfomycin-Trometamol (entsprechend 3 g Fosfomycin), 2,3 g Saccharose (= 0,19 BE), 16 mg Saccharin. Wirkstoffgruppe: ATCcode<br />

J01 XX01. Anwendungsgebiete: Akute, unkomplizierte Harnwegsinfektionen verursacht durch Fosfomycin-empfindliche Erreger, die vor allem bei Frauen bis etwa 65 Jahren auftreten. Prophylaxe von Harnwegsinfektionen bei chirurgischen<br />

Eingriffen und transurethralen diagnostischen Untersuchungen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Fosfomycin oder einen der Inhaltsstoffe, Nierenfunktionsstörungen (Kreatininclearance < 80 ml/min). Monuril soll<br />

Kindern unter 5 Jahren nicht verabreicht werden, weil noch zuwenige Erfahrungen dazu vorliegen. Hilfsstoffe: 2,3 g Saccharose (= 0,19 BE), 16 mg Saccharin. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers:<br />

Zambon S.p.A., Via Lillo del Duca 10, 20091 Bresso (MI), Italien. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten<br />

sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: Rezept-, und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.<br />

Erstellungsdatum/Änderungsdatum: 20.05.<strong>2008</strong><br />

060/TCP/Monuril/AT/05-<strong>2008</strong>


HARNWEGSINFEKTIONEN<br />

Fortbildung<br />

wird der Harn in der Regel durch einen<br />

Klebebeutel aufgefangen. Harn aus<br />

Harnauffangbeuteln bei Katheter- oder<br />

Stomaträgern ist nicht verwertbar.<br />

Harnteststreifen<br />

Die Auswertung erfolgt entweder visuell<br />

oder automatisiert zur Bestimmung<br />

von Nitrit, Leukozyten, Erythrozyten,<br />

Protein, Glukose, Bilirubin, spezifischen<br />

Gewicht und Harn-pH. Die Kombination<br />

von positivem Leukozytennachweis,<br />

Nitrit, Eiweiß und Erythrozyten ist auf<br />

einen Harnwegsinfekt hochgradig verdächtig<br />

und sollte vor allem bei wiederkehrenden<br />

Infektionen durch eine Keimbestimmung<br />

mittels Harnkultur ergänzt<br />

werden. Wegen der hohen Fehlerquelle,<br />

vor allem durch Nahrungs- und Medikamenteneinflüsse,<br />

welche verschiedene<br />

Testergebnisse verändern können, empfiehlt<br />

sich bei einem pathologischen Teststreifenbefund<br />

die Ergänzung bzw. Verifizierung<br />

mittels Sediment.<br />

Eine Harnkultur bestimmt die Keimzahl<br />

sowie die Art des Keimes und wird<br />

in der Regel durch ein Antibiogramm ergänzt.<br />

Zur Durchführung der Harnkultur<br />

werden meist Eintauchkulturen (z.B. Uricult<br />

® ) verwendet. Je nach Art der Harngewinnung<br />

ist eine unterschiedlich hohe<br />

Keimzahl für einen Harnwegsinfekt beweisend,<br />

bei Mittelstrahlurin > 105–107,<br />

bei Katheterharn bereits > 104. In den allermeisten<br />

Fällen (70–95%) handelt es<br />

sich bei den Erregern um Escherichia coli,<br />

in 5–15% um Staphylococcus saprophyticus,<br />

selten um Enterobakterien wie<br />

Proteus mirabilis, Klebsiellen oder Enterokokken.<br />

Chlamydien, Myko- und Ureaplasmen<br />

sowie Mykobakterien als Erreger<br />

von atypischen Urethritiden können<br />

mit diesen Eintauchkulturen nicht nachgewiesen<br />

werden.<br />

Eine sterile Leukozyturie sollte an eine<br />

Tuberkulose oder atypische Erreger<br />

denken lassen, kann aber auch durch<br />

Dehydratation, eine nephrologische Erkrankung<br />

oder Entzündung benachbarter<br />

Organe bedingt sein.<br />

Rezidivierende Zystitiden müssen in<br />

jedem Fall zu einer weiteren urologischen<br />

Abklärung hinsichtlich prädisponierender<br />

Faktoren, insbesondere zum<br />

Ausschluss von anatomischen Ursachen<br />

führen. Neben einer klinischen Untersuchung<br />

sind eine Sonographie des Harntrakts,<br />

Harnröhrenkalibrierung, Miktionszystourethrographie<br />

zum Ausschluss<br />

Tabelle 2<br />

Allgemeine Empfehlungen bei<br />

rezidivierenden HWI<br />

• Kalte Sitzflächen und kalte Füsse vermeiden<br />

• Nach dem Baden nasse Badehose/Badeanzug<br />

wechseln.<br />

• Toilettenpapier „von vorne nach hinten“<br />

benutzen.<br />

• Keine übertriebene Intimhygiene – nur<br />

pH-neutrale Lotionen verwenden.<br />

• Blase nach dem Geschlechtsverkehr sofort<br />

entleeren.<br />

• Mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag<br />

trinken – ev. Blasentee.<br />

• Auf häufiges und vollständiges Entleeren<br />

der Blase achten.<br />

eines vesikoureteralen Reflux, ein Flow-<br />

EMG sowie eventuell eine Urethrozystoskopie<br />

erforderlich.<br />

Therapie<br />

Die Behandlung der akuten Zystitis erfolgt<br />

in der Regel mit einem Antibiotikum,<br />

bis zum Abklingen der akuten Beschwerdesymptomatik<br />

eventuell in Kombination<br />

mit einem Spasmolytikum. Die<br />

Therapiedauer sollte bei akuter, unkomplizierter<br />

Cystitis drei bis fünf Tage, bei<br />

vorliegenden Risikofaktoren sieben Tage<br />

betragen. Komplizierte Harnwegsinfekte<br />

wie auch unkomplizierte Pyelonephritiden<br />

erfordern eine Behandlungsdauer<br />

von 10–14, komplizierte von bis zu 21 Tagen.<br />

Als Antibiotika der Wahl gelten nach<br />

wie vor Trimethoprim, Cephalosphorine<br />

der 2. oder 3. Generation, Fluorochinolone<br />

bzw. β-Laktamantibiotika in Kombination<br />

mit Clavulansäure (Tab. 1). Während<br />

einer Antibiotikatherapie sollte wegen<br />

des möglichen Verdünnungseffektes<br />

keine übermäßige Flüssigkeitszufuhr erfolgen.<br />

Bei chronisch rezidivierenden Infekten<br />

sollte auch das Miktionsverhalten hinterfragt<br />

und allgemeine Verhaltensmaßregeln<br />

zur Verminderung des Risikos eines<br />

Wiederauftretens der Infekte gegeben<br />

werden (Tab. 2). Dazu gehört eine Östrogensubstitution<br />

bei älteren Frauen ebenso<br />

wie eine Harnansäuerung mit Vitamin<br />

C oder ein bis zwei Esslöffel Apfelessig<br />

abends, Preiselbeersaft bzw. Preiselbeertabletten<br />

zur Verminderung der Bakterienadhäsion<br />

in der Blase, eventuell Probiotika<br />

sowie ausreichende Trinkmengen.<br />

Eine Immuntherapie durch eine<br />

dreimonatige Urovaxom ® -Kur ist nach<br />

wie vor umstritten, bringt aber einem Teil<br />

der Patienten zumindest über eine gewis-<br />

se Zeit eine Erleichterung. Bei therapieresistenten<br />

Fällen kann auch an eine<br />

Langzeitprophylaxe mit niedrigen abendlichen<br />

Dosierungen von 100 mg Trimethoprim,<br />

200 mg Cefixim oder 50 mg Nitrofurantoin,<br />

evtl. 14-täglich alternierend,<br />

gedacht werden.<br />

Eine Dauerantibiotikatherapie bei liegendem<br />

Katheter ohne klinische Symptomatik<br />

ist sinnlos. Bei klinischer Infektsymptomatik<br />

muss unbedingt auch<br />

der Katheter gewechselt werden.<br />

Urethritis und Prostatitis stellen mitunter<br />

komplexe Krankheitsbilder dar, auf<br />

die hier nicht eingegangen werden soll.<br />

Pyelonephritis<br />

Bei zusätzlichem Fieber, eventuell mit<br />

Schüttelfrost, Flankenschmerz, sowie allgemeinem<br />

Krankheitsgefühl, mitunter<br />

kombiniert mit Übelkeit und Erbrechen,<br />

ist an eine akute Pyelonephritis zu denken.<br />

Im Blutlabor zeigen sich in der Regel<br />

eine deutliche Leukozytose sowie eine<br />

CRP-Erhöhung. Dieses Krankheitsbild<br />

erfordert meist eine stationäre Behandlung<br />

mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr<br />

von 2 1 /2–3 Liter pro Tag und primär parenteraler<br />

Antibiotikatherapie, welche<br />

erst nach 48 fieberfreien Stunden auf eine<br />

orale Therapie umgestellt werden sollte.<br />

Die Therapiedauer beträgt mindestens<br />

10–14 Tage, ansonsten besteht die Gefahr<br />

der Bildung von Nierenabszessen bzw.<br />

Entstehung einer Urosepsis.<br />

Urosepsis<br />

Die schwerste Ausprägung eines Harnwegsinfektes<br />

stellt die Urosepsis dar, welche<br />

meist durch Kombination einer Harnabflussstörung<br />

mit infiziertem Urin zustande<br />

kommt. Die Urosepsis stellt ein<br />

schwerstes akutes Krankheitsbild dar,<br />

welches sich in kürzester Zeit zu einem lebensbedrohlichen<br />

Zustand entwickeln<br />

kann. Eine akute Intervention zur Druckentlastung<br />

der betroffenen Niere und eine<br />

intensivmedizinische Betreuung sind<br />

unbedingt erforderlich.<br />

Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald<br />

Vorstand der Abteilung für Urologie<br />

und Andrologie<br />

Donauspital – Sozialmedizinisches<br />

Zentrum Ost der Stadt Wien<br />

Langobardenstraße 122, A-1220 Wien<br />

Tel.: +43/1/288 02-3700, Fax-Dw: -37 80<br />

michael.rauchenwald@wienkav.at<br />

seite 18 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


SUCHTKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Alkohol und Suchtgifte<br />

Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter<br />

Geschichte<br />

Suchtmittel sind älter als die Menschheit<br />

selbst. Praktisch jede Kultur hat Drogen<br />

verwendet, jedoch den Gebrauch<br />

meist rituell reglementiert. In Kriegen<br />

wurden Drogen häufig als „Mutdroge“<br />

(z.B. Cannabis für die ersten Reihen in<br />

antiken Schlachten, Bier mit Bilsenkrautzusatz<br />

im 30-jährigen Krieg, Amphetamine<br />

im 2. Weltkrieg) verordnet und in<br />

Notzeiten wurden Drogen gegen Hunger<br />

eingesetzt. Heute spiegeln sich wirtschaftliche<br />

Bedingungen und die Ambivalenz<br />

der Gesellschaft in der Trennung<br />

von Genuss- oder Suchtmitteln, bzw. in<br />

der Einteilung nach legalen und illegalen<br />

Drogen. Aus medizinischer Sicht sind alle<br />

Suchtmittel wirksame Medikamente,<br />

die je nach Dosierung, Frequenz, Kombinationen<br />

und der Vulnerabilität der Konsumenten<br />

gewünschte oder auch unerwünschte<br />

Wirkungen haben. Sie folgen<br />

pharmakologischen Regeln, und positive<br />

Wirkungen sind immer in Bezug zu Nebenwirkungen<br />

abzuschätzen. Eine Kombination<br />

mit anderen, in der Therapie<br />

verwendeten Medikamenten verändert<br />

natürlich auch die Wirkungen und Nebenwirkungen<br />

fast aller Medikamente<br />

(von Antibiotika bis Blutdruckmittel,<br />

Psychopharmaka). Prinzipiell wird unter<br />

der akuten Wirkung eines Suchtmittels<br />

die Wirkung anderer Medikamente verstärkt<br />

oder abgeschwächt (Blockierung<br />

oder Aktivierung der P450), während die<br />

chronisch langfristige Einnahme von<br />

Suchtmitteln zu einer Enzyminduktion<br />

führt und damit Wirkungen generell verloren<br />

werden.<br />

Welche Suchtmittel haben in<br />

Österreich Bedeutung?<br />

1964 beschrieb die WHO diejenigen<br />

Substanzen, die als Suchtmittel bezeichnet<br />

werden. Heute teilt man sie nach ihrer<br />

Wirkung auf Transmittersysteme<br />

oder nach ihrem Schädigungsmuster ein<br />

(Tab. 1 und 2 ).<br />

Erscheinungsbilder<br />

a. Gebrauch<br />

b. Missbrauch<br />

c. Abhängigkeit<br />

c1. Faktoren, die in der Therapie<br />

berücksichtigt werden müssen<br />

c2. Prinzipien in der Entzugsbehandlung<br />

c3. Rückfallprophylaxe nach Untergruppen<br />

d. Spezifische Bilder (z.B. Drogennotfall)<br />

Einteilung der Drogen nach ihrer Wirkung auf Transmittersysteme<br />

Substanzklasse Beispiele<br />

Sedierende Suchtmittel Alkohol, Hypnotika, Tranquilizer, Schnüffelstoffe<br />

Stimulantien Amphetamine, Appetitzügler, Kokain<br />

Opiate Heroin, Morphin, Methadon, opiathältige Analgetika<br />

Cannabinoide Marihuana, Haschisch<br />

Halluzinogene Lysergsäure-dieäthylamid (LSD), Mescalin, Psylocibin,<br />

Andere Phenylcyclidin (PCP), Atropin- und Scopolaminhältige Mittel,<br />

schwache Analgetika, schwache Stimulantien, Ecstasy,<br />

Antihistaminika<br />

Tabelle 1<br />

ad a. Gebrauch<br />

85% aller 18-Jährigen trinken zeitweilig<br />

Alkohol, 50% von ihnen rauchen Nikotin,<br />

10% rauchen Cannabis, 1–2% verwenden<br />

zeitweilig andere Drogen oder<br />

experimentieren mit diversen Pflanzen.<br />

Mit zunehmendem Alter sinkt der Suchtmittelkonsum,<br />

so rauchen z.B. nur 30%<br />

der 50-Jährigen Nikotin.<br />

Maßnahmen zur Reduktion des Drogengebrauchs<br />

müssen auf Personen aus<br />

Risikogruppen und deren Probleme gerichtet<br />

sein (Schlagwort: „Hinschauen,<br />

nicht Wegschauen“). Früherkennung und<br />

gezielte Angebote/Hilfe für diese Personen<br />

im psychosozialen Bereich sind die<br />

wichtigsten Maßnahmen. Auf Suchtmittel<br />

zentrierte Ver- oder Gebote führen<br />

nur zur Verschiebung der verwendeten<br />

Substanzen (z.B. rauchen in den USA<br />

deutlich weniger Personen Nikotin, jedoch<br />

deutlich mehr Cannabis (THC) als<br />

in Europa), leisten jedoch keinen Beitrag<br />

zur Suchtmittelprävention. Präventionsmaßnahmen,<br />

die über das Thema Leistungsreduktion/Gesunderhaltung<br />

gehen<br />

greifen bei Jugendlichen nicht, da sie z.B.<br />

durch Alkoholkonsum weniger Leistungsreduktion<br />

erfahren als Erwachsene<br />

und da Gesundheit der Normalzustand<br />

der meisten Jugendlichen ist und<br />

ein anderer physischer Dauerzustand<br />

noch nicht vorstellbar ist.<br />

ad b. Missbrauch<br />

30% aller 18-Jährigen weisen einen Alkoholmissbrauch<br />

auf, 25% rauchen bereits<br />

in abhängiger Weise Zigaretten und<br />

2–3 % weisen einen regelmäßigen THC-<br />

Missbrauch auf. Genaue Zahlen zum<br />

Missbrauch illegaler Drogen liegen logischerweise<br />

nicht vor.<br />

seite 20 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


Die Definition von Missbrauch ist<br />

weltweit kulturell und sozial äußerst unterschiedlich<br />

und es bestehen auch große<br />

Unterschiede zwischen verschiedenen<br />

Ländern. Die Erscheinungsbilder sind so<br />

heterogen, dass sie keiner psychiatrischen<br />

diagnostischen Entität entsprechen<br />

(unterschiedlichste Persönlichkeiten<br />

in unterschiedlichsten Situationen),<br />

so dass man aus der Diagnose Missbrauch<br />

keine Therapieempfehlung ableiten<br />

kann.<br />

Suchtmittel in der Schwangerschaft,<br />

bei Anfallsleiden, bei Stoffwechselerkrankungen<br />

oder bei psychiatrischen<br />

Beschwerdebildern<br />

erfüllen natürlich die Kriterien<br />

des Missbrauches und in<br />

diesem Bereiche sind auch gezielte<br />

Maßnahmen absolut<br />

notwendig. Diese müssen sich<br />

aber nach den Persönlichkeitsfaktoren<br />

und nach den<br />

spezifischen Situationen richten.<br />

ad c. Abhängigkeit<br />

Die Diagnose nach ICD-10<br />

oder DSM-IV beschreibt die<br />

Toleranzentwicklung, den<br />

Umstand, dass das Suchtmittel<br />

ins Zentrum des Lebens gerückt<br />

ist und auch Entzugserscheinungen.<br />

Für die Therapie<br />

von Abhängigen jedoch, und<br />

um gezielte Akutbehandlungen<br />

und spezifische Langzeitprogramme<br />

zu entwickeln, ist<br />

diese Diagnose viel zu oberflächlich.<br />

Suchtmittel werden<br />

zu Beginn aus verschiedensten<br />

Gründen eingenommen (situationsbedingt<br />

aus Spaß,<br />

Neugier oder schon sehr zeitig<br />

zur Selbstbehandlung). Diejenigen<br />

Personen, die ein therapeutisches<br />

Setting, z.B. den<br />

Arzt für Allgemeinmedizin,<br />

aufsuchen, haben meist bereits<br />

eine Wechselwirkung zwischen<br />

ihren Beschwerdebildern und<br />

der Wirkung bzw. nachlassenden<br />

Wirkung ihres Suchtmittels<br />

erlebt. Dementsprechend<br />

sind die richtigen Fragen zur<br />

Erkennung des Problems und<br />

zur Abschätzung des Schweregrades<br />

von eminenter Bedeutung.<br />

Fragen informieren nicht<br />

nur, sondern wohlüberlegte<br />

Fragen orientieren bereits in<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

