5/2008
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5/2008
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P.b.b. • 04Z035830 M • Verlagspostamt: 8020 Graz • 17. Jahrgang<br />
Journal für Ärztinnen und Ärzte<br />
Ausgabe 5/<strong>2008</strong><br />
Neue Fixkombination bringt große Fortschritte in<br />
der Therapie der obstruktiven Atemwegserkrankungen<br />
verlagdermediziner
180<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
Kreatinin-Clearance in ml/min 1<br />
30 40 50 60 70 80 90<br />
1 Oo Ch, JAGS 2002<br />
Alter<br />
Prof. Josef Kovarik, Nephrologe<br />
Stiefkind Niere<br />
„Oft sinkt mit dem Alter die Nierenleistung erheblich. Die Patienten sind dabei häufig Symptom-frei<br />
und das Serum-Kreatinin unverändert. Auch bei bereits auf die Hälfte reduzierter Nierenleistung<br />
ist vielfach die Kreatinin-Clearance der einzige sensitive Parameter. Harn-Sammeln<br />
muss dabei nicht mehr sein: Einfach dem Labor Patienten-Alter, Serum-Kreatinin und Körpergewicht<br />
übermitteln, und die Clearance wird problemlos mit der Cockcroft-Gault-Formel errechnet.<br />
Viele Substanzen wie etwa Antibiotika, Psychopharmaka und Kardiaka sind bei schlechter Clearance<br />
kontraindiziert bzw. in ihrer Dosis wegen Akkumulationsgefahr oder Toxizität zu reduzieren.<br />
Auch in der Osteoporose-Therapie dürfen bei einer Clearance um 30 ml/min gängige Medikamente<br />
wie Bisphosphonate nicht mehr gegeben werden. Bei schwachen Nieren sollte an aktives<br />
Vitamin D3, eine reduzierte Calcium Dosis und Calcitonin gedacht werden.“<br />
Bitte vor der Therapie an die Clearance denken!<br />
INITIATIVE FÜR RENALE SICHERHEIT<br />
Feedback an josef.kovarik@wienkav.at<br />
Prof. E. Beubler, Graz - Prof. G. Holzer, Wien - Prof. J. Kovarik, Wien - Prof. U. Köller, Wien - Prim. P. Peichl, Wien<br />
Prof. P. Pietschmann, Wien - Prof. E. Preisinger, Wien - Prof. H. Rameis, Wien - unterstützt von Novartis<br />
PIOniere<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 43<br />
NOV-PH/III08/3338
Anzeige Plus<br />
42<br />
COVERSTORY<br />
6<br />
FORTBILDUNG<br />
Risikoeinschätzung beim Hypertoniker –<br />
Bedeutung des subklinischen Endorganschadens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin Rammer, Dr. Marcus Ammer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber<br />
Cholesterinbehandlungsrichtlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
OA Dr. Evelyn Fließer-Görzer<br />
Harnwegsinfektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald<br />
Alkohol und Suchtgifte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter<br />
Postoperativer Einsatz von Nichtopioid-Analgetika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Univ.-Doz. Dr. Rudolf Likar, Dr. Reinhard Sittl<br />
Diagnostik und Therapie von Venenkrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
MR Dr. Wilhelm Brenner<br />
Aktinische Keratosen – der weiße Hautkrebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
MR Dr. Wilhelm Brenner<br />
FORUM MEDICUM<br />
Splitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Pschyrembel ® – Klinisches Wörterbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Stellenwert von NSAR i.v. in der modernen Schmerzmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
SiKo-Pharma auf Expansionskurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Hydrosan ® (Chlortalidon): Ist ein Diuretikum schon immer<br />
die beste Wahl in der initialen Hypertoniebehandlung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
Alle Fragen – alle Antworten<br />
Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Fachkurzinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
DOKTOR PRIVAT<br />
Neue Fixkombination bringt<br />
große Fortschritte in der Therapie der<br />
obstruktiven Atemwegserkrankungen<br />
Stephanie Gawlitta<br />
Ein Einblick in die moderne Vermögensverwaltung vor dem<br />
aktuellen Hintergrund der Weltmärkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Gerhard Vollmann, CFP<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
INHALT UND IMPRESSUM<br />
Impressum<br />
Verleger: Verlag der Mediziner. Herausgeber.<br />
Peter Hübler, Oliver Plank. Geschäftsführer:<br />
Oliver Plank. Verlagsleitung: Peter<br />
Hübler. Projektleitung: Stephanie Gawlitta,<br />
Peter Hübler, Oliver Plank. Redaktion:<br />
Andrea Ballasch, Dr. Csilla Putz-Bankuti,<br />
Stephanie Gawlitta, Jutta Gruber, Dr. Birgit<br />
Jeschek, Bernhard Plank. Anschrift von Verlag<br />
und Herausgeber: A-9375 Hüttenberg,<br />
Reiftanzplatz 20, Telefon: 04263/200 34. Fax:<br />
04263/200 74. Redaktion: A-8020 Graz, Payer-<br />
Weyprecht-Straße 33–35, Telefon: 0316/<br />
26 29 88, Fax: 0316/26 29 93. Produktion:<br />
Richard Schmidt. Druck: Medienfabrik Graz.<br />
E-Mail: office@mediziner.at. Homepage:<br />
www.mediziner.at. Einzelpreis: € 3,–.<br />
Erscheinungsweise: periodisch.<br />
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />
Medieninhaber: Verlag der Mediziner – Plank &<br />
Hübler OEG. Richtung der Zeitschrift: Medizinisch-pharmazeutisches<br />
Informationsjournal für<br />
österreichische Ärztinnen und Ärzte.<br />
Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder<br />
eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser<br />
zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber<br />
und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt<br />
haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand<br />
bei Fertigstellung des Journals entspricht.<br />
Für Angaben über Dosierungsanweisungen und<br />
Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine<br />
Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer<br />
ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der<br />
Beipackzettel der verwendeten Präparate und<br />
gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten<br />
festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen<br />
für Dosierung oder die Beachtung<br />
von Kontraindikationen gegenüber der Angabe<br />
in diesem Heft abweicht. Eine solche Prüfung ist<br />
besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten<br />
oder solchen, die neu auf den Markt gebracht<br />
worden sind. Jede Dosierung oder Applikation<br />
erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.<br />
Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer,<br />
ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem<br />
Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen<br />
(Warenzeichen) werden nicht immer besonders<br />
kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen<br />
Hinweises kann also nicht geschlossen<br />
werden, dass es sich um einen freien Warennamen<br />
handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag) gekennzeichneten<br />
bzw. als Produktbeschreibung erkenntlichen<br />
Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen<br />
und geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um<br />
„entgeltliche Einschaltungen“ im Sinne § 26<br />
Mediengesetz.<br />
Die Karte für Mediziner. Gratis zum Abo.<br />
(mehr auf Seite 42)<br />
seite 3
FORUM MEDICUM<br />
Splitter<br />
Schluckimpfung bei Fernreisen<br />
Novartis Vaccines bietet neuerdings<br />
eine skandinavische Entwicklung an, die<br />
mit international neun Millionen Verschreibungen<br />
zu den attraktivsten Impfstoffen<br />
aufgestiegen ist. Dukoral ® ist eine<br />
äußerst verträgliche Schluckimpfung<br />
gegen den Reisedurchfall Cholera mit<br />
einer beachtlichen Kreuzreaktivität gegen<br />
ETEC (Enterotoxische E. coli).<br />
Dukoral ® ist die einzige von der WHO<br />
empfohlene Choleraimpfung mit einer<br />
Schutzrate von 85%. Für die Grundimmunisierung<br />
sind bei Erwachsenen zwei<br />
Dosen und bei Kindern ab zwei Jahren<br />
drei Dosen notwendig. Der Impfstoff<br />
seite 4<br />
wird mit einem Brausegranulat-Puffer<br />
ausgeliefert, der dafür sorgt, dass der<br />
Impfstoff den Magen unbeschadet passiert<br />
und seine vorwiegend lokale Wirkung<br />
an der Darmwand entfalten kann.<br />
Dukoral ® ist bei Reisen nach Afrika,<br />
Mittel- und Südamerika, in arabische<br />
Länder und Südostasien indiziert. Besonders<br />
empfohlen wird die Schluckimpfung<br />
bei Personen mit regelmäßiger<br />
Medikamenteneinnahme – insbesondere<br />
bei einer PPI-Therapie – und bei<br />
Reisenden mit chronisch entzündlichen<br />
Darmerkrankungen. Nicht in allen Ländern<br />
steht kurzfristig Hightech-Medizin<br />
zur Verfügung.<br />
Antibiophilus ® bei empfindlichem Darm<br />
Nicht nur Antibiotika zerstören die<br />
Darmflora, sondern auch andere Ursachen<br />
der Diarrhoe: Stress, Angsterkrankungen,<br />
eine ganze Zahl (oft unerkannter)Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten<br />
und der steigende Anteil von<br />
industriellem Junk Food. Oft werden dafür<br />
von den Großküchen am Weltmarkt<br />
möglichst billige Lebensmittel eingekauft,<br />
die kaum<br />
noch über natürlichesEigenaromaverfügen.<br />
Deshalb werden<br />
sie mit zu<br />
viel Salz, Zucker<br />
(auch bei den<br />
Fleischspeisen),<br />
künstlichen Geschmacksstoffen<br />
und reichlich<br />
Konservierungsmittelnherausgeputzt,<br />
was bei<br />
Empfindlichen<br />
zu verstärkten und oftmaligen Darmbeschwerden<br />
führt.<br />
Empfohlen werden frische, hochwertige<br />
naturnahe Lebensmittel, möglichst<br />
ohne chemische Zusatzstoffe und täglich<br />
Antibiophilus ® (im Beutel oder in Kapseln),<br />
so lange bis die Beschwerden völlig<br />
verschwunden sind. Dieser Arzneimittelklassiker<br />
ist so verträglich,<br />
dass ihn<br />
auch Schwangere,<br />
Babys,<br />
Kranke und Immunschwache<br />
ganz problemlos<br />
einnehmen<br />
können.<br />
Eine günstige<br />
Therapiedauer<br />
erreicht man<br />
mit zwei OPs<br />
auf einem Rezept,<br />
natürlich<br />
kassenfrei.<br />
Kopfschmerz-Studie<br />
„Cluster-Kopfschmerzen“ sind massiv<br />
unterdiagnostiziert. In Österreich leben<br />
vermutlich an die 10.000 Cluster-Kopfschmerz-Patienten<br />
– zu wenige davon<br />
kommen derzeit in den Genuss der neuesten<br />
Therapeutika.<br />
Um diesen Patienten besser helfen zu<br />
können, führt Univ.-Prof. Dr. Christian<br />
Wöber derzeit am AKH eine Studie mit<br />
Cluster-Kopfschmerz-Patienten durch.<br />
Betroffene (alle, die Perioden mit täglichen,<br />
heftigen, streng einseitigen Kopfschmerzen<br />
haben, die nicht länger als<br />
drei Stunden dauern) wenden sich an<br />
christian.woeber@meduniwien.ac.at<br />
Alzheimer-Impfung<br />
Doz. Margot Schmitz könnte im Institut<br />
für Psychosomatik der Durchbruch<br />
gelingen. Sie leitet zurzeit eine Safety-<br />
Study mit „Affitop AD02“. Der therapeutische<br />
Impfstoff soll in einer frühen<br />
Phase der Alzheimer-Erkrankung die<br />
Ausbreitung der Amyloid-Plaques stoppen<br />
oder zumindest bremsen. Als Patienten<br />
arbeiten in der Studie Ärzte,<br />
Lehrer und andere Bildungsberufe mit.<br />
(Die Teilnahme an der Studie ist kostenlos.)<br />
Bisher traten keinerlei Nebenwirkungen<br />
auf. Für Interessenten steht Dr.<br />
Belinda Da Costa von 11–16 Uhr unter<br />
0664/224 88 36 zur Verfügung, E-Mail:<br />
ordination@schmitz.at<br />
DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>
Unglücksraben<br />
Im Mai steigen traditionell die Suizidfälle<br />
deutlich an und nehmen oft erst wieder<br />
nach dem August ab. Die Statistik<br />
Austria zeigt aber, dass die Zahl der<br />
Verzweifelten von Jahr zu Jahr sinkt.<br />
Während Österreich einmal zu den Ländern<br />
mit den höchsten Suizidraten zählte,<br />
hat sich die Zahl der Selbsttötungen<br />
und Selbstbeschädigungen in den letzten<br />
20 Jahren nahezu halbiert. Die entscheidenden<br />
Faktoren dafür dürften die<br />
stetig verbesserten Diagnosen beim Depressiven<br />
Syndrom und die steigende<br />
Akzeptanz von immer besser verträglichen<br />
Antidepressiva sein.<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
Sextrends<br />
Eine Studie aus Chicago belegt es: Die<br />
Österreicher „lieben“ gemeinsam mit<br />
den Spaniern im weltweiten Spitzenfeld.<br />
Keine andere Nation ist zufriedener mit<br />
ihrem Sexualleben als wir.<br />
„Der Stellenwert des sexuellen Wohlbefindens<br />
wird in Zukunft wachsen“, erklärt<br />
die Sexualtherapeutin E. Bragagna.<br />
Laut Durex-Studie erwartet fast die<br />
Hälfte aller Befragten (48%) weltweit,<br />
dass Menschen in den nächsten zehn<br />
Jahren experimentierfreudiger werden.<br />
In Österreich glauben 72%, dass Jugendliche<br />
in Zukunft ihre Jungfräulichkeit<br />
immer früher<br />
verlieren. Etwa 2/3 sind<br />
der Meinung, dass Menschen<br />
im Alter sexuell aktiv sein werden<br />
und die Toleranz zunehmen wird.<br />
„Nicht zuletzt Dank der PDE-5-Hemmer<br />
sind Menschen heute noch im Alter sexuell<br />
aktiv und dieser Trend wird sich<br />
fortsetzen. Mit dem offeneren Umgang<br />
der Medien gegenüber sexuellen Einstellungen<br />
wird auch die Toleranz zunehmen“,<br />
betont Oberärztin Elia Bragagna.<br />
Parfenac ® – und nichts juckt mehr<br />
Kaum ist die Heizperiode<br />
überstanden,<br />
treibt der Sommer<br />
den Juckreiz geplagten<br />
Patienten salzig brennenden Schweiß<br />
auf die wundgekratzte Haut. Neben Patienten<br />
mit Altershaut leiden Menschen<br />
mit Neurodermitis – bei ihnen sind besonders<br />
Ellenbeugen und Kniekehlen<br />
betroffen.<br />
Abhilfe schafft Parfenac ® . Es enthält<br />
mit Bufexamac das einzige topische<br />
NSAR zur Behandlung entzündlicher<br />
Hauterkrankungen. Neben seinem juckreizstillenden<br />
Effekt wirkt Parfenac ®<br />
antiinflammatorisch und leicht analgetisch.<br />
In seiner Wirkstärke ist es einem<br />
schwachen Cortison ähnlich – ohne das<br />
Immunsystem zu beeinflussen. Geeignet<br />
ist dieses Präparat für Neurodermitis-<br />
Patienten nach dem akuten Schub, Patienten<br />
mit chronischen Ekzemen sowie<br />
Menschen mit Altershaut – je nach Anwendungsgebiet<br />
steht Parfenac ® als<br />
Emulsion, Creme, Salbe oder Fettsalbe<br />
zur Verfügung.<br />
Neue Zähne<br />
FORUM MEDICUM<br />
Splitter<br />
Wir Zahnärzte schützen<br />
oftmals die „Betriebsgeheimnisse“<br />
und reden<br />
nicht viel über das, was wir<br />
tun. Dabei hat sich in den<br />
letzten Jahren der klinische<br />
Standard wesentlich weiter entwickelt.<br />
Fachspezifisch vernetztes Denken<br />
kann auch für die Frühdiagnose ernster<br />
körperlicher Erkrankungen nützlich<br />
sein. Schließlich hängt am Mund noch<br />
ein Mensch.<br />
Stoffwechselerkrankungen wie z.B<br />
Diabetes manifestieren sich oft durch<br />
schlechte Heilung im Mundbereich, auch<br />
der typische Acetongeruch kann ein Hinweis<br />
sein. Bei Präkanzerosen im Mund<br />
kann der Zahnarzt als Gatekeeper<br />
durch eine frühe Diagnose Schlimmeres<br />
verhindern.<br />
„Amputationen“ sind übrigens sehr<br />
selten geworden. Feinste Präparationsgeräte<br />
dringen heute selbst bis in die<br />
tiefsten Wurzelspitzen vor – ein wurzelbehandelter<br />
Zahn hat so beste Chancen,<br />
seinen Besitzer zu „überleben“. Auch<br />
immer ausgefeiltere Präparationstechniken<br />
und Materialien ermöglichen mittlerweile<br />
Ergebnisse, die in Lebensdauer<br />
und Ästhetik mit Arbeiten von vor zehn<br />
Jahren kaum mehr zu vergleichen sind.<br />
Die Zeiten, in denen an sich handwerklich<br />
gute Dentisten Keramikkronen<br />
zum „Herzeigen“ präpariert haben – mit<br />
dem Hinweis „Draufbeißen verboten“<br />
– sind zum Glück längst vorbei.<br />
Es hat sich noch nicht sehr herumgesprochen,<br />
dass es immer mehr vor allem<br />
jüngere Zahnärzte gibt, die auf Massenbetrieb<br />
und „Fließband-Produktion“<br />
pfeifen und deren Vision es ist, Zähne so<br />
gründlich zu sanieren, dass man bis ins<br />
letzte Stündlein mit den eigenen beißen<br />
kann. Dazu dauern Behandlungstermine<br />
gleich einmal ganze 60 Zahnarztminuten,<br />
kosten ein bisschen mehr und sind<br />
doch auf die Lebenszeitprävalenz gerechnet<br />
in den meisten Fällen um einiges<br />
günstiger. Zusatznutzen: Das letzte<br />
Lebensdrittel ohne Kukident.<br />
Andreas Werner<br />
Seilerstätte 11<br />
1010 Wien<br />
andreas@drwerner.at<br />
seite 5
COVERSTORY<br />
Fortbildung<br />
Neue Fixkombination bringt große Fortschritte in der<br />
Therapie der obstruktiven Atemwegserkrankungen<br />
Stephanie Gawlitta<br />
Die inhalative Therapie ist ein fixer Bestandteil<br />
in der Behandlung obstruktiver<br />
Atemwegserkrankungen. Dabei kommt<br />
der Verteilung der Wirkstoffe eine besondere<br />
Bedeutung zu, die möglichst gut ihr<br />
Ziel erreichen sollen. Die Kombination<br />
des rasch und lang wirksamen Beta-2-<br />
Sympathomimetikums Formoterol mit<br />
dem Glukokortikoid Beclometason stellt<br />
dabei eine neue Therapieoption als<br />
FCKW-freies Lösungs-Dosieraerosol dar.<br />
In der Therapie des Asthma bronchiale<br />
hat in den vergangenen Jahren hinsichtlich<br />
der verfügbaren inhalativen Steroide<br />
immer mehr die Frage nach der Lungengängigkeit<br />
als die der möglichen substanzspezifischen<br />
Vorteile an Bedeutung<br />
gewonnen. Dabei wird nicht mehr auf<br />
Kortikosteroide allein gesetzt, sondern<br />
diese werden in der Erhaltungstherapie<br />
mit den lang wirksamen Beta-2-Agonisten<br />
kombiniert. Dies führt zu einer Verbesserung<br />
der Symptome trotz geringerer<br />
Steroiddosis.<br />
Extrafeine Teilchenverteilung<br />
Vor allem die kleinen Atemwege sind<br />
zunehmend in den Fokus wissenschaftli-<br />
cher Untersuchungen<br />
und klinischer Studien<br />
gerückt: denn wie einige<br />
Arbeiten gezeigt haben,<br />
betreffen bei Asthma-Patienten<br />
die entzündlichen<br />
Prozesse nicht nur die<br />
zentralen Bronchien, sondern<br />
auch in erheblichem<br />
Ausmaß die peripheren<br />
Atemwege. Auch die Tatsache,<br />
dass Glukokortikoidrezeptoren<br />
nicht nur<br />
in den Bronchien und Bronchiolen,<br />
sondern auch in hoher Anzahl in den<br />
Alveolarwänden, dem vaskulären Endothel<br />
und in der glatten Muskulatur vorkommen,<br />
lassen den kleinsten Atemwegen<br />
bei der Auswahl der antiinflammatorisch<br />
wirksamen Substanz eine<br />
größere Bedeutung zukommen.<br />
Eine besonders feine Verteilung der inhalierten<br />
Wirkstoffpartikel mit besonders<br />
kleinen mittleren aerodynamischen Massendurchmessern<br />
ist daher für den Therapieerfolg<br />
wünschenswert. Feinpartikel erhöhen<br />
außerdem die pulmonale Gesamtdeposition<br />
und reduzieren gleichzeitig die<br />
oropharyngealen Nebenwirkungen.<br />
Einteilung Asthmaschweregrade bei Erwachsenen<br />
Grad I: intermittierend: am Tag weniger als einmal pro Woche Symptome, sonst asymptomatisch;<br />
nachts höchstens zweimal im Monat Symptome<br />
Grad II: geringgradig persistierend: nicht täglich Symptome; nachts öfter als zweimal im Monat<br />
Symptome<br />
Grad III: mittelgradig persistierend: täglich Symptome; nachts mehr als einmal pro Woche<br />
Symptome<br />
Grad IV: schwergradig persistierend: tagsüber Dauersymptome, eingeschränkte körperliche<br />
Aktivität; nachts häufig Symptome.<br />
Anwendungsgebiete der neuen Fixkombination Beclometason plus Formoterol<br />
Tabelle 1<br />
Tabelle 2<br />
Zugelassen ist die neue Fixkombination für die regelmäßige Behandlung von Asthma bronchiale, bei<br />
der die Anwendung eines Kombinationsprodukts (von inhalativem Kortikosteroid und lang wirksamem<br />
Beta-2-Sympathikomimetikum) angezeigt ist:<br />
• bei Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und inhalativen kurz wirksamen Beta-2-Agonisten<br />
zur bedarfsweisen Inhalation nicht ausreichend eingestellt sind, oder<br />
• bei Patienten, die mit inhalativen Steroiden und lang wirksamen Beta-2-Sympathikomimetika bereits<br />
ausreichend eingestellt sind.<br />
Neue Technologie<br />
Mit der neuen extrafeinen Fixkombination<br />
FOSTER aus 100 μg des bewährten<br />
Steroids Beclometason und 6 μg des<br />
lang wirksamen Beta-2-Sympathomimetikums<br />
Formoterol ist nun eine neue<br />
Therapieoption für Asthma bronchiale<br />
verfügbar. Der synergistische Effekt dieser<br />
beiden Substanzen ist schon länger<br />
bekannt. In der neuen Kombination liegen<br />
die Teilchen beider Wirkstoffe in extrafeiner<br />
Formulierung vor und können<br />
somit beide den gesamten Bronchialbaum<br />
erreichen – und das mit jedem Hub!<br />
Die neue Fixkombination ermöglicht<br />
den Asthmapatienten bereits unter vergleichsweise<br />
niedriger Steroiddosierung<br />
