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Hörgerichtete Frühförderung hoch- gradig hörgeschädigter ... - Sonos

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10. Fazit und Ausblick<br />

40 Jahre nach dem offiziellen Beginn einer <strong>Frühförderung</strong> für hörgeschädigte Kinder in Deutschland<br />

kann nunmehr zum ersten Mal eine wissenschaftliche Studie zur hörgerichteten Förderung<br />

vorgelegt werden, die sich auf das gesamte Bundesgebiet bezieht.<br />

Im Ergebnis wird deutlich, daß das damalige Ziel der <strong>Frühförderung</strong> heute immer noch Gültigkeit<br />

hat. Es geht darum, durch eine möglichst frühe Erkennung und Erfassung von Hörschäden und der<br />

anschließenden technischen Versorgung mit Hörhilfen die betroffenen Kinder in die Lage zu versetzen,<br />

mit Hilfe der damit erreichten Hörfähigkeit und einem entsprechenden pädagogischen Förderangebot<br />

die Lautsprache zu erwerben und ihre gesamten Fähigkeiten so gut wie irgend möglich<br />

zu entfalten.<br />

Die Untersuchung konnte zum einen aufzeigen, wie überaus positiv die Entwicklung für einen Teil<br />

der betroffenen hörgeschädigten Kinder gegenwärtig ist.<br />

� Durch Maßnahmen der hörgerichteten Förderung kann es heute gelingen, Kinder, die noch<br />

vor einigen Jahren als gehörlos bezeichnet werden mußten, in die Lage zu versetzen, eine<br />

Hör- und Sprachentwicklung zu vollziehen, die der hörender Kinder sehr nahe kommt. Etwas,<br />

was sicherlich zu Beginn der <strong>Frühförderung</strong> in der Vergangenheit nicht abzusehen war.<br />

In diesem Sinne muß Gehörlosigkeit oder <strong>hoch</strong><strong>gradig</strong>e Schwerhörigkeit nicht mehr wie früher<br />

bedeuten, daß ein Lautspracherwerb durch Hören für den größten Teil der betroffenen<br />

Kinder nicht möglich ist. Die Gegenwart zeigt, daß das Gegenteil der Fall ist.<br />

� Mit der hörgerichteten Förderung gelingt es immer mehr, die natürlichen Entwicklungsbedingungen<br />

des hörgeschädigten Kindes zu nutzen.<br />

� In diesem Zusammenhang ist sicherlich die große Bedeutung der Eltern im Förderprozeß<br />

der Kinder hervorzuheben. Hier hat die <strong>Frühförderung</strong> in den letzten Jahren einen deutlichen<br />

Bewußtseinswandel vollzogen. In ihrem Verständnis ist es nicht mehr die Maßnahme der<br />

professionellen Förderung alleine, die die Hör- und Sprachentwicklung initiieren, sondern die<br />

Eltern werden als Partner verstanden, die durch entsprechende professionelle Unterstützung<br />

den wesentlichsten Beitrag in der Förderung ihres Kindes leisten.<br />

� Die veränderte pädagogische Zugehensweise wurde auch durch die bewußte Aufnahme von<br />

Aspekten möglich, die aus dem natürlichen Spracherwerb hörender Kinder bekannt sind. Die<br />

hörgerichtete Förderung löst damit die traditionell angewandten Verfahren des systematischen<br />

Sprachaufbaus ab. Diese haben in der <strong>Frühförderung</strong> völlig ihre Existenzberechtigung<br />

verloren.<br />

Die wissenschaftliche Analyse der Gegenwart macht aber gleichzeitig deutlich, in wie vielen Bereichen<br />

es noch dringend Handlungsbedarf gibt. So sind einige Probleme der Vergangenheit heute<br />

noch nach wie vor aktuell:<br />

� Das Problem der Früherkennung und Früherfassung ist immer noch nicht gelöst.<br />

� Alle hörgeschädigten Kinder werden zur Zeit zwar mit technischen Hörhilfen versorgt. Die<br />

Qualität der Versorgung ist immer noch nicht zufriedenstellend. Hier werden die vorhandenen<br />

wissenschaftlichen Kenntnisse nur bedingt konkret zum Wohle des Kindes umgesetzt.<br />

� Es gibt keine institutionalisierte Ausbildung für Frühförderer. Die pädagogische Qualifikation<br />

des Personals in der <strong>Frühförderung</strong> beruht auf dem persönlichen, berufsbegleitenden Weiterbildungsengagement<br />

einerseits und zufälliger Fortbildungsangebote andererseits.<br />

� In der Folge kommen Aspekte einer hörgerichteten Förderung teilweise nur sehr eingeschränkt<br />

in der Praxis zum Tragen.<br />

� Wir verfügen zwar über ein flächendeckendes Frühfördernetz. Die Häufigkeit und Dauer der<br />

<strong>Frühförderung</strong> ist in der Praxis in Deutschland noch sehr unterschiedlich.<br />

Neue Probleme sind hinzugekommen: Die Zahl der Kinder aus Familien, die nicht Deutsch als Muttersprache<br />

sprechen, und die Anzahl der Kinder mit Zusatzbehinderungen nimmt anteilig zu. Außerdem<br />

hat sich die Situation in den Familien in den letzten Jahren deutlich verändert. Es gibt immer<br />

mehr alleinerziehende und berufstätige Mütter.<br />

Auf der anderen Seite haben sich aber auch neue Möglichkeiten ergeben: So gibt es heute kostengünstige<br />

und effektive Verfahren zur Durchführung der Früherkennung von Hörschädigungen.<br />

Die digitale Hörgerätetechnik erlaubt eine deutlich bessere Versorgung mit Hörgeräten. Das Cochlea-Implantat<br />

stellt nahezu eine Revolution auf dem Gebiet der hörtechnischen Versorgung dar.<br />

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