die Richtung der Motivation,den Lebensstil<br />

zu verändern (Tab. 3).<br />

Für wissenschaftlich orientierte oder<br />

für solche, die internationale Vergleiche<br />

haben wollen, ist der CAGE zur Früherkennung<br />

und der ASI (Addiction Severity<br />

Index) zur Objektivierung des Schweregrades<br />

süchtigen Verhaltens in sieben<br />

Dimensionen, international eingeführt.<br />

Geschlechterverteilung<br />

Weltweit gibt es etwa dreimal mehr<br />

männliche als weibliche Alkoholabhängi-<br />

SUCHTKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

ge. Obwohl hohe Alkoholmengen in erster<br />

Linie von Männern getrunken werden,<br />

spielt sein Konsum bei Frauen bereits<br />

in geringeren Mengen eine Rolle, da<br />

Frauen ein höheres Schädigungsrisiko<br />

tragen. Niedrigeres Gesamtkörperwasser,<br />

verminderte Magen-Alkoholdehydrogenase-Aktivität<br />

und Hormonschwankungen<br />

spielen dabei – vor allem bei jüngeren<br />

Frauen – eine große Rolle. Bei graviden<br />

alkoholabhängigen Frauen sind die Risiken<br />

für eine Entwicklung von FAE (fötale<br />

Alkohol-Effekte) und FAS (fötales Alkohol-Syndrom)<br />

bekannt. Wir wissen aus<br />

Untersuchungen, dass aber bereits ein<br />

Fachkurzinformation:<br />

Revia ® – 50mg Filmtabletten. Zusammensetzung: Eine Filmtablette enthält 50 mg Naltrexonhydrochlorid. Wirkstoffgruppe: ATC-Code: N07BB04.<br />

Anwendungsgebiete: Zur medikamentösen Unterstützung bei der chronischen Alkohol-Entwöhnungsbehandlung.<br />

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, Patienten, die Opioid-Analgetika erhalten, opiatabhängige<br />

Patienten ohne erfolgreichen Entzug, Patienten mit akuten Opiat-Entzugssymptomen, Patienten mit einem positiven Opioid-Nachweis im Urin, Patienten,<br />

die auf Injektion von Naloxon mit Entzugserscheinungen reagieren, Schwere Leberinsuffizienz, akute Hepatitis.<br />

Hilfsstoffe: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, hochdisperses Siliziumoxid, Magnesiumstearat, Pale Opadry Yellow.<br />

Name und Anschrift des Zulassungsinhabers und Herstellers: Torrex Chiesi Pharma GmbH, Gonzagagasse 16/16, 1030 Wien.<br />

Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen<br />

sowie Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: NR, apothekenpflichtig. Erstellungsdatum/Änderungsdatum: 21.05.<strong>2008</strong><br />

059/TCP/REVIA/AT/05-<strong>2008</strong>


SUCHTKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Tabelle 2<br />

Einteilung der Drogen nach dem Schädigungsmuster:<br />

Drogen erzeugen mit unterschiedlicher Häufigkeit Entzugssyndrome, organische<br />

Psychosyndrome, Psychosen, Flashbacks, aber auch Depressionen und Angst<br />

Toxizität Entzug OPS* Psychosen Flashbacks** Depression/Angst<br />

Nikotin x xxx – x – xx<br />

Alkohol xxx xxx xxx x – xxx<br />

Benzodiazepine xxx xxx xxx xx – xxx<br />

Stimulantien xx xx x xxx x xxx<br />

Opiate xxx xxx x x – xx<br />

Cannabinoide x xx x xx – xx<br />

Halluzinogene xx – – xxx xxx xx<br />

Schnüffelstoffe xxx xx xxx x – xx<br />

Ecstasy xx x x xx – xx<br />

* OPS = Organisches Psychosyndrom<br />

**Unter Flashbacks versteht man psychische Bilder, die unter Drogen erlebt wurden und später auch<br />

ohne Drogeneinnahme auftreten können (z. B. optische und/oder akustische Elementarhalluzinationen).<br />

grenzwertiger Alkoholkonsum von sechs<br />

Standardgetränken pro Woche typische<br />

Schäden, wie eine Verlangsamung des<br />

Denkens bei Kindern, verursachen<br />

kann. Typologien helfen die Geschlechterverteilung<br />

besser zu erkennen. So<br />

sind z.B. innerhalb der Typologie nach<br />

Lesch (vgl. „Der Mediziner“ 6/2007) bei<br />

den Typen I und II Männer und Frauen<br />

nahezu gleich verteilt, im Typ III doppelt<br />

so viele Frauen wie Männer und im Typ<br />

IV mehr als doppelt so viele Männer wie<br />

Frauen.<br />

c1. Faktoren, die in der Therapie<br />

berücksichtigt werden müssen<br />

Wie bereits betont, richtet sich die Therapie<br />

nach unterschiedlichen Faktoren,<br />

wobei individuelle Persönlichkeitsmerkmale,<br />

körperliche Vorerkrankungen, Folgeschäden<br />

u.a. die therapeutische Situation<br />

(Straße vs. Suchtgiftklinik), nicht jedoch<br />

die Diagnose das therapeutische<br />

Vorgehen bestimmen (Tab. 4).<br />

Allgemeine Richtlinien<br />

In der Suchtbehandlung braucht man<br />

eine Einstellung zu Patienten die ein absolutes<br />

„JA“ zur Person und ein absolutes<br />

„NEIN“ zum konsumierten Suchtmittel<br />

zeigt (Empathie zur Person). Das<br />

Vorgehen sollte keinesfalls konfrontativ<br />

sein. Anfangs empfiehlt es sich, kurze,<br />

unkomplizierte Sätze zu verwenden<br />

(vor allem wegen Intoxikation, wegen<br />

organischer Störung). Dann erfolgt eine<br />

klare Definition von erreichbaren Zielen<br />

mit gut strukturierten therapeutischen<br />

Schritten. Die Kompetenz über<br />

das Einnahmeverhalten muss bei den<br />

Patienten bleiben („lassen Sie sich nicht<br />

in die Rolle desr Verantwortlichen über<br />

den Suchtmittelkonsum bringen“). Die<br />

zwei Grundpfeiler jeder Therapie sind<br />

die gemeinsame Definition des zu erreichenden<br />

Zieles und die realistische<br />

Chance dieses Ziel zu erreichen. So ist<br />

z.B. die Einhaltung der Abstinenz bei<br />

Typ-I-Alkoholabhängigen nach Lesch<br />

ein realistisches Ziel, während beim Typ<br />

IV nach Lesch Rückfälle mit Sicherheit<br />

zu erwarten sind. Bei Typ-IV-Patienten<br />

ist das realistische Ziel die Reduktion<br />

der Häufigkeit und des Schweregrades<br />

von Rückfällen, wie man es bei Drogenabhängigen<br />

z.B. mit der Substitutionstherapie<br />

erreicht. Jede Motivation muss<br />

schrittweise erfolgen:<br />

• Motivation zur Behandlung;<br />

• Motivation zur Änderung des Suchtmittelgebrauchs;<br />

• Motivation zu Akzeptanz des Therapieziels<br />

(z.B. absolute Abstinenz, absolute<br />

Drogenfreiheit, Substitution<br />

für eine gewisse Zeit);<br />

• Motivation zur Änderung des Lebensstils.<br />

Objektivierung der Suchtmitteleinnahme<br />

durch Harnbefunde oder biologische<br />

Marker (Atemalkohol, MCV, GGT,<br />

GOT > GPT, %CDT, Smokalizer, Drogenharn)<br />

sind wichtig und ersparen sinnlose<br />

Diskussionen über die Suchtmitteleinnahme.<br />

Die meisten Patienten sollten ambulant<br />

behandelt werden, stationäre Aufnahmen<br />

sind nur dann notwendig, wenn das soziale<br />

Umfeld äußerst belastend ist, wenn<br />

schwere Entzugssyndrome, schwerste<br />

Folgekrankheiten, suizidale Tendenzen<br />

vorhanden oder zu erwarten sind und<br />

nicht zuletzt auch dann, wenn der Patient<br />

selbst eine stationäre Aufnahme möchte.<br />

Diese Aufnahmen sind meist kurzfristig<br />

notwendig und eine regelmäßige ambulante<br />

Nachbetreuung ist aus meiner Sicht<br />

wichtiger als das jeweilige stationäre therapeutische<br />

Programm. In der heutigen<br />

Zeit können es sich viele Patienten nicht<br />

leisten, lange von der Arbeit wegzubleiben,<br />

und soziale Depravation ist ein wichtiger<br />

Rückfallgrund.<br />

Leider liegen nur bei Tabak und Alkoholabhängigkeit<br />

genügend Daten zur<br />

Definition von Untergruppen, die therapierelevant<br />

sind, vor, aber es ist nicht zu<br />

erwarten, dass Tranquilizer oder Cannabis<br />

wesentlich anderen Regeln folgen.<br />

Ansätze dazu gibt es jedoch. So arbeitet<br />

z.B. im Cannabisbereich derzeit eine<br />

französische Gruppe (Reynaud et al.)<br />

daran, die österreichische Typologie nach<br />

Lesch auf den Cannabisbereich auszuweiten.<br />

c2. Grundregeln der Entzugsbehandlung<br />

Ziel der Entzugsbehandlung ist die<br />

Vermeidung von Entzugssymptomen ohne<br />

die kognitiven Leistungen zu beeinträchtigen<br />

und ohne die häufig vorhandenen<br />

körperlichen Schäden zu verschlechtern.<br />

Vorbedingung ist ein Klima in dem<br />

sich der Patient geborgen fühlen kann<br />

und in dem er Vertrauen fassen kann,<br />

und wo therapeutische Hilfe (und nicht<br />

Tabelle 3<br />

Zielführende Fragen<br />

1. Schmeckt ihnen Alkohol oder trinken sie Alkohol um eine Wirkung zu erzielen? Wenn ja, welche<br />

Wirkung des Alkohols wünschen Sie (betrunken zu werden, Stimmungsveränderung, Angstlösung,<br />

besser einschlafen können usw.).<br />

2. Treten Beschwerden auf, wenn Sie Alkohol trinken oder Sie eine Trinkpause einlegen?<br />

3. Was hilft ihnen gegen ihre Beschwerden?<br />

4. Hilft auch Alkohol? Wenn ja, welche Mengen benötigen sie, um ihre Beschwerden zu lindern?<br />

5. Wenn sie bei einem Fest etwas vermehrt Alkohol konsumieren, haben sie am nächsten Tag Beschwerden<br />

(Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Unruhe, Reizbarkeit)? Verwenden sie dann Alkohol,<br />

um diese Beschwerden zu lindern?<br />

6. Wenn sie Medikamente gegen ihre Beschwerden verordnet bekamen, konnten sie dann in dieser<br />

Zeit ihren Alkoholkonsum reduzieren oder ganz einstellen?<br />

seite 22 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


Bestrafung bei Nichterfüllen der therapeutischen<br />

Vereinbarung) das oberste<br />

Credo ist.<br />

Die Medikation richtet sich nach der<br />

Art und der Höhe des Suchtmittelkonsums,<br />

nach dem Schweregrad der Folgeschäden<br />

und nach der Symptomatik der<br />

Entzugserscheinungen (auch nach anamnestisch<br />

erhebbaren Symptomen).<br />

Einige Beispiele<br />

• Tabakabhängige mit einem Fagerström-Score<br />

ab 5 benötigen Nikotinersatzpräparate.<br />

• Tabakabhängige mit einem<br />

Fagerström Score bis<br />

5 benötigen keine Nikotinersatzpräparate,sondern<br />

sollten mit Bupropion<br />

(Zyban ® ) behandelt<br />

werden.<br />

• Alkoholabhängige vom<br />

Typ I nach Lesch brauchen<br />

im Entzug Benzodiazepine,<br />

Typ-II-Patienten können<br />

mit Tiaprid (Delpral ® )<br />

entzogen werden, Typ-III-<br />

Patienten kann man mit<br />

Gamma-Hydroxybuttersäure<br />

(Alcover ® ) entziehen<br />

und bei Typ IV haben<br />

sich Carbamazepin und<br />

Gamma-Hydroxybuttersäure<br />

(Alcover ® ) bewährt.<br />

• Cannabisabhängige benötigen<br />

selten eine Entzugsmedikation.Benzodiazepine<br />

sollten langsam reduziert<br />

werden, durchaus<br />

über Monate.<br />

• Opiatabhängige werden<br />

mit langsam zu reduzierendenSubstitutionspräparaten<br />

entzogen. Manchmal<br />

ist eine Reduktion jedoch<br />

nicht möglich, und<br />

manchmal aus unterschiedlichsten<br />

Gründen<br />

sogar nicht wünschenswert<br />

(z.B. soziale Gründe,<br />

manifeste andere Erkrankungen).<br />

Dann bleiben<br />

die Patienten für eine Zeit<br />

auf einer vereinbarten<br />

Substitutionsdosis mit Begleittherapie.<br />

Die Richtlinien zu allen<br />

anderen Drogen werden<br />

heute noch kontrovers diskutiert.<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

c3. Rückfallprophylaxe nach<br />

Untergruppen<br />

In der Rückfallprophylaxe werden viele<br />

Therapiemethoden angewendet, die<br />

meisten davon sind jedoch wissenschaftlich<br />

nur sehr schwach belegt. Ein typisches<br />

Beispiel dafür sind Antidepressiva,<br />

die zwar bei Abhängigen den Schweregrad<br />

der Einnahmeepisode reduzieren,<br />

die psychopathologische Symptomatik<br />

auch wesentlich verbessern und so zu einer<br />

erheblichen Verbesserung der Lebensqualität<br />

beitragen, aber – nach dem<br />

derzeitigem Stand der wissenschaftlichen<br />

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SUCHTKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Untersuchungen – die Abstinenzraten<br />

nicht erhöhen. Gruppentherapie und<br />

Psychoedukation haben aus meiner Sicht<br />

nur einen geringen Stellenwert, werden<br />

aber sehr beworben.Persönlichkeitsmerkmale,<br />

wie z.B. eine depressive Struktur<br />

oder abhängige Persönlichkeitsstörung,<br />

benötigen unabhängig vom Suchtmittel<br />

eine entsprechende psychotherapeutische<br />

Bearbeitung. Durch die verschiedenen Typologien,<br />

wie z.B. die Lesch-Typologie, haben<br />

wir im Alkoholbereich klare Hinweise<br />

erhalten, welche Persönlichkeitsmerkmale<br />

gehäuft bei einzelnen Subgruppen<br />

auftreten, wonach sich dann auch die The-<br />

�����������������������<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 43<br />

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SUCHTKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Welche Faktoren beeinflussen die Therapie (Pharmakotherapie und Psychotherapie)?<br />

