34 HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN EtAppENSiEGE HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN 35 Forschung ist die größte Hoffnung im Kampf gegen Krebs. Sie erfordert viel Geduld, Hartnäckigkeit und einen langen finanziellen Atem. In der Krebsforschung ist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> in Deutschland der wichtigste private Förderer.
36 HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN 37 Mit kleinen Schritten zum Erfolg Die Entdeckung der „X-Strahlen“ durch Wilhelm Conrad Röntgen im Jahr 1895 war bahnbrechend. Solche Sieben-Meilen-Schritte bringen die Menschheit ein großes Stück voran, doch sie sind und bleiben eher die Ausnahme. „Nach allem, was wir heute wissen und was kompetente Wissenschaftler aus aller Welt immer wieder betonen, werden wir in der Krebsforschung wohl kaum dem Wunder begegnen. Mit aller Nüchternheit muss man sehen, dass nur viele kleine Schritte in ihrer Summierung über die Zeit Fortschritte bewirken“, betonte der heutige Ehrenpräsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, Dr. Helmut Geiger, schon Anfang der 1980-er Jahre. Neben öffentlichen Forschungsgeldern sind Drittmittel von privaten Förderorganisationen notwendiger denn je. Im Bereich der Krebsforschung sind die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> und ihre Tochterorganisation, die Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung, in Deutschland die wichtigsten privaten, gemeinnützigen Institutionen, die auch sehr umfangreiche und langfristige Projekte fördern – und zwar ohne jede staatliche Unterstützung. Die Förderung der Krebsforschung ist eines der Kernanliegen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> – fast die Hälfte ihrer Spendeneinnahmen fließt in Forschungsprojekte. Anträge auf Forschungsförderung bear beitet und prüft der Fachausschuss ‘Klinische Forschung / klinik- nahe Grundlagenforschung’ der gemeinnützigen Organi sation. Projekte haben nur dann eine Chance auf Unterstützung, wenn ein Nutzen für den Patienten möglich oder abzusehen ist. Welche Erfolge hat die Krebsforschung aufzuweisen? Die Überlebenschancen krebskranker Menschen sind in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Hodentumoren bei Männern und Leukämien im Kindesalter, um nur zwei Beispiele zu nennen, sind heute kein Todesurteil mehr. Der Krebsforschung ist es zu verdanken, dass diese beiden Erkrankungen in bis zu 95 beziehungsweise 80 Prozent der Fälle heilbar sind. Auch bei Brust- und Darmkrebs sind die Heilungschancen heute viel größer als früher. Viele Krebskrankheiten können mittlerweile als chronische Erkrankung angesehen und behandelt werden. Diese Erfolge sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> sich für die so genannte translationale Forschung stark macht, also für die rasche Überführung wissenschaftlicher Ergebnisse von der Laborbank in den klinischen Alltag. Dank der enormen Erkenntnisgewinne, die die Krebsforschung in Deutschland in den vergangenen Jahren verzeichnen konnte, verstehen die Wissenschaftler die wesentlichen Ursachen und Entstehungswege von Krebserkrankungen zunehmend besser. Aber die Heilungschancen von Krebs-Patienten lassen sich nur weiter erhöhen, wenn dieses Wissen möglichst rasch in die klinische Versorgung krebskranker Menschen Eingang findet. Rund 2.500 Forschungsprojekte hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> seit ihrer Gründung unterstützt. Ein Teil dieser Projekte wurde von ihr auch selbst initiiert, denn die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> reagiert nicht nur auf Anträge, sondern schreibt auch Projektvorhaben aus, um innovative Forschung themenspezifisch gebündelt zu fördern und dabei gegebenfalls unterschiedliche Fachdisziplinen zusammenzuführen. Zielgerichtete Krebs-therapie Die Krebsforschung ist stets bestrebt, neue wirkungsvolle Therapien gegen Krebs zu entwickeln und eta blierte Behandlungsansätze zu optimieren. So konnten durch wissenschaftliche Erkenntnisse in der Molekularbiologie und Genetik bereits einige spezifische Medikamente entwickelt werden, die zielgerichtet die entarteten Zellen angreifen und deren Vermehrung hemmen. Auf diese Weise lassen sich Nebenwirkungen reduzieren und die Effekte der Therapie erhöhen. Krebsforschung – mit kleinen Schritten zum Erfolg. Diese so genannte „Targeted Therapy“ steckt noch in den Anfängen, aber für ausgewählte Fälle zeichnen sich schon Erfolge ab. Bei Brustkrebs beispielsweise wird die „Targeted Therapy“ unter bestimmten Voraussetzungen bereits angewandt: Der Antikörper Trastuzumab (Handelsname: Herceptin) beispielsweise hemmt direkt das Wachstum besonders aggressiver Brustkrebszellen. In Zukunft werden Tumorerkrankungen sehr wahrscheinlich entsprechend den molekularen Strukturen der bösartigen Zellen wesentlich individueller und mit genau auf den einzelnen Patienten abgestimmten Therapien behandelt werden können. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> fördert zahlreiche Forschungsprojekte, um die „Targeted Therapy“ weiter voranzubringen. Selbstmord der Krebszellen Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk der Natur, das viele Schäden und Defekte selbst reparieren kann. So verfügt es auch über ein kompliziertes System, das kranke, alte oder nutzlose Zellen in den Selbstmord treibt. In Krebszellen sind die dafür zuständigen Gene jedoch verändert oder die entsprechenden Signalwege gestört, so dass dieser als „Apoptose“ bezeichnete Vorgang nicht mehr funktioniert. Die Folge: Die bösartig veränderten Zellen teilen sich ungehindert weiter. Im Rahmen des von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> geförderten Schwerpunkt-Programms „Apoptosedefizienz“ haben zahlreiche Wissenschaftler die Mechanismen weiter entschlüsselt, warum der programmierte Zelltod bei Krebs nicht mehr ausgelöst wird. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> hat dieses Forschungsprogramm mit insgesamt 15,7 Millionen Euro unter stützt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind eine wesentliche Voraussetzung, um neue therapeutische Strategien gegen Krebs zu entwickeln. immuntherapien gegen Krebs Es klingt einfach und genial: Das körpereigene Abwehrsystem wird gezielt stimuliert und vernichtet dann selbstständig Tumorzellen. Zu diesem Thema werden derzeit zahlreiche Forschungsprojekte und Studien durchgeführt. Die auf dem Gebiet der tumorimmunologischen Forschung tätigen Wissenschaftler hoffen, dass die immunologische Krebs-Therapie in einigen Jahren neben Operation, Chemo- und Strahlentherapie als vierte Säule der Krebsbekämpfung etabliert sein wird. Mit der Förderung zahlreicher Projekte, welche die Mechanismen der immunologischen Tumorabwehr erforschen, trägt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> in hohem Maße zur Weiterentwicklung der Immuntherapie bei. So unterstützt sie beispielsweise eine Forschergruppe, die eine Impfstrategie gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt – eine Krebsart, bei der die Heilungschancen nach wie vor sehr schlecht sind.