und Bundesbrüder! - Mainfranken zu Bamberg
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turanalyse <strong>und</strong> Kulturvermittlung“ - Studiengänge designt, die ratlos lassen, wo<strong>zu</strong> sie qualifizie-<br />
ren sollen. Eine Reihe der Wochenzeitung „Die Zeit“ hat dies mit ironischen Vorschlägen auf die<br />
Spitze getrieben. So schlug kein Geringerer als der Humorist Loriot den Studiengang „Relatio-<br />
nistik“ vor, der für Beziehungsarbeit (an Beziehungskisten aller Art) Kompetenz vermitteln<br />
könnte. Ein weiterer Vorschlag – <strong>zu</strong>r Karikatur überspitzt – war der Master of Decision Making,<br />
der Metaqualifikationen vermitteln könnte für alle Lebenslagen (<strong>und</strong> -lügen) einschließlich der<br />
Fähigkeit, sich Tag für Tag „studienbegleitend“ da<strong>zu</strong> <strong>zu</strong> motivieren, sich diesem Studium <strong>zu</strong><br />
unterziehen.<br />
Alles in allem ist der zehnte Geburtstag von Bologna nicht in Festtagsstimmung begangen wor-<br />
den, sondern war von großer Kritik sowohl von Studierenden als auch von Professoren orchest-<br />
riert. So wurde ein „Bologna-Schwarzbuch“ vorgelegt 1 . Die Politik hat schlicht die Zielmarke<br />
für die Umset<strong>zu</strong>ng um zehn Jahre von 2010 auf 2020 hinausgeschoben. B<strong>und</strong>esbildungsministe-<br />
rin Schavan hat dennoch die Parole ausgegeben, Bologna (<strong>und</strong> seine Krise) als Chance <strong>zu</strong> begrei-<br />
fen. Und in der Tat: Die EU ist ein riesiger Hochschulraum (ca. 4.000 Hochschulen mit ca.<br />
100.000 Studienangeboten), der in Konkurrenz mit den USA, China <strong>und</strong> anderen steht. Und in<br />
manchen EU-Ländern, in denen statt Humboldtscher Tradition die Universität bis dato noch<br />
Paukschule ist, bringen die EU-Standards zweifellos neue Qualitätsanforderungen.<br />
Resümee der Festredners: Bologna ist im Ganzen weder <strong>zu</strong> bejubeln noch <strong>zu</strong> verteufeln: Weder<br />
sollte das Zeitalter vor Bologna mit den alten Diplom- <strong>und</strong> Magisterabschlüssen <strong>zu</strong>r heilen<br />
Hochschulwelt verklärt, noch sollten die Einheitsabschlüsse neuer Art in Bausch <strong>und</strong> Bogen als<br />
Desaster abgekanzelt werden. Was aber jedenfalls nottut, ist der Übergang von einer Struktur- <strong>zu</strong><br />
einer Qualitätsdebatte. Diese muss die Qualität der Lehre umfassen <strong>und</strong> sich den praktischen<br />
Problemen <strong>zu</strong>wenden. Ideologisiert wurde lange genug.<br />
Thematik <strong>und</strong> Niveau dieser Festrede inspirierten auch <strong>zu</strong> gehaltvollen Grußworten aus der<br />
hochkarätigen Festcorona.<br />
So zog der B<strong>und</strong>estagsabgeordnete Thomas Silberhorn Vergleiche zwischen den Prinzipien des<br />
KV <strong>und</strong> der politischen Wirklichkeit: Der amicitia korrespondiere der Gedanke der fraternité; die<br />
scientia stehe in Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong>r Bildungspolitik, müsse aber auch der Irrationalität der Politik Rech-<br />
nung tragen; die religio gemahne nicht <strong>zu</strong>letzt da<strong>zu</strong>, gegen die weltweite Christenverfolgung<br />
an<strong>zu</strong>gehen <strong>und</strong> endlich wieder „katholischer <strong>zu</strong> werden“.<br />
1 Christian Scholz/Volker Stein, 2009<br />
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