die angestrebte Symptomkontrolle mit<br />
entsprechender Verbesserung der Lungenfunktion.<br />
Die ICAT-Studien (Inhaled<br />
Combination Asthma Treatment) konnten<br />
dies eindrucksvoll beweisen: Im Kopfan-Kopf-Vergleich<br />
mit zwei etablierten<br />
Kombinationspräparaten konnte die neue<br />
extrafeine Fixkombination eine mindestens<br />
ebenbürtige Wirkung aufweisen.<br />
In der multizentrischen, doppelblinden<br />
und randomisierten ICAT-SE-Studie<br />
(Papi et al. Allergy 2007; 62; 1182-1188)<br />
wurden 228 Patienten mit mittelgradigem<br />
bis schwerem Asthma bronchiale<br />
eingeschlossen. Die Teilnehmer der Studie<br />
wurden entweder mit der neuen Fixkombination<br />
mit einer Tagesdosierung<br />
400 μg Beclometason plus 24 μg Formo-<br />
seite 6 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>
terol oder mit 500 μg Fluticason plus 100<br />
μg Salmeterol ebenfalls in Fixkombination<br />
als Aerosol behandelt. Unter beiden<br />
Regimes kam es zu einer gleichermaßen<br />
guten klinischen Besserung der Lungenfunktion<br />
und Symptomkontrolle.<br />
Signifikante Vorteile zeigten sich für<br />
Beclometason/Formoterol jedoch beim<br />
Wirkeintritt: Unter dieser Fixkombination<br />
kam es in der ersten Stunde nach der<br />
Inhalation zu einer statistisch eindeutig<br />
stärkeren Verbesserung des FEV 1-Wertes<br />
als unter der Vergleichsmedikation.<br />
Weitere Studiendaten ergaben, dass unter<br />
der neuen Fixkombination deutlich<br />
geringer Notfallmedikation verwendet<br />
wurde und die Anzahl der symptomfreien<br />
Tage im Vergleich zum Basiswert signifikant<br />
anstieg.<br />
Eine weitere Studie (ICAT-SY, Papi et<br />
al., Eur Respir J 2007; 29; 682-689) bei 219<br />
Patienten mit mittelgradigem bis schwerem<br />
Asthma bronchiale konnte belegen,<br />
dass die neue Fixkombination trotz der<br />
vergleichsweise niedrigen Steroiddosierung<br />
gegenüber anderen Kombinationspräparaten<br />
mindestens gleichwertig ist.<br />
Auch hier erhielten die Patienten eine<br />
Tagesdosis von 400 μg Beclometason plus<br />
24 μg Formoterol – jeweils verteilt auf<br />
zwei mal zwei Hübe pro Tag. Dies wurde<br />
mit der via Trockenpulver inhalierten<br />
Kombination aus 800 μg Budesonid plus<br />
24 μg Formoterol verglichen, der Behandlungszeitraum<br />
betrug zwölf Wochen.<br />
In beiden Patientengruppen kam es zu<br />
einer signifikanten Besserung des morgendlichen<br />
Peakflow sowie gleichermaßen<br />
zu einer Verbesserung der Lungenfunktion<br />
und der Symptomatik.<br />
Besseres Nutzen-Risiko-Profil<br />
Die Ergebnisse zeigen zusammenfassend,<br />
dass sich mit Beclometason, der<br />
klassischen Substanz bei den inhalativen<br />
Steroiden, therapeutisch relevante Fortschritte<br />
erzielen lassen.<br />
Diese resultieren v.a. aus der für die<br />
neue Fixkombination nachgewiesenen<br />
guten Lungendeposition der Wirkstoffpartikel<br />
und einem dadurch verbesserten<br />
Nutzen-Risiko-Profil.<br />
Der Beta-2-Agonist Formoterol mit<br />
seiner schnell einsetzenden und anhaltenden<br />
Wirkung kann in Kombination mit<br />
Beclometason schwere Exazerbationen<br />
reduzieren, sofern frühzeitig eingesetzt.<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
Liter<br />
Dies verbessert die Asthmatherapie nicht<br />
nur, sondern vereinfacht sie auch.<br />
Die Studienautoren halten den Einsatz<br />
eines Steroids in Kombination mit einem<br />
lang wirksamen Betamimetikum für sehr<br />
sinnvoll. Für eine optimale Asthmakontrolle<br />
würden beide Wirkstoffe benötigt.<br />
Auch neuere Studien belegen den Synergieeffekt:<br />
Während Steroide die bronchodilatierende<br />
Wirkung der Beta-Sympathomimetika<br />
unterstützen, verstärken<br />
umgekehrt Beta-Sympathomimetika die<br />
antiinflammatorische Wirkung der Steroide.<br />
Demnach erscheint ein frühzeitiger<br />
Einsatz von Kombinationspräparaten<br />
sinnvoll – denn noch bevor Symptome<br />
auftreten, nimmt bei Exazerbationen<br />
die entzündliche Aktivität schon zu. Bereits<br />
sechs Stunden nach Verabreichung<br />
eines Steroides kann ein deutlicher<br />
COVERSTORY<br />
Fortbildung<br />
Abbildung 1<br />
ICAT-SE-Studie: Symptomkontrolle – Vergleich der Lungenfunktion (FEV1)<br />
Foster ® : 100 μg Beclometason + 6 μg Formoterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />
Seretide ® Wochen<br />
: 125 μg Fluticason + 25 μg Salmeterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />
Tage in Prozent<br />
ICAT-SE-Studie: Symptomfreie Tage<br />
Foster ® : 100 μg Beclometason + 6 μg Formoterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />
Seretide ® Symptomfreie Tage<br />
: 125 μg Fluticason + 25 μg Salmeterol: 2 x täglich 2 Hübe<br />
* p < 0,001 vs Ausgangswert<br />
# ns zwischen den Gruppen<br />
Rückgang der Eosinophilen verzeichnet<br />
werden.<br />
Bessere Compliance<br />
Abbildung 2<br />
Als weiteren entscheidenden Vorteil<br />
sehen die Autoren die bessere Therapietreue<br />
der Patienten, die die inhalativen<br />
Glukokortikoide automatisch mit der fixen<br />
Kombination erhalten. Mit seiner<br />
neuen Galenik stellt die Fixkombination<br />
aus dem bewährten Beclometason und<br />
dem rasch und lang wirkenden Formoterol<br />
eine Bereicherung in der Therapie<br />
des Asthma bronchiale dar. Dabei wird<br />
sie auch dem aktuellen pathophysiologischen<br />
Konzept der Asthmaerkrankungen<br />
gerecht. FB<br />
Weitere Informationen<br />
Torrex Chiesi Pharma GmbH,<br />
A-1010 Wien, Tel.: +43/1/407 39 19-0<br />
office@torrex-chiesi.com<br />
seite 7
HYPERTONIE<br />
Fortbildung<br />
Risikoeinschätzung beim Hypertoniker –<br />
Bedeutung des subklinischen Endorganschadens<br />
OA Dr. Thomas Weber (Foto), Dr. Martin Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber<br />
Die Höhe des arteriellen Blutdrucks<br />
zeigt bekanntermaßen eine klare und<br />
direkte Beziehung zum kardiovaskulären<br />
Risiko, wobei neben Herzinfarkt<br />
und Schlaganfall in der letzten Zeit zunehmend<br />
auch Herzinsuffizienz, periphere<br />
arterielle Verschlusserkrankung<br />
und Niereninsuffizienz in den Blickpunkt<br />
gerückt sind. Dies und die weite<br />
Verbreitung des erhöhten Blutdrucks in<br />
der Bevölkerung führen dazu, dass die<br />
arterielle Hypertonie von der WHO als<br />
wichtigste Todesursache weltweit bezeichnet<br />
wurde.<br />
Während frühere internationale Hypertonie-Richtlinien<br />
in den USA und in<br />
Europa vornehmlich auf die Blutdruckwerte<br />
selbst abzielten, wurde aufgrund<br />
der Tatsache, dass die meisten Hypertoniker<br />
neben dem erhöhten Blutdruck<br />
Tabelle 1a<br />
Kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />
• Systolischer und diastolischer Blutdruck<br />
• Hoher Pulsdruck bei älteren Patienten (z.B.<br />
syst. Blutdruck > 160 mm Hg, diast. Blutdruck<br />
< 70 mm Hg)<br />
• Alter (m > 55 J, f > 65 J)<br />
• Rauchen<br />
• Dyslipidämie<br />
+ Gesamtcholesterin > 190 mg/dl oder<br />
+ LDL Cholesterin > 115 mg/dl oder<br />
+ HDL Cholesterin: m < 40 mg/dl, f < 46 mg/dl<br />
+ Triglyceride > 150 mg/dl<br />
• Nüchternblutzucker 102-125 mg/dl<br />
• Pathologischer Glukosetoleranztest<br />
• Abdominelle Adipositas:<br />
Bauchumfang: m > 102 cm, f > 88 cm<br />
• Positive Familienanamnese für prämature<br />
kardiovaskuläre Erkrankungen:<br />
+ m < 55 J, + f < 65 J<br />
noch mehrere andere kardiovaskuläre<br />
Risikofaktoren, subklinische Endorganschäden<br />
oder schon klinisch manifeste<br />
Organerkrankungen aufweisen und diese<br />
das absolute Risiko des individuellen<br />
Patienten entscheidend beeinflussen, in<br />
den neueren Empfehlungen (die aktuellen<br />
gemeinsamen Richtlinien der Europäischen<br />
Kardiologischen Gesellschaft<br />
und der Europäischen Hypertoniegesellschaft<br />
wurden im Vorjahr vorgestellt)<br />
eine wesentlichen Erweiterung<br />
vorgenommen. Es wird hier eine Anleitung<br />
zur individuellen Risikoeinschätzung<br />
des Patienten angeboten, die sich<br />
eben aus der Höhe des Blutdrucks, den<br />
begleitenden Risikofaktoren, den subklinischen<br />
Endorganschäden und den bereits<br />
eingetretenen klinisch manifesten<br />
Organschäden ergibt. Als logische Folge<br />
daraus ergeben sich therapeutische Strategien,<br />
die dann eben bei Personen mit<br />
niedrigem Risiko anders ausfallen als bei<br />
Hochrisiko-Patienten (Abbildung 1).<br />
Während bei Patienten mit Hypertonie<br />
Grad 1 und insgesamt niedrigem Risiko<br />
ein Versuch mit Lebensstiländerung<br />
über mehrere Monate gerechtfertigt erscheint,<br />
muss bei Patienten mit Hypertonie<br />
Grad 1 und insgesamt hohem Risiko<br />
(neben dem obligaten Versuch einer Lebensstiländerung)<br />
eine umgehende medikamentöse<br />
antihypertensive Behandlung<br />
in Betracht gezogen werden.<br />
Da sowohl kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />
als auch manifeste kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen (d.h. manifeste<br />
Endorganschäden) meist leicht erhebbar<br />
sind, werden diese in der vorliegenden<br />
Arbeit nur tabellarisch abgehandelt<br />
(Tabelle 1 a,b und 2).<br />
Der Fokus dieser Übersicht liegt auf<br />
der Erkennung der subklinischen hypertensiven<br />
Endorganschäden. Deren Vorliegen<br />
impliziert eine Progression im<br />
kardiovaskulären Kontinuum und ein<br />
deutlich erhöhtes Risiko im Vergleich<br />
zum Vorliegen der Risikofaktoren alleine.<br />
Es ist daher erforderlich, diese Endorganschäden<br />
aktiv mit den geeigneten<br />
apparativen Techniken zu suchen, wobei<br />
in den 2007er-Guidelines auch Schwellenwerte,<br />
die eben ein deutlich erhöhtes<br />
Risiko anzeigen, angegeben werden.<br />
Subklinischer Endorganschaden<br />
Herz<br />
Ein Ruhe-EKG zählt zu den Basisuntersuchungen<br />
des Hypertonikers. Seine<br />
Sensitivität zum Nachweis einer linksventrikulären<br />
Hypertrophie (LVH) ist<br />
bekanntermaßen gering, die Spezifität<br />
aber hoch (d.h. z.B. der Befund eines positiven<br />
Sokolow-Lyons-Index [SV1 +<br />
RV5,6 > 38 mm] spricht mit großer<br />
Tabelle 1b<br />
Diabetes mellitus und metabolische<br />
Syndrom<br />
Diabetes mellitus<br />
• Nüchternblutzucker > 126 mg/dl (mehrfache<br />
Messungen) oder<br />
• postprandialer Blutzucker > 198 mg/dl<br />
Metabolisches Syndrom<br />
Mindestens drei der folgenden Risikofaktoren<br />
müssen vorhanden sein<br />
• Abdominelle Adipositas: Bauchumfang:<br />
m > 102 cm, f > 88 cm<br />
• Nüchternblutzucker 102-125 mg/dl<br />
• Blutdruck > 130/85 mm Hg<br />
• HDL-Cholesterin: m < 40 mg/dl, f < 46 mg/dl<br />
• Triglyceride > 150 mg/dl<br />
seite 8 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>
Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer<br />
LVH). Bei Repolarisationsstörungen<br />
im Sinne eines „Strain“ ist das kardiovaskuläre<br />
Risiko noch höher. Die<br />
Echokardiographie weist eine höhere<br />
Sensitivität für den LVH-Nachweis auf,<br />
ist aber nicht frei von technischen Einschränkungen,<br />
z.B. bei Adipositas. Auch<br />
eine Quantifizierung der linksventrikulären<br />
Masse ist möglich, wobei 125 g/m2<br />
bei Männern und 110 g/m2 bei Frauen<br />
als Grenzwerte der LVH gelten. Darüber<br />
hinaus ist die Einschätzung der systolischen<br />
und diastolischen Funktion<br />
des Herzens in der täglichen Routine eine<br />
Domäne der Echokardiographie, wobei<br />
für letztere die Doppler-Untersuchung<br />
(inklusive Gewebs-Doppler) herangezogen<br />
wird.<br />
Subklinischer Endorganschaden<br />
arterielles Gefäßsystem<br />
Zunächst soll hier nach atherosklerotischen<br />
Veränderungen der großen Arterien<br />
gefahndet werden: Eine Verbreiterung<br />
der Intima-Media-Dicke (> 0,9<br />
mm im Bereich der A. Carotis communis)<br />
oder Carotisplaques > 1,3 mm bedeuten<br />
frühe atherosklerotische Veränderungen<br />
(und erhöhtes Risiko), während<br />
ein mittels Doppler-Ultraschall<br />
gemessener Knöchel-Arm-Index < 0,9<br />
schon eine bestehende periphere arterielle<br />
Verschlusserkrankung (und somit<br />
fortgeschrittenere Atherosklerose, aber<br />
ebenso ein erhöhtes Risiko) nachweist.<br />
Neben der Atherosklerose (einer Intimaerkrankung)<br />
kann und soll heute auch<br />
nach einer prämaturen Arteriosklerose<br />
(Gefäßsteifigkeit; eine Erkrankung der<br />
Media) gesucht werden.Als primäre Methode<br />
für die Routine wird in den Richtlinien<br />
die Messung der Carotis-Femoralis-Pulswellengeschwindigkeitempfohlen,<br />
wobei als oberer Grenzwert 12 m/sec<br />
angegeben werden. Die technisch einfachere<br />
Quantifizierung der Pulswellenreflexionen<br />
(„Augmentationsindex“) mittels<br />
sog. Pulswellenanalyse ist in prognostischer<br />
Hinsicht noch nicht ganz so gut<br />
durch Studien abgesichert und wird daher<br />
für die Routine noch nicht uneingeschränkt<br />
empfohlen – siehe Exkurs: Pathophysiologie<br />
des Blutdrucks.<br />
Subklinischer Endorganschaden<br />
Niere<br />
Die Diagnose einer hypertonieinduzierten<br />
Nierenschädigung basiert auf einer<br />
eingeschränkten Nierenfunktion<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
Andere RF,<br />
Organschäden<br />
Erkrankungn<br />
Normaler BD<br />
(120–129/<br />
80–84)<br />
Keine Durschnittliches<br />
Risiko<br />
1–2 RF<br />
> 3 RF, metabol.<br />
Syndrom,<br />
Diabetes,<br />
Organschäden<br />
Manifeste<br />
kardiovaskuläre<br />
oder renale<br />
Erkrankung<br />
Gering erhöhtes<br />
Risiko<br />
Mäßig erhöhtes<br />
Risiko<br />
Sehr stark<br />
erhöhtes Risiko<br />
Hochnormaler<br />
BD (130–139/<br />
85–89<br />
Durschnittliches<br />
Risiko<br />
Gering erhöhtes<br />
Risiko<br />
Stark erhöhtes<br />
Risiko<br />
Sehr stark<br />
erhöhtes Risiko<br />
und/oder auf einer vermehrten renalen<br />
Albuminausscheidung. Als Einschränkung<br />
der Nierenfunktion gilt eine berechnete<br />
glomeruläre Filtrationsrate < 60<br />
ml/min/1,73 m2 Körperoberfläche, die<br />
man auch bei noch normalem Serumkreatinin<br />
finden kann. Zur Berechnung<br />
soll vornehmlich die neuere MDRD-Formel<br />
[GFR pro 1,73 m2 Körperoberfläche<br />
= 186,3 x Serum-Kreatinin -1,154 x Alter<br />
-0,203 x (0,742 wenn weiblich) x (1,21<br />
wenn Patient mit schwarzer Hautfarbe)]<br />
herangezogen werden, da die ältere<br />
Cockcroft-Gault Formel [GFR = ((140 –<br />
Alter) x Gewicht kg) / (Serumkreatinin<br />
mg/dl x 72) bei Männern, bei Frauen x<br />
0,85] die Kreatinin-Clearence besonders<br />
im niedrigen Bereich überschätzt. Alternativ<br />
kann man auch eine Erhöhung des<br />
neueren Serummarkers Cystatin C zur<br />
Erkennung einer Nierenfunktionsstörung<br />
verwenden. Eine Erhöhung der<br />
Ausscheidung von Albumin („Mikroalbuminurie“)<br />
zeigt eine Störung der renalen<br />
Schrankenfunktion und ist – wie alle<br />
anderen Marker eines Endorganschadens<br />
– mit einem erhöhten kardiovaskulären<br />
Risiko vergesellschaftet. Die Bestimmung<br />
erfolgt am besten durch die<br />
Messung der Konzentrationen von Albumin<br />
und Kreatinin in einer einzelnen<br />
Urinprobe („Spotharn“) und die Berechnung<br />
ihres Verhältnisses (Grenzwert der<br />
Albumin/Kreatinin-Ratio: m > 22 mg/g<br />
Kreatinin, f > 31 mg/g Kreatinin). Die<br />
Messung im 24-Stunden-Sammelharn<br />
wird wegen häufiger Fehler beim Harnsammeln<br />
nicht empfohlen.<br />
Subklinischer Endorganschaden<br />
Retina<br />
Hypertensive Fundusveränderungen<br />
der Grade 1 und 2 nach Keith und Wagener<br />
sind häufig, aber außer bei jungen<br />
Hypertonie<br />
Grad 1<br />
(140–159/90–99)<br />
Gering erhöhtes<br />
Risiko<br />
Mäßig erhöhtes<br />
Risiko<br />
Stark erhöhtes<br />
Risiko<br />
Sehr stark<br />
erhöhtes Risiko<br />
Hypertonie Grad 2<br />
(160–179/<br />
100–109)<br />
Mäßig erhöhtes<br />
Risiko<br />
Mäßig erhöhtes<br />
Risiko<br />
Stark erhöhtes<br />
Risiko<br />
Sehr stark<br />
erhöhtes Risiko<br />
HYPERTONIE<br />
Fortbildung<br />
Abbildung 1<br />
Hypertonie Grad 3<br />
(≥ 180/<br />
≥ 110)<br />
Stark erhöhtes<br />
Risiko<br />
Sehr stark erhöhtes<br />
Risiko<br />
Sehr stark erhöhtes<br />
Risiko<br />
Sehr stark<br />
erhöhtes Risiko<br />
Kardiovaskuläre Risikostratifizierung beim Hypertoniker (modifiziert nach den ESH/ESC-Richtlinien<br />
2007). RF: Risikofaktor, BD: Blutdruck.<br />
Patienten unspezifisch und prognostisch<br />
nur fraglich bedeutsam. Höhergradige<br />
Veränderungen stellen schon einen manifesten<br />
Endorganschaden dar (Tabelle<br />
2). Sensitivere Methoden zur Erkennung<br />
von hypertensiven Frühschäden<br />
stehen derzeit in Entwicklung und in der<br />
Routine noch nicht zur Verfügung.<br />
Subklinischer Endorganschaden<br />
Gehirn<br />
Klinisch stumme zerebrale Infarkte<br />
und sog. „white matter lesions“ sind in<br />
der Allgemeinbevölkerung nicht selten<br />
und nehmen mit dem Alter und der<br />
Blutdruckhöhe zu. Sie sind mit dem Risiko<br />
klinisch manifester Schlaganfälle<br />
und dem Risiko einer Demenzentwicklung<br />
assoziiert und werden mit der<br />
Computertomographie, besser aber mit<br />
der Kernspintomographie diagnostiziert.<br />
Verfügbarkeit und Kosten verbieten<br />
aber den Einsatz dieser Bildgebungen<br />
in der Routinediagnostik des älteren<br />
Hypertonikers. Sinnvoll wäre aber<br />
der Einsatz kognitiver Funktionstests in<br />
dieser Patientengruppe. Interessanterweise<br />
wird zunehmend über den Zusammenhang<br />
zwischen erhöhter Gefäßsteifigkeit<br />
einerseits und Demenzentwicklung<br />
andererseits berichtet („pulse<br />
wave encephalopathy“).<br />
Exkurs: Pathophysiologie<br />
des Blutdrucks<br />
Die Höhe des Blutdrucks (genauer gesagt<br />
der stetigen Komponente – man<br />
geht von der Vereinfachung aus, dass ein<br />
gleichmäßiger Fluss und Druck im arteriellen<br />
System besteht) ergibt sich aus<br />
Herzzeitvolumen und peripherem Widerstand,<br />
wobei der erhöhte periphere<br />
Widerstand die weitaus größere Rolle<br />
seite 9
HYPERTONIE<br />
Fortbildung<br />
Tabelle 2<br />
Manifeste kardiovaskuläre oder<br />
renale Erkrankung<br />
Zerebrovaskuläre Erkrankungen<br />
+ Ischämischer Insult<br />
+ intrazerebrale Blutung<br />
+ transitorisch ischämische Attacke<br />
Herzerkrankungen<br />
+ Myokardinfarkt<br />
+ Angina pectoris<br />
+ koronare Revaskularisierung<br />
+ Herzinsuffizienz<br />
Nierenerkrankungen<br />
+ Diabetische Nephropathie<br />
+ Funktionseinschränkung:<br />
Kreatinin > 1,5 mg/dl (m) bzw > 1,4 mg/dl (f)<br />
+ Proteinurie (> 300 mg/24 h)<br />
Periphere arterielle Verschlusserkrankung<br />
Fortgeschrittene Retinopathie<br />
+ Blutungen, Exsudate, Papillenödem<br />
spielt. Dieser wird durch eine Konstriktion<br />
der Arteriolen verursacht und am besten<br />
durch den arteriellen Mitteldruck<br />
[(2 x diastolischer + systolischer Blutdruck)<br />
/ 3] bzw. durch seine Hauptdeterminante,<br />
den diastolischen Blutdruck, repräsentiert.<br />
Konsequenterweise wurde<br />
der diastolische Anteil des Blutdrucks<br />
lange Jahre für wichtiger hinsichtlich kar-<br />
diovaskulärer Folgekrankheiten gehalten,<br />
unterstützt durch positive Interventionsstudien,<br />
die die Vorteile einer antihypertensiven<br />
Behandlung auf Basis des<br />
diastolischen Blutdrucks zeigten.<br />
In den letzten Jahren allerdings sind<br />
der systolische Blutdruck sowie die Blutdruckamplitude<br />
(Differenz zwischen systolischem<br />
und diastolischem Blutdruck<br />
– der Pulsdruck) als Prädiktoren des kardiovaskulären<br />
Risikos vermehrt ins Zentrum<br />
des wissenschaftlichen Interesses<br />
gerückt. Sie repräsentieren die pulsatile<br />
Komponente des Blutdrucks (die der<br />
wahren Physiologie viel besser entspricht<br />
– das Herz ist ja eine pulsatil arbeitende<br />
Pumpe), ihre Determinanten<br />
sind die Herztätigkeit (Herzzeitvolumen,<br />
Muster des Auswurfs), die elastischen<br />
Eigenschaften (= Steifigkeit) der<br />
Aorta und der großen Arterien und der<br />
Zeitpunkt sowie das Ausmaß der in der<br />
Peripherie reflektierten Pulswellen. Als<br />
Maß für die arterielle Steifigkeit wird<br />
wegen der relativen Einfachheit und der<br />
guten Studienlage die Pulswellengeschwindigkeit<br />
(PWV; gemessen mittels<br />
Drucksensoren zwischen A. carotis und<br />
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A. femoralis, sodass die relevante Strekke,<br />
nämlich die Aorta, dazwischen liegt)<br />
empfohlen. Die Dehnbarkeit der Aorta<br />
und der großen Arterien bestimmt nämlich<br />