Somatische Vorerkrankungen Individuelle Faktoren<br />

1. Alter<br />

2. Geschlecht<br />

3. Persönlichkeit<br />

4. Genetische Faktoren<br />

5. Psychopathologisches<br />

Zustandsbild<br />

ICD, DSM, etc.<br />

z.B. Schizophrenie,<br />

MDK, Sucht etc.<br />

rapie richten kann (z.B. klientenzentrierte<br />

Therapie, systemische Therapie, KIP und<br />

Hypnotherapie bei Typ-II-und –III-Patienten).<br />

Neuroleptika sollten prinzipiell äußerst<br />

sparsam gegeben werden, da die Aktivität<br />

des Dopaminrezeptors für das Suchtmittelverlangen<br />

unbestritten ist und Neuroleptika<br />

hier eher kontraproduktiv wirken<br />

(insbesondere Patienten der Typen I und<br />

III nach Lesch sollten keine Neuroleptika<br />

erhalten). Baclofen,Topiramate sind Substanzen,<br />

die in der Alkoholbehandlung<br />

weltweit geprüft werden. Vareniclin, ein<br />

Nikotin-Agonist, und Nikotinersatzpräparate<br />

sind in der Nikotintherapie klinisch<br />

erfolgreich.<br />

ad d. Spezifische Bilder<br />

Drogen- und Alkoholnotfall. Der<br />

Schweregrad der Intoxikation bestimmt<br />

die erste Maßnahme: das zu erwartende<br />

Entzugssyndrom nach sehr hoher Intoxikation<br />

benötigt Überwachung und fallweise<br />

auch spezifische Antagonisten (z.B.<br />

Narcanti). Bei körperlich vitalen Gefährdungen<br />

(z.B. dekompensierte Leberzirrhose)<br />

ist ein gemeinsames Vorgehen von<br />

Leber- und Suchtspezialisten notwendig.<br />

Zu beachten sind auch andere Ätiologien<br />

für Bewusstseinstrübungen und<br />

Durchgangssyndrome (z.B. Sturz während<br />

der Intoxikation mit Schädelblutung).<br />

Auch schwere Anämien nach Magenblutungen<br />

dürfen nicht übersehen<br />

werden.Alle diese Bilder benötigen nach<br />

Alkoholabhängigkeit<br />

Toxische Wirkung Soziale und Beziehungsfaktoren<br />

1. Alkohol, Nikotin, Schlafmittel<br />

1. Patient-Therapeut-Beziehung<br />

Angst lösende Substanzen<br />

2. Wissen über die Erkrankung<br />

2. Aufputschmittel<br />

3. Faktoren des Settings<br />

3. Opiate<br />

(ambulant oder stationär)<br />

4. Cannabis<br />

4. Akzeptanz der Medikamenteneinnahme<br />

5. Halluzinogene<br />

6. Andere (z.B. PCP)<br />

5. Angst vor Strafe<br />

7. Interaktionen untereinander und mit anderen Medikamenten<br />

der akuten medizinischen Versorgung ein<br />

motivierendes Gespräch über den Suchmittelkonsum<br />

und das jeweilige Einnahmeverhalten.<br />

Die weitere Betreuung erfolgt<br />

in Absprache mit Konsiliardiensten<br />

und/oder PSD.<br />

Epileptischer Entzugsanfall (Grand<br />

mal). Intoxikierte Patienten mit starken<br />

vegetativen Schwankungen und starker<br />

motorischer Unruhe unterliegen der Gefahr<br />

von Krampfanfällen (20% der Alkoholabhängigen<br />

entwickeln Grand-mal-<br />

Anfälle). Ein Grand-mal-Anfall kann bei<br />

Konsumveränderung, im Entzug und vor<br />

oder während eines Delirium tremens<br />

auftreten. Wegen des leichten begleitenden<br />

Hirnödems wird Acetazolamid natrium<br />

500 mg (Diamox ® ) langsam i.v. gegeben.<br />

Diazepam (Valium ® ) i.v. wird nur<br />

bei Gefahr eines Status epilepticus verabreicht.<br />

Pathologischer Rausch. Tritt äußerst<br />

selten auf und stellt einen psychiatrischen<br />

Notfall im engeren Sinne dar. Er<br />

kann Minuten oder Stunden andauern<br />

und tritt unabhängig von der eingenommenen<br />

Alkoholmenge ein und umfasst<br />

folgende Symptome:<br />

• Gereiztheit und Aggressivität;<br />

• Unkontrolliertes und irrationales Verhalten,<br />

Triebdurchbrüche;<br />

• Orientierungsstörungen (Orientierung<br />

zur Person, Situation, Zeit und Ort);<br />

• Angst und Depressivität;<br />

• Halluzinationen;<br />

SUCHTKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Veränderung der<br />

Symptomatologie<br />

Zeit der Intervention<br />

verändert die Basisdaten für<br />

Therapieforschung<br />

Lesch, 1996<br />

Tabelle 4<br />

Danach besteht Amnesie. Wenn ein<br />

Pathologischer Rausch auftritt, ist an<br />

Grunderkrankungen wie Schädeltrauma,<br />

Epilepsie, konsumierende Grunderkrankung,<br />

organische, schizophrene oder<br />

auch affektive Störungen, Medikamentenintoxikation<br />

und Drogeninteraktionen<br />

zu denken. Zur medikamentösen<br />

Therapie des pathologischen Rausches<br />

müssen D2-wirksame Neuroleptika, z. B.<br />

Zyprexa ® und Haldol ® verwendet werden.<br />

Delirium tremens. Das alkoholbedingte<br />

Delir ist ein kurz dauerndes (drei<br />

bis vier Tage), aber gelegentlich bedrohliches<br />

Zustandsbild mit der klassischen<br />

Symptomtrias<br />

• Bewusstseinstrübung und Verwirrtheit,<br />

• lebhafte, oft szenische Halluzinationen<br />

und<br />

• Tremor.<br />

Unruhe und Schlaflosigkeit, sowie vegetative<br />

Übererregbarkeit begleiten<br />

dieses Zustandsbild.<br />

Das alkoholbedingte Delir ist von anderen<br />

Verwirrtheitszuständen insofern<br />

abzugrenzen, als es durch die spezifischen<br />

alkoholbedingten zerebralen Funktionsänderungen<br />

in der Neurotransmission<br />

(z.B. Glutamaterhöhung, Dopaminhypersensibilität)<br />

entsteht.<br />

Das Delirum tremens ist als lebensbedrohlicher<br />

psychiatrischer Notfall zu betrachten.<br />

Unbehandelt versterben bis zu<br />

seite 24 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


30% der Patienten. Die Symptomatik<br />

unterscheidet sich von Delirien anderer<br />

Ursache nur durch die Symptome „Tremor<br />

und Schwitzen“. Ansonsten folgt es<br />

den Regeln und Symptomen der Durchgangssyndrome<br />

nach Wieck, deren höchster<br />

Ausprägungsgrad das Delir ist.<br />

Die Alkoholhalluzinose, die durch<br />

chronische akustische Halluzinationen<br />

mit bedrohlichem Charakter gekennzeichnet<br />

ist und meist auch im Entzug<br />

auftritt unterscheidet sich vom Alkoholdelir<br />

durch die unbeeinträchtigte Orientierung<br />

und das Fehlen der vegetativen<br />

Symptomatik.<br />

Conclusio<br />

Zusammenfassend kann man sagen,<br />

dass in der Suchttherapie nicht nur das<br />

Suchtmittel und die Symptome behandelt<br />

werden. sondern dass das besonderes<br />

Augenmerk der Hintergrundsproblematik<br />

und deren Therapie gilt. Sowohl<br />

Alkohol- als auch Suchtgiftabhängige<br />

stellen für ihre Angehörigen immer wieder<br />

eine große Herausforderung dar, daher<br />

ist ihre – freiwillige – Einbeziehung<br />

in die Therapie von enormer Bedeutung,<br />

da sich während der Therapie die Interaktionen<br />

in der Familie/Partnerschaft<br />

verändern müssen. Auch wenn Angehörige<br />

schon „aufgegeben“ haben, ist es<br />

wichtig sie – in kleinen Schritten – zu<br />

motivieren am therapeutischen Prozess<br />

in ihrem Rahmen teilzunehmen.<br />

Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter<br />

Univ.-Klinik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Abteilung für Biologische Psychiatrie<br />

und Zentralbereich<br />

Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien<br />

Tel.: +43 1/40400 3568, Fax-DW: 3099<br />

henriette.walter@meduniwien.ac.at<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

Stellenwert von NSAR i.v. in der<br />

modernen Schmerzmedizin<br />

Antirheumatika (NSAR) haben aufgrund<br />

ihrer analgetischen und antiphlogistischen<br />

Wirksamkeit in der modernen<br />

Schmerzmedizin sowohl bei der Behandlung<br />

akuter wie auch chronischer<br />

Schmerzformen einen zentralen Stellenwert.<br />

Bedeutsam ist der i.v. – Einsatz in<br />

der Akutschmerztherapie, z.B. peri –<br />

oder postoperativ. Dabei spielen besonders<br />

NSAR mit kurzer Halbwertszeit<br />

und dadurch einer leichteren Steuerbarkeit<br />

eine Rolle, ggf. als Kombinationspräparat<br />

mit einem zentral wirksamen<br />

Muskelrelaxans oder Orphenadrincitrat<br />

(neoDolpasse ® ). In einem aktuellen<br />

Konsensuspapier wurden die neuesten<br />

Erkenntnisse zum Einsatz von NSAR<br />

i.v. von den führenden österreichischen<br />

Schmerzexperten zusammengefasst.<br />

Der rasche Wirkeintritt mittels Infusion<br />

sowie das infolge der Wirkstoffkombination<br />

ausgeweitete Wirkspektrum ermöglichen<br />

eine kurzfristige<br />

Schmerzkontrolle. Die Experten<br />

gehen davon aus,<br />

dass eine rasch einsetzende<br />

Schmerzlinderung in vielen<br />

Fällen auch einer Schmerzchronifizierung<br />

vorbeugen<br />

kann.<br />

Ein zentraler Vorteil im<br />

Einsatz von NSAR i.v. ist<br />

der rasche Wirkeintritt nach<br />

etwa zehn Minuten. NSAR<br />

haben sich in einer Vielzahl<br />

von Indikationen hervorragend bewährt.<br />

Generell gilt dies für praktisch alle<br />

Arten des Akutschmerzes, wie z.B.<br />

sämtliche Schmerzen im muskuloskelettalen,<br />

unfallchirurgischen, gynäkologischen<br />

und zahnärztlichen Bereich, aber<br />

auch bei Nieren- und Gallenkoliken sowie<br />

Migräneanfällen.<br />

Ganz besonders hervorzuheben ist der<br />

Einsatz von NSAR i.v. bei kleineren Eingriffen,<br />

bis hin zu mittelschweren Operationen,<br />

bezogen auf den Zeitraum der<br />

therapiebedürftigen Schmerzen nach<br />

der Operation, also ein bis fünf Tage.<br />

NSAR i.v. sollten nur bei Patienten<br />

eingesetzt werden, die keine Kontraindikationen<br />

in Bezug auf vorbestehende<br />

Organdysfunktionen und Blutungsrisi-<br />

FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

ken oder Wundheilungsstörungen aufweisen.<br />

Die Gabe von NSAR i.v. hat gegenüber<br />

einer enteralen Applikation in der<br />

Akutschmerztherapie einige Vorteile:<br />

So ist die Anschlagszeit deutlich kürzer,<br />

dazu kommen die bessere Steuerbarkeit<br />

und evtl. ein höherer Placeboeffekt.<br />

Schmerzexperten haben außerdem<br />

überwiegend die Erfahrung gemacht,<br />

dass die Kombination von NSAR und<br />

Muskelrelaxantien wie z.B. Diclofenac<br />

und Orphenadrincitrat (neoDolpasse ® )<br />

bei Indikationen wie Ischalgien oder<br />

akuten Periarthropathien besser wirksam<br />

ist als ein NSAR i.v. alleine. Auch<br />

bei anderen akuten Schmerzsituationen<br />

wird die Kombination als stärker beschrieben,<br />

die befragten Patienten empfinden<br />

die Kombinationstherapie oftmals<br />

als wärmend und entspannend.<br />

Sehr vorteilhaft ist die Verfügbarkeit<br />

eines NSAR-Kombinationspräparates<br />

als fertige Infusion gegenüber einem<br />

NSAR in Ampullenform, was eine einfachere<br />

und sichere Verabreichung ermöglicht.<br />

Die ist besonders im postoperativen<br />

Bereich angesichts der Überlastung<br />

des Pflegepersonals von großem<br />

Vorteil.<br />

NSAR i.v. in Kombination mit krampflösenden<br />

Substanzen wie Diclofenac hat<br />

aufgrund der guten krampflösenden,<br />

schmerzstillenden und entzündungshemmenden<br />

Wirkung und einer darüber hinaus<br />

bestehenden synergistischen Wirksamkeit<br />

seinen Stellenwert in der Behandlung<br />

einer Vielzahl von akuten<br />

Schmerzen.<br />

FB<br />

seite 25


NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />

Fortbildung<br />

Nichtopioid-Analgetika im postoperativen Einsatz<br />

Univ.-Doz. Dr. Rudolf Likar, Dr. Reinhard Sittl<br />

Heutzutage wird die postoperative<br />

Schmerztherapie als multimodales Therapiekonzept<br />

gesehen, in dem pharmakologische<br />

und nichtpharmakologische<br />

Methoden kombiniert werden. Effektive<br />

postoperative Schmerzlinderung führt zu<br />

einer erhöhten Patientenzufriedenheit, zu<br />

einem kürzeren Krankenhausaufenthalt<br />

und reduziert postoperative Komplikationen<br />

(3).<br />

In einer aktuellen Zusammenfassung<br />

von 165 Studien, in denen 20.000 Patienten<br />

inkludiert waren, konnten Dolin et al.<br />

zeigen, dass 29% der Patienten über mäßige<br />

und 11% über starke postoperative<br />

Schmerzen berichtet hatten (6).Dies weist<br />

darauf hin, dass eine weitere Verbesserung<br />

der Schmerztherapie notwendig ist.<br />

Vor allem die mit einer PCA-Pumpe<br />

durchgeführte, patientenkontrollierte<br />

Analgesie verbesserte die Patientenzufriedenheit<br />

deutlich.Trotzdem liegt die Inzidenz<br />

von mäßigen Schmerzen bei 35,8%<br />

und von starken Schmerzen bei 10,4%<br />

der Patienten. Da die patientenkontrollierte<br />

Analgesie hauptsächlich mit Opioiden<br />

durchgeführt wird, muss auch mit<br />

opioidspezifischen Nebenwirkungen wie<br />

respiratorischer Depression,Abnahme der<br />

intestinalen Motilität, Übelkeit, Erbrechen<br />

und Juckreiz gerechnet werden (3,<br />

20).<br />

Wegen ihrer hervorragenden antiinflammatorischen,<br />

antipyretischen und<br />

analgetischen Wirkungen wurden orale<br />

Nichtopiod-Analgetika über Jahrzehnte<br />

für die Behandlung von nicht-chirurgischen<br />

Schmerzsyndromen verwendet. Da<br />

einige Nichtopioid-Analgetika auch zur<br />

parenteralen Applikation zur Verfügung<br />

stehen, wurden diese in den letzten Jahren<br />

auch vermehrt im Management des<br />

akuten postoperativen Schmerzes eingesetzt.<br />

Mechanismus<br />

Nichtopioid-Analgetika blockieren die<br />

Synthese von Prostaglandinen, da sie die<br />

Cyclooxygenasen Typ I und Typ II hemmen<br />

(Abb. 1). Dadurch kommt es zu einer<br />

verringerten Sensibilisierung von<br />

Schmerzrezeptoren, die als Nozizeptoren<br />

bezeichnet werden. Nichtopioid-Analgetika<br />

wirken aber nicht nur peripher, sondern<br />

auch auf spinaler und supraspinaler<br />

Ebene analgetisch (4, 8).<br />

Nichtopioid-Analgetika zur intravenösen postoperativen Verabreichung<br />

Tabelle 1<br />

Wirkstoff Handelsname Einzeldosis Wirkdauer/h Dosierung Tageshöchst-<br />

(Beispiele) KG mg/kg mg/die dosis mg<br />

Paracetamol Perfalgan i.v. 15 4 x 1.000 4.000<br />

Metamizol Novalgin p.o./i.v. 10 4 4–6x 6.000<br />

500–1.000<br />

Diclofenac Voltaren/Neo- 1 8 3–4 x 50 200<br />

Dolpasse p.o./i.v. 3 x 75<br />

Ketoprofen Profenid p.o./i.v. 1–2 6–8 3 x 100 300<br />

Lornoxicam Xefo p.o./i.v. 0,1 6–8 3 x 8 24<br />

Parecoxib Dynastat i.v. 40 mg/70 kg 12 2 x 40 mg 80<br />

Vertreter<br />

Zur postoperativen, parenteralen<br />

Schmerzbehandlung stehen aus der<br />

Gruppe der Nichtopioid-Analgetika zur<br />

Verfügung:<br />

die zentral wirksamen Substanzen:<br />

• Paracetamol<br />

• Metamizol<br />

die peripher u. zentral wirksamen NSAR<br />

• Acetylsalicylsäure<br />

• Diclofenac<br />

• Ketoprofen<br />

• Piroxicam<br />

• Lornoxicam (nur in Österreich)<br />

• Parecoxib, der selektive COX-2-Hemmer.<br />

Ist der Patient bereits in der Lage zu<br />

schlucken, können alle in Tabelle 1 genannten<br />

Substanzen (bis auf Parecoxib)<br />

auch peroral verabreicht werden. Zur peroralen<br />

Applikation gibt es darüber hinaus<br />

noch<br />

• Acemetacin,<br />

• Dexibuprofen,<br />

• Ibuprofen,<br />

• Naproxen,<br />

• Mefenaminsäure.<br />

Die Auswahl der Nichtopioid-Analgetika<br />

sollte nach pathopysiologischer Ursache<br />

und damit nach Art des Eingriffs<br />

erfolgen. Weiters spielen vorhandene<br />

Begleiterkrankungen (Allergie, Niereninsuffizienz,<br />

Thrombozytopenie usw.)<br />

bei der Auswahl der Nichtopioide eine<br />

Rolle. Bei visceralen Schmerzen werden<br />

vermehrt spasmolytisch wirkende Substanzen,<br />

bei knochenchirurgischen Eingriffen<br />

die stärker entzündungshemmenden<br />

Substanzen zum Einsatz kommen<br />

(Tab. 2).<br />

seite 26 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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Inhaltsstoffe, Asthmaanfälle, Urtikaria oder akute Rhinitis nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen Prostaglandinsynthesehemmern oder<br />

NSAR in der Vorgeschichte, Blutbildungsstörungen, Porphyrie, hämorrhagische Diathese, zerebrovaskuläre Blutungen oder andere akute Blutungsstörungen, Myasthenia<br />

gravis, Bulbärparalyse, Engwinkelglaukom, schwere Herzinsuffi zienz, Tachyarrhythmie, aktive peptische Ulcera oder Blutungen, wiederkehrende peptische Ulcera oder Blutungen (zwei oder mehr Episoden nachgewiesener<br />

Ulceration oder Blutung in der Anamnese), gastrointestinale Blutung oder Perforation in der Anamnese, bedingt durch vorangegangene Therapie mit NSAR, Stenosen im Bereich des Magen-Darm-Trakts, Megacolon, paralytischer Ileus,<br />

schwere Leberschäden, schwere Nierenschäden, Harnverhaltung bei Prostataadenom bzw. Prostatahypertrophie oder Blasenhalsobstruktion, letztes Trimester einer Schwangerschaft, Neodolpasse ist kontraindiziert bei Kindern und<br />

Jugendlichen bis zum 14. Lebensjahr. Allgemeine Gegenanzeigen der Infusionstherapie wie Hyperhydratationszustände, dekompensierte Herzinsuffi zienz, Nierenfunktionsstörungen (Oligurie, Anurie), Lungen- und Hirnödem sind zu berücksichtigen.<br />

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entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Stand der Information Februar 2007.


NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />

Fortbildung<br />

Die analgetische Potenz von Nichtopioid-Analgetika<br />

ist im Unterschied zu<br />

den Opioiden begrenzt, das heißt, eine<br />

Steigerung der Dosis über die empfohlene<br />

maximale Tagesdosis (MTD) bedingt häufig<br />

keine weitere Zunahme der Schmerzlinderung<br />

sondern führt nur zu einer Zunahme<br />

der Nebenwirkungen.<br />

NSAR<br />

Die klassischen NSAR sind postoperativ<br />

gut analgetisch und gut entzündungshemmend.<br />

Besonders wichtig in<br />

der postoperativen Schmerztherapie ist<br />

die Kombination von Nichtopioid-<br />

Analgetika mit Opioiden. Damit erreicht<br />

man eine Reduktion des Opioidverbrauchs<br />

in den ersten 24 Stunden um<br />

bis zu 40% zeigt und dadurch bedingt<br />

auch geringere Opioidnebenwirkungen;<br />

vor allem kommt es zu einer Verringerung<br />

von Nausea und Emesis.<br />

Weil die Thrombozytenaggregation<br />

ausschließlich über die Cyclooxygenase I<br />

gesteuert wird, kommt es unter den klassischen<br />

NSAR zu einer Beeinträchtigung<br />

der Thrombozytenfunktion und dadurch<br />

zu einer verstärkten perioperativen Blutungsneigung.<br />

Besonders hoch ist das<br />

Nachblutungsrisiko bei Tonsillektomien.<br />

Funktion der Cyclooxygenasen<br />

Werden ausschließlich Opioide zur Analgesie<br />

bei Tonsillektomien eingesetzt, liegt<br />

das Nachblutungsrisiko bei 1–4%. Beim<br />

Einsatz von klassischen NSAR erhöhte<br />

sich das Risiko auf 9–14% (6, 11, 19).<br />

Darüber hinaus zeigen die klassischen<br />

NSAR vor allem gastrointestinale Nebenwirkungen<br />

wie Übelkeit, Erbrechen,<br />

Gastritis, Ulcus ventriculi oder duodeni<br />

und gastrointestinale Blutungen, aber<br />

auch renale Nebenwirkungen wie Nierenfunktionsstörungen,<br />

Oligurie, Anurie,<br />

Proteinurie oder interstitielle Nephritis.<br />

Zu beachten sind auch allergische<br />

und pseudoallergische Reaktionen besonders<br />

bei intravenöser Injektion.Asthmapatienten<br />

sind hier besonders gefährdet.<br />

Zentral nervöse Nebenwirkungen wie<br />

Sedierung, Somnolenz, Sehstörungen,<br />

Halluzinationen treten sehr selten auf.<br />

Daraus ergeben sich absolute und relative<br />

Kontraindikationen bei Anwendung<br />

eines klassischen NSAR zur postoperativen<br />

Schmerztherapie:<br />

Absolute Kontraindikationen: Erkrankungen<br />

des Magen-Darm-Traktes,<br />

Gastritis, Magen- und Darm-Ulcera, Gerinnungsstörungen,<br />

Niereninsuffizienz,<br />

schwere Perfusionsminderung der Niere,<br />

Herzinsuffizienz, schwere Anämie und<br />

Analgetisches Wirkungsprofil der Nichtopioide<br />

Nichtopioid analgetisch antientzündlich spasmolytisch<br />

NSAR +++ +++ +<br />

COX-2-Hemmer +++ +++ +<br />

Metamizol +++ (+) +++<br />

Paracetamol ++/+++ (+) –<br />

(+) sehr gering; + gering; ++ mäßig; +++ stark; – keine Wirkung.<br />

Abbildung 1<br />

Tabelle 2<br />

Ascites. Auch gleichzeitige Behandlung<br />

mit potentiell nephrotoxischen Pharmaka<br />

wie Diuretika oder Antibiotika sind Kontraindikationen.<br />

Relative Kontraindikationen: Asthma<br />

bronchiale, rezidivierende Magen-Darm-<br />

Beschwerden und anamnestisch Magenund<br />

Darm-Ulcera (2, 14).<br />

Die Nierenfunktion wird bei kurzzeitiger<br />

postoperativer NSAR-Anwendung<br />

bei sonst gesunden Patienten die nicht<br />

beeinflusst wird (10). Auch thromboembolische<br />

Ereignisse, wie sie bei Langzeittherapie<br />

mit NSAR eintreten können,<br />

sind bei einer postoperativen Kurzzeittherapie<br />

nicht zu befürchten.<br />

Diclofenac steht als Kombinationspräparat<br />

mit Orphenadrincitrat intravenös<br />

zur Verfügung. Der Vorteil ist in der<br />

Kombination das Orphenadrincitrat,<br />

welches ein Methylderivat von Diphenhydramin<br />

ist und eine zentral angreifende<br />

myotonolytische und zentral analgetische<br />

Wirkung hat und zusätzlich noch<br />

antihistaminerge und anticholinerge Eigenschaften<br />

aufweist.<br />

COX-2-Hemmer<br />

Ob des Nebenwirkungsprofiles der<br />

klassischen NSAR bezüglich Gastrointestinaltrakt,<br />

Niere, Lunge und Thrombozyten<br />

erwartet man sich von den selektiven<br />

COX-2-Hemmern eine deutliche<br />

Verringerung des Nebenwirkungsrisikos.<br />

Zwei Metaanalysen (14, 17) konnten<br />

zeigen, dass COX-2-Hemmer (Celebrex<br />

oral und Parecoxib i.v.) über die gleiche<br />

analgetische Wirksamkeit wie NSAR<br />

oder Metamizol verfügen. Der Einsatz<br />

von COX-2-Hemmern in Kombination<br />

mit patientenkontrollierter intravenöser<br />

Opioidanalgesie (PCA) führt zu einer<br />

signifikanten Abnahme des Opioidverbrauchs<br />

und damit zu einer Reduktion<br />

der opioidbedingten Nebenwirkungen<br />

wie Sedierung, Übelkeit, Erbrechen,<br />

Obstipation, Juckreiz.<br />

Die COX-2-Hemmer wurden kritisch<br />

bewertet und die EMEA (European Medicines<br />

Agency) formulierte folgende<br />

Kontraindikationen:<br />

• klinisch gesicherte koronare Herzerkrankung,<br />

• klinisch gesicherte zerebrovaskuläre<br />

Erkrankungen,<br />

• Herzinsuffizienz, postoperative<br />

Schmerztherapie nach koronarer<br />

seite 28 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


Bypassoperation und unkontrollierter<br />

Hypertonus (nur für Etoricoxib).<br />

Selektive COX-2-Hemmer in der postoperativen<br />

Schmerztherapie haben den<br />

Vorteil, dass gastrointestinale Nebenwirkungen<br />

im Vergleich zu den NSAR seltener<br />

auftreten und die Thrombozytenfunktion<br />

nicht beeinflusst wird. Die renale<br />

Toxizität unterscheidet sich nicht<br />

von den klassischen NSAR, aber das<br />

kardiovaskuläre Risiko hinsichtlich<br />

Myokardinfarkt, arteriellem Hypertonus,<br />

Herzinsuffizienz und Schlaganfall<br />

ist erhöht.<br />

Weitere Indikationen für den Einsatz<br />

selektiver COX-2-Hemmer sind rückenmarksnaheAnästhesie-/Analgesieverfahren<br />

und Eingriffe mit erhöhtem<br />

Blutungsrisiko, da die COX-2-Hemmer<br />

die Thrombozytenaggregationsfähigkeit<br />

nicht beeinflussen. Bei Vorliegen von gastrointestinalen<br />

Problemen sollten auch<br />

COX-2-Hemmer den nichtsteroidalen<br />

Antirheumatika wie Diclofenac oder Ibuprofen<br />

vorgezogen werden.<br />

Metamizol …<br />

… hemmt die Prostaglandinsynthese<br />

vorwiegend zentral und wirkt analgetisch<br />

und spasmolytisch. Im Vergleich zu<br />

den NSAR sind Nebenwirkungen eher<br />

selten. Nebenwirkungen im Magen-<br />

Darm-Trakt sind nur schwach ausgeprägt<br />

und renale oder kardiale Nebenwirkungen<br />

sowie zentrale Nebenwirkungen<br />

sind nicht bekannt. Die Indikation, die<br />

sehr gut belegt ist, ist der postoperative<br />

viszerale Schmerz. Das vieldiskutierte<br />

Risiko der Agranulozytose durch Metamizol<br />

wird noch immer kontrovers diskutiert.<br />

Ältere Arbeiten zeigten, dass Metamizol<br />

ein Risiko von 1,1 pro 1 Million Anwendungswochen<br />

hat (12). Eine Studie<br />

konnte zeigen, dass eine erhöhte Agranulozytoserate<br />

nach Metamizolgabe in<br />

Schweden von 1:1.431 Verschreibungen<br />

zu beobachten war (7). Diskutiert werden<br />

genetische Ursachen. Neuere prospektive<br />

Studien zeigen, dass das Risiko<br />

einer Agranulozytose in Polen niedriger<br />

ist als in älteren Arbeiten angeführt(9).<br />

Da Metamizol in der postoperativen<br />

Schmerztherapie eines der meistverwendeten<br />

und am breitesten eingesetzten<br />

Nichtopioid-Analgetika im deutschsprachigen<br />

Raum ist, kann man auch aus<br />

klinischer Erfahrung den neueren Inzidenzzahlen<br />

recht geben.<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

Die gefürchtete massive Hypotension<br />

bei intravenöser Gabe lässt sich durch<br />

langsame Infusion vermeiden. Diese Infusion<br />

sollte über einen Zeitaum von 15–<br />

30 Minuten verabreicht werden (10).<br />

Paracetamol …<br />

… wirkt analgetisch und antipyretisch<br />

und hat keine antiphlogistische Wirkung.<br />

Man geht ebenfalls von einer zentralen<br />

antinozizeptiven Wirkung aus.<br />

Und zwar verhindert Paracetamol spinal<br />

die Prostaglandin-E2-Freisetzung<br />

und hat einen inhibitorischen Effekt auf<br />

die Guanylatzyklase.Auch für eine Aktivierung<br />

von serotonerger Mechanismen<br />

gibt es Hinweise. Die intravenöse Verabreichung<br />

muss rasch als Kurzinfusion<br />

gegeben werden, um einen ausreichenden<br />

Wirkspiegel im ZNS zu erreichen.<br />

Die Kombination von Paracetamol mit<br />

anderen Nichtopioid-Analgetika verstärkt<br />

die schmerzhemmende Wirkung<br />

der Einzelkomponenten (Tab. 3) (8, 10).<br />

Eine Untersuchung konnte zeigen, dass,<br />

Analgesiestufenschema postoperativ<br />

NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />

Fortbildung<br />

Tabelle 3<br />

Kombinationsmöglichkeiten<br />

• Paracetamol + NSAID/COX-2-Hemmer<br />

• NSAID + Paracetamol/Metamizol<br />

• COX-2-Hemmer + Paracetamol/Metamizol<br />

• Metamizol + NSAID/COX-2-Hemmer<br />

wenn der Patient vorher einen 5-Hydroxy-Tryptamin-3-Antagonisten<br />

erhalten<br />

hat, die intravenöse Perfalganwirkung<br />

abgeschwächt ist (15).<br />

Paracetamol hat noch den Vorteil,<br />

dass es postoperativ auch während der<br />

Schwangerschaft und während der Stillzeit<br />

angewendet werden kann.<br />

Die gefährlichste Nebenwirkung von<br />

Paracetamol ist die Hepatotoxizität.<br />

Die Hauptmetabolite sind das Gukuronid<br />

(60%) und das Sulfat (ca. 35%).<br />

Weniger als 3% werden durch das Zytochrom-P-450-System<br />

zu dem toxischen,<br />

elektrophilen und oxydierenden Inter-<br />

Abbildung 2<br />

Kleine chirurgische Eingriffe:<br />

• Herniotomie, Venenoperationen, gynäkologische Laparatomie.<br />

Nichtopioid-Analgetika (Paracetamol, Metamizol, Diclofenac, Ketoprofen).<br />

Wundinfiltrationen mit Lokalanästhesie und/oder periphere Nervenblockaden.<br />

Mittlere chirurgische Eingriffe:<br />

• Hüft-Totalendoprothese, Hysterektomie, kieferchirurgische Gesichtseingriffe.<br />

Nichtopioid-Analgetika (Diclofenac, Ketoprofen, Metamizol, Paracetamol).<br />

Wundinfiltrationen mit Lokalanästhetika und/oder peripheren Nervenblockaden,<br />

systemische Opioide, patientenkontrollierte Analgesie.<br />

Größere chirurgische Eingriffe:<br />

• größere Baucheingriffe, Kniegelenksersatz.<br />

Nichtopioid-Analgetika (Paracetamol, Metamizol, Diclofenac, Ketoprofen) plus<br />

epidurale Lokalanästhesie (plus Opioide) oder systemische Opioide, patientenkontrollierte<br />

Analgesie.<br />

Hauptwirkorte der Analgetika<br />

(modifiziert nach 16)<br />

Abbildung 3<br />

seite 29


NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />

Fortbildung<br />

Tabelle 4<br />

Analgetisches Wirkungsprofil der Nichtopioide<br />

Wirkstoff Handelsname, z. B. Einzeldosis mg/kg KG Wirkdauer h<br />

Paracetamol* Mexalen 15 6<br />

Paracetamol i.v. Perfalgan 15<br />

(ab 1. Lebensjahr) Kurzinfusion über 15 min. 6<br />

Diclofenac Voltaren 1 8<br />

Ketoprofen Profenid 1–2 8<br />

Ibuprofen Nureflex 10 8<br />

Naproxen Proxen Suspension 5 12<br />

Metamizol Novalgin 15 6<br />

*Initialdosis von 20–30 mg/kg/KG empfehlenswert, absolute THD 100 mg/kg/Kg, THD nicht länger als<br />

72 h.<br />

mediärmetaboliten N-Acetyl-P-Benzochinonimin<br />

hydroxyliert, der in der Regel<br />

sofort durch Glutathion neutralisiert<br />

wird. Bei Überschreiten der Einzel- oder<br />

Tageshöchstdosierung von Paracetamol<br />

ist die Glutathionreserve rasch erschöpft<br />

und der reaktive Metabolit kann dann<br />

nicht mehr neutralisiert werden. Durch<br />

kovalente Bindung dieses Metaboliten<br />

an intrazelluläre Proteine werden lebensbedrohende<br />

Leberzellnekrosen induziert<br />

(1, 13).<br />

Conclusio<br />

Für die postoperative Schmerztherapie<br />

sind Nichtopioid-Analgetika nach wie<br />

vor die Mittel der Wahl. Die Nebenwir-<br />

1. Anderson BJ, Woolard GA, Holford NHG (1995) Pharmacokinetics<br />

of rectal paracetamol after major surgery in children.<br />

Paediatric Anaesthesia 5:237-242<br />

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associated with dipyrone (metamizol). Eur J Clin Pharmacol.<br />

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10. Jage J (2004) Essentials der postoperativen Schmerztherapie<br />

