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.... Der Prozess um das Werk des Galileo Galilei - G/Geschichte

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In den folgenden Jahren gingen drei Anzeigen beim Heiligen Offizi<strong>um</strong> ein, die letzte von 1616führte schließlich zu einem Dekret. Im Beratungsgremi<strong>um</strong> waren nur Theologen und Philosophenvertreten und keine Naturwissenschaftler. Nach damaliger Sicht stand die Theologie über allenanderen Wissenschaften. Sie stellten fest, <strong>das</strong>s die Aussagen „Die Sonne steht im Mittelpunkt derWelt und bewegt sich nicht“ sowie „Die Erde ist weder <strong>das</strong> Zentr<strong>um</strong> der Welt noch unbeweglich,sondern bewegt sich und dreht sich <strong>um</strong> sich selbst“ als „d<strong>um</strong>m und absurd“ zu bezeichnen seien.Zudem wurde die kopernikanische Lehre als „formal häretisch“ bezeichnet. Es gab jedoch keinedirekte Erwähnung <strong>Galilei</strong>s noch seines <strong>Werk</strong>es. Auch war dies nicht die offizielle Meinung derKirche, sondern ihrer Berater.Kardinal Bellarmin mahnte <strong>Galilei</strong> nochmals eindringlich, <strong>das</strong>s er seine Überzeugungen alsHypothese darzulegen habe, da sonst ernste Konsequenzen drohen würden. Die in derÖffentlichkeit entstandenen Gerüchte, <strong>das</strong>s <strong>Galilei</strong> vor der Inquisition abschwören musste,widerlegte Bellarmin mit einer schriftlichen Stellungnahme. Auch Papst Paul V. war noch immervon der Integrität und Leistung <strong>des</strong> Forschers überzeugt und empfing ihn freundlich in einerPrivataudienz, nur wenige Tage nach dem Dekret.<strong>Galilei</strong> arbeitete in der Folge weiter an der Entwicklung einer neuen Physik, hielt jedoch in seinenmit sehr spitzer Feder geschriebenen Briefen an der Lehre <strong>des</strong> Kopernikus fest und leugnete diesenur formal. Ende 1629 lag <strong>das</strong> Manuskript für den sogenannten „Dialog“ vor, an dem er über 20Jahre lang gearbeitet hat. Inhaltlich war es eindeutig eine Rechtfertigung <strong>des</strong> kopernikanischenWeltbil<strong>des</strong> und eine Widerlegung der aristotelischen Lehre. Die literarische Form <strong>des</strong> Dialogs warein zeitgemäßer Trick, <strong>um</strong> eigene Meinungen wiedergeben zu können. Um die Druckerlaubnis zubekommen, schmeichelte er dem neuen Papst Urban VIII. und ging auch auf <strong>des</strong>senÄnderungswunsch <strong>des</strong> Titels ein.<strong>Der</strong> für die Imprimatur, die Druckerlaubnis, zuständige Hoftheologe Riccardi war ein alter Freund<strong>Galilei</strong>s. Er hatte wohl als einziger <strong>das</strong> <strong>Werk</strong> vollständig gelesen und erkannte die Brisanz einerVeröffentlichung. Formal hielt sich der Autor an die Regeln <strong>des</strong> Dekrets von 1616,augenscheinlich verteidigte er jedoch weiterhin die untersagte und auf dem Index stehende Lehre<strong>des</strong> Kopernikus. Riccardi spielte auf Zeit, z<strong>um</strong>al der Druck wegen der Pest und <strong>des</strong> Versterbens<strong>des</strong> Mitherausgebers nach Florenz verlegt wurde. Im Februar 1632 war <strong>das</strong> <strong>Werk</strong> endlich fertiggedruckt und fand sehr schnell Verbreitung in weiten Teilen Europas.<strong>Der</strong> Papst fühlte sich vom Erscheinen <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es allerdings vor den Kopf gestoßen, von allengetäuscht und hintergangen. Es ist gut möglich, <strong>das</strong>s er durch die alten Gegner <strong>Galilei</strong>s auf denwahren Inhalt <strong>des</strong> Buches hingewiesen worden ist. Urbans Reaktion war heftig: <strong>Galilei</strong> habe sichals Laie in theologische Fragen eingemischt, den Heiligen Vater getäuscht, dem HoftheologenRiccardi die Imprimatur abgenötigt und die Änderungswünsche <strong>des</strong> Papstes seien nicht wievereinbart gedruckt worden. Er fühlte sich persönlich in höchstem Maße enttäuscht und verletzt.Urban VIII. war davon überzeugt, <strong>das</strong>s der menschliche Verstand nicht in der Lage sei, diegöttliche Schöpfung zu verstehen. Zudem war die allgemeine Lage <strong>des</strong> kirchlichen Oberhaupts zudieser Zeit schwierig: er sah sich persönlichen Verle<strong>um</strong>dungen ausgesetzt, der DreißigjährigeKrieg tobte und die Gläubigen in Frankreich machten ihm Probleme. Er fühlte sich dahergezwungen, hart durchzugreifen, <strong>um</strong> höheren Schaden von der Kirche abzuwenden. <strong>Der</strong> Fallwurde zunächst einer Untersuchungskommission übergeben, welche zwar nur sein <strong>Werk</strong> (undnicht seine Person!) untersuchen sollte, ihm aber nicht wohlgesonnen war.Kurz darauf tauchten vermeintliche <strong>Prozess</strong>akten von 1616 auf, welche inhaltlich weder denspäteren Aussagen <strong>Galilei</strong>s noch dem Brief <strong>des</strong> Bellarmin entsprachen und auch wegen ihresäußeren Aufbaus berechtigte Zweifel an ihrer Echtheit nähren. Nach diesen Akten sei es <strong>Galilei</strong>

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