die Geschwindigkeit der Pulswelle<br />
(etwa 6–12 m/sec), die durch die kardiale<br />
Austreibung entsteht, sodass die PWV<br />
ein direktes Maß der arteriellen Steifigkeit<br />
darstellt (höhere Gefäßsteifigkeit<br />
führt zu höherer PWV und umgekehrt).<br />
Die Pulswelle läuft dann über Aorta<br />
und großen Arterien in die Peripherie,<br />
wird am Übergang zu den Widerstandsgefäßen<br />
und an Gefäßbifurkationen reflektiert<br />
und kehrt noch während desselben<br />
Herzzyklus zur aszendierenden<br />
Aorta zurückkehrt, in dem sie entstanden<br />
ist: Junge Personen mit dehnbaren<br />
Gefäßen weisen eine relativ langsame<br />
PWV auf, wodurch die reflektierte Welle<br />
erst in der Diastole zurückkehrt, in der<br />
aszendierenden Aorta den diastolischen<br />
Blutdruck (und dadurch die Koronarperfusion)<br />
erhöht. Bei älteren Personen<br />
nimmt die PWV zu, die reflektierte Pulswelle<br />
erreicht die aszendierende Aorta<br />
schon in der Systole. Dadurch nimmt einerseits<br />
der systolische Blutdruck und<br />
damit die kardiale Arbeitslast (= Sauerstoffverbrauch)<br />
zu, andererseits kommt<br />
es in der Diastole durch den Verlust der<br />
reflektierten Welle zu einer Abnahme<br />
des diastolischen Blutdrucks (und dadurch<br />
einer verringerten Koronarperfusion).<br />
Der zusätzlich zur primären, durch<br />
die kardiale Austreibung bedingten<br />
Druckwelle entstehende Druckanstieg<br />
(z.B. bei ungünstigen Verhältnissen in<br />
der Spätsystole) wird als „Augmented<br />
Pressure (AP)“ bezeichnet, das Verhältnis<br />
dieses AP zum Pulsdruck als Augmentationsindex<br />
(AIx). Dieser kann<br />
durch Applanationstonometrie sowohl<br />
der A. carotis als auch der A. radialis gemessen<br />
werden.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin<br />
Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernd Eber<br />
Klinikum Wels-Grieskirchen<br />
II. Interne Abteilung/Kardiologie<br />
und Internistische Intensivmedizin<br />
Grieskirchner Straße 42, A-4600 Wels<br />
Tel.: +43/7242/415-22 15<br />
thomas.weber@klinikum-wegr.at<br />
seite 10 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
RRegiert<br />
In Lizenz von Recordati Verantwortung für Verträglichkeit<br />
… bei Wirkung 1<br />
und<br />
Verträglichkeit 1<br />
Zur Behandlung<br />
des Bluthochdrucks<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 43
CHOLESTERINBEHANDLUNGSRICHTLINIEN<br />
Fortbildung<br />
Cholesterinbehandlungsrichtlinien<br />
OA Dr. Evelyn Fließer-Görzer<br />
Kardiovaskuläre Erkrankungen machen<br />
in den westlichen Industrieländern<br />
annähernd 50% der Todesfälle aus. Geschlechtstunabhängig<br />
finden sich Myokardinfarkte<br />
als Todesursache Nummer<br />
eins.<br />
Ein in der heutigen Ära der Medikamente<br />
gut beeinflussbarer Risikofaktor<br />
stellt die Hypercholesterinämie dar.Weitere<br />
gut beeinflussbare Faktoren sind der<br />
arterielle Hypertonus, Diabetes mellitus<br />
Proportionale Reduktion koronarer Ereignisse<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
–10%<br />
und Nikotin. Unabhängig davon gibt es<br />
nicht modifizierbare Faktoren, wie<br />
männliches Geschlecht und Alter.<br />
Die kardiovaskuläre Morbidität und<br />
Mortalität ist bei Diabetikern besonders<br />
hoch. Es besteht ein um 3,5-fach erhöhtes<br />
Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.<br />
Schätzungsweise 300.000 Österreicher<br />
sind von einem Diabetes mellitus<br />
Typ 2 betroffen, wobei zirka 80% an kardiovaskulären<br />
Ereignissen versterben.<br />
Abbildung 1<br />
0,5 1,0 1,5 2,0<br />
Ausmaß der LDL-Senkung (mmol/l)<br />
Das Ausmaß der LDL-Senkung korreliert linear mit der Reduktion der koronaren Ereignisse (modifiziert<br />
nach Cholesterol Treatment Trialists (CTT) Collaborators); Lancet 2005; 366:1267-78<br />
Zahlreiche Studien in den letzten 20<br />
Jahren konnten zeigen, dass Hochrisikopatienten<br />
eindeutig von einem LDL-C<br />
Wert von unter 100 mg/dl profitieren. Inhibitoren<br />
der Hydroxymethylglutaryl-<br />
CoA-Reduktase (HMG-CoA-Reduktase),<br />
die sogenannten Statine, führen zu<br />
einer deutlichen Senkung des Gesamtcholesterins<br />
und des LDL-C. Unabhängig<br />
von der lipidsenkenden Wirkung der<br />
Statine besteht auch noch ein pleiotroper<br />
Effekt mit antiinflammatorischer,<br />
endothel- und plaquestabilisierender<br />
Wirkung.<br />
Es besteht ein Konsens [1,2], dass Typ-<br />
2-Diabetiker in der Primärprävention<br />
der KHK von ihrem Risiko dem einer<br />
manifesten KHK (ohne Diabetes) äquivalent<br />
anzusehen sind (Abb. 2). Der primäre<br />
LDL-C-Zielwert sollte < 100 mg/dl<br />
liegen. Bei akutem Koronarsyndrom<br />
oder progredienter Atherosklerose unter<br />
Statintherapie sollte ein LDL-C-Ziel<br />
< 70 mg/dl angestrebt werden.<br />
Das Erreichen dieser geforderten<br />
Therapieziele ist unter lipidmodulieren-<br />
Risikokategorien<br />
Tabelle 1<br />
Sehr hoch LDL-C < 70 mg/dl<br />
• Akutes Koronarsyndrom<br />
• Stabile KHK bei Diabetes<br />
• Atheroskleroseprogredienz<br />
Hoch LDL-C < 100 mg/dl<br />
• Stabile KHK ohne Diabetes<br />
• Manifeste extrakoronare Atherosklerose<br />
• DM 2<br />
Mäßig LDL-C < 130 mg/dl<br />
• ≥ 2 Risikofaktoren<br />
Gering LDL-C < 160 mg/dl<br />
• 0–1 Risikofaktoren<br />
seite 12 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
Tabelle 2<br />
Zu erwartender Effekt verschiedener<br />
Lipidsenker auf HDL-C bzw. LDL-C<br />
Substanzgruppe Effekt auf HDL<br />
Statin 5–15%<br />
Fibrat 10–20%<br />
Austauscherharze 3–5%<br />
Nikotinsäure-Derivate 13–35%<br />
EZETIMIBE Effekt auf LDL mit<br />
Statin –18%<br />
Quelle: Der Arzneimittelbrief Jg. 37, Nr. 6;Juni 2003<br />
der Medikation in Kombination mit einer<br />
Lebensstilmodifikation heute, bis<br />
auf wenige Ausnahmen, sehr realistisch.<br />
Indikationen für eine medikamentöse<br />
Therapie sind beim Diabetikern LDL-C<br />
> 100 mg/dl, aber auch HDL-C < 40 bei<br />
Männern und < 50 mg/dl bei Frauen.<br />
Die Evidenz für eine Statintherapie<br />
kann man Primärpräventionsstudien<br />
(WOSCOPS) und Sekundärpräventionsstudien<br />
(4S, CARE, LIPID) entnehmen.<br />
Hier wurden harte Endpunkte als<br />
primäre Endpunkte untersucht. Eine<br />
Publikation von Costa et al. [3] beinhal-<br />
CHOLESTERINBEHANDLUNGSRICHTLINIEN<br />
Fortbildung<br />
Abbildung 2<br />
Risiko bei Typ-2-Diabetes vergleichbar mit nichtdiabetischen Post-MI-Patienten<br />
tet die systematische Metaanalyse von<br />
Studien in denen Diabetiker und Nicht-<br />
Diabetiker mit lipidsenkender Medikation<br />
behandelt wurden. 12 Studien, die<br />
den Kriterien entsprachen (randomisiert,<br />
placebokontrolliert, prospektiv,<br />
placebokontrolliert und doppelblind)<br />
wurden aus Datenbanken entnommen.<br />
Die Endpunkte waren charakterisiert<br />
durch Tod an einem kardiovaskulären<br />
Ereignis, nichtletaler Myokardinfarkt<br />
oder kardiovaskuläre Revaskularisation.<br />
Es zeigte sich dabei eine klare Effektivität<br />
der Statintherapie sowohl in der dia-<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 43
CHOLESTERINBEHANDLUNGSRICHTLINIEN<br />
Fortbildung<br />
betischen, als auch in der nicht-diabetischen<br />
Gruppe. Die Risikoreduktion bei<br />
Diabetikern in der Primärprävention<br />
betrug 21% vs. 23% bei den Nicht-Diabetikern.<br />
Das gleiche Ergebnis fand sich<br />
in der Sekundärprävention. Die absolute<br />
Risikoreduktion war in der Sekundärprävention<br />
dreimal höher. Die Cholesterinsenkung<br />
in beiden Gruppen war<br />
vergleichbar.<br />
Somit konnte gezeigt werden, dass eine<br />
Lipidtherapie die kardiovaskuläre<br />
Ereignisrate signifikant senkt. Diabetiker<br />
profitieren in der Sekundärprävention<br />
stärker als Nicht-Diabetiker. Trotz<br />
der bestehenden Evidenzlage finden sich<br />
große Behandlungslücken im klinischen<br />
Alltag. 69% der Patienten, die einer Koronarangiographie<br />
zugewiesen werden,<br />
haben das geforderte LDL-C Ziel von<br />
< 100 mg/dl nicht erreicht.<br />
Ziel einer initiierten Statintherapie<br />
sollte in jedem Fall das Erreichen von<br />
Zielwerten sein (Tabelle 1). Eine erste<br />
Lipidkontrolle unter eingeleiteter Therapie<br />
ist nach sechs bis acht Wochen sinnvoll.<br />
Danach ist eine Dosissteigerung<br />
t<br />
t<br />
bez. eine Erweiterung möglich.Auf mögliche<br />
Nebenwirkungen, die sehr selten<br />
auftreten, ist der Patient bei Therapieeinleitung<br />
zu informieren und Sicherheitslaborparameter<br />
sollten bei der ersten<br />
Kontrolle unbedingt erfolgen (CK,<br />
Lebertransaminasen).<br />
Bei Nicht-Erreichen der LDL-C- oder<br />
HDL-C-Zielwerte stehen neben den<br />
Statinen weitere lipidmodulierende Medikamente<br />
zur Verfügung (Tabelle 2).<br />
Oft ist eine Dosissteigerung der bestehenden<br />
Statintherapie zum Erreichen<br />
der LDL-C-Zielwerte nicht ausreichend.<br />
Durch eine Dosissteigerung auf das<br />
Doppelte ist im Durchschnitt 6% mehr<br />
an LDL-C-Senkung zu erwarten („Role<br />
of 6“). Eine Kombination mit Ezetimibe<br />
bewährt sich daher sehr gut, da der Effekt<br />
auf die LDL-C-Senkung 18% beträgt.<br />
Unter dieser Kombinationstherapie<br />
kann die Dosis des Statins möglichst<br />
niedrig gehalten werden und somit möglich<br />
auftretende Nebenwirkungen, die<br />
unter Hochdosis-Statintherapie eher<br />
auftreten, vermieden werden. Der duale<br />
Wirkmechanismus führt zu einer effizienteren<br />
LDL-C-Senkung, wobei Ge-<br />
lenks- und Muskelschmerzen, die unter<br />
Hochdosis-Statintherapie auch ohne laborchemisches<br />
Korrelat zu finden sind,<br />
vermieden werden können.<br />
Literatur<br />
1. Wascher: Lipide: Diagnostik und Therapie bei Diabetes<br />
mellitus Typ 2: Wien Klin. Wochenschr (2007)<br />
119/15-16; Supp 2: 23-25<br />
2. NCEP Expert Panel (2001) Executive summary of the<br />
third report of the national cholesterol education program<br />
(NCEP) expert panel on dedection, evaluation, and<br />
treatment of high blood cholesterol in adults. JAMA<br />
285: 2486-2497<br />
3. Costa J, Borges M, David C, Vaz Carneiro A: Efficay<br />
of lipid lowering drug treatment for diabetic and nondiabetic<br />
patients: meta-analysis of randomised controlled<br />
trials. BMJ 332: 1115-1124<br />
OA Dr. Evelyn Fließer-Görzer<br />
Univ.-Klinik für Innere Medizin<br />
Ambulanz für Diabetes und Stoffwechselerkrankungen<br />
Auenbruggerplatz 15, A-8036 Graz<br />
Tel.: +43/316/385-29 11<br />
evelyn.goerzer@gmx.at<br />
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Siehe www.dinersclub.at<br />
seite 14 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
&<br />
Nähere Informationen auf Seite 42 und www.mediziner.at<br />
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42
048/TCP/FOSTER/AT/04-<strong>2008</strong><br />
Grüne<br />
Box<br />
Beclometason + Formoterol<br />
Fachkurzinformation: Foster 100/6 Mikrogramm/Sprühstoß, Druckgasinhalation, Lösung. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Sprühstoß zu 100 Mikrogramm<br />
Beclometasondipropionat und 6 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat. Dies entspricht einer über das Mundstück abgegebenen Menge von: 86,4 Mikrogramm Beclometasondipropionat und<br />
5,0 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat. Wirkstoffgruppe: ATC-code R03 AK07 Anwendungsgebiete: Foster ist indiziert für die regelmäßige Behandlung von Asthma, bei der die Anwendung eines<br />
Kombinationsprodukts (von inhalativem Kortikosteroid und langsam wirkendem Beta-2-Agonisten) angezeigt ist: Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und inhalativen schnell wirkenden Beta-<br />
2-Agonisten zur bedarfsweisen Inhalation nicht ausreichend eingestellt sind, oder Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und langsam wirkenden Beta-2-Agonisten in Kombination bereits ausreichend<br />
eingestellt sind. Hinweis: Foster soll nicht für die Akutbehandlung von Asthma-Symptomen eingesetzt werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Beclometasondipropionat,<br />
Formoterolfumarat-Dihydrat und/oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Hilfsstoffe: Norfluran (HFA-134a), Ethanol wasserfrei, Salzsäure. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen<br />
Unternehmers: Torrex Chiesi Pharma GmbH, Gonzagagasse 16/16, A-1010 Wien, Österreich. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: NR, Apothekenpflichtig. Erstellungsdatum/Änderungsdatum:<br />
15.02.<strong>2008</strong>
HARNWEGSINFEKTIONEN<br />
Fortbildung<br />
Harnwegsinfektionen<br />
Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald<br />
Epidemiologie<br />
Im Laufe des Lebens kommt es zu einer<br />
kontinuierlichen Zunahme des Auftretens<br />
von Harnwegsinfekten (HWI) von 1–3%<br />
in den verschiedenen Altersstufen vom<br />
Säugling bis zum 50-Jährigen bis zu einer<br />
Häufigkeit von 20–30% bei über 60-Jährigen.<br />
Lediglich im Säuglingsalter und bei<br />
über 80-Jährigen ist das männliche Geschlecht<br />
häufiger betroffen, in den restlichen<br />
Lebensaltern ist das weibliche Geschlecht<br />
deutlich vorherrschend.Die Hälfte<br />
aller Frauen erlebt im Laufe ihres<br />
Lebens zumindest einen HWI, bereits ein<br />
Drittel aller Frauen bis Mitte Zwanzig.<br />
Als unkomplizierte HWI werden Episoden<br />
von akuter Zystitis bei sonst gesunden<br />
Erwachsenen ohne Risikofaktoren<br />
bezeichnet. Komplizierte HWI sind<br />
Infektionen in Verbindung mit einer<br />
Grunderkrankung, die das Risiko für einen<br />
HWI erhöht bzw. für das Versagen<br />
einer entsprechenden Therapie erhöht.<br />
Bei unkomplizierten HWI überwinden<br />
Antibiotikatherapie bei unkompliziertem HWI<br />
bakterielle Virulenzfaktoren den Wirt,<br />
beim komplizierten HWI begünstigen<br />
Wirtsfaktoren den Infekt.<br />
Pathogenese<br />
Harnwegsinfekte entstehen primär aszendierend<br />
über die Harnröhre – deshalb<br />
ist auch das weibliche Geschlecht mit der<br />
kurzen Harnröhre häufiger betroffen –<br />
können aber auch hämatogen oder per<br />
continuitatem entstehen. Prädisponierende<br />
intrinsische Faktoren sind Alter (besonders<br />
Kleinkinder und alte Menschen),<br />
Abwehrschwäche durch Erkrankungen,<br />
anatomische Gegebenheiten, wie die kurze<br />
weibliche Harnröhre, Harnabflussstörungen<br />
durch angeborene Fehlbildungen<br />
(vesicoureteraler Reflux, Megaureter),<br />
Obstruktion oder neurogene Blasenentleerungsstörungen,Stoffwechselerkrankungen<br />
(z.B. Diabetes mellitus), genetische<br />
Faktoren sowie der Hormonstatus<br />
(ältere Frauen). Als extrinsisch prädisponierende<br />
Faktoren können Fremdkörper<br />
(Harnsteine, Katheter), sexuelle Aktivi-<br />
Substanz Dosierung mg/d Dauer (Tage)<br />
Trimethoprim 2 x 200 5–7<br />
Cefixim 2 x 200 bis 1 x 400 3–5<br />
Cefpodoxim 2 x 100 3–5<br />
Cefuroxim 2 x 250 3–5<br />
Ciprofloxacin 2 x 250 3–5<br />
Levofloxacin 1 x 250 3–5<br />
Ofloxacin 1 x 200 3–5<br />
Pivmecillinam 2 x 200 3–5<br />
Amoxicillin/Clavulansäure 2 x 1.000 3–5<br />
Fosfomycin 1 x 3.000 1<br />
Nitrofurantoin 2 x 100 3–5<br />
Schwangerschaft & HWI:<br />
• Penicilline ± β-Laktaminhibitor<br />
• Cephalosporine<br />
• Makrolide (ausg. Clari-/Roxithromycin)<br />
• Clindamycin<br />
• KI: Chinolone, Aminoglykoside, Imipenem, Cotrimoxazol<br />
Tabelle 1<br />
tät, Hygiene- sowie Miktionsverhalten<br />
angesehen werden.<br />
Die akute Zystitis entsteht meist durch<br />
Aszension von Keimen, wobei bakterielle<br />
Pathogenitätsfaktoren, die Standortflora<br />
und Abwehrmechanismen neben<br />
anderen prädisponierenden Faktoren eine<br />
Rolle spielen.<br />
Diagnostik<br />
Die Symptomatik einer akuten Zystitis<br />
mit plötzlichem Beginn, Brennen bei<br />
Miktion, Unterbauchschmerzen und gehäuftem<br />
Harndrang sowie mitunter gerötetem<br />
Harn ist meist sehr typisch. Bei rezidivierenden<br />
Harnwegsinfekten (mehr<br />
als drei HWI pro Jahr) sollte eine ausführliche<br />
Anamnese frühere Infektionen<br />
(Kindesalter), den Zeitpunkt des ersten<br />
Auftretens wiederkehrender Infektionen<br />
(Beginn sexueller Aktivität!?), Sexualpraktiken,<br />
Stuhlverhalten, urologische<br />
oder gynäkologische Erkrankungen bzw.<br />
Eingriffe (Abflussstörungen, Harnsteine),<br />
Stoffwechselerkrankungen und medikamentöse<br />
Therapien umfassen.<br />
Zur Diagnostik des Urins selbst ist die<br />
Methode der Wahl nach wie vor die Nativharnprobe<br />
mit makroskopischer und<br />
mikroskopischer Beurteilung mittels<br />
Harnsediment. In den meisten Fällen<br />
wird heute primär die chemische Harnanalyse<br />
mit Teststreifen durchgeführt.<br />
Hierzu reicht primär ein einwandfreier<br />
Mittelstrahlurin sowohl bei Mann und<br />
Frau. Bei pathologischem Befund bei einer<br />
Frau ohne eindeutige Symptomatik<br />
ist die Kontrolle mittels Katheterharn<br />
notwendig. Der Harn sollte frisch gewonnen<br />
werden, insbesondere wenn zur<br />
Keimbestimmung zusätzlich eine Kultur<br />
angelegt werden soll. Anderenfalls ist<br />
der Harn bei 4°C max. 24 Stunden lagerbar.<br />
Bei Kleinkindern und Säuglingen<br />
seite 16 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
Monuril ®<br />
Fosfomycin Trometamol<br />
Single-Shot-Therapie<br />
1x 3g – bei akuter Zystitis<br />
• Wirkdauer mindestens 3 Tage<br />
• Kein vorzeitiger Therapieabbruch<br />
• Niedrige Therapiekosten<br />
Fachkurzinformation Monuril 3 g Granulat<br />
Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Beutel enthält 5,631 g Fosfomycin-Trometamol (entsprechend 3 g Fosfomycin), 2,3 g Saccharose (= 0,19 BE), 16 mg Saccharin. Wirkstoffgruppe: ATCcode<br />
J01 XX01. Anwendungsgebiete: Akute, unkomplizierte Harnwegsinfektionen verursacht durch Fosfomycin-empfindliche Erreger, die vor allem bei Frauen bis etwa 65 Jahren auftreten. Prophylaxe von Harnwegsinfektionen bei chirurgischen<br />
Eingriffen und transurethralen diagnostischen Untersuchungen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Fosfomycin oder einen der Inhaltsstoffe, Nierenfunktionsstörungen (Kreatininclearance < 80 ml/min). Monuril soll<br />
Kindern unter 5 Jahren nicht verabreicht werden, weil noch zuwenige Erfahrungen dazu vorliegen. Hilfsstoffe: 2,3 g Saccharose (= 0,19 BE), 16 mg Saccharin. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers:<br />
Zambon S.p.A., Via Lillo del Duca 10, 20091 Bresso (MI), Italien. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten<br />
sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: Rezept-, und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.<br />
Erstellungsdatum/Änderungsdatum: 20.05.<strong>2008</strong><br />
060/TCP/Monuril/AT/05-<strong>2008</strong>
HARNWEGSINFEKTIONEN<br />
Fortbildung<br />
wird der Harn in der Regel durch einen<br />
Klebebeutel aufgefangen. Harn aus<br />
Harnauffangbeuteln bei Katheter- oder<br />
Stomaträgern ist nicht verwertbar.<br />
Harnteststreifen<br />
Die Auswertung erfolgt entweder visuell<br />
oder automatisiert zur Bestimmung<br />
von Nitrit, Leukozyten, Erythrozyten,<br />
Protein, Glukose, Bilirubin, spezifischen<br />
Gewicht und Harn-pH. Die Kombination<br />
von positivem Leukozytennachweis,<br />
Nitrit, Eiweiß und Erythrozyten ist auf<br />
einen Harnwegsinfekt hochgradig verdächtig<br />
und sollte vor allem bei wiederkehrenden<br />
Infektionen durch eine Keimbestimmung<br />
mittels Harnkultur ergänzt<br />
werden. Wegen der hohen Fehlerquelle,<br />
vor allem durch Nahrungs- und Medikamenteneinflüsse,<br />
welche verschiedene<br />
Testergebnisse verändern können, empfiehlt<br />
sich bei einem pathologischen Teststreifenbefund<br />
die Ergänzung bzw. Verifizierung<br />
mittels Sediment.<br />
Eine Harnkultur bestimmt die Keimzahl<br />
sowie die Art des Keimes und wird<br />
in der Regel durch ein Antibiogramm ergänzt.<br />
Zur Durchführung der Harnkultur<br />
werden meist Eintauchkulturen (z.B. Uricult<br />
® ) verwendet. Je nach Art der Harngewinnung<br />
ist eine unterschiedlich hohe<br />
Keimzahl für einen Harnwegsinfekt beweisend,<br />
bei Mittelstrahlurin > 105–107,<br />
bei Katheterharn bereits > 104. In den allermeisten<br />
Fällen (70–95%) handelt es<br />
sich bei den Erregern um Escherichia coli,<br />
in 5–15% um Staphylococcus saprophyticus,<br />
selten um Enterobakterien wie<br />
Proteus mirabilis, Klebsiellen oder Enterokokken.<br />
Chlamydien, Myko- und Ureaplasmen<br />
sowie Mykobakterien als Erreger<br />
von atypischen Urethritiden können<br />
mit diesen Eintauchkulturen nicht nachgewiesen<br />