- Ein Leitfaden für chirurgische Fächer; Thieme, 41 (Abb.<br />

1).<br />

Literatur<br />

kungen der klassischen NSAR hinsichtlich<br />

Thrombozytenfunktion und Blutungsrisiko<br />

müssen bedacht werden.<br />

Niere und Gastrointestinaltrakt werden<br />

bei kurzfristiger Anwendung eher nicht<br />

in Mitleidenschaft gezogen. Die Nebenwirkungen<br />

der selektiven COX-2-Hemmer<br />

hinsichtlich des Risikos der kardiovaskulären<br />

Komplikationen einschließlich<br />

Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz<br />

und Schlaganfall müssen berücksichtigt<br />

werden, kommen aber bei der Anwendung<br />

über wenige Tage kaum zum Tragen.<br />

Metamizol hat wenige Nebenwirkungen,<br />

ein Restrisiko für eine Agranulozytose<br />

bleibt. Das Überschreiten der<br />

Tageshöchstdosis bei Paracetamol kann<br />

zu Hepatotoxizität führen.<br />

11. Judkins JH, Dray TG, Hubbel RN (1996) Intraoperative keterolac<br />

and posttonsillectomy bleeding: Arch Otolarygol Head<br />

Neck Surg; 122: 937-940<br />

12. Kaufman J, Yesiloglu S, Patermann B, Krombach J,<br />

Kiencke P, Kampe S. (2004) Controlled-release oxycodone is<br />

better tolerated than intravenous tramadol/metamizol for<br />

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20. Wulf H, Neugebauer E, Maier C (Hrsg.) (1997) Die Behandlung<br />

akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen -<br />

Empfehlungen einer interdisziplinären Expertenkommission.<br />

Thieme, Stuttgart.<br />

Mit der Kombination von Nichtopioid-<br />

Analgetika mit Opioiden in der postoperativen<br />

Schmerztherapie erreicht<br />

man sehr oft ein verbessertes klinisches<br />

Ergebnis (Abb. 3). Der postoperative<br />

Opioidverbrauch wird durch die Kombination<br />

gesenkt und dadurch können die<br />

opioidbedingten Nebenwirkungen signifikant<br />

reduziert werden. Entsprechend<br />

der Schwere des Eingriffs werden Analgetikagaben<br />

auch mit verschiedenen anderen<br />

Verfahren der Schmerzkontrolle<br />

kombiniert. (Abb. 2).<br />

Das Ziel der Behandlung ist eine suffiziente<br />

Schmerzlinderung, die Verhinderung<br />

von Komplikationen wie Pneumonie<br />

oder Thrombose, eine frühe Mobilisation,<br />

ein kürzerer Klinikaufenthalt<br />

und schnelle Rehabilitation, damit größere<br />

Patientenzufriedenheit und verbesserte<br />

Lebensqualität. Durch die suffiziente<br />

Schmerztherapie kann auch eine<br />

Chronifizierung postoperativer Schmerzen<br />

verhindert werden.<br />

Univ.-Doz. Dr. Rudolf Likar1 ,<br />

Dr. Reinhard Sittl2 1 LKH Klagenfurt<br />

Abteilung für Anästhesie und allgemeeine<br />

Intensivmedizin<br />

St. Veiter Straße 47, A-9020 Klagenfurt<br />

Tel.: +43/463/538-23 703,<br />

Fax-Dw: -23 070<br />

rudolf.likar@lkh-klu.at<br />

2 Universitätsklinikum Erlangen<br />

Schmerzzentrum<br />

Maximiliansplatz 2, D-91054 Erlangen<br />

Tel.: +49/9131/853-25 58,<br />

Fax-Dw: -69 04<br />

reinhard.sittl@uk-erlangen.de<br />

seite 30 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


Fachkurzinformation siehe Seite 43


VENENKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Diagnostik und Therapie von Venenkrankheiten<br />

MR Dr. Wilhelm Brenner<br />

Zahlreiche epidemiologische Daten<br />

weisen darauf hin, dass ein hoher Prozentsatz<br />

der modernen Industriegesellschaft<br />

klinisch relevante Varizenbildungen<br />

aufweist.<br />

Für Österreich kann man schätzen,<br />

dass gut eine Million Menschen von einer<br />

chronischen Veneninsuffizienz betroffen<br />

sind. Es besteht demnach aus medizinischen,<br />

kurativen wie prophylaktischen<br />

Aspekten und nicht zuletzt auch<br />

Abbildung 1<br />

Typische Seitenastvarikose, gute Indikation für<br />

Sklerosierung oder Ministripping (Pfeile: Stellen<br />

der Sklerosierungsinjektionen).<br />

aus sozio-ökonomischen Gründen ein<br />

hoher Bedarf an fachärztlicher Betreuung,<br />

Diagnostik, Therapie und Prophylaxe.<br />

Häufige Fragen in der dermatologischphlebologischen<br />

Praxis:<br />

1. Abklärung von Schmerzen in den<br />

Beinen;<br />

2. geschwollene Beine;<br />

3. Varizen, funktionelle Relevanz, Bewertung<br />

des möglichen Risikos;<br />

4. kosmetische Fragen, Besenreiser;<br />

5. Ulcus cruris;<br />

6. oberflächliche Thrombose;<br />

7. tiefe Beinvenenthrombose<br />

Der Dermatologe ist bezüglich Beinbeschwerden<br />

häufig die erste Anlaufstelle<br />

und trifft mit seinen diagnostischen<br />

Maßnahmen die Differenzierung in phlebologische<br />

und nicht-varizenbezogene<br />

Ursachen. Daraus ergibt sich immer wieder<br />

die Notwenigkeit einer gezielten Zusammenarbeit<br />

mit Allgemeinmedizinern,<br />

Orthopäden, Neurologen, Internisten<br />

und Chirurgen.<br />

Diagnostik<br />

Anamnese und klinische Untersuchung<br />

Die Anamnese umfasst Fragen nach<br />

der Familienkrankengeschichte (genetische<br />

Prädisposition), der Berufsanamnese<br />

sowie nach früheren Erkrankungen<br />

im Zusammenhang mit Varizen, aber<br />

auch Fragen nach Diabetes, Bluthochdruck,<br />

Gerinnungsstörungen (Thrombophilie),<br />

Claudicatio-Beschwerden, orthopädischen<br />

Leiden sowie Fragen nach<br />

Medikamenten, Nikotin- und Alkoholabhängigkeit.<br />

Die klinische Untersuchung erfolgt<br />

primär am stehenden Patienten. Zu achten<br />

ist auf Seitendifferenzen der Beinumfänge,<br />

auf die Hauttemperatur, Hautfarbe,<br />

entzündliche Hautveränderungen<br />

und auf die Ausprägung und Verteilung<br />

von Varizen sowie auf mögliche Bewegungseinschränkungen<br />

im Bereich der<br />

Gelenke und auf periphere Pulse (A.<br />

dorsalis pedis und tibialis posterior).<br />

Schon die Inspektion (Corona phlebektatika,<br />

Ekzeme, Purpura, atrophie<br />

blanche, Ulcus oder Ulcusnarben, Dermatosklerose;<br />

Überblick über den orthpädischen<br />

Beinstatus; Ödeme) und Palpation<br />

(Crosse der v. saphena magna in<br />

der Leiste und der V.s. parva im Bereich<br />

der Kniekehle, Blow-outs über Perforansvenen;<br />

Ödeme) machen es möglich,<br />

die drei Stadien der chronischen Veneninsuffizienz<br />

(CVI) nach Widmer zu unterscheiden:<br />

Stadium I: corona phlebektatika paraplantaris.<br />

Stadium II: Pigmentverschiebungen, Lipodermatosklerose,<br />

atrophie blanche,<br />

Ekzeme.<br />

Stadium III: Ulcus oder Ulcusnarbe,<br />

PTS (Postthrombotisches Syndrom).<br />

Die moderne CEAP-Klassifizierung<br />

(C: klinische Zeichen; E: Ätiologie; A.<br />

Anatomie; P: Pathophysiologie) wird<br />

eher im wissenschaftlichen Kontext gebraucht,<br />

hat sich in der täglichen Praxis<br />

noch nicht durchgesetzt.<br />

Apparative diagnostische Verfahren<br />

In der phlebologischen Praxis benötigt<br />

man einen CW-Doppler (continous<br />

seite 32 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


wave), im optimalen Fall ein bidirektionales<br />

Dopplergerät (zeigt die Strömungsrichtung<br />

des Blutes), und ein Photoplethysmographiegerät<br />

(DPPG). Für<br />

weiterführende Untersuchungen werden<br />

bildgebende Verfahren, in erster Linie<br />

die Duplexsonographie und für<br />

manche Fragen die Phlebographie eingesetzt.<br />

Die Venenverschlussplethysmographie<br />

und die Phlebodynamometrie<br />

haben aus praktischen Gründen kaum<br />

noch eine Bedeutung.<br />

Doppler-Ultraschall<br />

Neben der Inspektion und Palpation<br />

ist für die weitere Einschätzung eines<br />

Status varicosus die Untersuchung mit<br />

dem CW-Doppler („Taschendoppler“)<br />

unverzichtbar.<br />

Mittels der Refluxdiagnostik werden<br />

am stehenden Patienten die Mündungsstelle<br />

(Krosse) der V. saphena magna<br />

(nach Valsava-Pressversuch oder Bauchkompression)<br />

sowie die Venenklappen<br />

im Verlauf der V.s.m. am Oberschenkel<br />

(Dodd-perforantes) bis zum Unterschenkel<br />

verfolgt. Der so detektierte distale<br />

Insuffizienzpunkt ermöglicht eine<br />

Einteilung einer V.s.m.-Stammvarikose<br />

nach HACH (Stadien I–IV). Ebenso<br />

soll die Mündung der V. saphena parva<br />

(mittels Wadenkompression) geprüft<br />

werden.<br />

Die Prüfung der Venenklappenfunktion<br />

im Bereich der Mündungsstellen<br />

der V.s.m. und V.s.p. sowie von insuffizienten<br />

Perforansklappen und des distalen<br />

Insuffizienzpunktes ist für die Therapieplanung<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Photoplethysmographie (DPPG)<br />

Prinzip: Infrarotlicht wird über eine<br />

aufgeklebte Sonde ins Gewebe eingestrahlt<br />

und vom subkutanen Venenplexus<br />

reflektiert. Je nach der reflektierten<br />

Lichtmenge kann nach einer standardisierten<br />

Fußbewegung auf die Volumenschwankungen<br />

im Venenplexus geschlossen<br />

werden. Durch Aktivierung<br />

der Muskelpumpe wird das Blut von peripher<br />

nach zentral bewegt, nach Beendigung<br />

der Bewegung versackt das Blut<br />

wieder in der Peripherie: Die Wiederauffüllzeit<br />

to (Normalwert über 25 sec)<br />

ist ein Maß für die Funktionalität des<br />

Venensystems.<br />

Es handelt sich um eine Screeningmethode,<br />

die für sich allein keine harten<br />

Parameter liefert, die jedoch zur Orien-<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

tierung über den Funktionszustand des<br />

Venensystems dient. Je kürzer to ist, desto<br />

eher ist eine venöse Funktionsstörung<br />

anzunehmen. Durch das Anlegen<br />

eines Tourniquets unter dem Knie bzw.<br />

am distalen Oberschenkel kann man differenzieren,<br />

ob das oberflächliche oder<br />

das tiefe Venensystem für die Störung<br />

verantwortlich ist.<br />

Duplexsonographie<br />

Vorteil dieser vor allem im Krankenhausbereich<br />

benützen Methode ist die<br />

Möglichkeit der bildgebenden Dokumentation:<br />

Darstellung des oberflächlichen<br />

und tiefen Venensystems inklusive<br />

Beckenvenen; Analyse der anatomischen<br />

Gegebenheiten,Abflusshindernisse, Messung<br />

der Gefäßquerschnitte etc. Die Darstellung<br />

der Flussrichtung des Blutes gelingt<br />

mittels der farbkodierten Duplexsonographie<br />

(FCDS).<br />

Die Duplexsonographie ist ein hervorragendes<br />

nicht-invasives Verfahren,<br />

welches zunehmend auch in der Thrombosediagnostik<br />

gegenüber dem alten<br />

Goldstandard, der Phlebographie, an<br />

Bedeutung gewinnt. Voraussetzung ist<br />

jedoch ein großes Expertenwissen und<br />

große Erfahrung des Befunders. Wegen<br />

des großen zeitlichen Aufwands wird<br />

diese Methode nur in Ausnahmefällen<br />

in der Kassenpraxis angeboten.<br />

Anlegen des Druckverbandes mit Fixbandagen nach Sklerosierung.<br />

Phlebographie<br />

Die Phlebographie ist eine invasive<br />

röntgenologische Methode mit Venenpunktion<br />

und Injektion eines jodhältigen<br />

Kontrastmittels. Die Indikation ist<br />

streng zu stellen und beschränkt sich<br />

heute auf spezielle Fragen wie z.B. komplizierte<br />

Rezidivvarikose, Verdacht auf<br />

kongenitale Malformationen sowie bei<br />

unklaren Duplexbefunden.<br />

Spezielle diagnostische Aspekte<br />

Ulcus cruris<br />

Die Diagnose Ulcus cruris venosum ist<br />

eine vorwiegend klinische Diagnose, unterstützt<br />

von apparativen Verfahren wie<br />

oben beschrieben. Differentialdiagnostisch<br />

wird in erster Linie an eine arterielle<br />

Durchblutungsstörung zu denken sein<br />

(Abklärung mittels ABI =Knöchel/Arm-<br />

Index) sowie an Epitheliome (Abklärung<br />

durch Biopsie) und hämatologische Ursachen.<br />

Geschwollene Beine<br />

VENENKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Neben den phlebologischen Differentialdiagnosen<br />

(Abflussstörungen bei PTS,<br />

TVT, Venensporn etc.) gibt es eine Vielzahl<br />

von anderen Ursachen für geschwollene<br />

Beine. Bei unilateralen Schwellungen<br />

denkt man an Entzündungen (z.B.<br />

Abbildung 2<br />

seite 33


VENENKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Erysipel, Borreliose, Gelenksentzündungen),<br />

an Kniegelenkszysten (Baker),<br />

Lymphödeme (cave: eiweißreiche Ödeme!)<br />

und Tumoren.<br />

Im Fall einer beidseitigen Beinverdikkung<br />

sind z.B. kardiale, hormonelle oder<br />

stoffwechselbedingte sowie orthostatische<br />

u.a. Ursachen zu bedenken. Im Rahmen<br />

dieser Übersicht kann darauf nicht<br />

näher eingegangen werden.<br />

Tiefe Beinvenenthrombose (TVT)<br />

Typische klinische Zeichen sind einseitige<br />

Beinschwellung, Überwärmung, livide<br />

Verfärbung, Druckschmerz an der Wade,<br />

Wadenschmerz bei dorsaler Flexion<br />

des Sprunggelenks, Druckschmerz der<br />

Fußsohle.<br />

Cave: Viele tiefe Beinvenenthrombosen<br />

verlaufen stumm oder sind nur oligosymptomatisch!<br />

In der Praxis kann man eine qualitative<br />

D-Dimer-Bestimmung durchführen:<br />

Die Methode ist hoch sensitiv, jedoch<br />

wenig spezifisch. D.h. mit einem negativen<br />

D-Dimer-Test kann man eine TVT<br />

weitgehend ausschließen, ein positives<br />

Ergebnis ist jedoch kein Beweis für eine<br />

TVT, kann aber den bereits bestehenden<br />

Verdacht erhärten. Zur Sicherung<br />

der Diagnose braucht man einen Duplexbefund<br />

(oder eine Phlebographie).<br />

Therapie<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Bei chronischen Venenleiden (CVI,<br />

