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Hörgerichtete Frühförderung hoch- gradig hörgeschädigter ... - Sonos

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9. Diskussion<br />

Strukturelle Merkmale:<br />

� Von den ermittelten 71 Einrichtungen, die in der <strong>Frühförderung</strong> der BRD aktiv sind, orientieren<br />

sich 73,2% an den allgemeinen Prinzipien einer hörgerichteten <strong>Frühförderung</strong>. Das<br />

heißt, mehr als 7 von 10 <strong>hoch</strong><strong>gradig</strong> hörgeschädigte Kleinkinder in der BRD zumindest von<br />

der grundsätzlichen Intention her hörgerichtet gefördert.<br />

Diese Zahlen zeigen, daß offenbar ein sehr großes Interesse an den Möglichkeiten einer<br />

hörgerichteten <strong>Frühförderung</strong> besteht. Die Ergebnisse sind vor allem insofern bemerkenswert,<br />

als sie der gesellschaftspolitischen Diskussion dieser Tage, die sich einseitig mit der<br />

Gebärdensprache befaßt, diametral entgegenstehen. Es scheint vielmehr der Mehrheit der<br />

beteiligten Eltern und Professionellen in erster Linie um eine Förderung <strong>hörgeschädigter</strong><br />

Kleinkinder zu gehen, in der der Entwicklung der Hörfähigkeit und dem Lautspracherwerb<br />

eine sehr hohe Bedeutung zukommen. Der Anteil derer, die einen anderen Weg gehen bzw.<br />

gehen wollen, ist relativ klein.<br />

� 34,4% aller <strong>hörgeschädigter</strong> Kinder in der <strong>Frühförderung</strong> der BRD weisen einen mittleren<br />

Hörverlust von 90 dB oder mehr auf. Für diese Kinder muß zunächst angenommen werden,<br />

daß der Lautspracherwerb auf der Basis des Hörens wesentlich erschwert ist. Alle anderen,<br />

also ca. zwei Drittel aller hörgeschädigten Kinder können leichter die Lautsprache erwerben.<br />

Auch dieses Ergebnis ist bemerkenswert, da zur Zeit in der aktuellen bildungspolitischen<br />

Diskussion der Einsatz von Gebärden in der <strong>Frühförderung</strong> ausgiebig erörtert wird. Aufgrund<br />

der gefundenen Daten kann jedoch davon ausgegangen werden, daß die überwiegende<br />

Mehrheit der hörgeschädigten Kinder ihre Hörfähigkeiten für den Lautspracherwerb nutzen<br />

können.<br />

System der frühen Intervention:<br />

Nach Auswertung der Daten zu organisatorischen Fragen von der Früherkennung bis zur <strong>Frühförderung</strong><br />

bleibt festzustellen, daß wichtige Grundvoraussetzungen für eine bestmögliche hörgerichtete<br />

Förderung - bis auf wenige Ausnahmen - nach wie vor bundesweit nicht erfüllt sind:<br />

� Die Früherkennung und die frühe Diagnostik erfolgen noch immer viel zu spät. Das Problem<br />

der Früherfassung ist nicht durch die Eltern lösbar, es liegt im Verantwortungsbereich der<br />

Medizin.<br />

Früherkennung und Frühdiagnostik sollten am besten in Form eines Neugeborenen-<br />

Screening erfolgen.<br />

� Die im Anschluß daran verzögert stattfindende apparative Versorgung und der häufig unnötig<br />

hinausgeschobene Beginn der pädagogische Betreuung kosten wertvolle Zeit im frühen<br />

Kindesalter, die zur Förderung genutzt werden könnte und müßte.<br />

Beim heutigen technisch-medizinischen Standard ist nicht mehr nachzuvollziehen, warum<br />

die Hörgeräteanpassung länger als 4 Wochen dauern muß. Die apparative Frühversorgung<br />

und die <strong>Frühförderung</strong> sollten umgehend nach der Erstdiagnose gleichzeitig beginnen.<br />

� Bereits auf organisatorischer Ebene gibt es eine Vielzahl von Unzulänglichkeiten, die eine<br />

kontinuierliche <strong>Frühförderung</strong> verhindern. Wenn der <strong>Frühförderung</strong> die Bedeutung zukommt,<br />

die ihr in Fachkreisen und in der Literatur zugemessen wird, muß dringend dafür gesorgt<br />

werden, daß das Frühförderangebot auch entsprechend umgesetzt werden kann.<br />

Durch geeignete administrative Maßnahmen könnte die zeitlich-formale Effizienz der <strong>Frühförderung</strong><br />

erhöht werden.<br />

� Durch das System der zusätzlichen Rehabilitationsmaßnahmen wird bei Kindern mit einem<br />

CI auf regelmäßige Förderung deutlich mehr Wert gelegt als bei Kindern mit Hörgeräten.<br />

Es gibt keinen Grund dafür, warum solche zusätzlichen Fördermaßnahmen den Kindern mit<br />

Hörgeräten weiterhin vorenthalten bleiben sollten.<br />

Apparative Versorgung im Wandel:<br />

Mit dem CI stehen wir gegenwärtig mitten in einem Entwicklungsprozeß, der die Chancen für den<br />

Hör- und Lautspracherwerb deutlich positiv beeinflussen kann. Die technische Verbesserungen auf<br />

dem Hörgerätesektor in den vergangen Jahren haben bereits eine deutliche Veränderung in den<br />

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