werden.<br />
Eine sterile Leukozyturie sollte an eine<br />
Tuberkulose oder atypische Erreger<br />
denken lassen, kann aber auch durch<br />
Dehydratation, eine nephrologische Erkrankung<br />
oder Entzündung benachbarter<br />
Organe bedingt sein.<br />
Rezidivierende Zystitiden müssen in<br />
jedem Fall zu einer weiteren urologischen<br />
Abklärung hinsichtlich prädisponierender<br />
Faktoren, insbesondere zum<br />
Ausschluss von anatomischen Ursachen<br />
führen. Neben einer klinischen Untersuchung<br />
sind eine Sonographie des Harntrakts,<br />
Harnröhrenkalibrierung, Miktionszystourethrographie<br />
zum Ausschluss<br />
Tabelle 2<br />
Allgemeine Empfehlungen bei<br />
rezidivierenden HWI<br />
• Kalte Sitzflächen und kalte Füsse vermeiden<br />
• Nach dem Baden nasse Badehose/Badeanzug<br />
wechseln.<br />
• Toilettenpapier „von vorne nach hinten“<br />
benutzen.<br />
• Keine übertriebene Intimhygiene – nur<br />
pH-neutrale Lotionen verwenden.<br />
• Blase nach dem Geschlechtsverkehr sofort<br />
entleeren.<br />
• Mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag<br />
trinken – ev. Blasentee.<br />
• Auf häufiges und vollständiges Entleeren<br />
der Blase achten.<br />
eines vesikoureteralen Reflux, ein Flow-<br />
EMG sowie eventuell eine Urethrozystoskopie<br />
erforderlich.<br />
Therapie<br />
Die Behandlung der akuten Zystitis erfolgt<br />
in der Regel mit einem Antibiotikum,<br />
bis zum Abklingen der akuten Beschwerdesymptomatik<br />
eventuell in Kombination<br />
mit einem Spasmolytikum. Die<br />
Therapiedauer sollte bei akuter, unkomplizierter<br />
Cystitis drei bis fünf Tage, bei<br />
vorliegenden Risikofaktoren sieben Tage<br />
betragen. Komplizierte Harnwegsinfekte<br />
wie auch unkomplizierte Pyelonephritiden<br />
erfordern eine Behandlungsdauer<br />
von 10–14, komplizierte von bis zu 21 Tagen.<br />
Als Antibiotika der Wahl gelten nach<br />
wie vor Trimethoprim, Cephalosphorine<br />
der 2. oder 3. Generation, Fluorochinolone<br />
bzw. β-Laktamantibiotika in Kombination<br />
mit Clavulansäure (Tab. 1). Während<br />
einer Antibiotikatherapie sollte wegen<br />
des möglichen Verdünnungseffektes<br />
keine übermäßige Flüssigkeitszufuhr erfolgen.<br />
Bei chronisch rezidivierenden Infekten<br />
sollte auch das Miktionsverhalten hinterfragt<br />
und allgemeine Verhaltensmaßregeln<br />
zur Verminderung des Risikos eines<br />
Wiederauftretens der Infekte gegeben<br />
werden (Tab. 2). Dazu gehört eine Östrogensubstitution<br />
bei älteren Frauen ebenso<br />
wie eine Harnansäuerung mit Vitamin<br />
C oder ein bis zwei Esslöffel Apfelessig<br />
abends, Preiselbeersaft bzw. Preiselbeertabletten<br />
zur Verminderung der Bakterienadhäsion<br />
in der Blase, eventuell Probiotika<br />
sowie ausreichende Trinkmengen.<br />
Eine Immuntherapie durch eine<br />
dreimonatige Urovaxom ® -Kur ist nach<br />
wie vor umstritten, bringt aber einem Teil<br />
der Patienten zumindest über eine gewis-<br />
se Zeit eine Erleichterung. Bei therapieresistenten<br />
Fällen kann auch an eine<br />
Langzeitprophylaxe mit niedrigen abendlichen<br />
Dosierungen von 100 mg Trimethoprim,<br />
200 mg Cefixim oder 50 mg Nitrofurantoin,<br />
evtl. 14-täglich alternierend,<br />
gedacht werden.<br />
Eine Dauerantibiotikatherapie bei liegendem<br />
Katheter ohne klinische Symptomatik<br />
ist sinnlos. Bei klinischer Infektsymptomatik<br />
muss unbedingt auch<br />
der Katheter gewechselt werden.<br />
Urethritis und Prostatitis stellen mitunter<br />
komplexe Krankheitsbilder dar, auf<br />
die hier nicht eingegangen werden soll.<br />
Pyelonephritis<br />
Bei zusätzlichem Fieber, eventuell mit<br />
Schüttelfrost, Flankenschmerz, sowie allgemeinem<br />
Krankheitsgefühl, mitunter<br />
kombiniert mit Übelkeit und Erbrechen,<br />
ist an eine akute Pyelonephritis zu denken.<br />
Im Blutlabor zeigen sich in der Regel<br />
eine deutliche Leukozytose sowie eine<br />
CRP-Erhöhung. Dieses Krankheitsbild<br />
erfordert meist eine stationäre Behandlung<br />
mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr<br />
von 2 1 /2–3 Liter pro Tag und primär parenteraler<br />
Antibiotikatherapie, welche<br />
erst nach 48 fieberfreien Stunden auf eine<br />
orale Therapie umgestellt werden sollte.<br />
Die Therapiedauer beträgt mindestens<br />
10–14 Tage, ansonsten besteht die Gefahr<br />
der Bildung von Nierenabszessen bzw.<br />
Entstehung einer Urosepsis.<br />
Urosepsis<br />
Die schwerste Ausprägung eines Harnwegsinfektes<br />
stellt die Urosepsis dar, welche<br />
meist durch Kombination einer Harnabflussstörung<br />
mit infiziertem Urin zustande<br />
kommt. Die Urosepsis stellt ein<br />
schwerstes akutes Krankheitsbild dar,<br />
welches sich in kürzester Zeit zu einem lebensbedrohlichen<br />
Zustand entwickeln<br />
kann. Eine akute Intervention zur Druckentlastung<br />
der betroffenen Niere und eine<br />
intensivmedizinische Betreuung sind<br />
unbedingt erforderlich.<br />
Univ.-Doz. Dr. Michael Rauchenwald<br />
Vorstand der Abteilung für Urologie<br />
und Andrologie<br />
Donauspital – Sozialmedizinisches<br />
Zentrum Ost der Stadt Wien<br />
Langobardenstraße 122, A-1220 Wien<br />
Tel.: +43/1/288 02-3700, Fax-Dw: -37 80<br />
michael.rauchenwald@wienkav.at<br />
seite 18 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
SUCHTKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Alkohol und Suchtgifte<br />
Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter<br />
Geschichte<br />
Suchtmittel sind älter als die Menschheit<br />
selbst. Praktisch jede Kultur hat Drogen<br />
verwendet, jedoch den Gebrauch<br />
meist rituell reglementiert. In Kriegen<br />
wurden Drogen häufig als „Mutdroge“<br />
(z.B. Cannabis für die ersten Reihen in<br />
antiken Schlachten, Bier mit Bilsenkrautzusatz<br />
im 30-jährigen Krieg, Amphetamine<br />
im 2. Weltkrieg) verordnet und in<br />
Notzeiten wurden Drogen gegen Hunger<br />
eingesetzt. Heute spiegeln sich wirtschaftliche<br />
Bedingungen und die Ambivalenz<br />
der Gesellschaft in der Trennung<br />
von Genuss- oder Suchtmitteln, bzw. in<br />
der Einteilung nach legalen und illegalen<br />
Drogen. Aus medizinischer Sicht sind alle<br />
Suchtmittel wirksame Medikamente,<br />
die je nach Dosierung, Frequenz, Kombinationen<br />
und der Vulnerabilität der Konsumenten<br />
gewünschte oder auch unerwünschte<br />
Wirkungen haben. Sie folgen<br />
pharmakologischen Regeln, und positive<br />
Wirkungen sind immer in Bezug zu Nebenwirkungen<br />
abzuschätzen. Eine Kombination<br />
mit anderen, in der Therapie<br />
verwendeten Medikamenten verändert<br />
natürlich auch die Wirkungen und Nebenwirkungen<br />
fast aller Medikamente<br />
(von Antibiotika bis Blutdruckmittel,<br />
Psychopharmaka). Prinzipiell wird unter<br />
der akuten Wirkung eines Suchtmittels<br />
die Wirkung anderer Medikamente verstärkt<br />
oder abgeschwächt (Blockierung<br />
oder Aktivierung der P450), während die<br />
chronisch langfristige Einnahme von<br />
Suchtmitteln zu einer Enzyminduktion<br />
führt und damit Wirkungen generell verloren<br />
werden.<br />
Welche Suchtmittel haben in<br />
Österreich Bedeutung?<br />
1964 beschrieb die WHO diejenigen<br />
Substanzen, die als Suchtmittel bezeichnet<br />
werden. Heute teilt man sie nach ihrer<br />
Wirkung auf Transmittersysteme<br />
oder nach ihrem Schädigungsmuster ein<br />
(Tab. 1 und 2 ).<br />
Erscheinungsbilder<br />
a. Gebrauch<br />
b. Missbrauch<br />
c. Abhängigkeit<br />
c1. Faktoren, die in der Therapie<br />
berücksichtigt werden müssen<br />
c2. Prinzipien in der Entzugsbehandlung<br />
c3. Rückfallprophylaxe nach Untergruppen<br />
d. Spezifische Bilder (z.B. Drogennotfall)<br />
Einteilung der Drogen nach ihrer Wirkung auf Transmittersysteme<br />
Substanzklasse Beispiele<br />
Sedierende Suchtmittel Alkohol, Hypnotika, Tranquilizer, Schnüffelstoffe<br />
Stimulantien Amphetamine, Appetitzügler, Kokain<br />
Opiate Heroin, Morphin, Methadon, opiathältige Analgetika<br />
Cannabinoide Marihuana, Haschisch<br />
Halluzinogene Lysergsäure-dieäthylamid (LSD), Mescalin, Psylocibin,<br />
Andere Phenylcyclidin (PCP), Atropin- und Scopolaminhältige Mittel,<br />
schwache Analgetika, schwache Stimulantien, Ecstasy,<br />
Antihistaminika<br />
Tabelle 1<br />
ad a. Gebrauch<br />
85% aller 18-Jährigen trinken zeitweilig<br />
Alkohol, 50% von ihnen rauchen Nikotin,<br />
10% rauchen Cannabis, 1–2% verwenden<br />
zeitweilig andere Drogen oder<br />
experimentieren mit diversen Pflanzen.<br />
Mit zunehmendem Alter sinkt der Suchtmittelkonsum,<br />
so rauchen z.B. nur 30%<br />
der 50-Jährigen Nikotin.<br />
Maßnahmen zur Reduktion des Drogengebrauchs<br />
müssen auf Personen aus<br />
Risikogruppen und deren Probleme gerichtet<br />
sein (Schlagwort: „Hinschauen,<br />
nicht Wegschauen“). Früherkennung und<br />
gezielte Angebote/Hilfe für diese Personen<br />
im psychosozialen Bereich sind die<br />
wichtigsten Maßnahmen. Auf Suchtmittel<br />
zentrierte Ver- oder Gebote führen<br />
nur zur Verschiebung der verwendeten<br />
Substanzen (z.B. rauchen in den USA<br />
deutlich weniger Personen Nikotin, jedoch<br />
deutlich mehr Cannabis (THC) als<br />
in Europa), leisten jedoch keinen Beitrag<br />
zur Suchtmittelprävention. Präventionsmaßnahmen,<br />
die über das Thema Leistungsreduktion/Gesunderhaltung<br />
gehen<br />
greifen bei Jugendlichen nicht, da sie z.B.<br />
durch Alkoholkonsum weniger Leistungsreduktion<br />
erfahren als Erwachsene<br />
und da Gesundheit der Normalzustand<br />
der meisten Jugendlichen ist und<br />
ein anderer physischer Dauerzustand<br />
noch nicht vorstellbar ist.<br />
ad b. Missbrauch<br />
30% aller 18-Jährigen weisen einen Alkoholmissbrauch<br />
auf, 25% rauchen bereits<br />
in abhängiger Weise Zigaretten und<br />
2–3 % weisen einen regelmäßigen THC-<br />
Missbrauch auf. Genaue Zahlen zum<br />
Missbrauch illegaler Drogen liegen logischerweise<br />
nicht vor.<br />
seite 20 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
Anzeige Plus<br />
42
Die Definition von Missbrauch ist<br />
weltweit kulturell und sozial äußerst unterschiedlich<br />
und es bestehen auch große<br />
Unterschiede zwischen verschiedenen<br />
Ländern. Die Erscheinungsbilder sind so<br />
heterogen, dass sie keiner psychiatrischen<br />
diagnostischen Entität entsprechen<br />
(unterschiedlichste Persönlichkeiten<br />
in unterschiedlichsten Situationen),<br />
so dass man aus der Diagnose Missbrauch<br />
keine Therapieempfehlung ableiten<br />
kann.<br />
Suchtmittel in der Schwangerschaft,<br />
bei Anfallsleiden, bei Stoffwechselerkrankungen<br />
oder bei psychiatrischen<br />
Beschwerdebildern<br />
erfüllen natürlich die Kriterien<br />
des Missbrauches und in<br />
diesem Bereiche sind auch gezielte<br />
Maßnahmen absolut<br />
notwendig. Diese müssen sich<br />
aber nach den Persönlichkeitsfaktoren<br />
und nach den<br />
spezifischen Situationen richten.<br />
ad c. Abhängigkeit<br />
Die Diagnose nach ICD-10<br />
oder DSM-IV beschreibt die<br />
Toleranzentwicklung, den<br />
Umstand, dass das Suchtmittel<br />
ins Zentrum des Lebens gerückt<br />
ist und auch Entzugserscheinungen.<br />
Für die Therapie<br />
von Abhängigen jedoch, und<br />
um gezielte Akutbehandlungen<br />
und spezifische Langzeitprogramme<br />
zu entwickeln, ist<br />
diese Diagnose viel zu oberflächlich.<br />
Suchtmittel werden<br />
zu Beginn aus verschiedensten<br />
Gründen eingenommen (situationsbedingt<br />
aus Spaß,<br />
Neugier oder schon sehr zeitig<br />
zur Selbstbehandlung). Diejenigen<br />
Personen, die ein therapeutisches<br />
Setting, z.B. den<br />
Arzt für Allgemeinmedizin,<br />
aufsuchen, haben meist bereits<br />
eine Wechselwirkung zwischen<br />
ihren Beschwerdebildern und<br />
der Wirkung bzw. nachlassenden<br />
Wirkung ihres Suchtmittels<br />
erlebt. Dementsprechend<br />
sind die richtigen Fragen zur<br />
Erkennung des Problems und<br />
zur Abschätzung des Schweregrades<br />
von eminenter Bedeutung.<br />
Fragen informieren nicht<br />
nur, sondern wohlüberlegte<br />
Fragen orientieren bereits in<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
die Richtung der Motivation,den Lebensstil<br />
zu verändern (Tab. 3).<br />
Für wissenschaftlich orientierte oder<br />
für solche, die internationale Vergleiche<br />
haben wollen, ist der CAGE zur Früherkennung<br />
und der ASI (Addiction Severity<br />
Index) zur Objektivierung des Schweregrades<br />
süchtigen Verhaltens in sieben<br />
Dimensionen, international eingeführt.<br />
Geschlechterverteilung<br />
Weltweit gibt es etwa dreimal mehr<br />
männliche als weibliche Alkoholabhängi-<br />
SUCHTKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
ge. Obwohl hohe Alkoholmengen in erster<br />
Linie von Männern getrunken werden,<br />
spielt sein Konsum bei Frauen bereits<br />
in geringeren Mengen eine Rolle, da<br />
Frauen ein höheres Schädigungsrisiko<br />
tragen. Niedrigeres Gesamtkörperwasser,<br />
verminderte Magen-Alkoholdehydrogenase-Aktivität<br />
und Hormonschwankungen<br />
spielen dabei – vor allem bei jüngeren<br />
Frauen – eine große Rolle. Bei graviden<br />
alkoholabhängigen Frauen sind die Risiken<br />
für eine Entwicklung von FAE (fötale<br />
Alkohol-Effekte) und FAS (fötales Alkohol-Syndrom)<br />
bekannt. Wir wissen aus<br />
Untersuchungen, dass aber bereits ein<br />
Fachkurzinformation:<br />
Revia ® – 50mg Filmtabletten. Zusammensetzung: Eine Filmtablette enthält 50 mg Naltrexonhydrochlorid. Wirkstoffgruppe: ATC-Code: N07BB04.<br />
Anwendungsgebiete: Zur medikamentösen Unterstützung bei der chronischen Alkohol-Entwöhnungsbehandlung.<br />
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, Patienten, die Opioid-Analgetika erhalten, opiatabhängige<br />
Patienten ohne erfolgreichen Entzug, Patienten mit akuten Opiat-Entzugssymptomen, Patienten mit einem positiven Opioid-Nachweis im Urin, Patienten,<br />
die auf Injektion von Naloxon mit Entzugserscheinungen reagieren, Schwere Leberinsuffizienz, akute Hepatitis.<br />
Hilfsstoffe: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, hochdisperses Siliziumoxid, Magnesiumstearat, Pale Opadry Yellow.<br />
Name und Anschrift des Zulassungsinhabers und Herstellers: Torrex Chiesi Pharma GmbH, Gonzagagasse 16/16, 1030 Wien.<br />
Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen<br />
sowie Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: NR, apothekenpflichtig. Erstellungsdatum/Änderungsdatum: 21.05.<strong>2008</strong><br />
059/TCP/REVIA/AT/05-<strong>2008</strong>
SUCHTKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Tabelle 2<br />
Einteilung der Drogen nach dem Schädigungsmuster:<br />
Drogen erzeugen mit unterschiedlicher Häufigkeit Entzugssyndrome, organische<br />
Psychosyndrome, Psychosen, Flashbacks, aber auch Depressionen und Angst<br />
Toxizität Entzug OPS* Psychosen Flashbacks** Depression/Angst<br />
Nikotin x xxx – x – xx<br />
Alkohol xxx xxx xxx x – xxx<br />
Benzodiazepine xxx xxx xxx xx – xxx<br />
Stimulantien xx xx x xxx x xxx<br />
Opiate xxx xxx x x – xx<br />
Cannabinoide x xx x xx – xx<br />
Halluzinogene xx – – xxx xxx xx<br />
Schnüffelstoffe xxx xx xxx x – xx<br />
Ecstasy xx x x xx – xx<br />
* OPS = Organisches Psychosyndrom<br />
**Unter Flashbacks versteht man psychische Bilder, die unter Drogen erlebt wurden und später auch<br />
ohne Drogeneinnahme auftreten können (z. B. optische und/oder akustische Elementarhalluzinationen).<br />
grenzwertiger Alkoholkonsum von sechs<br />
Standardgetränken pro Woche typische<br />
Schäden, wie eine Verlangsamung des<br />
Denkens bei Kindern, verursachen<br />
kann. Typologien helfen die Geschlechterverteilung<br />
besser zu erkennen. So<br />
sind z.B. innerhalb der Typologie nach<br />
Lesch (vgl. „Der Mediziner“ 6/2007) bei<br />
den Typen I und II Männer und Frauen<br />
nahezu gleich verteilt, im Typ III doppelt<br />
so viele Frauen wie Männer und im Typ<br />
IV mehr als doppelt so viele Männer wie<br />
Frauen.<br />
c1. Faktoren, die in der Therapie<br />
berücksichtigt werden müssen<br />
Wie bereits betont, richtet sich die Therapie<br />
nach unterschiedlichen Faktoren,<br />
wobei individuelle Persönlichkeitsmerkmale,<br />
körperliche Vorerkrankungen, Folgeschäden<br />
u.a. die therapeutische Situation<br />
(Straße vs. Suchtgiftklinik), nicht jedoch<br />
die Diagnose das therapeutische<br />
Vorgehen bestimmen (Tab. 4).<br />
Allgemeine Richtlinien<br />
In der Suchtbehandlung braucht man<br />
eine Einstellung zu Patienten die ein absolutes<br />
„JA“ zur Person und ein absolutes<br />
„NEIN“ zum konsumierten Suchtmittel<br />
zeigt (Empathie zur Person). Das<br />
Vorgehen sollte keinesfalls konfrontativ<br />
sein. Anfangs empfiehlt es sich, kurze,<br />
unkomplizierte Sätze zu verwenden<br />
(vor allem wegen Intoxikation, wegen<br />
organischer Störung). Dann erfolgt eine<br />
klare Definition von erreichbaren Zielen<br />
mit gut strukturierten therapeutischen<br />
Schritten. Die Kompetenz über<br />
das Einnahmeverhalten muss bei den<br />
Patienten bleiben („lassen Sie sich nicht<br />
in die Rolle desr Verantwortlichen über<br />
den Suchtmittelkonsum bringen“). Die<br />
zwei Grundpfeiler jeder Therapie sind<br />
die gemeinsame Definition des zu erreichenden<br />
Zieles und die realistische<br />
Chance dieses Ziel zu erreichen. So ist<br />
z.B. die Einhaltung der Abstinenz bei<br />
Typ-I-Alkoholabhängigen nach Lesch<br />
ein realistisches Ziel, während beim Typ<br />
IV nach Lesch Rückfälle mit Sicherheit<br />
zu erwarten sind. Bei Typ-IV-Patienten<br />
ist das realistische Ziel die Reduktion<br />
der Häufigkeit und des Schweregrades<br />
von Rückfällen, wie man es bei Drogenabhängigen<br />
z.B. mit der Substitutionstherapie<br />
erreicht. Jede Motivation muss<br />
schrittweise erfolgen:<br />
• Motivation zur Behandlung;<br />
• Motivation zur Änderung des Suchtmittelgebrauchs;<br />
• Motivation zu Akzeptanz des Therapieziels<br />
(z.B. absolute Abstinenz, absolute<br />
Drogenfreiheit, Substitution<br />
für eine gewisse Zeit);<br />
• Motivation zur Änderung des Lebensstils.<br />
Objektivierung der Suchtmitteleinnahme<br />
durch Harnbefunde oder biologische<br />
Marker (Atemalkohol, MCV, GGT,<br />
GOT > GPT, %CDT, Smokalizer, Drogenharn)<br />
sind wichtig und ersparen sinnlose<br />
Diskussionen über die Suchtmitteleinnahme.<br />
Die meisten Patienten sollten ambulant<br />
behandelt werden, stationäre Aufnahmen<br />
sind nur dann notwendig, wenn das soziale<br />
Umfeld äußerst belastend ist, wenn<br />
schwere Entzugssyndrome, schwerste<br />
Folgekrankheiten, suizidale Tendenzen<br />
vorhanden oder zu erwarten sind und<br />
nicht zuletzt auch dann, wenn der Patient<br />
selbst eine stationäre Aufnahme möchte.<br />
Diese Aufnahmen sind meist kurzfristig<br />
notwendig und eine regelmäßige ambulante<br />
Nachbetreuung ist aus meiner Sicht<br />
wichtiger als das jeweilige stationäre therapeutische<br />
Programm. In der heutigen<br />
Zeit können es sich viele Patienten nicht<br />
leisten, lange von der Arbeit wegzubleiben,<br />
und soziale Depravation ist ein wichtiger<br />
Rückfallgrund.<br />
Leider liegen nur bei Tabak und Alkoholabhängigkeit<br />
genügend Daten zur<br />
Definition von Untergruppen, die therapierelevant<br />
sind, vor, aber es ist nicht zu<br />
erwarten, dass Tranquilizer oder Cannabis<br />
wesentlich anderen Regeln folgen.<br />
Ansätze dazu gibt es jedoch. So arbeitet<br />
z.B. im Cannabisbereich derzeit eine<br />
französische Gruppe (Reynaud et al.)<br />
daran, die österreichische Typologie nach<br />
Lesch auf den Cannabisbereich auszuweiten.<br />
c2. Grundregeln der Entzugsbehandlung<br />
Ziel der Entzugsbehandlung ist die<br />
Vermeidung von Entzugssymptomen ohne<br />
die kognitiven Leistungen zu beeinträchtigen<br />
und ohne die häufig vorhandenen<br />
körperlichen Schäden zu verschlechtern.<br />
Vorbedingung ist ein Klima in dem<br />
sich der Patient geborgen fühlen kann<br />
und in dem er Vertrauen fassen kann,<br />
und wo therapeutische Hilfe (und nicht<br />
Tabelle 3<br />
Zielführende Fragen<br />
1. Schmeckt ihnen Alkohol oder trinken sie Alkohol um eine Wirkung zu erzielen? Wenn ja, welche<br />
Wirkung des Alkohols wünschen Sie (betrunken zu werden, Stimmungsveränderung, Angstlösung,<br />
besser einschlafen können usw.).<br />
2. Treten Beschwerden auf, wenn Sie Alkohol trinken oder Sie eine Trinkpause einlegen?<br />
3. Was hilft ihnen gegen ihre Beschwerden?<br />
