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Hörgerichtete Frühförderung hoch- gradig hörgeschädigter ... - Sonos

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8.2 Ergebnisse der Intensivuntersuchung<br />

Die Intensivuntersuchung wurde als qualitative Einzelfallanalyse bei 10 Kindern aus drei Frühförderstellen<br />

durchgeführt. Es fanden u. a. zu mehreren Zeitpunkten Interviews mit Eltern statt. Dabei<br />

ergaben sich folgende Resultate:<br />

� Erstverdacht: Bei den Familien, in denen von der Familiengeschichte her kein besonderer<br />

Anlaß zur Beobachtung des Kindes gegeben war, wurde der erste Verdacht auf einen Hörschaden<br />

zwischen dem zweiten und dem sechsten Lebensmonat geschöpft. Bis die Erstdiagnose<br />

gestellt wurde, vergingen zwischen drei und sechs Monate. Der Grund hierfür lag<br />

sowohl in der Unsicherheit der Eltern hinsichtlich der Reaktionen ihres Kindes als auch in<br />

der elterlichen Neigung, die Möglichkeit einer Behinderung zu verdrängen. Die Verhaltensbeobachtung<br />

der sehr jungen Kinder durch die Eltern ergab oft mehrdeutige Ergebnisse.<br />

� Sprachlicher Umgang: Bis auf eine Familie hatten sich alle Eltern für eine lautsprachliche<br />

Erziehung entschieden und wollten für ihr Kind keine gebärdensprachliche Erziehung. Sie<br />

begründeten diese Entscheidung damit, daß das Kind es später einfacher haben sollte, sich<br />

in die Gesellschaft zu integrieren. Vier Familien verwendeten in der sprachlichen Kommunikation<br />

nach einiger Zeit jedoch eine sehr ausgeprägte Gestik und Privatgebärden.<br />

Beim zweiten Interview zeigte sich, daß nur die Familien, deren Kinder ein Cochlea-<br />

Implantat trugen, den sprachlichen Umgang mit dem Kind als problemlos einschätzten. In<br />

den Familien, deren Kinder zu diesem Zeitpunkt noch Hörgeräte trugen, gab es Verständigungsprobleme.<br />

� Ausländische Familien: In den drei ausländischen Familien bestand hinsichtlich der<br />

sprachlichen Förderung eine besondere Situation. Die <strong>Frühförderung</strong> und auch die institutionelle<br />

Erziehung (Kindergarten u.ä.) fand in Deutsch statt, während im Elternhaus die jeweilige<br />

Muttersprache gesprochen wurde.<br />

� Bedeutung der <strong>Frühförderung</strong> für die Eltern: Zu Beginn der Untersuchung empfanden<br />

alle Eltern - bis auf eine ausländische Mutter - die <strong>Frühförderung</strong> als ausgesprochen positiv<br />

für sich. Die Eltern sahen darin eine Hilfe für sich und ihr Kind. In diesem Sinne war für sie<br />

die Beratung in der <strong>Frühförderung</strong> von großer Bedeutung.<br />

Es wurde deutlich, daß die meisten Eltern sich zwar als die Hauptverantwortlichen für die<br />

Förderung ihres Kindes betrachteten.<br />

Die <strong>Frühförderung</strong> wurde aber als eine Unterstützung gesehen, die Rat, Anleitung und Motivation<br />

beinhaltete. Wichtig war auch die Entlastung, die die Eltern in der Frühfördereinheit<br />

durch den Umgang der Professionellen mit ihrem Kind und deren Beurteilung der kindlichen<br />

Entwicklung erhielten. Der Umgang der Frühförderin mit dem Kind wurde als eine Möglichkeit<br />

des Lernens am Modell begrüßt.<br />

� Kritik an der <strong>Frühförderung</strong>: Auf organisatorisch-administrativer Ebene wurden in den verschiedenen<br />

Interviews von den befragten Eltern jedoch auch Kritikpunkte formuliert:<br />

- Einige Eltern fanden, daß die <strong>Frühförderung</strong> häufiger, regelmäßiger und länger stattfinden<br />

sollte.<br />

- Einige hätten sich auch einen unmittelbaren Beginn der <strong>Frühförderung</strong> im Anschluß<br />

an die Erstdiagnose gewünscht.<br />

- Vermißt wurde auch, daß manche Frühförderstellen keine regelmäßige Wechselgruppe<br />

anbieten. Dadurch fehlt ein intensiver Austausch mit den Professionellen und auch<br />

der Kontakt zu Eltern anderer <strong>hörgeschädigter</strong> Kinder.<br />

Zur inhaltlichen Arbeit der <strong>Frühförderung</strong> wurde seitens der Eltern kritisch bemerkt:<br />

- Die <strong>Frühförderung</strong> sei häufig eine Übungssituation am Tisch, es finde kaum einmal ein<br />

spielerischer Umgang mit dem Kind statt.<br />

- Das Kind werde durch die ständigen Fragen der Frühförderin unter Druck gesetzt.<br />

- Die <strong>Frühförderung</strong> schlage ie Verwendung von lautsprachbegleitenden Gebärden vor.<br />

- Die <strong>Frühförderung</strong> verfolge kein Förderkonzept mit dem Kind. Sie überlasse die Aktivitäten<br />

mit dem Kind der Mutter und führe nur Elterngespräche.<br />

- Das Kind habe in der Frühfördersituation eine zu passive Rolle. Es könne zu wenig<br />

sprachliche Eigeninitiative entwickeln.<br />

- Es erfolge keine ausreichende Unterstützung bei der Entscheidung für ein CI durch<br />

die <strong>Frühförderung</strong>.<br />

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