Ulcus cruris) werden venentonisierende<br />

Mittel (Dehydroergotamin), Ödemprotektiva<br />

(Flavonoide, Ruscusglykoside,<br />

Rostkastanienextrakte) und Rheologika<br />

(Acetylsalicylsäure, Pentoxiphyllin) als<br />

begleitende Therapie neben der Kompression,<br />

Sklerosierung, Operation und<br />

Lebensstiländerung eingesetzt. Diuretika<br />

spielen eine untergeordnete Rolle.<br />

Niedermolekulare Heparine (NMH):<br />

Diese haben eine breite Anwendung als<br />

Prophylaxe (im Rahmen von operativen<br />

Eingriffen, bei Immobilisation) und als<br />

unmittelbar wirksame Therapie in der<br />

akuten Phase von thromboembolischen<br />

Ereignissen.<br />

In prophylaktischer Dosis (z.B. 20 mg<br />

Enoxaparin/Tag) können NMH unter<br />

anderem bei entzündlichen Gefäßer-<br />

krankungen (z.B. Livedovaskulitis) gegeben<br />

werden.Aber auch bei einer oberflächlichen<br />

Thrombophlebitis, besonders<br />

dann, wenn diese ausgedehnt über das<br />

ganze Bein verläuft (cave: in bis zu 10%<br />

dieser Patienten kann auch das tiefe Venensystem<br />

mitbeteiligt sein!) hat neben<br />

der wichtigen Kompressionstherapie<br />

auch die Gabe von NMH (prophylaktisch)<br />

seine Berechtigung. Zur Vorbeugung<br />

einer „Reisethrombose“ (bei Flugstrecken<br />

über 10.000 km) gibt es nur für<br />

Hochrisikopatienten klare Empfehlungen:<br />

Bei Patienten mit Z.n. tiefer Thrombose,<br />

Malignomen, mit Gipsverbänden<br />

über ein Gelenk etc soll vor Reiseantritt<br />

z.B. 40 mg Enoxaparin gegeben werden.<br />

Dauert die Reise länger als 24 Stunden,<br />

soll sinngemäß eine zweite Injektion am<br />

nächsten Tag erfolgen.<br />

Orale Antikoagulantien (Cumarinderivate)<br />

werden in der Rezidivprophylaxe<br />

nach thromboembolischen Ereignissen<br />

eingesetzt. Eine ausführliche Besprechung<br />

ist in diesem Rahmen nicht<br />

möglich.<br />

Kompressionstherapie<br />

Die Kompressionstherapie ist die wesentliche<br />

Grundlage der Behandlung von<br />

akuten und chronischen Venenkrankheiten.<br />

Ziel sind die Reduktion des Venenquerschnitts,<br />

die Verbesserung der Venenklappenfunktion,<br />

die Beschleunigung<br />

des venösen und lymphatischen Rückstromes<br />

sowie die Reduktion oder Prävention<br />

von Ödemen. Auch eine gewisse<br />

fibrinolytische Wirkung der Kompressionstherapie<br />

ist bewiesen.<br />

Der medizinische Kompressionsverband<br />

kann als „Fischerverband“ mit<br />

Zinkleimbinden und einer darüber liegenden<br />

Kurzzugbinde oder als Klebeverbände<br />

(Porelast ® , Panelast ® etc.)<br />

durchgeführt werden. Diese Fixverbände<br />

können mehrere Tage bis zu drei Wochen<br />

belassen werden. Verbände mit<br />

elastischen oder unelastischen Bandagen<br />

müssen hingegen täglich erneuert<br />

werden. Voraussetzung für die Anwendung<br />

dieser Verbandstechniken sind<br />

spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten,<br />

da schlecht angelegt Verbände nicht nur<br />

nutzlos, sondern auch schädlich sein<br />

können.<br />

Der medizinische<br />

Kompressionsstrumpf (MKS)<br />

Es werden vier Kompressionsklassen<br />

(KKL) unterschieden, je nach der Grö-<br />

ße des Druckes, der im Fesselbereich auf<br />

das Bein ausgeübt wird. Eine gute prophylaktische<br />

Wirkung (gegen Ödembildung<br />

und Stauung) ist mit einem<br />

Strumpf der KKL I (18–21 mmHg) erreichbar.<br />

Für eine aktive Entstauung sind höhere<br />

Drucke erforderlich. In den meisten<br />

Fällen werden Strümpfe der KKL II<br />

(22–32 mmHg) verordnet, noch kräftigere<br />

Strümpfe mit KKL III (33–46<br />

mmHg) oder IV (über 46 mmHg) sind<br />

speziellen Indikationen (z.B. schweres<br />

postthrombotisches Syndrom, ausgeprägtes<br />

Lymphödem) vorbehalten. Zu<br />

beachten ist, dass MKS ab KKL II<br />

schwer an- und auszuziehen sind, wodurch<br />

sich die Anwendbarkeit auf Patienten<br />

mit entsprechender Kraft und<br />

Mobilität einschränkt.<br />

Die intermittierende pneumatische<br />

Kompression wird vorwiegend im Krankenhausbereich<br />

durchgeführt.<br />

Kompressionstherapie – Indikationen<br />

• Ulcus cruris venosum (kann monatelang<br />

dauern)<br />

– nach Sklerosierung (etwa 3-4 Wochen<br />

lang)<br />

– nach Varizenoperationen ( durchschnittlich<br />

4-6 Wochen)<br />

• Thrombophlebitis (meist 2-3 Wochen)<br />

• TVT (je nach Verlauf auch monatelang,<br />

bei PTS ev. lebenslang)<br />

• Lymphödem (unter Umständen lebenslang)<br />

• Prophylaktisch bei Immobilisation<br />

Kompressionstherapie – Kontraindikationen<br />

• Periphere arterielle Durchblutungsstörung<br />

!<br />

• Dekompensierte Kardiopathie<br />

• Septische Phlebitis<br />

Klassische Sklerosierungstherapie<br />

Für die Behandlung der sog. „Besenreiser“<br />

und kleinen subkutanen Varizen<br />

(Retikulärvarizen) ist die Verödung mit<br />

Polidocanol (Aethoxysklerol ® ) die Therapie<br />

der Wahl. Auch größere Seitenastvarizen,<br />

sowie Rezidivvarizen (Abb. 1)<br />

und insuffiziente Perforantes können<br />

mit dieser Methode ausgeschaltet werden.<br />

Die strategisch richtige Vorgangsweise<br />

beginnt mit der ersten Injektion<br />

am proximalen Insuffizienzpunkt und<br />

geht von hier nach distal. Auch bei der<br />

Verödung von Besenreisern sollte man<br />

versuchen, die zuführenden größeren<br />

Venen zuerst zu treffen.<br />

seite 34 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


Vor Beginn der Verödungsbehandlung<br />

sind die oben beschriebenen orientierenden<br />

Untersuchungen mittels CW-Doppler<br />

und DPPG durchzuführen, eine periphere<br />

arterielle Durchblutungsstörung<br />

muss ausgeschlossen werden.<br />

Durchführung<br />

Die Behandlung kann am stehenden,<br />

besser jedoch am sitzenden oder liegenden<br />

Patienten durchgeführt werden. Die<br />

Tageshöchstdosis von Polidocanol beträgt<br />

2 mg/kg KG (entspr. 2 Amp. 3%iges<br />

Aethoxysklerol ® ). Die Injektion soll<br />

strengt intravasal erfolgen, eine intraarterielle<br />

Injektion ist unter<br />

allen Umständen zu vermeiden!<br />

Die Injektionsstellen<br />

werden mit Tupfern, ev.<br />

auch Schaumgummipölstern,<br />

komprimiert und es<br />

wird ein Fixverband am besten<br />

aus Klebebandagen<br />

(Abb. 2) angelegt. Alternativ<br />

können auch Kurzzugbinden<br />

oder ein Kompressionsstrumpf<br />

verwendet werden.<br />

Schaum-Sklerosierung<br />

Eine neue Technik der<br />

Verödungstherapie stellt<br />

die Schaum-Sklerotherapie<br />

dar. Der Schaum wird in der<br />

Regel durch die Mischung<br />

von Polidocanol mit Luft erzeugt.<br />

Durch die größere<br />

Oberfläche des Schaums<br />

kommt es zu einer unmittelbareren<br />

und stärkeren Wirkung<br />

auf die Venenwand.<br />

Damit können auch große<br />

Varizen (jedoch unter Sichtkontrolle<br />

mittels einer Duplexsonographie)erfolgreich<br />

verödet werden. Es<br />

wird empfohlen, während<br />

einer Behandlungssitzung<br />

nicht mehr als 6–8 ml<br />

Schaum zu injizieren.<br />

Komplikationen<br />

An sich ist die Verödungstherapie<br />

eine nebenwirkungsarme<br />

Methode, dennoch<br />

können unerwünschte<br />

Wirkungen auftreten. Gelegentlich<br />

kommt es zu lang<br />

anhaltenden Hyperpigmentierungen,<br />

manchmal kommt<br />

es zum sogenannten Matting,<br />

d.h. es bilden sich kleinste<br />

Teleangiektasien an den In-<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

jektionsstellen (auch nach operativen<br />

Verfahren!). Glücklicherweise sehr selten<br />

sind allergische Reaktionen auf Polidocanol.<br />

Bei paravasaler Applikation des Verödungsmittels<br />

können sich lokale Gewebsnekrosen<br />

bilden.<br />

Cave: Bei intraarterieller Injektion<br />

entsteht eine akute Notfallssituation!<br />

Es wurden auch vorübergehende Sehstörungen<br />

berichtet, sowohl nach klassischer<br />

als auch nach Schaum-Sklerosierung<br />

(Eine französische Multicenterstudie<br />

an über 6.700 Patienten beobachtete<br />

VENENKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

solche passagere Sehstörungen in<br />

0,28%).<br />

Die wichtigsten Kontraindikationen<br />

der Verödungsbehandlung:<br />

• Allergie auf das Verödungsmittel,<br />

• akutes thrombotisches Ereignis,<br />

• arterielle Durchblutungsstörung,<br />

• Immobilität,<br />

• schwere Allgemeinerkrankung,<br />

• Schwangerschaft (höchstens im mittleren<br />

Drittel möglich),<br />

• Vorsicht auch bei bekanntem offenen<br />

Foramen ovale.<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 43


VENENKRANKHEITEN<br />

Fortbildung<br />

Operative Verfahren<br />

Vor jedem operativen Eingriff ist eine<br />

umfassende Diagnostik (Doppler, Duplex,<br />

ev. Phlebographie) zur Analyse der<br />

anatomischen und pathophysiologischen<br />

Gegebenheiten notwendig. Die<br />

wichtige Indikation für eine Venenoperation<br />

ist das Vorliegen einer zentralen<br />

Klappeninsuffizienz.<br />

Kontraindikationen für eine Operation<br />

sind das Vorliegen einer akuten<br />

TVT oder oberflächlichen Thrombophlebitis,<br />

sowie ein Postthrombotisches<br />

Syndrom (PTS), bei welchem auf relevante<br />

Kollateralkreisläufe zu achten ist.<br />

Ambulante Methoden, sind die elektive<br />

Ausschaltung von Perforantes (Perforantendiscision)<br />

und das Ministripping<br />

(ambulante Phlebektomie). Diese Operationen<br />

werden in Lokalanästhesie,<br />

idealerweise in Tumeszenzanalgesie,<br />

durchgeführt. Nach kleinen Hautschnitten<br />

(2–3 mm) werden die varikösen Ve-<br />

nen mittels Spezialhaken (Ösch,Varady)<br />

exhäriert. Größere Perforantes sollten ligiert<br />

werden.<br />

Alle anderen Varizenoperationen werden<br />

üblicherweise stationär durchgeführt.<br />

Klassische Stripping-Operation: Das<br />

wichtigste Ziel ist die exakte Ligatur und<br />

Trennung der V. saphena magna und/oder<br />

parva an der Mündung (Krosse) in das<br />

tiefe Venensystem. Danach erfolgt die<br />

Exhairese der Saphenavene üblicherweise<br />

mittels Invagination von distal nach<br />

proximal.<br />

Neue Methoden zielen darauf ab, minimal<br />

invasiv vorzugehen und auf die offene<br />

operative Ausschaltung der Krosse<br />

zu verzichten. Statt die Saphena zu strippen,<br />

wird diese endoluminal unter Sichtkontrolle<br />

(FCDS) über einen Katheter,<br />

welcher Energie von Radiowellen<br />

(VNUS) oder Laserlicht (Laser-Obliteration)<br />

emittiert, verschlossen.<br />

SiKo-Pharma auf Expansionskurs<br />

Mag. Siegfried Köstenberger (vorher<br />

10 Jahre bei Eli Lilly in Österreich, USA<br />

und Deutschland, zuletzt 20 Jahre Geschäftsführer<br />

von Mundipharma) verfolgt<br />

mit der von ihm im Jänner 2006 gegründeten<br />

SiKo-Pharma ein „völlig neuartiges<br />

Konzept“ bei der Bewerbung<br />

von Arzneimitteln.<br />

Mit 10–15 Pharmareferenten werden<br />

für GlaxoSmithKline Pharma und Nycomed<br />

Pharma einige ausgewählte, bekannte<br />

und gut etablierte Arzneimittel<br />

beworben. Es werden auch die notwendigen<br />

Marketingmaßnahmen getätigt.<br />

Beide Unternehmen verfügen über<br />

ein beträchtliches Sortiment an Arzneimitteln,<br />

die aus verschiedenen Gründen<br />

nicht mehr beworben werden. Durch<br />

diese auf Synergien aufgebaute Kooperation<br />

wird der Lebenszyklus der bewährten<br />

Präparate verlängert und positiv<br />

beeinflusst.<br />

EASYFOAM ® KIT<br />

Bei diesem Konzept profitieren beide<br />

Seiten: Die Arzneimittel bleiben beim jeweiligen<br />

Zulassungsinhaber, der weiterhin<br />

für alle behördlichen Belange, Distribution<br />

und die Pharmakovigilanz zuständig<br />

ist. Auch der Umsatz verbleibt beim<br />

Hersteller. Die SiKo-Pharma erhält für<br />

die erbrachten Leistungen eine Provision<br />

vom realisierten Mehrumsatz ab einer gemeinsam<br />

festgelegten Basis-Trendlinie.<br />

Das für diese beiden Unternehmen zu<br />

betreuende Umsatzvolumen macht mittlerweile<br />

fast € 10 Mio. aus. Es wird ein<br />

jährliches Wachstum von ca. 10% erwartet.<br />

Im Sortiment befinden sich für die<br />

Allgemeinmediziner wie auch Fachärzte<br />

sowie Ärzte im Krankenhaus bekannte<br />

und seit Jahren bewährte Medikamente,<br />

wie zum Beispiel einige Antibiotika, ein<br />

Simvastatin-Lipidsenker, Kortikosteroide,<br />

einige Dermaprodukte, ein Venen-<br />

Sklerosierungsmittel, ein Tokolytikum,<br />

ein Benzodiazepin etc. für die Therapie<br />

einer Vielzahl von Erkrankungen.<br />

Neu im Programm der Siko-Pharma ist<br />

der Easyfoam ® Kit, ein Medizinprodukt<br />

in Form eines Doppelspritzensystems zur<br />

einfachen und raschen Herstellung von<br />

Diese Methoden können auch ambulant<br />

durchgeführt werden, es eignen sich<br />

nur Varizen, die nicht zu stark geschlängelt<br />

verlaufen, auch zu große Varizenkaliber<br />

sind für diese Technik nicht geeignet.<br />

Der Vorteil ist, dass der chirurgische<br />

Eingriff in der Leiste oder Kniekehle<br />

entfällt, dass weniger Blutung zu erwarten<br />

ist und dass die Patienten viel rascher<br />

ins Alltags- bzw Arbeitsleben zurückkehren<br />

können.<br />

Der Nachteil liegt in den derzeit noch<br />

hohen Kosten der Katheter und in der<br />

noch relativ kurzen Nachbeobachtungszeit,<br />

da diese Methoden erst seit etwa<br />

sieben Jahren an größeren Kollektiven<br />

durchgeführt werden.<br />

MR Dr. Wilhelm Brenner<br />

Facharzt für Dermatologie<br />

und Venerologie<br />

Margaretenstraße 72, A-1050 Wien<br />

Tel.: 01/586 61 61, Fax: 01/586 83 72<br />

wbrenner@eunet.at<br />

Mag. Siegfried Köstenberger<br />

sterilem und standardisiertem Mikroschaum<br />

zur Sklerosierung von Varizen<br />

mit Polidocanol (Aethoxysklerol ® ). FB<br />

Weitere Informationen bei:<br />

SiKo-Pharma<br />

Mag. Siegfried Köstenberger<br />

Kronfeldgasse 6, 1230 Wien<br />

Telefon: 0664/83 22 036<br />

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seite 36 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


FORUM MEDICUM<br />

Hydrosan ® (Chlortalidon): Ist ein Diuretikum schon immer die<br />

beste Wahl in der initialen Hypertoniebehandlung?<br />

Obwohl Chlortalidon, wie zahlreiche<br />

Studien eindrucksvoll belegen, effektiv in<br />

der antihypertensiven Therapie eingesetzt<br />

werden kann, wird es heute laut Experten<br />

immer noch viel zu wenig genutzt.<br />

Wie der Congress Report der Amerikanischen<br />

Hypertonie-Gesellschaft in<br />

ihrem jährlichen Meeting 2007 berichtet,<br />

besticht Chlortalidon mit einer Dosierung<br />

von nur einmal pro Tag und einer<br />

Blutdrucksenkung über 24 Stunden hinweg,<br />

wie die Experten der Amerikanischen<br />

Bluthochdruckgesellschaft betonen.<br />

Eine neuere Studie (Calhoun DA, J<br />

Clin Hypertens (Greenwich), 2007 Jan; 9<br />

(1 suppl 1):19-24) dokumentiert, dass<br />

Hydrochlorthiazid zwar mehr verschrieben<br />

wird, jedoch Chlortalidon den Blutdruck<br />

besser senkt und daher bei Patienten<br />

mit dauerhaftem Bluthochdruck<br />

stattdessen verabreicht werden sollte.<br />

Zahlreiche neuere Studien zeigen,<br />

dass Chlortalidon nicht nur blutdrucksenkende<br />

Eigenschaften besitzt, sondern<br />

auch die endotheliale Funktion verbessert<br />

und Veränderungen in der Arterien<br />

zurückbilden kann (Dell´Omo et al. J<br />

Cardiovasc Pharmacol Ther, 2005 Dec;<br />

10(4):265-72) und das Risiko für Herzversagen<br />

signifikant senkt (Kostis JB et<br />

al. JAMA 1997 Jul 16; 278(3): 212-6).<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