4. Hilft auch Alkohol? Wenn ja, welche Mengen benötigen sie, um ihre Beschwerden zu lindern?<br />
5. Wenn sie bei einem Fest etwas vermehrt Alkohol konsumieren, haben sie am nächsten Tag Beschwerden<br />
(Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Unruhe, Reizbarkeit)? Verwenden sie dann Alkohol,<br />
um diese Beschwerden zu lindern?<br />
6. Wenn sie Medikamente gegen ihre Beschwerden verordnet bekamen, konnten sie dann in dieser<br />
Zeit ihren Alkoholkonsum reduzieren oder ganz einstellen?<br />
seite 22 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
Bestrafung bei Nichterfüllen der therapeutischen<br />
Vereinbarung) das oberste<br />
Credo ist.<br />
Die Medikation richtet sich nach der<br />
Art und der Höhe des Suchtmittelkonsums,<br />
nach dem Schweregrad der Folgeschäden<br />
und nach der Symptomatik der<br />
Entzugserscheinungen (auch nach anamnestisch<br />
erhebbaren Symptomen).<br />
Einige Beispiele<br />
• Tabakabhängige mit einem Fagerström-Score<br />
ab 5 benötigen Nikotinersatzpräparate.<br />
• Tabakabhängige mit einem<br />
Fagerström Score bis<br />
5 benötigen keine Nikotinersatzpräparate,sondern<br />
sollten mit Bupropion<br />
(Zyban ® ) behandelt<br />
werden.<br />
• Alkoholabhängige vom<br />
Typ I nach Lesch brauchen<br />
im Entzug Benzodiazepine,<br />
Typ-II-Patienten können<br />
mit Tiaprid (Delpral ® )<br />
entzogen werden, Typ-III-<br />
Patienten kann man mit<br />
Gamma-Hydroxybuttersäure<br />
(Alcover ® ) entziehen<br />
und bei Typ IV haben<br />
sich Carbamazepin und<br />
Gamma-Hydroxybuttersäure<br />
(Alcover ® ) bewährt.<br />
• Cannabisabhängige benötigen<br />
selten eine Entzugsmedikation.Benzodiazepine<br />
sollten langsam reduziert<br />
werden, durchaus<br />
über Monate.<br />
• Opiatabhängige werden<br />
mit langsam zu reduzierendenSubstitutionspräparaten<br />
entzogen. Manchmal<br />
ist eine Reduktion jedoch<br />
nicht möglich, und<br />
manchmal aus unterschiedlichsten<br />
Gründen<br />
sogar nicht wünschenswert<br />
(z.B. soziale Gründe,<br />
manifeste andere Erkrankungen).<br />
Dann bleiben<br />
die Patienten für eine Zeit<br />
auf einer vereinbarten<br />
Substitutionsdosis mit Begleittherapie.<br />
Die Richtlinien zu allen<br />
anderen Drogen werden<br />
heute noch kontrovers diskutiert.<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
c3. Rückfallprophylaxe nach<br />
Untergruppen<br />
In der Rückfallprophylaxe werden viele<br />
Therapiemethoden angewendet, die<br />
meisten davon sind jedoch wissenschaftlich<br />
nur sehr schwach belegt. Ein typisches<br />
Beispiel dafür sind Antidepressiva,<br />
die zwar bei Abhängigen den Schweregrad<br />
der Einnahmeepisode reduzieren,<br />
die psychopathologische Symptomatik<br />
auch wesentlich verbessern und so zu einer<br />
erheblichen Verbesserung der Lebensqualität<br />
beitragen, aber – nach dem<br />
derzeitigem Stand der wissenschaftlichen<br />
����������������������<br />
SUCHTKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Untersuchungen – die Abstinenzraten<br />
nicht erhöhen. Gruppentherapie und<br />
Psychoedukation haben aus meiner Sicht<br />
nur einen geringen Stellenwert, werden<br />
aber sehr beworben.Persönlichkeitsmerkmale,<br />
wie z.B. eine depressive Struktur<br />
oder abhängige Persönlichkeitsstörung,<br />
benötigen unabhängig vom Suchtmittel<br />
eine entsprechende psychotherapeutische<br />
Bearbeitung. Durch die verschiedenen Typologien,<br />
wie z.B. die Lesch-Typologie, haben<br />
wir im Alkoholbereich klare Hinweise<br />
erhalten, welche Persönlichkeitsmerkmale<br />
gehäuft bei einzelnen Subgruppen<br />
auftreten, wonach sich dann auch die The-<br />
�����������������������<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 43<br />
�������������<br />
��������������������������������������
SUCHTKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Welche Faktoren beeinflussen die Therapie (Pharmakotherapie und Psychotherapie)?<br />
Somatische Vorerkrankungen Individuelle Faktoren<br />
1. Alter<br />
2. Geschlecht<br />
3. Persönlichkeit<br />
4. Genetische Faktoren<br />
5. Psychopathologisches<br />
Zustandsbild<br />
ICD, DSM, etc.<br />
z.B. Schizophrenie,<br />
MDK, Sucht etc.<br />
rapie richten kann (z.B. klientenzentrierte<br />
Therapie, systemische Therapie, KIP und<br />
Hypnotherapie bei Typ-II-und –III-Patienten).<br />
Neuroleptika sollten prinzipiell äußerst<br />
sparsam gegeben werden, da die Aktivität<br />
des Dopaminrezeptors für das Suchtmittelverlangen<br />
unbestritten ist und Neuroleptika<br />
hier eher kontraproduktiv wirken<br />
(insbesondere Patienten der Typen I und<br />
III nach Lesch sollten keine Neuroleptika<br />
erhalten). Baclofen,Topiramate sind Substanzen,<br />
die in der Alkoholbehandlung<br />
weltweit geprüft werden. Vareniclin, ein<br />
Nikotin-Agonist, und Nikotinersatzpräparate<br />
sind in der Nikotintherapie klinisch<br />
erfolgreich.<br />
ad d. Spezifische Bilder<br />
Drogen- und Alkoholnotfall. Der<br />
Schweregrad der Intoxikation bestimmt<br />
die erste Maßnahme: das zu erwartende<br />
Entzugssyndrom nach sehr hoher Intoxikation<br />
benötigt Überwachung und fallweise<br />
auch spezifische Antagonisten (z.B.<br />
Narcanti). Bei körperlich vitalen Gefährdungen<br />
(z.B. dekompensierte Leberzirrhose)<br />
ist ein gemeinsames Vorgehen von<br />
Leber- und Suchtspezialisten notwendig.<br />
Zu beachten sind auch andere Ätiologien<br />
für Bewusstseinstrübungen und<br />
Durchgangssyndrome (z.B. Sturz während<br />
der Intoxikation mit Schädelblutung).<br />
Auch schwere Anämien nach Magenblutungen<br />
dürfen nicht übersehen<br />
werden.Alle diese Bilder benötigen nach<br />
Alkoholabhängigkeit<br />
Toxische Wirkung Soziale und Beziehungsfaktoren<br />
1. Alkohol, Nikotin, Schlafmittel<br />
1. Patient-Therapeut-Beziehung<br />
Angst lösende Substanzen<br />
2. Wissen über die Erkrankung<br />
2. Aufputschmittel<br />
3. Faktoren des Settings<br />
3. Opiate<br />
(ambulant oder stationär)<br />
4. Cannabis<br />
4. Akzeptanz der Medikamenteneinnahme<br />
5. Halluzinogene<br />
6. Andere (z.B. PCP)<br />
5. Angst vor Strafe<br />
7. Interaktionen untereinander und mit anderen Medikamenten<br />
der akuten medizinischen Versorgung ein<br />
motivierendes Gespräch über den Suchmittelkonsum<br />
und das jeweilige Einnahmeverhalten.<br />
Die weitere Betreuung erfolgt<br />
in Absprache mit Konsiliardiensten<br />
und/oder PSD.<br />
Epileptischer Entzugsanfall (Grand<br />
mal). Intoxikierte Patienten mit starken<br />
vegetativen Schwankungen und starker<br />
motorischer Unruhe unterliegen der Gefahr<br />
von Krampfanfällen (20% der Alkoholabhängigen<br />
entwickeln Grand-mal-<br />
Anfälle). Ein Grand-mal-Anfall kann bei<br />
Konsumveränderung, im Entzug und vor<br />
oder während eines Delirium tremens<br />
auftreten. Wegen des leichten begleitenden<br />
Hirnödems wird Acetazolamid natrium<br />
500 mg (Diamox ® ) langsam i.v. gegeben.<br />
Diazepam (Valium ® ) i.v. wird nur<br />
bei Gefahr eines Status epilepticus verabreicht.<br />
Pathologischer Rausch. Tritt äußerst<br />
selten auf und stellt einen psychiatrischen<br />
Notfall im engeren Sinne dar. Er<br />
kann Minuten oder Stunden andauern<br />
und tritt unabhängig von der eingenommenen<br />
Alkoholmenge ein und umfasst<br />
folgende Symptome:<br />
• Gereiztheit und Aggressivität;<br />
• Unkontrolliertes und irrationales Verhalten,<br />
Triebdurchbrüche;<br />
• Orientierungsstörungen (Orientierung<br />
zur Person, Situation, Zeit und Ort);<br />
• Angst und Depressivität;<br />
• Halluzinationen;<br />
SUCHTKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Veränderung der<br />
Symptomatologie<br />
Zeit der Intervention<br />
verändert die Basisdaten für<br />
Therapieforschung<br />
Lesch, 1996<br />
Tabelle 4<br />
Danach besteht Amnesie. Wenn ein<br />
Pathologischer Rausch auftritt, ist an<br />
Grunderkrankungen wie Schädeltrauma,<br />
Epilepsie, konsumierende Grunderkrankung,<br />
organische, schizophrene oder<br />
auch affektive Störungen, Medikamentenintoxikation<br />
und Drogeninteraktionen<br />
zu denken. Zur medikamentösen<br />
Therapie des pathologischen Rausches<br />
müssen D2-wirksame Neuroleptika, z. B.<br />
Zyprexa ® und Haldol ® verwendet werden.<br />
Delirium tremens. Das alkoholbedingte<br />
Delir ist ein kurz dauerndes (drei<br />
bis vier Tage), aber gelegentlich bedrohliches<br />
Zustandsbild mit der klassischen<br />
Symptomtrias<br />
• Bewusstseinstrübung und Verwirrtheit,<br />
• lebhafte, oft szenische Halluzinationen<br />
und<br />
• Tremor.<br />
Unruhe und Schlaflosigkeit, sowie vegetative<br />
Übererregbarkeit begleiten<br />
dieses Zustandsbild.<br />
Das alkoholbedingte Delir ist von anderen<br />
Verwirrtheitszuständen insofern<br />
abzugrenzen, als es durch die spezifischen<br />
alkoholbedingten zerebralen Funktionsänderungen<br />
in der Neurotransmission<br />
(z.B. Glutamaterhöhung, Dopaminhypersensibilität)<br />
entsteht.<br />
Das Delirum tremens ist als lebensbedrohlicher<br />
psychiatrischer Notfall zu betrachten.<br />
Unbehandelt versterben bis zu<br />
seite 24 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>
30% der Patienten. Die Symptomatik<br />
unterscheidet sich von Delirien anderer<br />
Ursache nur durch die Symptome „Tremor<br />
und Schwitzen“. Ansonsten folgt es<br />
den Regeln und Symptomen der Durchgangssyndrome<br />
nach Wieck, deren höchster<br />
Ausprägungsgrad das Delir ist.<br />
Die Alkoholhalluzinose, die durch<br />
chronische akustische Halluzinationen<br />
mit bedrohlichem Charakter gekennzeichnet<br />
ist und meist auch im Entzug<br />
auftritt unterscheidet sich vom Alkoholdelir<br />
durch die unbeeinträchtigte Orientierung<br />
und das Fehlen der vegetativen<br />
Symptomatik.<br />
Conclusio<br />
Zusammenfassend kann man sagen,<br />
dass in der Suchttherapie nicht nur das<br />
Suchtmittel und die Symptome behandelt<br />
werden. sondern dass das besonderes<br />
Augenmerk der Hintergrundsproblematik<br />
und deren Therapie gilt. Sowohl<br />
Alkohol- als auch Suchtgiftabhängige<br />
stellen für ihre Angehörigen immer wieder<br />
eine große Herausforderung dar, daher<br />
ist ihre – freiwillige – Einbeziehung<br />
in die Therapie von enormer Bedeutung,<br />
da sich während der Therapie die Interaktionen<br />
in der Familie/Partnerschaft<br />
verändern müssen. Auch wenn Angehörige<br />
schon „aufgegeben“ haben, ist es<br />
wichtig sie – in kleinen Schritten – zu<br />
motivieren am therapeutischen Prozess<br />
in ihrem Rahmen teilzunehmen.<br />
Univ.-Prof. Dr. Henriette Walter<br />
Univ.-Klinik für Psychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
Abteilung für Biologische Psychiatrie<br />
und Zentralbereich<br />
Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien<br />
Tel.: +43 1/40400 3568, Fax-DW: 3099<br />
henriette.walter@meduniwien.ac.at<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
Stellenwert von NSAR i.v. in der<br />
modernen Schmerzmedizin<br />
Antirheumatika (NSAR) haben aufgrund<br />
ihrer analgetischen und antiphlogistischen<br />
Wirksamkeit in der modernen<br />
Schmerzmedizin sowohl bei der Behandlung<br />
akuter wie auch chronischer<br />
Schmerzformen einen zentralen Stellenwert.<br />
Bedeutsam ist der i.v. – Einsatz in<br />
der Akutschmerztherapie, z.B. peri –<br />
oder postoperativ. Dabei spielen besonders<br />
NSAR mit kurzer Halbwertszeit<br />
und dadurch einer leichteren Steuerbarkeit<br />
eine Rolle, ggf. als Kombinationspräparat<br />
mit einem zentral wirksamen<br />
Muskelrelaxans oder Orphenadrincitrat<br />
(neoDolpasse ® ). In einem aktuellen<br />
Konsensuspapier wurden die neuesten<br />
Erkenntnisse zum Einsatz von NSAR<br />
i.v. von den führenden österreichischen<br />
Schmerzexperten zusammengefasst.<br />
Der rasche Wirkeintritt mittels Infusion<br />
sowie das infolge der Wirkstoffkombination<br />
ausgeweitete Wirkspektrum ermöglichen<br />
eine kurzfristige<br />
Schmerzkontrolle. Die Experten<br />
gehen davon aus,<br />
dass eine rasch einsetzende<br />
Schmerzlinderung in vielen<br />
Fällen auch einer Schmerzchronifizierung<br />
vorbeugen<br />
kann.<br />
Ein zentraler Vorteil im<br />
Einsatz von NSAR i.v. ist<br />
der rasche Wirkeintritt nach<br />
etwa zehn Minuten. NSAR<br />
haben sich in einer Vielzahl<br />
von Indikationen hervorragend bewährt.<br />
Generell gilt dies für praktisch alle<br />
Arten des Akutschmerzes, wie z.B.<br />
sämtliche Schmerzen im muskuloskelettalen,<br />
unfallchirurgischen, gynäkologischen<br />
und zahnärztlichen Bereich, aber<br />
auch bei Nieren- und Gallenkoliken sowie<br />
Migräneanfällen.<br />
Ganz besonders hervorzuheben ist der<br />
Einsatz von NSAR i.v. bei kleineren Eingriffen,<br />
bis hin zu mittelschweren Operationen,<br />
bezogen auf den Zeitraum der<br />
therapiebedürftigen Schmerzen nach<br />
der Operation, also ein bis fünf Tage.<br />
NSAR i.v. sollten nur bei Patienten<br />
eingesetzt werden, die keine Kontraindikationen<br />
in Bezug auf vorbestehende<br />
Organdysfunktionen und Blutungsrisi-<br />
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
ken oder Wundheilungsstörungen aufweisen.<br />
Die Gabe von NSAR i.v. hat gegenüber<br />
einer enteralen Applikation in der<br />
Akutschmerztherapie einige Vorteile:<br />
So ist die Anschlagszeit deutlich kürzer,<br />
dazu kommen die bessere Steuerbarkeit<br />
und evtl. ein höherer Placeboeffekt.<br />
Schmerzexperten haben außerdem<br />
überwiegend die Erfahrung gemacht,<br />
dass die Kombination von NSAR und<br />
Muskelrelaxantien wie z.B. Diclofenac<br />
und Orphenadrincitrat (neoDolpasse ® )<br />
bei Indikationen wie Ischalgien oder<br />
akuten Periarthropathien besser wirksam<br />
ist als ein NSAR i.v. alleine. Auch<br />
bei anderen akuten Schmerzsituationen<br />
wird die Kombination als stärker beschrieben,<br />
die befragten Patienten empfinden<br />
die Kombinationstherapie oftmals<br />
als wärmend und entspannend.<br />
Sehr vorteilhaft ist die Verfügbarkeit<br />
eines NSAR-Kombinationspräparates<br />
als fertige Infusion gegenüber einem<br />
NSAR in Ampullenform, was eine einfachere<br />
und sichere Verabreichung ermöglicht.<br />
Die ist besonders im postoperativen<br />
Bereich angesichts der Überlastung<br />
des Pflegepersonals von großem<br />
Vorteil.<br />
NSAR i.v. in Kombination mit krampflösenden<br />
Substanzen wie Diclofenac hat<br />
aufgrund der guten krampflösenden,<br />
schmerzstillenden und entzündungshemmenden<br />
Wirkung und einer darüber hinaus<br />
bestehenden synergistischen Wirksamkeit<br />
seinen Stellenwert in der Behandlung<br />
einer Vielzahl von akuten<br />
Schmerzen.<br />
FB<br />
seite 25
NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />
Fortbildung<br />
Nichtopioid-Analgetika im postoperativen Einsatz<br />
Univ.-Doz. Dr. Rudolf Likar, Dr. Reinhard Sittl<br />
Heutzutage wird die postoperative<br />
Schmerztherapie als multimodales Therapiekonzept<br />
gesehen, in dem pharmakologische<br />
und nichtpharmakologische<br />
Methoden kombiniert werden. Effektive<br />
postoperative Schmerzlinderung führt zu<br />
einer erhöhten Patientenzufriedenheit, zu<br />
einem kürzeren Krankenhausaufenthalt<br />
und reduziert postoperative Komplikationen<br />
(3).<br />
In einer aktuellen Zusammenfassung<br />
von 165 Studien, in denen 20.000 Patienten<br />
inkludiert waren, konnten Dolin et al.<br />
zeigen, dass 29% der Patienten über mäßige<br />
und 11% über starke postoperative<br />
Schmerzen berichtet hatten (6).Dies weist<br />
darauf hin, dass eine weitere Verbesserung<br />
der Schmerztherapie notwendig ist.<br />
Vor allem die mit einer PCA-Pumpe<br />
durchgeführte, patientenkontrollierte<br />
Analgesie verbesserte die Patientenzufriedenheit<br />
deutlich.Trotzdem liegt die Inzidenz<br />
von mäßigen Schmerzen bei 35,8%<br />
und von starken Schmerzen bei 10,4%<br />
der Patienten. Da die patientenkontrollierte<br />
Analgesie hauptsächlich mit Opioiden<br />
durchgeführt wird, muss auch mit<br />
opioidspezifischen Nebenwirkungen wie<br />
respiratorischer Depression,Abnahme der<br />
intestinalen Motilität, Übelkeit, Erbrechen<br />
und Juckreiz gerechnet werden (3,<br />
20).<br />
Wegen ihrer hervorragenden antiinflammatorischen,<br />
antipyretischen und<br />
analgetischen Wirkungen wurden orale<br />
Nichtopiod-Analgetika über Jahrzehnte<br />
für die Behandlung von nicht-chirurgischen<br />
Schmerzsyndromen verwendet. Da<br />
einige Nichtopioid-Analgetika auch zur<br />
parenteralen Applikation zur Verfügung<br />
stehen, wurden diese in den letzten Jahren<br />
auch vermehrt im Management des<br />
akuten postoperativen Schmerzes eingesetzt.<br />
Mechanismus<br />
Nichtopioid-Analgetika blockieren die<br />
Synthese von Prostaglandinen, da sie die<br />
Cyclooxygenasen Typ I und Typ II hemmen<br />
(Abb. 1). Dadurch kommt es zu einer<br />
verringerten Sensibilisierung von<br />
Schmerzrezeptoren, die als Nozizeptoren<br />
bezeichnet werden. Nichtopioid-Analgetika<br />
wirken aber nicht nur peripher, sondern<br />
auch auf spinaler und supraspinaler<br />
Ebene analgetisch (4, 8).<br />
Nichtopioid-Analgetika zur intravenösen postoperativen Verabreichung<br />
Tabelle 1<br />
Wirkstoff Handelsname Einzeldosis Wirkdauer/h Dosierung Tageshöchst-<br />
(Beispiele) KG mg/kg mg/die dosis mg<br />
Paracetamol Perfalgan i.v. 15 4 x 1.000 4.000<br />
Metamizol Novalgin p.o./i.v. 10 4 4–6x 6.000<br />
500–1.000<br />
Diclofenac Voltaren/Neo- 1 8 3–4 x 50 200<br />
Dolpasse p.o./i.v. 3 x 75<br />
Ketoprofen Profenid p.o./i.v. 1–2 6–8 3 x 100 300<br />
Lornoxicam Xefo p.o./i.v. 0,1 6–8 3 x 8 24<br />
Parecoxib Dynastat i.v. 40 mg/70 kg 12 2 x 40 mg 80<br />
Vertreter<br />
Zur postoperativen, parenteralen<br />
Schmerzbehandlung stehen aus der<br />
Gruppe der Nichtopioid-Analgetika zur<br />
Verfügung:<br />
die zentral wirksamen Substanzen:<br />
• Paracetamol<br />
• Metamizol<br />
die peripher u. zentral wirksamen NSAR<br />
• Acetylsalicylsäure<br />
• Diclofenac<br />
• Ketoprofen<br />
• Piroxicam<br />
• Lornoxicam (nur in Österreich)<br />
• Parecoxib, der selektive COX-2-Hemmer.<br />
Ist der Patient bereits in der Lage zu<br />
schlucken, können alle in Tabelle 1 genannten<br />
Substanzen (bis auf Parecoxib)<br />
auch peroral verabreicht werden. Zur peroralen<br />
Applikation gibt es darüber hinaus<br />
noch<br />
• Acemetacin,<br />
• Dexibuprofen,<br />
• Ibuprofen,<br />
• Naproxen,<br />
• Mefenaminsäure.<br />
Die Auswahl der Nichtopioid-Analgetika<br />
sollte nach pathopysiologischer Ursache<br />
und damit nach Art des Eingriffs<br />
erfolgen. Weiters spielen vorhandene<br />
Begleiterkrankungen (Allergie, Niereninsuffizienz,<br />
Thrombozytopenie usw.)<br />
bei der Auswahl der Nichtopioide eine<br />
Rolle. Bei visceralen Schmerzen werden<br />
vermehrt spasmolytisch wirkende Substanzen,<br />
bei knochenchirurgischen Eingriffen<br />
die stärker entzündungshemmenden<br />
Substanzen zum Einsatz kommen<br />
(Tab. 2).<br />
seite 26 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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Inhaltsstoffe, Asthmaanfälle, Urtikaria oder akute Rhinitis nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen Prostaglandinsynthesehemmern oder<br />
NSAR in der Vorgeschichte, Blutbildungsstörungen, Porphyrie, hämorrhagische Diathese, zerebrovaskuläre Blutungen oder andere akute Blutungsstörungen, Myasthenia<br />
gravis, Bulbärparalyse, Engwinkelglaukom, schwere Herzinsuffi zienz, Tachyarrhythmie, aktive peptische Ulcera oder Blutungen, wiederkehrende peptische Ulcera oder Blutungen (zwei oder mehr Episoden nachgewiesener<br />
Ulceration oder Blutung in der Anamnese), gastrointestinale Blutung oder Perforation in der Anamnese, bedingt durch vorangegangene Therapie mit NSAR, Stenosen im Bereich des Magen-Darm-Trakts, Megacolon, paralytischer Ileus,<br />
schwere Leberschäden, schwere Nierenschäden, Harnverhaltung bei Prostataadenom bzw. Prostatahypertrophie oder Blasenhalsobstruktion, letztes Trimester einer Schwangerschaft, Neodolpasse ist kontraindiziert bei Kindern und<br />
Jugendlichen bis zum 14. Lebensjahr. Allgemeine Gegenanzeigen der Infusionstherapie wie Hyperhydratationszustände, dekompensierte Herzinsuffi zienz, Nierenfunktionsstörungen (Oligurie, Anurie), Lungen- und Hirnödem sind zu berücksichtigen.<br />
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entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Stand der Information Februar 2007.
NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />
Fortbildung<br />
Die analgetische Potenz von Nichtopioid-Analgetika<br />
ist im Unterschied zu<br />
den Opioiden begrenzt, das heißt, eine<br />
Steigerung der Dosis über die empfohlene<br />
maximale Tagesdosis (MTD) bedingt häufig<br />
keine weitere Zunahme der Schmerzlinderung<br />
sondern führt nur zu einer Zunahme<br />
der Nebenwirkungen.<br />
NSAR<br />
Die klassischen NSAR sind postoperativ<br />
gut analgetisch und gut entzündungshemmend.<br />
Besonders wichtig in<br />
der postoperativen Schmerztherapie ist<br />
die Kombination von Nichtopioid-<br />
Analgetika mit Opioiden. Damit erreicht<br />
man eine Reduktion des Opioidverbrauchs<br />
in den ersten 24 Stunden um<br />
bis zu 40% zeigt und dadurch bedingt<br />
auch geringere Opioidnebenwirkungen;<br />
vor allem kommt es zu einer Verringerung<br />
von Nausea und Emesis.<br />
Weil die Thrombozytenaggregation<br />
ausschließlich über die Cyclooxygenase I<br />
gesteuert wird, kommt es unter den klassischen<br />
NSAR zu einer Beeinträchtigung<br />
der Thrombozytenfunktion und dadurch<br />
zu einer verstärkten perioperativen Blutungsneigung.<br />
Besonders hoch ist das<br />
Nachblutungsrisiko bei Tonsillektomien.<br />
Funktion der Cyclooxygenasen<br />
Werden ausschließlich Opioide zur Analgesie<br />
bei Tonsillektomien eingesetzt, liegt<br />
das Nachblutungsrisiko bei 1–4%. Beim<br />
Einsatz von klassischen NSAR erhöhte<br />
sich das Risiko auf 9–14% (6, 11, 19).<br />
Darüber hinaus zeigen die klassischen<br />
NSAR vor allem gastrointestinale Nebenwirkungen<br />
wie Übelkeit, Erbrechen,<br />
Gastritis, Ulcus ventriculi oder duodeni<br />
und gastrointestinale Blutungen, aber<br />
auch renale Nebenwirkungen wie Nierenfunktionsstörungen,<br />
Oligurie, Anurie,<br />
Proteinurie oder interstitielle Nephritis.<br />
Zu beachten sind auch allergische<br />
und pseudoallergische Reaktionen besonders<br />
bei intravenöser Injektion.Asthmapatienten<br />
sind hier besonders gefährdet.<br />
Zentral nervöse Nebenwirkungen wie<br />
Sedierung, Somnolenz, Sehstörungen,<br />
Halluzinationen treten sehr selten auf.<br />
Daraus ergeben sich absolute und relative<br />
Kontraindikationen bei Anwendung<br />
eines klassischen NSAR zur postoperativen<br />
Schmerztherapie:<br />
Absolute Kontraindikationen: Erkrankungen<br />
des Magen-Darm-Traktes,<br />
Gastritis, Magen- und Darm-Ulcera, Gerinnungsstörungen,<br />
Niereninsuffizienz,<br />
schwere Perfusionsminderung der Niere,<br />
Herzinsuffizienz, schwere Anämie und<br />
Analgetisches Wirkungsprofil der Nichtopioide<br />
Nichtopioid analgetisch antientzündlich spasmolytisch<br />
NSAR +++ +++ +<br />
COX-2-Hemmer +++ +++ +<br />
Metamizol +++ (+) +++<br />
Paracetamol ++/+++ (+) –<br />
(+) sehr gering; + gering; ++ mäßig; +++ stark; – keine Wirkung.<br />
Abbildung 1<br />
Tabelle 2<br />
Ascites. Auch gleichzeitige Behandlung<br />
mit potentiell nephrotoxischen Pharmaka<br />
wie Diuretika oder Antibiotika sind Kontraindikationen.<br />
Relative Kontraindikationen: Asthma<br />
bronchiale, rezidivierende Magen-Darm-<br />
Beschwerden und anamnestisch Magenund<br />
Darm-Ulcera (2, 14).<br />
Die Nierenfunktion wird bei kurzzeitiger<br />
postoperativer NSAR-Anwendung<br />
bei sonst gesunden Patienten die nicht<br />
beeinflusst wird (10). Auch thromboembolische<br />
Ereignisse, wie sie bei Langzeittherapie<br />
mit NSAR eintreten können,<br />
sind bei einer postoperativen Kurzzeittherapie<br />
nicht zu befürchten.<br />
Diclofenac steht als Kombinationspräparat<br />
mit Orphenadrincitrat intravenös<br />
zur Verfügung. Der Vorteil ist in der<br />
Kombination das Orphenadrincitrat,<br />
welches ein Methylderivat von Diphenhydramin<br />
ist und eine zentral angreifende<br />
myotonolytische und zentral analgetische<br />
Wirkung hat und zusätzlich noch<br />
antihistaminerge und anticholinerge Eigenschaften<br />
aufweist.<br />
COX-2-Hemmer<br />
Ob des Nebenwirkungsprofiles der<br />
klassischen NSAR bezüglich Gastrointestinaltrakt,<br />
Niere, Lunge und Thrombozyten<br />
erwartet man sich von den selektiven<br />
COX-2-Hemmern eine deutliche<br />
Verringerung des Nebenwirkungsrisikos.<br />
Zwei Metaanalysen (14, 17) konnten<br />
zeigen, dass COX-2-Hemmer (Celebrex<br />
oral und Parecoxib i.v.) über die gleiche<br />
analgetische Wirksamkeit wie NSAR<br />
oder Metamizol verfügen. Der Einsatz<br />
von COX-2-Hemmern in Kombination<br />
mit patientenkontrollierter intravenöser<br />
Opioidanalgesie (PCA) führt zu einer<br />
signifikanten Abnahme des Opioidverbrauchs<br />
und damit zu einer Reduktion<br />
der opioidbedingten Nebenwirkungen<br />
wie Sedierung, Übelkeit, Erbrechen,<br />
Obstipation, Juckreiz.<br />
Die COX-2-Hemmer wurden kritisch<br />
bewertet und die EMEA (European Medicines<br />
Agency) formulierte folgende<br />
Kontraindikationen:<br />
• klinisch gesicherte koronare Herzerkrankung,<br />
• klinisch gesicherte zerebrovaskuläre<br />
Erkrankungen,<br />
• Herzinsuffizienz, postoperative<br />
Schmerztherapie nach koronarer<br />
seite 28 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>
Bypassoperation und unkontrollierter<br />
Hypertonus (nur für Etoricoxib).<br />
Selektive COX-2-Hemmer in der postoperativen<br />
Schmerztherapie haben den<br />
Vorteil, dass gastrointestinale Nebenwirkungen<br />
im Vergleich zu den NSAR seltener<br />
auftreten und die Thrombozytenfunktion<br />
nicht beeinflusst wird. Die renale<br />
Toxizität unterscheidet sich nicht<br />
von den klassischen NSAR, aber das<br />
kardiovaskuläre Risiko hinsichtlich<br />
Myokardinfarkt, arteriellem Hypertonus,<br />
Herzinsuffizienz und Schlaganfall<br />
ist erhöht.<br />
Weitere Indikationen für den Einsatz<br />
selektiver COX-2-Hemmer sind rückenmarksnaheAnästhesie-/Analgesieverfahren<br />
und Eingriffe mit erhöhtem<br />
Blutungsrisiko, da die COX-2-Hemmer<br />
die Thrombozytenaggregationsfähigkeit<br />
nicht beeinflussen. Bei Vorliegen von gastrointestinalen<br />
Problemen sollten auch<br />
COX-2-Hemmer den nichtsteroidalen<br />
Antirheumatika wie Diclofenac oder Ibuprofen<br />
vorgezogen werden.<br />
Metamizol …<br />
… hemmt die Prostaglandinsynthese<br />
vorwiegend zentral und wirkt analgetisch<br />
und spasmolytisch. Im Vergleich zu<br />
den NSAR sind Nebenwirkungen eher<br />
selten. Nebenwirkungen im Magen-<br />
Darm-Trakt sind nur schwach ausgeprägt<br />
und renale oder kardiale Nebenwirkungen<br />
sowie zentrale Nebenwirkungen<br />
sind nicht bekannt. Die Indikation, die<br />
sehr gut belegt ist, ist der postoperative<br />
viszerale Schmerz. Das vieldiskutierte<br />
Risiko der Agranulozytose durch Metamizol<br />
wird noch immer kontrovers diskutiert.<br />
Ältere Arbeiten zeigten, dass Metamizol<br />
ein Risiko von 1,1 pro 1 Million Anwendungswochen<br />
hat (12). Eine Studie<br />
konnte zeigen, dass eine erhöhte Agranulozytoserate<br />
nach Metamizolgabe in<br />
Schweden von 1:1.431 Verschreibungen<br />
zu beobachten war (7). Diskutiert werden<br />
genetische Ursachen. Neuere prospektive<br />
Studien zeigen, dass das Risiko<br />
einer Agranulozytose in Polen niedriger<br />
ist als in älteren Arbeiten angeführt(9).<br />
Da Metamizol in der postoperativen<br />
Schmerztherapie eines der meistverwendeten<br />
und am breitesten eingesetzten<br />
Nichtopioid-Analgetika im deutschsprachigen<br />
Raum ist, kann man auch aus<br />
klinischer Erfahrung den neueren Inzidenzzahlen<br />
recht geben.<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
Die gefürchtete massive Hypotension<br />
bei intravenöser Gabe lässt sich durch<br />
langsame Infusion vermeiden. Diese Infusion<br />
sollte über einen Zeitaum von 15–<br />
30 Minuten verabreicht werden (10).<br />
Paracetamol …<br />
… wirkt analgetisch und antipyretisch<br />
und hat keine antiphlogistische Wirkung.<br />
Man geht ebenfalls von einer zentralen<br />
antinozizeptiven Wirkung aus.<br />
Und zwar verhindert Paracetamol spinal<br />
die Prostaglandin-E2-Freisetzung<br />
und hat einen inhibitorischen Effekt auf<br />
die Guanylatzyklase.Auch für eine Aktivierung<br />
von serotonerger Mechanismen<br />
gibt es Hinweise. Die intravenöse Verabreichung<br />
muss rasch als Kurzinfusion<br />
gegeben werden, um einen ausreichenden<br />
Wirkspiegel im ZNS zu erreichen.<br />
Die Kombination von Paracetamol mit<br />
anderen Nichtopioid-Analgetika verstärkt<br />
die schmerzhemmende Wirkung<br />
der Einzelkomponenten (Tab. 3) (8, 10).<br />
Eine Untersuchung konnte zeigen, dass,<br />
Analgesiestufenschema postoperativ<br />
NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />
Fortbildung<br />
Tabelle 3<br />
Kombinationsmöglichkeiten<br />
• Paracetamol + NSAID/COX-2-Hemmer<br />
• NSAID + Paracetamol/Metamizol<br />
• COX-2-Hemmer + Paracetamol/Metamizol<br />
• Metamizol + NSAID/COX-2-Hemmer<br />
wenn der Patient vorher einen 5-Hydroxy-Tryptamin-3-Antagonisten<br />
erhalten<br />
hat, die intravenöse Perfalganwirkung<br />
abgeschwächt ist (15).<br />
Paracetamol hat noch den Vorteil,<br />
dass es postoperativ auch während der<br />
Schwangerschaft und während der Stillzeit<br />
angewendet werden kann.<br />
Die gefährlichste Nebenwirkung von<br />
Paracetamol ist die Hepatotoxizität.<br />
Die Hauptmetabolite sind das Gukuronid<br />
(60%) und das Sulfat (ca. 35%).<br />
Weniger als 3% werden durch das Zytochrom-P-450-System<br />
zu dem toxischen,<br />
elektrophilen und oxydierenden Inter-<br />
Abbildung 2<br />
Kleine chirurgische Eingriffe:<br />
• Herniotomie, Venenoperationen, gynäkologische Laparatomie.<br />
Nichtopioid-Analgetika (Paracetamol, Metamizol, Diclofenac, Ketoprofen).<br />
Wundinfiltrationen mit Lokalanästhesie und/oder periphere Nervenblockaden.<br />
Mittlere chirurgische Eingriffe:<br />
• Hüft-Totalendoprothese, Hysterektomie, kieferchirurgische Gesichtseingriffe.<br />
Nichtopioid-Analgetika (Diclofenac, Ketoprofen, Metamizol, Paracetamol).<br />
Wundinfiltrationen mit Lokalanästhetika und/oder peripheren Nervenblockaden,<br />
systemische Opioide, patientenkontrollierte Analgesie.<br />
Größere chirurgische Eingriffe:<br />
• größere Baucheingriffe, Kniegelenksersatz.<br />
Nichtopioid-Analgetika (Paracetamol, Metamizol, Diclofenac, Ketoprofen) plus<br />
epidurale Lokalanästhesie (plus Opioide) oder systemische Opioide, patientenkontrollierte<br />
Analgesie.<br />
Hauptwirkorte der Analgetika<br />
(modifiziert nach 16)<br />
Abbildung 3<br />
seite 29
NICHTOPIOID-ANALGETIKA<br />
Fortbildung<br />
Tabelle 4<br />
Analgetisches Wirkungsprofil der Nichtopioide<br />
Wirkstoff Handelsname, z. B. Einzeldosis mg/kg KG Wirkdauer h<br />
Paracetamol* Mexalen 15 6<br />
Paracetamol i.v. Perfalgan 15<br />
(ab 1. Lebensjahr) Kurzinfusion über 15 min. 6<br />
Diclofenac Voltaren 1 8<br />
Ketoprofen Profenid 1–2 8<br />
Ibuprofen Nureflex 10 8<br />
Naproxen Proxen Suspension 5 12<br />
Metamizol Novalgin 15 6<br />
*Initialdosis von 20–30 mg/kg/KG empfehlenswert, absolute THD 100 mg/kg/Kg, THD nicht länger als<br />
72 h.<br />
mediärmetaboliten N-Acetyl-P-Benzochinonimin<br />
hydroxyliert, der in der Regel<br />
sofort durch Glutathion neutralisiert<br />
wird. Bei Überschreiten der Einzel- oder<br />
Tageshöchstdosierung von Paracetamol<br />
ist die Glutathionreserve rasch erschöpft<br />
und der reaktive Metabolit kann dann<br />
nicht mehr neutralisiert werden. Durch<br />
kovalente Bindung dieses Metaboliten<br />
an intrazelluläre Proteine werden lebensbedrohende<br />
Leberzellnekrosen induziert<br />
(1, 13).<br />
Conclusio<br />
Für die postoperative Schmerztherapie<br />
sind Nichtopioid-Analgetika nach wie<br />
vor die Mittel der Wahl. Die Nebenwir-<br />
1. Anderson BJ, Woolard GA, Holford NHG (1995) Pharmacokinetics<br />
of rectal paracetamol after major surgery in children.<br />
Paediatric Anaesthesia 5:237-242<br />
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10. Jage J (2004) Essentials der postoperativen Schmerztherapie<br />
- Ein Leitfaden für chirurgische Fächer; Thieme, 41 (Abb.<br />
1).<br />
Literatur<br />
kungen der klassischen NSAR hinsichtlich<br />
Thrombozytenfunktion und Blutungsrisiko<br />
müssen bedacht werden.<br />
Niere und Gastrointestinaltrakt werden<br />
bei kurzfristiger Anwendung eher nicht<br />
in Mitleidenschaft gezogen. Die Nebenwirkungen<br />
der selektiven COX-2-Hemmer<br />
hinsichtlich des Risikos der kardiovaskulären<br />
Komplikationen einschließlich<br />
Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz<br />
und Schlaganfall müssen berücksichtigt<br />
werden, kommen aber bei der Anwendung<br />
über wenige Tage kaum zum Tragen.<br />
Metamizol hat wenige Nebenwirkungen,<br />
ein Restrisiko für eine Agranulozytose<br />
bleibt. Das Überschreiten der<br />
Tageshöchstdosis bei Paracetamol kann<br />
zu Hepatotoxizität führen.<br />
11. Judkins JH, Dray TG, Hubbel RN (1996) Intraoperative keterolac<br />
and posttonsillectomy bleeding: Arch Otolarygol Head<br />
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Empfehlungen einer interdisziplinären Expertenkommission.<br />
Thieme, Stuttgart.<br />
Mit der Kombination von Nichtopioid-<br />
Analgetika mit Opioiden in der postoperativen<br />
Schmerztherapie erreicht<br />
man sehr oft ein verbessertes klinisches<br />
Ergebnis (Abb. 3). Der postoperative<br />
Opioidverbrauch wird durch die Kombination<br />
gesenkt und dadurch können die<br />
opioidbedingten Nebenwirkungen signifikant<br />
reduziert werden. Entsprechend<br />
der Schwere des Eingriffs werden Analgetikagaben<br />
auch mit verschiedenen anderen<br />
Verfahren der Schmerzkontrolle<br />
kombiniert. (Abb. 2).<br />
Das Ziel der Behandlung ist eine suffiziente<br />
Schmerzlinderung, die Verhinderung<br />
von Komplikationen wie Pneumonie<br />
oder Thrombose, eine frühe Mobilisation,<br />
ein kürzerer Klinikaufenthalt<br />
und schnelle Rehabilitation, damit größere<br />
Patientenzufriedenheit und verbesserte<br />
Lebensqualität. Durch die suffiziente<br />
Schmerztherapie kann auch eine<br />
Chronifizierung postoperativer Schmerzen<br />
verhindert werden.<br />
Univ.-Doz. Dr. Rudolf Likar1 ,<br />
Dr. Reinhard Sittl2 1 LKH Klagenfurt<br />
Abteilung für Anästhesie und allgemeeine<br />
Intensivmedizin<br />
St. Veiter Straße 47, A-9020 Klagenfurt<br />
Tel.: +43/463/538-23 703,<br />
Fax-Dw: -23 070<br />
rudolf.likar@lkh-klu.at<br />
2 Universitätsklinikum Erlangen<br />
Schmerzzentrum<br />
Maximiliansplatz 2, D-91054 Erlangen<br />
Tel.: +49/9131/853-25 58,<br />
Fax-Dw: -69 04<br />
reinhard.sittl@uk-erlangen.de<br />
seite 30 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
Fachkurzinformation siehe Seite 43
VENENKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Diagnostik und Therapie von Venenkrankheiten<br />
MR Dr. Wilhelm Brenner<br />
Zahlreiche epidemiologische Daten<br />
weisen darauf hin, dass ein hoher Prozentsatz<br />
der modernen Industriegesellschaft<br />
klinisch relevante Varizenbildungen<br />
aufweist.<br />
Für Österreich kann man schätzen,<br />
dass gut eine Million Menschen von einer<br />
chronischen Veneninsuffizienz betroffen<br />
sind. Es besteht demnach aus medizinischen,<br />
kurativen wie prophylaktischen<br />
Aspekten und nicht zuletzt auch<br />
Abbildung 1<br />
Typische Seitenastvarikose, gute Indikation für<br />
Sklerosierung oder Ministripping (Pfeile: Stellen<br />
der Sklerosierungsinjektionen).<br />
aus sozio-ökonomischen Gründen ein<br />
hoher Bedarf an fachärztlicher Betreuung,<br />
Diagnostik, Therapie und Prophylaxe.<br />
Häufige Fragen in der dermatologischphlebologischen<br />
Praxis:<br />
1. Abklärung von Schmerzen in den<br />
Beinen;<br />
2. geschwollene Beine;<br />
3. Varizen, funktionelle Relevanz, Bewertung<br />
des möglichen Risikos;<br />
4. kosmetische Fragen, Besenreiser;<br />
5. Ulcus cruris;<br />
6. oberflächliche Thrombose;<br />
7. tiefe Beinvenenthrombose<br />
Der Dermatologe ist bezüglich Beinbeschwerden<br />
häufig die erste Anlaufstelle<br />
und trifft mit seinen diagnostischen<br />
Maßnahmen die Differenzierung in phlebologische<br />
und nicht-varizenbezogene<br />
Ursachen. Daraus ergibt sich immer wieder<br />
die Notwenigkeit einer gezielten Zusammenarbeit<br />
mit Allgemeinmedizinern,<br />
Orthopäden, Neurologen, Internisten<br />
und Chirurgen.<br />
Diagnostik<br />
Anamnese und klinische Untersuchung<br />
Die Anamnese umfasst Fragen nach<br />
der Familienkrankengeschichte (genetische<br />
Prädisposition), der Berufsanamnese<br />
sowie nach früheren Erkrankungen<br />
im Zusammenhang mit Varizen, aber<br />
auch Fragen nach Diabetes, Bluthochdruck,<br />
Gerinnungsstörungen (Thrombophilie),<br />
Claudicatio-Beschwerden, orthopädischen<br />
Leiden sowie Fragen nach<br />
Medikamenten, Nikotin- und Alkoholabhängigkeit.<br />
Die klinische Untersuchung erfolgt<br />
primär am stehenden Patienten. Zu achten<br />
ist auf Seitendifferenzen der Beinumfänge,<br />
auf die Hauttemperatur, Hautfarbe,<br />
entzündliche Hautveränderungen<br />
und auf die Ausprägung und Verteilung<br />
von Varizen sowie auf mögliche Bewegungseinschränkungen<br />
im Bereich der<br />
Gelenke und auf periphere Pulse (A.<br />
dorsalis pedis und tibialis posterior).<br />
Schon die Inspektion (Corona phlebektatika,<br />
Ekzeme, Purpura, atrophie<br />
blanche, Ulcus oder Ulcusnarben, Dermatosklerose;<br />
Überblick über den orthpädischen<br />
Beinstatus; Ödeme) und Palpation<br />
(Crosse der v. saphena magna in<br />
der Leiste und der V.s. parva im Bereich<br />
der Kniekehle, Blow-outs über Perforansvenen;<br />
Ödeme) machen es möglich,<br />
die drei Stadien der chronischen Veneninsuffizienz<br />
(CVI) nach Widmer zu unterscheiden:<br />
Stadium I: corona phlebektatika paraplantaris.<br />
Stadium II: Pigmentverschiebungen, Lipodermatosklerose,<br />
atrophie blanche,<br />
Ekzeme.<br />
Stadium III: Ulcus oder Ulcusnarbe,<br />
PTS (Postthrombotisches Syndrom).<br />
Die moderne CEAP-Klassifizierung<br />
(C: klinische Zeichen; E: Ätiologie; A.<br />
Anatomie; P: Pathophysiologie) wird<br />
eher im wissenschaftlichen Kontext gebraucht,<br />
hat sich in der täglichen Praxis<br />
noch nicht durchgesetzt.<br />
Apparative diagnostische Verfahren<br />
In der phlebologischen Praxis benötigt<br />
man einen CW-Doppler (continous<br />
seite 32 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>
wave), im optimalen Fall ein bidirektionales<br />
Dopplergerät (zeigt die Strömungsrichtung<br />
des Blutes), und ein Photoplethysmographiegerät<br />
(DPPG). Für<br />
weiterführende Untersuchungen werden<br />
bildgebende Verfahren, in erster Linie<br />
die Duplexsonographie und für<br />
manche Fragen die Phlebographie eingesetzt.<br />
Die Venenverschlussplethysmographie<br />
und die Phlebodynamometrie<br />
haben aus praktischen Gründen kaum<br />
noch eine Bedeutung.<br />
Doppler-Ultraschall<br />
Neben der Inspektion und Palpation<br />
ist für die weitere Einschätzung eines<br />
Status varicosus die Untersuchung mit<br />
dem CW-Doppler („Taschendoppler“)<br />
unverzichtbar.<br />
Mittels der Refluxdiagnostik werden<br />
am stehenden Patienten die Mündungsstelle<br />
(Krosse) der V. saphena magna<br />
(nach Valsava-Pressversuch oder Bauchkompression)<br />
sowie die Venenklappen<br />
im Verlauf der V.s.m. am Oberschenkel<br />
(Dodd-perforantes) bis zum Unterschenkel<br />
verfolgt. Der so detektierte distale<br />
Insuffizienzpunkt ermöglicht eine<br />
Einteilung einer V.s.m.-Stammvarikose<br />
nach HACH (Stadien I–IV). Ebenso<br />
soll die Mündung der V. saphena parva<br />
(mittels Wadenkompression) geprüft<br />
werden.<br />
Die Prüfung der Venenklappenfunktion<br />
im Bereich der Mündungsstellen<br />
der V.s.m. und V.s.p. sowie von insuffizienten<br />
Perforansklappen und des distalen<br />
Insuffizienzpunktes ist für die Therapieplanung<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Photoplethysmographie (DPPG)<br />
Prinzip: Infrarotlicht wird über eine<br />
aufgeklebte Sonde ins Gewebe eingestrahlt<br />
und vom subkutanen Venenplexus<br />
reflektiert. Je nach der reflektierten<br />
Lichtmenge kann nach einer standardisierten<br />
Fußbewegung auf die Volumenschwankungen<br />
im Venenplexus geschlossen<br />
werden. Durch Aktivierung<br />
der Muskelpumpe wird das Blut von peripher<br />
nach zentral bewegt, nach Beendigung<br />
der Bewegung versackt das Blut<br />
wieder in der Peripherie: Die Wiederauffüllzeit<br />
to (Normalwert über 25 sec)<br />
ist ein Maß für die Funktionalität des<br />
Venensystems.<br />
Es handelt sich um eine Screeningmethode,<br />
die für sich allein keine harten<br />
Parameter liefert, die jedoch zur Orien-<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
tierung über den Funktionszustand des<br />
Venensystems dient. Je kürzer to ist, desto<br />
eher ist eine venöse Funktionsstörung<br />
anzunehmen. Durch das Anlegen<br />
eines Tourniquets unter dem Knie bzw.<br />
am distalen Oberschenkel kann man differenzieren,<br />
ob das oberflächliche oder<br />
das tiefe Venensystem für die Störung<br />
verantwortlich ist.<br />
Duplexsonographie<br />
Vorteil dieser vor allem im Krankenhausbereich<br />
benützen Methode ist die<br />
Möglichkeit der bildgebenden Dokumentation:<br />
Darstellung des oberflächlichen<br />
und tiefen Venensystems inklusive<br />
Beckenvenen; Analyse der anatomischen<br />
Gegebenheiten,Abflusshindernisse, Messung<br />
der Gefäßquerschnitte etc. Die Darstellung<br />
der Flussrichtung des Blutes gelingt<br />
mittels der farbkodierten Duplexsonographie<br />
(FCDS).<br />
Die Duplexsonographie ist ein hervorragendes<br />
nicht-invasives Verfahren,<br />
welches zunehmend auch in der Thrombosediagnostik<br />
gegenüber dem alten<br />
Goldstandard, der Phlebographie, an<br />
Bedeutung gewinnt. Voraussetzung ist<br />
jedoch ein großes Expertenwissen und<br />
große Erfahrung des Befunders. Wegen<br />
des großen zeitlichen Aufwands wird<br />
diese Methode nur in Ausnahmefällen<br />
in der Kassenpraxis angeboten.<br />
Anlegen des Druckverbandes mit Fixbandagen nach Sklerosierung.<br />
Phlebographie<br />
Die Phlebographie ist eine invasive<br />
röntgenologische Methode mit Venenpunktion<br />
und Injektion eines jodhältigen<br />
Kontrastmittels. Die Indikation ist<br />
streng zu stellen und beschränkt sich<br />
heute auf spezielle Fragen wie z.B. komplizierte<br />
Rezidivvarikose, Verdacht auf<br />
kongenitale Malformationen sowie bei<br />
unklaren Duplexbefunden.<br />
Spezielle diagnostische Aspekte<br />
Ulcus cruris<br />
Die Diagnose Ulcus cruris venosum ist<br />
eine vorwiegend klinische Diagnose, unterstützt<br />
von apparativen Verfahren wie<br />
oben beschrieben. Differentialdiagnostisch<br />
wird in erster Linie an eine arterielle<br />
Durchblutungsstörung zu denken sein<br />
(Abklärung mittels ABI =Knöchel/Arm-<br />
Index) sowie an Epitheliome (Abklärung<br />
durch Biopsie) und hämatologische Ursachen.<br />
Geschwollene Beine<br />
VENENKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Neben den phlebologischen Differentialdiagnosen<br />
(Abflussstörungen bei PTS,<br />
TVT, Venensporn etc.) gibt es eine Vielzahl<br />
von anderen Ursachen für geschwollene<br />
Beine. Bei unilateralen Schwellungen<br />
denkt man an Entzündungen (z.B.<br />
Abbildung 2<br />
seite 33
VENENKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Erysipel, Borreliose, Gelenksentzündungen),<br />
an Kniegelenkszysten (Baker),<br />
Lymphödeme (cave: eiweißreiche Ödeme!)<br />
und Tumoren.<br />
Im Fall einer beidseitigen Beinverdikkung<br />
sind z.B. kardiale, hormonelle oder<br />
stoffwechselbedingte sowie orthostatische<br />
u.a. Ursachen zu bedenken. Im Rahmen<br />
dieser Übersicht kann darauf nicht<br />
näher eingegangen werden.<br />
Tiefe Beinvenenthrombose (TVT)<br />
Typische klinische Zeichen sind einseitige<br />
Beinschwellung, Überwärmung, livide<br />
Verfärbung, Druckschmerz an der Wade,<br />
Wadenschmerz bei dorsaler Flexion<br />
des Sprunggelenks, Druckschmerz der<br />
Fußsohle.<br />
Cave: Viele tiefe Beinvenenthrombosen<br />
verlaufen stumm oder sind nur oligosymptomatisch!<br />
In der Praxis kann man eine qualitative<br />
D-Dimer-Bestimmung durchführen:<br />
Die Methode ist hoch sensitiv, jedoch<br />
wenig spezifisch. D.h. mit einem negativen<br />
D-Dimer-Test kann man eine TVT<br />
weitgehend ausschließen, ein positives<br />
Ergebnis ist jedoch kein Beweis für eine<br />
TVT, kann aber den bereits bestehenden<br />
Verdacht erhärten. Zur Sicherung<br />
der Diagnose braucht man einen Duplexbefund<br />
(oder eine Phlebographie).<br />
Therapie<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Bei chronischen Venenleiden (CVI,<br />
Ulcus cruris) werden venentonisierende<br />
Mittel (Dehydroergotamin), Ödemprotektiva<br />
(Flavonoide, Ruscusglykoside,<br />
Rostkastanienextrakte) und Rheologika<br />
(Acetylsalicylsäure, Pentoxiphyllin) als<br />
begleitende Therapie neben der Kompression,<br />
Sklerosierung, Operation und<br />
Lebensstiländerung eingesetzt. Diuretika<br />
spielen eine untergeordnete Rolle.<br />
Niedermolekulare Heparine (NMH):<br />
Diese haben eine breite Anwendung als<br />
Prophylaxe (im Rahmen von operativen<br />
Eingriffen, bei Immobilisation) und als<br />
unmittelbar wirksame Therapie in der<br />
akuten Phase von thromboembolischen<br />
Ereignissen.<br />
In prophylaktischer Dosis (z.B. 20 mg<br />
Enoxaparin/Tag) können NMH unter<br />
anderem bei entzündlichen Gefäßer-<br />
krankungen (z.B. Livedovaskulitis) gegeben<br />
werden.Aber auch bei einer oberflächlichen<br />
Thrombophlebitis, besonders<br />
dann, wenn diese ausgedehnt über das<br />
ganze Bein verläuft (cave: in bis zu 10%<br />
dieser Patienten kann auch das tiefe Venensystem<br />
mitbeteiligt sein!) hat neben<br />
der wichtigen Kompressionstherapie<br />
auch die Gabe von NMH (prophylaktisch)<br />
seine Berechtigung. Zur Vorbeugung<br />
einer „Reisethrombose“ (bei Flugstrecken<br />
über 10.000 km) gibt es nur für<br />
Hochrisikopatienten klare Empfehlungen:<br />
Bei Patienten mit Z.n. tiefer Thrombose,<br />
Malignomen, mit Gipsverbänden<br />
über ein Gelenk etc soll vor Reiseantritt<br />
z.B. 40 mg Enoxaparin gegeben werden.<br />
Dauert die Reise länger als 24 Stunden,<br />
soll sinngemäß eine zweite Injektion am<br />
nächsten Tag erfolgen.<br />
Orale Antikoagulantien (Cumarinderivate)<br />
werden in der Rezidivprophylaxe<br />
nach thromboembolischen Ereignissen<br />
eingesetzt. Eine ausführliche Besprechung<br />
ist in diesem Rahmen nicht<br />
möglich.<br />
Kompressionstherapie<br />
Die Kompressionstherapie ist die wesentliche<br />
Grundlage der Behandlung von<br />
akuten und chronischen Venenkrankheiten.<br />
Ziel sind die Reduktion des Venenquerschnitts,<br />
die Verbesserung der Venenklappenfunktion,<br />
die Beschleunigung<br />
des venösen und lymphatischen Rückstromes<br />
sowie die Reduktion oder Prävention<br />
von Ödemen. Auch eine gewisse<br />
fibrinolytische Wirkung der Kompressionstherapie<br />
ist bewiesen.<br />
Der medizinische Kompressionsverband<br />
kann als „Fischerverband“ mit<br />
Zinkleimbinden und einer darüber liegenden<br />
Kurzzugbinde oder als Klebeverbände<br />
(Porelast ® , Panelast ® etc.)<br />
durchgeführt werden. Diese Fixverbände<br />
können mehrere Tage bis zu drei Wochen<br />
belassen werden. Verbände mit<br />
elastischen oder unelastischen Bandagen<br />
müssen hingegen täglich erneuert<br />
werden. Voraussetzung für die Anwendung<br />
dieser Verbandstechniken sind<br />
spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten,<br />
da schlecht angelegt Verbände nicht nur<br />
nutzlos, sondern auch schädlich sein<br />
können.<br />
Der medizinische<br />
Kompressionsstrumpf (MKS)<br />
Es werden vier Kompressionsklassen<br />
(KKL) unterschieden, je nach der Grö-<br />
ße des Druckes, der im Fesselbereich auf<br />
das Bein ausgeübt wird. Eine gute prophylaktische<br />
Wirkung (gegen Ödembildung<br />
und Stauung) ist mit einem<br />
Strumpf der KKL I (18–21 mmHg) erreichbar.<br />
Für eine aktive Entstauung sind höhere<br />
Drucke erforderlich. In den meisten<br />
Fällen werden Strümpfe der KKL II<br />
(22–32 mmHg) verordnet, noch kräftigere<br />
Strümpfe mit KKL III (33–46<br />
mmHg) oder IV (über 46 mmHg) sind<br />
speziellen Indikationen (z.B. schweres<br />
postthrombotisches Syndrom, ausgeprägtes<br />
Lymphödem) vorbehalten. Zu<br />
beachten ist, dass MKS ab KKL II<br />
schwer an- und auszuziehen sind, wodurch<br />
sich die Anwendbarkeit auf Patienten<br />
mit entsprechender Kraft und<br />
Mobilität einschränkt.<br />
Die intermittierende pneumatische<br />
Kompression wird vorwiegend im Krankenhausbereich<br />
durchgeführt.<br />
Kompressionstherapie – Indikationen<br />
• Ulcus cruris venosum (kann monatelang<br />
dauern)<br />
– nach Sklerosierung (etwa 3-4 Wochen<br />
lang)<br />
– nach Varizenoperationen ( durchschnittlich<br />
4-6 Wochen)<br />
• Thrombophlebitis (meist 2-3 Wochen)<br />
• TVT (je nach Verlauf auch monatelang,<br />
bei PTS ev. lebenslang)<br />
• Lymphödem (unter Umständen lebenslang)<br />
• Prophylaktisch bei Immobilisation<br />
Kompressionstherapie – Kontraindikationen<br />
• Periphere arterielle Durchblutungsstörung<br />
!<br />
• Dekompensierte Kardiopathie<br />
• Septische Phlebitis<br />
Klassische Sklerosierungstherapie<br />
Für die Behandlung der sog. „Besenreiser“<br />
und kleinen subkutanen Varizen<br />
(Retikulärvarizen) ist die Verödung mit<br />
Polidocanol (Aethoxysklerol ® ) die Therapie<br />
der Wahl. Auch größere Seitenastvarizen,<br />
sowie Rezidivvarizen (Abb. 1)<br />
und insuffiziente Perforantes können<br />
mit dieser Methode ausgeschaltet werden.<br />
Die strategisch richtige Vorgangsweise<br />
beginnt mit der ersten Injektion<br />
am proximalen Insuffizienzpunkt und<br />
geht von hier nach distal. Auch bei der<br />
Verödung von Besenreisern sollte man<br />
versuchen, die zuführenden größeren<br />
Venen zuerst zu treffen.<br />
seite 34 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
Vor Beginn der Verödungsbehandlung<br />
sind die oben beschriebenen orientierenden<br />
Untersuchungen mittels CW-Doppler<br />
und DPPG durchzuführen, eine periphere<br />
arterielle Durchblutungsstörung<br />
muss ausgeschlossen werden.<br />
Durchführung<br />
Die Behandlung kann am stehenden,<br />
besser jedoch am sitzenden oder liegenden<br />
Patienten durchgeführt werden. Die<br />
Tageshöchstdosis von Polidocanol beträgt<br />
2 mg/kg KG (entspr. 2 Amp. 3%iges<br />
Aethoxysklerol ® ). Die Injektion soll<br />
strengt intravasal erfolgen, eine intraarterielle<br />
Injektion ist unter<br />
allen Umständen zu vermeiden!<br />
Die Injektionsstellen<br />
werden mit Tupfern, ev.<br />
auch Schaumgummipölstern,<br />
komprimiert und es<br />
wird ein Fixverband am besten<br />
aus Klebebandagen<br />
(Abb. 2) angelegt. Alternativ<br />
können auch Kurzzugbinden<br />
oder ein Kompressionsstrumpf<br />
verwendet werden.<br />
Schaum-Sklerosierung<br />
Eine neue Technik der<br />
Verödungstherapie stellt<br />
die Schaum-Sklerotherapie<br />
dar. Der Schaum wird in der<br />
Regel durch die Mischung<br />
von Polidocanol mit Luft erzeugt.<br />
Durch die größere<br />
Oberfläche des Schaums<br />
kommt es zu einer unmittelbareren<br />
und stärkeren Wirkung<br />
auf die Venenwand.<br />
Damit können auch große<br />
Varizen (jedoch unter Sichtkontrolle<br />
mittels einer Duplexsonographie)erfolgreich<br />
verödet werden. Es<br />
wird empfohlen, während<br />
einer Behandlungssitzung<br />
nicht mehr als 6–8 ml<br />
Schaum zu injizieren.<br />
Komplikationen<br />
An sich ist die Verödungstherapie<br />
eine nebenwirkungsarme<br />
Methode, dennoch<br />
können unerwünschte<br />
Wirkungen auftreten. Gelegentlich<br />
kommt es zu lang<br />
anhaltenden Hyperpigmentierungen,<br />
manchmal kommt<br />
es zum sogenannten Matting,<br />
d.h. es bilden sich kleinste<br />
Teleangiektasien an den In-<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
jektionsstellen (auch nach operativen<br />
Verfahren!). Glücklicherweise sehr selten<br />
sind allergische Reaktionen auf Polidocanol.<br />
Bei paravasaler Applikation des Verödungsmittels<br />
können sich lokale Gewebsnekrosen<br />
bilden.<br />
Cave: Bei intraarterieller Injektion<br />
entsteht eine akute Notfallssituation!<br />
Es wurden auch vorübergehende Sehstörungen<br />
berichtet, sowohl nach klassischer<br />
als auch nach Schaum-Sklerosierung<br />
(Eine französische Multicenterstudie<br />
an über 6.700 Patienten beobachtete<br />
VENENKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
solche passagere Sehstörungen in<br />
0,28%).<br />
Die wichtigsten Kontraindikationen<br />
der Verödungsbehandlung:<br />
• Allergie auf das Verödungsmittel,<br />
• akutes thrombotisches Ereignis,<br />
• arterielle Durchblutungsstörung,<br />
• Immobilität,<br />
• schwere Allgemeinerkrankung,<br />
• Schwangerschaft (höchstens im mittleren<br />
Drittel möglich),<br />
• Vorsicht auch bei bekanntem offenen<br />
Foramen ovale.<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 43
VENENKRANKHEITEN<br />
Fortbildung<br />
Operative Verfahren<br />
Vor jedem operativen Eingriff ist eine<br />
umfassende Diagnostik (Doppler, Duplex,<br />
ev. Phlebographie) zur Analyse der<br />
anatomischen und pathophysiologischen<br />
Gegebenheiten notwendig. Die<br />
wichtige Indikation für eine Venenoperation<br />
ist das Vorliegen einer zentralen<br />
Klappeninsuffizienz.<br />
Kontraindikationen für eine Operation<br />
sind das Vorliegen einer akuten<br />
TVT oder oberflächlichen Thrombophlebitis,<br />
sowie ein Postthrombotisches<br />
Syndrom (PTS), bei welchem auf relevante<br />
Kollateralkreisläufe zu achten ist.<br />
Ambulante Methoden, sind die elektive<br />
Ausschaltung von Perforantes (Perforantendiscision)<br />
und das Ministripping<br />
(ambulante Phlebektomie). Diese Operationen<br />
werden in Lokalanästhesie,<br />
idealerweise in Tumeszenzanalgesie,<br />
durchgeführt. Nach kleinen Hautschnitten<br />
(2–3 mm) werden die varikösen Ve-<br />
nen mittels Spezialhaken (Ösch,Varady)<br />
exhäriert. Größere Perforantes sollten ligiert<br />
werden.<br />
Alle anderen Varizenoperationen werden<br />
üblicherweise stationär durchgeführt.<br />
Klassische Stripping-Operation: Das<br />
wichtigste Ziel ist die exakte Ligatur und<br />
Trennung der V. saphena magna und/oder<br />
parva an der Mündung (Krosse) in das<br />
tiefe Venensystem. Danach erfolgt die<br />
Exhairese der Saphenavene üblicherweise<br />
mittels Invagination von distal nach<br />
proximal.<br />
Neue Methoden zielen darauf ab, minimal<br />
invasiv vorzugehen und auf die offene<br />
operative Ausschaltung der Krosse<br />
zu verzichten. Statt die Saphena zu strippen,<br />
wird diese endoluminal unter Sichtkontrolle<br />
(FCDS) über einen Katheter,<br />
welcher Energie von Radiowellen<br />
(VNUS) oder Laserlicht (Laser-Obliteration)<br />
emittiert, verschlossen.<br />
SiKo-Pharma auf Expansionskurs<br />
Mag. Siegfried Köstenberger (vorher<br />
10 Jahre bei Eli Lilly in Österreich, USA<br />
und Deutschland, zuletzt 20 Jahre Geschäftsführer<br />
von Mundipharma) verfolgt<br />
mit der von ihm im Jänner 2006 gegründeten<br />
SiKo-Pharma ein „völlig neuartiges<br />
Konzept“ bei der Bewerbung<br />
von Arzneimitteln.<br />
Mit 10–15 Pharmareferenten werden<br />
für GlaxoSmithKline Pharma und Nycomed<br />
Pharma einige ausgewählte, bekannte<br />
und gut etablierte Arzneimittel<br />
beworben. Es werden auch die notwendigen<br />
Marketingmaßnahmen getätigt.<br />
Beide Unternehmen verfügen über<br />
ein beträchtliches Sortiment an Arzneimitteln,<br />
die aus verschiedenen Gründen<br />
nicht mehr beworben werden. Durch<br />
diese auf Synergien aufgebaute Kooperation<br />
wird der Lebenszyklus der bewährten<br />
Präparate verlängert und positiv<br />
beeinflusst.<br />
EASYFOAM ® KIT<br />
Bei diesem Konzept profitieren beide<br />
Seiten: Die Arzneimittel bleiben beim jeweiligen<br />
Zulassungsinhaber, der weiterhin<br />
für alle behördlichen Belange, Distribution<br />
und die Pharmakovigilanz zuständig<br />
ist. Auch der Umsatz verbleibt beim<br />
Hersteller. Die SiKo-Pharma erhält für<br />
die erbrachten Leistungen eine Provision<br />
vom realisierten Mehrumsatz ab einer gemeinsam<br />
festgelegten Basis-Trendlinie.<br />
Das für diese beiden Unternehmen zu<br />
betreuende Umsatzvolumen macht mittlerweile<br />
fast € 10 Mio. aus. Es wird ein<br />
jährliches Wachstum von ca. 10% erwartet.<br />
Im Sortiment befinden sich für die<br />
Allgemeinmediziner wie auch Fachärzte<br />
sowie Ärzte im Krankenhaus bekannte<br />
und seit Jahren bewährte Medikamente,<br />
wie zum Beispiel einige Antibiotika, ein<br />
Simvastatin-Lipidsenker, Kortikosteroide,<br />
einige Dermaprodukte, ein Venen-<br />
Sklerosierungsmittel, ein Tokolytikum,<br />
ein Benzodiazepin etc. für die Therapie<br />
einer Vielzahl von Erkrankungen.<br />
Neu im Programm der Siko-Pharma ist<br />
der Easyfoam ® Kit, ein Medizinprodukt<br />
in Form eines Doppelspritzensystems zur<br />
einfachen und raschen Herstellung von<br />
Diese Methoden können auch ambulant<br />
durchgeführt werden, es eignen sich<br />
nur Varizen, die nicht zu stark geschlängelt<br />
verlaufen, auch zu große Varizenkaliber<br />
sind für diese Technik nicht geeignet.<br />
Der Vorteil ist, dass der chirurgische<br />
Eingriff in der Leiste oder Kniekehle<br />
entfällt, dass weniger Blutung zu erwarten<br />
ist und dass die Patienten viel rascher<br />
ins Alltags- bzw Arbeitsleben zurückkehren<br />
können.<br />
Der Nachteil liegt in den derzeit noch<br />
hohen Kosten der Katheter und in der<br />
noch relativ kurzen Nachbeobachtungszeit,<br />
da diese Methoden erst seit etwa<br />
sieben Jahren an größeren Kollektiven<br />
durchgeführt werden.<br />
MR Dr. Wilhelm Brenner<br />
Facharzt für Dermatologie<br />
und Venerologie<br />
Margaretenstraße 72, A-1050 Wien<br />
Tel.: 01/586 61 61, Fax: 01/586 83 72<br />
wbrenner@eunet.at<br />
Mag. Siegfried Köstenberger<br />
sterilem und standardisiertem Mikroschaum<br />
zur Sklerosierung von Varizen<br />
mit Polidocanol (Aethoxysklerol ® ). FB<br />
Weitere Informationen bei:<br />
SiKo-Pharma<br />
Mag. Siegfried Köstenberger<br />
Kronfeldgasse 6, 1230 Wien<br />
Telefon: 0664/83 22 036<br />
mag.koestenberger@aon.at<br />
seite 36 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
FORUM MEDICUM<br />
Hydrosan ® (Chlortalidon): Ist ein Diuretikum schon immer die<br />
beste Wahl in der initialen Hypertoniebehandlung?<br />
Obwohl Chlortalidon, wie zahlreiche<br />
Studien eindrucksvoll belegen, effektiv in<br />
der antihypertensiven Therapie eingesetzt<br />
werden kann, wird es heute laut Experten<br />
immer noch viel zu wenig genutzt.<br />
Wie der Congress Report der Amerikanischen<br />
Hypertonie-Gesellschaft in<br />
ihrem jährlichen Meeting 2007 berichtet,<br />
besticht Chlortalidon mit einer Dosierung<br />
von nur einmal pro Tag und einer<br />
Blutdrucksenkung über 24 Stunden hinweg,<br />
wie die Experten der Amerikanischen<br />
Bluthochdruckgesellschaft betonen.<br />
Eine neuere Studie (Calhoun DA, J<br />
Clin Hypertens (Greenwich), 2007 Jan; 9<br />
(1 suppl 1):19-24) dokumentiert, dass<br />
Hydrochlorthiazid zwar mehr verschrieben<br />
wird, jedoch Chlortalidon den Blutdruck<br />
besser senkt und daher bei Patienten<br />
mit dauerhaftem Bluthochdruck<br />
stattdessen verabreicht werden sollte.<br />
Zahlreiche neuere Studien zeigen,<br />
dass Chlortalidon nicht nur blutdrucksenkende<br />
Eigenschaften besitzt, sondern<br />
auch die endotheliale Funktion verbessert<br />
und Veränderungen in der Arterien<br />
zurückbilden kann (Dell´Omo et al. J<br />
Cardiovasc Pharmacol Ther, 2005 Dec;<br />
10(4):265-72) und das Risiko für Herzversagen<br />
signifikant senkt (Kostis JB et<br />
al. JAMA 1997 Jul 16; 278(3): 212-6).<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
Der Erfolg jeglicher Therapie wird<br />
mittlerweile auch an den Langzeiterfolgen<br />
bzw. der Prävention dieser gemessen.<br />
So wurden auch in der ALLHAT-<br />
Studie (The Antihypertensive and Lipid-<br />
Lowering Treatment to prevent Heart<br />
Attack Trial; Jama, 2002; 288, 2981–2997)<br />
40.000 Probanden mit arterieller Hypertonie<br />
(und mindestens einem weiteren<br />
Risikofaktor für die Entwicklung einer<br />
koronaren Herzerkrankung) über einen<br />
Zeitraum von fünf Jahren untersucht.<br />
Als primärer Endpunkt wurde das Myokardinfarktrisiko<br />
(letal oder nonletal)<br />
bei initialer Behandlung mit Thiaziddiuretikum<br />
(Chlortalidon) vs. Alpha-Blokker<br />
vs. Ca-Antagonisten vs. Beta-Blokker<br />
untersucht. Sekundäre Endpunkte<br />
waren Morbidität, Insultrisiko, kombinierte<br />
kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
und PAVK.<br />
In den sekundären Endpunkten zeigte<br />
sich die initiale Gabe von Diuretika<br />
(Chlortalidon) gegenüber den restlichen<br />
Substanzen als signifikant überlegen.<br />
Eine sekundäre Herzinsuffizienz<br />
trat bei 7,7% innerhalb der Chlortalidongruppe,<br />
bei 8,2% in der Lisinoprilgruppe<br />
und bei 10,2% nach Amlodipinbehandlung<br />
auf. Bei kombinierten kardiovaskulären<br />
Erkrankungen erwies<br />
sich Chlortalidon als Vertreter der Thiaziddiuretika<br />
gegenüber den Ca-Antago-<br />
Fortbildung<br />
Weltweit wohl am längsten erfolgreich<br />
in der Therapie der arteriellen Hypertonie<br />
eingesetzt, wurde trotz der<br />
schon lange bekannten Schlaganfallrisikoreduktion<br />
(ALLHAT: 5,6% in der<br />
Chlortalidongruppe versus 6,3% in der<br />
Lisinoprilgruppe) die First-line-Therapie<br />
mit Thiazidiuretika sehr kritisch hinterfragt.<br />
Dank der ALLHAT-Studie besteht<br />
ausreichend Evidenz für diese gesundheitsökonomisch<br />
wesentliche Empfehlung.Wie<br />
die Studienleiter selbst abschließend<br />
bemerkten: „The cheapest is the<br />
Best!“<br />
In Österreich ist Chlortalidon als Monopräparat<br />
Hydrosan ® (25 mg) erhältlich<br />
und sollte fixer Bestandteil in der<br />
First-line-Therapie der Hypertonie sein.<br />
Der therapeutische Bereich liegt zwischen<br />
12,5 mg und 50 mg täglich. 12,5<br />
mg bis 25 mg gelten als empfohlene Anfangsdosierung.<br />
Die Beurteilung des antihypertensiven<br />
Effektes ist nach dreibis<br />
vierwöchiger Gabe indiziert und entscheidet<br />
über den eventuellen Beginn<br />
einer Kombinationstherapie.<br />
nisten ebenfalls als effizienter. Fachkurzinformation siehe Seite 43<br />
FB<br />
seite 37
AKTINISCHE KERATOSEN<br />
Fortbildung<br />
Aktinische Keratosen – der weiße Hautkrebs<br />
MR Dr. Wilhelm Brenner<br />
Der Terminus Aktinische Keratosen<br />
(AK) beschreibt eine von Schuppen<br />
(Keratosen) bedeckte entzündlich gerötete<br />
Hautstelle meist in chronisch sonnenexponierter<br />
Haut. Diese klinische<br />
Diagnose, die bei Menschen etwa ab<br />
dem 45. Lebensjahr zunehmend häufig<br />
gestellt wird, gibt noch keine Auskunft<br />
über die Biologie oder die Pathogenese<br />
dieser Läsionen.Histologisch findet man<br />
atypische Keratinozyten und Veränderungen<br />
wie bei einem incipienten Plattenepithelkarzinom<br />
der Haut. AK müssen<br />
daher als Plattenepithelkarziome in<br />
situ aufgefasst werden.<br />
Aktinische Keratosen entstehen durch<br />
chronische Einwirkung des ultravioletten<br />
Lichtes (Sonnenlicht, vor allem<br />
UVB). Besonders empfindlich sind hellhäutige<br />
Menschen (Kaukasier), außerdem<br />
spielen die Lebensgewohnheiten<br />
(Sport, Freizeit, wiederholte Meeresauf-<br />
enthalte, aber auch übermäßige Solariumexpositionen)<br />
bzw. die Lebensbedingungen<br />
(Landarbeiter, Bauern; Australier)<br />
sowie unter Umständen auch iatrogene<br />
Einflüsse (extensive Fototherapie,<br />
immunsuppressive Therapien besonders<br />
nach Nierentransplantationen!) eine<br />
Rolle.<br />
Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
weisen darauf hin, dass neben der UV-<br />
Strahlung auch Humane Papillomaviren<br />
(HPV) bei der Induktion von Hautkrebs<br />
von Bedeutung sind. HPV können die<br />
Apoptose (den programmierten Zelltod)<br />
behindern und die Mechanismen<br />
der DNA-Reparatur verzögern, welche<br />
eigentlich notwendig wären, um Zellschäden,<br />
die durch UV-Strahlung entstanden<br />
sind, zu reparieren.<br />
Das klinische Bild ist gekennzeichnet<br />
von mehr oder weniger gut abgrenzbaren<br />
rötlichen oder röt-<br />
Abbildung 1<br />
Zwei hypertrophe aktinische Keratosen in sonnengeschädigter Haut<br />
(Schulter).<br />
lich-braunenlinsenbis fingernagelgroßen<br />
Herden, die von wechselnd<br />
starken Hyperkeratosen,<br />
die sich nur<br />
schwer lösen lassen,<br />
bedeckt sind (Abb. 1).<br />
Da auch eine begleitende<br />
Entzündung<br />
vorhanden ist, können<br />
solche Läsionen beim<br />