Der Erfolg jeglicher Therapie wird<br />

mittlerweile auch an den Langzeiterfolgen<br />

bzw. der Prävention dieser gemessen.<br />

So wurden auch in der ALLHAT-<br />

Studie (The Antihypertensive and Lipid-<br />

Lowering Treatment to prevent Heart<br />

Attack Trial; Jama, 2002; 288, 2981–2997)<br />

40.000 Probanden mit arterieller Hypertonie<br />

(und mindestens einem weiteren<br />

Risikofaktor für die Entwicklung einer<br />

koronaren Herzerkrankung) über einen<br />

Zeitraum von fünf Jahren untersucht.<br />

Als primärer Endpunkt wurde das Myokardinfarktrisiko<br />

(letal oder nonletal)<br />

bei initialer Behandlung mit Thiaziddiuretikum<br />

(Chlortalidon) vs. Alpha-Blokker<br />

vs. Ca-Antagonisten vs. Beta-Blokker<br />

untersucht. Sekundäre Endpunkte<br />

waren Morbidität, Insultrisiko, kombinierte<br />

kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

und PAVK.<br />

In den sekundären Endpunkten zeigte<br />

sich die initiale Gabe von Diuretika<br />

(Chlortalidon) gegenüber den restlichen<br />

Substanzen als signifikant überlegen.<br />

Eine sekundäre Herzinsuffizienz<br />

trat bei 7,7% innerhalb der Chlortalidongruppe,<br />

bei 8,2% in der Lisinoprilgruppe<br />

und bei 10,2% nach Amlodipinbehandlung<br />

auf. Bei kombinierten kardiovaskulären<br />

Erkrankungen erwies<br />

sich Chlortalidon als Vertreter der Thiaziddiuretika<br />

gegenüber den Ca-Antago-<br />

Fortbildung<br />

Weltweit wohl am längsten erfolgreich<br />

in der Therapie der arteriellen Hypertonie<br />

eingesetzt, wurde trotz der<br />

schon lange bekannten Schlaganfallrisikoreduktion<br />

(ALLHAT: 5,6% in der<br />

Chlortalidongruppe versus 6,3% in der<br />

Lisinoprilgruppe) die First-line-Therapie<br />

mit Thiazidiuretika sehr kritisch hinterfragt.<br />

Dank der ALLHAT-Studie besteht<br />

ausreichend Evidenz für diese gesundheitsökonomisch<br />

wesentliche Empfehlung.Wie<br />

die Studienleiter selbst abschließend<br />

bemerkten: „The cheapest is the<br />

Best!“<br />

In Österreich ist Chlortalidon als Monopräparat<br />

Hydrosan ® (25 mg) erhältlich<br />

und sollte fixer Bestandteil in der<br />

First-line-Therapie der Hypertonie sein.<br />

Der therapeutische Bereich liegt zwischen<br />

12,5 mg und 50 mg täglich. 12,5<br />

mg bis 25 mg gelten als empfohlene Anfangsdosierung.<br />

Die Beurteilung des antihypertensiven<br />

Effektes ist nach dreibis<br />

vierwöchiger Gabe indiziert und entscheidet<br />

über den eventuellen Beginn<br />

einer Kombinationstherapie.<br />

nisten ebenfalls als effizienter. Fachkurzinformation siehe Seite 43<br />

FB<br />

seite 37


AKTINISCHE KERATOSEN<br />

Fortbildung<br />

Aktinische Keratosen – der weiße Hautkrebs<br />

MR Dr. Wilhelm Brenner<br />

Der Terminus Aktinische Keratosen<br />

(AK) beschreibt eine von Schuppen<br />

(Keratosen) bedeckte entzündlich gerötete<br />

Hautstelle meist in chronisch sonnenexponierter<br />

Haut. Diese klinische<br />

Diagnose, die bei Menschen etwa ab<br />

dem 45. Lebensjahr zunehmend häufig<br />

gestellt wird, gibt noch keine Auskunft<br />

über die Biologie oder die Pathogenese<br />

dieser Läsionen.Histologisch findet man<br />

atypische Keratinozyten und Veränderungen<br />

wie bei einem incipienten Plattenepithelkarzinom<br />

der Haut. AK müssen<br />

daher als Plattenepithelkarziome in<br />

situ aufgefasst werden.<br />

Aktinische Keratosen entstehen durch<br />

chronische Einwirkung des ultravioletten<br />

Lichtes (Sonnenlicht, vor allem<br />

UVB). Besonders empfindlich sind hellhäutige<br />

Menschen (Kaukasier), außerdem<br />

spielen die Lebensgewohnheiten<br />

(Sport, Freizeit, wiederholte Meeresauf-<br />

enthalte, aber auch übermäßige Solariumexpositionen)<br />

bzw. die Lebensbedingungen<br />

(Landarbeiter, Bauern; Australier)<br />

sowie unter Umständen auch iatrogene<br />

Einflüsse (extensive Fototherapie,<br />

immunsuppressive Therapien besonders<br />

nach Nierentransplantationen!) eine<br />

Rolle.<br />

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

weisen darauf hin, dass neben der UV-<br />

Strahlung auch Humane Papillomaviren<br />

(HPV) bei der Induktion von Hautkrebs<br />

von Bedeutung sind. HPV können die<br />

Apoptose (den programmierten Zelltod)<br />

behindern und die Mechanismen<br />

der DNA-Reparatur verzögern, welche<br />

eigentlich notwendig wären, um Zellschäden,<br />

die durch UV-Strahlung entstanden<br />

sind, zu reparieren.<br />

Das klinische Bild ist gekennzeichnet<br />

von mehr oder weniger gut abgrenzbaren<br />

rötlichen oder röt-<br />

Abbildung 1<br />

Zwei hypertrophe aktinische Keratosen in sonnengeschädigter Haut<br />

(Schulter).<br />

lich-braunenlinsenbis fingernagelgroßen<br />

Herden, die von wechselnd<br />

starken Hyperkeratosen,<br />

die sich nur<br />

schwer lösen lassen,<br />

bedeckt sind (Abb. 1).<br />

Da auch eine begleitende<br />

Entzündung<br />

vorhanden ist, können<br />

solche Läsionen beim<br />

Darüberstreichen gelegentlich<br />

auch<br />

schmerzen. Wegen ihrer<br />

rauen Oberfläche<br />

können AK oft besser<br />

durch Palpation als<br />

durch Inspektion erkannt<br />

werden.<br />

Typische flache AK in Altershaut<br />

Abbildung 2<br />

Meist finden sich AK in chronisch<br />

lichtexponierter Haut, die besonders bei<br />

älteren Menschen durch Hautverdünnung<br />

und Elastizitätsverlust sowie durch<br />

das Auftreten von Teleangiektasien und<br />

fleckiger weißlich-brauner Pigmentierung<br />

gekennzeichnet ist (Abb. 2).<br />

Oft lässt sich ein „Feldeffekt“ (field<br />

cancerisation) beobachten, d.h. AK treten<br />

in diesen Arealen in großer Zahl<br />

(mehrere Dutzend!) auf (Abb. 3).<br />

Aktinische Keratosen gelten als Präkanzerosen.<br />

Histopathologie<br />

Bei AK geht die normale Reifung der<br />

Keratinozyten verloren, es entstehen<br />

atypische Keratinozyten, sowie vermehrt<br />

Mitosen und Dyskeratosen. Je<br />

nachdem, wie sehr die Epidermis von<br />

diesen atypischen Zellen erfasst ist,<br />

spricht man neuerdings auch von „Keratinozyten<br />

intraepidermaler Neoplasie“<br />

(KIN I, KIN II, KIN III). Bei KIN III ist<br />

die gesamte Epidermis von atypischen<br />

Keratinozyten durchsetzt, das Bild entspricht<br />

einem Carcinoma in situ.<br />

seite 38 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />

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42


Außerdem kann man histologischmorphologisch<br />

verschiedene AK-Typen<br />

unterscheiden, die sich zumindest zum<br />

Teil auch klinisch verschieden präsentieren:<br />

hypertrophe (Abb. 1), atrophe (Abb.<br />

4), bowenoide, lichenoide, pigmentierte<br />

und akantholytische AK.<br />

Differentialdiagnosen<br />

Verruca seborrhoica<br />

Diese gutartigen Neubildungen treten<br />

typischerweise bei älteren Menschen<br />

(Alterswarzen) oft in großer Zahl auf.<br />

Sie sind überall am Körper zu finden, die<br />

Farbe ist rosa, braungrau bis schwarz<br />

(wichtig: DD-Melanom!), bis mehrere<br />

Zentimeter groß, die Oberfläche warzig<br />

zerklüftet, fettig glänzend.<br />

Lupus erythematodes chronicus<br />

discoides<br />

Bei einzeln stehenden AK-Läsionen<br />

ist die Abgrenzung gegenüber dem chronisch<br />

kutanen LE, der ja auch typischerweise<br />

in lichtexponierter Haut auftritt,<br />

von Bedeutung (siehe Abb. 2).<br />

Keratoakanthom (Abb. 5)<br />

Die stark hyperkeratotische Form der<br />

AK, das Cornu cutaneum (Hauthorn),<br />

kann ähnlich wie ein Keratoakanthom<br />

aussehen. Es handelt sich um eine gutartige<br />

Neubildung, die sich überwiegend<br />

bei älteren Menschen in lichtexponierter<br />

Haut sehr rasch, innerhalb weniger Wochen,<br />

bilden kann. Das Keratoakanthom<br />

selbst ist jedoch histopathologisch oft<br />

schwer von einem invasiven Plattenepi-<br />

www.meda.at<br />

thelkarzinom (Abb. 6) der Haut zu differenzieren.<br />

Hier ist die spezielle Expertise<br />

der Dermatohistopathologen gefragt.<br />

Mb. Bowen<br />

Ein flacher rötlicher schuppender<br />

Herd, scharf begrenzt, meist schon lange<br />

Zeit bestehend.<br />

Basaliom<br />

Abbildung 3<br />

Zahlreiche hypertrophe z.T. pigmenierte AK<br />

(männliche Glatze).<br />

Es besteht eigentlich keine große<br />

Schwierigkeit, die klinische Differenzierung<br />

zu treffen, dennoch muss dieser „semimaligne“<br />

Hauttumor hier angeführt<br />

werden, da er sich zunehmend häufig,<br />

vorwiegend (aber keineswegs ausschließlich!)<br />

bei älteren Menschen und meist in<br />

lichtexponierter Haut, findet. Das Basaliom<br />

ist an seinem perlmutterartigen<br />

Glanz, Knötchen und Teleangiektasien,<br />

manchmal mit Exulceration (Ulcus terebrans)<br />

zu erkennen. Wichtig ist die früh-<br />

AKTINISCHE KERATOSEN<br />

Fortbildung<br />

Abbildung 4<br />

Abbildung 5<br />

zeitige Diagnose, um eine Excision in toto<br />

auch in schwierigen klinischen Lagen<br />

(Abb. 7) zu ermöglichen.<br />

Therapie der AK<br />

In erster Linie muss auf die Wichtigkeit<br />

der Prophylaxe mit konsequentem<br />

Sonnenschutz (SSF 50 und Kopfbedeckung)<br />

hingewiesen werden.Da man klinisch<br />

nicht sicher abschätzen kann, welche<br />

der vorhandenen Keratosen sich be-<br />

Eine neue Perspektive in der Behandlung<br />

Aktinischer Keratosen<br />

ab 1. November 2007:<br />

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Typische atrophe AK.<br />

Keratoakanthom am Capillitiu.<br />

- * Bei Versagen von Alternativen im Grünen Bereich zur Behandlung g von Condylomata acuminata acum bei Erwachsenen.<br />

- * Bei superfiziellen Basaliomen nach dermatologischer Abklärung, wenn eine operative Entfernung kontraindiziert oder nicht möglich ist.<br />

- * Bei nicht hyperkeratotischen, nicht hypertrophen aktinischen Keratosen im Gesicht oder Kopfbereich, wenn durch die Größe oder die<br />

Anzahl der Läsionen eine Kryotherapie nicht möglich ist und mit anderen topischen Behandlungsmöglichkeiten (ATC-Code: D11AX18) kein<br />

Auslangen gefunden wurde bzw. diese nicht geeignet sind.<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 43


AKTINISCHE KERATOSEN<br />

Fortbildung<br />

„field cancerisation“, multiple AK (männl. Glatze, Hamilton VII).<br />

reits in ein Plattenepithelkarzinom mit<br />

der Potenz der Metastasierung umwandelt,<br />

ist grundsätzlich eine flächendeckende<br />

Therapie anzustreben.<br />

Zur direkten Behandlung von Keratosen<br />

eignen sich nach wie vor alteingeführte<br />

Standardmaßnahmen wie die<br />

elektrochirurgische oder kryochirurgische<br />

(flüssiger Stickstoff) Abtragung.<br />

Mit diesen Methoden kann man jedoch<br />

nur Einzelläsionen, wenn auch mehrere<br />

in einer Sitzung, behandeln. Handelt es<br />

sich um großflächige Hautveränderun-<br />

Abbildung 7<br />

gen im Sinne der „field cancerisation“<br />

(Abb. 8), so braucht man jedoch zusätzlich<br />

eine flächendeckende Therapie.<br />

Dazu stehen heute moderne Wirkstoffe<br />

wie Diclofenac 3% Gel (Solaraze ® )<br />

und/oder Imiquimod (Aldara ® ) zur Verfügung.<br />

(Diese haben die alte 5-FU Salbe<br />

verdrängt.)<br />

Diclofenac 3% Gel: Diese Therapie<br />

zielt auf die Hemmung der Cyclo-Oxygenase-Enzyme<br />

(COX-2), was zu einer<br />

Induktion der Apoptose, des program-<br />

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom<br />

Alle Fragen – alle Antworten<br />

„Gratulation, es ist<br />

Asperger“ – mit diesen<br />

Worten eröffnet<br />

Tony Attwood, einer<br />

der weltweiten Experten,<br />

seinen Patienten<br />

die Diagnose.<br />

Dieses Buch,<br />

entstanden aus<br />

30-jähriger Erfahrung<br />

des<br />

Autors, beleuchtet<br />

die ganze Welt<br />

der Betroffenen. Über Schule, Beruf<br />

und Karriere bis hin zu emotionalen<br />

und sozialen Fähigkeiten sowie Partnerschaft<br />

und Familie wirft dieses Handbuch<br />

einen ausführlichen Blick auf das<br />

Alltagsleben und damit auf Klippen und<br />

Untiefen im Leben der Betroffenen.<br />

Außerdem gibt dieser Ratgeber<br />

Hilfestellung bei<br />

der Diagnose und der<br />

Therapie des Asperger-<br />

Syndroms und erläutert<br />

jede denkbare Facette.<br />

Weiters finden Sie in diesem<br />

Buch bewährte Strategien,<br />

welche die soziale du<br />

emotionale Kompetenz fördern,<br />

und Aussagen vieler Betroffener,<br />

die in diesem Buch<br />

humorvoll und ermutigend über<br />

ihren Weg erzählen.<br />

Tony Attwood<br />

Erschienen im TRIAS Verlag<br />

Stuttgart <strong>2008</strong><br />

448 Seiten, kartoniert<br />

€ 30,80 (A), € 29,95 (D)<br />

ISBN: 978-3-8304-3392-7<br />

Abbildung 8<br />

Typisches Basaliom (Nasenwurzel links), daneben<br />

flache pigm. Verruca seborrhoica.<br />

mierten Zelltodes, führt. Die Therapie<br />

dauert bei täglicher Anwendung etwa<br />

drei Monate und führt während der Therapie<br />

zu einer leichten Aufrauung der<br />

Haut.<br />

Imiquimod: Dies ist eine immunmodulierende<br />

Substanz, die zu einer Aktivierung<br />

der Toll-Like-Rezeptoren in der<br />

Haut führt. Damit kommt es zu einer<br />

starken Anregung der „Innate-Immunity“<br />

(der angeborenen Immunität) mit<br />

Aktivierung von dentritischen Zellen,<br />

zytotoxischen T-Zellen, proinflammatorischen<br />

Zytokinen. Die Anwendung der<br />

Creme z.B. 3 x/Woche über vier Wochen<br />

(es gibt verschiedene Empfehlungen)<br />

führt über eine massive Entzündung im<br />

Bereich der AK letztlich zu deren Abstoßung.<br />

Die Haut wird antientzündlich/pflegerisch<br />

nachbehandelt, es resultieren<br />

oft ausgezeichnete Erfolge.<br />

Auch bei Transplantationspatienten<br />

wurde diese Substanz erfolgreich und<br />

ohne nachteilige Wirkung angewandt.<br />

Bei Läsionen, die primär knotig wachsen,<br />

oder bei solchen, die bereits starke<br />

Hyperkeratosen bilden und/oder die unter<br />

Umständen bereits ein Rezidiv einer<br />

früheren Behandlung darstellen, ist die<br />

Excision und die histologische Untersuchung<br />

das Mittel der Wahl.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

MR Dr. Wilhelm Brenner<br />

Facharzt für Dermatologie<br />

und Venerologie<br />

Margaretenstraße 72, A-1050 Wien<br />

Tel.: 01/586 61 61, Fax: 01/586 83 72<br />

w.brenner@eunet.at<br />

seite 40 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


Ein Einblick in die moderne Vermögensverwaltung<br />

vor dem aktuellen Hintergrund der Weltmärkte<br />

Die Anforderung<br />

Portfolio-Management vollzieht sich<br />

heute mehr denn je im Spannungsfeld zwischen<br />

Tradition und Innovation. Einerseits<br />

gilt es,in der Vermögensberatung und -verwaltung<br />

den Anlegerbedürfnissen nach<br />

Kontinuität und Sicherheit zu entsprechen.<br />

Auf der anderen Seite besteht für uns die<br />

Herausforderung, neue Anlageklassen<br />

und Strategien zu erschließen und mit einem<br />

professionellen Investmentprozess<br />

hervorragende Ergebnisse zu erarbeiten.<br />

Portfolio-Management ist aber nicht<br />

nur die Bündelung einzelner Produkte in<br />

der Vermögensverwaltung. Unser Denken<br />

und Handeln ist darauf ausgerichtet,<br />

Ihre persönlichen Anforderungen und<br />

Ziele durch maßgeschneiderte Lösungen<br />

umfassend zu erfüllen. Solche Lösungsvorschläge<br />

werden nicht einfach<br />

gefunden, sondern müssen systematisch<br />

erarbeitet und entwickelt werden.<br />

Portfolio-Management ist ein kontinuierlicher,<br />

dynamischer Prozess. Dieser<br />

wird gesteuert durch Ihre aktuellen Bedürfnisse<br />

und Erweiterungen sowie Veränderungen<br />

in Ihrer persönlichen Situation.<br />

Gleichzeitig müssen die Einflüsse<br />

aus Wirtschaft und Politik angemessen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Innovative Finanzinstrumente und<br />

Anlagenkonzepte werden permanent<br />

entwickelt und optimiert, um Chancen<br />

besser zu nutzen und Risiken zu begrenzen.<br />

Die Unberechenbarkeit der Märkte<br />

macht jedoch effektives Vermögensmanagement<br />

zu einer immer komplexeren<br />

Aufgabe.<br />

Zur Marktentwicklung<br />

Vor allem die derzeit vorherrschende<br />

Situation an den Weltbörsen stellt den<br />

Portfolio-Manager vor schwierige Aufgaben.<br />

Kurzfristige Aussicht: Grundsätzlich<br />

wird das „Timing“ des Marktes – d.h. das<br />

Herausfiltern des richtigen Einstiegszeitpunktes<br />

in die mit höheren Ertragschancen<br />

ausgestatteten Aktienmärkte – in hohem<br />

Maße über das kurzfristige Geschick<br />

des Portfoliostrategen entscheiden.<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

Langfristige Aussicht: Hier werden eher<br />

die Qualität der Produktauswahl, eine<br />

durchdachte Anlagestrategie und ein hohes<br />

Marktwissen entscheidend sein.<br />

Eine aktuelle Schätzung (Stand 7.5.<strong>2008</strong>)<br />

Nachdem die meisten durch die Subprime-Krise<br />

ausgelösten Probleme der<br />

Banken auf dem Tisch sind, getrauen sich<br />

immer mehr Anleger, an die Börsen zurückzukehren.<br />

Obwohl die Finanzprobleme<br />

noch präsent sind, haben sie jedoch<br />

deutlich an Schrecken verloren. Diese<br />

Tatsache dokumentiert sich auch durch<br />

die deutlichen Index-Anstiege der letzten<br />

sechseinhalb Wochen.<br />

Während bei Gold wohl ein Ende der<br />

Rally und damit eine Konsolidierungsphase<br />

auf höherem Niveau zu bemerken<br />

ist, stürmt Erdöl von einem zum nächsten<br />

Hoch und erreicht eben (Stand 8.5.<strong>2008</strong>)<br />

die Marke von USD 123,– ! Hier die Entwicklung<br />

der beiden gefragten Materialien<br />

im Chart.<br />

FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

Hypo Landesbank Vorarlberg<br />

Joanneumring 7, A-8010 Graz<br />

Und gerne bei Ihnen vor Ort!<br />

Gerhard Vollmann<br />

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So bleibt nun abzuwarten, ob sich<br />

diese Aufbruchsstimmung fortsetzt und<br />

der positive Trend von einer breiten Basis<br />

von Aktienwerten weitergetragen<br />

wird! Wir kaufen bereits selektiv zu und<br />

nutzen diesen Trend.<br />

seite 41


FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

ABONNEMENT<br />

❍ Ich bestelle den MEDIZINER zum<br />

1-Jahres-Abonnement-Preis von<br />

€ 39,– inkl. Porto.<br />

❍ Ich bestelle den MEDIZINER zum<br />

2-Jahres-Abonnement-Preis von<br />

€ 76,– inkl. Porto.<br />

Falls ich mein Abonnement nicht verlängern<br />

will, werde ich dies bis spätestens<br />

sechs Wochen vor Auslaufen des<br />

Abos per Einschreiben oder E-Mail<br />

mitteilen. Erhalten Sie keine Nachricht<br />

von mir, verlängert sich mein Abonnement<br />

automatisch um ein Jahr.<br />

Um die DINERS CLUB GOLD<br />

CARD zu erhalten, ist es erforderlich,<br />

dem MEDIZINER-Club (s.u.) beizutreten<br />

(Beitritt und Mitgliedschaft<br />

sind kostenlos).<br />

Titel, Name, Vorname<br />

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❍ Ja, ich möchte dem MEDIZINER-<br />

Club beitreten. Es entstehen für<br />

mich dabei keine Kosten.<br />

Als Abonnent des MEDIZINERs erhalte<br />

ich nach Einsendung dieser Karte ein<br />

spezielles Antragsformular auf Ausstellung<br />

einer DINERS CLUB GOLD<br />

CARD von AIRPLUS, Rainerstraße 1,<br />

1040 Wien.<br />

❍ Ich möchte für die Dauer meines<br />

Abonnements kostenlos die Diners<br />

Club Gold Card beziehen.<br />

Mir ist klar, dass mein Antrag den<br />

üblichen Kriterien für Privatkarten<br />

entsprechen muss und gegebenenfalls<br />

auch abgelehnt werden kann.<br />

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seite 42 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>


FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

Aethoxysklerol 0,5/ 1 / 2 / 3 / 4 % - Ampullen, Zusammensetzung: 1 Ampulle zu 2 ml enthält: Polidocanol 10 mg, bzw. 20 mg, bzw. 40 mg, bzw. 60 mg, bzw. 80 mg. Hilfsstoffe: Ethanol 96%, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat,<br />

Kaliumdihydrogenphosphat, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Verödung von Besenreiser-, sehr kleinen bis mittelgroflen Varizen, Verödung oder Wandsklerosierung von endoskopisch<br />

diagnostizierten gastroösophagealen Varizen. Weitere Informationen für die einzelnen Konzentrationen von Aethoxysklerol entnehmen Sie bitte der vollständigen Fachinformation. Gegenanzeigen: Absolut<br />

kontraindiziert ist die Anwendung bei Patienten im Schockzustand, bei Bettlägerigkeit (Beinvarizen), bei arterieller Verschlusskrankheit Grad III und IV sowie bekannter Allergie gegen Polidocanol. Zulassungsinhaber:<br />

NYCOMED Austria GmbH, Linz, Hersteller: Chem. Fabrik Kreussler & Co. GmbH., D-65203 Wiesbaden, Deutschland, Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaflnahmen für die<br />

Anwendung, relative Kontraindikation, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der vollständigen Fachinformation.<br />

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Cetylalkohol, Stearylalkohol, weißes Vaselin, Polysorbat 60, Sorbitanstearat, Glycerol, Methyl(4-hydroxybenzoat) (E218), Propyl(4-hydroxybenzoat) (E216), Xanthan-Gummi, gereinigtes<br />

Wasser. Anwendungsgebiete: Imiquimod-Creme ist bestimmt für die topische Behandlung von: äußerlichen Feigwarzen im Genital- und Perianalbereich (Condylomata acuminata) bei Erwachsenen,<br />

kleinen superfiziellen Basalzellkarzinomen (sBCC) bei Erwachsenen, klinisch typischen, nicht hyperkeratotischen, nicht hypertrophen aktinischen Keratosen (AKs) im Gesicht oder auf der Kopfhaut<br />

bei immunkompetenten Erwachsenen, wenn die Größe oder die Anzahl der Läsionen die Wirksamkeit und/oder die Akzeptanz einer Kryotherapie begrenzen und andere topische Behandlungsmöglichkeiten<br />

kontraindiziert oder weniger geeignet sind. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Imiquimod oder einen der sonstigen Bestandteile. Pharmakodynamische Eigenschaften:<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: topische Chemotherapeutika, antivirale Mittel, ATC-Code: D06BB10. Pharmazeutischer Unternehmer: Meda AB, Box 906, 17009 Solna,<br />

Schweden. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben über Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />

Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

www.meda.at<br />

Antibiophilus ® Kapseln, Antibiophilus ® Beutel: Zusammensetzung: 1 Kapsel zu 250 mg bzw. 1 Beutel zu 1,5 g enthält lebensfähige Keime von Lactobacillus casei, var. rhamnosus mit einer Mindestkeimzahl von<br />

1.109 pro Gramm; Anwendungsgebiete: Durchfälle unterschiedlicher Genese, insbesondere auch Behandlung von durch Antibiotika-Therapie oder durch Strahlenbehandlung bedingten Durchfällen; Gegenanzeigen:<br />

Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile; Schwangerschaft und Stillzeit: Antibiophilus kann auch während der Schwangerschaft und Stillzeit gegeben werden; Hilfsstoffe: Kapseln und Beutel: Kartoffelstärke,<br />

Lactose, Maltodextrine; Kapseln: Natriumthiosulfat, Natriumglutamat, Magnesiumstearat, Gelatine, Titandioxid E-171; Zulassungsinhaber: Germania Pharmazeutika GesmbH, A-1150 Wien, Schuselkagasse<br />

8; Abgabe: Rezeptfrei, apothekenpflichtig; ATC Code: A07FA01; Weitere Angaben zu Warnhinweisen, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen können der veröffentlichten Fachinformation entnommen werden.<br />

Calcitonin „Novartis“ 100 IE - Nasalspray. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Ein Sprühstoß enthält 100 I.E. Lachs-Calcitonin, synthetisch. Anwendungsgebiete: Behandlung der gesicherten<br />

postmenopausalen Osteoporose zur Risikoreduktion von vertebralen Frakturen. Eine Reduktion von Hüftfrakturen wurde nicht nachgewiesen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Calcitonin oder gegenüber einem<br />

der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels. Calcitonin ist außerdem bei Patienten mit Hypokalzämie kontraindiziert. Hilfsstoffe: Benzalkoniumchlorid, Natriumchlorid, gereinigtes Wasser. Zulassungsinhaber:<br />

Novartis Pharma GmbH, Wien. ABGABE: Rp, apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antagonist des Parathormons („Antiparathormon“) ATC-Code H05 BA 01 (Lachs-Calcitonin). Weitere Informationen<br />

zu den Abschnitten Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten<br />

Fachinformationen. IND „Second Line Therapie bei manifester Osteoporose“. NOVARTIS Pharma GmbH, Brunner Straße 59, 1235 Wien, Telefon: 01/866-57-0, Fax: 01/866-57-576, www.novartispharma.at<br />

Hydrosan-Tabletten. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Tablette enthält: 25 mg Chlortalidon. Hilfsstoffe: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Kartoffelstärke,<br />

hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat. Anwendungsgebiete: Essentielle oder renale Hypertonie, sofern die Kreatinin-Clearance über 30 ml/min beträgt. Zur Monotherapie oder in Kombination mit<br />

anderen Antihypertensiva. Chronische Herzinsuffizienz leichten bis mittleren Grades (Beschwerdestadien II und III), sofern die Kreatinin-Clearance über 30 ml/min beträgt. Zur Kurzzeitbehandlung von Ödemen spezifischen<br />

Ursprungs. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Chlortalidon und andere Sulfonamidderivate. Anurie, schwere Nieren- und Leberinsuffizienz. Therapieresistente Hypokaliämie, Hyponatriämie und Hyperkalzämie.<br />

Symptomatische Hyperurikämie (Gicht oder Uratsteine in der Anamnese). Hypertonie während der Schwangerschaft. Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min. Zustände mit erhöhtem Kaliumverlust, z.B. renales<br />

Salzverlustsyndrom und prärenale (kardiogene) Störung der Nierenfunktion. Schwere Zerebral- und Koronarsklerose. Schwangerschaft und Stillzeit: Die Anwendung von Hydrosan in anderen Indikationen (z.B.<br />

Herzkrankheit) sollte in der Schwangerschaft unterbleiben, es sei denn, es gibt keine Alternative, die mehr Sicherheit bietet. Da Chlortalidon in die Muttermilch übertritt, sollten stillende Mütter sicherheitshalber auf<br />

seine Anwendung verzichten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Diuretika, Thiazide und Thiazid-Analoge. ATC-Code: CO3BA04. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgröße:<br />

PVC-Aluminium-Blisterpackung mit 30 Tabletten. Name oder Firma und Adresse des pharmazeutischen Unternehmers: WABOSAN Arzneimittelvertriebs GmbH, Anton Anderer Platz 6/1, A-1210 Wien.<br />

Stand der Information: 20.01.2005. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Nyzoc ® 20 mg Filmtabletten, Nyzoc ® 40 mg Filmtabletten. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: 20 mg/40 mg-Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 20 mg (40 mg) Simvastatin. Anwendungsgebiete:<br />

Hypercholesterinämie Behandlung einer primären oder gemischten Dyslipidämie in Kombination mit diätetischen Maßnahmen, wenn das Ansprechen auf diätetische und andere nicht pharmakologische Maßnahmen<br />

(z.B. körperliches Training und Gewichtsreduktion) nicht ausreichend ist. Behandlung einer homozygoten familiären Hypercholesterinämie in Kombination mit diätetischen Maßnahmen oder anderen lipidsenkenden<br />

Behandlungsmethoden (z.B. LDL Apherese) oder falls diese Behandlungsmethoden nicht angewendet werden können. Kardiovaskuläre Prävention Zur Senkung kardiovaskulärer Mortalität und Morbidität bei Patienten<br />

mit manifester atherosklerotischer Herzerkrankung oder Diabetes mellitus, deren Cholesterinwerte normal oder erhöht sind und in Verbindung mit der Korrektur anderer Risikofaktoren und kardioprotektiver<br />

Therapie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Simvastatin oder andere Bestandteile. Akute Lebererkrankung oder ungeklärte anhaltend erhöhte Serumtransaminasenwerte. Schwangerschaft und Stillzeit.<br />

Gleichzeitige Anwendung von potenten CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Itraconazol, Ketoconazol, HIV-Protease-Inhibitoren, Erythromycin, Clarithromycin, Telithromycin und Nefazodon). Pharmakotherapeutische Gruppe:<br />

HMG-CoA Reduktasehemmer, ATC-Code: C10AA01. Sonstige Bestandteile Tablettenkern: Lactose wasserfrei, mikrokristalline Cellulose, prägelatinierte Maisstärke, Butylhydroxyanisol, Magnesiumstearat, Talkum.<br />

Tablettenfilm: Hydroxypropylzellulose, Hypromellose, Titandioxid (E 171). Pharmazeutischer Unternehmer: Nycomed Austria GmbH, 4020 Linz. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig.<br />

Informationen zu Besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

XEFO ® Rapid 8 mg-Filmtabletten. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Filmtablette enthält 8 mg Lornoxicam. Anwendungsgebiete: Kurzzeitbehandlung von akuten<br />

Schmerzen. Gegenanzeigen: Lornoxicam darf nicht bei den folgenden Patientengruppen angewendet werden: Patienten, die allergisch sind gegenüber Lornoxicam oder einen Bestandteil des Präparates, Patienten,<br />

die an Überempfindlichkeitsreaktionen (Symptome wie Asthma, Rhinitis, Angioödem oder Urtikaria) auf andere nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR), inklusive Acetylsalicylsäure, litten, Patienten mit gastrointestinalen<br />

Blutungen, zerebrovaskulären Blutungen oder anderen Blutungsstörungen, Patienten mit akuten Magen- oder Duodenalulzera oder rezidivierenden Magen- oder Duodenalulzera in der Anamnese, Patienten mit<br />

schwerer Einschränkung der Leberfunktion, Patienten mit schwerer Einschränkung der Nierenfunktion (Serumkreatinin > 700 µmol/l), Patienten mit schwerer Thrombozytopenie, Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz,<br />

älteren Patienten (über 65 Jahre) mit einem Körpergewicht unter 50 kg im Zuge einer akuten Operation, Schwangerschaft oder Stillperiode, Patienten unter 18 Jahren, da keine klinische Erfahrung vorliegt. Pharmakodynamische<br />

Eigenschaften: ATC-Code: M01AC05, Pharmakotherapeutische Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika. Hilfsstoffe: Kern: Calciumstearat, Hydroxypropylcellulose, Natriumhydrogencarbonat,<br />

niedrig substituierte Hydroxypropylcellulose, mikrokristalline Cellulose, Calciumhydrogenphosphat wasserfrei; Filmschicht: Propylenglycol, Talk, Titandioxid E 171, Hypromellose. Name oder Firma<br />

und Anschrift des Pharmazeutischen Unternehmers: Nycomed Austria GmbH, St. Peter Straße 25, A-4020 Linz. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen<br />

und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Zur Behandlung des leichten bis mittleren Bluthochdrucks. Kurz-Fachinformation Bezeichnung: ZANIDIP ® 10 mg-Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Eine<br />

Filmtablette enthält 10 mg Lercanidipinhydrochlorid, entsprechend 9,4 mg Lercanidipin. Anwendungsgebiete: Zanidip ® ist angezeigt zur Behandlung leichter bis mittelschwerer essentieller Hypertonie. Gegenanzeigen:<br />

• Überempfindlichkeit gegen denarzneilich wirksamen Bestandteil Lercanidipin, gegen jegliche Dihydropyridine oder einen der Hilfsstoffe des Arzneimittels • Schwangerschaft und Stillzeit • Frauen im gebärfähigen<br />

Alter, sofern keinewirksame Verhütung erfolgt • Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstraktes • Unbehandelte Stauungsinsuffizienz • Instabile Angina pectoris • Schwere Nieren- oder Leberfunktionsstörungen<br />

• Innerhalb eines Monats nach einem Myokardinfarkt • Gleichzeitige Verabreichung von: - starken CYP3A4-Inhibitoren,- Cyclosporin,- Grapefruitsaft. Hilfsstoffe: Tablettenkern: Lactosemonohydrat, mikrokristalline<br />

Cellulose, Natriumstärkeglykolat, Povidon K30, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose, Talk, Titandioxid (E171), Macrogol 6000, Eisendioxid (E172). Name oder Firma und Anschrift des<br />

pharmazeutischen Unternehmers: KWIZDA PHARMA GmbH, 1160 Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe: Calciumantagonist Die Informationen zu den Abschnitten<br />

Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information:1/2006. (1) Literatur: P. A. Meredith,Exp. Opin. Invest<br />

Drugs 1999,8/7: pp. 1043-1062. G. Leonetti et al.,AJH 2002 15/11: pp. 932-940. • Behandlungsergebnisse bei Hypertonie in klinischen Prüfungenmit Lercanidipin 10 mg nach 4 Wochen: Responder 527/780 = 67,7%,normalisiert<br />

433/780 = 55,5%. Zanchetti,A.,Clinical Expert Report: Registration File: 1996. M. Dalla Vestra et al.,Diab. Nutr.Metab. 17: 259-266,2004. C. Borghi,M. G. Prandin,A. Dormi,E. Ambrosioni,Blood Pressure 12<br />

(Suppl. 1),2003,pp: 14–21<br />

5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />

seite 43


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