Darüberstreichen gelegentlich<br />
auch<br />
schmerzen. Wegen ihrer<br />
rauen Oberfläche<br />
können AK oft besser<br />
durch Palpation als<br />
durch Inspektion erkannt<br />
werden.<br />
Typische flache AK in Altershaut<br />
Abbildung 2<br />
Meist finden sich AK in chronisch<br />
lichtexponierter Haut, die besonders bei<br />
älteren Menschen durch Hautverdünnung<br />
und Elastizitätsverlust sowie durch<br />
das Auftreten von Teleangiektasien und<br />
fleckiger weißlich-brauner Pigmentierung<br />
gekennzeichnet ist (Abb. 2).<br />
Oft lässt sich ein „Feldeffekt“ (field<br />
cancerisation) beobachten, d.h. AK treten<br />
in diesen Arealen in großer Zahl<br />
(mehrere Dutzend!) auf (Abb. 3).<br />
Aktinische Keratosen gelten als Präkanzerosen.<br />
Histopathologie<br />
Bei AK geht die normale Reifung der<br />
Keratinozyten verloren, es entstehen<br />
atypische Keratinozyten, sowie vermehrt<br />
Mitosen und Dyskeratosen. Je<br />
nachdem, wie sehr die Epidermis von<br />
diesen atypischen Zellen erfasst ist,<br />
spricht man neuerdings auch von „Keratinozyten<br />
intraepidermaler Neoplasie“<br />
(KIN I, KIN II, KIN III). Bei KIN III ist<br />
die gesamte Epidermis von atypischen<br />
Keratinozyten durchsetzt, das Bild entspricht<br />
einem Carcinoma in situ.<br />
seite 38 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong><br />
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42
Außerdem kann man histologischmorphologisch<br />
verschiedene AK-Typen<br />
unterscheiden, die sich zumindest zum<br />
Teil auch klinisch verschieden präsentieren:<br />
hypertrophe (Abb. 1), atrophe (Abb.<br />
4), bowenoide, lichenoide, pigmentierte<br />
und akantholytische AK.<br />
Differentialdiagnosen<br />
Verruca seborrhoica<br />
Diese gutartigen Neubildungen treten<br />
typischerweise bei älteren Menschen<br />
(Alterswarzen) oft in großer Zahl auf.<br />
Sie sind überall am Körper zu finden, die<br />
Farbe ist rosa, braungrau bis schwarz<br />
(wichtig: DD-Melanom!), bis mehrere<br />
Zentimeter groß, die Oberfläche warzig<br />
zerklüftet, fettig glänzend.<br />
Lupus erythematodes chronicus<br />
discoides<br />
Bei einzeln stehenden AK-Läsionen<br />
ist die Abgrenzung gegenüber dem chronisch<br />
kutanen LE, der ja auch typischerweise<br />
in lichtexponierter Haut auftritt,<br />
von Bedeutung (siehe Abb. 2).<br />
Keratoakanthom (Abb. 5)<br />
Die stark hyperkeratotische Form der<br />
AK, das Cornu cutaneum (Hauthorn),<br />
kann ähnlich wie ein Keratoakanthom<br />
aussehen. Es handelt sich um eine gutartige<br />
Neubildung, die sich überwiegend<br />
bei älteren Menschen in lichtexponierter<br />
Haut sehr rasch, innerhalb weniger Wochen,<br />
bilden kann. Das Keratoakanthom<br />
selbst ist jedoch histopathologisch oft<br />
schwer von einem invasiven Plattenepi-<br />
www.meda.at<br />
thelkarzinom (Abb. 6) der Haut zu differenzieren.<br />
Hier ist die spezielle Expertise<br />
der Dermatohistopathologen gefragt.<br />
Mb. Bowen<br />
Ein flacher rötlicher schuppender<br />
Herd, scharf begrenzt, meist schon lange<br />
Zeit bestehend.<br />
Basaliom<br />
Abbildung 3<br />
Zahlreiche hypertrophe z.T. pigmenierte AK<br />
(männliche Glatze).<br />
Es besteht eigentlich keine große<br />
Schwierigkeit, die klinische Differenzierung<br />
zu treffen, dennoch muss dieser „semimaligne“<br />
Hauttumor hier angeführt<br />
werden, da er sich zunehmend häufig,<br />
vorwiegend (aber keineswegs ausschließlich!)<br />
bei älteren Menschen und meist in<br />
lichtexponierter Haut, findet. Das Basaliom<br />
ist an seinem perlmutterartigen<br />
Glanz, Knötchen und Teleangiektasien,<br />
manchmal mit Exulceration (Ulcus terebrans)<br />
zu erkennen. Wichtig ist die früh-<br />
AKTINISCHE KERATOSEN<br />
Fortbildung<br />
Abbildung 4<br />
Abbildung 5<br />
zeitige Diagnose, um eine Excision in toto<br />
auch in schwierigen klinischen Lagen<br />
(Abb. 7) zu ermöglichen.<br />
Therapie der AK<br />
In erster Linie muss auf die Wichtigkeit<br />
der Prophylaxe mit konsequentem<br />
Sonnenschutz (SSF 50 und Kopfbedeckung)<br />
hingewiesen werden.Da man klinisch<br />
nicht sicher abschätzen kann, welche<br />
der vorhandenen Keratosen sich be-<br />
Eine neue Perspektive in der Behandlung<br />
Aktinischer Keratosen<br />
ab 1. November 2007:<br />
������������<br />
�������� �<br />
Typische atrophe AK.<br />
Keratoakanthom am Capillitiu.<br />
- * Bei Versagen von Alternativen im Grünen Bereich zur Behandlung g von Condylomata acuminata acum bei Erwachsenen.<br />
- * Bei superfiziellen Basaliomen nach dermatologischer Abklärung, wenn eine operative Entfernung kontraindiziert oder nicht möglich ist.<br />
- * Bei nicht hyperkeratotischen, nicht hypertrophen aktinischen Keratosen im Gesicht oder Kopfbereich, wenn durch die Größe oder die<br />
Anzahl der Läsionen eine Kryotherapie nicht möglich ist und mit anderen topischen Behandlungsmöglichkeiten (ATC-Code: D11AX18) kein<br />
Auslangen gefunden wurde bzw. diese nicht geeignet sind.<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 43
AKTINISCHE KERATOSEN<br />
Fortbildung<br />
„field cancerisation“, multiple AK (männl. Glatze, Hamilton VII).<br />
reits in ein Plattenepithelkarzinom mit<br />
der Potenz der Metastasierung umwandelt,<br />
ist grundsätzlich eine flächendeckende<br />
Therapie anzustreben.<br />
Zur direkten Behandlung von Keratosen<br />
eignen sich nach wie vor alteingeführte<br />
Standardmaßnahmen wie die<br />
elektrochirurgische oder kryochirurgische<br />
(flüssiger Stickstoff) Abtragung.<br />
Mit diesen Methoden kann man jedoch<br />
nur Einzelläsionen, wenn auch mehrere<br />
in einer Sitzung, behandeln. Handelt es<br />
sich um großflächige Hautveränderun-<br />
Abbildung 7<br />
gen im Sinne der „field cancerisation“<br />
(Abb. 8), so braucht man jedoch zusätzlich<br />
eine flächendeckende Therapie.<br />
Dazu stehen heute moderne Wirkstoffe<br />
wie Diclofenac 3% Gel (Solaraze ® )<br />
und/oder Imiquimod (Aldara ® ) zur Verfügung.<br />
(Diese haben die alte 5-FU Salbe<br />
verdrängt.)<br />
Diclofenac 3% Gel: Diese Therapie<br />
zielt auf die Hemmung der Cyclo-Oxygenase-Enzyme<br />
(COX-2), was zu einer<br />
Induktion der Apoptose, des program-<br />
Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom<br />
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„Gratulation, es ist<br />
Asperger“ – mit diesen<br />
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Abbildung 8<br />
Typisches Basaliom (Nasenwurzel links), daneben<br />
flache pigm. Verruca seborrhoica.<br />
mierten Zelltodes, führt. Die Therapie<br />
dauert bei täglicher Anwendung etwa<br />
drei Monate und führt während der Therapie<br />
zu einer leichten Aufrauung der<br />
Haut.<br />
Imiquimod: Dies ist eine immunmodulierende<br />
Substanz, die zu einer Aktivierung<br />
der Toll-Like-Rezeptoren in der<br />
Haut führt. Damit kommt es zu einer<br />
starken Anregung der „Innate-Immunity“<br />
(der angeborenen Immunität) mit<br />
Aktivierung von dentritischen Zellen,<br />
zytotoxischen T-Zellen, proinflammatorischen<br />
Zytokinen. Die Anwendung der<br />
Creme z.B. 3 x/Woche über vier Wochen<br />
(es gibt verschiedene Empfehlungen)<br />
führt über eine massive Entzündung im<br />
Bereich der AK letztlich zu deren Abstoßung.<br />
Die Haut wird antientzündlich/pflegerisch<br />
nachbehandelt, es resultieren<br />
oft ausgezeichnete Erfolge.<br />
Auch bei Transplantationspatienten<br />
wurde diese Substanz erfolgreich und<br />
ohne nachteilige Wirkung angewandt.<br />
Bei Läsionen, die primär knotig wachsen,<br />
oder bei solchen, die bereits starke<br />
Hyperkeratosen bilden und/oder die unter<br />
Umständen bereits ein Rezidiv einer<br />
früheren Behandlung darstellen, ist die<br />
Excision und die histologische Untersuchung<br />
das Mittel der Wahl.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
MR Dr. Wilhelm Brenner<br />
Facharzt für Dermatologie<br />
und Venerologie<br />
Margaretenstraße 72, A-1050 Wien<br />
Tel.: 01/586 61 61, Fax: 01/586 83 72<br />
w.brenner@eunet.at<br />
seite 40 DER MEDIZINER 5/<strong>2008</strong>
Ein Einblick in die moderne Vermögensverwaltung<br />
vor dem aktuellen Hintergrund der Weltmärkte<br />
Die Anforderung<br />
Portfolio-Management vollzieht sich<br />
heute mehr denn je im Spannungsfeld zwischen<br />
Tradition und Innovation. Einerseits<br />
gilt es,in der Vermögensberatung und -verwaltung<br />
den Anlegerbedürfnissen nach<br />
Kontinuität und Sicherheit zu entsprechen.<br />
Auf der anderen Seite besteht für uns die<br />
Herausforderung, neue Anlageklassen<br />
und Strategien zu erschließen und mit einem<br />
professionellen Investmentprozess<br />
hervorragende Ergebnisse zu erarbeiten.<br />
Portfolio-Management ist aber nicht<br />
nur die Bündelung einzelner Produkte in<br />
der Vermögensverwaltung. Unser Denken<br />
und Handeln ist darauf ausgerichtet,<br />
Ihre persönlichen Anforderungen und<br />
Ziele durch maßgeschneiderte Lösungen<br />
umfassend zu erfüllen. Solche Lösungsvorschläge<br />
werden nicht einfach<br />
gefunden, sondern müssen systematisch<br />
erarbeitet und entwickelt werden.<br />
Portfolio-Management ist ein kontinuierlicher,<br />
dynamischer Prozess. Dieser<br />
wird gesteuert durch Ihre aktuellen Bedürfnisse<br />
und Erweiterungen sowie Veränderungen<br />
in Ihrer persönlichen Situation.<br />
Gleichzeitig müssen die Einflüsse<br />
aus Wirtschaft und Politik angemessen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Innovative Finanzinstrumente und<br />
Anlagenkonzepte werden permanent<br />
entwickelt und optimiert, um Chancen<br />
besser zu nutzen und Risiken zu begrenzen.<br />
Die Unberechenbarkeit der Märkte<br />
macht jedoch effektives Vermögensmanagement<br />
zu einer immer komplexeren<br />
Aufgabe.<br />
Zur Marktentwicklung<br />
Vor allem die derzeit vorherrschende<br />
Situation an den Weltbörsen stellt den<br />
Portfolio-Manager vor schwierige Aufgaben.<br />
Kurzfristige Aussicht: Grundsätzlich<br />
wird das „Timing“ des Marktes – d.h. das<br />
Herausfiltern des richtigen Einstiegszeitpunktes<br />
in die mit höheren Ertragschancen<br />
ausgestatteten Aktienmärkte – in hohem<br />
Maße über das kurzfristige Geschick<br />
des Portfoliostrategen entscheiden.<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
Langfristige Aussicht: Hier werden eher<br />
die Qualität der Produktauswahl, eine<br />
durchdachte Anlagestrategie und ein hohes<br />
Marktwissen entscheidend sein.<br />
Eine aktuelle Schätzung (Stand 7.5.<strong>2008</strong>)<br />
Nachdem die meisten durch die Subprime-Krise<br />
ausgelösten Probleme der<br />
Banken auf dem Tisch sind, getrauen sich<br />
immer mehr Anleger, an die Börsen zurückzukehren.<br />
Obwohl die Finanzprobleme<br />
noch präsent sind, haben sie jedoch<br />
deutlich an Schrecken verloren. Diese<br />
Tatsache dokumentiert sich auch durch<br />
die deutlichen Index-Anstiege der letzten<br />
sechseinhalb Wochen.<br />
Während bei Gold wohl ein Ende der<br />
Rally und damit eine Konsolidierungsphase<br />
auf höherem Niveau zu bemerken<br />
ist, stürmt Erdöl von einem zum nächsten<br />
Hoch und erreicht eben (Stand 8.5.<strong>2008</strong>)<br />
die Marke von USD 123,– ! Hier die Entwicklung<br />
der beiden gefragten Materialien<br />
im Chart.<br />
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So bleibt nun abzuwarten, ob sich<br />
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der positive Trend von einer breiten Basis<br />
von Aktienwerten weitergetragen<br />
wird! Wir kaufen bereits selektiv zu und<br />
nutzen diesen Trend.<br />
seite 41
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kontraindiziert oder weniger geeignet sind. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Imiquimod oder einen der sonstigen Bestandteile. Pharmakodynamische Eigenschaften:<br />
Pharmakotherapeutische Gruppe: topische Chemotherapeutika, antivirale Mittel, ATC-Code: D06BB10. Pharmazeutischer Unternehmer: Meda AB, Box 906, 17009 Solna,<br />
Schweden. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben über Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />
Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />
www.meda.at<br />
Antibiophilus ® Kapseln, Antibiophilus ® Beutel: Zusammensetzung: 1 Kapsel zu 250 mg bzw. 1 Beutel zu 1,5 g enthält lebensfähige Keime von Lactobacillus casei, var. rhamnosus mit einer Mindestkeimzahl von<br />
1.109 pro Gramm; Anwendungsgebiete: Durchfälle unterschiedlicher Genese, insbesondere auch Behandlung von durch Antibiotika-Therapie oder durch Strahlenbehandlung bedingten Durchfällen; Gegenanzeigen:<br />
Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile; Schwangerschaft und Stillzeit: Antibiophilus kann auch während der Schwangerschaft und Stillzeit gegeben werden; Hilfsstoffe: Kapseln und Beutel: Kartoffelstärke,<br />
Lactose, Maltodextrine; Kapseln: Natriumthiosulfat, Natriumglutamat, Magnesiumstearat, Gelatine, Titandioxid E-171; Zulassungsinhaber: Germania Pharmazeutika GesmbH, A-1150 Wien, Schuselkagasse<br />
8; Abgabe: Rezeptfrei, apothekenpflichtig; ATC Code: A07FA01; Weitere Angaben zu Warnhinweisen, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen können der veröffentlichten Fachinformation entnommen werden.<br />
Calcitonin „Novartis“ 100 IE - Nasalspray. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Ein Sprühstoß enthält 100 I.E. Lachs-Calcitonin, synthetisch. Anwendungsgebiete: Behandlung der gesicherten<br />
postmenopausalen Osteoporose zur Risikoreduktion von vertebralen Frakturen. Eine Reduktion von Hüftfrakturen wurde nicht nachgewiesen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Calcitonin oder gegenüber einem<br />
der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels. Calcitonin ist außerdem bei Patienten mit Hypokalzämie kontraindiziert. Hilfsstoffe: Benzalkoniumchlorid, Natriumchlorid, gereinigtes Wasser. Zulassungsinhaber:<br />
Novartis Pharma GmbH, Wien. ABGABE: Rp, apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antagonist des Parathormons („Antiparathormon“) ATC-Code H05 BA 01 (Lachs-Calcitonin). Weitere Informationen<br />
zu den Abschnitten Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten<br />
Fachinformationen. IND „Second Line Therapie bei manifester Osteoporose“. NOVARTIS Pharma GmbH, Brunner Straße 59, 1235 Wien, Telefon: 01/866-57-0, Fax: 01/866-57-576, www.novartispharma.at<br />
Hydrosan-Tabletten. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Tablette enthält: 25 mg Chlortalidon. Hilfsstoffe: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Kartoffelstärke,<br />
hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat. Anwendungsgebiete: Essentielle oder renale Hypertonie, sofern die Kreatinin-Clearance über 30 ml/min beträgt. Zur Monotherapie oder in Kombination mit<br />
anderen Antihypertensiva. Chronische Herzinsuffizienz leichten bis mittleren Grades (Beschwerdestadien II und III), sofern die Kreatinin-Clearance über 30 ml/min beträgt. Zur Kurzzeitbehandlung von Ödemen spezifischen<br />
Ursprungs. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Chlortalidon und andere Sulfonamidderivate. Anurie, schwere Nieren- und Leberinsuffizienz. Therapieresistente Hypokaliämie, Hyponatriämie und Hyperkalzämie.<br />
Symptomatische Hyperurikämie (Gicht oder Uratsteine in der Anamnese). Hypertonie während der Schwangerschaft. Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min. Zustände mit erhöhtem Kaliumverlust, z.B. renales<br />
Salzverlustsyndrom und prärenale (kardiogene) Störung der Nierenfunktion. Schwere Zerebral- und Koronarsklerose. Schwangerschaft und Stillzeit: Die Anwendung von Hydrosan in anderen Indikationen (z.B.<br />
Herzkrankheit) sollte in der Schwangerschaft unterbleiben, es sei denn, es gibt keine Alternative, die mehr Sicherheit bietet. Da Chlortalidon in die Muttermilch übertritt, sollten stillende Mütter sicherheitshalber auf<br />
seine Anwendung verzichten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Diuretika, Thiazide und Thiazid-Analoge. ATC-Code: CO3BA04. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgröße:<br />
PVC-Aluminium-Blisterpackung mit 30 Tabletten. Name oder Firma und Adresse des pharmazeutischen Unternehmers: WABOSAN Arzneimittelvertriebs GmbH, Anton Anderer Platz 6/1, A-1210 Wien.<br />
Stand der Information: 20.01.2005. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Nyzoc ® 20 mg Filmtabletten, Nyzoc ® 40 mg Filmtabletten. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: 20 mg/40 mg-Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 20 mg (40 mg) Simvastatin. Anwendungsgebiete:<br />
Hypercholesterinämie Behandlung einer primären oder gemischten Dyslipidämie in Kombination mit diätetischen Maßnahmen, wenn das Ansprechen auf diätetische und andere nicht pharmakologische Maßnahmen<br />
(z.B. körperliches Training und Gewichtsreduktion) nicht ausreichend ist. Behandlung einer homozygoten familiären Hypercholesterinämie in Kombination mit diätetischen Maßnahmen oder anderen lipidsenkenden<br />
Behandlungsmethoden (z.B. LDL Apherese) oder falls diese Behandlungsmethoden nicht angewendet werden können. Kardiovaskuläre Prävention Zur Senkung kardiovaskulärer Mortalität und Morbidität bei Patienten<br />
mit manifester atherosklerotischer Herzerkrankung oder Diabetes mellitus, deren Cholesterinwerte normal oder erhöht sind und in Verbindung mit der Korrektur anderer Risikofaktoren und kardioprotektiver<br />
Therapie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Simvastatin oder andere Bestandteile. Akute Lebererkrankung oder ungeklärte anhaltend erhöhte Serumtransaminasenwerte. Schwangerschaft und Stillzeit.<br />
Gleichzeitige Anwendung von potenten CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Itraconazol, Ketoconazol, HIV-Protease-Inhibitoren, Erythromycin, Clarithromycin, Telithromycin und Nefazodon). Pharmakotherapeutische Gruppe:<br />
HMG-CoA Reduktasehemmer, ATC-Code: C10AA01. Sonstige Bestandteile Tablettenkern: Lactose wasserfrei, mikrokristalline Cellulose, prägelatinierte Maisstärke, Butylhydroxyanisol, Magnesiumstearat, Talkum.<br />
Tablettenfilm: Hydroxypropylzellulose, Hypromellose, Titandioxid (E 171). Pharmazeutischer Unternehmer: Nycomed Austria GmbH, 4020 Linz. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig.<br />
Informationen zu Besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
XEFO ® Rapid 8 mg-Filmtabletten. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): 1 Filmtablette enthält 8 mg Lornoxicam. Anwendungsgebiete: Kurzzeitbehandlung von akuten<br />
Schmerzen. Gegenanzeigen: Lornoxicam darf nicht bei den folgenden Patientengruppen angewendet werden: Patienten, die allergisch sind gegenüber Lornoxicam oder einen Bestandteil des Präparates, Patienten,<br />
die an Überempfindlichkeitsreaktionen (Symptome wie Asthma, Rhinitis, Angioödem oder Urtikaria) auf andere nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR), inklusive Acetylsalicylsäure, litten, Patienten mit gastrointestinalen<br />
Blutungen, zerebrovaskulären Blutungen oder anderen Blutungsstörungen, Patienten mit akuten Magen- oder Duodenalulzera oder rezidivierenden Magen- oder Duodenalulzera in der Anamnese, Patienten mit<br />
schwerer Einschränkung der Leberfunktion, Patienten mit schwerer Einschränkung der Nierenfunktion (Serumkreatinin > 700 µmol/l), Patienten mit schwerer Thrombozytopenie, Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz,<br />
älteren Patienten (über 65 Jahre) mit einem Körpergewicht unter 50 kg im Zuge einer akuten Operation, Schwangerschaft oder Stillperiode, Patienten unter 18 Jahren, da keine klinische Erfahrung vorliegt. Pharmakodynamische<br />
Eigenschaften: ATC-Code: M01AC05, Pharmakotherapeutische Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika. Hilfsstoffe: Kern: Calciumstearat, Hydroxypropylcellulose, Natriumhydrogencarbonat,<br />
niedrig substituierte Hydroxypropylcellulose, mikrokristalline Cellulose, Calciumhydrogenphosphat wasserfrei; Filmschicht: Propylenglycol, Talk, Titandioxid E 171, Hypromellose. Name oder Firma<br />
und Anschrift des Pharmazeutischen Unternehmers: Nycomed Austria GmbH, St. Peter Straße 25, A-4020 Linz. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen<br />
und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Zur Behandlung des leichten bis mittleren Bluthochdrucks. Kurz-Fachinformation Bezeichnung: ZANIDIP ® 10 mg-Filmtabletten Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Eine<br />
Filmtablette enthält 10 mg Lercanidipinhydrochlorid, entsprechend 9,4 mg Lercanidipin. Anwendungsgebiete: Zanidip ® ist angezeigt zur Behandlung leichter bis mittelschwerer essentieller Hypertonie. Gegenanzeigen:<br />
• Überempfindlichkeit gegen denarzneilich wirksamen Bestandteil Lercanidipin, gegen jegliche Dihydropyridine oder einen der Hilfsstoffe des Arzneimittels • Schwangerschaft und Stillzeit • Frauen im gebärfähigen<br />
Alter, sofern keinewirksame Verhütung erfolgt • Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstraktes • Unbehandelte Stauungsinsuffizienz • Instabile Angina pectoris • Schwere Nieren- oder Leberfunktionsstörungen<br />
• Innerhalb eines Monats nach einem Myokardinfarkt • Gleichzeitige Verabreichung von: - starken CYP3A4-Inhibitoren,- Cyclosporin,- Grapefruitsaft. Hilfsstoffe: Tablettenkern: Lactosemonohydrat, mikrokristalline<br />
Cellulose, Natriumstärkeglykolat, Povidon K30, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose, Talk, Titandioxid (E171), Macrogol 6000, Eisendioxid (E172). Name oder Firma und Anschrift des<br />
pharmazeutischen Unternehmers: KWIZDA PHARMA GmbH, 1160 Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig Wirkstoffgruppe: Calciumantagonist Die Informationen zu den Abschnitten<br />
Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information:1/2006. (1) Literatur: P. A. Meredith,Exp. Opin. Invest<br />
Drugs 1999,8/7: pp. 1043-1062. G. Leonetti et al.,AJH 2002 15/11: pp. 932-940. • Behandlungsergebnisse bei Hypertonie in klinischen Prüfungenmit Lercanidipin 10 mg nach 4 Wochen: Responder 527/780 = 67,7%,normalisiert<br />
433/780 = 55,5%. Zanchetti,A.,Clinical Expert Report: Registration File: 1996. M. Dalla Vestra et al.,Diab. Nutr.Metab. 17: 259-266,2004. C. Borghi,M. G. Prandin,A. Dormi,E. Ambrosioni,Blood Pressure 12<br />
(Suppl. 1),2003,pp: 14–21<br />
5/<strong>2008</strong> DER MEDIZINER<br />
seite 43
©2007 Bayer HealthCare LLC. All rights reserved. Bayer, the Bayer cross,<br />
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